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Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189301212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930121
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-21
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.01.1893
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Deutscher Reichstag. 25. Sitzung vom 19. Januar 1893. 1'/, Uhr. Am BundeSrathStische: von Bötticher, von Maltzahn- . Das Haus ist nur mäßig besetzt. Der Reichstag ehrt das Andenken des verstorbenen Abg. Göser (Ztr.) in üblicher Weise durch Erheben vcn den Plätze». Alsdann wird in die Tagesordnung ein- etreten: Erste Bcrathung der neuen Vörscnsteuervorlage. Staats- Hetär von M altzahn-Gültz: Wir kommen nun zum letzten der rei Gesctztentwürfe, deren Ertrag zur Deckung der Kosten der neuen Militärvorlage bestimmt ist. Demgemäß hat auch diese Vorlage nur eine rein finanzielle Bedeutung und bezweckt keine prinzipielle Aendcrung des bestehenden Gesetzes. Nachdem die Konsumenten des Bieres und des Branntweines zur Ausbringung der erforderlichen Mehrkosten vermittels der Ihnen zugcgaugcncu Gesetzentwürfe herangezogcn werden sollen, ist es nur gerechtfertigt, die Interessenten des Börsengeschäftes, die ja doch den besser situirte» Kreisen angchören, schärfer zu treffen. Bon einer übermäßigen Ncnbclastung kann hier gewiß nicht die Rede sein. Es ist auf die Sitzungen der Enquötckommission in der Presse hingewiesen worden, deren Arbeit der Aufgabe gilt, den Auswüchsen des Börsenwescns erfolgreich entgegenzutrcten. Dieser Aufgabe wird auch durch die neue Vorlage nicht vorgcgriffen, denn wir wollen uns hier gar nicht mit den inneren Verhältnissen des Börsenwesens, sondern nur mit der Frage beschäftigen, wie die Unkosten der nencn Heeresorganisation am besten zu bestreiten sind. Wir wissen nun ja allerdings, daß augenblicklich auch das Börsengeschäft unter den ungünstigen Zeitvcrhältnisscn zu leiden hat, aber die Rücksicht auf diese Börseulage kann bei der Erörterung des gegen wärtigen Gesetzentwurfes um so weniger in Betracht kommen, als die Vorlage erst in dreiviertel Jahren in Kraft treten soll. Die That- sache, daß das solide Börsengeschäft durch die neue Stcuererhöhung ebenso getroffen wird, wie die unsolide Spekulation, ist richtig und läßt sich leider nicht ändern, so lange man nicht sofort genau unter scheiden kan», was bei dem Börsengeschäft solid und was unsolid ist. Wenn behauptet wird, die Börse sei außer Stande, diese neue Steuer tu tragen, so muß ich die Richtigkeit hiervon denn doch entschieden in Abrede stellen. Unzutreffend ist auch, was über die Berechnung des Steuerertrages gesagt wird. Nach zuverlässigen Prüfungen wird fich der berechnete Ertrag auch ergeben. Die gegenwärtige Depression Wird vorübcrgchen, und dann wird man an der Börse über diese kleine Steuererhöhung überhaupt nicht weiter groß reden. Deutschland steht nicht allein, wenn sie die Börse stärker, als cs bisher geschehen, zu den allgemeinen Lasten hcranzuziehcn sucht, auch in Frankreich geht man in diesem Sinne schon vor. Einige Veränderungen im Börsengeschäft mag diese Vorlage allerdings herbciführen, aber der Berkehr wird darunter nicht leiden. Ich bitte daher um wohlwollende Prüfung der Vorlage. — Abg. Dr. Siemens (freist): Im Namen meiner politischen Freunde habe ich zu erklären, daß wir gegen die Börsensteuer