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Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189301052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930105
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-05
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.01.1893
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^ ML «Vle Mann mit einigen seiner Kameraden eine namhafte Summe an dm OrtSpfarrer gesandt, nm den erlittenen Schaden möglichst zu er setzen nnd eine fröhliche Weihnacht zu bereiten. (R. W.) — Eine ansehnliche Weihnachtsgabe, welche die Geber besonders ehrt, wurde dem 1816 in Hainichen geborenen Friedrich Gottlob Keller, Mechanikus in Krippen, zu Theil. In Ancr- lennung seiner Verdienste als Begründer der jetzigen Papier« und Holzstossfabrikativn überreichten ihin die deutschen Holzpapiersabrikanten eine Ehrengabe von 12,000 Mk, damit sich sein Lebensabend zu einem recht sorgenlosen gestalten möge. — Geschäfts-JnbUtinm. Die Firma G. Bäßler L Co ln Glauchau (Webwaaren-Fabrikalio») feierte am I. Januar das Jubiläum ihres 50jShrig«n Bestehens. — Treu biS it» Ven Tob. In Dorfstadt i. B. hat sich der äußerst seltene Fall ereignet, daß ein hochbetagtcs Ehepaar, Namens Seidel, an ein und demselben Tage aus dem Leben geschieden ist. Die beiden Eheleute wurden am Neujahrstage gleichzeitig zur letzten Nutze bestattet. — Der Polizei in Leipzig ist es vor Kurzem gelungen, ein sogenanntes Absteigequartier aufzuheben, in dem wohlfitnirte junge und alte Lebemänner ihre „galanten Abenteuer" ausführtcn. Die Erbitterung über den begangenen Verrath veranlaßt« hierauf die Wirtbin, der Polizei weitere 14 solcher Absteigequartiere derselben Art namhaft zu machen, deren polizeiliche Aufhebung nunmehr eben fall- erfolgte. In Folge dieses Einschreitens ist eine große Zahl angesehener Bürgerfamilien in geradezu erschreckender Weise blosgestellt worden, denn die beteiligten Damen waren nicht Prostituirte, sondern Frauen und Töchter achtbarer Bürger. Ein großer Sensationsprozeß wird zweifellos demnächst diesen polizeilichen Enthüllungen folgen Einige von de» betheiligten Persönlichkeiten sind bereits verhaftet worden, so beispielsweise die Ehefrau eines biederen Handwerkers, die nachweislich ihre eigenen Töchter, zwei bildschöne junge Mädchen, der Schande preisgegeben und dieselben zur gewerbsniäßigen Unzucht angehalten hat. — Dev Vogelzug. Mehrfach find kn Sachsen am Sonn abend Züge wilder Gänse wahrgenommen worden, die aus Nord- ^ westen kommend, ihren Weg nach Südost nahmen. Solche Züge der Wandervögel gelten für Zeichen eines kalten und langen Winters. Die Flugordnung der Wandervögel ist verschieden. Die wilden Gänse fliegen in einer schrägen Linie hinter einander, die wilden Enten in schnurgerader Linie neben einander. Staare fliegen in Trupps, mit einer Vorhut, und die kleinen Vögel, wie Schwalben, Meisen und andere, in dichten wimmelnden Wolken. —* Zschopau, 4. Januar. Am Montag fand im großen Sitzungssaals des Rathhanses die erste diesjährige Sitzung des Stadtverordnetenkollegiums statt. Behufs der Ein weisung der neugewählten Stadtverordneten in ihr Amt, sowie zur Wahl eines Vorstehers, dessen Stellvertreters und eines Schriftführers für das neue Jahr war die Sitzung von Herrn Bürgermeister Kretzschmer einberufen worden. Der Herr Bürgermeister begrüßte das neue Kollegium mit einer Ansprache, in welcher er einen Ucbcr- blick über das verflossene Geschäftsjahr gab, wies sodann die neu gewählten Stadtverordneten in ihr Amt ein, machte sie mit den ihnen zustehenden Rechten und Pflichten, wie solche