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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189301142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930114
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-14
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.01.1893
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LKMrcht und srkne posisischm Freunde nur auffordern, ihren ganzen Einfluß aufzubieten, um die Fortsetzung dieses unseligen Arbeiter- ousstandes zu verhüten, denn Vertragsbruch, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Untreue werden niemals in unserem Staate zum Siege gelangen. (Beifall.) — Abg. Singer (Soz.) beantragt die Besprechung der Interpellation, was einstimmig beschlossen wird. — Abg. Freiherr von Stumm(freikons.): Verantwortlich für den AuS- pand im Saarrevier sind die sozialdemokratischen Agitatoren, welche viel Elend über die Bergleute heraufbeschworen haben. Charakteristisch für das Vorgehen der Sozialdemokraten ist eine Aenßeruiig des Parteiorgans, in welcher die Zufriedenheit als der größte Feind der Sozialdemokratie hingestellt wird. Demgemäß handelt sie auch, und sie schädigt die deutsche Produktion,' wo sie nur kann. Natürlich werden die Arbeiter dadurch in Mitleidenschaft gezogen, aber davon wird den Arbeitern keine Silbe gesagt; die Sozialdemokratie verhält sich auch stets ablehnend, wenn es sich nin Vermehrung der Arbeits gelegenheit handelt. Die Folge davon ist, daß bei den Arbeitgebern die Unternehmungslust schwindet, und sie daran denken, ihren Betrieb «inznstcllcn. Wohin diese Agitationen treiben, beweist der frivole Sireik Im Saarrevier, der geradezu eine Ironie auf die angebliche Nothlage bildet. Ein Tagelohn von 4,50 Mark, wie ihn die dortigen Bergarbeiter «halten, ist der höchste Arbeiterlohn mit in ganz Deutschland. Der Streik ist von dem sozialdemokratischen Rechtsschutz»««» der Berg leute im Saarrevier hcrvorgerufen, um diesen Verein, wie es in einem Aufrufe heißt, zur höchsten Potenz im Saargcbiet zu machen. Die dort errichteten Arbeiteransschüsse sind Organe des Nechtsschntzvereins geworden und haben die auf ihre Errichtung gesetzten Hoffnungen absolut nicht erfüllt. Ich bedauere nur, daß die Bergbehörde nicht rechtzeitig gegen die Bestrebungen der Sozialdemokraten vorgcgangen ist, der ganze Streik und viel Elend hätten dann verhindert werden können. In den Privatwerken des Saarreviers streiken die Arbeiter mcht, sie sind zufrieden mit einem Tagelohn, der immer noch hinter dem der fiskalischen Werke zurücksteht. Aber sie sind zufrieden, denn sie fühlen, daß eine kräftige Hand sie gegen den Terrorismus der Agitatoren beschützt. Hätte die Bergbehörde sofort nach Erlaß des Streikaufrufes bekannt gemacht: „Wer nicht binnen drei Tagen die Arbeit wieder aufnimmt, ist definitiv entlassen!", so wäre der ganze Ansstand im Sande verlaufen. Ein Arbeiter, welcher den Kontrakt bricht, entläßt damit sich selbst. Aber die Bergbehörde hat sich noch an diesen Kontrakt für gebunden gehalten, nachdem derselbe von den Bergleuten einseitig gebrochen tvar. Der Gewalt, wie sie hier gegen arbeitslustige Kameraden angcwcndet wurde, kann nur mit Gewalt «ntgegengetreteu werden, natürlich der ungesetzlichen Gewalt