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Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189301212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930121
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-21
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.01.1893
- Autor
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Reu veilretenden Abonnenfe»» .M schiene«« Theil dieses Ron»a»»S an «achgeliesert. Postavonnenlen wall an die Breiags-Anstakt «i,»senden. ' - Ä. e vereitS er« jen koste nfret ihre genau» Adresse Nr. 17. — Sonnabend, 21. Jannar 1883. — 13 Jahrgang. Beilage zu Sächsischer Landes- Berlag von Alexander Wiede 1« Chemnitz, Theaterstraße st. (Chemnitzer General-Anzeiger). Aus der Militärkommission des Reichstages. In der am Mittwoch stattgesundenen Sitzung der Militärkommission kamen die Gegensätze der Anschauungen scharf zuni Ausdruck. Herr Lieber vom Zentrum erklärte im Unterschied zu Herrn von Bennigsen — der in der vorigen Sitzung geäußert hatte, daß der Reichstag unter Umständen auch gegen die Volksmeinung Bewillig ungen aussprechcn dürfe —, das Parlament, als die Elite der Nation, solle sich nicht in Widerspruch zu der Stimmung der Nation setzen. Decken sich die Ansichten des Abgeordneten mit denen seiner Wähler nicht, so könne sich derselbe nicht mehr als ihr Vertreter be trachten. Noch sind bei jeder Mititärvorlage die gleichen Gesichtspunkte über die Gefahr der Lage geltend gemacht worden. Da darf man sich nicht wundern, daß damit nachgerade nicht mehr der gewünschte Eindruck erzielt wird. Man muß staunen, wie wenig Vertrauen in die eigene Kraft gesetzt und wie hoch die Kraft der Gegner immer geschätzt wird. Mein Vertrauen in die bisher von der Militärvev waltung beobachtete Haltung ist wesentlich erschüttert. Vor zwei Jahren sind wir zu den Bewilligungen bewogen worden durch die Erklärung, daß jene Vorlage einen Abschluß darstelle. Heute wird eine ganz neue Organisation verlangt. Der Dreibund ist stark genug, sich seiner Haut zu wehren. Diese Erkcnntniß wird die Gegner hindern, über uns herzufallen. Die Diplomatie müßte ja müßig zuschauen, wenn sie uns nicht in den Stand setzt, auf Bundesgenossen zählen zu dürfen. Wäre die Lage wirklich so schlimm, wie sie geschildert wird, so würde dies linia Oarwrmina sein, und auch die geforderte Vermehrung der Armee könnte nichts nützen. Beachte» wir, aber nicht nur die Gefahren der auswärtigen, sondern auch die der inneren Politik. Graf Preystug sagte im Plenum, daß man in Bayern beginne, die Zustände von heute mit deucn vor Gründung des Reiches zu vergleichen. Freiherr von Friesen hat eine Abnahme des Nationalgefühls wahrgenoinmen. Soll etwa wieder der Ruf sich erheben: .Lieber bayerisch sterben, als kaiserlich verderben?" Schon machen sich Sozialdemo kraten und Antisemiten an's Werk, die allgemeine Unzufrieden heit für sich ausznnützcn. Die Redner deö Zentrums haben sich dnrchans gleich- förmig zur Vorlage geäntzert, «md eS hat sich in dieser unserer Haltnng in Folge der hier gepflogenen Berath ««gen nichts geändert. Wir wollen die zweijährige Dienstzeit eintauschen gegen die Erhöhung des Rekrutenkontingents, um die gegenwärtig festgestellte Friedensstärke aufrecht zu er halten. Das