Volltext Seite (XML)
mmmr«. Sodann wird di» Berathuna de» Stal» de» Relch-amie» de» Innen, brlm Titel „ReichSversichernugSamt" fortgesetzt. Abg. Schmidt sireis.) weist darauf hin, dass die untere» Behörde» viel, fach die Arbeiter für Versäumnisse beim Einklebcn der Alters« und Invalidem versichernngSinarken verantwortlich machle», wa» dein Sinne de? Gesetzes doch in keiner Weise entspreche. Entschiede» ist gegen die Behauptung des Abg. Wurm zn protestiren, daß der Sozialdemokratie die ganze Versicherung? gesetzgcbnng zu danke» sei. Friedrich Harkovt hat schon in den vierziger Jahre» derartige Forderungen onfgestellt. Die Agitation der Sozialdemokratie wirkt bei praktischen Reformen nur als Hemmschuh, weil sie immer nuanSfnlirbare und nupraktischc Forderungen stellt Die ganze sozialdemokratische Partei ist durchaus nicht aus StaatSscindcn zusammengesetzt »nd die sozialdemokratischen Führer sind ihrer Leute durchaus nicht sicher. Ich kenne meine Pappen heimer. ES wird sozialdemokratisch gewählt, aber deshalb stimmen dieselben Wähler doch als Mitglieder der Kriegervcrcine begeistert i» das Hoch ans den Kaiser ei». Der Abg. Wnrui Hai ferner behauptet, die Unfallreuien würden nur i» Folge Zwanges anSgezatzlt. ES steht das aber mit den Thalsachcn durchaus in Widerspruch. Staatssekretär von Bötticher: Ans de» Aeußerungen des Herrn LorrkdncrS eutnchme ich, daß sich jetzt bereits die Parteien um die Urheber schast der sozialpolitischen Gesetze zn streite» beginne». Diese Gesetzgebung rann also doch nicht ganz so schlecht sein, wie früher immer von den Parteien behauptet worden ist. Ich hoffe, die weitere» Ersahrnngen werden eine immer größere Vertrautheit mit den neue» Bestimmungen hctbeisnhre», so daß diese ih er Aufgabe, de» sozialen Frieden z» fördern, auch wirklich dienen-können. Das von dem Abg. Schmidt bemängelte Verfahren einzelner Polizeibehörden entspricht dem Geiste des Gesetzes allerdings ui.bt; ich werde die Regierung.» daraus ansmrrkjam machen und um den Erlaß bezüglicher Bestimmungen ersuchen. Abg. Hoiman» (Soz.) führt verschiedene Fälle an, in welchen dieBer fichcrungSgeietze »»richtig anSgesührt worden sind und erhebt darüber Be schwerde. So haben selbstständige Meister, die freiwillig veisicherl gewesen sind und ihre Beiträge gezahlt habe», keine Reute erhalten. Schwierig ist cs häufig für Rcntenempsängcr, sich bei der Post zu legitimste». Endlich beklagt sich Redner »och darüber, daß Unterschlagniigen von Arbeiterbeiträgen zur AllerS-Versicherttug durch Aibeitgebcr vorkümcn. Staatssekretär von Bötticher erwidert, daß solche Vorkommnisse sofort von jedem Arbeitgeber konlrolirt werden könnte». Aus die Legitimirnng der Nentencmpfänger bei der Post kann nicht verzichtet werden, cs kan» auch nicht so schwer sein, einen solchen Ausweis zu beschaffen- WaS die selbst ständige» HanSgewerbetreibenden bekifft, so kann eins Abstellung der er wähnten Uebelstände bei eitler Revision deS Gesetzes in Betracht ge,ogen werden. Abg. vr. Buhl lnatlib.) wünscht Bcstiuunnnaen darüber, daß eine Bc- rusSgenoffenschaft, welche die Entschädignng ablchnt, verpflichtet sein soll, dem Arbeiter wenigstens initznlheileii, welche Genossenschaft enttchädignngs- pflichtig ist. Staatssekretär von Bötticher erwidert, er beabsichtige bei der Revision der UnfallversicheritugsgesetzeS diese Angelegenheit so zn ordnen, daß die BernsSgcnoffcnschast, welche die Entschädigung nblehnt, den Anspruch derjenige» Genossenschast übermittelt. welche sie für zur Zahlnng ver pflichtet hält. Abg. Bebel (Soz.) bestreitet den gestrige» Aeußerungen des Abg. Mcrbach gegenüber, daß seine Partei hier im Hanse UnsallvcrsichcrnitgSvvr- jchristen fordere, außerhalb des Siei hStages aber dieselben in den Angc» der Arbeiter lächerlich zu machen suchte, und fragt dann a», wie eS mit der versprochenen Abänderung des UnsallversichcrungSgesetzes stehe. Das Gesetz müsse vor allen Tinge» aus die Handwerker »ns Handclsgeschäste anSgedehnt werde» Staatssekretär von Bötticher erwidert, daß die angelmldigteNo velle zum Unsallvcrsicherungsgesetz bereits anSgeirbestet sei und in der Thal die Ausdehnung des Gesetzes ans Handwerk »nd Kleingewerbe beabsichtigt weide. Wir werden aber gut ihn», uns mit der Beschlnßsassnng über diese Abändrrnug nicht zn überstürzen, weil noch fortwährend Ersahrnngen gemacht werde», die zu Verbesserungen Anlaß geben. Abg. Schräder (freist) wünscht, daß bei der Revision des Unsallver- ßcherungSgesetzes vorgeschriebe» werde, daß die Schiedsgerichte die Parteien, Zeugen und Sachverständigen selbst verhören. Hoffentlich wird die Vorlage bald veröffentlicht, dainit »och rechtzeitig die entsprccheuden Wünsche vorgc- tragen werden können. Staatssekretär von Bötticher meint, es werde vor allen Dinge» zn erwäge» sein, ob nicht das Schiedsgericht auch als Einignngkaini zn wirke» hat. Die Erfolge, welche hier in Aussicht stehen, werden noch bedeut samer sein, als lvie bei der Thätigkeit als Schiedsgericht. Abg. Gütz (natlib.) wendet sich gegen die Art und Weise, ln weicher Abg. Wurm hier gestern wieder cimnat alle Unternehmer in die Pfanne ge hauen habe- Solche Borwürse kommen nur den Arbeitern znm Schade». Die Arbeitgeber habe» viel für die Arbeiter gctha», und habe» cs gern ge- tha». Aber angcsichls fortwährender Angriff« kann auch die größte Opser- srendigkcit einmal z»»i Stocke,i komme» WaS die Unfallverhütung betrifft, so haben sich die Bcrnssgcnoffenschasle» dieser Ausgabe mit Lust »ud Liebe angenommen. Abg- Harm (Soz.) führt Beschwerde darüber, daß de» Arbeiter» so häufig die Erlangung der Reute sehr erschwert werde. Weiter fordert Redner, daß die hanSindnstriellc» Arbeiter, besonders die Weber, unter das Gesetz ge stellt werde» solle». Bayerischer VnndeSbevollmächtigter Geh. Rath Land manu konstatirt, daß da» NeichSvcrsichcrnngsamt in der Bemessung der Renten so weil gehe, als cs das Gesetz nur gestatte. Abg. Wisse» (lib) wiederholt seine frühere Forderung nach An? dehnnng des Alters« und JnvalidenvetsicherungSaesetzeS aus selbstständige kleine Landwirthe. Abg. Nösicke (lib.) weist die gegen die VerufSgenosscnschaftcu wegen der Rentenseststcllimg erhobenen Vorwürfe zurück. Daß dieselben nicht begründe sind, gebt schon daraus hervor, daß nur etwa 26 Prozent aller von den Arbeitern augesochtcuen Rentenbeschcide in der zweiten Instanz geändert werde». StaatSsclretärvo n Bottich er weist de» Abg. Wisset darauf hin, daß die fakultative JnvaliditätSversichernng der landwirthschastlichcn Kleingetverbc- trribcndc», soweit sic unter 2600 Mark Einkommen haben, bereits ans dem Wege der Landcsversichening zugelassen sei. — Das Kapitel „RcichSversichcr- inigsamt" und der Rest der lausenden Ausgaben des Etats des NeichSamt s des Inner» werde» hieraus gcnchmigt Leim Extraordinarinm des Etats nud zwar beim Titel „AnSstatlnug" de- Reichstagsgebändcs bedauert Abg. Zimmcrmannn: (Autist): daß das zur Vergoldung dcS Kuppel baues des ReichStagSgebändcS verwendete Blattgold vom AuStaude bezogen worden sei; die heimische Industrie hätte dasselbe ebenso gut liefern können. Staa t s sekret är vo i! B öttichc r erwidert, die Arbeiten seien an einen deutschen Industriellen vergeben worden Tie NeichSrcgicrung kan» natürlich nicht kontrolliere», woher dieier das Material bezieht. Ans Anregung dcS Abg. von Stausfcnberg (freist) erklärt StaatS- selrclürvon Bötticher, daß sied die Rcichstagsbanlommiffion jetzt nur ans das Nvihwendigste beschränken werde, »in dem Gebäude eine würdige AnS stattnng z» geben. Ter Reichstag wird dann über die weiters Ausstattung des Gebäudes, z» welcher Künstler ans ganz Deutschland herangezogcn werde» sollen, »och zu beschließe» haben. Beim Nordostseelanal (7. Baurnle) bcinäugelt ?kbg. Cassel man» (nailib.) die starke Verwendung ausländischen Materials, das ebensogut aus Deutschst»,!) hätte bezogen werde» können- j Staatssekretär vo» Bötticher erwidcit, daß, wenn den Bau- uiitcrnchmcru der Bezug schwedischen Granits versagt worden wäre, sie er heblich höhere Fordcrnngc» hätten stelle» müncii. Abg. Molkenbnhr (Soz) beilagt die Beschränkung der Schifffahrt ans dem Eidcrkanal, wodurch kleine Schiffer geschädigt werde». Redner em pfiehlt eine Entschädigung dieser Leute, wozu etwa eine Viertel Million Mark anSrcichc. Staatssekretär von Bötticher erklärt, cS sei bereits thnnlichst Rücksicht ani die kleinen Schisser genommen worden. — Der Rest des Etats des NtüchSamtS des Inner» wird hierauf debntstlos genehmigt.' Der Präsident vo» Lcvetzow konstatirt, daß der Etat des Reichsamts dcS Innern in achtzehn Sitzungen erledigt werden sei. (Heilerleit) Daraus vertag, sich tdas Haus ans Sonnabend Rachmittag l Uhr. (Antrag Nintewn betr. Verjährung in Strasjachen, Postdatnpfe>uövelle,IWahlprnsnngen.) Aus der MUitürkommissiorr des Reichstages. (Original-Bericht) v. K. Berlin, 24 Februar. Die Militärkommissio» des Reichstags setzte heule die Diskussion über die finanzpolitischen An träge Richter, Buhl und v. Stumm fort. Es handelt sich noch immer um die einmaligen Ausgaben. Die Anträge Richter betr. die Ausgabe» für Kascruements und die Kaseruirung der neuen Ver stärkungen wurden augcnvmmen, alle Gegenanträge abgclchnt. Uebcr die Frage der Deckung und der Deckungsmcthvde der Mehrausgaben wurde noch keine Einigung erzielt. Am Schluß der Sitzung brachte der Abg. v. Bennigsen folgenden Antrag ein: 1. In 8 2 der Militärvorlage zu sagen: „Vom 1. Oktober 1893 ab wird die In fanterie in 538 Bataillone und 173 unvollständige (Ersatz-)Bataillone formirt. (In der Regierungsvorlage steht: in 711 Bataillone). 3. Dem § 3 folgenden zweiten Absatz anzufügen: „Die 173 unvoll ständigen (Ersatz-)Bataillone werden nur so lange formirt, als der aktive Dienst bei der Fahne für die Mainischaftcn der Fußtruppe» ans 3 Jahre festgesetzt ist." Der Abg. v. Bennigsen überreicht ferner eine Anzahl vo» Anfragen an die Militärverwaltung unter Bezug nahme auf den Z 2. Auch der Abg. Hinze überreicht eine weitere Serie von Anfragen. — Die nächste Sitzung der Kommission wird morgen Vormittag stattfinden und sich lediglich mit dem Reste der finanzpolitischen Anträge Richter, Buhl und v. Stumm beschäftigen, da die Militärverwaltung aber erst die heute ncueingereichten An fragen zu erledigen gedenkt, wird die nächste Sitzung erst nach längerer Pause stattfinden könne», dann erst beginnt die Bcrathnug über 8 2 der Militärvorlage. Sächsisch-S. — König SllbertS Besuch der Stadt Leipzig. Der Aufenthalt des Königs daselbst erstreckt sich diesmal auf beinahe eine Weche. Am 5. März erfolgt die Ankunft und am 10. März wird der König Leipzig wieder verlassen. Am Vormittag des zuletzt ge nannte» Tages hat König Albert zugesagt, Allcrhvchstseinc Gegenwart dem feierlichen Aklus zu schenken, der ans Anlaß der Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Königlichen Konservatoriums der Musik im großen Saale dieses Instituts zu gedachter Zeit stattfindet. — SlnSzeichuttNg. Dem in der Maschinenfabrik und Eisen gießerei von C- L. Hartman» in Lößnitz seit über 30 Jahren be schäftigten Wcrkführcr Ernst Meyer wurde als Auszeichnung für Treue in der Arbeit die große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit" verliehen. Seit einem Jahrzehnt ist dies die dritte derartige Auszeichnung, die in diesem Geschäfte ertheilt wird. — Der sächsische Scharfrichter' Brandt hat gestern früh in Darmstadt seines Amtes gewaltet. Im Hofe des Arresthauses dortselbst erfolgte die Hinrichtung des 20jährigen Pflasterers Kramm aus Alzey, welcher den Landwirth Schulmeyer zu Mörsfeld ermordet hatte. — Bnrgermeister Wagner ans Radebnrg, über dessen begangene Unterschlagungen und Flucht vor einigen Tagen berichtet wurde, ist am 24. Februar früh in Dresden verhaftet worden. — Bcrnrtheilnng. Das Schwurgericht Fr ei b erg ver- urtheilte die Ehefrau Schulze aus Siebe »lehn wegen unmensch licher Mißhandlung ihrer Stieftochter, welche den Tod derselben zur Folge hatte, zu 5 Jahren Gefänglich. — Der des Vatermordes an- geklagte Ucischergesclle Gehlert aus Obercolmnitz wurde von demselben Schwurgerichte zum Tode verurthcilt. — Silbcrfnnd. In dem zwischen Schwaben und Dürren uhlsdorf bei Waldenburg gelegenen, Herrn Gutsbesitzer Werner gehörigen Gehölze wurde kürzlich beim Ausreden von Stöcken ein Silbcrklnmpcn gefunden, an welchem stellenweise noch geprägte Schrift zn erkennen ist. Wahrscheinlich rührt der Klumpen von einer Anzahl geschmolzener Münzen her. — Ziegelpreise in Leipzig. Die Mehrheit der Ziegelei besitzcr Leipzigs und Umgegend trat zu einer Vereinigung zwecks Hebung der Zicgelpreise ^zusammen. Die Gesammtheit der Be theiligtcn repräsentirte eine Produktion von 169,670,000 Ziegeln. Ablehnend verhielt sich ein Thcil der Interessenten mit 20,250,000, ohne andere Erklärung mit 12,500,000 Ziegeln. Es entschied sich also die Mehrheit der Produzenten (die Gesammtprvduktion beträgt 202,402,000 Stück Ziegel) für folgenden Antrag: Der Mindestpreis für das Tausend Maschinensteine wird 25 Mk„ für das Tausend Handstreichsteine 23 Mk., frei Baustelle betragen. —ö. HelberSVorf, 24. Februar. Gestern Nachmittag ist auf hiesiger Flur in einem Düngcrwagen der Chemnitzer Düngerabfuhr- Gesellschaft die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden worden. — Gefliigcldiebe. In Kötzschenbroda ist eine ganze Diebcsgesellschaft entdeckt und verhaftet worden. Schon seit längerer Zeit wurden von den Geflügelzüchtern und Liebhabern in der ganzen Gegend — von Radcbcul bis Zitzschewig — Diebstähle an ihrem Viehbestände beobachtet und zwar wurden die Diebereien mit großer Frechheit und anscheinend auch von Sachverständigen ausgeführt. Das Letztere war daraus zu schließen, daß nicht nur sorgsamst die zusammengehörigen Thiere (Paare) gestohlen wurden, sondern daß auch meistens die wcrthvollsten Zucht- und Rassethiere spurlos ver schwanden. Endlich gelang cs, zwei Burschen abzufangen, als diese gerade im Begriffe waren, dem Geflügclstall im Gasthof zum goldenen Anker in Kötzschcnbroda einen Besuch abzustattcn. Die beiden Diebe wurden sofort einem strengen Verhöre unterzogen und ergab dies die Ermittelung von noch 3 Burschen, deren Verhör und Vcr Haftung am folgenden Tage bewerkstelligt wurde, so daß nunmehr junge Burschen, sämmtlich aus Kötzschcnbroda, im Alter von 16 bis 18 Jahren, hinter Schloß und Riegel sitzen. In welchem Um fange das Geschäft von der Gesellschaft betrieben wurde, ergaben die Aussuchungcn, denn man fand noch über 20 Paar lebende Tauben in den Tanbcnschlägcn bezw. Käfigen der Diebe vor, die von den gestohlenen herrührtcu und worunter sich recht werthvolle Thiere befanden. Weiter fand man bei einem der Jungen einen Korb mit Taubcnfcdcrn vor, der darauf schließen läßt, daß mindestens 50 Tauben von diesem abgcschlachtct worden sind. Ferner hat man er mittelt, daß die Diebe Gänse, Hühner und auch Kaninchen gestohlen haben und diese theils lebend, theils todt verkauft, bezw. für eigenen Genuß vorgcrichtet haben. Die Kaninchen sollen hierbei nicht ge schlachtet, sondern todtgcschosscn, dann abgezogen und gespickt nach Dresden als Hasen verkauft worden sein. Bei einem der Burschen fand sich auch noch eine Mcssiiigtrompete im Taubcnschlage vor, die vcrmuthlich von einem Diebstähle hcrrührt. Man erwartet noch weitere Entdeckung von Mitthätern, bezw. Mitwissern und Mithelfern — Feuer. In Kleinvogtsberg bei Freibcrg brannte das Wohnhaus des Schmicdcmeistcrs Voigt ab^ Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Die griinid) mgercS Blattes «erden ersncht. >,»s wichtige Begebenheiten güligst mltjuthilt««. Chemnitz, den 25. Februar 1893. — Am «U»n,»akiu»» zu Chemnitz unterziehen sich jetzt 3,' Schüler der Reifeprüfung zur Erlangung des Abgangszeugnisses der Abiturienten, welches zum Besuche aller Hochschulen berechtigt Dem Vernehmen »ach befindet sich unter den 39 Abiturienten nicht einer, welcher daran gedacht hätte, das Postfach zu seinem Lebens beruf zu wählen. Trotz der Ucbersülluug der gelehrten Fächer, welche sicher auf die Dauer eine Verminderung des Zudranges zu den Gymnasien zur Folge hat, wenden sich bedauerlicher Weise auffallend Wenige dem Postsache zu, obgleich die Abiturienten der Gymnasien dort zur Zeit günstigste Aussichten haben. Allerdings stellt die Post Verwaltung ziemlich hohe Anforderungen an die bei ihr eintrctcndcn jungen Kräfte, d. h. die Bedingung, daß sie die 1. oder doch 2. Censnr erlangt haben. — Herr Oberjustlzrath Bester gedenkt !n den wohlvcr dienten Ruhestand zn treten; dieser pflichtgctreue Beamte, dessen lang jährige Wirksamkeit als Vorstand der hiesigen Abthcilung für Nach laß- und Vvrmnndschastssachen allseitig,: Anerkennung gefunden, widmete auch bekanntlich dem Interesse unserer Stadt als Stadt verordneter seine schätzcuswerthe Kraft, bis hohes Mter eine Wiederwahl ablehnte. — Ehrende«» Rachruf widmet der Rach unserem a« 22. d. M. im 81. Lebensjahre verstorben« Mitbürger Carl Heinrich Weißbuch. Derselbe hat seit seiner rm Jahre 1839 erfolgten Niederlassung Hierselbst durch mancherlei WohlihätigkeitSakte in hochherzigster Weise seine Anhänglichkeit an unser Gemeinwesen bekundet und in ganz besonders hervorragender Weise diese seine Ge sinnung durch die im Jahre 1891 erfolgte Schenkung einer werth- vollen Grundstückes, dessen Erträgnisse für künstlerische oder andere städtische Zwecke (vorläufig bekanntlich für diclErrichtung eines Kaiser Wilhelm-Denkmals in unserer Stadt) verwendet werden sollen, in nachahmenswcrther Weise zum Ansdruck gebracht. — Dev Kattfinännische Bereit« hat für nächsten Donners tag, den 2. März, einen Frauenabend in der „Linde" an beraumt, an welchem Herr Professor vr. Fritz Schultze-Dresden einen Vortrag halten wird über: „Krieg und Frieden in ihrer Beziehung zur Kulturentwickelung der Menschheit". — Es wird wohl Viele» bekannt sein, welch eines großen Zuspruches und Beifalles sich die Borträge des Herrn Professor Fritz Schnitze in Dresden stets zu erfreuen haben. Es ist daher dankbar anzu- erkcnncn, daß den Mitgliedern des Kaufmännischen Vereins hierdurch Gelegenheit geboten ist, den berühmten Redner selbst wieder einmal zu hören nnd in unfern Mauern begrüßen zu können. — Stadttheater. Der königl. württembergische Hofschanspicler Herr von Lenor, der sich gegenwärtig am Stadttheater in Leipzig befindet, wird am Montag, den 27. d. M., in der Rolle des Georg Richter in dem unverwüstlichen Mvscr'schcn Lustspiele „Ultimo" ein einmaliges Gastspiel auf der Bühne unseres StadttheatcrS absol- viren. Wir machen um so lieber auf diesen Gastspiel-Abend auf merksam, als sich Herr von Lenor eines ausgezeichneten Rufes im Fache der Bonvivants erfreut. — Die Bcrmittderttng des NaucheS der Favrttesseu ist eine hochwichtige Angelegenheit; ganz besonders aber für eine so große Fabrikstadt wie Chemnitz. Unser Blatt hat bereits früher über den von unserem Mitbürger Herrn Fabrikant Friedrich Ruppert, in Firma Otto Ruppert, erfundenen und erbauten selbstthätigen Dampfkesselfeuerungs-Apparat (patentirtcr Rostbcschicker „Columbns") näher berichtet, und zwar bei Gelegenheit der Aufstellung desselben in der großen Kessclanlage der hiesigen Webwaarcnsabrik R. Hösel L Co., wo er, sich bestens bewährt hat. Gestern lieferte Herr Ruppert einen solchen Apparat an die hiesige Webwaarcnsabrik Joh. Giehler, wo er vor einem großen zweiröhrigen Cornwall- kesscl stehend, das Anlegen des Heizmaterials besorgt. Wie wir hörten, haben am hiesigen Platze die bedeutenden Etablissemenls „Sächsische Maschinenfabrik" und die Maschinenfabrik „Germania" von dem Erfinder, Herrn Ruppert» das Recht zur Erbauung des patcntirten Apparates erworben. — ZtveinigerS runde»! Tisch. Znm fünfiindzwanzigstcn Male tritt der beliebte Charakterkomiker Herr Schubert nächsten Montag Abend in der vom Wohlthätigkeitsvercin „Zmcinigers runder Tisch" veranstalteten Abendunterhaltung zum Besten armer Konfir manden auf, feiert also damit gewissermaßen eine Art Jubiläum. In welch' gelungener Weise alle von diesem strebsamen Vereine bisher veranstalteten Abendunterhallungcn ausgcführt wurden, dürfte bereits hinreichend bekannt sein, aber gerade diesmal wird durch de» Jubilar Herrn Schubert Alles aufgeboten werden, um den Gästen, welche den edlen Zweck des Vereins durch ihren Besuch unterstützen, einen vorzüglich genußreichen Abend zu bereiten. Das für diesen Untcr- haltungsabend ausgestellte Programm ist sehr reichhaltig und dürfte die volle Zufriedenheit aller Erscheinenden finden. In« klebrigen ver weisen wir auf das bezügliche Inserat im heutigen Blatte. —s—. Eine Reise an daö Mittelländische Meer, wenn auch nur mit Hilfe übrigens sehr gut ansgcsührter bildlicher Dar- tellungcn war das Neueste und nicht das Schlechteste, was der nm- Mi^e und rührige Vorstand des Handwerkervereins am gestrigen Abende den zahlreich erschienenen Mitgliedern, Gönnern und Freunden des Vereins ans dem Gebiete der Unterhaltung und Be lehrung bot. Wohl keiner der Erschienenen dürfte sein Kommen be reut haben, dafür bürgte schon der reiche Beifall, welcher der schcns- werthen Schaustellung gezollt wurde. Auf die bequemste nnd — kostenloseste Weise hatten die Zuschauer Gelegenheit, die wildromantische Berg- und Gletscherwelt Tyrols nnd der Schweiz mit ihren lieblichen Thälern nnd malerischen Ortschaften, die gesegneten Gefilde Italiens, der paradiesischen Riviera und ihre Städte (Mailand, Genna, Nizza, das berüchtigte Monaco mit der Spielhölle Monte-Carlo, die alte Togcnstadt Venedig und vieles Andere) mit ihren Prachtbauten, die chöncn oberitalischen Sceen nnd ihre reichbebanten Ufer und in der Fülle einer tropischen Pflanzenwelt prangenden Inseln und Gärten zn sehen. In einer das Auge fast ermüdenden Reihe zogen so an dem Zuschauer 120 farbenprächtige Bilder vorüber, welche durch die Wiedergabe der beiden Meisterwerke Thvrwaldsen's „Tag und Nacht" ihren wirksamen Abschluß fanden. Wesentlich erleichtert wurde das Vcrständniß durch den schwungvollen, von Hern, Civilingenieur Theuerkorn vorgetragencn verbindenden nnd erläuternden Text, der von Herrn Oberlehrer Thomas in Zittau, wohl auf Grund eigener Anschauung, geschrieben ist. — rSohlthätigreitöveteiu „Chtiflbaum". Dieser hin länglich bekannte Verein hält morgen, Sonntag, im Saale von „Stadt Mannheim" wieder eine seiner stets gern besuchten Abcnd- unterhaltungen ab, für welche ein besonders gewähltes Programm ausgestellt ist. Infolge gütiger Vermittelung unseres beliebten Mit bürgers Herrn Paul Spiegel werden hierbei einige hiesige, als Künstler bewährte Kräfte Mitwirken, mit deren gymnastischen und requilibristischen Darbietungen launige Vorträge nud komische Couplets in der bekannten streng dccentcn Ausführung abwechscln werden. Schon um des edlen Zweckes willen ist auch dieser mit dem üblichen Tänzchen endenden Veranstaltung ein zahlreicher Besuch zu wünschen. —* Ans schlimme«» West«««. Mehreren Bewohnern eines Hauses an der Leipzigerstraße waren in letzter Zeit zu wiederholten Malen kleinere Geldbeträge aus den verschlossenen Wohnungen während ihrer Abwesenheit gestohlen worden. Als Dieb wurde ein Schulknabe ermittelt. Derselbe hatte die Schlüssel der betr. Stuben von dem ihm bekannten Aufbewahrungsort weggenommell und dadurch Eingang erlangt. Das gestohlene Geld hatte er vernascht. Einige von ihm außerdem aus den betr. Wohnungen gestohlene Wirthschaftsgegenstände wurden in seiner elterlichen Wohnung gefunden. —* Erfüllter Wu»sch. In einer der hiesigen Polizeiwachen erschien gestern Abend ein Fabrikarbeiter, welcher unter der Angabe, er habe sich Tags zuvor in Thum, wo er sich vorübergehend auf gehalten, den linken Ellenbogen ausgefallen, um Aufnahme im hiesigen Stadtkrankenhause nachsuchte. Seinem Verlangen wurde stattgegeben. —* Borges»»-»»» wurde bei einer wegen Bettclns festge- nvmmcnen ledigen Frauensperson eine Anzahl Kaffeelöffel, welche dieselbe in einer hiesigen Schaukwirthschast gestohlen hatte. Ttadttheater. Chemnitz, de» L5. Februar 1893. Die gcslrige Aufführung der Oper: „Lol>cngrin", die sich Herr vo» Laupperl bekanntlich zum Benefiz gewählt hatte, sand gleich de» vorheeze- gangenen Ausführungen dieser Werke» eine warme Aufnahme. Der Benefiziant, er in Rücksicht aus kein I"ach dem ersten Akt« die schmeichelhaftesten Eyim>«th!-bew«ise.»E aut er m Rücksicht aus sem beuchten Hauses erhielt; bracht» in der Partie des Telramnnd > lüge sein» künstlerische« Individualität ungeschmälert »« S «. «NNO