mit der gesetzlichen Gewalt. Wenn das vorjährige Arbeiterschutzgesetz, welches ich f. Z. mit Freuden begrüßt habe, wirklich nützen soll, so muß es begleitet sein von einer ausreichenden Nicdcrhaltung der sozialdcmo- ikratischen Agitation. (Beifall rechts.) — Preußischer Minister für .Handel und Gewerbe, Frhr. v. Berlepsch: Die eigentliche Ursache des Streiks am Saarrcvier war, daß der Vorstand des Rechtsschutz- Vereins der Bergleute seine Macht schwinden sah. Um dieselbe wieder- zngewinncn, entschloß er sich, einen Streik zu organisircn, zudem ihm «ine gewisse Mißstimmung der Knappschaft gegen die neue Arbeits- Ordnung den Anlaß geben mußte. In unglaublichem Leichtsinn folgten die Bergleute der frivolen und verbrecherischen Verführung, denn es mußte doch einem jeden Denkenden von vornherein klar sein, daß dieser Streik total aussichtlos sei. Sonst wurden Streikes wegen zu geringer Löhne oder zu großer Arbeitsdauer unternommen. Die Löhne der fiskalischen Bergarbeiter im Saargcbiet sind höher als irgendwo in einem deutschen Bergwerk. Die Behauptung, die Saar brückener Bergleute erhielten Hungerlöhne, ist also eine unge heure Lüge. Im Saarrevier bestand achtstündige Schicht ex klusive der Ein- und Ausfahrt. Die neue Arbeitsordnung brachte «ine weitere kleine Erleichterung, nämlich neunstündige Schicht «inschließlich Ein- und Ansfahrt. Die neuen Bestimmungen der Arbeitsordnung bezweckten vor Allem die Verhütung von Unglücks füllen. Auf Ucbertreibungen beruhen auch die Behauptungen über die schlechte Behandlung der Bergarbeiter; mir ist während meiner Amtsführung niemals eine Beschwerde in dieser Richtung zngcgangen. Es ist unbegreiflich, wie der Rechtsschutz»««» 20( 00 Bergleute zum Streik treiben konnte. Wer sind denn die Leute, die an seiner Spitze stehen? Die vier Hauptsührer sind verhaftet wegen Unter schlagung von Vereinsgeldern. (Hört, hört!) Marken hat in seinein Streikaufruf das Motto: „Wahrheit, Freiheit und Recht" gebraucht, aber nach dem Motto: „Lüge, Zwang und Rechtsbruch" gehandelt. Das vom Abg. von Stumm befürwortete Verfahren gegenüber den Streikenden hätte do ch leicht ein anderes Resultat haben können, als Herr von Stumm erwartete. Definitiv entlassen werden Alle, die durch unwahre Angaben den Streik schürten, etwa 500 Man». Außerdem wird die Knappschaft um 2000—3000 Alaun vermindert; und cs werden natürlich solche entlassen, die am längsten im Streik verharren. Ein Vorgehen gegen den Rechtsschutz»««» wird erwogen werden, doch wird die preußische Vcrgvcrwaltung niemals die Coalitions- freiheit der Arbeiter angrcifcn. Die von dem Abg. von Stumm ge übte Kritik an den Maßnahmen der lokalen Bergbehörde hat in diesem Stadium keinen Zweck, sondern erschwert der Behörde lediglich ihre Stellung. Hätten wir bei Beginn des Streiks bekannt gemacht: Wer binnen drei Tagen nicht anfährt, ist entlassen!, so hätten wir möglicherweise alle 30000 Arbeiter entlassen müssen, denn wenn die Behörde so etwas sagt, muß sie auch darnach thnn. Daß das von der Bergbehörde «ungeschlagene Verfahren das richtige ist, erhellt auch aus der Zunahme der Zahl Derer, welche die Arbeit Wied« aus- nehmen. Heute sind bereits 16000 Mann wieder bei der Arbeit. — Abg. Frhr. von Pfetten (Ccntr.) kvnstatirt, daß