Volltext Seite (XML)
Diese verbreitetste mchartekls-r «Sgltch« Zeitung koste» monatlich 2S Pfg. In Chemnitz frei in» Hau». Mit dem Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch kostet der tägliche „Anzeiger" monatlich SS Pfg. (j„ Chemnitz frei inSHaiis); außerhalb El,em- »itz Zntragc» nionatlich 15 Pf. Bei der Post ist der Anzeiger nur mit dem Extra-Bciblatte Lustiges Bilderbuch zu beziehen für SS Pfg. monatlich. (Nr- 6630 zur Postliste.) Tclegr.- Adresse: Geuerulauzeiger. Fernsprechstclle Rr. lZ8. SSchfischer Landes eneval fttr Lhemnitz eigev i»i»d Umgegen-. «nztigcnprckü: Sgespakten« Corpnszelle (ca. S Silben fassend) oder derer. Raurn 16 Pfg. (Preis-» Verzeichnisse L Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stell« (6gespaltene Petitzeil« urca 11 Silben fass-r.d) SO Pfg. — Anzeigen können mir bis Bormi'ttag l O UHr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Ausgabe: Wochentags Abend» (mit Datum des nächsten Tage»). — Die Anzeigen finden ohne Preisausschlag zugleich Ver breitung durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Nr. 56. — 13. Jahrgang. — 1 Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. Donnerstag, 9. Mürz 1893. Politische Rimdschan. Chemnitz, den 8. März 1893. Lettisches Reich. — ZUM Gedacht,»ik Kaiser Wilhelm'S I. Morgen, den 9. März, sind bereits fünf Jahre verstrichen, daß der erste Hohen- zvllcrnkaiser, der greise Kaiser Wilhelm I., die Augen zum ewigen Schlummer schloß. Wir erkennen heute so recht, was an dem alten Kaiser das Große war: Wenn auch eine Anzahl von hervor ragenden Männern zusammcnwirkte, den Grundstein zu legen, auf welchem der Bau des neuen Deutschen Reiches sich erheben sollte, Kaiser Wilhelm I. ist es vor allen Dingen gewesen, welcher Kaiser Und Reich den deutschen Stämmen lieb und thcuer machte. — Die Reise des ventschen KaiserpaareS «ach Rom, welche jetzt angekündigt wird, zur Thcilnahme an der am 22. April stattfindcnden silbernen Hochzeit des Königs Humbcrt und der Königin Marghcrita von Italien ist schon seit dem vorigen Frühjahr, wo das italienische Königspaar bekanntlich in Potsdam und Berlin war, be schlossene Sache. Der Besuch wird den Charakter eines Familien- bcsuchcs haben und entspricht durchaus der engen Freundschaft, welche die fürstlichen Paare mit einander verbindet. Ob der Staatssekretär im Neichsamt des Auswärtigen das Kaiscrpaar begleiten wird, ist noch unbekannt. Recht wahrscheinlich klingt cs nicht. — Tie internationale Sanitätökonferenz, welche am Sonnabend in Dresden Zusammentritt, hat im Wesentlichen den Zweck, Vereinbarungen zu treffen, durch welche verhütet wird, daß bei Aus bruch von Seuchen Handel und Verkehr auf's Nene in demselben Maße geschädigt werde», wie dies im vergangene» Jahre der Fall war. — SlttS de, Geiveibekommisfio« des Reichstags. In der Gcwcrbekoinmissivn wurde die Vcrathung der vom Zentrum be antragtcn Novelle zur Gcwerbcorduuug fortgesetzt ulld die Bestimmung angenommen, der zufolge auch solche Personen der Pflicht, einen Wandcrgcwcrbcschein zu löse», unterworfen werden, die auf öffentlichen Wegen und von Haus zu Haus ihr Gewerbe betreiben. Der vom deutschen Buchhandel am meisten angefvchtcne Antrag, daß vom Feil- bicten im Umhcrziehen auch Druckschriften und Bildwerke ausgeschlossen sein sollten, wenn sie „in Lieferungen" vertrieben werden, wurde ab- gelchnt. Dagegen fand die Bestimmung Annahme, daß bei Licfcrnngs- wcrlcn die Zahl der Lieferungen und der Gesauimtprcis anzugcben ist. — De,' ernente Zusammenstoß der freisinnigen Abgeord neten Richter und Hinze in der Dienstagssitzung der Militärkommission wurde im Reichstage lebhaft besprochen. Die freisinnige Partei will indessen keine Vermehrung der Friedensstärke bewilligen, und Herr Hinze wird