stimmen werden, weil wir es für unvernünftig halten, Verkchrsabgaben in solcher Höhe zu erheben, welche noth- wendigerweise in diesen schweren Zeiten noch eine Vcrkchrseinschränk- ung wachrufcn muß. Der freie Verkehr ist ein nothwendiges Glied unserer ganzen modernen Entwickelung und jedes Vorgehen hiergegen wird von den schädlichsten Folgen naturgemäß begleitet sein. Die Produktion basirt auf dem mobilen Kapital, und dies tritt an der Börse am ausdrucksvollsten in die Erscheinung. An der Börse findet der große Ausgleich der Produktion statt, und diesen anzutasten, sollten wir uns hüten. Der steuerliche Effekt der Vorlage, wie ihn die Reichsregiernng sich vorstellt, wird nicht erreicht werden, wohl aber wird die Vorlage eine erhebliche Schwächung des immobilen Kapitals bringen. Sie können mit dieser Steuer bei uns die handelspolitische Entwickelung aufhalten, Sie befördern sic dadurch aber zu unserem Schaden zugleich in anderen Ländern. Das mobile Kapital bildet nur einen vcrhältnißmähig kleinen Bruchtheil des mobilen Kapitals einer Nation; es erscheint nur deshalb größer, weil es häufig wechselt. Aus diesem Grunde wird auch das mobile Kapital hinsichtlich einer Besteuerung niemals den Erwartungen entsprechen, die darauf gesetzt werden. Das Arbitrage-Geschäft wird durch die vorgcschlagcne Ver doppelung der Steuer total vernichtet, was große wirthschaftliche Nach theile im Gefolge haben wird. Sie mache» dadurch eine vcrhältnißmäßig kleine Zahl gcldlräftiger Leute in Berlin zu Beherrschern der Kreditvcrhält- nisse des Landes. Aber auch politische Nachtheile erwachsen daraus. Die Theorie Fürst Bismarcks, daß man mit einer Nation politisch Freund, wirthschaftlich Feind sein könne, ist unfaßbar und platt auf den Boden gefallen. Wir können in unserem Interesse nur wünschen, daß die Erhöhung der französischen Börsenstcucr zu Stande kommt, sollten uns aber hüten, den Franzosen einen solchen Gefallen zu erweisen. Wenn Sie die zahlreichen Existenzen, die im Börsengeschäft thätig find, zu Gunsten einiger Großen verwenden wolle», so schaffen wir erst recht einen Krach. Darum sage ich, die Parteien, welche dieses Gesetz bewilligen, werden sich selbst den größten Schaden thun. Abg. vr. Mehnert (kons.): Die konservative Partei ist für die Börscnsteuer eiugetrcten, um die Uebcrwuchcrung exotischer Gewächse zu beschneide», die dem Grundbesitz Luft und Licht nehmen. Diese Vorlage steht aus dem Boden des bisherigen Börscngesctzcs. Die Verdoppelung der bisherigen Steuersätze nehme» meine politischen Freunde an, indem sie davon ausgchcn, daß hierunter gewisse Arten des Börsengeschäfts nicht leiden werden. Das gilt besonders von dem Arbitragcgcschäft. In den Petitionen gegen diese Vorlage, die uns zugcgaugcn sind, thut man gerade, als stehe das Vaterland in Gefahr, weil die Börse 8 Millionen Mark mehr Steuer zahlen soll. Die Behauptung, daß schon die bisherige prozentuale Börscustcncr dem Börsengeschäft großen Abbruch gcthan hat, ist völlig hinfällig, wenn man die Ergebnisse des Börsengeschäfts in den Jahren 1885 bis 1892 in Betracht zieht. (Sehr wahr.) Die düsteren Prophe zeihungen der Petitionen gegen die Erhöhung der Börsenstcucr sind im Wesentlichen dieselben, die seiner Zeit gegen die Einführung einer Börsensteuer überhaupt erhoben wurde». Richtig ist, daß die Bankiers in den Provinzen zu Gunsten der Berliner Bankiers geschädigt