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Sächsische Volkszeitung : 09.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192301099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19230109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19230109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-09
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.01.1923
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Nr. 8. Seite 2 Dienstag den 9. Januar IVA Fragen höchster Sittlichkeit! Von Paul Hetzlein, Schirgiswalde Sind die bodenresormerischen Fragen wirklich Fragen der höchsten Sittlichkeit? Der bekannte Kölner Ober bürgermeister Adenauer, der Präsident des Staatsrate» in Preußen — der Präsident auch des Deutschen Katholikentages in München 1922 — hat diese Frage auf dem ersten rheiwschcn Heimjtältenlag am 11. März 1921 bejaht. Mit Recht beiaht. und mit demselben Recht dazugesügt: Es nützt Ihnen alles nichts was Sie sonst machen, im Schulwesen. mit Kultur — mit dem Wort wird ,a solch furchtbarer Mißbrauch getrieben —, die ganze Volks kunst, Volksbildung, alle» das nutzt Ihnen nicht», wenn sie nicht das Uebel a» der Wurzel fassen." Ja, die Frage des Bodens ist eine Frage höchster Sittlichkeit — ist es auch heute noch und ist es heute erst recht, wenn auch die Lösung dieser Frage im besiegten Deutschland, in unserem am Boden liegenden Vaterland schwieriger denn je geworden ist. Se t einem Menschcnalter hat sich Adolf Damaschke für die Lösung dieser Frage eingesetzt. Er ist bekämpft worden, oft mit Mitteln, die durchaus nicht als einwandfrei angcsproche» wer den können. Seine Ideen sind ost totgeschwiegen worden. Vor allem hat man den Anschein erweckt, als ob der solide Hausbesitz durch d e bodenresorlnerische» Ideen Damaschkes in feiner Existenz bedroht sei. Davon kann aber gar keine Rede sein. Nicht den Hausbesitz will Damaschke treffen, sondern die Bodenspekulation, die Terrainspekulation, die in den letzten Jahrzehnten einen so unheilvollen Einfluß bis zun, heutigen Tage in Deutschland erlangt hat. Im Artike' 125 der NeichKvcrsassnng wird die Bodenreform und 8ie Heimstätten, frage als Grundrecht des deutschen Volkes ausgestellt. Dieser Artikel 155 der Neichsvcrsassung bedeutete einen großen Erfolg. Die Zukunst muß die Auswirkung des Artikels 155 brin gen. Zum Studium dieser Frage ist — auch für den Laien — das Buch geeignet, das Adolf Damaschke schon vor vielen Jahren über die Geinemdepolitik herausgegeben hat und das jetzt in zehn, ter durelgcarbeiteter Auflage (34. bis 40. Tausend) unter dem Titel „Aufgaben der Gern eindepolitik" bei Gustav Fischer in Jena erschienen ist. Das vorzügliche Buch wird den hei'iigen Zeitvcrhältnisscn vollständig gerecht und sollte in keiner Bibbothek fehlen, wenigstens nicht in der Bibliothek derjenigen, )ie sich mit Staats- und Gemeindefragen beschäftigen. Da? Buch beschäftigt sich vor allem mit der Grundrente. Die Schwierigkeit der Frage soll keinesfalls verneint werden. Aber >aS Buch bringt den deutlichen Nachweis, daß die Behandlung der Frage vor allein auch im Interesse des soliden Hausbesitzer liegt. Damaschke ist der Ansicht, daß die Besteuerung der Grundrente unmittelbar und mittelbar Segen stiftet. Er gibt reichhaltiges Material für die Begründung seiner Auffassung: „Der Boden einer Gemarkung liegt offen zutage; ihn kann niemaud verbergen oder verschleppen. Tie Rente, die er gibt, ohne jede Kapitals- und ArbeitSaufwendnng de; Besitzer?, die Reute, die harmonisch mit der Vermehrung der Bevölke rung und deshalb mit den Bedürf.iissen der Gemeinde steigt, ist euie Quelle, aus der man schöpfen kann, ohne die Arbeit erschweren und die Lebenshaltung herabdrückcn zu müssen. Eiiie richtige Nuwciidung der Bodenrcformsteuern wird zugleich ein mächtiges Mittel sein, um ;eden Mißbrauch mit dem Bode» zu verhüten; sie wird in Gemeinden — in Verbin dung mit einer verständigen Bauordnung, einer weitschau- ende» Bodenerwerbspolitik — am ehesten gestatten, die dr ite große Forderung unserer Zeit zu erfüllen: gesicherte Heimstätten für jede deutsche Familie zu ermöglichen, die in einer Gemeinde leben und arbeiten will. Die Gemeinden, mit den besten Steuerverhältnissen und besten H e i m st n t t e n b e d i ng u n g e n, in dem die zahlr ichcn Besitzer in möglichst weitem Umfange sich selbst versorgen, dwse Gemeinden werde» die Grundlagen eines Neuaufbaues bilde», auf der unser Volk Wwdcr zu neuer Höhe emporwachsen kann," Das Bach Damaschkes behandelt daher vor allem die Fra gen der rechten Besteuerung des Bodens, des Boden- crwcrbs und der V o d e n b e n uh » ng. Damaschke hat voll ständig recht, wem, er erklärt, daß es innerhalb der Gemeinde am schwersten ist, der Sache der sozialen Gerechtigkeit z» dienen, weil cS sich doch in de» Gemeinden meist uni die unmi!lesbarst"» wirischafilichcn Interessen der Einzelnen handelt. Damaschke redet auch nicht de», Radikalismus das Wort, er sagt vielmehr: „ttebcrall wird mit historisch Gewordenem zu rechne» sei». Jede organische Reform kann sich nur Schritt für Schritt vollziehen. Aber auch der kleinste Schritt vorwärts ist nicht möglich, wenn man sich nicht über das Wohin? vorher ganz klar geword^i ist." Damaschke weist auch erneut darauf hin welch unglückliche Nolle 1918 der Stantssekretär Helfferich in der Frage der Kriegerheimstätte» gespielt hat, wie infolge sei ner Haltung nichts geschah. Von besonderem Interesse ist das Kapitel, in dem er die Erfahrungen schildert, die in Oberschlesi-n beim AbstimmnngSkampfe in der Frage des Bodenrechtes ge macht worden sind. Die Perle des Sckwarzwaldes Roman von Cd. Wagner (Nachdruck verboten.) (33. Fortsetzung.) Au diestr Verölung nahmen teil der alte Marquis, der in zwischen vollständig wiederherzeitellt war, Lord Glenham und Mal- dred Erosion, sowie ein Geheimpolizist, den Lord Glenham für seine Angelegenheit gewonnen hatte. Derselbe berichtete zunächst über seine Reisen, die er zur Verfolgung vcr'chiedener solcher Spuren unternommen hatte, und fügte dem Bericht hinzu: „Von einem Freunde habe ich soeben gehört, daß in Paris sehr zurückgezogen eine junge Dame lebt, auf welche die Beschrei bung von Miß Momberg paßt! Ich will darum morgen früh noch Paris anfbreche», um dieser neuen Fährte nachzuspüren." „Finden Sie sie und Sie sollen belohnt werden, daß Sie zufrieden sein könnenl" rief Lord St. Leonards lebhaft. „Dieses Geheimnis bringt mich noch förmlich von SinnenI Das arm« junge Mädchen! Wenn ich an alle Möglichkeiten des Schicksals de>tle, das sie betroffen haben kann, so bin ich nicht mehr in»» stande, ruhig zu sein!" Lord Glenham stand auf und durchschritt in heftigster Un ruhe das Zimmer. „Daß wir hier so ohnmächtig zur Untätigkeit verurteilt sein müssen, während sie sich vielleicht