Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189301201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930120
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-20
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.01.1893
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
kt? Kr da- Handwerk behalten und sagen Sie einmal gelbst, ob davon dasselbe Bortheil haben kann. Die Konkurrenz, über welche die Gewerbetreibenden am meisten klagen, werden Sie in keinem Falle durch den Befähigungsnachweis beseitigen. Die Konkurrenz eines tüchtigen, intelligenten Handwerkers, der etwas Kapital besitzt, ist weit mehr von seinen Kollegen zu fürchten, als die von zwanzig Pfuschern. Der zweite Punkt der Ackcrmannschcn Anträge ist bedeutungslos, der Forderung des dritten Punktes aber kan» in keinem Falle entsprochen werden. — Abg. von Komiarwoski (Pole) befürwortet die Forderung des Befähigungsnachweises. Leider müssen sich meine politischen Freunde zu den übrige» gesetzgeberischen Vorschlägen, obwohl ihnen dieselben sehr sympathisch sind, doch ablehnend verhalten. Das ist auch früheren Vorlage gegenüber der Fall gewesen. Der Antrag Ackermann ist allgemein gehalten und läßt deshalb Befürchtungen politischer Natur nicht zu. Abg. Hitze (Ztr.): Die Staatsrcgicrung hat in ihren Betrieben selbst diejenigen Prinzipien angcwendct, welche in der Forderung des Befähigungsnachweises ausgesprochen sind. So kann in den fiskalischen Bergwerken ein Bergmann erst mit dem 24. Lebensjahre Vollhäuer werden, nachdem er zuvor als Schlepper und daun als Lehrhäuer gearbeitet hat. Hoffentlich wird die Rcichsregieruug bei der Ausarbeitung des nngekündigten Entwurfs, betr. die Handwcrkerkammcrn auch Mittel und Wege finden, die Frage des Befähigungsnachweises in geeigneter Weise zur Lösung zu bringen. — Abg. I)r. Hirsch (sreis.): Beim Bergbau liegen die Verhältnisse doch ganz anders, wie im Handwerk: da handelt es sich um Leben und Gcsnndhcit der ganzen Knappschaft, ein Moment, das doch z. B. beim Schuhmacherhandwerk nicht in Betracht kommt. Sie wollen durch den Vcfähignngsnachwcis lediglich die Konkurrenz be schränken. Aber so lange die Ansprüche für den Befähigungsnachweis mäßig sind, werden die Konkurrenzverhältnisse wenig geändert: sind diese Ansprüche hoch, so nimmt man einer großen Menschcnklasse die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen, und schafft noch mehr Unzufriedenheit. Was soll denn aus diesen Leuten werden? Es wird gesagt: sie bleiben ans dem Lande. Aber auch hier wird ihnen die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen, durch das Umsichgreifen der Latifundienwirthschast erschwert. —Abg. Bock (Soz): Betont ist namentlich die Nothwendigkeit des Befähigungsnachweises für das Banhandwcrk. Es wäre nützlich, eine Statistik darüber cin- zustellcn, wie viele Bauten von Künstlern und wie viele von Nicht- künstlcrn cingestürzt sind. Diese Statistik dürste wohl zu Ungunsten der Künstler ausfallen, die Antragsteller glauben auch wohl selbst nicht an dis Wirkung ihrer Anträge, sie wollen vielmehr nur die Wahlstimmen der Handwerker gewinnen. Der Mittelstand schwindet nicht in Folge