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»lese vtüttltetst« «nv»rtellsch« tägliche Zeitung koste» monatlich LS Pfg. in Chemnitz frei in» HauS- Mit dem Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch lostet der tägliche „Anzeiger" monatlich 38 Pfg. (In Chemnitz frei Ins HanS); außerhalb Chem nitz Zutragen monatlich 1b Pf. Bei der Post ist der Attzeiger nur mit den, Extra-Beiblatte Lustiges Bilderbuch zu beziehen für 88 Pfg. monatlich. (Nr. 5630 zur Postliste.) Ttlegr.- Adresse: Seueralanzeiger. Fernsprechstellt Skr. 138. Sächsischer Sandes» General DU Anzeiger für Chemnitz rrnd Nmgegend. «nzeigenprets: Sgespakte«, Lorpu--elle(ca.SSilben fassend) oder deren Raum 15 Pfg. (Preis verzeichnisse ä Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle (Sgespatzene Petitzeile circa 11 Silbe» fassend) SO Pfg. — Anzeige» lönncn nur bis Bormil tag l 0 Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Ausgabe: Wochentags Abends (mit Datum des nächsten Tages). — Die Anzeige» finden ohne Preisaufschlag zugleich Ver breitung durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Nr. 54. 13. Jahrgang. — I Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. Dienstag, 7. März 18S3. Politische Rundschau. Chemnitz, den 6. März 1893. Deutsches Reich. — Dev Grobherzog von Toskana hat sich gestern Mittag vom Kaiser und der Kaiserin verabschiedet und ist (nach Dresden zurückgekehrt. Ihm zu Ehren fand vorgestern Abend beim Kaiser eine Festtafel statt, zu der auch der Reichskanzler geladen war. — Neber die So»»»»»«erreise»» des Kaisers sind, wie aus Berliner Hofkreisen verlautet, nähere Bestimmungen noch Vorbehalten. Geplant ist auch in diesem Jahre eine Nordlandsfahrt. Außer der Thcilnahme an den ungarischen Herbstmanövern und einem längeren Aufenthalt am Hofe Kaiser Franz Joseph's, wird der Kaiser nach den großen Manövern in den westlichen Provinzen einen Ausflug nach Elsaß-Lothringen unternehmen und einige Zeit auf Schloß Urville verweilen. Auch von einem Besuche in den östlichen Provinzen im Spätherbst ist die Rede. — Für das Ratio,»aldenk,na» Kaiser Wilhelms I. in Berlin ist bereits nach dem letzten Entwürfe von Prof. Reinhold Begas die Ausführung in Angriff genommen worden. In den Werk stätten des Meisters sind seine Mitarbeiter gegenwärtig dabei, die Reiterfigur des Kaisers in Lebensgröße herzustellen. Später erfolgt hiernach eine Vergrößerung um das Dreifache. Nach diesem mächtigen Modell wird alsdann der Bronzeguß bewerkstelligt. Ueber die Gestaltung der architektonischen Umrahmung hat sich der Kaiser noch die Entscheidung Vorbehalten. Baurath Ihne ist beauftragt, einige Abänderungen in dem architektonischen Theil des Entwurfes vorznnehmen; doch ist es noch zweifelhaft, ob nicht die Ausführung auch in dieser Beziehung nach den Vorschlägen des Prof. Begas erfolgt. — Zur Nnterreduug zwischen den» General v. LoV »md dem Papste erfährt die „Germ." noch, daß General v. Los seine Ansprache in französischer Sprache an den Papst richtete und dieser gleichfalls französisch antwortete. Die offizielle Ansprache des Papstes wurde übrigens nicht durch den Papst selbst gehalten, sondern durch die Kammerherren vorgelesen. Dieses Verfahren wird damit begründet, daß der Papst nicht mehr laut sprechen könne. — Dev württemvergische Slaatsauzelgev veröffentlicht die Einberufung des Landtages des Königreiches zum 14. März. — I» München werden der „Frkf. Ztg." zufolge Kund gebungen gegen das geplante Reichsseuchengesetz organisirt. — Reichstagsstichwahl im Wahlkreise Liegnitz. Bei der am Sonnabend stattgehabten Stichwahl im Reichstagswahlkreise Liegnitz ist