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Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189303053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930305
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930305
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-05
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.03.1893
- Autor
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Ausgabe: Wochentags Abends (mit Datum der nächsten TageS). — Die Anzeigen finden ohne PreiSausschlag zugleich Ver breitung durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Nr. 53. — 13. Jahrgang. — Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. > Sonntag, 5. März 1893. Auswärtige Tagesereignisse. IIN. Stuttgart, 3. März. Der König bewilligte auf Antrag des Justizministcrs dem Dienstknecht Andreas Pfau, der unschuldig 2'/z Jahre im Zuchthause gesessen - hat, eine Entschädigung von 1500 Mark aus dem allgemeinen Garantiefonds. S Thorn, 3. März. Die hiesige Strafkammer verurtheilte den früheren Subdirektor der National-Viehversicherungs-Gesellschaft zu Kassel, jetzigen Kaufmann Pantzer-Magdeburg, wegen Betruges in 6 Fällen zu 2 Jahren Gesängniß. Dirscha««, 3. März. Am Sonntag ertranken in den Zufluß graben zum See der 7 jährige Sohn und das 18jährige Dienstmädchen des Försters Abendroth, als sie zwischen dem Eise mit einem kleinen Netze Fische fingen. Die Leiche des Dienstmädchens wurde zwischen Eisschollen gefunden; der Knabe ist trotz anhaltendem Suchen noch nicht gefunden worden. * Lemberg, 2. März. In der ostgalizischen Ortschaft Laho- dow (Bezirk Przemyslany) überfielen zahlreiche betrunkene Bauern, während in der Dorskirche die Frühmesse gelesen wurde, den erst vor Kurzem iustallirten Volksschullehrer in seiner Wohnung und forderten ihn auf, das Dorf zu verlassen und sich anderwärts nachs einer Be schäftigung umzusehen. Die Ruhestörer erklärten, daß sie für Schul zwecke keine Opfer mehr bringen und insbesondere ihren Kindern kein Geld zum Ankäufe der erforderlichen Schreibhefte geben wollten. Der arme Lehrer, dessen Leben ernstlich gefährdet erschien, flüchtete sich in das Psarrgcbäude. Mittlerweile plünderten die Bauern die Wohnung des Lehrers; Kleider, Bettwäsche, Werthgegenstände— kurz Alles wurde fortgeschleppt. Von der Wohnungseinrichtung blieb nicht ein Stück ganz, Alles wurde zerbrochen, zertrümmert und zerrissen. Hierauf begaben sich ungefähr vierzig Gemeinde-Insassen in das Pfarramt, dessen Thüren sie gewaltsam erbrachen. Unter Gejohle stürzten sich die Wüthriche auf den bcdauernswcrthen Dorflehrer. Die Einen schrieen, man solle den „Blutsauger" knebeln und durch peitschen, die Anderen verlangten, man solle ihn tödten. Die War nungen des Pfarrers blieben wirkungslos, und aus der Menge wurde der Ruf laut: „Prügeln wir vor Allem den Geistlichen!" Angesichts dieser Lage verrammelte der Pfarrer seine Wohnung und entsendete einen berittenen Boten nach Kurowice, von wo Gendarmerie zu Hilfe gerufen wurde. Erst nach dem Eintreffen der Sicherheitsorgane ge lang cs, die Ruhe und Ordnung wieder hcrzustellen. Der Lehrer, der bei diesem Ueberfalle sein ganzes Hab und Gut eingebüßt hat, verlor noch zum Ucberflusse seine» Posten, und die Bauern frohlocken, daß ihnen Niemand etwas dreinzurcden habe." H Petersburg, 1. März. Ueber eine furchtbare Tragödie in der Familie eines Gutsbesitzers Namens Goltschak, die im Kreise Kiclce (Polen) lebte und aus Vater, Mutter und zwei Söhnen be stand, berichten die „Now. dn.": Die Familie war wohlbegütert und lebte still und friedlich. Da wurde eines Abends im Sommer das Familicnhaupt Goltschak in seinem Kabinet durch das Fenster er schossen und als Mörder erwies sich sein älterer Sohn, der auch den Vatermord cingestand. Die unglückliche Gattin und Mutter verlor in Verzweiflung vor Schande und Gram den Verstand, trennte sich aber nicht vyn ihrem jüngeren Sohne, einem Gymnasiasten der obersten Klasse. Der Jüngling konnte das furchtbare Familienunglück nicht mehr ertragen und erschoß sich im October v. I. Die Mutter gerieth in Folge dessen in einen Zustand, der ihre Ueberwachung erforderlich machte, doch gelang es ihr kürzlich, sich in einem unbewachten Augen blicke zu erhängen. Von der ganzen Familie ist somit nur der Vater mörder nachgeblicben, welcher in nächster Zeit vor Gericht gestellt werden wird. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Lle Lromle imst«» Blaltci werde» »rl»4t. i»>S wichtige Beacbenbetlen giltigll mttzMdetle». Chemnitz, den 4. März 1893. — Treue ku» Berufe. Das Ministerium des Innern hat den nachgcnannten langjährig in der Sächsischen Maschinenfabrik, vorm. Richard Hartmann hiersclbst beschäftigten Arbeitern, nämlich den Herren Expedient G. A. Lindner, Werkführer K. F. Limbach, Monteur K. F. Berger, Schmied W. Riedel, Schmied K. H- Ziegner, Former I. Ott, Dreher K. E. Kellner, Klempner F. H. Fritzsche, sämmtlich zu Chemnitz, und dem Former Herrn K. E. Krauß zu Borna als Auszeichnung für Treue in der Arbeit die silberne Medaille verliehen. Diese Auszeichnungen wurden den wackeren Arbeitern (mit Ausnahme der durch Krankheit am Er scheinen behinderten Herren Ziegner und Fritzsche) in Gegenwart der Herren Jabrikdirektoren Reith und Hübschmann und einer Arbeitcrabordnung durch Herrn Oberbürgermeister Or. Andre an Nathsstelle ausgehändigt. Gleichzeitig wurden den Herren Werkführer K. G. Richter, Monteur I. H. Mittelbäch, Schmied W. Monzer und Geschirrführcr K. W. Trinks, allerseits hier, in Anerkennung 25jähriger ununterbrochener treuer Thätigkeit in der genannten Fabrik, seitens des Rathes Ehrendiplome überreicht. Die Herren Werkführer K. G. Richter und K. A. Claußner, MontcurMittelbach, Schmied Monzer und Geschirrführer Trinks, welche 25 Jahre, und die Herren Dreher K. M. Jrmsch, Hand- arbeiter F. H. Klaar und Schlosser K. E. Küster, welche vierzig Jahre ununterbrochen im Dienste des Werkes stehen, wurden in Anerkennung ihrer Treue seitens des Etablissements mit ansehnlichen Geldgeschenken bedacht. — Dem Expedienten Herrn A. Wende, Lutherplatz 2, ist in Anerkennung fünfundzwanzigjähriger treuer Thätigkeit im Manufakturwaarengeschäft der Firma Hösel L Söhne Hierselbst seitens des Raths ein Ehrendiplom verliehen und in An wesenheit des Herrn Kaufmann R. Fl ade als Vertreter der genannten Firma an Nathsstelle überreicht worden. . — Die Anszahlnng der Konfivmandengelde»- an die Mitglieder des hiesigen Konfirinandcn-Sparvercins findet laut einer Bekanntmachung in >vorliegender Nummer morgen, Sonntag, in Leisering's Saal, Köiiigstrciße 181, statt. ES gelangen an 1025 Einleger mit 2526 Büchern 75497 Mk. 4 Pf. zur Aus zahlung. Davon entfallen auf 510 Knaben mit 1212 Büchern 31547 Mk. 10 Pf. an Steuem und 5596 Mk. 8 Pf. an Zinsen, auf 515 Mädchen mit 1314 Büchern 32 745 Mk. 42 Pf. an Steuern und 5608 Mk. 44 Pf. an Zinsen. Anmeldungen neuer Mitglieder werden jederzeit von den in der Annonce bekanntgegebenen Herren entgegengenommen. — Stadttheater. Die vorgestrige Ausführung des Scribe'schen Lustspiels: „Feen Hände" übte auf die Zuschauer eine wohl- thuende Wirkung aus, welche sich in der behaglichen heiteren Stimm ung des Hauses kundgab. Da unser Herr Schauspiel-Referent ver hindert war, der Aufführung beizuwohnen, so sei nur kurz konstatirt, daß die Darstellung im Großen und Ganzen genommen wohl be friedigen konnte, wenngleich das Zusammenspiel nicht immer tadellos war. Was der Aufführung des Scribe'schen Werkes eine be sondere Würze verlieh, war der Umstand, daß die sympathische Figur des Kerbriand von dem Mitglied des Leipziger Stadttheaters, Herrn von Lenor, gespielt wurde. Der Beifall, der dem Gast zu Theil wurde, entsprach dem Werthe seiner künstlerischen Leistung. Herr von Lenor zeigte sowohl in seiner äußeren Erscheinung, als auch in seinem Mienenspiel und in seiner Sprechweise, daß er den Anforderungen, die man an den Darsteller des warmherzigen bretag- nischen Edelmann Kerbriand zu stellen berechtigt ist, Wohl ge wachsen sei, nur trug er hin und wieder mit etwas allzustarken Pinselstrichcn auf. Ihren Höhepunkt erreichte seine Leistung in der Schlußszene des 3. Aktes, wofür ihm dann auch wohlverdienter Bei fall gespendet wurde. In vortreffsicher Weise wurde der Gast durch Frl. Adler unterstützt. Sie gab die Helene mit ungekünstelter Wärme und schlug mitunter Töne an, die selbst das Herz eines ver bissenen Nörglers zu rühren vermochten. Eine ungemein wirkungs volle Leistung war auch die Darstellung der Marquise von Msne- ville durch Frl. Woytasch, während der Repräsentant des Her zogs von Penn-Mar, Herr Klein, zu wenig Distinction zeigte. Die übrigen bedeutenderen Rollen wurden von den Damen Frl. Bach, Frl. Koffka und Frl. Bast 6, sowie von den Herren Walther und Neubert in angemessener Weise durchgeführt. — Es sei hier noch bemerkt, daß für die nächste Zeit an unserer Bühne noch einige hochinteressante Gastspiele in Aussicht genommen sind, welche die hiesigen Kunstfreund; unzweifelhaft mit Freuden begrüßen dürften. Frau Clara Ziegler, die gefeierte Künstlerin, wird als Judith in dem gleichnamigen Trauerspiel von Hebbel, als Thus nelda in Halm's „Fechter von Ravenna" und in dem Grillen- parzer'schen Drama: „Sappho" in der Titelrolle auftrctcn. Auf dieses Gastspiel, welches in der zweiten Hälfte dickes Monats statt findet, folgt für Ende März ein auf vier Vorstellungen berechnetes Gastspiel des vortrefflichen Charakterdarstellers Friedrich Mitter- wnrzer. Ueber die in diesem Gastspielcyklus anfzuführenden Werke ist die definitive Bestimmung noch Vorbehalten. — Die diesjährige (IS.) Slnsstellnng des hiesige» All- gemeine» Kaninchett-Zttchter-Bereins, welche gegenwärtig in den Gartcn-Kolonadcn der „Linde" stattsindet, ist die größte und reichhaltigste aller bisher hier, ja vielleicht in ganz Deutschland cib- gchaltcncn Ausstellungen dieser Art überhaupt. Die Zahl der Ställe ist von 307 im Vorjahre auf 430, also um nicht weniger als 123 gestiegen und gegen 100 Anmeldungen mußten wegen Mangel an Zeit bez. an Unterkunftsmitteln zurückgewiesen werden. Die ausge stellten, durchgängig schönen und mitunter durch ihre riesige Größe und Schwere für den hohen Stand der Zucht und den Züchter das günstigste Zeugniß ablcgcnden Thiere rcpräscnliren einen Werth von 7000 Mk., zu welchem sie gegen Fcuersgefahr versichert sind. Zwei von einem hiesigen Züchter, Herrn Paul Starke, ausgestellte 10 und 7 Monate alte Thiere sind als die werthvollstcn nur für 250 Mark verkäuflich, ihnen zunächst kommt dann Zacher-Leipzig mit einem 8 Monate alten und auf 150 Mark bcwerthctcn Widdcrkaninchen. Sowohl dieses, als eins der von Herrn Starke ausgestellten Thiere haben einen Behang von über 50 om Länge, den auch 9 weitere, meist hiesigen Züchtern gehörige Nummern dieser Gruppe aufweisen. Bei der Fülle und Reichhaltigkeit, sowie der Schönheit und sonstigen Vortresflichkeit der ansgestellten Exemplare hatten die Preisrichter, die Herren Triebe-Rvßwein (für belgische oder flandrische Riesen kaninchen), Zange nberg-Pcgau (fürWidderkaninchen) undScherbe- Thccsdorf (für alle übrigen Raffen) wahrlich keine leichte Aufgabe. Trotz des am gestrigen Eröffnungstage herrschenden schlechten Wetters war die Ausstellung namentlich von auswärtigen Interessenten recht gut besucht, auch der Loosabsatz, sowie der Abschluß von freihän dige» Verkäufen ging flott von Statten. Ein Besuch der Ausstellung, welche am nächsten Montag geschlossen wird, ist allen Freunden der Kaninchen und ihrer gegenwärtig so hoch entwickelten Zucht bestens zu empfehlen. — Slnö der vierte» Dimension. Die Vorstellungen des Antispiritisten-Paarcs Herrn Homes und seiner Gattin Miß Feh finden eingetretener Umstände wegen erst am 10. und 11. März und zwar im Saale des „Elysium" statt. Zur Bekämpfung des Spiri tismus bedient sich das Künstlerpaar derselben Schaustellungen, mit welchen der Geister- und Mediumschwindcl seine Gläubigen umgarnt und zeigt somit, daß alle die scheinbar überirdischen Geistcrmani- festaiioncn u. s. w. durch ganz natürliche Vorgänge ihre vernunft gemäße Erklärung finden. Auch sie lassen Geister erscheinen, führen die Befreiung des Mediums aus den unlösbar scheinenden Fessel» vor u. s. w. Als weitere Unterhaltung bieten Herr und Frau Homes dem Publikum Proben aus dem Gebiete des Gedankenlesens L lu. Cumberland, dem sie sicher nicht an erstaunlichen Leistungen nachstehcn, sowie mit geradezu verblüffender Sicherheit ausgeführte Kunststücke ihrer Gedächtnißstcirke. Wir kommen auf diese Vorstell ungen, von denen auswärtige Zeitungen des Lobes voll sind, ge legentlich noch einmal zurück. —* Brandbericht. Ein größeres Schadenfeuer brach am vergangenen Donnerstag in der Dampf- und Spinnereimaschinenfabrik vorm. Wiede an der äußeren Dresdnerstraße aus. Ein Wächter, welcher Abends gegen ^11 Uhr ans dem Dache eines Gießerei- gebäudes die Flammen herausschlagen sah, alarmirte sofort durch den im Grundstück befindlichen Feuermelder selbst die Berufsfeuerwehr. Bei Ankunft derselben hatte sich das Feuer bereits in dem ganzen Dachboden ausgebreitct, welcher als Lagerplatz für die Stroh- und Heuvorräthe der Fabrik dient. Dieser Dachboden hat mit den an beiden Giebelseiten angebauten Modellböden Verbindung, so daß auch hierdurch die Situation sich bedenklich gestaltete. Die Feuerwehr griff sofort mit zwei Schlauchleitungen an und hatte bald jede Gefahr für die Modellböden beseitigt, die sorgfältige Ablöschung des Strohes und Heues erforderte aber eine so mühsame und langwierige Arbeit, daß der die Oberleitung führende Branddirektor, Herr Weigand, erst Morgens gegen 4 Uhr die Rückkehr nach der Wache anordnen konnte. Der Brandschaden beschränkt sich außer dem weniger werthvollen Pack- material auf die Zerstörung des Dachstuhles des Gießereigebäudes. Leider sollte dieses Schadenfeuer nicht ohne einen recht bedauerlichen Unfall abgehen, indem sich ein Feuerwehrmann einen nicht unbedenklichen Schaden dadurch zugezogen hat, daß er den Halt verlor und vom Dache herabfiel. —* Unglücklicher Stttrz. Gestern Vormittag kam eine Frau im Keller eines Hauses der Hainstraße infolge eines Schwindel anfalles so unglücklich zum Fallen, daß sie hierbei den linken Ober arm brach. —* Unfall. Beim Tragen eines mit Kalk gefüllten Kasten» verunglückte am Donnerstag Nachmittag eine Arbeiterin auf einem Neubau des Sonnenberges dadurch, daß sie hinstürzte und den Kasten mit zum Fall brachte. Dieser fiel der auf dem Boden Liegenden auf das rechte Bein, wodurch der Unterschenkel desselben gebrochen wurde. Die Verletzte wurde mittelst Wagens nach ihrer Wohnung gebracht. —* Doppelt betrogen. Ein hiesiger Schlosser hatte sich vor einiger Zeit von einem Mädchen, welchem er die Ehe versprochen, unter der Vorspiegelung einer von ihm zu erwartenden größeren Erbschaft ihr Sparkassenbuch zu verschaffen gewußt. Nachdem der Schwindler hierauf 150 Mark erhoben, hat er sich bei dem betrogenen Mädchen nicht mehr sehen lassen. Auf erstattete Anzeige ist der Betrüger fest genommen worden, das Geld hatte er freilich bereits verthan. —* Unehrliche Manipulation. Der Markthelfer eines hiesigen Nähmaschinengeschäftes, dem es oblag, die nach auswärts zu versendenden Nähmaschinen in der hiesigen Eilgutexpedikion zur Be förderung aufzngeben, fälschte wiederholt die Frachtbriefe, indem er bei jeder Expcdirung 40 Pfennig Nachnahme eintrng und erhob und für sich behielt. Durch diese feit ungefähr einem halben Jahre ver übten Unredlichkeiten hat der betrügerische Mensch eine Summe von 100 bis !50 Mark unterschlagen. —* Unliebsames Versehen. Ein hier wohnhafter Schlosser mußte gestern Nachmittag nach dem Stadtkrankenhause gebracht werden, weil derselbe aus Versehen statt Schnaps Salzsäure getrunken hatte und dadurch schwer erkrankt war. —* Hineingefallen. In einer hiesigen Konditorei erschien vor einigen Tagen ein unbekanntes Mädchen und verlangte im an geblichen Aufträge einer der Verkäuferin bekannten Dame Gebäck im Werthe von 3 Mark, welches sie auch anstandslos ansgehändigt er hielt. Später stellte es sich heraus, daß die betr. Dame keinen der artigen Auftrag ertheilt, die Unbekannte sich somit das Gebäck er schwindelt hatte. —* Unheimlicher Fttttd. Gestern Vormittag wurde ein bis sjctzt noch nicht rckognoszirter männlicher Leichnam im Schloßteich aufgcfunden. Derselbe wurde nach der Leichenhalle gebracht. —* Ein Lebensmüder. Am Donnerstag wurde auf dem Hausboden eines Grundstücks der Linienstraße ein seit mehreren Tagen vermißter Arbeiter erhängt aufgefunden. Trunksucht und damit verbundene Arbeitslosigkeit sollen die Ursache des Selbstmordes gewesen sein. Kirchenkonzert des Mufikvereins. Johannes Brahms' „Deutsches Requiem" gehört zu denjenigen Oratorien, welche am meiste» von unseren ersten Chorvcreinignngea -»Auf führungen auserkoren worden sind. Und das mit vollem Rechte. Steht er doch thatsächlich a» der Spitze aller neueren Erscheinungen der Kirchenmusik, da cs nnler der Oberherrschaft eines unendlich tiefe», mächtig ergreifenden GesühlsgchalteS eine äußerst geniale, z»m Tbeil vollständig neue, phontaste volle Beherrschung der Knnstsormen ebenso, als die ausgiebigste Ver wendung aller modernen harmonische» und instrumentalen Errungen schaften zeigt, seinen Requiem-Charakter aber den Worten nach in deutscher Sprache verlantbart. Erringt cS die Bewunderung der Meisterschaft seines Schöpfers bei dem warm bclhciligtcn Kunstfreunde in jedem Takte seiner Musik, so fordert cs die rein menschliche Shnipalhie durch den liebgewordcnen altvertrantcn deutsche» biblische» Inhalt, eine» Vortheil, dessen die knnstvollsten Reqnicinschöpsniigen mit lateinischem Ritnal- tcxt verlustig gehe». Referent hat bei scühcrcn Anfsührnngen de- „Dentschcn Rcqniem'S", »ameallich anläßlich der auch durch Herrn Kantor Franz Mahcrhoss im März 1889 veranlaßten, in langem, hinweisenden Artikel das schöne Werk in diesem Blatte eingehend besprochen, glaubt deshalb, und »in- so mehr, als die hohe Bedeutung desselben bei de» hiesigen Musikfreund«» durch manche frühere Ausführung hinreichend bekannt wurde, diesmal davon absehc» zu dürfe». Tie diesmalige Ausführung durch den „Musikverein" war eine recht gute. Vom Dnigentc» Herr» Kantor Franz Mayerhoff, der als von der Brahnis'schen Muse selbstbcgeistertcr und tüchtiger und fühlender Künstler so recht dazu angcthan war. de» Enthusiasmus für das Meisterwerk auch bei seinen Sänger» zu erwecken, waren alle Feinheiten des Vortrag« wohl erwogen nnd vorbercitct worden und präsentirten sich namentlich in zartsühliger Elastizität des Zcitmanßes und Ausdrucks. Ausgefallen ist n»S die Auffassung des Tempo des abschließenden Tranquillo in Abtheilmig II, der HanptzeitmaaßcS von Abtheilmig Iv „Wie lieblich sind Deine Wohnungen" und der Schlnüsnge „Herr, Du bist würdig" nach Seile des ganz außer ordentlich Langsamen. Nichtsdestoweniger entfaltete» auch diese Sätze ihr« große WirknngSsähigkeit nnd Eindrlngli hkeit. Der Chor sang mit sichtlichem Eifer nnd besand sich »amcntlich in alle» zarte» Episoden aus der Höhe der Situation. Den Krastentwickelunge» gebrach cS hin und wieder etwa» an der rechten sieghaften Kraft und scharfen Rhythmik. DaS gilt besonders vom 36taktigen Orgeipnnkt „der Gerechten Seele»", welcher ebenso mehr straffe Haltung und Stimmeiiglanz verdient hätte, wie die triutnphircnde Episode: „Tod wo ist dein Stachel re." Und m» mit dea kleine» Monita hier gleich ganz ansznrSnmeli, erwähnen wir »och diverse etwa» malte EI»-
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