der sozialdemokratischen Agitation, sondern in Folge der kapitalistischen Produktion und der Maschinenarbeit. Abg. Ackermann (kons.) antwortet dem Abg. Stolle, die Fortbildungs schule sei im Königreiche Sachsen von den Konservativen cingcführt und auch aufrecht gehalten, nicht aber von den Sozialdemokraten. Die Anträge Ackermann, soweit dieselben zur Berathung gestanden, Werden mit den Stimmen des Zentrums und der Konservativen an genommen und dann die Sitzung vertagt. Donnerstag: Börsenstcuer- vorlage. — Ueberfahren. Am Dienstag Abend in der 6. Stunde ist kurz vor dem Bahnhofe Riesa der in Merzdorf wohnende Hütten arbeiter Leu von einer leeren Maschine überfahren und sofort ge- tödtet worden. Der Verunglückte hatte unbefugter Weise die Eisen- bahnstrccke zu seinem Fortkommen benutzt und hatte die hinter ihm hcrkommcnde Maschine nicht bemerkt. — Bermistt wird in Döbeln seit Sonnabend der in dortiger Gasanstalt beschäftigte 71 Jahre alte Arbeiter Liebers. Er hatte seinen Wochenlohn in Empfang genommen, die Gasanstalt dann ver laßen und ist um Uhr im Birkncr'schcn Geschäft gewesen, seit dieser Zeit ist er nicht wieder gesehen worden. Bermuthlich ist dem alte» Manne ein Unfall zugcstoßcn. — Strastenranb. In der Nähe von Neumark wurde an dem Reisenden einer auswärtigen Oclfirma ein Straßenraub verübt. Mehrere noch unbekannte Personen überfielen den Reisenden, miß handelten ihn schwer und beraubte» ihn seiner Baarschast von 57 Mk. Sächsisches. — Verleihung. Nachstehend Genannte wurden von der obersten Kirchcnbchörde durch Verleihung von Anerkennungsurkunden ausgezeichnet: Ortsrichter Büttner in Johnsbach bei Dippoldiswalde, Gutsbesitzer Ohme in Großnicderitzsch bei Leipzig, Gutsauszügler Gralapp in Nauenhain bei Rochlitz, Kirchschnllchrer Kantor Röster In Verthsdorf bei Zittau, Privatus Günther in Stcinbach bei Marienberg, Kantor Dietz in Bösenbrunn und Wirthschaftsbesitzer Oelsner, sowie Schneidermeister Becher, Letztere Beide in Crottendorf. — Jubelfeier eiueö Lokomotivsührers. Der diesem Be rufszweig angchörende Herr Herrn. Gerth in Dresden feierte am 1. Februar sein 25jähriges Dicnstjubilänm. Der Man» ist in dem Vierteljahrhundert viele Tausende von Meilen gefahren und in der ganzen Zeit nicht einmal vier Wochen lang dienstunfähig ge wesen. Das Unglück hat ihm mehrmals gedroht, denn cs wurden durch von ihm geführte Züge — aber natürlich ohne sein Verschulden — im Laufe der Zeit mehrere Personen überfahren. Er gedenkt mit seinen Freunden und Gönnern des Jubilänmstages in schlichter Weise sich zu freuen. — 11. EbevSdors. Die hiesige königliche Bcschälstation ist seit dem 16. Januar mit vier kräftigen Deckhengsten eröffnet worden. — Erbauung einer Strasrcubah» in Planen. Die Verhandlungen hierüber sind in bestem Zuge und werden eifrig ge fördert, damit eine Entscheidung über diese Frage in möglichst kurzer Zeit hcrbeigcsühr! werden könne. Falls die Bcrathungen im Stadt- gcmcinderathc über diesen Gegenstand glatt verlaufen sollten, würde es möglich sei», noch in diesem Jahre die Bahn zur Ausführung zu bringen. — Doppelehe« Ans dem Polizeiamt in Dresden wurde am 18. Januar von der Ehefrau eines