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Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189303214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930321
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930321
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-21
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.03.1893
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-- Nr. SS. — 1893. — Diele verbreitetste unparteiische Zeitung erscheint Wochentag» Abend» (mit Datum de- nächsten Tage») und kostet mit den sech- wöchentlichen Beiblättern: 1. Kleine Botschaft 2 Sächsischer Erzähler 5. Dachs. Gerichtö-Zeitnng 4. Sächstsches Allerlei 6. MnstrirteS (achiseillgcS) Nnteryaltnngsvlatt 6 Lustiges Bilderbuch monatlich 60 Pfennige liii llhemiiitz frei ins HauS). (Postlille: s. Nachtrag Nr- 5050.) Telczramm-Adrcste: Äeneralanzets«. Fernsprechstelle Nr. ISS. Sächsischer Landes-Amelaer. General Anzerger für Chemnitz M und Umgegend. Dienötasi, den 21. März. Gegründet 1873 als „Anzeiger" und „Allerlei". Verlag von Alexander Wiede, Chemnitz. Anzeigenpreis: «gespaltene Corpu-ieile(ca.9 Silben fastend) oder deren Raum 15 Pfg. (Preis verzeichnisse ä Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle («gespaltene Petitzeile circa 11 Silbe» fastend) 30 Pfg. — Anzeige» können nurbis Vormittag lv Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Anslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserate finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch di» täglich erscheinende Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Notiz für Poftabonnenten Da sich bei den Postaustaltrn zum Quartalwechsel die AbounementSbestelluuse» häufen «uv dann leicht tu dem laufende»» Bezüge Nttregtlmäbigreite»» eiutrete», rönnen, so empfiehlt eS sich, dafi uusere geehrte»» Post. abonueuteu giiligst «»»»gehend die Bestellung bei ihre»- Postattstalt veranlasse«. Aiizeiger-VerlagS-Anstalt, Chemnitz. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. tdte grrlmdc in:Ii«S Blattes «erde» «rtuchl. >m» wtchttze vesebeubettca gNIIgft lUItUlöellen. Chemnitz, den 20. März 1893. — ZelchenauSstestUttg. Wohl kein Gebiet des Volksschul- unlcrnchts hat aus dem Zeiträume der letzten Jahre im Bezug auf Methodik und Fachliteratur einen so großen Fortschritt aufzuweisen, als der Zeichenunterricht. Um nun ein Gcsammtbild über dm Be trieb und die Leistungen des Zeichenunterrichts in unseren Schulen zu geben, wird in diesem Jahre eine Ausstellung der Zeich nungen sämmtlicher hiesiger Volksschulen stattfinden. Zum Leiter derselben ist Herr Schuldirektor Bader ernannt worden. Die Ausstellung befindet sich in der städtischen Turnhalle an der Hedwigstraße. Sie beginnt Dienstag, den 21. März, ist täglich von 9—12 und 2—5 Uhr geöffnet und wird Freitag, den 24. März, geschlossen werden. Jede Schule stellt sämmtliche von ihr gefertigte Zeichnungen aus; unvollendete, sowie über das Ziel des Lehrplans hinausgchende und zu Hause gefertigte Arbeiten sind von der Ausstellung ausgeschlossen. Von den einzelnen Klassen werden zunächst die Lehrgänge geboten; die übrigen Zeichnungen liegen in Mappen auf dem jeder Schule angewiesenen Platze. Kindern ist wohl der Besuch der Ausstellung, nicht aber die Durchsicht der in den Mappen ausbewahrten Zeichnungen gestattet. Hoffentlich hat sich die ÄuvMuiig von seiten der hiesigen