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Ausgabe: Wochentags Abend» (mit Datum des nächste» Tage»)- — Die Anzeigen finden ohne PreiSausschlag »»gleichBer- breitnng durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. — Nr. 11. —13. Jahrgang. — Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. Sonnabend, 14. Januar 1893. Politische Rundschau. Chemnitz, den 13. Januar 1893. Deutsches Reich. — Bon» Kaiscrhose. Der Kaiser ist aus Straßburg, wo derselbe am Mittwoch Nachmittag 'einer Hebung der allarmirten Garnison beigcwohnt hatte, am Donnerstag Morgen, da. die weiteren militärischen Uebungen in Ettlingen abgesagt waren, in Karlsruhe angelommen. Der Großhcrzog nnd die Prinzen des großhcrzoglichen Hauses empfingen den Kaiser am Bahnhöfe und begrüßten denselben aufs Herzlichste. Der Kaiser fuhr darauf in Begleitung des Groß herzogs durch die jrcichgeschmückten Straßen »ach dem Schloß. Im Laufe des Tages stattete der Kaiser mehrere Besuche ab und ertheilte Audienzen. Nach der Tafel sollte die Weiterreise nach Berlin erfolgen. — In der Milit,nkom«»issiou des Reichstags hat Graf Caprivi die Bcrathungcn über die Militärvorlage mit einer längeren befürwortenden Rede eröffnet. Die „Voss. Ztg." schreibt zu derselben: „Ob die Rede des leitenden Staatsmannes die Kommission des Reichstags in ihrer bisherigen Haltung erschüttern werde, bleibt abzu warten. Die Bereitwilligkeit der Reichsregiernng, auf einen nennens- wcrthcn Thcil ihrer Forderungen zu verzichte», hat sich aus der Rede des Reichskanzlers nicht ergeben." Die „Nat.-Ztg." bemerkt zu der Sitzung der Militärkommission: Die Darlegung des Grafen Caprivi habe bei denjenigen Reichstagsmitglicdern, welche sich der ernsten Verantwortlichkeit der betreffenden Enthaltung bewußt sind, die Ucber- zcugung befestigt, daß eine Verständigung über die Heercsvcrstärknng nothwendig ist. — Eugne Richter meint in der „Freist Ztg.", daß die Rede des Reichskanzlers an der Sachlage nichts geändert habe, höchstens könnte sie den Abgeordneten, die eine Schwenkung mache» wollten, dieselbe erleichtern. — Die Bndgetko»tt»nisfion des Reichstags genehmigte de» ganzen Etat des Reichsamts des Innern und ging zum Etat des Auswärtigen Amts über. — Die Meldung, Graf Caprivi habe am Sonnabend dem Geh. Kommcrzienrath Krupp einen Besuch abgestattet, wird von be rufener Seite als unbegründet erklärt. — DaS pre«frische Herrenhaus wird seine Sitzungen am 25. oder 26. d. M. wieder aufnchmcn. Man hofft, daß bis dahin der erste Präsident, Herzog von Ratibvr, von seiner schweren Krankheit hcrgcstellt sein wird. — Verschiedene Petitionen von dissidentischen Eltern, die sich über die vom Kultusminister vr. Bosse verfügte Zuweisung ihrer Kinder zum Religionsunterricht in der Schule beklagen, sind der Unter richtskommission des Abgeordnetenhauses zugegangen. —. Die Erbschaftssteuer snr Prentze» taucht wieder am Horizont auf. Der nationallibcrale Abgeordnete v. Ehncrn wird, wie verlautet, in der Stcnerkommission des Abgeordnetenhauses einen aus- gearbeitetcn Gesetzentwurf zur Einführung einer Erbschaftssteuer als Ergänznngsstcuer in Erweiterung der Bestimmungen des Erbschafts- steucrgesetzes vom 19./24. Mai 1891 einzubringen. — Dcr Bnndcsrath dcS deutschen Reiches hielt am Donnerstag eine Plenarsitzung ab. Es wurden verschiedene kleinere Vorlagen für den Reichstag fertiggestcllt. — Keine Folge der nenen Handelsverträge. Ein west deutsches Blatt hatte die Nachricht verbreitet, daß die Einziger Thon- waarenfabrik gcnöthigt gewesen sei, ihre Arbeiter zu entlassen und die Fabrik zu schließen. Die Schuld hieran wurde