Arbeiters gemeldet, daß ihr Gatte, ohne von ihr geschieden zu sein, am 20. Dezember standes amtlich eine neue Ehe geschlossen habe. Eine in der Wohnung des Letzteren gehaltene Nachforschung ergab die Nichtigkeit der Anzeige. Der Mann gab an, daß er vor 2'/., Jahre» seine Legitimations- Papiere verloren und auf sein Ansuchen bei einem auswärtigen Pfarr amte ein neues Taufzcugniß ans einen durch Verwechselung eines Buchstabens abgcändcrtcn Namen erhalte», unter demselben sich auch neu gemeldet habe und schließlich eine zweite Ehe unter diesem falschen Namen emgcgangc» sei. Die jetzige zweite Frau bestritt, davon ge wußt zu haben. Letztere ist 42, der Mann 31 Jahre alt. Auch die eigentliche erste Ehefrau des sogleich in vorläufigen Gewahrsam go nominellen Mannes ist in Dresden wohnhaft. —8. OekSuih i. E. Die vom Baumeister Herrn Wcndlcr hier nnscrem Publikum vom 25. Dezember bis 6. Januar ermöglichte Schaustellung eines wirtlich künstlich gebauten Weihnachtsbcrgcs hat einen Ertrag von 112 Mk. 22 Pf. ergeben. Die Schaustellung wurde auch von auswärts wohnenden Personen zahlreich besucht. Die ver einnahmte Summe hat Herr Wendlcr in hochherziger Weise der Kasse der „Sächs. Fcchtschnle" überwiesen. Der Betrag soll a» arme und würdige Kinder und Konfirmanden zur Vertheilung gebracht werden. Herrn Wcndler, welcher seinen Berg nächste Weihnachten wieder zur Ansicht zu bringen gedcnlt, gebührt Anerkennung und Dank hierfür. — Ai» Sonnabend wurden auf Anordnung des Landgerichts Chemnitz drei Bergarbeiter von hier und ein solcher in Cainsdorf, welcher früher hier beschäftigt war, verhaftet, da dieselbe» verdächtig sind, an einem Fördcrgestell eines hiesigen Kohlenschachtcs die Sichcrhcits Vorrichtung entfernt zu habe». — Vor einigen Tage» wurden zwei Bergarbeiter von hier wegen Vergehens gegen das Sprengstoff-Gesetz verhaftet und an das Amtsgericht Stollberg abgelicscrt. —li. Nenkit'che». Am Montag Nachmittag ist in der hiesigen Färberei der Werksührcr Herr Max Seifert infolge Ansglcitcns in einen mit kochendem Wasser gefüllten Bottich gefalle», wodurch er am ganzen Leibe verbrüht wurde. Der beklagcnswcrthc Mann wurde nach dem hiesigen Krankcnhause gebracht. An seinem Wiedcrauf- kommeii wird gczwcifelt. Derselbe ist verhcirathet und hat 5 Kinder. Berliner Stratzenbild. Uns Berlin wird uns unterm 17. d. M. geschrieben: Man darf nicht gerade nervös sein, wenn man gegenwärtig einen belebte» Straßcnzug in der Reichshanptstadt passirt. Es ist schwer zu be schreiben und noch schwerer zu denken, in welcher Kalamität sich der gcsammte Wagcnverkchr jetzt befindet. Seit langen, langen Jahren hat es nicht so viel Aufregung und Aergcr »nd nnparlamentarische Schimpfereien und kräftige Flüche gegeben, von der Noth der armen Pferde noch gar nicht zu reden, die massenhaft alle paarhundcrt Schritte ausgleiten und geräuschvoll zusainmcnbrccheii, wobei nicht selten die Gefährte in eine heikle Lage gerathcn. Berlin hat in den letzten zwanzig Jahren schon oft starke Schneefällc gesehen, und die Stadt kasse hat Hundcrttanscnde für die Fortschassung des himmlischen Vcrkehrshcmmnisses bezahlen müssen, aber es waren doch immer nur