allerdings ein Nothstand bestehe und zwar in der Landwirthschast und im Klein gewerbe. Dem letzteren werden Sie am besten entgegenkommcn, wenn Sie die Anträge meiner Partei zur Gewerbeordnung annehmen. Hierauf wird die Weiterberathung auf Freitag Nachmittag 1 Uhr vertagt. Ein Hofbatt i,r Dresden. Der erste Hofball im Jahre 1893 fand am 11. Januar im königl. Schlosse statt. Derselbe verlief in der üblichen solennen Weise. An diesem glänzenden Hvffcste nahmen Theil: Der König und die Königin, Prinz Johann Georg, die Frau Herzogin von Schleswig- Holstein mit Prinzeß Tochter Fcodora und der Fürst Neuß j. L. Heinrich XIV. nebst den Damen und Kavalieren des königl. großen Dienstes und der betreffenden übrigen Hofstaaten. Unter den zahl reich Eingeladenen befanden sich: Das OnrpZ ckiplomatigus mit Damen, die königl. Staatsministcr mit Gemahlinnen und Töchtern, Damen und Herren der fremden und einheimischen Aristokratie, die Generalität und die Offizicrkvrps, die Abtheilungsdircktvren und Räthe der Ministerien und der sonstigen Staatsbehörden, der Oberbürger meister der königl. Residenz re., Vertreter der Kunst und Wissenschaft, unter letzteren die hervorragendsten Doktoren und Acrzte, des Handels und der Industrie rc. Nachdem die in ein« Zahl von ca. 800 er schienenen Gäste die große Haupttreppe bis zur zweiten Etage passirt hatten, gelangten dieselben durch das daselbst aufgeschlagene, aus der Belagerung von Wien herrührende Zelt in das Vorzimmer zur Galerie, wo eine Paradewache des königl. Gardereiter-Regiments die militärischen Ehrenerweisungen ausführte. Von hier begaben sich die Herrschaften durch die Galerie in den Stuck- und in den großen Ballsaal, wo die Versammlung stattfand. Nachdem der König und die Königin und Prinz Friedrich August und Prinz Johann Georg von 8i/, Uhr ab die Vorstellung der neu angemeldeten Damen und Herren im Marmorfaale cntgegcngcnommcn hatten, erschienen dieselben (mit Ausnahme des Prinzen Friedrich August, welcher sich nach den stattgchabten Vorstellungen zurückzog) mit den übrigen Fürstlichkeiten und umgeben von den Damen und Kavalieren des Dienstes gegen 9 Uhr in der ittustren Versammlung und hielten im Ballsaale Zerkle. Nach Beendigung des Zerkle wurde der Tanz V,10 Uhr mit der traditionellen Fürstcnpolonaise eröffnet, an der sich die Königin mit dem Fürsten Neuß j. L., der König mit der Frau Herzogin zu Schleswig-Holstein, der Prinz Johann Georg mit der Prinzessin Fcodora zu Schleswig-Holstein und die anwesenden Gesandten fremder Höfe bctheiligtcn. Mit der Ausführung der Ballmusik war die Kapelle des 1. Leib-Grenadicr-Rcgimcnts Nr. 100 beauftragt worden. Die in brillantester moderner Toilette erschienene hohe Damenwelt wirbelte im lebhaften Rhythmus mit den schmucken jüngeren und älteren Tänzern im Offizier- und Hofkleide über das spiegelglatte Parquet, manchmal nicht ganz mühelos die dichte hohe Gesellschaft durchbrechend. Die ältere Herrenwelt verweilte in den Nebensälen im Gespräch über nahm auch an den zahlreichen Spieltischen Platz. Nach Beginn des Tanzes wurde bald das Konditorei- und Bier-Buffet in den Räumen der sogenannten Reitschule und dem anstoßenden Gobclinzimm« eröffnet. Dieses Buffet war mit einer üppigen Blattpflanzcngrnppe