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Sächsischer Landes-Anzeiger : 29.12.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189212291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18921229
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18921229
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-12
- Tag 1892-12-29
-
Monat
1892-12
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 29.12.1892
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Mrs« »«breitetst« «nvartetische kostet monatlich LS Pfg. kn Chemnitz frei ins Hau». Mt dem Extrabeiblatt »«sti-e» vitderdnch kostet der tägliche „Attzeiger-- monatlich 38 Pfg. (in Chemnitz frei ins Hans); außerhalb Chem nitz Zutragen monatlich 15 Pf. Bei der Post ist der A«seiger nur mit dem Sxtra-Beiblatte Lustiges Bilderbuch zu beziehen für 88 Pfg. monatlich. (Nr. 8630 zur Postliste.) Telegr.-«dreist: Keueralauzciger. Kernsprechstelle Skr. 138. SLchfischer Lanör»- enev « l. für Chemnitz MBL. W Anzerg-v ^M^nnd rimgege«-. - Nr. 302. — 12. Jahrgang. — > Verlags-Anstalt: Alexander Wiede. Chemnitz, Theaterstraße 5. I Donnerstag, 2S. Dezeinbev 18Y , Pu»titzt»tz,4i EorpuszeUese^L^ »her deren l' Bevorzugt» Petitzeile ea. 11 Silben f sv Psg. Bei wiederholter yahure billiger. — fönncnnurbiLBormiitagi angenommen werden, da Dr und Verbreitung der SW , Auslage längere Zeit erspWM. Ausgabe: Wochentag» Ahe»R (Mit Datum de» nächsten TagM- — Die Anzeigen findet» oh»»» Prei-auNchlaa zugleich Be« breitung durch die Chcm»»»M Eisenbahn-Zejt»M »MWW Amtliche Anzeigen. LS. Sffe«tliche Sitzung der Stadtverordnete«» am 29. Dezember 1892, Abends 6 Uhr. Tagesordnung: 1. Geschästliche Miitheilnugen- S. Berichte de» Ftiianz-ÄnsschuffeS über: s. de» Naihsbeschlnb, de» Aukans de» Bairischen Hos s beireffend; b. die Mittheilnng des RatheS, die Stiftung de» ver storbenen Herr» Ernst Jnlin» Seyfert belr.; o. die NathSvorlage, die Beans- tragnng des Buchhalters Herr» Gustav Hahn-mit der Führung der Hand lasse der Wasserwerksvexwallnng. 3. Berichte des KonIrol-AuSschusseS über: ». die Hanptrechunng der Stadlkasse anf das Jahr 1891; d. Budgets der städtische» Kirchengeineinden ans das Jahr 1893. 4. Bericht des BerfassungS- Anssckusses über: die vom Rath beicbtossene Neudernng der Schnlordnung des Regulativs für die FortbildnngSichnle bctr. 5. Bericht des Wahl-AnS- schnsscs über: die Geburtstage Sr. Majestät de» Kaiser» und Sr. Majestät des Königs betr. Hierauf geheime Sitzung. Der Stadtverordnete»,-Vorsteher» Jnstizrath »r. En zu, au». Es schläft doch nicht ei,»? Chemnitz, den 28. Dezember 1892. Als vor einem Jahre die von so großen Vertraiicnsbrüchen be gleiteten großen und kleinen Bankkrachs ins Leben traten, ging ein Ruf der Entrüstung durch das ganze deutsche Reich und von allen Seiten, soweit sie sich nicht direkt zu denselben Geschäftsgrundsätzcn bekannten, denen die bekannte Gallcrie von Bankschwindlern gehuldigt, wurden stürmisch Rcsornien und Gesetzesbestimmungen verlangt, die geeignet waren, das in solchen Bank- und Geldangelegenheiten uner fahrene Publikum zu schützen. Man gab ja zu, daß die leider so bedeutende Spiclwuth eines erheblichen Theils des Publikums mit dazu beigetragcn habe, die Opfer der Bankschwindler zu vermehren und die Verluste zu erhöhen, aber es wurden doch auch so viele Fälle bekannt, in welchen die ehrlichsten und solidesten Leute um ihre Er sparnisse betrogen worden waren, daß der Ruf nach einer Reforin der Börsengesetzgebung durchaus berechtigt und wohlbegründet war. Die Reichsrcgierung wollte nicht unter dem Eindruck der ersten und stürmischen Entrüstung dem Reichstage einen Gesetzentwurf unter breiten, welcher das Gewünschte in Form von scharfen Bestimmungen brachte, sie hielt cs für angemessener, klar zu stellen, wie die Verhält nisse auf dem einschlägigen Gebiete liegen, und nach den Resultaten dann gesetzliche Maßnahmen zu treffen. Eine Reichskommission wurde nicdergesetzt, welche in einer größeren Zahl von Sitzungen eine An zahl von Sachverständigen und Interessenten auS allen Kreisen ver nahm. Anfänglich wurde in den Börsenzeitungen mit großer Ge flissenheit und regem Eifer die Nachricht verbreitet, daß die Erhebungen dieser Reichskommission nichts Bedenkliches oder Belastendes für das Börsen wesen ergeben würden. Man wisse ja allerdings, daß einzelne unwürdige Personen das Vertrauen ihrer Kunden schnöde getäuscht hätten, im klebrigen stehe aber Alles vorzüglich, und es sei keinerlei Aenderung geboten. Nun ist es aber doch klar, daß da, wo Dampf aufsteigt, auch ein Feuer sein muß, und die vorgekommencn Bankkrachs ließen darauf schließen, daß Mehreres nicht stimmte, als sich gerade in diesen Spezialfällcn gezeigt. Schlimme Geschichten wurden an das Tages licht gezogen, aber nicht minderschlimme blieben vielleicht durch Zufall oder in Folge eines schlauen Kniffes verborgen. So konnten denn jene Versicherungen keineswegs beruhigen, und die Forderung nach einer gründlichen Revision der hier in Betracht kommenden Bestimm ungen und nach einer Verschärfung der Strafen für solche groben Vertraucnsbrüche wurde von Neuem mit aller Entschiedenheit und mit allem Nachdruck erhoben. Die Vernehmungen vor der Reichskommission nahmen denn auch nun bald einen anderen Charakter an. Die vollständige Harmlosig keit der Börsenmünncr gegenüber ihren Kunden, wie sie behauptet Worden war, konnte nicht aufrecht erhalten werden. Im Gegentheil tvtlrde durch Zeugenaussagen festgestellt, daß gerade anrüchige und wenig Vertrauen verdienende Elemente cs am Besten verstanden hätten, das unerfahrene Publikum zu gewinnen, indem sie ihnen hohen Verdienst in Aussicht stellten. Daß bei den bekannten mißlichen Zeiten so Mancher wünscht, seine Einnahmen zu erhöhen und deshalb bestrebt ist, seine Gelder gewinnbringend anzulcgcn, ist erklärlich, aber nicht erklärlich ist das Verhalten eines Sachverständigen, und als solcher muß doch jeder Börscnmann für diejenigen Geschäfte gelten, zu welchen er seine Kunden veranlaßt, der einen Mann mit einigen tausend Thalern Ersparnissen zu Speku lationen verleitet, bei welchen der Kunde allerdings etwas gewinnen, aber auch Alles verlieren kann. Sicher für den Herrn Vermittler ist bei diesen Geschäften hingegen hohe Provision und vielleicht manche Mark Hintcrthürverdicnst, nnd darum legt er sich eben darauf. Man kann hier nicht sagen, warum lassen sich kleine Leute auf solche Geschäfte ein? Damit wird der, welcher sie dazu verleitet, absolut nicht entschuldigt. Es ist schon gesagt worden, daß Privatpersonen in solchen Dingen entsetzlich unerfahren sind und eben deshalb dem Börsenmanne ein so weitgehendes Vertrauen schenken, welches dieser unter solchen Umständen am allerwenigsten mißbrauchen sollte; und dann werden Bedenken, welche in dem Kunden anftauchen, von dem verschmitzten Geschäftsmann leicht durch die Aufführung von ein paar Produktenbörse geschehen soll. Ganz gewiß soll man von einer über hasteten Gesetzfabrikation, die im Uebereifer mehr schadet, als nützt, absehen, aber es wäre bedauerlich, wenn die Sache auf die lange Bank geschoben würde oder gar einschlafen sollte. Wenn die anti semitische Bewegung in der letzten Zeit so ganz erheblich zugenommen hat, so ist ein guter Theil dieser Zunahme aus unsauberen Börsen geschäften zu erklären, und darum ist es durchaus falsch, hier vor einein kräftigen Einschreiten znrückzuscheuen. Ünreellität bleibt Un- reellität und Schwindel bleibt Schwindel, gleichviel ob er mit Tausendmark scheinen verbrämt ist oder nicht. Es heißt aber seit der Vertagung der Reichs kommission in den Börsenorganen schon wieder in so ängstlichem Tone, als solle die Welt unleraehen, man dürfe nicht zu weit gehen, sonst würden Handel und WandiHs die schon ohnehin viel zu leiden haben, noch weit mehr beeinträchtigt werden, als sie es heute schon sind. Das heißt mit anderen Worten: Es darf gar nichts geschehen, sonst geht alles schief! Das ist einfach ThorheitI Die Geschäfte, die hier in Frage kommen nnd die betroffen werden sollen, billigt kein reeller Bankier, und wenn sie vernichtet werden, so ist cs nur um so besser. Wenn die Entwicklung unseres Handels und Verkehrs auf dein Gedeihen von solchen Geschäften beruhte, dann wäre es traurig um uns bestellt. Es ist zu verwerfen, wenn ein kaufmännischer Betrieb polizeilicher Kontrole unterstellt werden soll, ohne daß ein Grund hierfür vor handen ist. Noch weniger zu billigen ist cs aber, wenn unsolide Geschäftspraktiken, welche zugleich den Nationalwohlstand bedrohen, nur deshalb nicht bekämpft werden sollen, »veil es sich dabei uin die Börse und die Geldgeschäfte handelt. Dieselben Angststimiiien er heben sich, wenn cs sich um ergiebige Besteuerung der Börsengeschäfte handelt! Als ob diese Kleinigkeiten in Betracht kämen gegenüber den Summen, welche für Tantiemen ausgcgcben werden. Der deutsche Reichstag ist in der laufenden Session schon über die" Gebühr belastet, und cs wird nicht leicht sein, noch die umfang reiche Frage der Reform des Börscnwesens in ihr zu erledigen. Aber was in dieser Parlamentskampagne nicht mehr möglich ist, muß dann in der nächsten um so sicherer sein, wenn die ganze Sache nicht am Ende einschlafen soll. Es ist unbedingt nüthig, daß auf diesem Gebiete die Zügel straffer ongczogcn werden, nüthig zum Schutze einer soliden Gcschäftsthätigkeit, nüthig zum Schutze des Nationalwohlstandes, nüthig zur Wiederbelebung und Hebung des Vertrauens sin» Volke. Wir sagten oben schon, aus den Mißständen an der Börse nehme die antisemitische Bewegung einen guten Theil ihrer Nahrung, und da der hervorragende Theil der Elemente der Börse deni Jiidenthum angehört, so sind die Folgen erklärlich. Das Bürsentreiben ist nicht gleichbedeutend mit Handel und Verkehr, es dient nur diesem, und muß sich darum auch in festen Grenzen bewegen. Neben der offi Personen init großem Namen, welche angeblich ganz genau dasselbe zielten Kommission des Reichstags arbeitet ganz geheim nnd still eine Geschäft machten, beseitigt. Diese Praxis ist für.die kleinen Geld besitzer die schlimmste, der offene Betrug, wie er bei den Bankkrachs sich breit macht, ist nicht so häufig und die lanfcude Schädigung nicht so groß, wie durch Betreibung solcher Spekulationsgeschäfte. Daß in dieser Beziehung auch nach den» Bankkrach vom vorigen Jahre nach tolle Sachen passiren, ist durch die Vernehmung vor der Reichskommission zur Genüge nachgcwicsen. Die Kommission, welche sich auch mit den mancherlei Mißständen an der Produktenbörse, und namentlich mit dein unbedingt verwerf lichen Differcnzhandel in nothwendigen Lebensmitteln und Konsum artikeln beschäftigt hat, hat dann ihre Sitzungen vertagt, um die Er gebnisse der Erhebungen zusammenzufassen, und seither hat man nichts weiter davon gehört, was denn nun eigentlich zur Bekämpfung der Mißstctnde und Unzuträglichkeiten an der Fondsbörse und an der Politische Rundschau. Chemnitz, den 28. Dezember 1892. Deutsches Reich. — Vom Kaiserhofe. Für die Neujahrs-Gratulation am Kaiserhofe und die damit verbundene Cour wird der im Umbau be griffene Weiße Saal bereits wieder in Gebrauch genommen werden. Die noch nicht zum Abschluß gekommene Architektur wird durch ent sprechende Dekorationen ersetzt. — König Christian IX. von Dänemark wird, wie der „Pol. Korr." aus Kopenhagen bestätigt wird, sich am 22. Januar nach Berlin begeben, um am 25. Januar der Vermählung der Prin zessin Margarethe von Preußen beizuwohneu. Königin Luise wird den König nicht begleiten. König Christian wird auch den 27 Januar, auf welchen Tag das Geburtsfest des Kaisers fällt, in Berlin verbringen. — Ans bestnnterrichtete« Kreisen verlautet Folgendes: Die Ablehnung der Militärvorlage in der vorliegenden Fassung gilt als unabwendbar. Dies wird den Rücktritt des Reichskanzlers v. Caprivi bestimmt zur Folge haben. An seine Stelle wird als Geschäftsreichskanzler Graf Eulcnburg treten. Der Präsident des prentzische» Abgeordnetenhauses hat in» neuen Jahre die nächste Sitzung anf den 10. Januar, 12 Uhr Mittags, festgesetzt. Am gleichen Tage nimmt bekanntlich auch der Deutsche Reichstag seine Arbeiten wieder auf. In seinem „Bayerische»» Vaterland" macht der be kannte Or. Sicgl in München über die neue Militärvorlage folgende Enthüllungen: „Die Militärvorlage ist nun an eine Kommission ver wiesen, welche ihre Arbeiten erst Mitte Januar beginnen wird; bis dahin hat also die Sache einstweilen Ruhe. In der Kommission sind die Gegner der Vorlage in der überwiegenden Mehrheit. Das Zentrum hat lauter Leute in die Kommission geschickt, die sich bisher als Gegner der Vorlage gerirt haben. Die Arbeiten der Kommission werden also — so viel ist jetzt schon ziemlich sicher — resultatlos verlaufen, d. h. mit einen, negativen Antrag der Kommission endigen. Damit ist aber in der Sache selbst nicht das Mindeste entschieden, sondern das ist nur wieder Dunst für Diejenigen, welche die seinen Fäden der parlamentarischen Taktik nicht verstehen. freiwillige Koniproiiiißkominission, welche eine Verständigung mit der Regierung sncht und sicher auch findet. In der Zwischenzeit läßt man die offizielle Scheinkommission ruhig tagen nnd nach Herzenslust abstreichen und ablehnen; die eigentliche Arbeit wird von Anderen ge- than. Die Stimmung in Negicriiiigskreisen ist darum auch eine sehr zuversichtliche und hofsnuiigsfrendige, trotz allem Oppositionswind, der gemacht wird und zur Täuschung des Volkes dienen soll. Und an dieser feinen Komprvmißarbeit nehmen auch die Herren voin Zentrum ihren guten Antheil; darüber herrscht bei keinem Kundigen auch nur der mindeste Zweifel! Soweit hat cs jetzt der moderne Parlamen tarismus gebracht, daß er nur noch «inen» Taschenspieler gleicht, bei welche», man nicht auf das achten darf, wovon er gerade spricht, sondern auf das, was er während dessen htimlich unter der Decke hantirt." - — Wie an« Kassel gemeldet wir», finden Verhandlung mit dem Regierungspräsidenten Rothe wegen Uebernahme d«p Stellung des Unterstaatssekretärs im landwirthschafttichen Ministe rium statt. — Neues Nachspiel zum Falls «oewe. Berliner ZM ungen wollen wissen, daß gegen den Oberstleutnant q. D. Kühn» vom preußischen Kriegsminister eine ehrengerichtliche Untersuchung wegen seines Benehmens in der Loewe'schen Angelegenheit eingelM worden sei. — Ein- Kmtdg-dttng der R-lchsr-gi-rtMg zm ,»M Militärvorlage bringt die „Nordd. Mg. Ztg.", in welcher l heißt: „Wir vermögen nicht zuzngeben, daß die Regierung Wege»!.. Zeitpunkts, in dem sie den Gesetzentwurf einbrachte, einen BorstW verdient, wir meinen vielmehr, sie würde durch Zögern eine Ms Verantwortung auf sich geladen haben. Gewinnen dje verbünde Regierungen, wie das thatsächlich der Fall ist. die UeberzengNNg, tW die Existenz des Deutschen Reiches auf dem Spiele steht, so würdest sie gewissenlos gehandelt haben, wenn sie sich durch irgend eW Rücksicht hätten abhalten lassen, diejenigen Maßregeln beim Reich!? tage zu beantragen, welche die Sicherheit des Vaterlandes forderte.^ — Dem Reichstage find soeben zugegange»»; u GM Wurf eines Gesetzes betreffend die Abzahlungsgeschäfte; 3 Entwurf eines Gesetzes betreffend die Bestimmungen über den Wucher; 3. Ent wurf eines Gesetzes betreffend die Begründung der Revision ist WM liehen Rechtsstreitigkeiten. , — Woht»! soll weiteres Geld komme»«? Die Leipzig«? Ztg." schreibt: »Man lasse Biersteuer und Branntweinsteuer ejMG wie sie sind. Auch das solide Lieserungsgeschäft möge man mit i»epeff Steuer» verschone». Aber die Steuern auf Differenzgeschäste erhöhe man um das Zehnfache, von einem Zehntauscndstcl, von zwei Zehn- tauscndsteln auf zwei Tausendstel. Das wird das sicherste Mittel sein, das Börsenspiel etwas ciiizuschränken und trotz dieser EjnschriM ung die Mittel für Durchführung der neuen Heeresreform ist ge winnen." — Plätte mit den« Tabak. Die „Schlei. Ztg« versichert, daß die bayerische Negierung neuerdings dem Plane einer TaM- fabrikatstener zugeneigt sei. — Schlechtes Weihnachtsgeschäft in Berlin» DasdiH- jährige Weihnachtsgeschäft in Berlin ist, wenn man den Klagen M de» verschiedensten Geschäftsbräuchen trauen darf, hinter dem der Vorjahre ungeheuer zurückgeblieben. Vor Allem sind es die Ge schäfte, welche auf das mittlere und kleine Publikum angewiesen waren, die bittere Klage führen. Die Ursache liegt in dem allgemeine» Geld mangel. Das Publikum war nicht in der Lage, irgend welche Aus gaben zu machen und wer »och etwas übrig gehabt, der hat se»ge Ausgaben für den Christabend in den überhandnchmenden „Schlcnder- bazarcn" gemacht. Thatsächlich waren die 3 Mark- und 50 Psenuig- bazare von Käufern beständig überfüllt, während die großen Maga zine fast beständig leer standen. Von Ladeinnhaber» hört man auch vielfach klagen über die vielen fliegenden Händler, die auf ihM Wagen einen vollständigen Laden mit Dach und Regalen eingerichtet hätten und alle möglichen Maaren zu Schleuderpreisen in den Straße»» feilbieten. ' Frankreichs — Die Feiertage si»v in Paris ruhig verlaufe»«, »ich auch die Kommission zur Bcrathung der Angelegenheiten des Panama- skandals hat keinen Anlaß zu neuen Erörterungen gegeben, da sie sich vom Montag bis zum Donnerstag vertagt hat. Jetzt regen sich allerdings die Scnsationsgerüchte sofort von Neuem und mit aller Bestimmtheit wird behauptet, daß Aendcrungen im Ministerium be- vorstchen. Der offizielle Bericht über die Untersuchung der Leiche des in den Skandal) verwickelten Finanzmanncs Baron Ncinach ist jetzt bekannt gegeben. Darnach ist Selbstmord in Folge von Blut vergiftung zweifellos. Der Kriegsminister Freycinct, dessen Rücktritt wiederholt angckündigt wurde, hat niit dein Abg. Andrieux eine Unter redung gehabt, von welchem bekanntlich zahlreiche Enthüllungen übsr an der Panainaaffaire bcthciligte Parlamentarier ausgcgangcn sind. Andrieux erklärte, er besitze nichts, was den Kriegsminister kompro mittieren könne. Verschiedene republikanische Abgeordnete, welche in der Provinz vor ihren Wählern sprachen, wurden von den Letzteren verhöhnt. Man ineint, die Ausschreibung von allgemeinen Neuwahlen werde sich im Hinblick auf die Stimmung in den Provinzen als noth- wendig erweisen. Uebcr Rücktrittsabsichten des Präsidenten Carnot sind fortwährend neue Gerüchte im Umlauf. Nach dem Wiederzu- sammcntritt der Kammer will ein sozialistischer Abgeordneter bean tragen, Allen Straflosigkeit zuzusichern, welche »ameiitlich die Abge ordneten Nachweisen, die sich haben bestechen lasse». — Schließlich wird das Gerücht ansgesprengt, das Geheimnis; des rauchlosen Pulvers, das doch längst kein Geheimnis; mehr ist, sei an Deutschland von Beamten der Militärverwaltung verkauft worden. Dieser Klatsch macht, ob wohl seine Unsinnigkeit klar zu Tage liegt, bei der gegenwärtigen Gcmüthsverfassung der Bevölkerung großen Eindruck. — Nachricht-»» ans Tank»« melden von zahlreichen Kämpfen. Chiuesenbanden drangen weit in das Land vor, plünderten die Häuser der Europäer und schleppten deren Frauen und Kinder fort. — Hanptmatt»« Driant, BoulangerS Schwiegersohn, ist wegen Veröffentlichung deS Löwe'schen Briefes mit acht Tagen Arrest bestraft worden. — Die erste protestantische Kirche in Madrid ist am Sonntag öhne erheblichen Zwischenfall eröffnet worden. Militär hielt alle Straßen in der Umgebung der Kirche besetzi. Bor der letzteren versuchten mehrere hundert Personen eine fttndliche Kundgebung, wurden aber bald verjagt. Bis in die letzt« Stunde waren grpßes Anstrengungen gemacht worden, die Eröffnung der Kirche zn hindern..
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