ein paar Tage, und dann war das Schlimmste überwunden. Jetzt bringt jeder Tag neue Schneemassen und jeder Tag neue Kälte, und jeder Tag erfordert Zehntausende zur Frcihaltnng des Verkehrs. Indessen mit Aufgebot aller Kräfte können die Kompagnien der städtischen Straßcnreinigung doch nur »othdürftig und zeitweise Lücken in de» Schnccwällcn schaffen. Tausende von Arbeitslosen sind herangczogcn worden, aber wo sic Vormittags aufgeräumt habe», schneit es Nachmittags oder Nachts wieder zu. Und der Frost hält den Schnee fest, der sonst unter den Wagenrädern im Nu in Schmutz verwandelt sein würde. So hat Berlin in ziemlich allen Straßen, und selbstverständlich in den Allee» des Thiergartens, eine seit Jahren un gewohnte dauernde Schlittenbahn. Recht lustig klingt das Schlitten- gelänt in den Straßen. Es gleicht aber doch einem wahren Hohn- gclächtcr auf die schon erwähnte Kalamität der übrigen Fuhrwerke. Leicht nnd ohne Hcminniß sausen die Schlitten dahin; aber sonst sicht's recht trüb ans. Wer ruhig ans dem Trottoir hin wandelt, wird alle Augenblicke durch das Geräusch auf geschreckt, mit welchem die Pferde niederstürzen. Manchmal kommen die über und über mit in Reif verwandelten schweiß- bedeckten Thierc nach einer Pause des Zappclns und Strampelus von selbst wieder auf die Beine, oft genug geht cs aber auch anders. Das stürzende Handpfcrd reißt das Beipferd mit zur Erde, die Deichseln brechen und die Wagen kommen mitunter in ein bedenk lichcs Wanken. Die Insassen springen angstvoll heraus und die all gemeine Verkehrsstockung ist fertig. Kommt dann noch »m eine Ecke ein neues Gefährt herum, dessen Kutscher die sperrende Wagenburg nicht erblicken kann, so giebt es beim Plötzlichen Anhalten neues Malheur und dann versteigt sich das rühmlichst bekannte Berliner Mundwerk zu seinen glänzendsten Leistungen. Ist dann endlich init viel Geduld nnd großer Mühe wieder der freie Verkehr hergestcllt, so gchts fünf Minuten später, einige hundert Schritte weiter aufwärts, von Neuem los. Die Schutzleute in den Straßen, welche für freien Verkehr sorgen sollen, zucken ergeben die Achsel: Winterpoesie ist sehr schön, aber nur nicht in den Straßen einer Millionenstadt. Aus Nnh und Wern. — DaS Testament eines Gekränkten. Wie amerikanische Blätter meldeten, vermachte ein kürzlich in New-Uork verstorbener Italiener, welcher ein Vermögen von 500000 Doll, hintcrlicß, seinen beiden ältesten Söhnen je einen Dollar. Die Witwe erhält nach dem Vermächtnisse 15 000 Doll, per Jahr und außerdem 200 Doll, per Monat für den Unterhalt der übrigen fünf noch unmündigen Kinder, unter welche das Vermögen nach ihrer Majvrcnnität gleich mäßig zur Vertheilung kommt. In dem Testamente heißt cs u. A. wörtlich: „Meine ältesten Söhne waren ungehorsam von Kindes beinen an, brachten erschreckliche Summe» durch und achteten meine väterliche Autorität gleich nichts. Ich habe nichts für die Burschen übrig." Sarkastisch meint der Erblasser in seiner letzten Willens erklärung noch, seine beiden ältesten Söhne tonuteu den Dollar in geistigen oder sonstige» Genüssen anlcgen. — Die Asseiisprachc. Die von Herrn Prof. Garncr, dem „Affcusprachforschcr", angcstclltcn