Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.12.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189212187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18921218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18921218
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-12
- Tag 1892-12-18
-
Monat
1892-12
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.12.1892
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Diese verbrrltetste unparteiisch« <S-«ch« 8«it«ng kostet monatlich 2S Pfg. In Chenniltz srei ins Haus Mit dem Extrabeiblatt »nstigeS Bilderbuch kostet der tägliche „Anzeiger" monatlich 88 Pfg. (j„ Chemnitz frei ins Hans); außerhalb Chem- nitz Zutrage» monatlich 15 Pf. Bei der Post ist der Anzeiger nur nrit dem Extra-Beiblatte Lustiges Bilderbuch zu beziehen für 88 Pfg.,«mailich. (Nr 5580 1v. Nachtrag zur Postliste.) Telegi'.-Adresse: Generalanzeiger. Fernsprechstelle Rr. 138. Siichfischer Landes- Anzeiger für Lheinnitz Geireral -W Anzeiger »nd Umgegend. «nzeigenpreis: «grspakte« LorpnSzeile (ca. S Silbe» fassend) oder deren Raum 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle («gespaltet« Petitzeile ca. 11 Silben fassend) 30 Pfg. Bei wiederholter Aüf« nähme billiger. — Anzeigen könne» nur bis Vormittag > 0 Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Ausgabe: Wochentags Abends (mit Datum des nächste» Tage»). — Die Anzeige» finden ohne Preisansschlag zngleichVer breitung durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Nr. 294. —12. Jahrgang. — ^ Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße ö. I Sonntag, 18. Dezember 1892. ^ Sächsisches. """ *— Ktttttthermersdorf» 17. Dezember. Am vergangenen Sonntag fand im Kluge'schen Gasthofe eine Versammlung stimmt licher Nindviehbesitzer des hiesigen Ortes behufs Gründung einer Rindviehversicherung gegen alle die nicht vom Staate zu ver gütenden Unfälle und zur gegenseitigen Verpflichtung betreffs der Flcischabnahme bei Nothschlachten, sofern dasselbe genießbar sei, gegen einen vorn Verein festzusetzenden Preis, statt. Herr Gemeindevorstand Uhlmann, welcher die Versammlung auf Anregung des Landwirth- schaftlichen Vereins einberufen hatte, betonte zunächst die nach den jeweiligen Verhältnissen bedingte Nothwendigkeit, den Nutzen und Segen einer solchen gegenseitigen Rindviehversichcrnng gegen gedachte Unfälle und trug hierzu ein von ihm entworfenes provisorisches Statut zu einer solchen Versicherung vor. Nachdem das Statut gründlich dnrchberathe»,'wurde auf Vorschlag der Versammlung eine Deputation gewählt, welche dasselbe weiter ausarbciten und einer anderweitig einznberufenden Versammlung zum Bortrag und zur endgültigen Entscheidung unterbreiten soll. Im Uebrigen war man mit der von Herrn Gemeindevorstand Uhlmann aufgeworfenen Frage, „ob die anwesenden Herren Viehbesitzer im Großen und Ganzen mit dem Hauptinhalte des Statuts für die Gründung einer Rindvich- versichernng seien oder nicht", voll und ganz einverstanden. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. LI« Fr«,Md« >mI«reS BlaUiS w-rdc,> erpicht. ,i»S wichtige Begebenheiten MW mttjlltöeNlN. Chemnitz, den 17. Dezember 1892. — Die Markthalle ist in Rücksicht auf das nahende Weih nnchtsfcst morgen Sonntag von früh 11 bis Abends 6 Uhr geöffnet. —n. Eine Gas-ELplofio». Seit Donnerstag machte sich auf der alten Dresdnerstraße in der Nähe des Gasthauses „zur goldenen Sonne" ein auffallend starker Gasgeruch bemerkbar. Nach dem Aufgrabungsarbeitcn vorgenommen worden waren, brachte gestern Nachmittag gegen 2 Uhr ein Arbeiter Licht in die Nähe des defekt gewordenen Leitungsrohrcs. Hierdurch entstand eine Explosion von solcher Gewalt, daß etwa 17 Meter weit die Bordsteine des Platten- sußweges ausgehoben "wurden. Glücklicherweise ist kein Unfall bei dieser Explosion zu verzeichnen. —A. Die Vorstellungen im Mosellasaal sind trotz der nahenden Weihnachtszeit allabendlich recht gut besucht, was als Be weis der Trefflichkeit des gegenwärtig engagirten Künstler-Personals gelten kann. Seit wenigen Tagen tritt auch der ausgezeichnete Prestidigitateur Mällini in dem beliebten Etablissement auf. Eine neu engagirte Sängerin wird heute Sonnabend im Mosellasaal zum ersten Male auftreten. —t. Brandberlcht. Gestern Nachmittag gegen 4 Uhr cnt- entströmte dem Dache eines Hintergebäudes an der Moritzstraße an scheinend Ranch. Die alarmirte Feuerwehr stellte durch eine genaue Besichtigung fest, daß der Rauch einer sehr wenig über das Dach hervorragenden Esse entstammte. — Gestern Abend gegen 6 Uhr stand in dem Dachboden eines Hauses an der Lindcnstraße dadurch ein größeres Feuer, daß eine Petroleumlampe hinfiel und zerbrach. Das brennende Oel setzte den holzreichen Dachboden so schnell in Brand, daß-die Frau eben noch flüchten konnte und der Dachstuhl bei Ankunft der Feuerwehr, welche durch das Reichstelephon gerufen worden war, fast vollständig in Flammen stand. Die Feuerwehr griff sofort mit zwei Rohren an und hatte das Feuer bald bewältigt, so daß die aus den allgemeinen Alarm schnell herbeigeeilten frei willigen Feuerwehren nicht mehr zum Eingreifen kamen. Bei dem Beräumen der Brandstelle wurden in dem vom Feuer nicht berührten Theil des Dachstuhls eine ganze Anzahl Tauben erstickt vorgefunden. — Heute Vormittag wurde die Feuerwehr nach dem Grundstück der Lcrchcnstraßc 13 gerufen, konnte aber nach kurzer Thätigkcit wieder in's Depot zurückkchren. —* Unfall. Gestern Nachmittag in der zweiten Stunde blieb ein Pferd eines zwcispäunigen Lastgeschirres beim Passiren des Bahn überganges an der Dresdnerstraße nnt einem Hufeiscnstollcn in deni Geleise zwischen den Schienen hängen und stürzte nieder. Hierbei wurde das Eisen vollständig vom Hufe losgcrissen. Außerdem schlug das Pferd mit dem Maul ans den Boden auf und erhielt hierdurch eine blutende Verletzung. Nach einigen Minuten konnte das Thier wieder auf die Beine gebracht werden. —* Jttgenvliche Betrügerin. In letzter Zeit hatte ein 14jähriges Mädchen in einigen Bäckerladen eine Anzahl Dreier- brödchcn und mehrere Schock Brezeln entnommen, um. wie sie sagte, mit denselben hausiren zu gehen. Die betrügerische Person lieferte jedoch das für die Maaren eingenommene Geld nicht ab, sondern vcrthat dasselbe in ihrem Nutzen. —* Eine Täuschung. Bedeutend geprellt um seine Beute war gestern ein Dieb, ein böhmischer Zimmcrgesclle. Derselbe stahl gestern Abend aus einem Hause an der Albcrtstraße einen schweren Kasten, welchen er für einen reichem gefüllte» Reisekvffer hielt. Zu Hause mußte er die enttäuschende Wahrnehmung machen, daß der Kasten kein Reisekvffer, sondern ein zur Aufbewahrung