unter besonderer Hinweise ans die Wirkung der neuen Handelsverträge der Neichs- regicrung aufznbürden versucht. Wie die „N. A Z." nun aus bester Quelle erfährt, bestätigt sich die Mittheilung nicht. Nur während einiger Wochen im Dezember ist aus Anlaß einer Gcschäftsstillc, wie sie in jedem Winter cinzutreten Pflegt, der Fabrikbctricb Montags und Sonnabends eingestellt worden. Eine längere Ausdehnung Wird diese Maßregel voraussichtlich nicht haben. Arbeiterentlassungcn und Lohnrcduktivnen sind überhaupt nicht vorgekommen. — I» letzter Zeit Ist die Besnrchtnng laut geworden, daß die Einführung der mitteleuropäischen Einheitszeit für den Nah verkehr der größeren Städte (besonders den Schul- und Arbeiterverkehr) Erschwernisse mit sich bringen möchte, wenn nicht zugleich die Fahr pläne der Eisenbahnen den veränderten Verhältnissen angepaßt werden. Dem gegenüber kann der „Reichsanzeiger" mitthcilen, daß die könig lichen Eiscnbahndirektionen schon vor längerer Zeit Weisung erhalten haben, die erforderlichen Aendernngen für den Vorort- und Lokal verkehr der größeren Städte nach Benehmen mit den Lokalbehördcn zum 1. April vorzusehcn. — I» Schirneberg bei Berlin sollte gestern eine Versamm lung von Arbeitslosen stattfinden, die aber, weil man Ausschreitungen befürchtete, polizeilich verboten wurde. Das Eiscnbahnrcgimcnt war in der Kaserne in Schönebcrg konsignirt. Zahlreiche Gendarmerie und Schutzleute waren aufgcboten, um etwaige Ruhestörungen zu hindern. Die in der Zahl von etwa 2000 erschienenen Theilnehmcr zerstreuten sich jedoch ruhig, meist nach den weiteren Vororten und dem Grune- wald hin. — Eine in Kassel von mehreren Hunderten von Arbeitslose» abgchallenc Versammlung beschloß, die Stadtbchördcn zu ersuchen, zur Linderung der herrschenden Roth sofort städtische Arbeiten in Angriff nehmen z» lassen. — 120000 Wohnnngsriindignttgen in Berlin. Wie aus Berliner Gnindbcsitzerkreiscn verlautet, sind etwa 120 000 Kündig ungen beim letzten Jahreswechsel zwischen Micthern und Vcrmiethern ansgctauscht wurden. Die Zahl dcr Umzüge, beim bevorstehenden Wohnungswechsel zu Ostern dürfte die des verflossenen Oktober noch um 20000 übersteigen. Da z. Z. gegen 40000 Wohnungen lecr- stehc», so erweckt diese große Zahl zumeist durch die Miether er folgten Kündigungen in Berliner Hausbesitzerkreisen lebhafte Be unruhigung. Frankreich. ^ — Das nettgebildete Ministerium Nivot wird als erste .'»erprobe in der Kannner einen Antrag zu bestehen haben, welcher die Ausschreibung von allgemeinen Neuwahlen fordert. Das Kabinet wird diese Forderung verwerfen und dabei der Unterstützung der re publikanischen Mehrheit sicher sein; denn Neuwahlen unter der Ein wirkung der heutigen Skandale könnten der Republik den Todesstoß geben. Da Ribot Entschlossenheit zeigt, wird man ihn wohl einige Zeit in Ruhe lassen. Dcr aus dem Ministerium entfernte Kricgs- minister Freycinet gilt wegen seiner erwiesenen Beziehungen zu schmutzigen Geldleuten als politisch todt. Dem russischen Botschafter von Mohrenhcim wird von Neuem vorgeworfen, er habe in Geld verlegenheiten eine halbe Million Francs aus Panamageldern ge nommen. Vom Präsident Carnot wurde behauptet, er habe um die Bestechung des Ministers Baihaut im Jahre 1886 gewußt; das ist aber nicht wahr, Carnot hat von der schmachvollen Geschichte nichts erfahren. Der Minister Baihant hatte, wie auf dcr Hand liegt, allen Grund, zu schweigen. Der Ingenieur Eissel, der Erbauer des bekannten Thurincs, der Arbeiten für die Panamagesellschaft anszu- führcn hatte, ist durch die Aussagen im Panamaprozeß sehr bloß- g. stellt, in seiner Tasche