ist kein geringes Zugcständinß. Betreffs der zweijährigen Dienstzeit stellen wir ferner die unbedingte Forderung, daß sie gesetzlich festgcstellt werde. Die Gründe, warum wir nicht in der Lage sind, weiter zu gehen, liegen in der Erwägung, daß das Volk auf die Dauer diese Last nicht tragen kann. In Bezug aus die Beurtheilung der Leistungs fähigkeit sind wir zuständiger, als die Regierung. Die konstitutionelle Theorie vom „Knopf auf den Beutel" ist richtig. Die Finanzlage des Reiches und der Einzelstaaten nöthigt ebenso wie die allgemeine Wirthschaftslage zu den ernstesten Betrachtungen. Wir hören die eindringlichsten Klagen über die Noth der Zeit, wir. sehen die Ver sammlungen der Arbeitslosen. Das Reich und Preußen seufzen unter hohen Schuldenlasten. Herr Miquel selbst sagte vor Jahresfrist: „Es sind gegenwärtig die Ansprüche an die Steuerzahler schon hoch genug." Die stete Steigerung der Rüstungen, die stete Vermehrung der Lasten für diese Rüstungen könne» uns schließlich schon im Frieden in's Verderben stürzen. Die Verantwortung ist eine solche, daß wir sie nicht tragen können. Reichskanzler Graf Caprivi: Der Herr Vorredner hat die Vor lage einer sehr scharfen Kritik unterzogen, aber er hat es unterlassen, praktische Vorschläge zu machen. Herr Miquel, der so tragisch ge stimmt sein soll, ist doch dieser Vorlage beigetreten. Unsere Finanz- Die Schwestern. Novelle von K. Sommer. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten). Und dann glitt sie Plötzlich neben ihm nieder und hob die ver schlungenen Hände zu ihm empor. „Sei doch nicht so hart, Günther! Vcrgieb mir!" Er sah zu ihr nieder in das blaffe, schöne Gesicht. So hatte er sie nie gesehen, so rührend demüthig, so weich und flehend hatten ihre Augen nie geblickt. Aber was half ihm das jetzt? Es war ja zu spät, für alle Zeit zu spät I Schmerz und Groll wallten wieder Mächtig in ihm auf. Er hob sie mit schneller Bewegung empor. „Vergebung. Fräulein Sander? Wofür? Daß Sie uns recht zeitig noch vor einem Jrrthum bewahrten, der uns Beide namenlos elend gemacht hätte? Ich verzeihe Ihnen das nicht allein, ich danke eS Ihnen sogar!" „Günther," mahnte seine Mutter leise, „Günther, Du bist ' grausam!" „Und ich habe solche Angst,um Dich gelitten! Solche Angst!" flüsterte Ellinor. Er lachte hart auf. „Angst, Fräulein Sander? Sie, eine verlobte Braut, Angst uni einen fremden Mann? Ich verstehe das nicht!" Eine glühende Röthe schoß ihr plötzlich ins Gesicht, sie senkte, wie erdrückt von Scham, den Kopf. Ja, eine Braut — sie war ja eine Braut! — Daran hatte sie seit Stunden nicht mehr gedacht. Und welche Verachtung in seiner Stimme lag, welch eisige Abwehr! Gott im Himmel, daß sie sich so weit vergessen konnte, daß die Angst sie so weit fortriß! „Ja, ich bin Braut," sagte sie tonlos, „und Sie — Sie haben sich gerächt." Mechanisch bückte sie sich und nahm den Mantel auf, der ihr von den Schultern geglitten war. Und che noch ein Wort weiter ge wechselt werden konnte, hatte sie das Zimmer verlassen. Die Doktorin eilte ihr nach, sie konnte das zitternde, erregte Mädchen doch nicht allein in das Schneetreiben hinaus gehen lassen. „Ellinor!" ries sie in besorgtem Tone — aber das Mädchen stand schon draußen in dem