Untersuchungen sind im Wesentlichen keineswegs neu. Scho» z» Anfang dieses Jahrhunderts ist ein „Neue ans Vernunft und Erfahrung gegründete Entdeckungen über die Sprache der Thierc" betiteltes Büchlein zu Wien erschienen, in dem Gottfried Jiumninicl Wenzel behauptet, daß die Thiere die Fähigkeit haben, sich einander durch Töne verständlich zu machen, und daß diese mit den Buchstaben und Silben der menschlichen Sprache sehr ähnlichen Töne durch Schriftzcichen wiedergegeben werden können. Wenzel ver fertigte auch ein Verzeichnis; der Buchstaben und silbenähnlichcn Laute, die er in den Sprachen einiger Thierarten am häufigsten wahr- gcnommen hatte, nnd verfaßte ein aus 20 Seiten bestehendes „Wörter buch", dem er ein paar Uebersetzungen aus verschiedenen thicrischcn Mundarten beifügte. Er giebt zu, daß selbst die vollkommensten Thicrsprachcn sehr einfach nnd voll Wiederholungen seien und durch Gcberdcn vielfach ergänzt und ersetzt werden müssen. Am aller gesprächigste» seien die Gänse, die selbst bei Nacht den Schnabel nicht halten könnten. Unter anderen Geschichtchcn erzählt Wenzel, wie cr emigen von einem Jäger im Stall cingesperrtcn Füchsen ihre Ab sicht, aus der Gcfangcujchast zu entweichen, abgehorcht und dem Jäger mitgethcilt, der ihn aber nur ausgclacht habe. In derselben Nacht führten die Füchse ihr Vorhaben aus und machten sich davon. Mcr- seune in seiner „Harmonie Universelle" stellt die Behauptung auf, daß die Thiere ihre Stimme nicht aus freiem Antrieb, sondern unter dem Einfluß einer gewissen Natnruvthwcndigkeit gebrauchen; aber Radan in seinem 1860 erschienenen Buche „Die Lehre vom Schall" verwirft diese Theorie als allzu spitzfindig nnd glaubt, sie ließe s eben so gut ans manchen Schwätzer anwcndcn, der den Mund nicht halten könne. Radau ist überzeugt, daß anhaltende Beobachtungen »ns in den Stand setzen würden, mit den verschiedenen Thiersprachcn vertraut zu werden, oder gar diese geläufig zu reden, nnd führt als Beispiel den folgenden Vorfall an. Als Jules Richard einen be freundeten Kranken in einem Hospital öfter besuchte, machte er die Bekanntschaft eines alten, ans Südfrankreich gebürtige», äußerst thiersrcundlichcn Beamten der Anstalt, der ihm versicherte, er spreche die Katzen- und Hundesprache und verstehe die Affensprache besser, als die Affen selbst. Herr Richard lächelte ungläubig über diese seltene linguistische Kenntniß und wurde darauf eingeladen, den nächsten Morgen nach dem Zoologischen Garten zur Probe zu kommen. Er fand sich pünktlich an Ort und Stelle ein und wurde vor da- Affenhaus geführt, wo der Mann sich auf das äußere Geländer stützte und die sonderbarsten Laute hervorbrachte, wie kirruu, kirruki, kuruki und ähnliche Gurgeltöne, die nicht leicht wicderzugeben sind. Unter dessen versammelten sich die Affen und saßen am Boden in mehreren Reihen, die Vorderpfoten auf ihren Kniecn gekreuzt, lachten, gestiku- kirtcn und antworteten. Dieses Gespräch, a» dem die Assen leb haften Anthcil zu nehmen schienen, dauerte eine Viertelstunde. Als der alte Mann die Balustrade verließ und fortgehcn wollte, geriethen die Affen in große Aufregung und erhoben