der freisinnige Kandidat Jungfer mit etwa 4000 Stimmen Mehrheit gewählt worden. Bis Sonntag Mittag waren gezählt: Jungfer (freisinnig) 10,760 Stimmen, Rechtsanwalt Hertwig (Antcsemit) 6330 Stimmen. — Es stehen nur noch einige kleinere Bezirke aus, welche keine Verschiebung der Stimmen mehr herbeiführen können. — Dev deutsche Antisemitenvund feierte am Sonnabend Abend in Berlin einen großen Festkommers, dem mindestens 3000 Personen beiwohnten. Die Hauptrede hielt der Abg. Ahlwardt, der mit lebhaften Zurufen begrüßt worden war. Ahlwardt kündigte den Konservativen durch v. Helldorf an, daß von jetzt ab der Anti semitismus in jedem von ihnen besetzten Wahlkreise einbrechen werde. Rechtsanwalt Hertwig deutete an, daß die an den Regierungsantritt des Kaisers geknüpften Hoffnungen sich nicht erfüllt hätten und er klärte: Wenn nicht mit der Regierung gegen das Judenthum, dann ohne sie und eventuell gegen sie! Durch Nacht zum Licht. Novelle von Ernst v. Waldow. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. „So genau weiß ich das Datum wohl nicht, es war halt Ende Oktober. Ja, warten Sic, in derselben Nacht, wo in der Stadt der schreckliche Mord geschah, denn ich erinnere mich, daß, als mein Mann diese Post zu Mittag heim brachte — er war hineingegangen zum Herrn Doktor — ich noch sagte: „Mein Gott, muß denn immerein Unglück zum anderen kommen! Die Geschichte ging uns wohl weiter nichts an, aber man hat doch ein menschliches Gefühl!" Der „fremde berühmte Kollege" rühmte diese Gesinnung und wünschte nun die Patientin selbst zu sehen. Der Besuch dauerte über eine Stunde und die Nacht war schon angebrochen, als die Freunde den Rückweg antraten. Kaum hatten sic den Friedhof im Rücken, als der junge Arzt ungeduldig rief: „Jetzt aber werde ich doch endlich erfahren, ivas jder Grund Ihres räthselhaftcn Benehmens ist?" «Wenn Sie mir Ihr Ehrenwort geben, das tiefste Schweigen zu bewahren —" »Nun denn — hier mein Wort!" „So mögen Sie wissen, daß ich in der verflossenen Stunde den Mörder der Hofräthin von WinNer entdeckt habe!" Der Arzt trat zurück: „Das ist die fixe Idee wieder — Sie glauben doch nicht, daß —« „Daß der Neffe der Ermordeten der Thäter war — die nächsten Tage werden es ans Licht bringen. Es war ein seltsames, heimliches Treiben, das nun im Ge richtsgebäude begann, ein Gehen und Kommen, Unterredungen des Vertheidigers Frank mit dem Polizei-Chef, dem Gerichts präsidenten und vor Allem Fnit dem umsichtigen Polizei-Kommissar Hell. Diesem hatte der Doktor Frank sich zuerst anvertraut und den Mann durch den Hinweis auf die tausend Thaler, welche Magdalene Winkler, auf sein Anrathen, auf die Entdeckung des Mörders gesetzt, zu noch größerer Energie angefeuert. Nicht leicht war es gewesen, von dem Polizeirath die Erlanbniß zu erhalten, auf dem Friedhöfe und zwar in dem alten Hakelberg'schen Erbbegräbniß eine Nachsuchung zu halten. Der Beredtsamkeit des jungen Advokaten, der, von dem heißen Wunsche beseelt, einen Unschuldigen zu entlasten, Alles aufbot, die — I» dev Militärkommlsfio» des Reichstages wurde am Sonnabend die Berathung des 8 2 der Militärvorlage nebst dem dazu gestellten Anträge des Abg. von Bennigsen fortgesetzt, dochssnoch nicht zu Ende geführt. Nach Durchberathung des 8 2 (Zahl und Stärke der Kadres) soll vor der Abstimmung eine Pause von mehreren Tagen eintreten, um den Mitgliedern der Kommission Zeit zu ge währen, sich mit den Fraktionen in Verbindung zu setzen. Abg. Lieber gab die Erklärung ab, daß das Zentrum entschlossen sei, die Militär vorlage ohne jeden Seitenblick auf den Kulturkampf, „ohne jedes Handelsgeschäft" rein sachlich zu behandeln. Die nächste Sitzung der Kommission wurde auf Dienstag anberaumt. — Das Reichöversichernngsamt hat an die gewerblichen Berufsgenossenschaften ein Rundschreiben gerichtet, welches sich mit der Ueberwachung der Betriebe bezüglich der Unfallverhütung beschäftigt. Das Reichsverficherungsamt weist darauf hin, daß in neuerer Zeit die Thätigkeit der Berufsgenoffenschaften auf dem Gebiet der Unfall verhütung als nicht ausreichend erklärt worden ist. Das Amt er achtet diese Vorwürfe zwar im Allgemeinen nicht als gerechtfertigt, ersucht jedoch, der Unfallverhütungsthätigkeit fortgesetzte Aufmerksamkeit zu widmen. Zunächst wünscht es für viele Berufsgenoffenschaften einen weiteren Ausbau der Beaufiragten. Sodann regt es an, ob nicht besonders geeignete Mitglieder der Genossenschaften selbst zu veranlassen sein würden, sich in den Dienst der Genossenschaften zu stellen und der Beobachtung der Unfallverhütungsvvrschriften ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Diese letztere Maßregel empfiehlt es namentlich den Baugewerks-Berufsgenoffenschaften, weil einerseits in denselben die Aufsicht über die Betriebe durch deren Zersplitterung in viele Arbeitsstätten besonders erschwert ist und andererseits gerade die Mitglieder der Baugewerks-Berufsgenossenschaften auf ein öfteres Zusammenwirken an einer Betricbsstätte angewiesen sind. — Reite Soldate»l»»ritzhattdl»»»»ge»« werden von thüringischen Blättern aus Weimar gemeldet. Dort ist kürzlich ein Unteroffizier Schulze vom 94. Infanterieregiment nach Kassel transportirt worden, um wegen einer Reihe von Mißhandlungen an Untergebenen abge- urtheilt zu werden. Es (wird darüber berichtet: Schulze hatte im Dienste einen jüngeren Soldaten mit dem in der Scheide befindlichen Seitengewehr derart ins Gesicht geschlagen, daß dem Betreffenden die Wange anschwoll und das Wasser aus den Augen lief. Bald darauf kam der Bataillonschef hinzu, bemerkte den Zustand des Soldaten und fragte diesen, was mit ihm geschehen sei. Der Soldat wollte nicht mit der Sprache heraus. Der Major, dem sich inzwischen der Kompagniechef zugesellt hatte, befahl aber dem Manne, ihm den Sach verhalt mitzutheilen und so erfuhr er, was vorgefallen war. Schulze wanderte darauf sofort in Arrest, und es wurde eine strenge Unter suchung gegen ihn eingeleitet. Da ergaben sich denn die fortgesetzten Mißhandlungen. Ohne Schläge soll überhaupt Niemand von seiner Korporalschaft fortgekommen sein. Ausland. Frankreich. I» Paris herrscht graste Betriibnist, weil der felsenfest angekündigte Besuch eines russischen Geschwaders in Cherburg oder Havre, für welchen schon ein außerordentlich reich haltiges Vergnügungsprogramm aufgestellt war. nun doch unterbleibt. Das freilich nicht berechtigte Mißtrauen der Franzosen und die eben sowenig begründete Furcht, es möchte zwischen Deutschland und Ruß land eine besondere Abmachung erfolgen, wird nun wohl in den Spalten der Pariser Zeitungen bald neue Nahrung erhalten. — Das Herren von der Polizei seiner Ansicht geneigt zu machen, hatte den Sieg davon getragen. Als Maurer verkleidet, um kein Aufsehen zu erregen, mit allerlei Werkzeugen versehen, wandelten am Morgen des zweiten Tages nach Franks Besuch im Todtcngräbcrhause zwei Polizei-Offizianten dem Friedhofe zu. Kommissar Hell und Doktor Frank fuhren in einem geschlossenen Wagen ebenfalls dahin. > Der Todtengräber wurde in das Geheimniß gezogen und ging, den Schlüssel zur Gruft zu holen, einem kleinen, niederen Gebäude an der rechten Seite der Umfriednngsmauer gelegen, jedenfalls aus alter Zeit stammend. Als der Mann mit dem rostigen Schlüssel zurückkam, war er sehr erstaunt, die Herren schon in dem düsteren, von Moderluft erfüllten Raume anzutreffen und zu erfahren, daß die Thüre nur geschlossen und nicht verschlossen gewesen. Das Schloß ließ erkennen, daß es früher gewaltsam geöffnet worden war. Jetzt begann die Arbeit. Alles wurde durchsucht, die lockeren Steine der Mauer, ja sogar die Fliesen des Fußbodens ausgehoben nichts fand sich. Stunde auf Stunde verrann. Schweiß perlte auf den Gesichtern der Arbeiter — auch von der Stirne des Vertheidigers, der seine Sache selbst beinahe für verloren halten mußte — eine Ansicht, der sich der Polizeikommissar längst zugeneigt. Tief aufseufzend — denn er gedachte des unschuldig Einge- kerkerten, über den nun morgen schon das Urtheil gesprochen werden sollte, seiner jammcrnden Geliebten und der trauernden Mutter, die er mit falschen Hoffnungen getäuscht — blickte der junge Mann ans. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und ein Strahl ihres freundlichen Lichtes fiel schräg durch die nur angelehnte Thür in die düstere Wohnung des Todes, auf die Holz- und Metall-Särge, die da, klein und groß, mit verdorrten Kränzen bedeckt, dicht aneinander standen. Eine dicke Staubschicht lag auf diesen letzten Behausungen der stillen Schläfer — aber — was war das? — Mit einem Sprunge stand Doktor Frank an dem letzten Sarge der Reihe, zunächst der Thür, und mit vor innerer Bewegung heiserer Stimme rief er: „Hierher, Herr Polizeikommissar, hierher, Ihr Leute! Betrachtet den Deckel dieses Sarges genau, seht, in dem dichten Stand der Decke sind deutlich die Spuren einer Hand abgedrückt — dort, die der einzelnen Finger — und hier, am Kopfende ist gar der ganze Pariser Schwurgericht verurtheilte einen Journalisten Denayroufse, welcher vom Abg. Raynal behauptet hatte, er habe sich bestechen kaffen, zu drei Monaten Gefängniß. — Die französische Depu- tirtenkammer genehmigte die Vorlage betreffs der Liquidation der Panamagesellschaft. — In Abgeordnetenkreisen wurde erzählt, Charles Lesseps werde in dem am kommenden Mittwoch beginnenden Panama-Bestechungsprozeß Floquet, Clemenceau und Freycinet als Zeugen zitiren lassen. Spante»». Die spanische Regierung hat ihre offizielle Theilnahnie an der demnächst zu eröffnenden internationalen Sanitätskonferenz in Dresden beschlossen. — Ans Qnintanilla der Provinz Burgos, sowie aus Notril in der Provinz Granada, werden Wahlunruhen gemeldet. An letzterem Orte gab es mehrere Tobte und Verwundete, die Ordnung ist wieder hergestellt. Luxemvurg. Die Berlovnng des protestantischen Erbgrostherzogs Wilhelm mit der katholischen Prinzessin von Braganza hatte viel Aufsehen gemacht, weil schon behauptet worden war, etwaige Kinder aus dieser Ehe sollten im katholischen Glauben erzogen werden. Nach einer Meldung der „Köln. Ztg." aus Wien gilt es aber als zweifellos, daß die luxemburgische Dynastie pro testantisch bleibt. Grohbrttannien. Im Manston-Honfe, der Resi denz deS LordmayorS von London, fand ein Bankett zu Ehren des französischen Botschafters Waddington statt. In Beantwortung des Trinkspruches auf seine Gesundheit erklärte Waddington, Frankreich und England müßten in ihren Bestrebungen, ihre Besitzungen über den ganzen Erdball anszudehnen, nothwendiger Weise rivalisieren. Aber es bestehe zwischen den beiden Ländern keine einzige Streitfrage, welche nicht auf direktem oder schiedsrichterlichem Wege gelöst werden könnte. Rnstland. Ans Petersburg kommt die offizielle Bestätigung» daß Rußland ein Geschwader zu den Festlichkeiten nach Nordamerika, aber nicht nach Frankreich in Erwiderung de» Kronstadter Flottenbesuches schicken wird. — In