Flockenwirbel, und der Wind faßte die zarte Gestalt und trieb sie vorwärts. Das eiserne Pförtchcn fiel ins Schloß. Noch einige Schritte, und Ellinor war um die Ecke der nächsten Straße verschwunden. Als die Doktorin wieder in das Zimmer znrückkehrte, fand sie ihren Sohn am Fenster stehen. Er sah mit brennendem Blick hinaus in das Abcnddunkel, auf den Weg, den das junge Mädchen soeben gegangen war. Er hörte es nicht, daß seine Mutter eintrat, nicht, Verhältnisse sind wohl verbesserungsfähig, aber deshalb brauchen wir nöthige Maßregeln für die Landesvertheidigung nicht zu unterlassen. Von den Bayern meine ich, daß Niemand unter ihnen lebt, der vom Reiche los will. Die Diplomatie hält an dem von Bismarck geschaffenen Dreibund fest; was soll sie Besseres thun? Die Militärverwaltung kann ihre Forderungen nicht anders, als damit motiviren, daß die Kräfte der Nachbarn den unsrigen überlegen geworden sind. Auch ich habe ein sehr starkes Vertrauen zu unserer Armee, aber Stärkedifferenzen geben dem Schwächeren nicht die Wahrscheinlichkeit eines Sieges. Ich glaube ferner auch, daß wir gegen Frankreich in der Defensive stark genug sind, aber für einen Krieg mit zwei Fronten müsse» wir mehr Mannschaften in's Feld stellen. Aus der Rede des Herrn Lieber höre ich nur heraus: Wir sind nicht geneigt, auf die Vorlage einzugehen. Er will sie zerpflücken, zertheilen, will uns nehmen, was uns passend erscheint. Sein Vmschlag ist unannehmbar. Auf die zweijährige Dienstzeit mit einer Vermehrung innerhalb der jetzige» Friedensstärke gehe»» die verbündeten Regierungen »«»«» und ttimmermeyr ein. Gewiß bekämen wir dadurch einen er heblich gesteigerten Bcurlaubtenstand. Aber derselbe wird nicht besser, da der Mann nur zwei Jahre gedient hat. Es kommt darauf an, daß der Soldat sich „erinnert", er erinnert sich aber besser, wenn er drei, als wenn er nur zwei Jahre dienen mußte. Der Friedensstand wird auch schlechter, weil schließlich nur eine Drillmaschine übrig bleibt. Wir können keine Führer und keine Spezialitäten mehr aus bilden. Auf diesem Wege kommen wir nicht vorwärts. Die 18,000 Mann der Ersatzreserve spielen keine erhebliche Nolle; sie sind ein Schritt zur Milizarmce. Herr v. -Han« »nc oste in (koiis.) bedauert es, daß ii» Ausland die Lage Deutschlands »ach der bekannten Rede Caprivi's vielfach als verzweifelt hingestellt werde, so sei sie nicht. Wenn die Politik von der Heeresleitung verlangen könne, daß diese siege, so könne die Heeresleitung ihrerseits von der Politik verlangen, daß sie nicht in eine Lage versetzt werde, in der sie nicht siegen könne. Von unseren Bundesgenossen dürfen wir fordern, daß sic in demselben Maße wie wir rüsten. Italien wird freilich nicht mehr leisten können, als daß cs Oesterreich den Rücken frcihält und französische Truppentheile an den Alpenpässen fesselt. Aber Oesterreich wird nicht leisten können, was wir von ihm erwarten müssen. Der Gegensatz in der Schilderung der Lage seitens des Grafen Kalnoky zu den Darstellungen auf unserer Seite war sehr merkwürdig. Die österreichische Militärverwaltung hat freilich größere Mittel gefordert, aber nur 4 Millionen durchgesetzt. Wenn Oesterreich cs ablehnt, sich so stark zu mache», daß cs die Hauptkraft Rußlands auf sich