die Revidirte Städteordnung enthält, bekannt, und richtete das Ersuchen an sie, der Stadt Bestes immer im Auge zu behalten und zu fördern. Bei der hierauf vorgenommenen Wahl des Vorstehers wurde Herr Rechts anwalt Otto Weber mit 19 von 20 abgegebenen Stimmen gewählt. Zum stellvertretenden Vorsteher wählte das Kollegium Herrn Kauf mann Moritz Drechsler (mit 17) und zum Schriftführer Herr Kaufmann B. Homola (mit 14 Stimmen). — Ein vermißter Todtettgräber. Aus Gera wird unterm 2. Januar geschrieben: Ein eigenthümlichcs Vorkommniß, welches erst jetzt, zwei Wochen nachdem es stattgefunden hat, infolge einer Bekanntmachung des Ersten Staatsanwalts beim hiesigen Land gerichte in weiteren Kreisen bekannt wird, ist das spurlose Ver schwinden des Schuhmachers und Todtengräbcrs Grofe im benach barten Frankenthal. Derselbe war am 19. Dezember in der Stadt gewesen, um Leder einzukaufen, war dann am Abend auf dem Nachhausewege in der Gastwirthschaft „Zum kühlen Morgen" im Vor orte Pöppeln noch einmal eingekehrt und hat sich um 11 Uhr Abends in Begleitung eines unbekannten Fremden aus der genannten Wirth- schaft entfernt, um sich ansgesprochenermaßen über Scheibeugrobsdorf nach Frankenthal zu begeben, ist aber dort nicht angekommcn. Der Weg nach Scheibengrobsdorf führt ans breiter, gutgepflegter Straße auf einer Strecke von etwa 20 bis 25 Minuten durch den Stadt wald. Die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, daß an dem Grofe ein Verbrechen begangen worden ist. Eine Durchsuchung des Stadt- Waldes durch hiesige Schutzleute und Gendarmen ist vorgcnvmmen worden,, jedoch ohne daß eine auf den Verschwundenen bezügliche Wahrnehmung gemacht worden wäre. — Itnglücköfällc. Bcrghäucr Gläser in Zwickau, 46 Jahre alt, ist in einem dortigen Schachte von einer etwa 8 Karre» füllenden Masse Berg verschüttet und schwer verletzt worden. Der Tod trat anderen Tages ein. — Die beim Gutsbesitzer Kunze in Markritz bei Nossen in Diensten stehende Magd Trautzold aus Lüttewitz kam am Freitag voriger Woche beim Dreschen in das Getriebe der Dresch maschine und wurde hierbei am linken Beine so schwer verletzt, daß ihre Unterbringung in das Nossener Stadtkrankenhäus bewirkt werden mußte. Dort wurde eine Amputation des beschädigten Beines vor- genvmmen, an deren Folgen das bcdauernswcrthe Mädchen am Sonntag Nachmittag verstorben ist. — Selbstmord. In dem bei Limbach gelegenen altenburg ischcn Dorfe Rußdorf erschoß sich der Gutsbesitzer K. Ein an dauerndes Leiden hat den bedauernswerthcn jungen Mann in den Tod getrieben. ChenmitM Stadt- Anzekger. Die Sreuude mM«» vlalle» »»erde» «rluiht. ,,»S lolchUge Begeb-nbeNen Mgst mUziilleNe«. Chemnitz, den Z. Januar. —r—. Königliches Geschenk. Eine unverhoffte Festfreude wurde Herrn C. Gottlob Eduard Richter und dessen Ehefrau, Leipzigcrstraße 133 in Chemnitz-Schloß wohnhaft, kurz vor den Wcihnachtsfeiertagen zu Theil. Das in nicht gerade glänzenden Ver hältnissen lebende hochbetagte Ehepaar hatte am 28. August v. I. den Tag seiner goldenen Hochzeit feiern können und aus diesem Anlasse fand sich unser hochverehrter König Albert bewogen, als Geschenk für dasselbe unter dem 18. Dezember v. I. an das Pfarr- Amt zu Chemnitz-Schloß den ansehnlichen Betrag von 90 Mark aus den Mitteln des Stiftungsfonds für hilfsbedürftige Ehcjubclpaare zu übersenden. Das königliche Geschenk wurde den sichtlich freudig über raschten und tief ergriffenen wackeren Leuten durch Herrn Pastor Tubesing unter einer herzlichen Ansprache ausgehändigt und dürfte für dieselben eine ebenso unerwartete als hochwillkommene Weihnachts gabe