dekorirt, aus dersich ein korinthischer Tempel von weißem Biskuit wirkungS- vollhcrvorhob. Nach der zweiten Franyaise, gegen 11 Uhr, wurdcangroßcn Buffets in« Eckparade-, im Banket- und in den neben der Galerie gelegenen Speisesälcn das Souper eingenommen. Die höchsten Herrschaften, das Oorpo ckiploiiiatiqne l. und 2. Klasse der Hofrangordnung, so wie die königl. Kamnierhcrrcn nebst Damen soupirtcn im Eckparadc- saale, welcher mit königlicher Pracht dekvrirt war. An beiden Seiten der Eingangsthürc prangten Buffets mit den gediegensten Gvld- geräthen von unschätzbarem Wcrthe, als große Kessel und Becken, Schüsseln, Vasen, Humpen rc., während den Hintergrund eine die ganze Breitseite des Saales eiunchmendc, bis zur Höhe der Decke reichende Blattpflanzen- und Blnmcndekoratiou von entzückender Schön heit abschloß. In diesem duftenden Pflauzcnausbau gewahrte man prachtvolle Kandelaber, Vasen, Tafelaufsätze rc. von massivem Silber und künstlerischer Ausführung, die der ganzen geschmackvollen Deko ration bei der tausendfachen Kerzcnbelenchtung einen höchst vornehmen Charakter verliehen. In dem Bankettsaalc versammelten sich die Damen, welche von ihren Herren zum Souper geführt wurden, während in den Speisesälcn neben der Galerie alle Herren soupirtcn, welche keine Damen führten. Ihre königl. Majestäten zeichneten während des ganzen Festes eine große Anzahl der geladenen Dame» und Herren mit Ansprachen aus. Gegen °/«I Uhr war der Tanz zu Ende. Die hohen Herrschaften zogen sich hierauf zurück, ein Zeichen, daß das Ende des Festes gekommen und auch die geladenen Gäste verließen bald nachher die Paradcsäle des königl. Rcsidcnz- schlosses, um die Erinnerung an einen schönen Abend mit fortzu- nchmcn "" ^Sächsisches. — Verbot der Polizeidirektio» zu Dresden. Dieselbe macht Folgendes bekannt: Nachdem zur Keuntniß gelangt ist, daß der hiesige Verein „Zentral-Kommission aller Branchen von Dresden und Umgegend" die Aufnahme einer Statistik in hiesiger Stadt aufhält licher Arbeitsloser durch Ausgabe von Zählkarten in den Häusern und den Wohnungen der Stadt und durch AuSscndnng von Zählern in letztere beabsichtigt, so wird, mit Rücksicht auf die hieraus für die Einwohnerschaft erwachsenden Belästigungen und sonstigen Unzuträglichkcitcn, jede derartige Zählung, insbesondere die Ausgabe von Zählkarten in den Häusern und Wohnungen, sowie auf den Straßen, Plätzen und Orten des öffentlichen Verkehrs, und das Auftreten von Zählern zu dem obcugcdachtcn Zwecke innerhalb der Stadt Dresden hiermit verboten. Zuwiderhandlungen werden mit Geld bis zu 60 Mark oder mit Hast bis zu 14 Tagen bestraft werden. — Jur Frage der Fenervestattmrg. Das Leipziger Stodtvervrdncten-Kvllcgium hatte sich in seiner letzten Sitzung mit dem Bericht seines Verfassungsansschusscs über die Eingabe des Vereins für Feuerbestattung zu Leipzig betreffend einen an den Rath gebrachten Antrag auf Einführung der fakultativen Feuerbestattung daselbst zu befassen. Der Verfassungsausschuß erklärte indcß die Sache für zur Zeit noch nicht spruchreif, die Petenten hatten die nncntgcltliche Ilebcrlassnng eines Platzes für das Crcma- torinm und eventuelle Ucbcrnahme der Feuerbestattung in eigene Verwaltung beantragt. Der Verfassungsansschuß da gegen beantragte, die Petition auf sich beruhen zu lassen und dem Nathe lediglich zur Kcnntuißnahme zu übergeben. In der an den Bericht sich anschließende» kurzen Debatte betonte besonders Stadtvcrordnetcnvorstehcr Jnstizrath vr. Schill, eine landesgcsctzlichc Bestimmung, daß Leichen beerdigt werden müssen, bestehe zwar nicht, und so sei an sich ja der Rath berechtigt, selber ein Ortsrcgulativ für fakultative Feuerbestattung ausarbcitcn zu lassen. Die Sache habe aber doch ihre Schwierigkeiten. Auch seien die Aulagckostcn ziemlich bedeutend und sehr fraglich, ob die Feuerbestattung billiger zu stehen komme als die Beerdigung. Ein allgemein örtlich dringendes Bedürfnis) zur Einführung der Feuerbestattung in Leipzig bestehe daher nicht. Die Stadtverordneten entschieden sich denn auch mit Stimmcncinheit für den Antrag des Vcrfassungsausschusscs, die Petition, die Stadtverordneter Rcppenhagcn zur seinen gemacht hatte, auf sich beruhen zu lassen, im klebrigen dieselbe aber dem Rath zur Kcnntnißnahme zu übergeben. — Elektrisches. Zur Einführung elektrisch« Beleuchtung in Leipzig sind beim Nathe daselbst Offerten verschiedener dortiger und auswärtig« Firmen Angegangen, welche sich um die Herstellung der nöthigcn Anlagen bewerbe». Die Zahl der von Geschäftsinhabern angemeldeten Flammen beträgt 1200, doch dürfte diese Ziffer daun noch erheblich steigen, wenn mit der Einführung der elektrischen Be leuchtung wirklich vorgegangcu wird. — Bei der in Zwickau zu erbauenden elektrischen Straßenbahn berechnet sich der Herstellungs preis auf etwa 20,000 Mk. für den Kilometer, der Preis für Glüh licht für die Brennstunde und Glühlampe auf etwa 4 Pf. — Ehrende Anerkennung. Die Inhaber der Firma Straff u. Sohn in Meerane habe» im Laufe der Jahre die folgenden Stiftungen errichtet: 4000 Mk. von Kommcrzienrath G. A. Straff zu einer Spciscanstalt für Nolhlcidcnde im Jahre 1679; 6600 Mk. von Komnicrzicnrath G. A. Strass an die dortige Wcb- schuke; 25 000 Mk. Vicrcggcstiftung, deren Zinsen jährlich an einen auf einer deutschen Hochschule studireudcn Mccraner als Beihilfe ge- zahlt werden; 6000 Mk. Geschenk zur Errichtung des Mccraner „Wcbcrkindcrheims"; 3000 Mk. Geschenk zum Meerancr „Wilhclm- Anguststift"; 15000 Mk. von Herrn Koinnierzienrath Emil Straff zur Erbauung eines neuen Webschulgebäudes. , —Die Morgknstern'fche Erbschaft. Am 6. Januar fand in Flöha abermals eine Versammlung Derjenigen statt, welche An spruch an diese Erbschaft zu haben glauben. Es handelt sich bekannt lich um die schon sagenhaft gewordene, etwa 20 Millionen betragen sollende Hinterlassenschaft des vor etwa 14k Jahren in Batavia ver storbenen, aus Sachsen stammenden Schiffskapitäns Christoph Morgen stern. In der Versammlung wurde mitgetheilt, daß der bisherige Berliner Rechtsanwalt die Vertretung der Erben niedergclcgt und ein anderer dortiger Rechtsanwalt dieses Amt übernommen habe. Letzterer fordert einen Kostenvorschuß von 1000 Mk., der aber von den Erben erst thcilweise aufgebracht worden ist. Wie in den früheren Ver sammlungen, so wurde auch diesmal viel gestritten, zumal sich zwei Parteien (Pirna« und Eppendorf« Linie) um die Erbschaft be werben. Von sächsischer amtlicher Seite wurden bekanntlich bereits Vor