sollen Millionen für unausgeführte Arbeiten verschwunden sein. Die Fortsetzung der Verhandlungen im Panama prozeß stellt fest, daß Eissel beim Panamakanal über 30 Millionen verdient hat. Nach Abzug aller Gelder, die er zu Bestechungen ver wandte und nachdem das ganze Unternehmen verkracht war, blieben ihm 18 Millionen. In der vorgestrigen Gerichtssitzung hat der ge richtliche Sachverständige Flory folgende Bilanz dcr Panamagesellschaft mitgctheilt: Die Gcsammtcmission betrug 1,434,000,000, welche also verwendet wurden: Gründungskostcn 23 Mill., Ankauf der Panama eisenbahn 93 Mill., Emissionskostcn 10 t Mill., Verwaltnngskosten 100 Mill., Zinszahlungen 249 Mill., Ankauf von Immobilien 137 Mill., Kanalban 550 Mill. Als der Krach cintrat, war noch ein Aktiv:»» von 163 Mill. vorhanden. Es wird immer klarer, daß verzweifelt wenig ehrliche Leute von Rang und Stand in Paris bleiben werden, wenn die jetzt Angcschnldigten sich gründlich aus- sprcchen. Trotz allen Trubels setzt übrigens das Komitce für die Weltausstellung im Jahre 1900 seine Arbeiten unverdrossen fort und beräth jetzt die Plntzsrage. Schweiz. — Bon de» Vertreter» der Schweizer Gewerbe- und Handelöverrittignng wurde die Begründung einer Zentral-Aus- kunftsstclle für den Bezug inländischer Bedarfsartikel beschlossen, um der Ucberschwcmmniig der Schweiz durch deutsche Handlnngsreisende znvorzukommcn. Gxotzvrltaimkett. — Die englische Regiernng scheint aus Anlaß ihres Streit falles mit dem Sultan von Marokko gründliche Aufräumung in diesem afrikanischen Mustcrstaatc hakten zu wollen, wenigstens schlagen die Zeitungen einen recht lebhaften Ton an und Franzosen nnd Spanier stehen aber schon auf dcr Lauer, um John Bull festznhalten, falls es zu weit vorgeht. — Die Revolution in Argentinien dauert unter blutigen Gefechten fort. — In London sind gestern ohne jegliche Kündigung 200 Mitglieder des Trafalgar Square- Theaters entlassen worden. Seit einiger Zeit war das Theater schlecht besucht und wurde in Folge dessen heute früh geschlossen. Rußland. — Russische Trttvvenvertcgnngcn. Es wird gemeldet, daß nach dem KicweiH Militärbezirk zwei Divisionen, eine aus Kau- kasicn, die andere aus dem Gouvernement Tschcrnichow, verlegt wurden. Längs der westlichen Grenze sind im Allgemeinen die Truppen be deutend verstärkt worden. Orient. — Ans Konst,intinopel wird gemeldet, daß dcr von dcr hohen Pforte engagirte deutsche Werkmeister sich kontraktlich verpflichtet habe, täglich 150 Mauscrgcwchrc in der hierzu cinznrichtcnden Ge- wchrfabrik hcrzustellen. Das Marine-Ministerium bewilligte zur Be schaffung der erforderlichen Maschinen einen Kredit von 5000 Pfund. Es sollen 50 deutsche Büchsenmacher angeworben werden. — Dev Sttlton soll sich mit dem Gedanken einer Weltausstellung in Kon stantinopel tragen. Eine schöne Idee, aber wer borgt darauf? — Wie ans Serbien, werden auch aus Montenegro ernste innere Un ruhen berichtet. Eitle neue Rede des Reichskanzlers über die Militär Vorlage. Ueber die neue Rede des Reichskanzlers Grafen Caprivi über die Militärvorlagc, welche derselbe in dcr Militärkommissivn des Reichstages gehalten hat, berichtet die „Nordd. Allgcm. Zeitung" Folgendes: Der Reichskanzler sagte: Er rechne ans den Takt nnd die Vaterlandsliebe der Anwesenden bei etwaiger Verwendung seiner Mit- theilnngen und wolle bis an die Grenze des Möglichen in seinen Er öffnungen gehen. Ter Redner beleuchiele die allgemeine Politische Lage in ähnlicher Weise, wie cs im Plenum geschehen. In Frank reich gähre cs, ein hervorragender Staatsmann sei zwar im Augen blick nicht da, doch das Entstehen einer