Bewohnerschaft recht lebhaften Interesses und guten Besuches zft erfreuen. — Die M)eu»»»itzer Dttugerabftthr-Gesellschaft hielt am vergangenen Freitag Nachmittag im Saale der „Linde" ihre zweite Hauptversammlung ab. Zu dem gedruckt vorliegenden Geschäftsbericht, von dessen Verlesung abgesehen wurde, bemerkte der Direktor des Unternehmens, Herr Nestler, daß der erzielte Bruttogewinn von 33,467 Mk. 48 Pfg. in Anbetracht der gerade im abgelaufenen Ge » schnftsjahre zu überwältigenden Schwierigkeiten als ein nicht mibe friedigendes Ergcbuiß zu bezeichnen sei. Die Ausgaben für das Nachräiiinungsgcschäft von 10,000 Mk. und für die Einstellung von Lohnfuhrcn in Höhe von 14,000 Mk. würden sich im neuen Betriebs jahre voraussichtlich nicht wiederholen oder doch bedeutend vermindern so daß eine Mehrein nah me von 20,000 Mk. in Aussicht stehe. Nach Ertheiluug der Entlastung an die Organe des Vereins beschloß man in Anschluß an die Vorschläge des Aufsichtsrathes, jedoch erst nach längerer Aussprache über Gewährung oder Nichtgewährung und Höhe einer Dividende, von dem zur Verfügung stehenden Gewinn 27,025 Mk. 20 Pf. zu Abschreibungen zu verwenden, 442 Mk 28 Pf. dem Reservefond zu überweisen und den Rest von 6000 Mk. als Iprozentige Dividende zu vertheilen. Der Antrag des Auf sichtsrathes ans Abänderung des Z 10 der Satzungen wurde ange nommen, ebenso ein Zusatzantrag der Herren Frenze! und Genossen zum Gesellschaftsvertrage, während ein zweiter, von derselben Seite eingebrachter Antrag auf frühere Fertigstellung des Rechenschaftsbe richtes von den Antragstellern selbst zurückgezogen wurde. Den Schluß bildete die Neuwahl von drei Mitgliedern des Aufsichtsrathes an Stelle der ausscheidenden Herren und Hrei Stellvertretern für die selben. Das Ergebniß dieser Wahlen wird erst in den nächsten Tagen durch Auszählung der Stimmzettel festgestellt. — Zahlnngö-CinsteNnnqen. lieber das Vermögen 1) des — zur Zeit geisteskranken — Gastwirths Otto Richard Lieber mann und 2) des Schneiders Franz Josef Ra lisch (Brücken straße 8) in Chemnitz ist unter dem 16., bcz. 17. d. Mts. das Konkursverfahren eröffnet worden. Zum Konkursverlvalter "'urde zu 1) Herr Kaufmann Otto Hösel (Annabergerstraße 40), zu 2) Herr Rechtsanwalt vr. Gühne hicrfelbst ernannt — Vermiet wird seit dein 10. d. M. der Kassirer einer hiesigen älteren Genossenschaft. Der Fall ist um so räthselhaftcr und für die Angehörigen bedauerlicher, da eine sorgfältige Prüfung der Bücher und Durchsicht der Waarenbestände, sowie die Vergleichung mit den vorhandenen Mitteln durchaus keine Unregelmäßigkeit ergeben hat, die Geschäfts- und Kassenvcrhältnisse sich vielmehr in bester Ordnung be finden. Die Entfernung des allgeniein geachteten, in den besten Lebensjahren stehenden Mannes, welche anßcr Frau und Kindern auch eine hochbctagte Mutter in der peinlichsten Ungewißheit hält, dürfte sich nur durch geistige Störung und hierdurch bewirkte Wahn Vorstellungen erklären lassen. Den Mitgliedern der betreffenden Ge nossenschaft aber droht »ach den von uns eiiigezogenen zuverlässigen Informationen keinerlei finanzieller Verlust. — Die Tyroler Konzerlfänger-Ges-Nschast (Mirzl, Lcchner und Alex. Hepperger aus dem unteren Innthal) wird Sonntag den 23. März und folgende Tage wiederum im Gasthaus „Zur Linde" austreten. Dies diene den Freunden dieser gcmüthlichen Tyroler Sänger zur Notitz. —* Abschlusr des Sontttagöv-rqttiigenS. Heute früh in der 3. Stunde verübten einige junge Männer auf der Martinstraße durch Johlen und Schreien ruhestörenden Lärm. Einen Ruhe ge bietenden Wächter packte einer der Schreier am Halse und würgte ihn. Auch an einen dazugckommcnen Schutzmann wollte sich der Krakehler thätlich vergreifen. Seiner Sistirung setzte er so großen Widerstand entgegen, daß er nach der Wache förmlich getragen werden mußte. Mittelst Droschke so unglücklich, daß er den linken Vorderarm brach, wurde der Gefallene nach seiner Wohnung gebracht. —* Es lohnte sich. Aus dem verschlossenen Büffettischkasten einer Schankwirthschaft am Brühl, welcher mittelst Nachschlüssels ge öffnet worden war, wurden in einer der letzten Nächte 400 Mark Silbergeld gestohlen. —* Eine Stratze»»sze«»e. Gestern Abend in der 10. Stunde entstand vor einem Hause der Brauhausstraße ein Auflauf. Ein junger Mann hatte zwei Mädchen in belästigender Weise bis in die Flur des Hauses verfolgt, war dann aber von einigen auf die Hilfe rufe der Mädchen herbeigeeilten Einwohnern gewaltsam aus dem Hause entfernt worden. Der junge Mensch, ein Techniker, legte sich hierauf auf den Fußweg und stellte sich schlafend, Ivar auch durch einen herbcigerufencn Schutzmann nicht zum Aufstehen zu bewegen und mußte schließlich mittelst Transportwagens nach dem Arresthause gebracht werden. —* Eine »»««erquickliche Szene. In einem Fabrikgrundstück der Zwickauer Vorstadt gerieth am Sonnabend Abend ein Arbeiter mit dem Werkführer in Streit und schlug hierbei Letzteren mit einem Stück Eisen dermaßen an den Kopf, daß eine stark blutende Wunde am linken Auge entstand. Der Verwundete mußte ärztliche Hilse in Anspruch nehmen. —* In der Tr»»»»ke»»heit. Am Sonnabend Mend kam auf der Josefinenstraße ein betrunkener Arbeiter zum Fallen und schlug hierbei mit dem Kopf so stark auf, daß er eine Gehirnerschütterung erhielt und in Folge dessen von heftigen Krämpfen befallen wurde. Der Mann wurde in seine Wohnung gebracht und ärztlicher Be handlung übergeben. Wagner-Abend der städtische»» Kapelle. Derselbe große Meister, welcher leincui HanS Sachs die prophetischen »nd erhebenden Worte in den Mund legte, „Zerfiel i» Dunst das heilige römische Reich: Uns bliebe gleich die heilige deutsche Knust" begrüßte in ciuer ge waltigen Morschst)»,phonie ureigene» Geistes das »encrstandene dcnlsche Reich und seinen erhabene» Gründer, Wilhelm denk-, den Siegreiche», de» Gütigen. halb erwecken in »ns die Klänge des niaiestälüchen „Kaisermarsches" jederzeit Erinnerungen weihevollster Art an jene Tage hochgehcndcr Nalional- Kegeiftettlug öe» Zuyres 1-871, welch; mit der nationalen Erhebung zugleich mich cinen Ausschwnng zn Gunsten der deutsche» Kunst mit sich Mäst darf mit Recht dis Frage answcrsen: „Wann wäre es wohl zur That von Bah- renth gekommen, wenn nicht vorher durch Schwert und Sieg da» Reich auf gerichtet worden wäre? — Jedenfalls ist durch jene große Zeit dem Deutsch thnin der Wagner'sche» Kunst ein Nährboden von hervorragender Kraft nicht »nr in seinem Volke, sondern in der ganze» zivilifirtc» Welt bereitet worden Die feierlichen Harmonien des „Kaiser Marsches" leitete» auch den Wagnerabend ei», welchen Herr Kapellmeister Max Pohle als treuer, bcgeisternngs- und verständnißvoster Anhänger des großen Tondichters ver anstaltet hatte. Wotans Abschied »nd Feuerzanber aus der „Walküre" und Siegsried's Nheinfahrt ans dcr„Götter- d n inmernn g" mit dem köstlichen Bild des Sonncnanfgangs am Anfang und dem nicht originalen konzertmäßigc» Abschluß vertraten das gigantische Nibclnngeuwcrk, de» Parsifal das Vorspiel des Bühnenweihsesispielcs mit augereihtem Schluß des 3. Aktes, die „Meistersinger von Nür»- b erg", Wilhelmi 's Paraphrase über das „Pr eiSli cd", von Herrn Konzert in ei st er Schiemann mit licrzergnickciidci» GefühlsanSdrnck vor- gctragc». Gern hätten wir auch „Tristan und Isolde" wenigstens durch's Vorspiel berücksichtigt gesehen und dasür ebenso wie für das ansgebilcbene „Waldwebe»" gern elwas vo» de» Sache» ans des Meisters früherer Schassensperiode drciiigcgcbc». Unter diesen verdiente besondere Beachtung die Ballade aus dem „Fliegenden Holländer" insofern, als wir im Jahre das üOjährigen Aussührnngsjubilänins dieser Oper lebe». Bedeutet doch der „Fliegende Holländer" sür Wagners Entwicklung den Bruch mit den italienisch-französischen Maximen des „Nicnzi", den Uebergang zn jenem Tonschöpfcr Wagner, der uns mit tausend Faser» ans Herz gewachsen ist, der cs bis zn den erhabenste» Tondrame» der Welt, zn „Tristan und Isolde" nnd „Parsisal" brachte. „Vom Fliegenden Holländer an, sagt Wagner selbst, beginnt meine Laufbahn als Dichter, mit der ich die des Ver fertigers von Opcrntextcn verließ." Jene Ballade der Senta aber hat er zuerst entworfen. „In diesem Stücke, »m mit seinen eigenen Worten weiter zu rede», legte er unbewußt den thematischen Keim zn der ganze» Musik der Over nieder, es war das verdichtete Bild des Dramas, wie cs vor seiner Scetc stand." Dasselbe erfordert allerdings auch eine äußerst vertiefte Auslassung, das ursprüngliche Nachschasfen aus einer Empfind,ingsglnth, wie sie eben nur das Wahnlcbe» je»«; „kernigen nordischen Mädchens" erzeugt- Diese» Grad geeigneter Darstellung zu erreichen, wird auch an. Sicherste» temperamentvolle» Künstlerinnen auf der Bühne gelingen. Die gewonnene Konzertsängerin Frl. Olga Fnchs ansLcipzig sang mit angenehmer, genügend starker und gut gebildeter Stimme die Ballade musikalisch sicher, viel freier vom Tremoliren als „Elsas Tran,»", dessen Wirkung sie durch diese fatale Folge der Attstriiisbcftingenheit stark abschwächte, n»d in, Allgen,einen wohl nnancirt im Vortrag, doch nicht mit jener Durchbildung der sachlichen Einzclmomente, welche den, hochcharakteristischen Tongedichte die gesunde Farbe warm pttlsirenden Lebens verleiht. Vornehmlich der erste Ansatz b-ä muß viel energischer nnd schärfer inarkirt anftrete», auch dem darstellenden Text i», Schlußvcrs „Doch nie c!» treues Weib er fand" viel mehr verweilendes Nach- empfittdc» gewidmet werde». Sodann war mich das stellenweise Treiben des Zeitmaßes i» den Ansangsstrophe» nicht zn motiviren. Wenn svir diese Einwände trotz des großen Beifalls und HervorrnfeS am Schluss» machen, so trenne» wir dabei den allgemeinen Eindruck des Gcsaugsvortrags, welcher ein günstiger war und dem gegenüber wir uns zustimmcud verhalte», von der speziellen Aufgabe selbst, die nicht hinreichend gelöst wurde. Ans die Orchestcrausarbciinng war wieder all jene pietätvolle Sorgfalt verwendet, lwelche Herr Kapellmeister Pohle allen Orchester-Vorträgen, in erster Linie auch Wagner'sche», angedcihen läßt. Daß ein intimes Fein gcsühl sür de» wahren Kern der Muse des Meisters damit Hand in Hand geht, fanden wir schon oft Anlaß, zn rühmen. Direkt meisterhaft vollendet geriethen durchweg, von einigen Vläseriiitonatioiisschwicrigkcitcn von Anfang herein abgesehen, die Wiedergabe des Parsifal fra gmentS snnd der Rheinfahrt Siegsried's. Im Walküren-Bruchstück hätten wir gern Logc's Beschwörung beibehalien gesehen. Unter kleinen »nbedciilcndc» Noten »ersehen machte sich die Cellostelle Eingangs der Tannhäuser-Ouvcrtürc am meiste» bemerkbar. Auch die BcgleitnngSnmsik z»m Biolinsolo nnd z»m Sologesang erschien außerordentlich zart resv. großzügig und farbenreich. Die Ausnahme des Dargebotcnen war eine außerordentlich beifallsfreudige, ür Dirigent wie Musiker gleich ehrende, ganz den Leistungen entsprechend, die »ns immer so viel Anlaß gebe», »ns des Besitzes unserer vorzügliche» lädiischen Kapelle lind ihres gediegenen Führers zn erfreuen. — är. fährt, nur eine» ganz kleinen Brnchtheil von Vertretern diese» Industrie« zweigeS für den Vortrag gestellt hat, zumal da mit diesem noch eine sehr »itcressällte nnd reichhaltige Ausstellung verbunden war. Nachdem Herr Fischbach schon am Donnerstag im hiesige» „Kunst- gewerbe-Verein" einen außerordentlich anziehende» nnd belehrenden Vortrag über die Symbolik der Ornamente gehalten, entrollte er in der von der „Kunst Hütte" veranstaltete» Versammlung ein anschauliches Bild von der Entwickelung der Textil kn »st vo» de» ältesten Zelte» bis aus die Gegen wart. — Bis in den Anfang der sechziger Jahre — erörterte er — war über diesen Gegenstand nichts bekannt; erst mit dem Ausbau de» Kölner Domes erwachte ein lebhafteres Interesse dafür. Gottfried Semper aber, der große Meister, erkannte: wenn die Architektur die Mntter der Kunst ist, so ist di- Textilknnst ihre Großmutter; er ist der Mitbegründer de» ersten große» Museums für Gegenstände dieser Kunst in London (Kensington- Mnsenm) «nd brach de», Interesse dafür Bahn in den weiteste» Kreisen. Man lernte erkennen» daß sie als Schmuck und Umhüllung in der Architektur eine sehr bemerkenswerthe Nolle spielt; «nd nachdem seit l883 berufene Zorschcr daran gegangen waren, niis den ägyptische» Gräber» niaffenhiste Stoffe ans der vorchristlichen Zeit zn gewinne», wurden die Untersuchungen angestrengt fortgesetzt, nnd die Ausbeute war ganz außerordentlich. Die ältesten Erzeugnisse der Textilknnst, die man kennt, sind die au» Peru, znm Theil vielleicht 10,000 Jahre alt. Die JnkaS, dieses stabilst« Volk der Urzeit, hatten in ihrem Land einen großartige» Reichthum ange- häuft nnd eine gewaltige Kultur entfaltet, bis im sechzehnte» Jahrhundert di« Spanier das Reich brutal vernichlete». Die Wirkwcrke dieses südamerikanischen Volkes stehen in Hinsicht ans Form und Technik in der Figurrnzeichnung ans der Stufe primitiver Kindheit; aber sie sind, vor allem auch als Färberei- Produkte, ungemein lehrreich nnd bedeutungsvoll für di« moderne Kunst. I» zweiter Linie sind von vorchristliche» Arbeiten a»f diesem Knnstge- bicte die hervorznhebe», die inan auf der Halbinsel Krim an» Feuer- nnd wasserdichte» Grabgewölben gewonnen. Sie stainiiie» von athenlensischen Kolo nisten, etwa ans dem PeriklcisLc» Zeitalter (469-429) und zeigen eine sehr hübsche Stiiisirnng. — Ferner kommen in Betracht die sogenannten kim- brisch en Gewänder ans dem germanischen Norden, die in technischer Behandlung vo» Wolle und Leine» höher stehen als die Arbeiten der Aegypter »nd Griechen. Was nun die ägyptischen Sachen anlangt, so vertheilt sich deren Ausbeute sowohl aus die vorchristliche, als ans die nachchristliche Zeit bi» zum siebenten Jahrhundert- Ans der christliche» Zeit selbst stammt nur sehr wenig. Die Symbolik der ägyptischen Ornamente ist sehr »lainiigfaltig und bedeutend und die Farbe gut. Bis in's zweite Jahrhundert v. Ehr. kan» eigentlich nicht von Weberei, sondern »nr vonsWirkcrcl die Rede sei». Bon da an aber finden wir, a»S Indien eingesübrt, wirkliche Gewebe, für die mau aber »nr symbolische Bildwerke lieble. Erst vom 8. Jahrhundert n. Chr. au betreibt man die einfache, schlichte Weberei. — Aus der Zeit vom 4.—12. Jahrhundert sind i» der Gegend des Niedcrrheins sehr viel Ueberreste vo» Geweben erhalten, dir sowohl byz an ri» i s che, - wie sassanldische Ornamentik cmftveisen.. Keine.SUbchö ff» aber so reich an zierliche» ,»cd seine» Ornamenten als d!e arabische nutz persische. c , Vom S.—12. Jahrhundert entfaltet dir Seideneinsuhr vo» China große»' Einfluß; sie ruft eine reiche Belebung der mittelalterlichen Kunst hervor. I« S icilien, besonders unter Wilhelm 11. im 12. Jahrhundert» bestimmt die Weberei thatsächlich die Mode des Festlandes. — Bo» nn» an komm» die Textilknnst in Italic» allenthalben in Fluß, nnd besonders Venedjg ist Hnnptstapelplatz der Webwinreii. Nach de» politischen Umwälzungen da selbst trat Lyon die Erbschaft an, das gegenwärtig in d7r Textilbranche drei Milliarde» »msetzt. — Doch auch Deutschland, besonders aber Flandern, leistete im Mittelalter schon Bedentendes, nnd nach demdreißig- jähiigcii Krieg trat es vielfach die Erbschaft Frankreichs a». Von umgestaltender und durchgreifender Einwirkung auf die Entwicklung der Textillnnst war die Renaissance. Das bürgerliche Element »nd das kaufmännische Interesse trete» mehr i» den Vordergrund: die symbolische »nd heraldische Ornamentik, die das Mittelalter beherrscht, macht dem Pflanzcn- wcrk und dem Ornament der Technik Platz; die Gewebe werden breiter »nd Alles wird aus große Wirkung berechnet. Da das Merkantile immer mehr betont wird, sinnt man ans Erfindungen, »nd das Spinnrad kommt zur Geltung und in seinem Gefolge vollkommenere Maschine». Bor Allem aber tritt seit Jaqnards gewaltiger Erfindung (1804) die mechanische Kraft in den Vordergrund, und die Industrie nimmt einen rapiden Ansschwung In technischer »nd artistischer Beziehung. Die eigentliche textile Ornamentik aber hört ans, weil der Weberei nichts mehr unmöglich ist. — Berlin, Düsseldorf nnd Dresden aber greifen nn» z„ de» große» Ucbcrrcsten der Vergangenheit nnd lassen sie befruchtend nnd lebenweckcnd ans die Textilindustrie der Gegen wart wirke». — Mit der Weberei ist neuerdings die Stickerei mit ihre» wunderbar entwickelten Hilfsmitteln i» Wettbewerb getreten (St. Galle», Kiefelo, Planen rc.); besonders seit Erfindung der Ketteiistichmaschine, die mit der alten Gobelintechnik erfolgreich concnrrirt. Am Schlüsse seines inhaltvcllcii »nd anregende» Vorlrags sprach Herr Fischbach de» Herzenswunsch ans: Chemnitz möge als Vertreterin der Textilknnst einen immcr höher» Aufschwung nehmen, sich selbstänvig ent wickeln nnd die wirkliche ideale Kunst stets mit de» merkantilen Interesse» vereinige». Zn diesem Zwecke aber hält er die Gr ündnng eines Text! l- i »inseiims in unserer Stadt geradezu für eine unabweisbare, gebieterische Nothwcndigkeit. Möge seiner Mahnung im Interesse einer gedeihliche» Entwickinng der Textilindustrie in Chemnitz recht bald lhat- kräftig Folge gegeben wcrdcnl L. rv. -I. Alte »»nd neue Textilkuust. Vortrag des Herr» Dir- a. D. Ar. Fischbach an- Wiesbaden in der „Knnsthütte" z» Chemnitz, am 18. März. Es war »nr eine kleine Gemeinde, di« sich im Börsensaal nm den be- -- rühmten Forscl.er und Gelehrte» ans dem Gebiete der Ornamentik nnd der . « ^edimerlicher Ilufall. Gestern Nachmittag fiel auf der Te^itknnst geschaatt, und billig darf mau sein Befremden darüber anssprechen, Zwickcnlerstraßc ein Herr m Folge der Glätte auf dem Plattenfußweg daß «in« Stadt, t» der dir Textilbranche eine so hervorragende Pflege er- AtttisemUische Versammlung. Wie sich schon im Voraus erwarten ließ, hatte der Name des sür gestern Abend gewonnenen Redners nnd der von ihn» gewählte VortragSstoff genügt, um trotz des ansnehuiend »»günstigen Wetters den großen Saal von „Stadt London" bis anf de» letzten Platz z» fülle». Herr Schellenberger in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des „Deutsch-sozialen (antiscm.) Wahl vereins für Chemnitz nnd Umgegend" "rüssnete die Versammlung in üblicher Weise mit einem begeistert ausgenoinmenc» Hoch anf König Albert und Kaiser Wilhelm II., gab in kurzer Ansprache der Hoffnung Ausdruck, daß von den Erschienenen sich wiederum Biele dem Vciei» als werkthätige Mit glieder anschließen würde» nnd erthcilte sodann dem lebhaft begrüßte» Redner des Abends, Herrn Ncichstagsabgcordncien Lieber», an» vo» Sonneu- b erg, das Wort. In ctma2'/.stündigcm, wiederholt von stürmischem Beifall, aber auch von vereinzelte» Zeichen des Mißfallens seitens der anscheinend nicht zahlreich erschienenen Gegner unterbrochenen, Bortrage führte der ge- wandte Redner zunächst ans, daß die aulisemitischc Bcnicgnng entgegen alle» Prophezcihnngen von anderer Seite, wie auch dcr zahlrcicheBcsnch beweise, nicht !m Sande rcrlanieii, sondern zn einem mächtige» Strome aiigewachsen sei, der vo» alle» Seiten Zuflüsse erhalte. Z» diese» dürfe man wohl wit vollem Rechte nicht »nr die Beschlüsse des letzten ilonservativc» Parteitages, sondern auch die Vorgänge ans de», vorjährigen Haudwerkcrtagc und die jüngste imposante Knndgebnng der Laiidwirtbe, isämmtlich in der NcichShauplstadt abgchaltcn, bcz. die leb hafte Banernbewcgnng überhaupt nnd die Gründung eines deutschen Bancru- bnndcs zähle». Wenn diese Veranstaltungen auch keine» ausgeprägt antisemitischen Charakter getragen hätten und diese Vereinigungen auch heul« noch dem Name» nach der deutsch-soziale» Partei nicht nngchörtc», so habe doch der bei jeder zufälligen oder absichtlichen Erwähnung der Jndensrage ausgcbrochenc Bcisall bewiese», daß man den gemeinsamen Feind recht wohl erkannt habe nnd denselben bei de» vielleicht inigcahnt »abs bevorstehende» Wahlen anch ohne förmliches Bündniß oder Kartell mit bekämpfen wer»» Nicht der Dampf, -nicht die Einführung der Maschine habe da« Handwerk, wie man oft behaupte, zum Niedergange gebracht, sondern die Bereinigung dieser modernen Hilfsmittel der Produktion in der Hand des meist jüdischen Großkapitals. Eine Besserung aber werde man »nr erreiche», wenn es gelinge, die Segnungen des Betriebsmittel« der Znklmst, der Elektrizität» Alle» und anch dem kleinsten Unternehmer und Handwerker zugänglich zu
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