worden sind. Das hat aber seinen Grund darin, daß die großen Berliner Häuser in der Provinz Filialen errichteten, und außerdem gewisse Berliner Firmen durch schwindelhafte Annoncen die Kundschaft in der Provinz kaperten. Meine Freunde werden an der Börsenstcucr fcsthaltcn und auf die immer weitere Heranziehung der Börse zu den Lasten des Reiches hinwirken, so weit dies ohne Schädigung des legitimen Geschäftes möglich ist. Gegenüber der Ucberlastnng des immobilen Kapitals muß das mobile Kapital so wie so schärfer herangezogcn werden. Die preußische Selbstcinschützung hat ergebe», in wie gewaltigem Umfange sich bisher das mobile Kapital der Besteuerung zu entziehen gewußt hat. Von der Börsen- stcuer werden die Banken fast gar nicht betroffen, da der Auftrag' gebcr die Steuer zahlen muß. Ja, große Banken haben cs ver standen, noch Nutzen ans der Stcmpclabgabc hcrauszuzichcn. Im großen Publikum habe ich noch keine Klage über die Börsenstcucr gefunden, wohl aber darüber, daß die Kunden vielfach von den Bankiers geschnitten werden. Frankreich zieht heute schon fünfmal so viel ans der Börse, wie Deutschland, ohne daß mau dort viel klagt. Meine politischen Freunde werden gern geneigt sein, diejenigen hier tolle Dinge vor. Im Prozeß Loewy ist festgestellt worden, daß ein Bankbeamter mit 1600 Mark Gehalt in wenigen Jahren einen Umsatz von 20 Millionen im Differcnzgeschäft hatte. Die bctheiligte Firma Loewy hatte daran 860,000 Mark Gewinn, die Steuer von dem Geschäft von 20 Millionen betrug nur 3000 Mark. Mindestens das Zehnfache wäre angebracht gewesen. Wie viele Existenzen werden durch das schwindelhafte Vörsenspiel vernichtet? Kann man dasselbe nicht verhindern Mangels ausreichender Unterscheidungsmerkmale, so sollte man wenigstens eine entsprechende Steuer darauf legen. Die Steuer sollte auf den Abrcchnuugstermin verlegt werden, wo festgcstellt werden kann, ob das Geschäft durch Differenzzahlung erledigt wird. Sehr wünschenswerth wäre eine Ennssions steuer für ausländische Anleihen. Welche Summen an Kapital und Zinsen hat . Deutschland nicht in exotischen Werthcn verloren? Man sagte, wenn wir die Gläubiger jener fremden Länder würden, förderten wir unseren Export; thatsächlich veranlaßt man jene Länder nur, ihre Maaren zu uns herein zu werfen. Was wir in exotischen Anleihen in der letzten Zeit verloren habe», reicht zur Deckung der Kosten der Militärvorlagc auf lange Jahre hinaus. Eine rationelle Börsensteuer würde mindestens 60 Millionen ergeben. Gewiß giebt es an der Börse noch viele sehr ehrenwerthe Männer, aber diese vermögen den Charakter der Börse nicht zu ändern, die im Volke wenig Sympathie hat, wozu vielleicht auch der Name beiträgt. Denn Börse heißt eigentlich, dem Ursprung des Wortes nach, „ab gezogenes Fell". Die Börse hat auch wiederholt wenig patriotisch gehandelt, so 1870, so neuerdings angesichts der Beziehungen zu Rußland. Die Börse sollte über ihren internationalen Verpflichtungen ihre nationalen Verpflichtungen nicht vergessen. (Beifall.) — Abg. Singer (soz.): Der ^Patriotismus gewisser grünwcißcr Kreise in Sachsen ist 1870/71 auch nicht weit her gewesen. Meine Partei stimmt gegen diese Vorlage, weil sie für ein kulturfeindliches Unternehmen, wie die Militärvorlage, keinen Groschen bewilligt. Die Börse ist ein nothwendiges Institut der heutigen Gesellschaftsordnung. Die Konser vativcn wollen mit ihrer Hetze