von Wagcnlampen dienendes l.ercs Behältniß war. Doch auch dieses Gegenstandes konnte er sich nicht lange erfreuen, da der Diebstahl angezeigt und dessen Urheber ermittelt wurde. l—* Gestohlen wurde aus einer Hausflur der Rudolfstraßc ein Sitzkissen mit Roßhaarpolsterung und brauneni Ripsüberzug; den 10. d. M. eine goldene Damenremontoiruhr, Rand und Rückseite ziselirt, Auszieher etwas geschwärzt, nebst Hellem Holzkästchen nnt lila Sammt gepolstert und der Firma „Paul Giseler" versehe», hierzu eine vergoldete Kette mit Quaste und Karabinerhacken und eine goldene Brosche in Form einer Schleife, aus drei Blättern bestehend; ferner in einer Schankwirthschaft in der Uferstraße ein seidenes gelb und weiß gewirktes Halstuch im Werthe von 9 Mark. —* Einbrecher. In der Nacht zum 16. d. M. wurde in einem Laden der Friedrichstraße eingebrochen und aus der Ladenkaffe 18 Mark gestohlen; ferner wurde in der Nacht zum 17. d. M. in den Laden einer Bntterhandlung durch Nachschließen der Thüre von der Hausflur aus eingebrochen und aus dem Ladenkasten 83 Mark gestohlen. I. Abonnements-Konzert des LehrergesangvereinS. Es hat lange gewährt, ehe in diesem Jahre der Ccmnitzer Lehrergesang- vcrein z» Worte gekommen ist. Seine mit den wärmste» Sympathie» will kommen geheißene» und herbeigewünschten alljährliche» großen vsscnllichc» Nnternehmnngcn im Kasino sind mit seltener Nebereinstimmung bei den Knnst- srennden zum Bedilrsuisse geworden ebenso allgemein wie mir noch die Adouneinentsko»ze,te der städtische,, Kapelle. Um so intensiver berührt die diesinnlige wesentliche Mrspättnig. Und doch hat derLehrergeIangveretn recht dar,» geiha», aws seinem diesmal anserkoreucn Bannerträger, ans Herrn Kainmersänger Carl Sch eidemantel z» smarte». Seine hohe nnd exquisite Kllnsllerschast ward je zur LebenSbedingnng sür Heinrich Zöllners „Cotninbns", seiner individuelle Beanlagung war cs mehr wie den »leiste» Anderen seiner berühmte» Bariivnkollegen Vorbehalte», die mächtige Hcldcnpartie z» glanzvollem, glaubhaftem Leben zu erwecken. Der bedeutungsvolle Erfolg, der errungen ward, giebi unserer Behauptung recht. Ohne irgend welchen auch »och so leisen Stoß in die Reklametrompete und trotz der WeihnachtSnähc lauschte in dichter Menge ei» andächtiges Auditorium den meisterhafte» Darbietungen, schlagend beweiskräftig die magneüsche Zug kraft dokumentireud, welche den Ausführungen der Konzcrlvcranstalter nnd dem Dresdner Künstler z» eigen ist, »nd ward zum Zeugen einer grandiose» Knnstleistung. Heinrich Zöllner, der Schöpfer der Kantate „Kolumbus", geboren im Jahre 1851, zog den Referenten zuerst in de» Bannkreis seines Denkens nnd Fühlens, als er sich zur Zeit seine Amtirnng als Uuivcrsitäts- »msildirektor zu Dorpat Ende der 70er Jahre einmal in hochergötzlichcr »r- krastiger Weise mit dem bekannten Musikkritiker der Leipziger Signale Herr» Vernsdorf wegen eines seiner Mnienkinder auseinander setzte. Selbstverständlich war der neue frische Zug «nd das erkannte Vorbild Wagner, welche den kritische» Zorn des genannten Kuiistrichlersijentsacht hatte». Seitdem ist uns Heinrich Zöllner eine fesselnde Künstlerpersönlichkeit, »mso mehr, als uns sür Kunstiragc» das Wotanswort ans der Walküre: „Wo kühn Kräfte sich rege», da rath ich offen zum Krieg" das erlösende Nnd rei nigende