einigen Jahren die auf die Morgcnstern'sche Hinterlassenschaft ge setzten Hoffnungen als durchaus aussichtslos- bezeichnet, da amtliche Nachforschungen nie eine Spur der Erbschastsmassc ergeben hätten und übrigens nach niederländischem Rechte selbst bei Vorhandensein der Hinterlassenschaft und Nachweis der Erbberechtigung derartige Ansprüche regelmäßig in 30 Jahren verjähren, die Ansprüche der Morgenstcrn'schcn Erben also bereits seit 1780 verjährt wären. — cit. Neustadt bei Chemnitz. Nach letztwilliger Bestimmung dcS edlen Begründers der „Hähle-Stiftung" fand auch in diesem Jahre wieder am Sterbetage des Genannten, 9. Januar, die Ver- thcilung der Zinsen dieser Stiftung statt. Der Gemeinderath und der Armen»««» hatten zum Empfange der Gaben 11 arme würdige Personen aus hiesigem Orte bestimmt. Dieselben versammelten sich am 9. Jannar Vormittags 11 Uhr im hiesigen Gasthose; auch einige Herren des Gcmeindcrathes und Armenvcreincs hatten sich eingcfunden. Nach einer herzlichen Ansprache des Herrn Pastor Brückner wurde» die Zinsen durch Herrn Gcmcindcvorstand Wünsch den Betreffenden überreicht. Es standen diesmal 67 Mk. znr Verfügung und wurden 10 Personen mit je 6 und eine Person mit 7 Mk. bedacht. Wie willkommen diese Gaben waren, konnte man an den heileren Ge sichtern und aus den herzlichen Dankeswvrtcn der Empfänger erkennen — Nicht Selbstmord. Vor einigen Tagen wurde mitgetheilt, in Tharandt habe sich ein Forststudent erschossen. Hierzu wird jetzt ans Oelsnitz i. V. geschrieben: „Am vergangenen Sonntag verlor in Tharandt der von hier gebürtige 22jährige Forststudeut Alfred Schanz durch einen Schrotschuß, welcher ihm den Kopf zerschmetterte, sein Leben. Schanz war in sein« Wohnung mit dem Ordnen von Gewehren und Geweihen beschäftigt und hierbei muß sich ein Gewehr durch einen noch unaufgellärten Zufall entlade» haben. Ein Selbst mord scheint vollständig ausgeschlossen, da außer dem Fehlen jedes Grundes hierzu ein Forstmann gewiß auch die Kugel einem Schrot- schnsse vorgczogen haben würde. Fvrstrath Judcich in Tharandt stellt dem Verstorbenen ebenfalls das beste Zcugniß aus und hält einen Unglücksfall als bestimmt vorliegend." — ttnglücksfälle. In Leipzig hat sich im Hofe des Grundstückes Brühl Nr. 55 ein bcdanernswerthcr Unglücksfall zuge- tragcn. Zwei Marklhelfer der daselbst befindlichen Beer'schcn Rauch« waarcnhandlung ließen aus einer eine Treppe hoch gelegenen Luke große Ranchwaarcuballen in den Hof hinab. Obwohl nun ein Mann unten als Wache aufgestellt war, passirte es leider doch, daß der im Grundstück Nikolaistraße Nr. 32, drei Treppen hoch wohnhafte Kürschner Dreh« mit voller Wucht von einem der Ballen getroffen wurde und schwerverletzt in seine Wnhnuug bczw. spät« auf ärztliche Anordnung von dort mittels Transpvrtwagcns in's Krankenhaus ge bracht werden mußte. Der bedaucrnswerthe Mann ist 1835 zu Krakau geboren, vcrheirathct und Vater von vier Kindern. — Am 9. Januar fiel der 11 Jahre alte Schnlknabe Schnciderheinze ans Grethen auf dem Wege nach Großsteinberg bei Grimma in der Nähe letzteren Ortes so unglücklich von einem Wagen, daß er sofort starb. Ans Nah ,md Fern. — Feuer i» der Brantkulsche. Dieser Tage sollte in der Matthäikirchc in Berlin ein Architekt mit seiner