verschiedenen russischen Bezirken sind den dort ansässigen russischen Juden neuer dings Erleichterungen gewährt worden. — Das Bevorstehe»» einer neuen Reise des Schahs von Persien, die aber im strengsten Inkognito erfolgen soll, wird aus Teheran angekündigt. Die Inkognito-Reise ist ganz selbstverständlich erheblich billiger, als ein offizieller Besuch. Orient. Der ehemalige Khedive von Egypten, Ismail Pascha, der Großvater des heutigen egyptischen Herrscher», von welchem es bisher immer hieß, daß er sich in Konstantinopel unter förmlicher Ueberwachung befinde, erscheint Plötzlich wieder auf der politischen Bildfläche. Er tritt eine Reise nach London an, an geblich wegen persönlicher Finanzgeschäfte, doch glaubt man, daß mit der Reise ehrgeizige Zwecke verbunden sind. Einer Londoner Meldung zufolge hätte sich das Verhältniß Ismail Pascha's zum Sultan schon zu Lebzeiten des vorletzten Khedive Tewfik Pascha gebessert. Je mehr dieser sich England zuneigte, um so mehr näherte sich der Sultan dem abgesetzten Khedive, der das Vertrauen des Großherrn in großem Umfange erwarb und von diesem wiederholt zu Rathe ge zogen wurde. Amerika. Der <»e»»e Präsident der Bereinigten Staate»» von Nordamerika, Grover Cleveland, hat am 4. März verfassungsmäßig die Regierung übernommen. In seiner Antritts- Proklamation verkündigt er bereits erhebliche Aenderungcn in der bisherigen wirthschaftlichen Gesetzgebung. Die berüchtigte Silberbill, Staub weggewischt durch die Berührung eines größeren Gegen standes. Oeffnet diesen Sarg, denn ich sage Euch, sein Inneres birgt das Gesuchte!" Erschreckt traten die Männer zurück, Niemand wollte Hand an- legen, nur der Kommissar untersuchte mit Sachkenntniß die Spuren» welche der Vertheidiger ihm bezeichnet. „Das darf nicht sein, liebe Herren", sprach jetzt der Todten gräber ernst. „Die hier liegen, sind mir anvertraut, und ich kann es von Amtswegen nicht dulden, daß man sie in ihrer Ruhe stört." Mit Feuereifer, leuchtenden Blickes entgcgnete Frank: „Wollen Sie die Rechte der Tobten über die der Lebenden setzen und einen Unschuldigen leiden lassen, während der Verbrecher seiner Strafe entgeht? Er, der Ruchlose, war es, der zuerst den Frieden dieser Tobten störte, ihre Ruhestätte entheiligte, als er sie zu stummen Hehlern seines Verbrechens machte. Hebt den Deckel des Sarges, aus meine Verantwortung!" Die Leute griffen an — der Deckel ward mit leichter Mühe gehoben — ein dumpfes Gemurmel folgte auf das tiefe Schweigen, dann ein lauter Ausruf Franks — zu den Füßen der Leiche, deren entstelltes Antlitz ein mit Silber durchwirktcr Schleier bedeckte, lag ein kleines Päckchen, in ein blutbeflecktes Taschentuch cingewickelt. Der Kommissar nahm es heraus und auf einen Wink von ihm tvard der Deckel wieder hinabgelassen auf den Sarg, dem ein be täubender Modergeruch entstieg. Entsetzt faltete der Todtengräber die Hände, während er murmelte: „Und cs ist seiner Mutter Sarg, den dieser Elende entweihte I" Der junge Rcchtsgcleyrte aber hob den Blick zum Himmel und sprach tiefbewegt: „Lasset uns dem gerechten Weltenlcnkcr droben Dank sagen, daß ein Strahl seines göttlichen Lichts den Frevel, der hier be gangen, enthüllte, ob er auch noch so sicher an der Stätte des Tode» geborgen, vom Leichentuche selbst verhüllt war — das Auge Gotte», wir sehen K, dringt auch in die Tiefe der Grüfte und fördert an deren Nacht die Wahrheit an das Licht!" (Fortsetzung folgt.) Re»» bei»rete»»den Abonnenten Wird der bereits er schienene Theil dieses Romans ans Verlangen kostenfrei „achgeliesert. Postabonnenten »vollen ihre genane Adresse an die Berlags-Anstalt einsenden.