ein wahres Angstgcschrei; noch von Weitem konnte man sehen, wie sie in die Friesen geklettert waren, um ihm Abschied zu Winken. „Es kain mir vor," fügt Herr Richard hinzu, „als ob einige von ihnen sagen wollten: wenn Du nicht wicderkommst, so vergiß nicht zn schreiben!" — Die Mondsichel. In der mathematischen Geographie des hervorragenden Wiener Pädagogen Pick sich findet folgende interessante Auseinandersetzung: „. . . Wir in unseren Gegenden denken beim Monde immer an eine Sichel; ans Bildern, Wappenzcichnungcn u. dgl., kurz, immer wird er gewissermaßen stehend mit den Hörnern nach links oder rechts dargcstcllt; der türkische Halbmond dagegen liegt mit der Rundung nach abwärts, den Hörnern nach aufwärts. Beides entspricht dem Eindrücke, den man vom Monde erhält. In den Ge genden mit geringer Polhöhe nämlich, also in der Heimat des Islam, in Arabien, in Aegypten erscheint der Mo.nd nach dem Neumonde nicht wie bei uns aufrcchtgestellt, sondern wagrecht und ist er nach einem Neumonde im Begriffe, auf dem Meere unterzngehen, dann schwimmt er gewissermaßen wie ein Kahn auf demselben, seine Hörner nach aufwärts gerichtet. In Gegenden mit »beträchtlicher südlicher Polhöhe hat er sogar eine im Vergleiche mit seiner Erscheinung in unseren Gegenden umgekehrte Stellung. Dort erscheint er vom Neu mond bis Vollmond so, wie bei uns vom Vollmond bis Neumond, und vom Vollmond bis Neumond wie bei uns vom Neumond bis Vollmond. Dort passen also unsere mncmvnischen Merkmale (Z und A) nicht, dort ist der Mond keine Inina. monckax, kein Lügner. — Wie Blücher feine Spielschuld bezahlte. Es dürfte wenig bekannt sein, daß der große Marschall Vorwärts ein passio- nirter Hazardspiclcr war, und daß eine in Schlesien ansässige Familie dieser Leidenschaft des Fürsten ihren Wohlstand verdankt. Das kam so: Eines Abends verlor der alte Haudegen in einem kleinen schlesischen Städtchen an einen ebenfalls dem Spielteufel ergebenen, alten, pensio- nirtcn Rittmeister das hübsche Sümmchen von 27,000 Thalern. Wissend, daß sein Partner arm war und sehr bald wieder das ge wonnene Geld im Spiel verlieren würde, beschloß er, dem von Fortuna so Begünstigten sein Glück zu erhalten, und während man noch beim funkelnden Wein den Sieger feierte, ließ der Marschall heimlich einen Notar kommen nnd vcranlaßte diesen, sogleich einen Kontrakt aufzu setzen, den er seinem Partner zur Unterschrift vorlegte. Bevor er dies jedoch that, fragte er den Rittmeister, ob er ihm wohl eine Bitte erfüllen wolle, und als dieser bcthenertc. daß ihm der Wunsch des großen Feldherr» Befehl sei, forderte der Fürst, daß ihm der Ritt meister das Ehrenwort darauf geben solle, nie wieder zu spielen. Anfangs weigerte sich der glückliche Gewinner, sein Wort zu geben, aber Blücher ließ sich nicht erweichen und überreichte seinem Gläubiger als Bezahlung der Spielschuld ein gestempeltes Papier zur Unterschrift. Als der Rittmeister das Schreiben gelesen hatte, war er tief gerührt. Es tvar ein Konkrakt, laut welchem er sich verpflichtete, für die ge wonnenen 27,000 Thaler Besitzer eines Gutes zu werden, das sofort zu kaufen war. Freudig Unterzeichnete er den Kontrakt, entsagte dem Spiel und hat cs niemals bereut, dem fürsorglichen Partner sein Ehrenwort gegeben zu haben. — Bo» der Sparsamkeit im Vatikan. Leo XIII. ist in den letzten Monnten so sparsam geworden, daß seine Sparsamkeit fast an Geiz grenzt. Der ganze Schlamm, der gelegentlich der Unter suchung über die bei der Verwaltung des Paterpfennigs vorgekommcnen Verlintrciinngcn anfgeführt wurde, hatte zur Folge, daß der Papst gegen Alles und Alle mißtrauisch wurde. Er schickte sich deshalb an, den größten Thcil seines Einkommens nach seinem eigenen Ermessen nnd nur unter Beihilfe einer durchaus Vertrauen verdienenden Persönlichkeit anzulegen. So ist cs beispielsweise bekannt, daß er in den letzten Monaten große Summen in italienischen und französischen Nentenpapiercn angelegt hat. Ei» gewisser Pietro Marfnrte, der im Vatikan geborene nnd herangcwachsenc Sohn eines vor einigen Jahren verstorbenen Schwcizcrz, gilt heute, nachdem er Anfangs nur einfacher Schrciber bei dem Kassircr des Petcrpfennigs gewesen war, als der Vertrauensmann des Papstes. Dieser verhandelt über seine intimsten Angelegenheiten fast ausschließlich mit Marfnrte und giebt ihm direkt Aufträge und Weisungen über die Anlegung der päpstlichen Gelder. Marktpreise vom 18. Januar >803. Weizen, riilllfcde Sorten 8 Mark 10 Pfg. bis 8 M >rk 80 ich,,, pr. > > ckilo - weiß und buui — - — - - — - — < B - - > sarhs. gelb „. wem 8 - 15 - » 8 > 45 B « « - Weizen, — - — - - — » — N.ggen, prcnmscher. 7 - 30 - - 7 . 50 « » « - sächsischer, 7 — - - 7 . 50 « rnssischcr — - — - - — , » B B - türkischer — - — - - — « — - - Braugerste 7 - 35 - - 8 . .90 Funergersl« 6 - 35 - - 6 . 85 » Hafer, vascr, - »cn 7 - 15 - - 7 « 45 - — - — - - — » — B » « vrdie», Koch- 8 « 60 - - 10 . IO 1 « O Crhseu, Mahl« u. Fmier- 7 « 75 B - 8 - 25 Heu 4 M 20 - - 5 » « « » Stroh 2 - 80 M 3 « 20 » B » Kariosfel» 2 B 20 - . 2 . 50 - » » Bnller 2 - 40 K - 2 - 70 » - 1 - Berliner Prod»kteu-Bitrse vom 18. Januar. «beizen: leeo 119-161 Mk., vr. April Mal 159.25 Mk.. pr. Mai-Inn, br. Jnui-Jul! 162,25. —Üloggen: loco >36,— Wik-, vr. Januar 138,— Mk., pr. April Mai 110,25 Mk., pr. Mal-Juni >11,— -pik. Kündigung:—. Tendenz: Matter. — Spiritus; 7»er loco 32.60 Mk.. pr. Jau.-Fcdr. 31,70 Mk., pr. April-Mai 32,80 Mk., pr. Juni-Juli 33.70 Pik. pr. Aug.-Sepi. 31,70 Mk., Kündigung- —. 50er loco 52,—Tendenz-.Bcsesüg'. Nu böl: loco 49,80 Mk. pr. Jan. 19,60 Mk., pr. April Mai 19,60 Mk. Tendenz: Fester. — Hafer: pr. Januar 112.25 Mk..pr. April-Ma, 140,50Mk. ^ . Ucberslcht derjeiuoell Orte, nach welcher fiir ttewölililiche Briefe im Frcmkinlllstsfalle rni das Orlsporlo von 5 Pf. zur llrhclmng gelaunt: Gadlcuz, Helbersdorf, Kolonie Markersdorf. vekanlwortllch; für Delinschk», Oerilich-S »nd N-nM-t-nNllischeS Inlin» Tykil» liir Sächsisch!«! grenz P i> j,r; fiir den iidcia«» Th-N der Beileg«: lännnNtch in ilirenintH, Igiir lilnsbkwedrnna und M.,s«ndnnj> »ich! -rb-I-nir iplennsrript- wird nicht „rdiNat.j Kkoi-g stlovell in KfMniitr, LLLLt L», I. «la«« (gogsnülivr ckom öveitoi-cksnltmsl). Iriilt sivlr rur 123. Pottoris mit Poossn kmgslögsntiioli empkokleo.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite