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dy Technischen StaatSlehranstaltm zur öffentlichen AuSstell vng, so daß Interessenten Gelegenheit zur Besichtigung geboten iS. — BevölkernngS-Belvegung. Nach dem amtlichen Aus toelse wurden im Jahre 1892 bei einer mittleren Einwohnerzahl Von 141,556 iw Ganzen 6243 Kinder — und zwar 3186 Knaben 3657 Mädchen — lebend und 194 Kinder — 109 Knaben and 65 Mädchen — todtgeboren. Unter Ausschluß der Letzteren verstorben im Ganzen 4390 Personen, von welchen 2334 männ- licheu und 2056 weiblichen Geschlechts waren. Unter dieser Gcsammt- zahl befanden sich 1919 ehelich und 384 unehelich geborene Kinder, welche weniger als 1 Jahr alt waren. Eines gewalt samen Todes starben im Berichtsjahr im Ganzen 88 Personen, «nd zwar war bei 41 Verunglückung und bei 45 Selbstmord die Todesursache, während 2 durch fremde Hand, bez. durch Mord ihren Tod fanden. Unter den natürlichen Todesursachen stand die Lungen schwindsucht mit 351 Opfern obenan, dann folgten die akuten Krank heiten der Athmungsorgane mit 206, Diphtheritis und Croup mit «163. Darmkranlheiten mit Einschluß von Brechdurchfall mit 128 Fällen u. s. w. Die relativ höchste Zahl der Geburten hatten der Juli mit 544 und der Januar mit 543, die niedrigste mit 485 der November aufzuweisen, während bei den Todesfällen der August mit 631 die höchste und der November mit 282 die niedrigste Ziffer zeigte. —uu. De« deutfch-rusfische Handelsvertrag um den sich voraussichtlich die parlamentarischen Kämpfe der nächsten Tage drehen Gerden, hat für Chemnitz auch ein hervorragendes örtliches Interesse. ViS zur Einführung der russischen Prohibitivzölle war das Zaren reich für den Chemnitzer Bezirk ein sehr wichtiges Absatzgebiet. Be sonders unsere heimischen Textilgcwerbe und auch die Maschinen- mdustrie standen mit Rußland in engen Handelsbeziehungen. Die letztem verschlechterten sich seit der mehrfachen Erhöhung der russischen Zölle ganz erheblich und wurden vielfach vollständig abgebrochen. Den Schaden trug unser heimischer Jndustriebezirk sehr schwer. Viele Fabrikanten der Chemnitzer Gegend haben der russische» Zollpolitik den Verlust ihres Vermögens zu verdanken und indirekt wirkt die russische Absperrung auch auf den Export nach anderen Absatzgebieten durch die dahin gesteigerte Konkurrenz. Wenn es durch einen Handels vertrag gelingen würde, mit dem russischen Nachbar wieder in engere geschäftliche Verbindung zu kommen, so würde das für die Chemnitzer und überhaupt für die sächsische Industrie mit großer Freude zu be grüßen sein. Wir haben in unserem Blatt schon wiederholt betont, daß unserem heimischen Erwerbsleben dir Erneuerung unserer Absatz gebiet: unbedingt uothweudig ist; dies zxlr «Lr dir dcnOche Industrie überhaupt. Aus lokalem wie allgcmenmm Zuamrmr Lumen wir also uur wünschen, daß Regierung und OkÄepieLnmr vrLiu wirken, uns Rußland als Absatzgebiet wieder zu wstnn. TuÄ imlrer wir es für durchaus euwsthlenswerch, >we mm Du Oi irrritz er Handels- „V Gcwerüeckmuiuoaa lkurzim urrrrirmünner hm, die schließliche Festlegung eines dsmlrll-rmsnmwr. Hrmvelsniurre^e- nicht nur den Lertrülern der lurdsrrmügni Megierimgrn zu übertragen, sondern auch filchMvsttnidigrc DikdüftriLÜc hinznzrziehen, jedenfalls die Anschauungen den Jittnssuellleri mehr, als eS bis jetzt üblich war, zu hören. —u Dir hiesige Klempner-Innung hielt am vergangenen Wmttag Ulnter!Leitung des Obermeisters Herrn Pinsdorf im „Mdmuistwkk" ihre erste diesjährige Vcrsamnilung ab, in welcher zu- utiWt Las ueu eingctretene Mitglied Herr Thörnerjun. will- tdmmwn geheißen und zu freudigem Mitstrcben anfgefordert wurde. Dm .Herr Obermeister thcilte hierauf mit, daß die Obermeister stimmtÜrÜM vereinigten Innungen in Betreff der Unterbringung von Msttigmi Lehrlmzeu bei Jnnungsmefftern eine diesbezügliche Bekannt- «mhung <uv EÜMi und Vormünder solcher Knaben, ^welche diese isisttMv itiie LchuLr gerichtet haben und daß Anmeldungen fiir Äs LLmisw« m stin-r Wohnung, Langestraße 36, zu bewirken seien. Tie für Monat Mai d. I. in Aussicht genommene Aus stellung von Gesellenstücken der zu Ostern ihre Lehrzeit beendenden Lehrlinge von Mitgliedern der vereinigten Innungen beschloß man nach Krästcn zu unterstützen. Unter Hinweis darauf, das; die gewerbliche Fortbildungsschule des Handwerkcrvcrcins von Ostern d. I. ab infolge ihrer Umwandlung in eine Handwcrkcrschule nur solche Lehrlinge aufnehmen kan», deren Eltern oder Lchrhcrrcn Mit glieder des Vereins sind, forderte der Herr Obermeister zur allseitigen Erwerbung dieser Mitgliedschaft auf. Nach Bekanntgabe einiger Mit theilungen rein geschäftlicher Natur und Genehmigung des Haushalt planes für 1893/94 fand die Neuwahl des ausschcidcnden Drittels der Vorstandsmitglieder statt, welche die Wiederwahl der bisher amtir- enden Herren Pinsdorf als Obermeister, Dehncrt als Kassircr und Hahn er als Vorstandsmitglied ergab. Ter Vorstand wurde schließlich beauftragt, Schritte zur Erlangung der Rechte aus ZZ 100 v und t' der Rci'chsgcwerbcvrdnmig für die Innung zu thun. Eine Anfrage wegen der Stellungnahme zur Elektrotechnik gab Veran lassung zur Bildung einer Kommission, welche Mittel und Wege finden soll, um auch diesen neuen Industriezweig dem nahe verwandten Klcmpncrgcwcrbc nutzbar zu machen. — Gut Holz. Der Kegelklub „Wettin" vcraustaltct am 19. und 20. d. Mts. im Restaurant „Thüringer Hof" in der äußeren Johnnnisstraße 7 im Interesse des hiesigen Lvkalvcrbaiidcs Chemnitzer Kegelklubs ein allgemeines Preis- und Wctlkcgcln. Wie bei derartigen Veranstaltungen üblich, werden hierzu eine unbeschränkte Zahl von Karlen zu je 1 Mark ausgcgcbcn, deren jede zu 5 Kugeln in die Bollen berechtigt. Die hierdurch erzielten Einnahmen finden i» der Weise Verwendung, das; zwei Drittel derselben für Preise ausgcsctzt, von dem verbleibenden Drittel aber die unum gänglichen Ausgaben für Kcgelbahnmicthe, Kcgclaufsctzcr u. s. sw. abgerechnet werden und ein dann noch verbleibender Ucbcrschus; der Verbandskasse zuflicßt. Die ersten Preise betragen 40, 30, 20, 15 Mark u. s. w-, die Prcisvcrtheilung findet in der gewöhnlichen Weise statt. — Die Morgenstertt'sche Million, welche gegenwärtig nn Restaurant „Fvrsthans" zwar nicht in gangbaren Rcichsiniinzcn, wohl aber in getreuen Nachbildungen derselben ausgestellt ist, bildet insofern ein Schaustück eigner Art, als cs eine Vorstellung von der Größe einer Million und der Masse der zu ihr gehörende» Münzen gicbt, Dieser eingebildete Betrag setzt sich aus scheinbaren Goldmünzen zu 6, 10 und 20 Mark im Gcsammtnclinwcrthe von 520,800 Mark, ans singirtcn Silbcrmünzcn aller Art vv» 478,910 Mark Werth, aus Nickelmünzcn im Betrage von 200 Mark 40 Pfg. und aus Kupfer münzen gleicher Art von 23 Mark 60 Pfg. zusammen und würde, Wenn wirklich in baarem Gelde vorhanden, ein Gewicht von 66,2 Zentnern haben. Es lohnt sich wohl, einen solchen „Haufen Geld" einmal beisammen zu sehen. —* Miffbranchtes Bertrancn. Einem auf der Nichard- straßc wohnhaften Witlwcr wurden gestern während seiner Abwcscn heit aus der Wohnstube verschiedene Gegenstände gestohlen. Mit den Sachen war auch die Wirtschafterin verschwunden, welche der Mann kurz vorher cngagirt hatte. Dieselbe wurde in der Person einer von ihrem Manne getrennt lebenden Ehefrau ermittelt und als Diebin festgenomiiien. Die gestohlenen Sache» hatte sie allerdings bereits versetzt und den Erlös vcrthan. —* Ob'ö ttmhv ist? Am vergangenen Montag früh gegen 6 Uhr erschien ein hier wohnhafter Expedient in angetrunkenem Zustand« m enier Schcmkwirlhschoft der Echkllavorstadt und zeigte seine rechte Hand vor; welche in Folge eines anscheinend ziemlich tiefen Sliches stark blutete. Als Erklärung gab er an, er sei von einem Mann, der von ihm eine Cigarre verlangt hätte, auf die ab Mögliche Antwort seinerseits gestochen worden. Der Verletzte wurde nach der nächsten Polizeiwache gebracht, wo er einen Nothverband erhielt. Nach Aussage eines hcrzugeholten Arztes soll die Verletzung uur leichter Art sein. —* Bedauerlicher Unfall. Gestern Nachmittag verunglückte ein Arbeiter in einer Spinnerei der Annabcrger Vorstadt dadurch, daß derselbe beim Aufsteckcn von Zwirnsfäden von der Zwirnscheibe erfaßt und ihm hierbei der rechte Arm bis zum Elln bogen ab gerissen wurde. Der Schwerverletzte wurde nach dem Stadtkranken- hcmse gebracht. —* Diebisches Schulmädchen. Ein an der Zwickauerstraße wohnhafter Schnhwaarengeschäftsinhaber machte gestem Nachmittag die Wahrnehmung, daß sich ein größeres Schulmädchen in auffälliger Weise an der Außenseite seines Ladens zu schaffen machte, schließlich ein Paar dort ausgehängte Kinderzimmerschuhe wegnahm und damit zu entfliehen versuchte. Ter Geschäftsinhaber hielt das Mädchen nunmehr fest und vcranlaßte dessen Festnahme. —* Frecher Neberfall. Am vergangenen Montag, Nachts in der 12. Stunde, ging ein 13jährigcr Knabe die Zschopauerstraße ent lang nach Hause. In der Westentasche hatte er 45 Pfg., welche er soeben als Trinkgeld für Kegelanfsetzcn erhalten, und in der Hand trug er eine mit Wurstfett gefüllte Tasse. In der Nähe der Rosen straße kamen ihm zwei Männer entgegen, welche ihn fragten, woher er komme. Plötzlich riß ihm der Eine die Tasse aus der Hand, griff ihm in die Westentasche und nahm das dort verwahrte Geld heraus Der Andere der Männer schlug während dessen dem Jungen mehr mals über den Kopf. Als dieser um Hilfe rief, rissen die beiden Strolche aus, sind auch bis jetzt noch nicht ermittelt. Stavttyeater. Chemnitz, de» 16. Februar 1693, Das Glöckchen VeS Eremiten. Komische Oper in 3 -Men. Nach dem Französische» des Lockroy und Cormon. Für die deutsche Bühne bearbeitet von G Ernst. Musik von Aims Maillart. Es ist nun schon eine ansehnliche Reihe von Jahren her, daß an den verschiedenen Opcrnbühne» mit mehr oder weniger geschickten Händen an dem Strange gezogen wird, welcher das „Glöckchen des Eremiten" in Be wegung letzt und doch hört man es immer nud immer wieder gerne läuten. Die Musik Maillart's wirkte mii ihrer unverwüstlichen Frische undAnmnlh auch gestern mit den, Reize ciner Neuheit aus die Zuhörer. Der Tondichter de- allerliebste» Werkes hat es iiicisterbaft verstanden, i»it schlichte» musika lischen Forme» uns Gedanken, bei sparsamer, durchsichtiger »nd dabei immer sein malenter Jiistnunemiruilg, die schönste Wirkung zu erzielen. AllereingS soll nicht in Abrede gestellt werden, daß die fascinirende Leistung des Frl. Pantine l'AIlemand» die gestern als Rose Friq»et znoi ersten Male vor dem hiesigen Publikum erschien, wesentlich zu den« schöne» Erfolge des Abends beitrug. Ein so liebenswürdiger Realismus steht »nr ciner ersten Künstlernatur zu Gebote. Die Gastin bekundete im Verlaus« der Abends in ihre» wechselnden Stimmungen, daß sie ei» hervorragendes schau spielerisches Talent besitzt. Auf gleicher Höhe stand auch ihre gesangliche Leistung. Das Leidenschaftliche, ivie auch das dramatisch Bewegte, dar Naive und Humoristische beherrschte sie in vollkommener Meile. Frl. l Allem and verfügt dabei über eine trefflich geichnlte, Helle Sopranslimmc, die in der Mittcllage von einem bestrickenden Timbre ist. Tie geschätzte Sängerin zeigte in Auffassung n»d Bortrag durchweg lebensvolles, warmes Empfinde». Es sei hier beispielsweise an ihre AuflrittSarie erinnert, die sie mit einem prächtigen Triller schloß. Voll zarter Empfindling sang sie überdies im Berei» mit Herr» Milcnz das Duett im 2. Akte: „Ich bi» hübsch?" Eine geradezu virtuose Leistung bot die Gasti» im Vorträge ihrer Einlage, dem „Schatten- Walzer" aus Dinorah. Ke!» Wunder also, wenn das Publikum Frl. l' All cm and während der Aussühruug durch rauschende Beisallslundgebnugeu auSzcichncte, — Allein auch de» gestrigen Vertreter» der Hauvtparticen ge bührt für ihre verdienstvollen Leistungen die rückhaltloseste Anerkennung- Zweifellos darf Frau Stein »iler-Wäguer dieGeorgette z» ihre» beste» tollen zähle». Vot sie schon gesanglich Vortreffliches, so verdient auch ihre Darstcllnngswcisc das schönste Lob. TicSmal sprach sie auch den Dialog fließend und gewandt. — Herr v on Lanpvert war als B clamy eine frische, unternehmende Soldaleuerschcinung, voll Witz »nd sprudelnder Laune. Wie so osl, erfreute dieser Sänger auch gestern die Znhörcr durch temperamentvollen Vortrag nud gnle Phrasirnng. Die von Franz Abt kompoiiirte Einlage: „Sold atenart", die ec, gleich allen Repräsentanten des Bclamh an den deutsche» Bühnen, an Stelle res ursprünglichen Trinkliedes lang, gab ihn, die prächtigste Gclcgcnh.il zur Eutsaltnng seiner vortrcsslichc» Stimme. — Herr Milenz stand als Shlvain in gesanglicher Beziehung durchaus ans der Höhe seiner Ausgabe. Wie bereits erwähnt, nahm er a» dem slinnnnngsvollcn Vorträge des Duetts mit Rose Frignct (im 2. Akte) rühmlichen Anthcil, Nur übcrsiürzle er sich an einigen Stellen des Dialogs im 3. Alle, was nmsomchr bcsrcmden mußte, als man derartige Späßchen bei diesem rontinirtc» Darsteller gar nicht gewohnt ist. — Der Thibant hat, musikalisch genommen, keine besonders schwierige Ausgabe z» bewältigen, es müßte denn der clwaS kniffliche Einsatz bei seinem Austritt: „O verstecket Euch, Mädchen oü.r Franc»", als iolche gelten. Alle!» die Nolle erfordert eine» guten Darsteller. Herr Müller, der de» Thibant gab, hat ja nn» schon wiederholt gezeigt, daß er kein Spielverderber ist, und so gelang ihm denn auch die Darstellung des dnpirlen Ehemanns recht gut. — Orchester und Chor bewährten sich in vortrefflicher Weise. Tie Oper war von Herrn Hart inan» hübsch inszenirt und vv» Herr» Kapellmeister Wei bieder exakt geleitet worden. So vereinigie sich denn Alles, nn> die Vorstellung zu einer abgerundeten und erfolgreichen zu gestalten- Herr Direktor Jessc würde sich gewiß de» Dank vieler Opcrnsrenndc erwerbe», wenn er sich zu einer Wiederholung der Opör — natürlich nüt Frl. l'Atlemand als Rose Friquet — entschließe» könnte. '1'—. Strafkammer Veihtmdlnnger» — Chemnitz. 15.2. Mutter «ird Sohn« Die Anklagebank bot in dieser Verband lnng insofern ein besonders trauriges Bild, als sie von dem erst im 14. Lebensjahre sichenden Schnlknabcn Max Friedrich Steiger und dessen leiblicher Mutier, der MaurerpolierS-Ehefrau Caroline Christiane Steiger geh. Sacher aus Hnnsdors bei Frankcnberg besetzt war. Nach weislich hat der jugendliche Dieb ans dem Waarcnschrankc des-Handels inannes Sch., z» welchem er nur mittels Einstcigens durch das Küchcnfcnstcr gelangen konnte, 9 Dutzend Stücke Nad>irg»»»»i, 2^ Dutzend Taschcnkämme, 2 Dutzend Fingcrhüle, 7 Dutzend Fcdcrhnkenschlnssel, 6 Dutzend ZwirnrLllchcn, sowie Notizbücher, Zigarre» und andere Gegenstände im Gesamintwcrthe von etwa 92 Mark und zwar in der Zeit von Ostern bis Pfingsten v. I entwendet. Auch ließ er sich noch in zwei Fällen eine Unterschlagung von je 1 Mk. 50 Psg. zu schulde» kommen. Die Müller des Angeklagte» machte sich der Begünstigung dieser von ihren, Sohne anSgcsnhrten Dicbstählo schuldig, indem sic ver schiedene der gestohlenen Sachen, über deren unredlichen Erivcrb sie doch kann, in Zweifel sein konnte, in Verwahrung »ahm. Max Steiger wurde für seine Strasthaten init 6 Monaten 4 Tagen, seine Mutter, die vcrchcl. Steiger, mit 3 M ona tcn Gesangn i ß belegt. Ein Nngeberdiger. Am 5. Januar d. I. hielt sich der schon mehr fach bestrafte, im 37. Lebensjahre stehende Sattlergcselle Ernst Johann Bester aus Else» in einer Restauration zu Altmiltwcid.i ans, woselbst er einen Heidenlärm verübte, nach seiner gewaltsamen Entfernung die Hcmsthürc cinschlng und die Wirlhin nud deren Sohn mit Schiinpfworicn überhäufte »nd mit dem Tudtschlagc» bedrohte. Von hier aus setzte Beyer seine Reise »ach Mittweida fort,woselbst er von einem Schutzmaunc beim Beiteln betroffen »nd fesigciiommen wurde. Ans der Wache angekomine», geberdcte er sich wie ein Wülheudcr »nd e>klärlc, das; er als Preuße sich nicht von den Sachscnhnndc» arrciiren lasse, das, er dem Beamten die Gurgel dnrchbclßcn »nd sie mit dein Messer snirr ersteche» wolle ». s. w , leistete auch bei seiner Ucbcrsnhrnng nach der Arrestzelle de» heftigsten Widerstand. Da er hier wirklich gcwaltlhätig ans die ihn tcglcilcndcn Schntzlenlc losging und sic an die Wand drückte, Iah man sich genöthigt, ihm Fesseln »nznlcgcn. Der rcnilculc Mensch erhielt durch Znorlennung von 10 Monaten Gcsängniß genügend Zeit, über sein Belingen als Preuße im befreundeten Sachsen Betrachtungen anzustclle». Eine ihm außerdem »och znerkannleStrafe von 4 Wochen Hast wurde als durch die »nlcrsnchungShast verbüßt erachtet. Ein böses Weib» Die »och völlig »ubescholtcnc DrcchSlcrs-Ehcsra» Emma Milda Fryc aus Annaberg wurde zu einer Geldstrafe von 6 Mark verurtheilt, weil sie sich einer Bedrohung schuldig gemacht hatte, indem sie am 8. Dezember v. I. zu einen, Schulmädchen, mit deren Eltern sie nicht im besten Einvernehmen lebte, die Aenbcruiig lhat: „Wenn Du L ... r wieder herunter kommst, mache ich Dich kalt!" Das Mädchen Halle Ei« megttremer »ereinSkcksstrer. Der Schuhmacher Karl Robert Grande in Stollberg war seit Oster» v.I. al« KassirerdeS Lnruverei»» .Germania" daselbst angestellt. In dieser Eigenschaft hat er etwa» über 60 Mk. Mitgliederbeiträge erhoben, diese Gelder aber nicbt an den Berel» abgeliefcrt, sondern in seinem Nutze» verwendet. Wegen Unterschlagung wurde» G ran b« unter Annahme mildernder Umstände 6 Wochen Ge- sängnis; zuerkannt. Auswärtige Tagesereignisse. <D Elbing, 15. Februar. In einer Jltisfalle an der Mild mühle zu Riichcnau ist ein Hermelin, welches sich in seinem Winter kleide (weiß mit schwarzer Schwanzspitze) befindet, gefangen worden. Herrn Professor vr. Konwentz-Danzig ist von diesem Fange bereits Anzeige gemacht worden. C Bayreuth, 14. Februar. Die Untersuchung in Sachen des geöffneten Sarges in der v. Ammon'schen Familiengruft hat ergeben, daß von Scheintodt nicht die Rede sein kann. Beim Oeffnen der Gruft fand sich zwar der Deckel vom Sarge entfernt, allein das Skelett lag im Sarge; man nimmt an, daß der Sargdeckel dadurch vom Sarge gerutscht ist, daß an einer Seite die Füße des Sarges abgefault waren, wodurch der lose aufliegende Deckel abrutschen mußte. C Bamberg, 14. Februar. Im „Bamberger Tageblatt" war kürzlich folgende komische Leistung zu lesen: „Erklärung. Es wird gcb., den Sohn d. Getreide-Unterhändlers Gg. Stolbinger nicht mit dem des Pens. Bahnarbciters Josef Stolbinger zu verwechseln, d. Unterz, keinen Sohn hat. Josef Stolbinger und Frau, Langestraße 32." — Es muß aber doch recht erhebliche Schwierigkeiten gemacht haben» Herrn Georg Stolbinger's Sohn mit einem zu verwechseln, der gar nicht existirt! —pl—. Grafrath, 14. Febr. Auf der Straße von Koth- geisering nach Wildenrath wurde ein Handwerksbursche angefallen, halb todt geschlagen und seiner Baarschaft von 50 Pfennig (!) beraubt. ch London, 15. Februar. Gestern Morgens brach in einem Hospital in Kidderminster Feuer aus. Es befanden sich zur Zeit einige 30 Patienten mit Krankenpflegerinnen und Dienerschaft darin. Ein kleines Kind verbrannte. Die klebrigen wurden gerettet. / Warschatt, 14. Februar. Im Chersoner Gouvernement herrscht Heuer eine noch größere Hungersnoth, als im vorigen Jahre. Der Gouverneur erhielt vom Rettungskomitee, dessen Vorsitzender der Zarewitsch ist, den Betrag von 100,000 Rubeln zur unverzüglichen Einleitung der Hilfsaktion. Die Bauern dieses Gouvernements haben ihr ganzes Vieh und sogar ihre Pferde geschlachtet, um dem Hunger tods zu entgehen. Die Bevölkerung ist größtcntheils ganz verarmt. Akts Nah »md Fern. — Die Frauen ans der WeltanSstellttng in Chicago. Der Antheil, welchen die amerikanischen Frauen an den Vorbereitungen zur Chicagoer Weltausstellung nehmen, wird von der „New-Aork Daily Tribüne" als höchst geschickt und erfolgreich geschildert. Frau Potter Palmer, die Vorsitzende des Frauen-Ausschusses, hat mit großem Eifer die Arbeiten geleitet. Nicht nur haben die Frauen ihre Aufmerksamkeit der Errichtung einer Ausstellung in dem ihnen angewiesenen Raume zugcwandt, sondern sie haben sich auch bestrebt, o viel wie möglich für die Bequemlichkeit der Mitglieder ihres Ge- chlechts, welche die Ausstellung besuchen werden, zu sorgen und ihnen den Aufenthalt daselbst höchst angenehm zu machen. Sie sind ferner im Begriffe, ein Kindergebäude zu errichten, in dem Sachverständige die besten Methoden, kleine Kinder aufzuziehen, erläutern werden. In einem anderen Theile dieses Gebäudes werden sich geschulte Ammen befinden, denen Säuglinge zur Pflege übergeben werden können, während die Mütter sich die Ausstellung ansehcn. Ferner werden große Schlafsäle für 50u0 Frauen errichtet. Auch für die bequeme Unterkunft ganzer Familien wird Sorge getragen. — Ein Fnsjmarsch von 4^ Jahren. In Nikvlajcw (Rußland) traf unlängst der 75 Jahre alte verabschiedete russische Osfizier Bumaschuy ein, um ins städtische Krankenhaus übergcsührt zu werden. Bumaschuv hatte den Weg vom Stillen Ozean bis zum Schwarzen Meere zu Fuß zurückgelegt, 4>/g Jahre dazu bedurft und war darüber fast zu Grunde gegangen. Verabschiedet auf Sachalin »nd in Ostsibiricn lebend, ging des Alten Sinnen und Trachten nur dahin, in seiner Vaterstadt Nikvlajcw zu sterben. Geld besaß er nicht, eine Ueberfahrt zu bezahlen, und so entschloß er sich zuletzt zu der Fußreisc, die er denn auch wirklich, wenn auch unter unsäglichen Beschwerden und Entbehrungen und von der Mildthätigkcit der Leute lebend, zurücklegtc. Zehn Werst von Nikolajew ereilte den alten Wanderer bei strenger Kälte ein Schucesturm, doch schleppte er sich weiter, bis den erschöpft Zusammengesunkencn die Leute aufhobcn und ihn dem Krankcnhause znführten, wo ihm die erfrorenen Zehen seiner Füße amputirt wurden. Er hat sich jetzt schon wieder soweit erholt, das; er seiner baldigen Genesung entgegensicht. — Fiir Dentsch-Liidtvest Äfrika. Mehrere Familien in Fricsland und Obcrfrankcn, die zur Auswanderung nach Amerika entschlossen waren, haben diese Absicht vorläufig aufgcgcben und ent sandten zunächst je einen Vertrauensmann nach Dcutsch-Südwest- Asrika, um von den Eindrücken, die diese an Ort und Stelle über Land und Leute gewinnen, später ihren Entschluß, nach Windhoek oder nach Amerika zu gehen, abhängig zu machen. Wie früher mitgethcilt wurde, hatte die Deutsche Kvlonialgcsellschaft dem Auswärtigen Amt ihre Bereitwilligkeit erklärt, einem nach Dcutsch-Südwcst-Afrika zu entsendenden Arzt, sofern dieser verhcirathct und bereit wäre, die Behandlung der Ansiedler kostenlos zn übernehmen, ans drei Jahre eine Unterstützung von je 2000 Mk. zu gewähren. Nachdem sich jedoch die Negierung entschlossen hat, den ulwerheirathctcn Militärarzt vr. Richter, der früher in Kamerun stationirt gewesen ist, nach Windhoek zu schicken, hat die deutsche Kolonialgcscllschaft ihre Zusage wieder zurückgezogen, und sie hat nun auf eigene Faust einen zweiten Arzt, vr. Gadow, der aus Windhoekcr Gebiet eine selbstständige Farm zu erwerben und zu bewirthschaften entschlossen ist, zugleich mit den neuen Ansiedlern hinausgesandt. Mitte März dürfte der Dampfer „Karl Wörmanim" in Walfischbai cintrcfscn. — Mysteriös. In mysteriöses Dunkel ist bis zur Stunde eine tragische Assaire gehüllt, welche sich, wie erst jetzt gemeldet wird, zwischen den Eisenbahnstationen Oranienburg und Lehnitz am Freitag Abend abgespielt hat. Der Leichnam einer den besseren Ständen an- gchörcndcn Frau wurde nämlich, von einem Gütcrzuge überfahren, auf genannter Strecke gefunden. Bis jetzt ist Folgendes ermittelt worden: Am Morgen desselben Tages traf eine Dame in zweiter Wagcnklasse in Lehnitz ein und begab sich in den Ort. Später führ sie wieder von Lehnitz aus zurück, stieg jedoch in Borgsdorf wieder ans, wo sie sich in den Wald begab und aus gepflücktem Preiselbeeren- kraut einen Kranz flocht. Dann kam sie wieder nach Lehnitz zurück. Als der Hilfsbahnwärter H. Abends die Strecke revidirte, fand er erst ein Paar Frauenbeinkleidcr, etwas entfernt von diesen den mitten durchgefahrenen Körper einer Frau, am nächsten Uebergange ein Paar Schuhe. Hiernach scheint Selbstmord vorzuliegen. Dre Leiche wurde als diejenige der bezeichnet«!: Tains erkannt, in derer». Nähe auch der Kranz gefunden wurde.