Braut, der Tochter eines Musikdirektors, kirchlich getraut werden. Als aber das Braut paar in einer hocheleganten Equipage vorfuhr, bemerkte man, daß der Stelle, wo die Braut gesessen hatte, Rauch entstieg, und daß nicht nur der Sitzplatz, sondern auch der Schleier der Vrant und das Brautkleid zum Theil verbrannt waren. Glücklicherweise hatte die Braut selbst keinen Schaden gelitten. Der Brand wurde natürlich sofort gelöscht; seine Entstehung dürste darauf zurückzuführcn.sein, daß der Bräutigam, ein leidenschaftlicher Rauch«, nicht einmal während der Fahrt »ach der Kirche die Havanna entbehren wollte, und die brennende Zigarre dann achtlos bei Seite legte. Er hat sich nicht nur erheblichen materiellen Schaden zugcfügt» sondern auch die Hoch zeit verzögert; denn seine Braut wollte doch nicht mit verbranntem Brautschleier und Brantklcidc an de» Traualtar treten. — Tcv)) Humor deS VizegespnuS. I» einer größeren Gemeinde eines ungarischen Komitntcs bekam die Bevölkerung und namentlich der Richter im Herbst Angst vor einer Ucbcrschwcmninng und in einem Telegramm an den Vizegespan meldete der Richter: „Die Bewohn« unserer Gemeinde leiden an Wasserscheu, wir bitten um unverzügliche Hilfe." Und der humoristisch veranlagte Vizcgcspan entsandte mit dem nächsten Zug den Koinitats-Thicrarzt. Der Richter machte natürlich große Augen, als statt der erwarteten Pioniere der Pferdedoktor kam, und noch größer, als mau der Gemeinde eine heidenmäßig paprizirte Rechnung für diese Exmission präscntirte. LitternrischeS. Das «ene NcichSgeseh «der die Kra»ke»vet'sicher»«g vom 10» April 1892. Eine Dar egung in wesprächssorm für Jehcr-.ua»». Verfaßt von Max Hallbancr, K. S. Landgcrichisdireltor. — 4.-6. Tausend. Leipzig 1893. Verlag von Albert Berger. Preis 80 Pf. — Die mcislerbaste Art und Weise, mit welcher der Herr Verfasser (Leiche in Katechismus- oder Gesprächsform klar zu lege» versteht, hat sich bereits iclbst cinpsohlcn und bedarf deshalb weiterer Empfehlung nicht mehr. Juhalteverzcichuisi und Sachregister erleichtern überdies ein bequemes und schnelles Nachlchlaqen. Es wäre ein verdleustoolles Werk, nach und »ach alle unsere Gesetze in dieser verstäudnißvollen Form dem Volke darzulcgeu. Sckilachtvicl-minrt km Schlacht- und Viehhosc zu Chemnitz, am 12. Januar 1893. Austrieb: 18 Sünder, 116 Laiidschweine, 554 ungarische Schweine, 332 Kälber, 19 Hammel. Das Geschäft war in Sündern und Hammeln langsam, in den übrige» Vichgaltungen dagegen gut. Preise: Rinder: 11. Qual. 51-57 Mk., sur lOO Pfd. Schlachtgewicht Landschweine: 60-63 Mk- für 100 Psd. Ltbendgcwlcht bei 4V Pfd. Tara per Stück. Ungar. Schweine: 48—52 Mk. für 100 Psd. Schlachtgewicht. Kälber:56—58 Mk. für IVO Psd. Schlachtgewicht. Hainmel: 26—27 Mk. für IVO Psd. Lebendgewicht. , verantworlllch: sitr Do,Mich.,, Oertltch-r »»d 8-uUI-I°n!lMch-, Jul!»» Thilk» säe Sächsisches- graaz Nt!Pc; Ute de» i>br!»ci> Tbkit der Bcrlcaer; lämmtlich t» LbennNtz. (gär eiulbneohriwa „ud tllltalendima nlchl erdeteuer MLiniIniple wird nicht gtl-INjl.) keoi-g Klone» III Ldsliuiilr, L-°"LÄ°u°"N Lv, I. (gtzgsniidor llom öovlisi'llonllmsl). Iikilt siott 123. Iwttsris mit Iwc-son ungologuntliest cmpkostlsid-
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