Prinzip zn enthalten schein». Zöllner brauchte aber ja nichts sonst zu thnn, als sein Musikdrama „ Ia » st " zu schreiben, er,würde Hochehrenwerth dastehe». Denn wer den Mnih besitzt, sein Aller bestes dreinzngcben, um trotz der Beliebtheit des Gounod'sche» „Fanst" mit seinem textlichen Spott a-st Göthe's Dichtung ein Mc sikdrama mit Leit motiven ganz im neueren Sinne zu schassen, dessen Textgrnndlage nur Göthe'sche Verse r.isweist, der hat sich allein drrrch diese Thal, eine ver gebliche freilich angesichts der Vorliebe der Deutschen sür FreindeS und Geringschätzung des Nationalen ei» Anrecht auf hervorragende Benrtheilung seines Künstlerlhiims erworben. Zöllner hat eine ausgesprochene Neigung sür Männerchorkowpositio», sein „Jnugsiegsried", „Fest der Rebenblüthe", die „Hnmienschlacht", säinnNliche in Vereinen bereits hier ansgesührt, gehören in dies Fach, „Columbns" auch. Der Komponist schuf ihn im Jahre 1885, als er die Leitung des berühmten Kölner Mannergesangvereins übernommen hatte, ans dem Nichts, da der Tert nicht vorhanden war und auch nicht die Idee, Colnmbus durch sein Weib in Matrolcnlracht verkleidet begleiten zu lassen, durch welche Anffassu ig er de», an sich spröden und schon oft behandelten Stoffe eine neue, wenn auch nur dichterisch, nicht historisch berechtigte Seite alige wann, die de», trockenen Material anmnihige Lyrik und fesselnde Dramatik vermählte. Der textliche Ausbau zeigt geschickte, wirksame Ent wickelung, nöthigt den lokale» Beziehungen, z. B. im Anfänge vor und bis zu der Abfahrt, ein« Reihe freundlicher Bilder ab, wie das Matrosenleben am Strande, Nodrigo S sLied rc. und bewegt sich i» flottem dramatischem Vorwärtsschrcite». Nicht gerade gewählte »nd abgebrauchte Verse, wie: „Noch einmal will ich späh'» ins Weite" oder „S .,r über meine Leiche geht der Weg" rc. stehe. neben recht Poetisch empfundene!' Episoden »nd deuten darauf hin. daß eine strenge Sichtung nicht staltgesnnde» haben kan». Achnlichcs kommt i» der Musik vor. Das viel dienende Amerikanist,'» ent behrt z. B. tieferen Gehaltes, die Boleromelodie ^ v-clur ist nicht selten n»d wird nur durch den chor- und orchestrale» Klang gehoben, die Troinpcten- ansare beim Lichten des Ankers klingt zu verbraucht, die Orchcsterfigur beim Beginn des Aufruhrs nlierlhümelt, ist also wider den Stil, »nd AchnlicheS mehr. Aber die Allgeinenigestalliing des Musikalischen zielt ans große Wirkw-g ab und erreicht sie auch. Tie Chöre erscheinen, der thematischen Arbeit nach, harmonisch »nd rhythmisch reich nnd prächtig, nnd oft bedürfte» is nur der Dekorationen und Kostüme, um in flotte Handlung treten z» können Mit de» Solopartien, welche allseitig »msangreiche und voluminöse Mittel vvranssetze»,stehtcS gleich. Man vergegenwärtigc'sich die Situation vor der die drastisch greifbare Lebhaftigkeit des Ansrnhrs, das Erscheinen des Landes, wo die Aufregung den Gipsel erreicht: überall Bühcttwirkilng. Und diese liegt allerdings auch im Orchester, dessen prunkhafles Vordrängen vielleicht im Gürzenich zu Köln, de» der Tonschöpfcr vielleicht in, Auge gehabt hat, weniger anffftllt, das aber bei uns in seiner steten Fortdauer bei aller Farbenglnth doch abspannend gewirkt haben würde, wäre die Gesammt- leistiiiig von den bethciligten Faktoren nicht eine so vollendete gewesen. Im Gesainmtcbaraktcr der Zvllner'schen Musil des „Colnmbns", namentlich auch in der F,r»nllirung der Rezitativs i>es Titelhelden, offenbart sich allent halben Wagner'sches Epigoncnthnin. Wir machen dem Tonschvpfer, wenn wir aiich z. B. Dinge wie die Nähe „Tristan nnd Jsolde's" in der erwarttnigs- bangen Nachtstiminung zum Beginn des L. Theiles und ii» Sololied Rodrigo's mit der einiöiiigen Basis nicht ignorircn dürfe», daraus keine» Vorwurf. Wollte man dies alle» Kompositioucn Wagucrschcr Obicrvanz gegenüber thnn, wo singe man da an und hörte aus! — Jedenfalls übcrwiegcn die Schwächen unseres Werkes nicht die mancherlei Schönheiten, nnd richtet sich sein Appell auch nicht an die tiefe Innerlichkeit, wie es bei Meisterwerke» der Fall ist, welche ans innerer Nothwendigkeit entsprangen, so verdient cs jedenfalls im vollen Umfange die Wahl und Würdigung, welche ihm von Dirigent nnd Anssnhrendcn zu Theil wurde. Nach dem a» die Empfindnngsfcinhcit, die geistige Ucbcrlcgcnhcit nnd Kimsifertigkcit der Sänger gewagte Forderung stellenden Vorträgen des ersten Abschnittes, welcher Brnch'S äußerst delikates, poetischlicben-wercheS„Vo>» Rhein", das ebenso still erhabene als unsagbar heikle .7 eapattn-Stück a»S Nicods's Sympho»!c-Ode „Das Meer" nnd ein ganz reizend be wegtes, von frischem nnd fröhlichem Lebe» übcrsprndclndcS, in Form »nd Melodie gleich anmnthig gestaltetes, nicderrheinischcs Volkslied „Der chönste Bursch" ,des in Dresden lebende» tüchtigen Liedeclvinponislen H. Düring brachte, und die absolute Meisterschaft des vorzüglich günstig zn- annnciigesctztcn nnd wohlauSgebildelen Chorkörpcrs in der Lösung schwierigster Koblemc (Nicobül!) zeigte, fanden die Herren Sänger noch Begeisterung, Kraft nnd Elastizität in reichstem Maße, um den Alles übcrflnthendcn Wogen des Orchesters lind, alle» materielle» und inhaltlichen Schwierigkeiten des Chortheiles trotzend, ihren „Colnmdiis" zur köstlichen Verwirklichung z» bringe.!. Das Werk wuchs i» »»seien Auge» sichtlich durch hiese Art der Ausführung, bei welcher sich der gcnialc Dirigent, Herr Kapellmeister Max Pohle, dessen glänzende Dvppclbcsähignng als Orchester« nnd Chor leiter in der Vereinigung beider Eigenjchasten sich hier wieder einmal ruhm reich nnd zweifellos bcttiäiigte, ebenso viele Lorbeeren pflückte, als seine.ge treuen Vcrcinsjä »gcr, die Solisten nnd die städtische Kapelle. Des groben Hanptsolistc» gedachten wir schon Eingangs. Herr Kammer sänger Carl Scheide mantel ans Dresden zählt zu dem Ileiile» Kreis der Bayreitther Intimste», deren Kunsteiusallnug als Muster gilt sür die Nach strebenden wegen dem untastbaren Adel schönster Innerlichkeit, die sich dnrch die Mittel einer souveräne», mühelos schassenden Knnsitechnik verlaiilbart. Jugend, imposante Gestalt und überaus kostbare Stimmmittel, anderseits ei» allen, auch den höchsten Ansgaben überlegener starker Geist schließen den Ring seiner Fähigkeiten, die ihn den berufensten Vertretern nnd lypischc» Träger» der deutschen waguciische» Opernknnst zngcsellcn. Klar, verständlich nnd schön ohne Ziererei gesprochen, entslieüt jedes Wort seine»! Munde, ehern mächtig oder ergreifend halbstnrk, immer von wahrem, natürlichem Ausdruck beseelt ent strömt ihm der herrliche Wohllaut seines Gesangstones, als einem Sänger von Gottes und der Kunst Gnade». Man