Diktatur darum nicht ansge- chlossen. Auch er halte, wie sein Vorgänger, die Erhaltung der Republik in Frankreich für das Erwünschteste. Seit dem letzten Kriege sei die Bcvölkerungsziffcr Frankreichs wieder im Wachsen. Auch Rußland sei im Aufsteiger und auf absehbare Zeit sei cs dcr mäch tigste Militärstaat Europas. Eine Feindseligkeit bestehe weder zwischen den Monarchen, noch zwischen den Regierungen und Staaten, wohl aber zwischen dcr öffentlichen Meinung. Der Reichskanzler erörterte sodann das Streben Rußlands »ach Konstantinopel und die Möglich keit eines Angriffs dcr Russen gegen die Türkei. Man sage nicht ohne Berechtigung, dcr Weg über den Balkan gehe nicht mehr - allein über Wien, sondern auch durch das BrantLnburger Thor.:. Bei der Freundschaft Rußlands mit Frankreich müsse man auf einest Krieg nach zwei Fronten gefaßt sein. Nach Beleuchtung des Ver hältnisses zwischen Rußland und Frankreich hob Graf Caprivi hervor: Die Richtschnur unserer Politik sei und bleibe di« Erhaltung der vollen Großmachtsstcllung Oesterreich-Ungarns. Es wäre durchaus falsch, um augenblicklicher Vortheile willen uns Rußland gegen Oesterreich zu nähern. Höchstwahrscheinlich bestehen militärische Ab machungen — für Land und Wasser — zwischen Rußland und Frankreich. Auch Dänemark sei zu berücksichtigen, tuen» auch dessen König unser guter Freund ist. Die Erneuerung des Dreibundes nach dessen Ablauf ist allerdings zu hoffen, aber doch auch nicht absolut sicher. Das Bündniß mit Italien habe den Hauptzweck, die Südgrenze Oesterreichs gegen Frankreich zu sichern. An der Tüchtigkeit der österreichischen wie italienischen Armee sei nicht zu zweifeln, wenn, vielleicht auch noch organisatorische Schwächen bestehen. Unsere eigene organisatorische Schwäche kennen wir am besten, so bezüglich der so wichtigen Reservcdivisionen, die nicht so leistungsfähig sein dürften, wie die französischen und russischen mit jüngerem Material. Bezüglich der Qualität dev Truppen sei eine Schätzung in Friedciiszcite» schwer, doch halte er die deutschen Truppen für die^j besten dcr Welt. Ma die Marine betreffe, so sei unsere Flotte der russischen allein gewachsen, aber ev. seien starke französische Schiffe nach der Ostsee zu erwarten, um die Herrschaft Rußlands in der Ostsee mit faktischem Vasallenthum Dänemarks zu erlangen. Im Mittclmeer sei Italien auf starke englische Unterstützung angewiesen, auch dann sei noch fraglich, wer eventuell siegen würde. Oesterreichs Landmacht sei für uns wesentlich wichtiger, besonders wenn Oesterreich den Kriegsschau platz nördlich der Karpathen verlege. Graf Caprivi stützt sich bei seinen Ausführungen auf eine Denkschrift des Grafen Moltke vom Jahre 1879, deren Haupliuhalr er vorlicst. Er schildert dann ein gehend die natürlichen Schwächen nnd Schwierigkeiten jeder Koalition. Dcr Hauplstoß der Gegner von beiden Seiten würde jedenfalls gegen uns, als die stärkste Macht des Dreibundes, gerichtet sein. Für unS würde crsahrungsinäßig die Offensive geboten sein, die strate gische Offensive schwäche aber numerisch bedeutend und erfordere da her eine erhebliche Ucbcrmacht. Die Anwendung der sogenannten „iniicreii Linie", von dcr aus man abwechselnd nach beiden Seiten opcrirt, sei für Deutschland nicht zulässig; wir könne» nicht erst bis Paris gehen und dann gegen Rußland. Ebenso sei die Etablirung eines „Volkskrieges" durch die Natur der deutschen Ebene un möglich gemacht. Graf Caprivi stellt dann ausführlich die Stärke verhältnisse der verschiedenen Armeen unter den verschiedenen möglichen Umständen einander gegenüber, aus welchen er folgert, daß Deutschland