gebildet haben. — AlS Bezivksafsessor bei der hiesigen königlichen Almishanptntannschaft ist mit dem 1. Januar d. I. von Carlo Witz angestellt worden, der seither bei der königlichen Amts- Hauptmannschaft DreSden-A. als juristischer Hilfsarbeiter beschäftigt gewesen ist. — I. Elektrische Straßenbahn. Voraussichtlich wird der Bau unserer elektrischen Straßenbahn im nächsten Frühling beginnen können, wenigstens deutet der Umstand darauf hin, daß die Vor arbeiten für de» Bau thunlichst beschleunigt werden. Wir haben schon vor einiger Zeit mitgethcilt, daß ein Beamter der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft zu Berlin die Hausbesitzer an den betheiligten Straßen aufsucht, um ihre Genehmigung für das Anbringen einer Rosette mit Haken an ihren Gebäuden einzuholen. Diese Rosette ist zur Herstellung der oberirdischen Stromzuführung erforderlich und darf nur zur Befestigung von Drähten dienen, welche nicht zur Stromleitung selbst benutzt werden. Für etwaige, kaum zu befürchtende Schäden und Nachtheile, welche infolge des Vorhandenseins dieser Vorrichtungen an Personen oder Sachen entstehen sollten, hat die Allgemeine Lokal- nnd Straßenbahn-Gesellschaft in jedem Falle auf- zukommcn; cs ist sonach zu erwarten, daß dem oben erwähnten Beamten seitens der Hausbesitzer die gewünschte Genehmigung in allen Fällen crtheilt wird, umsomehr, als sich im entgegengesetzten Falle die Gesellschaft zur Anbringung von Ständern vor dem be treffenden Hanse veranlaßt sehen würde, die zwar nicht unschön aussehen, immerhin aber jenen Hausbesitzer geniren dürften. — Schon früher wurde mehrfach in unserem Blatte erwähnt, daß seitens der Regierung die Genehmigung für den Betrieb der elektrischen Straßenbahn innerhalb unserer Stadt schon ertheilt ist, für den Be trieb innerhalb der Fluren Kappel und Schönau aber deshalb ver zögert wurde, weil die Angelegenheit nach de» verschiedensten Seiten reifliche Erwägung erforderte und weil überhaupt betreffs des Be triebes elektrischer Bahnen seither nur wenig Erfahrungen gesammelt werden konnten. Auch die vielfach erörterte Zukunfts-Ringbahn dürste u. A. mit zu dieser Verzögerung Anlaß gegeben haben, da bei der projektirten Ringbahn die fiskalischen Straßen unserer Vororte mit berührt werden müßten. Wie uns mitgetheilt wird nnd wie schon die eifrig betriebenen Vorarbeiten erkennen lassen, steht aber die Ent scheidung demnächst bevor und es ist jedenfalls freudig zu begrüßen, daß durch den Bau der elektrischen Straßenbahn in unserer Stadt vielfach Arbeitsgelegenheit geboten wird. Zu wünschen wäre, daß die Entscheidung seitens des Ministeriums so bald als möglich er folgte, auch schon deshalb, weil die Straßenbahn-Gesellschaft auf dem zur Anlage der elektrischen Kraftstation gekauften (früher Weber lo schen) Grundstücke in der Aue nicht früher mit der Herstellung der Gebäude beginnen kann, bevor sich nicht übersehen läßt, ob für die elektrischen Wagen innerhalb der Stadt besondere Remisen und Repa raturwerkstätten gebraucht werden. —n. Dev Bezirksvervand der Krankenkasse» hält seine regelmäßige Versammlung morgen Donnerstag im Arbeiter vereinshause, Zschvpauerstraße, ab. Da die Tagesordnung zu anregender Debatte Veranlassung geben dürfte, hofft der Vorstand auf einen recht zahlreichen Besuch. — Der hiesige Vogtländer-Verein veranstaltet morgen Donnerstag Abend im Saale des Union-Hotels sein dies jähriges Christbaum-Vcrgnügen. — Der Geflügelznchterverein zu Chemnitz, welcher unter dem Protektorate der Frau Prinzessin Friedrich August, Herzogin zu Sachsen, steht, hält vom 21.—23. Januar in den Sälen des „Elysium" seine 21. allgemeine Geflügelausstellung ab. Es ist Jedermann berechtigt, Geflügel für die Prämiirungsklaffcn an zumelden und hat die Anmeldung bis spätestens 6. Januar zu er folgen. Anmeldnngsformulare sind kostenfrei von Herrn Alexander Jodas, Langestraße 41, zu beziehen. Für mittelst Eilgutes ein- gcgangenes und während der Ausstellung nicht verkauftes Geflügel ist von der königl. sächsischen Staatseiscnbahn freier Rücktransport gewährt worden. — Ob's Mahr ist? Gerüchtweise wird erzählt, daß beim Eisen eines Teiches in Gablcnz gestern von einem Sack umhüllt- eine Hose und Weste aufgefunden worden sein soll. Der Sack wäre mit einem Ziegelstein beschwert gewesen. Wenn sich diese allerdings unverbürgte Nachricht bestätigen sollte, so dürfte jedenfalls dieser Fund mit dem mysteriösen Mord, der an dem Ofensetzer Weber im vorigen Jahre verübt worden ist, in Verbindung zu bringen sein. — Brandbericht. Heute Mittag gegen 12 Uhr gcricth in einem Hause der Brückenstraße beim Aufthaucn der Wasserleitung die Umhüllung in Brand. Das Feuer wurde aber schnell wieder gelöscht, so daß die benachrichtigte Bcrufsfcuerwchr nicht in Thätigkcit zu treten brauchte. —* Gnt avgegangen. Als am 3. Januar Nachmittags in der zweiten Stunde ein Bahnbeamter über die Kreuzung der äußeren Dresdner- und Sonncnstraße gehen wollte, wurde er von einer die Sonnenstraße herabkvmmcndcn Droschke, die er zu spät sah. Hingerissen. Der Gcschirrführcr riß das Pferd sofort zur Seite, so daß der Ge stürzte mit dem bloßen Schrecken davon kam. Der Geschirrführer hatte beim Umbicgcn um die Ecke unterlassen, den vorgeschriebenen Zuruf „Hceh" zu geben. —* Zur Haft gebracht wurde gestern ein 25jähriger Bettler, welcher mehrere Male bei einer in der Theaterstraße wohnhaften Wittwe gebettelt, und als er zurückgewicsen worden, diese mit Er stechen bedroht hatte, ferner ein auswärtiger Strumpfwirker, welcher in der Nacht zum 3. d. M. wegen ungebührlichen Benehmens aus mehreren Schankwirthschaften hinausgewicsen und dann auf der Straße Skandal verübt und die Passanten in der gröblichsten Weise an gerempelt hatte. Zur Lage in Frankreich. Mehrere Blätter stellen Umfragen über die Wirkung des Panamaskandals auf den Geschäftsgang. Sehr günstig können die Antworten nicht lauten, da nach dem Geständniß Aller die seit einem Monat begonnene Krise schwerer ist als alle, die die Republik seit zwanzig Jahren durchgemacht hat. Der Boulangismus war nur ein Strohfeuer im Vergleich zu den jetzigen Ereignissen. Damals standen alle republikanischen Führer noch unverletzt als Ehrenmänner da, während heute über alle ohne Ausnahme schwarzer Verdacht schwebt und eine große Zahl schon durch die bisherigen Enthüllungen abgethan und vernichtet ist. Niemand vermag daher vorauszusehen, wie die Dinge enden werden und wie es möglich sein wird, aus der schlimmen Klemme herauszukommcn. Trotzdem geht der Obmann des Fachvereins der Bijouteriefabrikantcn wohl zu weit, wenn er versichert: „Dauert die jetzige Ungewißheit noch sechs Monate, dann erlebt der Pariser Geschäftsstand einen Krach, wie kaum jemals. Sowohl Kunden als Fabrikanten sind voller Besorgnisse. Wenn die Panamageschichte nicht bald geordnet ist, werden Kunden wie Geschäftsleute ihre Vor kehrungen treffen und sich vorsehen, indem sie ihre Gelder aus den Banken zurückzichcn. Dann ist der allgemeine Krach da." Unter den heutigen Verhältnissen war es daher doppelt unvor sichtig, daß die Kammer das Handelsabkommen mit der Schwei; ver warf. Gerade Paris hatte dort bisher guten Absatz. Aber die Kammermehrheit ist ihrer Unfähigkeit so sehr bewußt, daß sie sich nur noch durch den Chauvinismus halten zu können glaubt. Sie würde morgen die Grenzen Frankrekch» schließen, wem sie glaubte, dadnrch Deutschland schaden zu können. Zutreffend ist die Weitere Aussage de- gedachten Obmannes: „Die kleinen Geschäftsleute bleiben der Republik getreu trotz aller Enttäuschungen. Die Republik ist eine gute Staatsform, aber ihr jetziges Rcgierungspcrsonal ist vom Pariser Handelsstand in Acht und Bann gethan. Man fragt nicht darnach, ob die Volksvertreter schuldig oder unschuldig sind. Man will vollständige Beseitigung de- ge summten politischen und BerwaltungspersonalS. Aber, wird die Staatsform nicht auch hierdurch berührt? Sehr bezeichnend ist, daß sich diesmal die meisten Abgeordneten beim Jahreswechsel vor ihren Wählern verbergen, indem sie in Paris bleiben. In Lyon, Nantes rc. sind Abgeordnete mit Panama rc. von ihren Wählern niedergeschrien worden, obgleich sie zu den ünbetheiligten gehören. In der Provinz herrscht ganz besonders der Argwohn, die Regierung suche Alles zu vertuschen. Deshalb sind dort Entrüstung und Unzufriedenheit noch größer als in Paris. Nicht zu vergessen, daß die Provinz am meisten aus die Panamapapiere hineiugefallcn ist. Sehr zu beachten ist auch die vollständige Mißachknig, in die mehrere der bisher einflußreichsten republikanischen Blätten gefallen sind. Aus Kamerun. Ueber die bereits gemeldete Niederwerfung des Bakoko-AufstandeS in Kamerun sendete der stellvertretende Kanzler Wehlau vom 29. Oktober v. I. einen langen Bericht, dem wir Folgendes"entnehmen: Der am Sanaga oberhalb Maliinba und am Kwakwasluffe ansässige mächtige Volksstamm der Bakokos begann in jüngster Zeit das System der Handelssperren, deren Durchbrechen von jeher als eine der Aufgaben der Regierung galt, mit rücksichtslosester Schroffheit durchzuführcn. Der Bakokos sprachen es offen aus, der Handel mit der Bevölkerung flußaufwärts, insbesondere mit der oberhalb Jdia wohnenden, sei von Alters her ihr Privilegiuin, dieser Zwischenhandel müsse sie ernähren, sie brauchten nicht zu arbeiten. Jedes von Maliinba oder Kamerun nach Jdia auf Handel fahrende oder von Jdia zurückkehrcnde Kanee wurde von den Bakokos überfallen, aus geraubt, die Besatzung davongejagt. Gegen die Weißen im Flusse nahmen sie eine drohende Haltung an. Ueber den Erfolg der Ex pedition heißt es dann: Bei meiner Bereisung des SanagaAusgangs September benahmen sich die Ndogomingleute mir gegenüber buben- Haft; als ich das Dorf betrat, lag ei» Mann mit geladenein Gewehr auf der Lauer, um mich aus nächster Nähe rücklings niederzuschießen. Nur der Einfluß einiger verständiger Dorf genoffen vermochte ihn hiervon abzuhalten. Beim Vorüberfahren bei Dipaka» unweit Bona Ngan, wurde ich auf dem Gouvcrneinents- fahrzeug „Soden" aus einer Entfernung von etwa 100 Metern von einer regelrechten Salve überschüttet. Sämintlichc Europäer im Sanaga waren darüber einig, daß eine Züchtigung erfolgen müsse. Der Wörmann'sche Vertreter im Sanaga rettete unter dem Schutze von zehn ihm von der Regierungsstation Jdia überlassenen Soldaten seine Maaren uud Vorräthe nach Aalimba. Nach seiner Abreise steckten die Bakokos sowohl die Toko-, wie die Etotoke-Faktorci in Brand; beide Handelsstätten sind vollständig vernichtet. Ani 6. Ok tober brach Herr Wehlau mit 69 Mann der Polizeitruppe, deren Exerzicrmeister Lcwvnig und dem <D-:vcrnen>cntsbcamten Gillwald auf dem Fahrzeug „Soden" von Kamerun auf. Bei dem Kameruner Fischerdorf Epasi schlossen sich ihm etwa 1300 Bell-, Joß-, Tokoto-, Muskoko-, Hickory-, Boncndale-, Aebale-, Akwa- und Deidolente freiwillig an. Bei der Fahrt stromaufwärts wurden am Ufer be findliche Kwakwaleule niedergeschossen. Der Hauptherd des Auf« standes, das Tokodorf Bona Ngan, ward an» 7. Oktober zerstört, die Bewohner am folgenden Tage in den Urwald verfolgt. Ferner wurden Tag für Tag Dörfer zerstört und nicdcrgebrannt und be sonders die Kwakwaleute energisch gezüchtigt. Am 16. Oktober war das Rachewerk vollbracht. Unter den Bakokos herrscht seither Hungcrs- noth. Die Häuptlinge haben um Frieden gebeten. Von deutscher Seite wird eine Kriegsentschädigung verlangt." Auswärtige Tagesereignisse. ^ Freibnrg i. B., 3. Januar. In der vergangenen Nacht ist in dem hiesigen Waisenhausc Feuer ausgebrochen. Es entstand eine große Panik. Leider ist bei dem Brande ein Kind umgekommen. -s- Kemnath i. B., 2. Januar. Hier verfiel ein lljähriges Mädchen nach dem Genüsse einer ziemlichen Menge gefrorenen Obstes in einen Starrkrampf so schwerer Art, daß man es für todt hielt. Als es endlich wieder erwachte, hatten die Schulfreundinnen bereits Kränze zum Sargschmucke angeschafft. 61 Kottbns, 1. Januar. Ein entsetzlicher Akt spielte sich gestern Vormittag 11 Uhr auf hiesigen» Bahnhose ab. In großer Aufregung erschien, nur leicht bekleidet, der Eisenbahnwagenmeifter Lehmann auf dem Bah»,Hofe und warf sich vor die Maschine eines eben einlaufenden Nnngirzuges. Er wurde furchtbar zermalmt und auf der Stelle getödtet. Bald darnach erschienen die Kinder Lehmanns, nach ihrcin Vater schreiend, und gaben an, er habe daheim die Mutter nach einem vorangcgangenen Streite erstochen. Der Mann war kurz vorher vom Nachtdienst nach Hause gekommen. w. Königsberg i. Pr., 3. Januar. In Mlawa sind ver gangene Nacht fünf Choleraerkraukungcn vorgekommen. Einer der Erkrankten ist gestorben. w. Danzig. Die hiesige Naturforschergcsellschaft feierte heute ihr IbOjähriges Bestehen. Oberpräfident von Goßler begrüßte die Festversamnilung im Aufträge des Kaisers und überreichte dem Vor sitzeirden und hervorragenden Mitgliedern der Gesellschaft Ordens- dekorationen. Zahlreiche Ehrengaben wurden gespendet. Die Stadt läßt dem Gründer der Gesellschaft einen Gedenkstein errichten. S Wien, 3. Januar. Seit Nachts herrscht ein heftiges Schnee treiben, welches den Verkehr empfindlich,Mt. In Triest tobt ein Schneesturm von beispielloser Heftigkeit, von eiskalter orkanartiger Bora begleitet; aller Verkehr stockt,/me Theater sind geschlossen, die Dampferfahrten eingestellt. Der Astern Abend in Triest fällige Kurierzug war bis heute früh w/ eingctroffen; zwischen Laibach und Triest ist große SchnceverwehmA * Kopenhagen, 3. Instar. Seit vorige Nacht ist der ganze Hafen und die innere RhedtM zum Seefort Drcikronen mit starkem Eis belegt, das nur kräftig Dampfer noch durchbrechen können. Der Eisbrccherdampfer „Bry/cn" ist gestern für den Postdienst zwischen hier und Maluiö in Peilst gestellt, da der Sund stark mit Treibeis angefüllt ist. Die F/cten nach Landskrona und Helsingborg, sowie nach den Provinzk?/ haben aufgchört. Ein furchtbarer Schnee- sturm raste überH/n und Laaland, mehrere Eisenbahnstrecken waren gestern früh ugAM. Ar»« Rah mrd Fern. — KlAMittheilnugei». Der Löwenbändiger I. Senth schiffte sich, wie Ovaler Blätter erzählen, vor etwa zwei Wochen in Reval mit seiu/Löwen und Pferden auf dem Dampfer „Marie Luise" zu, Fahrt, "ch Lübeck ein. Unterwegs erhob sich ein furchtbarer Sturm, der," Thiere der Wildniß zu verzweifelten Anstrengungen dev» ar/h. sich aus «hren Käfigen und Behältern zu befreien. Dk« - - HW» 4ML
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