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Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189303123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930312
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930312
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-12
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.03.1893
- Autor
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IWWWMchWWUMWW Liefe verbreitetste «npartelisch» tägliche 8e"««g kostet monatlich 28 Pfg. in Chemnitz frei ins HanS- Mit dem Exlrabeiblntl Lustiges Bilderbuch kostet der tägliche „Anzeiger" moiiatlich 38 Pfg. (in Chemnitz frei ins Haus); außerhalb Chen» nitz Zulrageu monatlich IS Pf. Bei der Post ist der Anzeiger nur mit dem Extra-Bciblatte Lustiges Bilderbuch zu beziehen für 88 Pfg. monatlich. (Nr- 6630 zur Postliste.) Tclcgr.. Adresse: lSeiieralauzeiger. Fernsprcchstelic Nr. 138. GSchfischer Landes- erg er* für Chemnitz Gen - * a Anzeige* nnd Umgegend. «nzeigenpretS: «gespaltene CorpuSzeile (ca.S Silben fassend) oder deren Raum 16 Pfg. (Preis verzeichnisse ä. Zeile 20 Psg.) — Bevorzugte Stelle («gespaltene Petitzeile circa 11 Silben fassend) 30 Pfg. — Anzeigen können nur bis Vormittag l 0 Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Avsgabe: Wochentags Abend» (mit Datun» des nächsten Tage»). — Die Anzeigen finden ohne PrriSausschlag zugleich Ver breitung durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Nr. 59. — 13. Jahrgang. — > Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. s Sonntag, 12. Mürz 1893. Amtliche Anzeigen. TienStag, de» 14. März 1VV3 »ud folgende Lage sollen Vormittags von v bi» IS «»d Nach mittags von 2 bis 8 Nhr im AnclionSlocal der städtischen Leihanstalt, Jakobikirchplatz Nr. 4, Parterre, goldene Kelten, Ringe, Brache», .Ohrringe, silberne Speise- und Kasseelösfel, goldene und silberne Uhren, H.rren- und Francnkleidcr, Belten, Leib-, Tisch- und Bettwäsche, Nock- und Hosenstoffe, Leinwand, Bettzeug, Klcidcrzcng ». s. w° gegen sofortige B«- zahlnng an de» Meistbietende» versteigert werde». AuctionSverzclchnisse sind in der Expedition der städtischen Leihanstalt für 10 Pfennige zu habe». Die bet der Auktion etwa erzielte» Neverschnsse liege» für die Scheittitihaber ei» Jahr la»g, von» Begin» der Auktion ab gerecht»««, z»r Abholung bereit. Die bis dahi» nicht erhobene» Ueverschttstgtlder verfalle» dann der Leihanstalt. Chemnitz, den 7. März 1893. Die Verwalt»«»- der städtische» Leihanstalt. G. Eberhardt- Chemnitzer Stadt Anzeiger. Dl« finund« unseres Blattes werde» erpicht, uns wichtige Begebenheiten glltlgst mlljnthelle». Chemnitz, den 11. März 1893. — Der Sprechverkehr zwischen der Stadt - Fernsprech- einrichtung in Chemnitz und den gleichen Einrichtungen in Greiz und Gera (Neuß j. L.) wird laut Bekanntmachung Her kaiserlichen Oberpostdirektion Leipzig am 16. d. Mts. eröffnet werden. Als Gebühr für das gewöhnliche Gespräch bis zur Dauer von drei Minuten wird 1 Mk. erhoben. — ZahlMlftö-Eittstellttttg. Unter dem 9. März Nachmittags 6 Uhr ist über das Vermögen des Fleischermeisters Oskar Albin Müller in Chemnitz (äußere Klosterstraße 26 und Neustädter Markt 15) das Konkursverfahren eröffnet worden. Zum Konkurs verwalter wurde Herr Rechtsanwalt Hösel hiersclbst ernannt. — Verkehrswesen. Der Verkauf der Rundreisekarten mit JOtägigcr Giltigkeit durch das Erzgebirge, sowie