in Todesgefahr befindet!" ries er verzweifelnd, „v, wo nur mag sie sein — was kann ihr begegnet sein? Ich kann eS nicht glauben, daß sie tot ist, — und doch, wo sollte sie sich aushalte», da sie nicht zu finden ist?" „Ich werde sie in Paris finden," sagte der Polizist zuver sichtlich, sich erhebend. „Hier sind drei Spuren, welche ich ver- folgen ivollte. Sie können sich mit denselben beschäftigen, sollte 'ich meine Anwesenheit in die Länge ziehen." Und er reichte dem Grafen mehrere Bogen Papier und entfernte sich. Am anderen Morgen reiste er nach Paris, während ncr Marquis, der Graf, Crafton und Barker den anderen Spuren nachgingen, die jener ihnen an die Hand gegeben hatte. Allein, alles erwies sich wieder als erfolglos. Der Polizist kam zurück und berichtete, baß das jung« Mäd chen, welches er in Paris ausgesucht hatte, die Tochter eines Londoner Arztes sei, welch« dort Unterricht im Malen nähme. Aber sei» Mut wankte dennoch nicht; er hatte einige neue Ideen »nd ging auf Grund derselben mit den besten Hoffnungen auf Erfolg von frischem ans Werk. Die Anzeigen in den Zeitungen wurden in der verschiedensten Form fortgesetzt und ebenso das Suchen. Aber qualvoll reihte sich Tag an Tag, «in Monat nach dem anderen verstrich und März kan, und Alice war noch immer nicht gefrmden worden. ES Die »eue Auflage der .Aufgaben der Gemeindepolitik" van Adolf Damaschke ist uns in einem Augenblicke zugegangen, in dem in der Berliner Presse die Mitteilung erschien, da» Organ der Bodenreformer, die „Deutsche Warte" werde ab Ja- nuar im Verlage de» .Tag" erscheinen, nachdem schon die letzten Nummern in den Räumen der .Deutschen Allgemeinen Zeitung" hergestellt worden feien. E» könne, so heißt e» in der Notiz weiter, keinem Zweifel unterliegen, daß die .Deutsche Warte" in ihrer neuen Gestalt da» bisherige Bodenreformprogramm nicht mehr verfechten wird. Treffend versieht die .Germania" diese Notiz mit dem Stichwort: »Der Friedhof der Presse — Ernte für Stinne».' Der Uebergang der .Deutschen Warte" in den StinneSkonzern ist ein neuer Triumph des Ka pitalismus al» weltanschauunySmäßige Wrrt. schaft» form. So wie wir Herrn Dr. Damaschke kennen, find wir davon überzeugt, daß er sich selbst durch diesen schweren Schlag nicht beugen lasten wird. Trotz StinneS wird sich auch in dieser Hinsicht da» Gute mit der Zeit Bahn brechen. Immerhin ist der Vorgang für unsere Zeitverhältnisse symptomatisch. Die Ideen Damaschkes, vor allem sein Kampf gegen die Terra insp.ckn- lation, verdienen vor allem auch deshalb unsere Unterstützung, weil gerade jetzt der douische Boden durch ausländisches Kapital mehr denn je bedroht ist. Dos einzige TageSorgan für diese Ideen verschwindet von der Bildfläche, geht in den Besitz einer Richtung über, die im „Tag" seit langen Jahren Damaschkes Ideen planmäßig bekämpft hat. Wie wenig staatsbürgerliches Verständnis in weiten Kreisen unseres Volkes vorhanden war und noch ist, beweist ja die Tatsache, daß Tausende und Aber- ^ tausende solide deutsche Hausbesitzer sich dem .Schuhverband für deutschen Grundbesitz" angeschlossen und damit in Wirklichkeit sich vor den Wagen der Terrainspekulation haben spannen lassen. Ans dem erwähnten rheinischen Heimstättentag hat der frühere Oberbürgermeister von Posen, Geheim rat Dr. Wilmv, erklärt, wenn die Ansiedlungspolitik in der Ostmark ans den, Boden der Bodenreform gestellt worden wäre, hätten wir die großen scbwicrigcn Kämpfe politischer Art mit den Polen nicht in dem Sinne gehabt, wie wir sie haben aukfechten wüsten. Hier darf eingeschaltet werden, daß durch die preußische Enteig nungspolitik keine Bodenpolitik getrieben werden sollte, sondern politisches AnSnabmerecht geschaffen wurde. Wilms sagte wei ter: „Und wir hätten eine Siedlung im Osten gehabt, so stark »nd so breit, daß wir anS dem Osten nicht herauSgcworfen wären Solche SiedlunqSpolitik hätte uns die Ostprovinzen, diese großen Nährquellen unseres denischcn Vaterlandes, vollständig erobern lassen, nicht nur kulturell und in der Oberschicht, sondern auch in der landbearbeitenden Unterschicht, >mid eS wäre heute noch dent» schcS Land." Der frühere Oberbürgermeister der Hauptstadt der Ostmark schloß seine Ausführungen mit den Worten: „Mögen ReichSregiernng und Landesregierung und Ge- meindeverwaltling uns recht bald die Möglichkeit geben, d'e neuen und doch auch alten, durch Jahrhunderte bewährten For derungen der Bodenreform in die Praris nmznsetzen, die allein eS ermöglichen, daß unser deutsches Volk wieder erstarke, d,ß unser deutsches Vaterland wieder groß wird an innerer Kraft durch die Zufriedenheit seiner Bedölkernngl" In diesem Sinne empfehlen wir das Buch Damaschkes der größten Beachtung und der eifrigsten Benutzung. Denn die darin behandelten Fragen können tatsächlich als Fragen höchster Sittlichkeit bezeichnet werden. M W W iln NM» Elitile jll ktimlk» Wc»? In der Pädagogischen Warte würdigt Schulrat K. O. Beetz-Gotha in seinem Aufsätze: „Irrungen und Wirrungen" außer der Flcißncrschen Feiertagsverordnung auch den sattsam bekannte» Radikalismus großer Teile der L ei pziger Lehrer schaft eines kritischen Seitenblickes. Er gibt dafür zwei sehr lehrreiche Kostproben: „Eine eigenartige Einheitsschule wäre es auch, mit der ei» Leipziger Lehrerrat Deutschland beglücke» möckste. Dort, au einer Leipziger Schule, hatte ein Lehrer nach Durch nahme des Gedichtes „Das Bächlein" den Kindern eine Nachschrift etwa folgenden Inhalts aufgegeben: Der Knabe sprach zuin Bächlein: „Wo kommst du her?" Das Bächlein sagte: „Ich komme tief unten aus der Erde, munter springe ich über Moos und bunte Steine. Schau nur einmal in meinen Spiegel, da siehst du dein Gesicht, den schönen blauen Himmel und die liebe Sonne." Der Knabe fragte weiter: „Ja, Bächlein, wo willst du denn hin?" „Das weiß ich noch nicht, darüber mache ich mir keine Sorgen, der liebe Gott wird mein Führer sei»." Das erregte das Mißfallen des Lehrerrates. Der Kollege wurde vorgeladen und erfuhr folgende Zurechtweisung: 1. Die Behandlung des Stoffes sei unzulässig, da sie gegen die Reichs verfassung verstoße. (I) S. Das Gedicht bezw. der Aufsatz sei kinderfremd, da der Lauf des Bächleins nicht von Gott, sondern durch die Fallgesetze bestimmt würde. 3. Es liege hierin eine religiöse Beeinflussung derjenigen Kinder der Klasse, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, und eine Intoleranz gegen anders denkende Kinder und deren Eltern. Dem Lehrer wurde nahegelegt, war schließlich ein ganzes Heer von Geheimpolizisten mit der Sache betraut worden. In allen Ländern des Kontinents wur den die sorgfältigsten Nachforichiingen angestellt, aber alles ver gebens, — die Vermißte war und blieb verschwunden. Lord Glenham fühlte sich wie vernichtet. Die Erfolglosig keit aller Nachforschungen drückte ihn zu Boden. Irgendwo mußte die Verschwundene doch sein! Warum war sie nicht auf zufinden? „O, Alice, Alice, wo bist du?" rief der junge Graf imnier und immer wieder in Tönen des höchsten Schmerzes. „Lebst du oder bist du tot — tot in aller deiner Schönheit und Lieblichkeit? Nein, nein, — ich will, ich kann es nicht glauben! Du lebst — du lebst, aber wo — wo bist du? Und was trennt uns? Was hält dich fern von allen, die dich lieben, — was hält dich fern von mir, dem du doch ein und alles bist? O, wo — wo nur soll ich dich suchen? Wo weilst du — wo weilst du? Werde ich dich wiederftnden — werde ich dich jemals wiederttnden? Und wie dann — o, allbarmhcrziger Gott! — wie tzann — wie dann?" 21. Kapitel An der Nordwest-Küste von Schottland, in einer Region gänzlicher Wildnis, über welcher beständig ein Hauch tiefer Ver einsamung schwebt, ragt ein kahler Bergvorsprung hinaus in die schäumende See, Black-Rock genannt. Zu einer Höhe von mehreren hundert Fuß erhebt sich die steile, vielfach zerklüftete Felswand, stets von zahllosen Wildenten und Seemöven umschwirrt. Black-Rock ist weit entfernt von jeder inenschlichen Wohn stätte; die nächsten Fischerhän'er oder Schäferhütlen sind erst i» einer Entfernung von viele» Metten anzntvcffe». Die gefähr lichen Gebirgspfade, welche nach Black-Nock führen, machen diese Gegend zur Einöde. Aber ungeachtet dessen thronte auf dem Gipfel von Black- Rock ein langes, massiv gebautes Haus, von einer dichte» Nadel holzung umgeben, welche nur den hochragenden Turm, den das Haus trug, sehen ließ. Das altersgraue Haus von Black-Rock hatte eine tragische Geschichte. In alten Zeiten wohnte in seinen Mauern ein« mächtig« Familie, welche jedoch einmal bis auf nur noch zwei Brüder ausstarb, die sich zu ihrem Unglück beide in ein und dasselbe Mädchen verliebten. DaS schuf eine weite Kluft zwischen ihnen. Trotzig kehrte der eine von ihnen nach Black-Rock zurück und als der andere, dem sie ihr Jawort gegeben, sein junges Weib auf die Burg seiner Väter führen wollte, empfing der zuvor Heimgekehrte das junge Paar auf der Schtvelle von Black-Nock und stieß dem Bruder das Schwert in die Brust, worauf er sich selbst über den steilen Felsabhang stürzte und in der Tiefe zer schellte. " derartige Stoffe aus dem Unterricht auszuscheiden. Er er- klärte sich nicht damit einverstanden und brachte die Sache vor die Lehrerkonserenz, die sich in ihrer Mehrheit dem Lehrerrate anschloß. Dieselbe Leipziger Lehrerschaft hat bei Herausgabe des Leipziger Lehrbuches (Lebensbuches?) alles ihr Anstößige be seitigt und beispielsweise aus der Erzählung „Erinnerungen eines Schmiedegesellen" in folgendem Abschnitt den ringe.lammer eu und gesperrt gedruckten Satz gestrichen: „Ich war nicht umsonst In der Welt; ein paar hundert Mark habe ich mir gespart. Ich habe aber auch die Welt ge sehen, da wo sie schön und da wo sie böse ist (und was das Beste ist, ich hatte meinen Gott gesunden), und da» ist mir die liebste Erinnerung und bleibt eS." Die Leipziger Lehrerschaft hat die Genugtuung, baß ihre Saat, in eine hoffnungsvolle Jugend gejät, aufgeht und üppig wuchert. DaS trat in Suhl gelegentlich der 1. Konferenz der kommunistischen Kinder Deutschlands deutlich in Erscheinung. Von den Verhandlungen über die Schulsrage wird folgendes be richtet: Endlos ist die Zahl der Jungen und Mädel, die mit ilren Erlebnissen nnfwarten und die ihre KampseSmethoden schil dern. Der deutsch Schulmeister stand vor einein Gericht, wie er es noch nicht erlebt hatte. Vernichtend war das Ur teil. . . . Rheinische Jungen traten für die weltliche Schule ei», deren wahren Charakter ein Neuköllner in drastischem Berlinisch kennzeichnet. Er fordert zur Zerreißung der naiio- nalistiscben Lehrstücke in den Lebrbüchern auf. Ein anderer: Zerbrecht die Prügelstöckel Wählt Schülecrälel Verweigert, „Deutschland über alles" zu singenI Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen. Den von Otto Ernst entdeckten „wild gewordenen Pädagogen" mußte mit Naturnotivendigkeit eine toilgewordene Schuljugend folgen." (Heft 24, S. 923.) — Die Proben, die Schittrtit Beetz aus dem radtlitten Lei zig mittelst, zeigen, trotz der scheinbaren Geringfügigkeit des Gegen standes, um den es sich handelt, mit atter Deutlichkeit, wie es «in- mal in der „neutralen" weltlichen Schule zugehen wird. Jede Heranziehung auch nur des Namens Gottes ist hier schon Todsünde und bringt de» Uebeltäter, der solches wagt, vor das hochnotpeinliche Halsgericht des Lehrerrates, der daraus einen Verstoß gegen die Reichsverfassung konstruiert, bestehend in einer unzulässigen religiösen Beeinflussung der religionslos zu er ziehenden Kinder. Ter greise Wilhelm Wundt schloß ein mal seine letzte Kant-Borle ung vor der Weihnachtsfeier dainit, daß er seinen Zuhörern sagte: „Nach den Weihnachtsserien werde ich, so Gott will, die Vorlesungen am 7. Jannar wieder be ginnen." Wenn der Altmeister der deutschen Philosophie unter der Oberaufsicht eines Leipziger Lehrerrates gestanden hätte, dürste dieser dem großen Gekehrten vermutlich eröffnet haben, daß er damit einen Akt brutaler Intoleranz gegen Andersdenkende unter den Studenten begangen und daß er sich künftig solcher verfassungswidrigen religiö'en Beeinflussung zu enthalten bitte. Bet den Werken uitterer Literatur besorgt man die Reinignng von allem, was noch einen religiösen Anklang hat, kurzerhand selbst, unbekümmert darum, daß ritt solches Beschneiden, Ver stümmeln und Fälsche» des Tertes einfach ein literarisches Verbrechen ist. Hier werden die Radikalen noch viel zu „säubern" zu „entgöttlichen" haben: denn das „gemeinsame natio nale Kulturgut", das die religionslose Schule der Jugend ver- Mitteln will, ist von religiös-christlichen Bestandleilen so durch ctzt, daß man Mühe haben wird, das deutsche Kulturgut in Ge'chichte und Sage, Lied und Dichtung, Volksbrauch und Kunst von die'em gefährlichen Zusatz, der oft genug noch MeenSlern und eigentlicher Hauptinhalt ist, zu befreien. Die'e ängstliche Scheu vor jedem religiösen Hauch enthüllt die ganze innere Haltlosigkit der Situa tion der weltlichen Schule. Sie darf von dem, was den einen das Höchste und Heiligste ist, nicht reden, weil eben dadurch Anders denkende in ihren Gefühlen verletzt werden können. Das reli giöse Kulturgut, dem die Pädagogik aller Zeiten die höchste er ziehende Kraft zukchreibt, hat hier keinen Platz, weil eS von einem Teile der Schüler abge'ehnt wird. Diele Schule hat kein einheit liches Fundament und kein für alle geltendes gemeinsames Ziel der Erziehung. Die „Neutralität", zu der sie genötigt wird, verbietet ihr jeden tieferen Gedanken. Jede Frage nach dem letzten Grunde der Dinge muß sie, wenn sie wirklich neutral sein will, unterdrücken. Sie entbehrt jeder klare», eindcniige:'. Grund haltung in den großen Fragen nach dem Sinn und Wert des Lebens. Diese grundlatzlo'e Einstellung wird ihr jedoch auf die Dauer g anz unmöglich sein. Sobald aber eine nwttcnttchniliche Stellungnahme sich hervorwagt, mutz sie fürchten, von die'er oder jener Seite einer unduldsamen Haltung bezichtigt zu werden, wie die von Schulrat Beetz mitgeteilten Leipziger Beispiele beweisen. So ist die Stellung der weltlichen Schule ganz unhaltbar: auf der e inen Sette sieht sie sich zu einer für die Erziehung durch aus unbrauchbaren, unklar verschwommenen „neutralen" Hrtttung genötigt, auf der ander en führt jedes HerauStrcten in Welt- anschauungSfragen, jedes Bekenntnis des Lehrers, das sich niemals Seitdem stand das Haus verlassen und gemieden. Es hieß, baß es in dein alten Hanse umginge und in den Fischerdörfern erzählte man sich an den langen Winterabenden mit ängstlichem Geflüster die Geschichte der letzten Cathairs. Kein menschlicher Fuß betrat mehr den entweihten Boden von Black-Rock. Fischer aber, welche auf ihren Zügen in die Nähe des Felsen kainen, erzählten, daß sie in finsteren Nächten die Fenster des alteil Turmes von gespenstischen Lichtern erlench'et gesehen hätten, und behaupteten, daß die Geister der Vrittwr niemals Ruhe finden würden, solange von dem Hanse ein Stein auf dem anderen bleibe. Es war an demselben Tage, einem stürmischen Apriltags, als in London die Detektivs dem Grasen Glenham ihre endliche Neberzeugnng von dem Tode Alice Rombcrgs aussprachen. Den Schornsteinen des Hau'eS von Black-Rock entstieg ein schwacher Ranch. An einem der schmctten Fenster im 3. Stock des Turmes stand ein Mädchen, welches auf die hochgehenden Wogen des Meeres und in die wirbelnden Schneeflocken hinein- sah, welche ein heftiger Wind gegen die Fensterscheiben trieb. Dieses in tiefes Sinnen versunken dastehende Mädchen war Alice Romberg. Das Zimmer, in welchem sie sich befand, war groß lind durch eine halbosfene Tür mit einem anderen von ähnlichem Umfang verbunden. Alle Fenster tu demselben hatten den Ausblick ans die See. Die niedrigen Wände waren mit uralten, aber kostba cn, gestickten Teppichen l>ehangen. Vor einem Teppichslück, in welchem eine Nadel mit rotem Wollfaden steckte, stand ein hoher Stuhl nnd daneben ein erhöhtes Tischchen mit bunter Wolle, Nadeln und anderen zur Stickerei erforderlichen Gegenständen. Alice hatte gearbeitet, bis die cinbrechende Dämmerung sie zwang, die Nadel ruhen zu lassen. Sie war monatelangi mit der Ausbesserung der kehr schadhaften Teppiche beschäftigt' gewesen und fühlte sich körperlich recht erschöpft. Ihre tief sinnigen Mienen aber verrieten eine noch weit größere geistige Abspannung. Sie hatte den ganzen Winter in diesem Hause zugebracht. Die Jacht, welche Mr. Pulford zur Ausführung seine? schurkischen Planes erworben hatte, war nach einer langen Reise längs der Westküste von England nnd Schottland in finsterer Nacht in der? kleinen Ducht von Black-Rock angekommen. Miß Romberg. Gleichen und die Portugiesin waren ans' Land gestiegen «nd hatten sich ins Haus begeben, welches sie voist einem ältlichen Ehepaar bewohnt und notdürftig eingerichtet fanden. Alice und ihre Dienerin glaubten sich zu Greyconrt in Pork« shir«, und die Bewohner dieses Hauses ließen sie in diesem! Glauben. (Fortsetzung folgtJ
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