mnß seine» „Amsortas", „Knrme- nal", „Wolfram", „Sachs" rc. gehört habe», »m das erschöpfende Bild zn gewinnen, was Schcidemantel ist. Eine begehrenswertdeProbe gab er mit dein Gesang aus „Tainchäuser": „Blick ich nmher in diesem edlen Kreise." Tie Behandlung der Partie des Colnmbns zeigte, wie man im Konzertsaal dramatisch wirken kann, ohne ihn zur Bühne zu machen. Die Figur de- Hetden stand in seiner Energie, seinem Ehrgeiz »nd seinem Fühlen durch diese Töne leibhaftig nnd überzeugend vor unserer Seele. Dank, ans- richtiger Dank dem großen Künstler sür seine geniale Knusttethätignng. — Als Felipa, Colnmbns Gattin, welche in ihrer anstrengenden Nolle alle Weiten und Tiefe» einer hochdramaiische» Heldcnpartie »ach tonischem Umfang und Ucberschwang dir sie beherrschende» Gelüh'e zu dnrchmesse» hat, strebte Frl. HedwigRockstrvh, unsere bewährte einheimische Künstlerin, nach dein Höchsten und errang einen sehr beachienswerthcn Erfolg. Ihr dnrch die Unbilden der Witterung etwas angegriisenes Organ ließ zwar eine gewisse Anstrengung dnrchhöreti, dieselbe Hai jedoch wenig zu bedeute», wenn man bedenk^, rvelch' einem Partner sie Stand z» halten hatte nnd wie in allen ihre» Ausführungen ebensoviel seines Knnstverstäudniß, als warm pnlsirendes Enipjniden »»d dramatischer Schwung zu finde» war. Der Gefahr, z» schwach zu erscheine», wird in diesen Solopart wohl jede Sängerin ausgesetzt sein, welche nicht eine dirclte Heronienstimmc besitzt, »nd Fräulein Nockstroh hat sich entschieden Anspruch ans den Nicht» er worben, mit Answendnng all ihrer Knust begeistcrinigsvoll und mit Glück dein Zwecke gedient zu haben. — Den, Dritten im Bunde, Rodrigo, ist eine anstrengend hohe, ebenso viel lyrische Milde in den Lieder», als unver wüstlich stählerne, durchdringende Kraft in der Entdecknngsizcne erheischende Partie zngeschriebe». Herr Konzcrisängcr Stein ans Freibcrg, dessen stimm liche nnd musikalische Leistungssähigkeit von früler» Male» hinreichend be kannt ist, thcilte den disponiblen Fond mene ei», so daß ihm am Schluß noch genügende Kraft verblieb. Einige fvrcirte Töne »ahmen wir angesichts der ungünstigen Lage der Partie gern mit in Kauf. Ans dem ersten Licl» läßt sich wohl inttcr Umständen »och etwas mehr Kapital schlagen, der Nach gesang gcricth angemessen selbstständig nnd ausdrucksvoll, ebenso brachte er zn seine,» Theile dramatisches Loben in die große Steigerung. Das Orchester, die städtische Kapelle, brillirte mit dem farben reichen und feurig schwungvollen Vortrag der Salnntala-Onverture und wahrte seine» wichtigen, rcsp. übergewichtige» prnnkhasten Aulheil am „Colnmbns" überaus würdig und mit jener echt künstlerische» Mäßigung» welche derartig gediegene Musiker nie verleugnen wecdeu. Wenn trotzdem an einigen Stellen das Orchester mehr domiiiirte als erwünscht, so trägt die Partitur die Verantwortung, nicht das Orchester. Der schwergehallvolle Chörjatz ans Nicode'S „Das Meer" hat übrigens aufs Nene de» Wunsch in uns rege gemacht, der Chemnitzer Lehrer- gesangvercin, der berufe» ist, solch schwierigste Aufgabe» zu bemeislern, möchte sich das tiefangelegte, vom Genie geborene Werk, das in anderen Städten so großes Aufsehen erregt hat, doch nicht entgehen lassen Vielleicht giebt eS doch ei» Mittel, der leidigen Orgelfrgge, welche hindernd