der Rundreisc- kartcn mit 35tägiger Giltigkeit durch Nordböhmen beginnt einer uns von der Generaldirektion der sächsischen Staatsbahnen zugegangencn Mitthcilung zufolge bereits am 15. März jedes Jahres, anstatt, lote seither, am l. Mai. Hierdurch wird, namentlich auch Denjenigen eine Annehmlichkeit geboten, die zu Ostern eine Rundreise nach den genannten Gegenden unternehmen wollen. — Herr Wachtmeister I. F. H. Ra«mamt, Vorstand der 1. Polizei-Vezirkswachc, beging an» gestrigen Tage das 25jährige Jubiläum als Beamter des hiesigen Polizeiamtes. Seitens der Mannschaft seiner Wache wurde der allgemein geachtete pflichteifrige Jubilar durch Ueberreichung eines schönen Trinkserviccs erfreut und geehrt, wobei Schutzmann Opfermann in einer Ansprache der Ver dienste des Gefeierten gedachte. Der Jubilar war bereits durch Dar bringung einer Morgenmusik erfreut worden, während als Abschluß des Tages eine kleine Feier geplant war. — Dev Kaufmännische Verein hält seinen letzten Frauen abend in dieser Wintcrsaison am nächsten Donnerstag, den 16. März, in der „Linde" ab. In demselben wird Herr Professor vr. W. Förster ans Bonn, über: „Die Lurlei-Sage, (Dichtung und Kritik)" spreche». Herrn Prof. Förster, der zum ersten Male hier spricht, geht der Ruf eines vorzüglichen Redners voraus. Da der Vortragsstoff sehr anmuthcnd ist, so läßt sich wohl sicher annchmen, daß dieser letzte Fraueuabeud außergewöhnlich zahlreich besucht sein wird. — Die Prüf,„ist der Schülerinnen der weibliche» Fortbildungsschule des Handwerker-Vereittö fand am ver gangenen Donnerstag Nachmittags von */z5 Uhr an im Schulsaalc der II. Bezirksschule an der Waisenstraße statt, wobei der Vorstand des Vereins durch. Herrn Oberlehrer Ackermann vertreten war. Außer einigen Lehrer» hiesiger Schulen wohnte auch eine größere Anzahl Angehöriger der Schülerinnen der Prüfung bei, welche sich ans doppelte und einfache Buchführung (Herr Härtig), auf Zius- und Diskontorcchnung (Herr Kempe) und auf Styl, bez. Korres pondenz (Herr Lämmel) erstreckte. Sämmtliche Ergebnisse waren im höchsten Grade befriedigend. Der Direktor Herr Wägler richtete an alle die Anstalt verlassenden Schülerinnen einige herzliche Ab- schiedsworte. — In, IV. Lehrabend des „Verein für bolksberslä,»bliche Gesundheitspflege Uttd RatttrheilkttNde", welcher nächsten Mittwoch im Saale der „Linde" stattfindet, wird Herr Direktor Th, Hieke einen Vortrag über „Die Heilmittel des Naturheilvcr- fahrens und deren Anwendung" halten, der viel des Anregenden und Belehrenden auch für der Naturheilmethode noch Fernstehende bieten dürfte. Alles Ucbrige ist aus dem Inserat in vorliegender Nummer ersichtlich. — Der Wohlthätigkeitöveeein ,Zwel»»igers runder Tisch" hielt am vergangenen Donnerstag Abends 8 Uhr seine dies jährige Konfirmandenbeschecrung ab. Der ergangenen Einladung hatten zahlreiche Gönner und Freunde des Vereins Folge geleistet. Die Feier wurde durch die Hanskapelle mit dem Vortrage des Liedes „Das ist der Tag des Herrn" eröffnet. Der Vorsteher, Herr Zickmantcl, begrüßte hierauf die Erschienenen und dankte für das der Sache bisher erwiesene Wohlwollen und die wcrkthätige Unterstützung mit der Bitte, diese auch für die Zukunft dem Vereine bewahren zu wolle». Hierauf folgte die Ucbcrgabe der bis dahin zur Besichtigung ausgelegten Geschenke an die 16 Konfirmanden und zwar wurden 10 Mädchen und 6 Knaben beschenkt. Ein hiesiger Lehrer richtete eine kurze Ansprache an die Kinder, worin er sie zum unentwegten Festhalten am Glauben ihrer Väter mahnte und unter HiE's auf den Todestag des vor genau fünf Jahren Heimgegangenen Kaisers Wilhelm zur Treue gegen Kaiser und Reich aufforderte; auch legte er den Beschenkten dar, wie sie die Pflicht der Dankbarkeit gegen d,e Geber am besten üben könnten. Zwei der Kinder richteten hierauf im Namen aller Beschenkten herzliche Worte des Dankes an die Ver sammelten. Die e,„fache, aber würdige Feier fand ihren Abschluß, durch den Choral: '„Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut". Eine sofort angestellte Tellersammlung ergab den ansehnlichen Betrag von 16 Mark. Ein Tänzchen hielt die Theilnehmer noch mehrere Stunden froh vereint. Möchte die Thätigkeit des Vereins auch ferner von Erfolg gekrönt sein. Liefert er doch den Beweis, daß auch in unserer Ostvorstadt, in welcher bekanntlich der am wenigsten mit Glücksgütern gesegnete Theil unserer Bevölkerung wohnt, ideales Streben und wcrkthätige Nächstenliebe eine Heimstätte gefunden hat. — Theater-Notiz. In dankenswerther Weise hat sich Frau lein l'Allem and bereit finden lassen, am morgenden Sonntag nochmals zu gastiren und zwar in der komischen Oper „Lucia von Lammermoor" und in der Suppo'schen Operette „Die schöne Galathee". Die geschätzte Gastin hatte sich bekanntlich auch mit der Darstellung dieser beiden Partieen des größten Beifalls zu er freuen. — Im Thalia-Theater wird am Sonntag der heitere Schwank „Wenn man im Dunkeln küßt" und die beifällig aufgenommene Lustspiel-Novität „Eine Palast-Revolution" zur Aufführung gelangen. Es dürfte demnach genügend Veranlassung geboten sein, beiden Theatern am Sonntag einen zahlreichen Besuch zuzuführcn. — Im Verei» für Chemnitzer Geschichte wird Herr Ingenieur Kirchner, Lehrer an den hiesigen technischen Staats- lehranstaltcn, nächsten Dienstag einen Vortrag halten, in welchem er eine geschichtliche Skizze der Entwicklung der Papierfabri kation im Allgemeinen mit Angabe der ältesten Papierschätze von Chemnitz im Besonderen geben wird. Das hochinteressante Thema, von berufener Seite behandelt, wird sicher große Anziehungs kraft ausüben. Gäste haben wie immer Zutritt. — Geistliche M»«sika»»ffiihr»ing. Morgen, Sonntag, Abends 8 Uhr, findet in der St. Jvhanniskirche wieder eine der beliebte» und stets gut besuchten geistliche» Mnsikaufführnngen statt, für welche ein durchgängig bessere Kompositionen enthaltendes Programm aus gestellt ist. Für die exakte Wiedergabe jeder einzelnen Nummer bürgen die Namen der zur Mitwirkung gewonnenen Kräfte: Frau A. Menzel (Sopran), Fräulein I. Brückner (Alt), Herren Real gymnasiallehrer A. Beyer (Tenor), Lehrer M. Siegert (Baß), Nealschullehrer oanä. tlreol. H. Menzel aus Crimmitschau und Lehrer G. Körner von hier (für Orgel), sämmtlich den hiesigen Kunstfreunden vortheilhcift bekannt. Die Chorgesänge werden von dem gut geschulten Kirchensängerchor von St. Johannis unter Leitung des Herrn Kantor Palitzsch ausgeführt. — SchlachthofVerkehr. Im hiesigen Schlachthofe wurden im Februar d. I. 712 Rinder, -3172 Schweine, 1568 Kälber, 970 Schafe, 2 Ziegen, 43 Pferde und 20 Hunde, zusammen 6487 Thiere geschlachtet, sonach 1907 Stück weniger (nämlich 81 Rinder, 1448 Schweine, 113 Kälber, 240 Schafe, 12 Pferde, 14 Hunde weniger, dagegen I Ziege mehr), als im Februar 1892. Die Untersuchung dieser Thiere ergab, daß 247 Stück mit Krank heiten behaftet waren. Das Fleisch dieser Schlachtstücke wurde be anstandet und nach den Bestimmungen der Schlachthofsthierärzte von 2 Rindern, 7 Schweinen, 1 Pferd und 1 Hund dem Genüsse ent zogen, von 19 Rindern, 22 Schweinen und 2 Schafen als minder- wcrthig (nicht bankwürdig) verkauft und von 193 Schlachtstücken ver schiedener Gatlungen die erkrankten Thcile dem Genüsse entzogen, das übrige Fleisch aber frcigegcben. Außerdem wurden 34,099 Pfund (gegen 37,536 Pfund im Februar 1892) auswärts geschlachtetes und nach Chemnitz eingcführtcs Fleisch im Schlachthofe untersucht, wobei 2 Stück Schwcinslebcrn als untauglich für den Genuß erklärt und ver nichtet wurden. — Blind alarinirt wurde in der vergangenen Nacht gegen 12 Uhr die Bcrussfcnerwchr, welche nach einem Hause an der König- straßc berufen wurde, woselbst aus dem Dache starker Rauch strömte, welcher indeß nur durch die etwas starke Feuerung der Heizanlage verursacht worden war. Einige kleinere Brände wurden aus Grund stücken an der Zieschcstraße und am Jvhannisplatz gemeldet, welche die Hilfe der Feuerwehr nicht erfordert hatten. —* Arge Verletzung. Ein arbeitsloser Handarbeiter hatte sich gestern Abend auf dein alten Friedhofe hcrumgetricben und wollte dann, da die-Thore schon geschlossen waren, über eines derselben steigen. Hierbei blieb er mit der linken Hand an einer eisernen Spitze hängen und riß sich das Fleisch bis auf den Knöchel vom Finger los. Der Verletzte wurde ans Anordnung eines Arztes in das Stadt- krankcnhails gebracht. —* Erniittelk. Vor 8 Tagen wurde vom Wäscheboden eines Hauses der Ostvorstadt ein neuer Bettbezug gestohlen. Als Diebin wurde eiue Frauensperson aus Limbach ermittelt, welche bis Ende vorigen Monats in dem betreffenden Hause gewohnt hatte. Das Dicb- stahlsvbjekt wurde in deren Wohnung vorgefundcn. —* Gestohlen wurden: In der Nacht znm 4. d.M. aus dem in einem Hause des Neustädter Marktes gelegenen Kontor 25 Mark, welche in verschlossenem Pult aufbewahrt gewesen waren; am3.d.M. aus dem Futterkasten eines an der Lerchenstraße gelegenen Pferde stalls 25 Kilo Hafer; aus einer »nverschlossenen Dachkammer eines Hauses der Berusdorferstrahe 1 Zwanzigmarkstück, welches in einer dort stehenden unverschlossenen Kommode verwahrt gewesen war. Ferner ans einem unverschlossenen, in einer Schlafkammcr an der Fürstcnstraße stehenden Koffer eine Anzahl wcrthvolle Maschine,ithcile aus Messing. Als Dieb wurde ein in dem betreffenden Hanse wohn hafter Stellmacherlchrling ermittelt. Die gestohlenen Stücke wurden in dessen Bett versteckt vorgesunden. — In letzter Zeit wurde zu wiederholten Malen in mehrere am Kaiscrplatz gelegene Baubuden eingcbrochcn und aus denselben verschiedenes Werkzeug und Kleidungs stücke gestohlen. —* Festgenommen wurde gestern Mittag in hiesiger Stadt ein von der Staatsanwaltschaft Zwickau wegen Betrugs steckbrieflich verfolgter Glascrgchilfe und ein von der Staatsanwaltschaft Halle wegen Diebstahls steckbrieflich verfolgter Handarbeiter aus Meißen. Stadttheater. Chemnitz, den 11. März 1893. ES war wieder ein außerordentlich genußreicher Abend, den »nS Frl. l'Allemand gestern als Rosine i»Rossinis „Barbier von Sevilla" verschaffte. Auch In dieser Partie zeigte sich die Gastin als «Ine wahrhaft echte Künstlernatur. Schon mit Ihren erste» Töne» wußte sie die Herze» der ^nhörcr zu Pocken. Die Stimme quillt ihr silberhell und mit erst sichender eichtigkeit auS der Kehle, jeder Ton ist makellos und dabei hält sich Frl. l'Allemand jederzeit von dem ausdeinglicheu Virtuosenthmue sern. Auch in darstellerischer Beziehung leistete die Gast!» wieder Vortreffliches. Sie war ganz das graziöse, zur Lust und Schelmerei geneigte Trotzköpfche». In der sogenannte» Siuglektio», die herkömmlich zn einer Art „Liederabend" er weitert wird, trug die Gastin die Arie auS: „Der Karneval von Venedig" vonJuliusBeuedict und da- Sachs'sche Lied: „Geburtstagskind" mit großem Erfolge vor. Namentlich vermochte er Frl. l'Allemand mit der zuerst genannten Einlage ihre gesanglichen Vorzüge: die haarscharfe Rein heit ihrer Intonation, die mühelose Leichtigkeit ihrer Passage», das reiche waeea voos „nd die virtuose Bahaiidlimg des stseoat» in das glänzendst» Licht z» stelle». — Die Gasti» wurde durch die Vertreter der größeren Partie», die Herren Neusche (Almavlva), vo» Lanppert (Figaro), Stierlin (Basilio) »nd Hartman», der den Dollar Bartholo unbedingt zu seinen besten Partieen zählen kann, in durchaus wirksamer Weise nuter- stützt. — Die „Schöne Galathee", die auch diesmal de» Schluß de» Abends bildete, wurde gestern von Herrn Kapellmeister Fischer dirigirt. ES geschah dies wohl in der Absicht, den vielbeschäftigten Kapellmeister Herrn Weiß!«der einigermaßen z» entlasten. Wie dieser vortreffliche mnsilalilche Leiter, erwies sich auch Herr Kapellmeister Fischer als ein tüchtiger Dirigent, der sich nicht allein damit begnügte, Orchester und Sänger zu« samtnenznhaltcu, sondern auch das lebhaste Bedürfniß für seine Nüancirnng zu empfinden schien, wie dies unter Anderem ans der AuSsührnng der Ouvertüre und dem schneidig vorgctragcne» Trinlliede wohlthnend zu be merken war. Die Operette nmrde auch gestern wieder recht günstig aus genommen- , I—. Antispiritistische Vorstellung. Trotz der höchst nngünstige» Witterung hatte sich gestern, Freitag, «tu sehr zahlreiches Publikum im „Elysium" «ingefnndcn. Galt es doch. Zeuge der interessanten Darbietungen des rühmlichst bekannte» Anlispi'riti'steii-PaareS Homcs-Fey (Herr Homes »nd Frau) zn sein. Und Niemand wird e» bereut haben, dahin gegangen zn sei». Das genannte Ehepaar bringt seine Aufgabe, dem Geister- und Mcdinui-Unwesen der Spiritisten den Bode» zu entziehe», in brillanter Weise zur Ausführung. Es geschieht dies durch Sen» sationS-Experinienle sowohl ans dein Gebiete des SpIritiömnS, wie der Mnemotechnik u. s. w. Dieselben Knnststttikcheli, durch welche die Spiritist«»» Geister erscheinen und expcrimcntircn lassen, bringt Frau Fey zur Vorführ ung. Die Dame wird angebunden wie ein spiritistisches Medium und e» stellt sich alsbald der ganze Geisterspnk ein. Alle diese „Manifestationen" bernben lediglich aus dem Kunstgriffe des Mediums, sich aus den Fesseln zu befreien und den Spuk in Szene zu setze». Außerdem «»lerhaite», wie schon bemerkt, belle Künstler das Publikum mit siamiciiSwerthen Experimenten ans andere» Gebieten, als Somnambulismus, Willensbeeinflnffung, Gedanken- Uebertragnug rc. Die Sicherheit, mit welcher alle Kmiststüike ansgesührt werde», ist geradezu verblüffend. Schade nur, daß mau nicht erfährt, „wie'S gemacht wird." — Der Besuch der heute stattfindendcn zweite» »nd letzte« Vorstellung sei Jedermann auf das Wärmste empfohlen. Auswärtige Tagesereignisse. —6. Frankfttrl a. O„ 10. März. Der Schuhmacher Gustav Philipp, welcher am 22. Oktober v. I. ^vom Hiesigen Schwurgericht zum Tode verurtheilt wurde, weil er den Förster Schulz durch einen Flintenschuß getödtet hatte, wurde heut früh sim Hofe des hiesigen Gcrichtsgefängnisses durch Scharfrichter Neindel - Magdeburg hin- gerichtet. C München, 9. März. Ein aufregender Vorfall trug sich gestern Abend in einem Hause an der Hcustraße zu. Eine von ihrem Manne, einem Wagenwärter, getrennt lebende, mit diesem im Prozeß stehende Kleidermacherin begab sich nämlich, mit einem großkalibrigen Revolver bewaffnet, vor die Wohnungsthür ihres Ehemannes und schoß, in der Annahme, daß ihr Mann sich im Zimmer befinde, durch die (verschlossene) Thüre. Der Mann, welchem der Schuß galt, war aber gar nicht zu Hause. Die rabiate Person wurde ver haftet lind mit Droschke zur Polizei gebracht. Auf dem Wege dort hin zerschlug sie ein Wagcnfenstcr und verletzte sich an der Hand. L Augsburg, 9. März. Ein ultra»>o»ta»es Provinzblättchen chrcibt, daß jährlich mindestens 19 Prozent der Angehörigen s de- deutschen Reichsheeres durch Selbstmord enden. Bei der gegen wärtigen Präsenzstärke des deutschen Heeres enden sonach laut Rechnung des ultramontanen Blattes jährlich 91,800 deutsche Soldaten durch Selbstmord! Das ist doch ein bischen viel! - Lemberg, >9. März. Ein orkanartiger Sturm hat gestern und heute sowohl hier, als auch in der Umgegend große Ver heerungen augcrichtct. Ein bedeutender Theil des Schieferdaches der Lcmbcrger Jesuitenkirche wurde vom Sturmwinde weggerissen, und es ist nur einem Zufälle zuzuschreiben, daß Niemand dadurch verunglückt ist. G Pilla»», 10. März. Der erste diesjährige Südlveststurm hat einen so hohen Seegang erzeugt, daß die Schiffe den Hafen nicht verlassen können. Durch die außerordentlich starke Brandung ist der Eiswall am Strande an mehreren Stellen durchbrochen worden. In der Neuhäuscr Bucht ist das Brucheis so fest zusammcngeschoben, daß sich mehrere Männer trotz der unruhigen See auf dem Eise sicher fühlten. Am Strande wird eifrig nach Bernstein gefischt. Z Wie»», 8. März. Heute gegen 2 Uhr Nachts erregte eine auf einer Mauer des Ccntral-Fricdhofcs sitzende Gestalt nicht geringe» Befremde». Einige vorbcifahrcnde Gemnsegärtner waren geneigt, in der Gestalt ein Gespenst zu erblicken. Ein Sicherheitswachmann und ci» Bediensteter auf dem Cciitral-Fricdhofe bemächtigten sich der un heimlich vor sich hinstarreuden Person, die auf alle Anfragen konfuse Antworten gab. Es war eine ältere Frau, welche, auf das Polizei- Kommissariat Simmering cskortirt, angab, Sophie Engländer zu heißen und in Rzeszvw in Galizien gebürtig zu sein. Sic erzählte auch, daß ihr Sohn Adolph Engländer in der Gasse nebenan wohne. Die irrsinnige Frau, deren Sohn wahrscheinlich auf dem Central» Friedhofe begraben liegt, war nicht zu bewegen, weitere Angaben zu machen; sie wurde an die psychiatrische Klinik des Hosrathes Frhrn. von Krasst-Ebing im allgemeinen Krankcnhause abgegeben. v. U. Athen» 10. März. Betreffs der vom Parthenon ge- stürzten Prinzcncrzicherin Frl. Weber ist Selbstmord festgestcllt. Der Bräutigani des jungen Mädchens, ein Militärarzt, der Schuld an der unglückseligen That zu sein scheint, hat sich erschossen.
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