ziehen kann, so müssen wir cs uns sehr überlegen, ob wir ein so großes Interesse am Balkan habe». Die Anfrccht- erhaltung von Oesterreichs Großmachtstellung inuß doch Oesterreich selbst am nächsten liegen. Die Militärvorlage hält dieser Redner ihrem Umfang nach sür nothwendig. Er bezweifelt nach den Erfahrungen an der Berliner Börse von 1870, ob wir ausreichenden Kredit genießen werden, wenn wir Schlappen erleiden. Bedauerlich erscheint ihm, daß mit der zweijährigen Dienstzeit ein Experiment gemacht wird. Die Probe auf das Exempcl werde erst abzuwarten sein. Er wünscht zu wissen, ob in de» weiten Kreisen der Armee die Ansicht getheilt wird, daß diese Verkürzung der Ausbildungsfrist ein Segen ist. Ferner erbittet er nähere Auskunft über Inhalt und Ursprung jener 31 Gutachten, die von höheren Offizieren in dieser Frage eingefordert wurden. Endlich fragt er, inwieweit höhere Militärs, die zum Jmmcdiatvortrag bei dem Kaiser berechtigt sind, sich über die An gelegenheit zu ihrem Kriegsherrn geäußert haben. Er wünscht, daß man es bei dem System der Dispositions- urlanber belasse. Eine gesetzliche Festlegung der Dienstzeit würde ihm persönlich die Zustimmung zur Vorlage sehr erschweren. Graf Caprivi bereut, obwohl mancherlei Mittheilungen über seine Rede in die Presse gelangt seien, in denen Dichtung und Wahr- daß sie leise seinen Namen rief. Erst als sie die Hand auf seine Schulter legte, fuhr er wie aus schwerem Traum empor. „Willst Du Dich nicht setzen, Günther, Du sichst ja zum Er barmen aus! Fühlst Du Dich sehr malt, mein Junge?" Er versuchte zu lächeln. „Etwas angegriffen bin ich. Mutier, aber das hat nichts zu bedeuten. Die Ruhe wird mir gut thun." Er ließ sich schwer in einen Sessel fallen, und indem er den Kopf in die Polster drückte, schloß er müde die Augen. »fl H -st Käthe war bereits geraume Zeit zu Hause, als Ellinor wieder heimkchrte. Sie war planlos noch eine Strecke Wegs gewandert, in den immer dichter fallenden Schnee hinaus, um sich das heiße Ge sicht zu kühlen. Sie fühlte es wie ein Brandmal auf ihrer Stirn, seine Worte; diese kalten, abweisenden Worte: „Sie sind ja Braut," tönten ihr immer »och in den Ohren. Endlich halte sie, todtmüde, sich zur Heimkehr gewandt, und nun trat Käthe ihr entgegen, fragend, mit besorgtein Blick. „Woher kommst Du denn so spät, Elli? Und bei diesem Wetter! Du mußt ganz durchnäßt und durchfroren sein." Sie nahm ihr schnell den schneebedeckten Mantel von den Schultern und führte sic mit sich in das warme, freundlich erhellte Wohnzimmer. „Mein Gott, wie siehst D» aus, Kind?" rief sie erschreckt, als nun der Lichtschein hell auf die blassen, übermüdeten Züge der Schwester fiel. „Du bist doch nicht krank, Elli? So sag' mir doch, wo Du gewesen bist?" Ellinor wandte sich ungeduldig ab. „Bitte, frage mich nicht so viel. Ich ging hinaus, weil ich Kopftuch hatte, und weil eS hier im Hause so erdrückend still war. — Du solltest mich auch nicht immer allein lassen, Käthe, es ist unrecht von Dir." Sie warf sich in einen Sessel und brach in ein nervöses Weinen aus. Käthe war ganz bestürzt. Sie trat zu der Schwester und legte den Arm um ihren Nacken. „Aber, Liebling, was soll das nun? So sei doch nicht gleich so verstimmt! Ich verstehe Dich gar nicht mehr, Elli. Früher konntest Du doch meine Gesellschaft gut für einige Stunden ent- bcbren und solltest cs jetzt noch leichter können. Sieh, hier habe ich ciiltN Trost sür Dich, das beste Beruhigungsmittcl, einen Brief vom Liebsten." Sie nahm dabei ein Schreiben vom Tisch und reichte cs der Schwester. -- Diese zuckte jedoch förmlich scheu davor zurück, als sei eS etwas Schrcckcnerrcgendes, das sich ihr da nahte. »Bitte, lege ihn nur hin, ich lese ihn später," klang e» gereizt. heit sich mischte, diese Rede nicht. Auf die Bemängelung des öfter« reich! scheu Verhaltens geht er nur soweit ein, als er erklärt, bei seiner Thciluahme an österreichischen Manövern vor zwei Jahren einen Anlaß zu abfälligen Urtheilen über die österreichischen Truppen nicht gefunden zu haben. Im Uebrigen betont er lediglich, daß wir unsere Politik nicht in den Dienst anderer Staaten stellen, sondern deutsche Politik treiben, natürlich ohne irgendwie Zweifel an unserer Vertrags treue aufkommen zu lassen. Unsere Mobilmachungsmaßregeln sind erwogen und getroffen. ' Wenn ein Krieg ausbricht, sind wir im Stande, die Offensive zu ergreifen. , Die Ehre, Verfasser der Vorlage zu sein, lehnt er ab. Er habe dem Kaiser über die Grundzüge Vortrag gehalten, dann aber habe das preußische Kriegsministerium den Entwurf ausgearbcitet und er demselben zugestimmt. Er habe sich also durchaus in seinen Rcssort- grenzen gehalten. , . . : > . -i. Die zweijährige Dienstzeit sei allerdings ein Experiment, aber jeder Fortschritt dieser Erde sei ein Experiment. Wir müsse» den Versuch machen, da sich für die Vermehrung mit der dreijährigen Dienstzeit eine Mehrheit nicht findet. Der Versuch wird gelingen, wenn man unsere Voraussetzungen uns erfüllt. ^ Jeder Generalleutnant darf seine Gesuche direkt dem Kaiser einreichen. Wieweit davon Gebrauch gemacht ist, kann ich nicht sagen. Wir haben übrigens allen Grund, aus der x M, Armee das Politisiren und Raisonniren fern zu halten. Betreffs der zweijährigen Dienstzeit beabsichtigen Wir nicht die Verfassung zu ändern. Abg. Hinze jfreis.) bedauert, aus der letzteren Erklärung ent nehmen zu müssen, daß in Bezug ans die gesetzliche Festlegung der - ^ zweijährigen Dienstzeit keine Neigung zuin Entgegenkommen bei der ' Negierung vorhanden ist. Aber er hoffe, daß diese Schärfe sich noch abmildern werde. Frankreich, so legte er zahlenmäßig dar, kann seine Friedens präsenz nicht weiter vermehren. Für 1893 ist ein Aussall von 's 4000 Mann zu verzeichnen, und diese Ausfälle werden sich immer fühlbarer machen. Die Ziffern der russischen Streitkräfte sind sehr unsicher. H Wenn die Nationalliberalen 40-000, die Freisinnigen 28,000 Mann anbieten, so sind diese Ziffern mechanisch gegriffen. Bei dem Grund satz der allgemeinen Wehrpflicht müßte prinzipiell eine Fixirung der Friedenspräscnz aufhören, denn die natürliche Grenze ist jedesmal in der Zahl der unbedingt Diensttauglichen gegeben. An Ueber- zähligen, die als solche sofort cinstellbar sind, hatten wir A früher im Durchschnitt 28,000, 1891 nur 15,664, jährlich etwa durchschnittlich 2tt,vvv Neverzählige. Die Regierung will diese Uebcrzähligen eiiistcllen, ferner das Mindestmaß von 1,57 auf 1,54 hcrabsctzen und tief hineingreifcn in die Bedingttauglichen. DurchErniedrigung des Mindest in aßeswürdenSVOOMau»» gewonnen. Die übrigen 35,vvv, die zu den geforderten 60,000 Re kruten noch fehlen, müßten aus den Bcdingttanglichen entnommen werden, bei denen also Verhältnisse vorliegen, welche zwar nicht die Gesundheit beeinträchtigen, aber die Leistungsfähigkeit be schränken. Nun zeigt sich schm jetzt eine Tendenz zur Zunahme^ der wegen Dienstuntauglichkeit Entlassenen. Außerdem ist die Zahl der Ausgcmustertcn von 100,809 in 1876 gesunken auf 19,000 in 1891. Wir würden also weit über die Grenze unserer Kraft hinausgehe», wenn wir das annehmen, was die Regierungen vor? schlagen Wir verfügen gar nicht über fo viel gutquali- fizirte Rekruten, alö die Regier»»»»» fordert. Wir haben keine Freude am Konflikt, aber wenn die Regierung starr an ihrem Standpunkt festhält, wird der Konflikt nicht zu ver meiden sein. General». Gohler sucht den Eindruck, den diese Ziffern machten, abzuschwächen, muß aber gestehen, daß er über ausreichendes Material im Augenblick nicht verfüge. Die nächste Sitzung findet Montag Abend statt. Sie drückte sich tiefer in die Polster, ein Schauer rann durch ihren Körper. „Sie sind ja Braut," klang es ihr da wieder entgegen, so stolz und kalt, so verächtlich. Sic konnte die Worte, sie kvnnte den Ton nicht vergessen! Er trieb ihr das Blut in die Stirn und vernrsachtc ihr unerträg lichen Schmerz. Aber er hatte recht, sie war eine Braut, sie hätte das nicht vergessen sollen. Und nun mußte sie den Brief dort lesen, worin Erich Walther Licbeswortc zu ihr sprach. O, wie ihr graute vor solchen Liebes- wortcu, die sie doch nicht erwidern konnte, jetzt nicht mehr, nie mehr. ^ Es war ihr Plötzlich ganz klar, was bislang so dumpf und schwer auf ihrer Brust gelegen, sie hatte keine Liebe für diese» Mann, und sie war an ihn gebunden, unwiderruflich, für's ganze Leben. Der Gedanke war entsetzlich! Wenn sie nur frei sein könnte! Alles wollte sie entbehre», Alles, nur nicht in diese licbelcere Ehe hinein müssen! Käthe stand im Hintergründe beim Thcetisch und beobachtete die Schwester heimlich. Jetzt erst sah sie, wie schmal das Gesichtchcn ge worden, wie die Augen so unnatürlich groß waren und einen so fiebcrischcn Glanz hatte». Was war das? Und warum las Ellinor nicht den Brief, hatte sie keine Sehnsucht, von Erich zu hören, daß sie das Schreiben so lange unerösfnet liegen ließ? Was hatte das Alles zu bedeuten? Da trat der Vater zu ihnen herein. Er war ganz erregt und außer Athen,. „Gatt sei Dank!" rief er ihnen schon entgegen, „es ist nicht so schlimm geworden, wie wir befürchteten. Die beiden Wagen, welche die Böschung hinabstürzten, waren unbesetzt. „Du weißt doch von dem Eisenbahnunglück, Käthe?" wandteer sich au diese, die ihn unruhig und gespannt anschaute. „Ja, Anna sagte mir davon, aber sie wußte nichts Genaues. Der Unfall ist also ziemlich glücklich abgelaufcu, Papa — cs sind keine Menschenleben zu beklagen?" „So viel man bis jetzt übersehen kann, nicht. Einige sind freilich schwer verletzt, die meisten aber mit leichten Kontusionen davon- gckvmmcn. Auch Günther hat, Gott sei Dank, nur eine leichte Quctschnng an der Stirn." (Fortsetzung folgt.) -
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