und der Dreibund in der Minorität sind. Ganz besonders sei unsere lange Ostgrenze, ohne natürliche Vcr- theidigung, nur durch Offensive zu halten. Die russischen Kriegs- Vorbereitungen gehen langsam, aber stetig vorwärts. Die Politik braucht nicht nur Sieg, sie braucht schnelle Siege. Schnelle Erfolge sind auch erforderlich mit Rücksicht auf jdie Bundesgenossen und die Neutralen. Die Politik erfordert auch kurze Kriege; endlich muß die Politik wünschen, daß dcr Erfolg nachhaltig sei, um auf lange Jahre die Eriicncrung des Krieges zu verhüten. Alle diese Vorthcile seien aber nnr durch die Offensive zu erreichen. Die dazu berufenen Männer sind von der Ucberzeugung durchdrungen und erklären, daß die bisherigen Mittel nicht mehr genügen im Verhältniß zu der ge wachsenen Stärke der Gegner; die verbündeten Negierungen können daher die Verantworlung mit dcr bisherigen Rüstung nicht über nehmen, nnd darum haben sie die Vorlage an den Reichstag gebracht. Znm Streik der Bergarbeiter. Die Bewegung dcr Bergarbeiter stellt sich immer deutlicher als resultatlos heraus. Im Saargcbiet arbeiten schon wieder mehr als 16 000 Man», also über die Hälfte dcr gcsammtcn Knappschaft. Die angekündigten Arbcitcrcntlaffnngen werden von der Bergbehörde streng dnrchgcführt, welch letztere auch alle Verhandlungen mit den Ent lassenen verweigert. In einer Vcrsamlung wurde beschlossen, am Streik noch festzuhalten, während sich in einer anderen schon Stimmen für Wiederaufnahme dcr Arbeit geltend machten. Im rheinisch-westfälischen Kohlcngebict waren für Donnerstag alle Versammlungen verboten, cs streikten an diesem Tage einige 30000 Mann. Es ist wohl kaum anzunchmen, daß daraus noch ein Generalstreik erwächst. Zudem mehrt sich an verschiedenen Zechen die Zahl der arbeitenden Bergleute schon wieder. Mehrere Agitatoren nnd Führer dcr Bergleute wurden verhaftet, darunter der frühere Bergmann Bunte. Verschiedene Skandale und Ruhestörungen sind vorgekommcn, in Folge deren mehrere Exzedentcn verhaftet wurden. Größere Skandale haben sich indessen nicht ereignet. In Münster halten sich eine Schwadron Kürassiere und ein Bataillon Infanterie bereit, ausznrückcn, falls cs die Ausschreitungen der Ausständige» nothwendig mache» sollten. Auch ein neues Dynamitattcntat ist vorgckoinnicn, doch hat dasselbe keinen weiteren Schaden angerichtct. Die Grnbcnvcrwaliung wird alle Arbeiter, welche binnen drei Tagen nicht die Arbeit wieder aus genommen haben, entlassen. Die vorgestern ans den Gruben- und Knappschaftsausschüsscn gewählte neue Deputation der Ausständischcn tclcgraphirte, wie ans Saarbrücken gemeldet wird, an den Vorsitzenden dcr Bcrgdircktioii Geh. Rath von Velsen, nnd fragte wegen Unter handlungen an. Geh. Rath von Velsen ließ der Deputation ant- worlcn, daß er Unterhandlungen ablehne, daß er aber bereit sei, die Deputation anznhörcn, falls dieselbe nnr ans aktiven, noch zur Belegschaft gehörigen Bergleuten bestehe; die Bergleute, welche bereits den Abkchrschciii erhalten hätte», gehörten nicht mehr zur Belegschaft und würden folglich auch nicht angenommen. Sächsisches. —k. Reukivchen» Bei der vom 6.-8. Januar hier statt- gcfundenen Geflügel-Ausstellung würden nachstehende Aussteller prämiirt. Auf Hühner erhielten den 1. Preis die Herren: Max Schubert-Oberlnngwitz, Karl Klaus-Stollberg, AlbinHHcrold-Lugau und Robert Löwig-Neukirchen. Den 2. Preis: Richard Neubert, Hermann Arnold (2 Mal), Oswald Lämmel, LoUrS Türk (3 Mal), Robert Löwig, Louis Lohse, Bernhard Dietz, August Viehweg, sämmt- lich in Neukirchen, Heinrich GSschel-Oberlungwitz (2 May, Otto i .ix» -4 WWWWW -