gegen die Börse aber nur die Aust mcrksamkeit des Volkes von dem schamlosen Kornwucher der Agrarier ablcnkcn. Die Vorgänge an der Börse verurthcilen auch meine politischen Freunde aufs Schärfste, aber die Börse ist doch nur ein Spiegelbild der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung. Sachverständige der Börse finden sich auch unter den Konservativen. Herr von Kar- dorff kennt den Terminhandel in Spiritus, Herr Kunnemann den in Getreide, und das Stammhaus des Abg. von Frcge hat sich sein Vermögen im Verkehr mit den Juden auf der Leipziger Messe er worben. Den Auswüchsen der Börse wird durch die neue Steuer kein Abbruch gethan. Sie müssen den Giftbaum ausroden und das Land, auf den» er gestanden, umgrabcn. Die Agrarier spielen aber auch sehr stark an der Börse und sie fordern die Beseitigung des Terminhandels nur, um die Preise für Korn und Spiritus selbst festzusctzen. Wollen sie den Schäden des Tcrminhandels wirksam cntgegentreten, so verbieten sie das Reportgeschäft, sowie die Aus gleichung eines anf Zeit geschlossenen Geschäftes durch Zahlung der Differenz, führen sie eine Kontrole der bei den Bankiers hinterlegten Depots ein und treffen sie weitgehende organisatorische Bestimmungen, namentlich an der Berliner Börse. Sie dürfen z. B. nicht gestatten, daß dieselben Leute über die Einführung von Börsenpapieren u. s. w. entscheiden, die als Aufsichtsräthc re. selbst dabei interessirt sind. Es herrscht eine wahrhaft räuberische Ausbeutung an der Börse, aber welche Gesetze auch immer gemacht werden, der Kapitalismus wird doch ein Loch finden, durch das er schlüpfen kann. Das Geld, das mit Hilfe der Börsenstcucr der Börse abgenommcn wird, wird aber nicht von dieser, sondern von dem Publikum aufgebracht. — Abg. vr. v. Marquardsen: Daß an der Börse Manches nicht in Ordnung ist, wissen wir, aber 'es handelt sich bei diesem Entwürfe nicht um Maßnahmen zur Gesundung der Börse, sondern nur um die Aufbringung der Mittel für die Militärvorlage. Da hat nun die Börsensteuervorlage vor Bier- und Branntweinsteuer das voraus, daß sie leistungsfähige Elemente in der Bevölkerung trifft. Wir halten deshalb diese Steuer für angebracht, werden »ns aber in der Kom mission bemühen, die Erhaltung des Arbitragcgeschästes zu sichern. Rcd> ncr beantragt Verweisung an die Militärkommission. — Abg. von Kardorff (freist) erklärt gegenüber dem Abg. Singer, nie Termin geschäfte in Produkten gemacht zu haben. Alsdann wird die Wcitcr- bcrathung auf Freitag 1 Uhr vertagt. Sächsisches. — König Albertö SOjälirigeö Militärdikttst-Jnbiläni» welches bekanntlich am 24. Oktober d. I. begangen wird, soll auf Anordnung Kaiser Wilhelms auch von der preußischen Armee gefeiert werden und zwar am Sonntag, den 22. Oktober. — Hofnachrichte». Prinz Albert, bekanntlich der jüngste Sohn des Prinzen Georg, ist an den Masern erkrankt. — Prinz Georg, Protektor des Vereins „Asyl für obdachlose Männer", hat, um seiner Freude über die Geburt des fürstliche» Enkclsohnes Aus druck zu geben und, mit Bezug auf die im Asyl eingerichtete Mittags- spcisnug, wie Wärnistnbcn, etwas zur Linderung des durch den harten Winter veranlaßten NothstandeS beizntragcn, dem Vorsitzenden des Vereins, Herrn Kommcrzicnrath Gmcincr-Bcnndorf 300 Mk. über senden lassen. — Schulärzte. Es verlautet, daß auch in Sachsen Schul ärzte zur Anstellung kommen sollen, wenigstens hat das Cnltus- ministerinm die Schulvorstände durch die Bezirksschnlinspektorcn cmf- gcfvrdcrt, die Anstellung von Schulärzten ins Auge zu fassen. Bei'kcht'Swescu. Die Betriebseinnahmen der sächsischen Staatsciscnbahncn waren im Dezember v. I. im Güterverkehre so günstige, daß die gesammte Jahrcseinnahme, welche bis in den Monat November hinein mit einem durch Ausfälle im Güterverkehr veranlaßten Mindcrerlrag zn rechnen hatte, nunmehr noch mit einem kleinen Mehrbetrag gegen das vorjährige Ergebnis; abschlicßt. Nach vorläufiger Feststellung sind im Dezember v. I. vereinnahmt worden: 1,874,387 Mk. im Personenverkehr, 1500 Mk. weniger als im Dezember 1891; 4,749,257 Mk. im Güterverkehr, 193,705 Mk. mehr; 421,808 Mk. ans sonstigen Quellen, 6599 Mk. mehr; 7,045,452 Mk. im Ganzen, 198,804 Ml. mehr. Darnach sind im Jahre 1892 ins- gesammt eingenommen wurden: 27,335,069 Mk. im Personenverkehr, 255,848 Mk. mehr als im Jahre 1891; 56,664,490 Mk. im Güter verkehr, 231,692 Mk. weniger; 4,574,913 Mk. ans sonstigen Quellen, 53,302 Mk. mehr; 88,594,502 Mk. im Ganzen, 77,458 Mk. mehr. Die Mindereinnahmen aus dem Güterverkehr sind durch die Mehr einnahmen in den beiden letzte» Monaten wesentlich abgemindert worden, sodaß sic von den Mehreinnahmen aus dem Personenver kehr mehr als ausgeglichen worden sind. Letztere würden noch weit höher gewesen sein, wenn nicht der Vcrkchrsrückgang infolge der Cholera störend dazwischen getreten wäre. Das Gcsammtcrgebniß ist nach dieser vorläufigen Schätzung immerhin noch kein nngnnsfl.gü zu nennen. — Jrvcuaustalt Sonuettstein. Nach dein^ftltzt zur Aus gabe gelangten XX11I. Jahresbericht des Landes-Mcdizinnl-Collcgiums belief sich am 1. Januar 189 > der Gcsamn^Xtrstaud unserer Landes- Jrrenanstalt Sonncnstein mit ihren 13k weibliche), somit 37 weniger als km Borjahre zugeführt. Hlechl kommen noch 72 unheilbare Kranke, die aus de» Bersorganstalten Colditz und Hochweitzschen zur Entlastung derselben nach Jeffen über« geführt wurden. Bon den aufgenommenen Kranken kamen 259 aus Sachsen selbst, 5 ans anderen deutschen Staaten und 2 aus dem Auslande. Stiftttngett. Frau verwittw. Dörffel in Eiben stock hat im Sinne ihres im Januar v. I. verstorbenen Gatten, des Stadt raths und Fabrikanten C. G. Dörffel, an dessen Todestage der Stadt 5000 Mark als Beihilfe für das Krankenhaus bezw. Einrichtung zweier Freibetten, ferner 500 Mark für die Gemeindedicikonie und zwei Prachtvolle Gesäße für die Kirche gestiftet. — Deutscher Werkmeister-Berband. Am Sonntag hielten in der Zentralhalle zu Zwickau die Bezirksvcreine des Erzgebirges und Vogtlandcs vom deutschen Wcrkmeister-Berbande, welcher gegen wärtig nahezu 22000 Mitglieder zählt, eine Kreisversammlung ab. Nachdem sämmtliche für die Ostern d. I. in Chemnitz abzuhaltende Dclegirtenversammlung gestellten Anträge durchberathen, wählten die anwesenden Vcreinsvertretcr, welche 527 Mitglieder vertraten, folgende Herren als Dclegirte für die Chemnitzer Hauptversammlung: C. Börke-Zwickau, R. Nenmann-Penig, N. Schasny-Plaucn. (Dem Kreise gehören nachfolgende Bezirksvcreine an: Zwickau, Plauen, Mylau-Netzschkau, Auerbach-Rodewisch, Crimmitschau, Werdau, Glaucha», Pcnig, Meerane, Kirchbcrg-Sanpersdorf, Cainsdorf-Wilkau, Oclsnitz i. V., Limbach, Burgstädt, Lengenfeld und Lugau ) — Tragikomisches Mißgeschick. Ein solches hat einem Privatbeamten in Leipzig betroffen. Derselbe empfing die Nachricht, daß sein Bruder, der in der Nietlebcner Anstalt untcrgcbracht ist, schwer erkrankt sei. Der Beamte reiste sofort nach Halle und begab sich von dort in die Anstalt zu Nictleben. Während seines Aufent haltes wurde konstatirt, daß die Cholera dort ansgebrochen sei. Na türlich muß nun auch der Beamte einer mehrtägigen Beobachtung fich unterziehen, und es erhielt das Institut, bei welchem jener Beamte angestellt ist, die telegraphische Nachricht, daß er acht Tage in un freiwilliger Gefangenschaft zu Nietleben verbringen muß. — Erfrorene Lente. Der aus Freiberg gebürtige Pferde händler Oskar Mammitzsch wurde in der Nähe von Eilenburg er froren ausgefnnden. — Anf den; Wege von Wildenthal nach Carls- feld fanden Grcnzbeamten in der Nacht znm Dienstag den Glas macher Tietz aus Carlsfeld erfroren auf. Einen ihn begleitenden Mitarbeiter fand man ebenfalls bereits erstarrt, doch konnte derselbe wieder zum Leben zurückgcbracht werden. — Erstickt. In Glauchar hat ein Klcmpncrgeselle durch Einathmung giftiger Gase sein Leben verloren. Derselbe war in einer Villa mit dem Aufthauen und Reinigen von Closcts beschäftigt. Dabei hat er die infolgedessen entstehenden giftigen Dünste eingcathmet, wonach Erbrechen erfolgte. Wahrscheinlich ist er ohnmächtig geworden und umgefallen. Durch die von ihm weiterhin eingcathmeten Gase hat er, wie cs scheint, den Tod durch Ersticken gefunden. Der im noch nicht vollendeten 26. Lebensjahre stehende Verunglückte hintcr- läßt eine Gattin und ein Töchtcrchcn im Alter von 1'/» Jahren. — Ningeluatter» im Stalle. Ein Bancr in der Nähe von Schneebcrg bemerkte seit Wochen eine auffallende Störrigkeit und Aengstlichkcit an seinem Vieh. Die Thierc schlugen ans, verweigerten die Futteraufnahme und magerten zusehends ab. Die Verordnungen des Thierarztes blieben erfolglos. Da stieß der Bauer bei der letzten Stallreinigung auf ein Nest Ringelnattern. Dieselben hatten sich au einer Ecke des Stalles versteckt gehalten und das Vieh belästigt und erschreckt. — Feuer. In Raum bei Hartenstein brannte das Drcchsler'sche Haus, bewohnt vom Fleischer Adolf Häcker, nieder. Häcker hat ver sichert. Gerettet konnte wenig werden. Die Thierfclder Feuerwehr kam zu Hilfe, konnte aber wegen Wassermangel nichts thun. Ein Pferd wurde mit größter Gefahr gerettet. — Abermals eil» jugendlicher Selbstmörder. Wie kürz lich in Neichenbach, so hat sich auch jetzt in Mee rane ein 14 Jahre alter Schulknabc, Sohn achtbarer Eltern, aus Furcht vor einer z» erwartenden Strafe erhängt. Strafkammer - Verhandluirgen—Chemnitz. 18. 1. Stehler nud Hehler» Drei einander würdige Genossen »ah,neu gemeinsam anf der Anklagebank Platz. Es waren dies der im 21. Lebens jahre stehende Handarbeiler Julius Hermann Hennig a»S Hilbers dorf, dev im Jahre 1886 geborene Kupferschmied Franz Bruno Nndvls ans Chemnitz-Schloß nnd die ei» Ja r ältere Maschinenslrickerin Anna Bertha vcrchel. Matthcs ans Görzig b. Strchla, zuletzt hier wohnhaft. Alle drei haben schon wiederholt die Bekanntschaft der Stras-Anslalten gemacht, Nndvls und die MaNhes auch schon Zuchthausstrafen erlitten. Es war ein langes Schnldregister, über welches zn verhandeln war Zunächst handelte cs sich um eine Reihe von Hennig n»d Rudolf gemeinschaftlich a»s- gesührtcr theilS schwerer Diebstähle. Am 2. Juni v. I. stahlen sie einer Grün- wanrcuhciildlcrin Hierselbst ans einem mittels des richtige» Schlüssels geöffnete» Kästchen 20 Mk., am folgende» Tage in Mitnveida ans dem mittels Nach! Rüssels zugänglich gemachten, verschlossen gewesenen Lagerräume eines Pjanalcihers eine größere Partie (36 Stück) Uhren, Ketten. Golowaaren, Schuhwcrk und Bettwäsche im Geiamm,werthe von mindestens 400 Mk. Am Nnchintnagc des S. Juni r>. I. statteten sie einem Hanse der hiesige» nnterc» Georgstraße einen »nlicbsamcn Besuch ab »nd zwar in einer verschlossenen Wohnstube, wo ihnen außer 2 Füufmarkjtückc» eine silberne Ankernhr mit goldener Kette und sonstige mehr oder weniger wcrNwvllc Gegenstände, im Ganzen über 82 Mk wcrth, in die Hände siele». Noch reichlicher fiel die Beute am >0. Juni in einen, Hanse der Harlniamistraße ans, woselbst sie außer einer silbernen Ankernhr mit Kelle »och Schmuck- »nd Goldsachen »nd dergl. im Werthe von über 46 Mk. erwischten. Am Nachmittage des 24. Juni entwendete» die Langfinger ans einer von ihm gewaltsam geöffneten Wohnung a» der Reitbahnstraße hiersetbst eine ans 15 Mk. bewerthetc Damenchttnderuhr und am folgende» Tage unter gleiche» Umstände» aus der Behausung des Handarbeiters W. in Hilbersdorf eine Taschenuhr im gleichen Werthe »nd 600 Stück, anf 10 Mk. geschätzte Cigarren. Außerdem hnbcn Hennig n»d Rudolf jeder ans eigene Rechnung ähnliche Diebstähle auSgesährt, deren Schauplatz hiesige Wohnungen in verschiedenen Straßen waren und bei welche» es sich um Werthe vo» 35 Mk., 42 Mk., 81 Mk., bez. bei Rudolf in nur cincm Falte einfache» Diebstahls vo» 13 Mk- handelte. Bei Gelegenheit der am 15. Juni v. I erfolgte» Gestellung zur Aushebung hat sich Rudolf überdies eines Haus friedensbruchs schuldig gemacht und zwar durch widerrechtliches Eindringen ii> den Saal vo» „Stadt London", ans welchem er bereits verwiese» worden war. Ans der Matlhes tastete die Anklage wegen Hehlerei, indem sie unter Vorwitzen von den, »»redliche» Erwerbe vcrtchiedcne der vo» den Mitange klagten gestohlenen Gegenstände, namentlich 3 goldene Ringe, 1 Portemonnaie, 1 Brache und andere Schmncksachc» als Geschenk nngenommc» hat. Der,^ Gerichlshos erkannte ans ziemlich schwere Strafe», indem Hennig Vz» 8 Jahre» Zuchthaus und 10 Jahre» Ehreurcchts Verlust, SiiMols zu 7 Jahre» Zuchthaus »nd gleichfalls 10 Jahre» E h r c iu»e^ch l s - Verlust nnd die vcrehcl. Matthcs zu 9 Monaten Gesä^KtlIk,ß vcrnr- theill wurden. Bei Hennig wurden 4 Monate, bei R:adols 2 Monate nnd bei der MattheS 5 Monate der erkannte» Strafe/ als bereits verbüßt erachtet- Ueverstcht derMigen nach welcher für gewöhnliche Briese im Fränkin»,gssallc u» das Q-usporlo bo» 5 Ps. z„r Erhebung gelangt: BernSdorf, Gablciiz, Helbersdorf, Kolonie Markersdorf. abthcilungcn Jessen und Börsengeschäfte, welche durch die Disfcrcnzzahlung erledigt werden, Cunnersdorf auf 479 Personen, 271 mämnliche und 206 weibliche, erheblich schärfer zu treffen, als die soliden Geschäfte. Es komme» > Direkt von außen wurden der Anstalt 2i66 Kranke (130 männliche "0 «nngch-s. Oer-INch-, nnd yt„Me,°nIst„chi« Jul,II, r,««4r W^Sachslsch,?: stcan, Letze; NN- dkn I,br>s,e» TdcU dir VirUssic; stimm»,ch In LdlMIIt» (Nltr «Inlbiwahrnng und Malend«», nicht «de,!»» MamMnvl! wird nicht aibürn«^ ' Kkvt-g lkloikll in lütmntzr, LLLonA r«8t8ts-, Lv, I. Dt»«« (gvgvnübvi' llom Svlrkoi'öonIlMkY, iiiilt ssyti rur 123.1,ottoris mit Koosva außvlogontlieli vwxkofilsv^
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