mit seiner entgegenkommenderen Auffassung Wohl ziemlich vereinzelt in seiner Partei bleibe». Das zeigen schon die Parteiblätter. — Preußischer Landtag. (Dienstagsitzung.) Das Haus bericht den Etat der Ansiedlnngskommission für Posen und Wcst- preußcn und genehmigte denselben. Damit ist die zweite Etats- bcrathung beendet. Abg. von Czarlinsky (Pole) beantragt Auf hebung des ganzen Ansicdlungsgcsetzes, das gar nichts genützt habe und nur ein Kampfgcsetz gegen die Polen sei. Abg. Sombart (natlib.) ist der entgegengesetzte» Ansicht und erhofft von dem Gesetz noch gute Wirkungen. Landwirthschaftsminister v. Heyden betont, daß das Gesetz sehr viel zur Hebung des kleinen Bauern- Durch Nacht zum Licht. Novelle von Ernst v. Waldow. (Fortsetzung n»d SchlnßO Nachdruck verböte». Aber da nahten schon diejenigen, welche keinen Augenblick an der Unschuld des Thenrcn gczweifelt: die Mutter, die Geliebte. Schluchzend umschlang die treue, muthige Frau, deren Glaubcns- muth sich in der furchtbaren Prüfung so herrlich bewährt, den ge liebten Sohn, und jetzt in dieser weihevollen Stunde, in die der Jubel des draußen versammelten Volkes gleich einer Dankeshymne Hineinklang, eine schöne Harmonie erzeugend, ward die standhafte Matrone fast von dem Eindruck überwältigt, stumm aber selig lächelnd wies sie auf eine kleine Gruppe, die sich bescheiden fern gehalten, der Mutter, wie cs sich gebührte, den ersten Platz lassend: es waren Magdalcne und Doktor Frank, der junge Arzt und Anna Tirbach. Egbert Ahrnau hauchte einen Kuß auf die Slirn seiner bleichen Braut, dann umarmte er, mit Thränen im Auge, seinen mnthigcn Verthcidigcr, indem er ausrief: „Dir, thcurer Freund, danke ich nächst Gott meine Befreiung!" Bewegt hielten sich die Männer umschlossen; das Schluchzen der Anwesenden und die leise verhallenden Hochrufe der Menge, welche sich langsam entfernte, unterbrachen allein die feierliche Panse. Leise flüsterte der junge Arzt seiner schüchternen Begleiterin zu: „Nun, Fränlein Anna, ist solch' ein Anblick nicht eine reichliche Belohnung für die That, zu welcher Sie sich so schwer entschließen konnten?" EinHä»dedruck,einlcisegeflüstcrtcs„Ja"wardcsMädchensAntwort. Wenden wir uns einem trüberen Bilde zu, das uns die Nacht seite des Menschenlebens zeigt. In der sogenannten „Mördcrzclle" sitzt Julius von Winkler, das fahle, gefurchte Antlitz mit der Hand gestützt, den Blick der tief ciiigesinikcncn dunklen Augen starr und brütend vor sich hin gerichtet. Eine furchtbare Veränderung war mit dem elegante» jungen Manne, dem Lieblinge der Damen, borgcgangcn. Als er an jenem Abend aus seiner Ohnmacht erwacht, hatte er, völlig gebrochen, der eindringlichen Mahnung des Untersuchungs richters Gehör gegeben und ein vollständiges Schnldbckciintniß ab gelegt. Das heißt, er hatte die That eingestandcn, auch bekannt, daß die belauschte Unterredung des Liebespaares, der Gedanke, daß nun Alles für ihn verloren und seine Zukunft vernichtet sei, ihm den schrecklichen Mordplan cingcgeben. Ucbcr die Einzelheiten der Ausführung des Mordes bewahrte «r jedoch ein trotziges Schweigen und erklärte bestimmt: er werde . . * standes beigetragen habe. Auf die Nationalität werde keine Rücksicht bei der Ausführung genommen. Abg. Rickert (freis.) wird für den Antrag Czarlinsky stimmen, weil durch die Polengesetzgebung die pol nischen Mitbürger herabgewürdigt würden. Ministerpräsident Graf Eulenburg meint, das sei doch Uebertrcibung. Die Regierung habe das Recht und die Pflicht, das Deutschthum'. im Osten davor zu schützen, von den Polen aufgesogen zu werden. Abg. Seer(nat.- lib ), von Tiedemann (freikons.), von Erffa (kons.) sind für die Bewilligung, da das Gesetz seinen Zweck durchaus erfüllt habe, während Abg. Bachem (Ztr.) die Aufhebung tfür besser hält. Der Etat wird genehmigt, sowie das ganze Etatsgesetz. Ohne weitere Debatte werden noch einige Berichte erledigt. — I»» preußischen Abgeordnetenhause sind, wie in den beiden Vorjahren, auch in dieser Session zahlreiche Petitionen von Gerichtsassistenten um Besserung ihrer Einkoinmenverhältnisse cinge- gangcn. Die Jnstizlommission hat beschlossen, dem Hause anzu- empfchlen, diese Petitionen der Negierung zur Berücksichtigung zu überweisen und dabei die Erwartung ausznsprcchen, daß die Auf besserung der Gehälter der Gerichtsassistenten noch in diesem Jahre in Angriff genommen werde. — In Ser Berliner Sozialdemokratie werden außerordent liche Anstrengungen für die diesjährige Feier des 18. März gemacht. Seitens der Behörden erwartet man, nach den Erfahrungen jüngerer Jahre, keinerlei Ausschreitungen. — Ei« großer Theil der von der preußischen Unterrichts- Verwaltung in Chicago zu veranstaltenden Ausstellung von Gegen ständen, welche den Stand und die Entwicklung des höheren und niederen Unterrichtswesens veranschaulichen sollen, ist am 25. Februar in 261 großen Seckisten abgcsandt worden. Nächster Tage werden noch 200 Kisten Nachfolgen. — Dev Prozeß gegen de« Berliner Bankier Hngo Löwk) fand am Dienstag vor dem dortigen Landgericht I ein Nach spiel. Unter der Anklage des Diebstahls und der Bcnachtheiligung der Maffenglänbiger mußten der frühere Kriminalkommissar v. Arnonld, unter der Anklage des Betrugs Bankier Löwy und unter der Anklage der Beihilfe zu den genannten Strafthaten der Kaufmann Georg Lcwin ans der Anklagebank Platz nehmen. Der Gerichtshof beschloß, die Verhandlung zu vertagen und den v. Arnonld in dieser Sache, als des Diebstahls nicht dringend verdächtige aus der Haft zu entlassen. ' — Ne»»e Kämpfe in Zentralafrika. Nach einem Telegramm aus Mozambique fand in Blantyre (Nyaffaland) ein blutiger Zu sammenstoß zwischen der britischen Schutztrnppe und arabische» Sklaven händlern statt. Letztere wurden in die Flucht geschlagen, ihre Kara wane in Beschlag genommen. — Blantyre ist eine große schottische Missionsstation unweit des Schire und hat auch eine kleine europäische Ansicdlung. Major von Wißmann hatte auf seiner Dampfercxpedition dem Orte einen Besuch abgcstattct und war gut ausgenommen worden. Es liegt die Befürchtung nahe, daß auch für die Wißmann-Expedition, die allerdings längst am See angekommen sein muß, durch das Vor gehen der Araber ernste Gefahren entstehen. A,lsland. Itakten. In der italienischen Hauptstadt hat die Meldung vom Besuch des Deutschen Kaiscrpaares aus Anlaß der silbernen Hochzeit des Königs und der Königin von Italien große darüber nicht sprechen, da schon der Gedanke daran ihn mit Entsetzen erfülle! Ein Dämon müsse ihn verblendet haben, daß er diese That begangen, vor der er nun selbst zurückschaudcre. Auch in der öffentlichen Verhandlung gestand er auf die Frage des Präsidenten wohl sein Verbrechen ein, auf alle weiteren Fragen jedoch nickte er nur stumm mit dem Haupte, und als man stärker in ihn drang, bemächtigte sich seiner eine so große Aufregung, daß die Richter, cineSzcne befürchtend, die Abführung dcsJnkulpatcn anordnctcn. Starr und theilnahmlos flog der Blick des Angeklagten, als er zwischen den beiden Wachen hinschrcitcnd, den Schwurgerichts-Saal verließ, über die Häupter der wogenden Menschenmenge dahin, die den Saal füllte, und starr und theilnahmlos nahm er auch das Ver dikt der Geschworenen entgegen, das nach kurzer Berathnng noch am Abend desselben Tages gesprochen ward. Es lautete mit allen Stimmen: Schuldig! Die Eventual-Frage, welche der Vcrthcidiger gestellt: ob Julius von Winkler bei Verübung seiner That sich in zurechnungsfähigem Geisteszustände befunden habe, ward ebenfalls einstimmig bejaht, da Alles darauf schließen ließ. Selbst die Vorsichtsmaßregel», sich vor Entdeckung zu schützen, den Mord auf einen Unschuldigen zu schieben, indem er des Lehrers Mantel und Hut just an dem Orte verbarg, wo, wie er sich überzeugt, der Znvcrdächligende geweilt hatte, ferner die verruchte Entweihung der Familiengruft, um den Raub zu bergen — Alles war mit einem Raffinement ausgc- sührt, welches erkennen ließ, daß damals die Gehirn-Funktionen völlig normal gewesen seien. Erst spät verkündete der Präsident des Gerichtshofes, nachdem dieser sich in das Berathungszimmer zurückgezogen, das Urthcil: es lautete auf Tod durchs Beil. Tvdtenstille folgte dieser Sentenz — dann lief ein Gemurmel des Entsetzens durch die Menge, die tief erschüttert still ven Saal verließ, nachdem auch der Vernrthcilte abgcführt worden war — mir er war kalt und unbewegt geblieben. Die Gnade des Landcshcrrn milderte übrigens das Urtheil und wandelte die Todesstrafe in lebenslängliche Einkerkerung um. Im Zuchthause von B* verbüßt der reuige Verbrecher seine Strafe — dieselbe dürfte nicht mehr allzulange währen; eine auszehrende Krankheit hat den Körper des Gefangene» ergriffen und führt ihn dem sicheren Tode entgegen, der für ihn eine Erlösung ist. Hoffen wir, daß die furchtbaren Gcwisscnsqualen des Sünders in den schlaflos verbrachten Nachtstunden in einsamer Kerkerzelle, daß seine tiefe Reue und Büßfertigkeit ihm Bergebung seiner schweren Schuld bei dem himmlischen Richter erwirken werde) Befriedigung hervorgerufen. Das Kaiserpaar wird auch dem Papst einen Besuch abstatten. Frankreich. Ein neuer Hoffnungsstrahl keuchtet den Franzosen, denn der „Figaro" behauptet, im Herbste werde doch eine russische Flotte unter Führung des Großfürsten Konstantin einen französischen Hafen aufsnchen. Hoffentlich kommt sie wirklich, denn sonst stirbt halb Frankreich vor Gram. — Der GeneralstabSches Graf Mirivek will von seinem Posten zurücktrcten und wird durch den GeneralBois-Deffrä ersetzt werden. Spanien. Bei ven am Sonntag in Spanien statt gehabten Parkamentswahlen haben die Republikaner eine beträchtliche Zunahme anfzuwcisen, von welchen etwa 50 gewählt sind. Dazu kommen 60 Konservative, 16 Karlisten, 9 Kubaner. Alles Uebrige sind liberale Ministerielle. Die Zahl der Wahlkrawallc, in welchen sich die Republikaner besonders anszeichncten, waren sehr groß. Großbritannien. Ans London wird die Verlobung des Herzogs von Aosta, Neffen des Königs von Italien, mit der Prinzessin Maud von Wales, einer Enkelin der Königin Viktoria, ge- meldet. Eine Bestätigung liegt noch nicht vor. Rußland. Die russische Kaiserfamilie wird das Oster fest in der Krim verbringen. Die Kaiserin kränkelt etwas und kne ift auch wohl die Ursache der Reise nach dem Süden. Angesichts der Erfahrungen mit dem Attentat von Borki wird diesmal eine be sonders strenge Wache cingesührt. — Der Zar ist itt seiner Politik gegenüber dem Fürstcnthnm Bulgarien noch immer schlecht berathcn, das zeigt die neueste diplomatische Note der Petersburger Regierung, welche gegen die geplante Verfassungsänderung in Bul garien prvtcstirt. Solche Proteste sind im Laufe der Jahre be kanntlich in recht reicher Zahl ergangen, haben aber nie andere Folgen gehabt, als die, die Einigkeit und den Sclbststcindigkeitssiiin der Bulgaren zu stärken und Rußlands Ansehen im Orient zu unter» graben. Daneben dauern die Dcutschcnvcrfolgnngcn in den baltischen Provinze» fort. Es sind jetzt wieder mehrere protestantische Geist liche wegen angeblicher Ucberschreitung ihrer Amlsbcfugnisse verur- thcilt worden. Diese Amtsüberschreitung cxistirt aber nur inderVer- solgungssucht der russischen Behörden. Orient. Der Jahrestag der Erhebung Serbiens zum Königreiche ist ^mit dem üblichen Pompe gefeiert worden, aber die Fcstfcicr wurde sehr beeinträchtigt durch einen blutigen Krawall in Goratschisch, Ivo aufrührerische Bauern mit Militär zusammenstießen. 18 Bauern sind getödtct oder schwer verletzt. Afrika. Der verstorbene Sultan Said ben Said ist bereits bestattet; sein Nachfolger findet allgemeine Anerkennung. Deutscher Reichstag. 60. Sitzung vom 7. Mörz 1803. IVo llhr. Am BnndeSrathstisch: Reichskanzler Graf Caprivt, Admiral Hollman» uud Kommissare. Das Haus ist mäßig besetzt. Auf der Tagesordnung siebt: Berathnng des Marine-Etats, lieber die Beschlüsse der Bndgetkomniilsion z» diesem Etat referirt ak» Berichterstatter der Abg. Fritze» (sttr ). Derselbe Ihcilt n. A. auch mit, daß der Staatssekretär des NcichS-MarineauNes i» der Bndgetkominission die Einführung der zweijährigen Dienstzeit in der Marino für »uthnnlich erklärt». Abg. von Henk (sreikons.): Ich will vor alle» Dinge» incin Bedauern darüber anssprechen, daß der Reichstag unserer Marine seit einigen Jahren ein geringeres Wohlwollen entgegenbriugt, als früher. ES ist doch ganz selbstverständlich, daß sich anch die Marine allmählich weiter entwickeln muß. In Laienkrcise» besteht aber vielfach die Ansicht, daß die Flotte in eine», Schließen wir mit einem freundlichen Bilde. Nach Verlauf eines Jahres feierten Egbert Ahrnau und Magdalcne von Winkler in aller Stille ihr Hochzcitsfest. Anfänglich hatte das auf so traurige Weise zur Erbin gewordene Mädchen den reichen Besitz verkaufen und mit dem Gatten in ein anderes Land ziehen wollen — weit fort, wo die trüben Erinnerungen nicht täglich und stündlich an die Schrecken der Vergangenheit mahnten. Egbert aber hatte er klärt, in seiner Stellung und in L* bleiben zu wollen und hatte hinzngcfügt: „Auch wir sind nicht ganz schuldlos an dem schrecklichen Er eignisse, weil wir ungestüm unser Glück selbst zu nehmen beschlossen, anstatt dasselbe von der Hand der Vorsehung zu empfangen. Die Gewalt der Leidenschaft trieb uns zu einem gewagten Schritte und diese geringe Abweichung vom Wege der Pflicht rächte sich schwer genug und gab den ersten Anlaß zu dem tiefen Falle eines Mit menschen. Sühnen wir unseren Theil der Schuld, indem wir unS den ernsten und trüben Eindrücken nicht entziehen, welche uns das Bleiben in diesem Hanse und dieser Stadt zuweilen bereiten wird; durch Trübsal wird die Seele geläutert, und doppelt dankbar werden wir unser reiches Glück genießen!" Und so war cs anch; treue Freunde, in der Nolh bewährt, thciltcn cs. Doktor Frank war ein häufiger Gast in dem Hanse des Oberlehrers Egbert Ahrnau, und oft begleitete ihn ein anderes junges Ehepaar dorthin: Doktor Hartenberg und Anna, dessen Frau, jetzt Magdalencns beste Freundin. Körperlich und geistig genesen, hatte das Mädchen die innige Zuneigung ihres Lebensretters bald dankbar erwidert. Doktor Hartenberg hatte damals seinen ganzen Einfluß auf seine Patientin geltend machen müssen, um dieselbe dazu szn bestimmen, Zeugniß gegen den früheren Geliebten abznlcgcn. Erst die ernste Vorstellung, daß ein Unschuldiger leiden müsse und vernrthcilt werde» könne, während der Verbrecher frei ausgche, hatte Anna's Widerstand ge brochen. Langsam j vernarbte ihre Hcrzcnswnnde und ein neuer Licbesfrühling zog beglückend ein in ihre Seele. Das Zimmer, in dem der Mord 'geschehen, hat eine edle Be stimmung erhalten. Nur selten wird cs geöffnet, und dann nur, um reiche Gaben aus dem Nachlasse der Ermordeten an arme Kinder und bedürftige alte Leute dort zu spenden. Magdalcne hat, mit Egberts freudiger Zustimmung, die Zinsen eines ziemlich bedeutenden Kapitals zu diesem schönen Zweck be stimmt, und zu dein freudigen Dank der Beschenkten gesellt sich manch stilles Gebet für die Seelenruhe der in diesem Gemach so grausam hingcmordeten Fra».