dazwischentritt, bcizil« komme». Max Pohle hat ja schon manchen gordischen Knoten gelüst! — Mit der fröhlichen Hoffnung ans einen recht gesegneten Liederabend schließen wir, von Dank erfüllt gegen de» Lchrergesangverci», welcher seine hohe Misiion an diesem ersten Abende wieder so glänzend erfüllt hat. —ckr. W ?! Strafkanttner VevhaliÄlttlrgeir — Chemnitz. Thenere Fußbekleidung. Obgleich der kam» 2l Jahre alte Hand arbeiter Max Friedrich Müller ans Lengefeld i. Erzgeb. schon mehr fach wegen Verwechslung des „Mein oder Tein" die Bekannlschaft des Frei- logis der Justiz gemacht ha», scheint er doch seinen diebischen Gelüsten nicht widerstehen zn können. Am l2. Novcmber eignete er sich ei» Paar dem Karronsselbesitzer N. in Einsiedel gehörige nnd i» dessen Werkstatt.stehende große Stiesel im Werlho von 9 Mk. ans diebische Weise an, wosür ihn die Strafkammer als rückfälligen Frevler an fremdem Eigenthnm zn l Jahr Zuchthaus nnd 3 Jahren EhreiirechtSvcrlust vcrnrtheitle, auch seine Stellung unter Polizeiaufsicht sür znlnssig erklärte. Alls Nah und Fern. — Diebstahl im Postgebändc. Auf dem Hauptpostamte in Prag wurde vorgestern ili» Vc6 Uhr Abends ein frecher und raffinirter Gaunerstreich verübt. Um diese Zeit erschien daselbst ejn Diener der Landwirthschciftlichcn Kreditbank, um vier Gcldbriefe mit dem Gcsammtbetrage von 6617 fl. aiifzngcbcu. Kaum hatte er die Briefe auf den Schalter gelegt, als ein neben ihm stehender Herr sie ergriff und eiligst durch die Thür davonlics. Man wollte ihm Nach eile», fand jedoch die Thur von außen geschlossen. Der Gauner hatte bereits während des Tages an der Thür einen Riegel ange bracht und, nachdem er das Verbrechen ansgesührt, die Thür von außen verschlossen. Dieselbe wurde erbrochen, man eilte ihm nach und holte ihn erst in der dritten Gasse ein. Er zerriß einen der Gcld- bricfe, in welchem sich 2000 fl. befanden, in Stücke, widersetzte sich der Sichcrhcitswache und konnte erst nach langem Ringen verhaftet werden. Es wurde festgcstellt, daß er ein Schreiber in einer Advo katurs-Kanzlei sei. Er gab bei seiner Verhaftung an, er habe über diesen Plan längere Zeit nachgcdacht und die That aus Nvth verübt. — Die letzte Runde. Der in der Mnlaitstraße in Berlin wohnhafte Buchhändler Behrend, ein hochbctagtcr Man», Pflegte an einigen Abenden in der Woche mit zwei Freunden im Ausschank der Bötzow-Brauerei Skat zn spielen. So auch vorgestern Abend. Gegen nenn Uhr erklärte Herr Behrend: „Jetzt gebe ich zum letzten Male." Und cs war denn auch in der That so, aber ganz anders, als es gemeint gewesen ist; denn kaum hatte der alte Herr mit dem Be» theilcn der Karten begonnen, so.sank er Plötzlich zusammen und fiel lautlos zu Boden. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein jähes Ende bereitet. ff- Die neue Loewe-Affaire. Ucber die neue Loewe-Äffaire äußert sich die „Voss. Ztg.": „Die Nachricht, daß die Firma Ludwig Loews im Jahre 1886 sich bei dem damaligen Kriegsminister Frankreichs, General Boulanger, um die Lieferung von Werkzeugmaschinen zur Herstellung öer Infanterie, gewehre beworben haben, erregt berechtigtes Aufsehen. Der Zweck, dem diese Enthüllung dienen soll, kann die Thatkache selbst nicht in günstigeres Licht rücken. V» ist gleichgittig. ob der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite