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Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189302166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930216
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-16
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.02.1893
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L Deutscher Reichst«-. es. Eitzuaz vom 14. Febnu» 1SSS. 1'/« Uhr- A» Bank erraths tische: von vöj/jKqc. Da» Hau» ist Anfangs <>- leer «i» erst später bester besetzt. De Besitz,mg »e» Sieichrh^llShatt«« M wird bei« Etat de» Mmiflesi»«- de« Jaaer» iertgesetzt. Lb«. Kehr. de» Vtaateuffel ,'k,„s,-; Tie SieichSrrgimma hat in de» porigen Session dem Hanse wiederholt die Zusage gemacht, m»r «neu Gesetz- envöorf vo»nltAen, durch welchen die Bestimwungeu der Nnterstü-auzswohn- LtzaestcheS der nöthige» zeitgemäßen AbLiidenuu uaienoorse» «erden. Ties« Znsage ist bisher leider unerfüllt geblieben, «ud imwischen haben sich die schon lange traurigen ArbeiterverhLltnisse cos dem platte., Lande nur mceh «hr verschlechtert- Die andauernde Entvslkeniuz des plalie» Landes Kal in Folge von städtischer Aussaugung und AuSwauderun-, beriüs in den Jahren 1885—1890 etwa 900.001 Köpfe betragen. Was soll »nu erst m Zulaust «erden? S« ist doch Thatsach«, daß dar platte Land sür die Arme« dar Petze Rekrulenviaterial liefert, und iu dem Augenblicke, wo die rerbnudelea ^ lerttnge» iu der ueueu Armeevorlage eine Verstärkung des Heeres fordern, ouch daran denken, M-ßreziln gegen die Entvölkerung de« Landes Interesse uuserer Wehrkraft zu ergreifen. Tte Abänderung des lüttrstützuiigSwohnsidgesetzes wird freilich noch lange nicht die mißlich«, Verhältnisse der Landwirthschost umgeftalte»; oöchig ist ferner eine «rndermig de» FreizügigkestSgese»«;, wodurch sowohl die Interesse,, der Laodwirihschaft, wie der unüberlegt Davouziehende», die in» Verderben laufen, wie der Städte, die sich des Zu;,,ge« voo »weifelhasleu und hilss- bedürftigen Llenuitteu gar nicht «ehr erwehren können, gewahrt würden. Vußerde« muß der Identitätsnachweis bei der MehlanSsuhr ausgehoben Werk«». ES ist nicht zu leugnen, daß sich die Verhältnisse uuserer La»d- toirthschast infolge der vorjährige» HaudelSverkäge verschlechten haben, es ist auch ganz offenbar, daß unter den LandwiNhen eine grobe, immer noch wachsende Mißstimmung herrsch. Er ist de-halb selbstverständlich, daß die »erbüuteleu Regierungen aus diesen Kreise» aus keine oder doch nur sehr geringe Zustimmung rmhurn kömun, wem, sie wirklich au dea Abschluß eines Handelsvertrages mit Rußland denken lveifall reckt lS.) Staatrsekretär Freiherr vou Marschall: Ich möchte mir ein« karr« Bemerkung erlaube«: Iu der heutigen „Srenz-Zeitnng" ist ein «Nikel «thalteu, welcher laraus hindeutet, daß gewisse deiitschseindliche Artikel « russischeu Z ilnugeu vou der russischen Botschaft in Berlin veranlaßt Wstrde«. DaS ist eine durchaus «»begründete Jusmualio». Ich kann nur «ein Bedauern darüber und zugleich die Hoffnung anSsprechen, daß sich solche, gegen di« iuternatiouale Höflichkeit gerichteten Praktiken nicht wiederholen weichen. Wa» die HaudelsvertragSverhaudlunge» mit der russische» Regierung Betrifft, so ist heule »oL nicht abzusehen, inwieweit dieselben zu eiueiii posi- stven Resultate führe» werden. Bo» russischer Sei>« wird nur die Gewährung «nsereS KonveniioiialtariseS verlangt, während wir eine Herabsetzung des fischen Zolltarifs und andere BerkehrSerleichternngen verlangen. Sollte es einem positivru Ergebniß komme», so wird dem Reichslage eine bezügliche lorlage zugehni. lBeisall links.) Staatssekretär vou Bötticher: Eine bestimmte Zusage bezüglich Her Revision de« Unterstützungswohnsttzgesetzcz ist seile»; des Herrn Reichs- Kanzler» nicht erfolgt, e» ist nur von Vorbereitungen hierzu gesprochen worden. Vorarbeiten sür ein« solche Revision sin» auch eiugeleitet, doch habe» dieselben schwieriger sich erwiese», als voranSziisehen war. Auf Grund dieser Vor arbeiten ist im vorige» Jahre eine Novelle au den BiindcSrath gelaugt über die sich am kommenden Donnerstag die zuständige» Ausschüsse schlüssig z» viacheo habe». Lo»u»t eine Borlage zu Stande, daun wird dieselbe noch iu dieser Session dem Reichstage zuqehe». Abg.R i cker t sfreis ): Auf der rechten Seite de» Hanse» ist daS Wort gefallen, daß wir die Loiidwirlhe zu Grunde richten wollen Aus uuserer Seite sitze» aber selbst hervorragende Landwirlhe, von welchen sie sich darüber belehren lasse» könne», daß len« Anschnldignnge» «In Märchen sind- Bezeichnend für die konservative Partei ist «r, daß sie den Handelsvertrag mit Rußland verwirft, ohne ihn zu kennen. Eine ernsthafte Partei darf nicht so handeln- De» ländliche» Arbeitermangel bat die konservative Partei durch die Unlerstützung der grausamen Polenpolltik des Fürsten BiSmarck mit ihren Landesans- weisnnge» selbst verschuldet. Wir haben damals genug gewarnt. Die Land» wirlhschafl ist am vielsten aber durch die Schutzzölle selbst geschädigt, welche die Preise in die Höhe trieb und die Produktionskosten verlhciicrte. Wir ge- dranchen deshalb niedere Zölle und nicht höhere. Mit der Abänderung des UnterstützungSwohttsttzgetetzeS wird nicht viel geholfen werden; vom Frei» zügigkeilSgesetz aber lassen Sie ja die Hände fort. Abg- Graf Kanitz (lonl.): Meine politischen Freunde billige» die Polrnpolitik des Fürste» BiSmarck »och heute; diese hat »ichis zum Arbeittr- «angel aus dem Lande beigenagen, wohl aber die Uebcrvollerung der großen Städte«. Und der Nothftaud n> de» letzteren steht wieder in Verbind»»« mit der E»t- Pölleriing des Platte» Lande». Die Bevölkerungsabnahme im Osten ist auch schließ' Nch «ms de» Wegzug der arbeitSkräitige» Elemente ziirückziiführe». Dagegen kan» Mir «ine radikale Aenderung der Gesetzgebung helfen, aber keine kleinliche» Mittel. Eine Abänderung des UiilerstützmigSwohiisibgesetzeS würde das Uebel wenigste»» etwas milder». Freilich sind heute Handel und Industrie die Lieblkngskinder des Staates geworden, während die Landwirthschast das Stiefkind bildet- So werden für de» ganz überflüssige» Dortt»und-E»>S- Kanal Millionen ausgenommen, während sür die Landwirthschast kein Geld übrig ist. Eine Plage sür die Landwirthschast ist auch das Stclleuverinittler« wesen, welches »ns viele Leute entzieht. ES wäre wünschensn erth, wen» die Behörde» hier schärfere Kontrolle übten- Die neue» Handelsverträge habe» der Landwirttischast schwere» Schaden »nd u»S keine» Nutze» gebracht; durch dieselben sollte unser Export gehoben werden, aber die» Ziel wird, i» Oester reich-Ungarn wenigstens, durch die Kartelle der dortige» Eiscnbahnverwalt- n»ge» vereitelt- Wir verlange» ja gar keine Bevorziigmig der Landwirth- fchast, wollen aber unsere Interessen nicht hinter diejenigen der Industrie z»> rückgesetzt sehen. , Staatssekretär Frhr. von Marschall: Durch die HandelSvcrlräge sind die Interessen der Landwirthschast nicht bcnachthciligt. Wollte der Vorredner kn keinem Falle eine Herabsetzung unserer Getreidezöllc, so mußte er auch erklären, daß er überhaupt keine Handelsverträge wolle. Ohne die Zoll- herabsetzung waren die Verträge nicht zn haben. Früher, als es sich um de» Zoll von einer einzigen Mark auf Getreide Hände te, hat die konservative Partei selbst den Zoll als ein sehr gutes Kompensalionsobjckt sür künftige Handelsverträge befürwortet- Und nun halte» wir eine» Zoll vo» 5 Mark, der nur um IVe Mark ermäßigt ist. Jedes Schittzzollsystei» eines Staate« findet i» dem Exvortintcressc seine natürliche Grenze; ei» Staat, wie Deutsch land, mit 3 Milliarden Einfuhr muß unbedingt exportircn, wen» wir nicht zu Grunde gehen sollen. Auch die Lalidmirlhschast kan» in keinem Falle gedeihen, wenn die Ausfuhr darniederliegt. Das solltet« sich namcntltch die Herren sogen, welche die Aushebung des Idenlitcits- uachwcises verlangen. Es ist von vornherein klar gewesen, daß vom Jahre >893 ab in allen Staaten Deutschland geschlossene Thüre» gesunden haben würde, wenn es die Verträge nicht abgeschlossen halte, und jede Sicichsrcgierliiig mnßle unbedingt die Verträge sschließen. Damit war zu rechne». Ich erkenne an, daß die Silbercntwerthung zu einem Preis- druck geführt hat, aber die Neuregelung der Währungsfrage ist ein lang jähriger Wechsel, vo» welchem nicht feststeht, ob er überhaupt eingelöst wird, ttnstre Handelspolitik stellte a» uns im Vorjahre sofort zu befriedigende An sprüche; hätten wir es dabei ans einen Zollkrieg ankomnlen lassen, so würden wir enormen Schade» gehabt habe», und hätte» schließlich doch nachgcben müssen, denn die anderen Staaten konnle» auch so dnrchkoiiimen. Von große» Erfahrungen mit de» neuen Hanvelsverträgcn können wir heute noch nicht reden, dazu war die Zeit zu kurz; aber das steht fest, Laß wir heule ohne die Handelsverträge viel schlechter daran sei» wurden, als mit denselben. Für die Verträge sind wirthschaflliche, nicht politische Gründe in erster Reihe maß gebend gewesei»; ober je mehr die Interessen der Völker durch solche Verträge wlidarisch werde», um so leichter können Streit und Krieg vermiede» werden- Ohne die Handelsverträge würde die Verstimmung in der Laudwirthschast noch weil intensiver sein, das können Sie mir glaube». Abg. V a rt h cfceis.): Die Forderung nach Abänderung des Unler- stützttttgswvhnsitzncsctzes bezweckt weiter »ichiS, als den Großgrundbesitzer» billige Arbeitskräfte zn verschaffe», und mit Eittsührnng der Loppclnährnng sollen ihre Schulden vermindert werden. Es scheint uns wirklich an der Zelt, ansznhöre», die nicht leistniigssähigen Großgrundbesitzer ans Mitteln des Siaaics zn erhallen. Wohin sollen wir denn kommen, wenn jedes Ge werbe sol hcn St iatSschntz verlangte? Der Handelsvertrag mit Rußland ist »ölhig, weil wir sollst einen sehr vcrhnngnißvollcn Zollkrieg mit dem östlsil en Nachbar s erhalte» würden- Kommt dieser Vertrag nicht z» Stande, so würde ma» da» als ein Zeichen der Schwache der dcnlschcn Regierung auffasscii. Abg. Frhr. v- Pfette» (Ztr.l: Die Angriffe des Vorredner» gegen beit Großgrundbesitz sind diuchanü unbegründet, die jetzige schlechte Lage der Landtvirihschaft ist i» der Thal durch die »enen Handelsverträge hervvr- gernscn wurden. Wir brauchen kein fremdes Korn, den» bei genügendem Schutz ist die Lankwirthscliast sehr wohl im Stande, den deutsche» Brot- bedars selbst zn decken. Gegen die Aufhebung dcS JdcntitätSnachweises muß ich als Süddeutscher protestjrcn. Abg. Gras Vehr (srcikons.): Ich innß gestehen, daß mir ei» Thcil der Forderungen dcS Abg. v. Mantensscl zn weit ging, doch war dar- Verdinge» nach Abänderung öcö IInterstntzl»tgSivoh»sitzgesctzcS begründet. An Intelligenz fehlt cS der deutsche» Landwirlhlchast, wie ich dem Abgeordneten Barth gegenüber konstaiircn will, nicht, und die große Verschuldung ist nicht etwa durch Leichtsinn, sondert» durch die ungünstigen Allgenieiiiverhällnissc entstanden Den Ansturm gegen den russischen Handelsvertrag und die Weise, i. Welcher er verfolg. haHe ich s»r ««»a»«<t: «kr «üisea »it Rußland »»stichst i» aale» Ia«l,„d«,, steche». v-s7«i,,»»»ki (,»l«) «epsiehlt insbesondere die «ufh^nog deS Identitätsnachweise». Abg. Freiherr ». Ha««erstein lk«!.).- Bei etwaig« Auflösung de» Reichstages und bei der Vornahme o»a Nnornhl«» «ird sich der agrarisch« Gedanke «it aller Gewalt Bich» breche», davon darf» Sie überzeugt sei». Tie Landwirlhe kiwvfe» jetzt u« ihr» ExesWvz. Di« Lohnveihältniffe der laodwirthschafiliche» Arbeiter sind Karcha»« gute, »ad wir brauche» leine» Vergleich «it der Iadastrie zu scheae». Li« Handelsverträge find aber sür die Landwirthschast eia Unglück, sie wird zn« Rai» damit gedrängt. Ans die Aeaßer! »gen de- Herrn SiaalSsekretärS von Marsch«! über di« .Lreuz- ze.tuog" wird dirie selbst aalworlen. «ltdann wird di« Seiterberothuog bis Mittwoch 1 Uhr vertagt. Aus der MMtärkommisfion des Reichstages. (Original-Bericht.) D. R. Berlin, den 14. Februar. Die Militärkommission des Reichstages setzte heute Vormittag ihre Berathungen fort. Ter Abg. Richter hatte einen Antrag eingebracht, welcher die finanziellen Er gebnisse der bisherigen Erörterungen der Kommission zusammenzufassen suchte. Abg. von Manteuffel empfiehlt Vertagung dieses An trages. Nach längerer Debatte wird nach dem Borschlage Richters selbst beschlossen, die Zusammenstellung desselben erst nach Beendigung der Debatte über die Formulirung der Dienstzeit zubcrathen. Daraus folgte die Spezialberathung des Gesetzes über die Friedenpräsenzstärke des deutschen Heeres. Im Z 1 dieses Gesetzes wird die Jahrcs- durchschnittsstärke für die Zeit vom 1. Oktober 1893 bis ultimo März 1899 auf 492.768 Mann festgcstellt. Abg. von Bennigsen will die zweijährige Dienstzeit nur für die Dauer des Gesetzes und nur für die Fußtruppen fixiren. Abg. Rickert will die zweijährige Dienstzeit für die Infanterie gesetzlich eingeführt wissen, Abg. Bebel dagegen verlangt die Ausdehnung des Antrages Rickert auf alle Truppen. In die nun folgende Diskussion greift schließlich auch der Reichskanzler Graf Caprivi ein und erklärt, daß die ver bündeten Regierungen nach der Vorlage und deren Begründung den ernsten Willen haben, die zweijährige Dienstzeit einzuführen. Wie die Regierungen sich zu dem Antrag Bennigsen stellen würden, könne erst als Ergebniß ihrer Berathungen festgestellt werden, wenn ange nommene Anträge vorlägen. Nach einigen Bemerkungen des General majors von Goßler wird die Fortsetzung der Berathung wegen Beginns der Plenarsitzung auf morgen vertagt. —— Sächsisches. " " " — Ein Seuchen-Kongreß der hygienischen Aerzte Deutsch lands und Oesterreichs findet am 24., 25. und 26. Mai d. I. in Dresden statt, der sich mit der Frage der Seuchenbekämpfung be schäftigen soll. Es wird die Aufgabe des Seuchen-Kongresses sein, allgemeingiltige, die freie Forschung nicht lahmlcgende, der körper lichen, seelischen und wirthschaftlichen Wohlfahrt gleicherweise gerecht werdende Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung darzulegen, da im laufenden Jahre eine Cholera-Epidemie droht. Der Kongreß wird ein Protest sein gegen jene Richtung, welche die Wissenschaft durch die Gesetze festlcgen will, welche mit Polizeimaßregeln statt durch Volksaufklärung „hygienisch" thätig ist. — Die Eisfnhrt der Elbe ist vorüber. Im Laufe des 13. Februar sind die Eismasscn sowohl innerhalb Sachsens, als auch theilweise in Böhmen zum Aufbruch und Abgang gekommen und haben während der Nacht und im Laufe des gestrigen Vormittags bei dichtgedrängtem Eisgänge und bei ziemlich schnell wachsendem Wasser die sächsische Elbstrecke passirt. Nachtheilige Folgen des Eis ganges sind von keiner Seite gemeldet worden. Der Höchststand am Dresdener Pegel ist am 14. Februar früh halb 7 Uhr mit 222 Zenti Meter über Null erreicht worden. Die Eisversetzungen auf der Moldau, sowie auf der Elbe in Böhmen, sind noch nicht zum Ab gang gekommen. — Eine Wohlthäterin dev Armen verstorben. In Nadebcul verschied am Montag Nachmittag Frau Gräfin Blanken stein. Die Verstorbene war eine der größten Wohlthäterinnen der ganzen Gegend. Kranke und Bedürftige, denen sie stets bereitwilligst und nie kargend Hilfe durch Geld und freundlichen Zuspruch ge währte, sind durch das Hinschciden der wohlthätigen Frau sehr schwer betroffen. — Günstiger Kassen,ibschlufi. Die Rechnung der Stadtkasse in Leipzig für das Jahr 1891 weist in ihrem Endergebniß eine Einnahme von 17,355,972 Mk. 50 Pfg. und eine Ausgabe von 17,219,697 Mk. 54 Pfg. auf, so daß ein Ueberschuß von 136,274 Mk. 96 Pfg. verbleibt. Der Kassenbestand betrug am Schluß des Jahres 1,857,357 Mk. 90 Pfg. Für bereits verwilligte Ausgaben waren hiervon 341,632 Mk. 80 Pfg. abzusctzen, und es war somit für das Jahr 1692 ein Kassenbestand von 1,515,725 Mk. 10 Pfg. verfüg bar (403,626 Mk. 44 Pfg. mehr gegenüber dem vorangegangenen Budgetjahr). — Ein Sohn, der ans den Vater schoß. Aus Leipzig wird berichtet: In der Augustastraße der Vorstadt Gohlis machte der 25 jährige Sohn eines unserer geachtctstc» Mitbürger, des Fabrik besitzers Friedrich, auf seinen Vater einen Mordversuch. Der Herr Sohn, welcher in der chemischen Fabrik des Vaters beschäftigt war, kam mit dem ihm monatlich gewährten Taschengelde von 200 Mark nicht aus, wie er auch sein Eiujährigcnjahr, das er in Wiesbaden abdicnte, gut genossen hat, denn er verbrauchte in ' demselben nicht weniger als 17,000 Mk. Wie gewöhnlich kam „der Sohn seines Vaters" auch Sonntag, bezw. Montag früh erst gegen 3 Uhr nach Hause und wurde vom Vater, einem Millionär, gerade nicht ange nehm empfangen. Darüber ergrimmt, nahm er die Gelegenheit wahr, seinem Vater Vorwürfe über das „geringe Taschengeld" zu machen, und als er entschiedener Ablehnung wegen Erhöhung desselben be gegnete, zog er den Revolver. Durch eine rasche Wendung des Vaters ging der Schuß in das Bein; der liebenswürdige Herr Sohn aber wurde auf Antrag des Vaters noch in der Nacht verhaftet. — Der Nrlieber vcö Geisterspokes in Staitchitz, von welch letzterem wir mehrfach berichteten, ist in der Person des zwölf jährigen Sohnes des betr. Bahnwärters ermittelt worden. Der Spuk spielte sich bekanntlich auf dem Bahnübergänge ab. Der Knabe, welcher seine Rvlle unter Mitwirkung seiner Mutter längere Zeit anssührte, wurde verhaftet. —Jahttövorf, 13. Februar. Vergangene Woche ist hier ein Veteran aus dem deutsch französischen Kriege von 1870/7), der Ziinmcrmmm Heinrich Köhler, aus dem Leben geschieden. Gestern Nachmittag wurde der Verablebte vom hiesigen Militärvcrcin, dessen Mitglied er war, unter zahlreicher Bctheiligung der Kameraden mit militärischen Ehren bestattet. Die Vcreinstrommler schlugen den Traucrmnrsch auf dem Wege nach dem Friedhöfe. Nach erfolgter Beerdigung wurden drei Ehrensalven über das Grab des ehemaligen Kriegers abgegeben. Nach jeder Salve ertönte Trommelwirbel. — Gestern hielt der hiesige Männergesangverein im Saale des „Jelsen- kcller" einen Ball ab, welcher rege Bctheiligung fand. — Erfröre» <n«fgef«mde>» wurde auf Flur Wiera bei Waldenburg ein aus Meerane stammendes Mädchen. Dasselbe soll die Absicht gehabt haben, seine Verwandten in der dortigen Umgegend z» besuchen, hat sich wahrscheinlich in dem Dunkel der Nacht verirrt und ist der Kälte zum Opfer gesallen. —L Sieg««», 14. Februar. Der gestern früh bei d« Jagdschäick tobt anfgefnndene Geschirrführer Lasch ans GcrSdorf (früher Fabrikant) ist, wie die Untersuchnng ergab, am Herzschlag — LSdtlich verrm-lkekl ist in Ostrau bei Döbeln meinem Salksteinbruche der Steinbrecher Seifert aus Zschopau durch herein- brechendes Gestein. — Selbstmorde. Dem 35 Jahre alten Fabrikweber Th. in Meerane wurde das irdische Dasein durch ein körperliches Leiden (Rheumatismus) recht verbittert, weshalb er am Mittwoch vergangener Woche seiner Frau mittheilte, daß er dieses Leben nicht uiehr er tragen könne. Andern Tages war Th. spurlos verschwunden und am Freitag gelangte von Penig die Nachricht an die Behörde, daß ein Meeraner Einwohner dortselbst todt aufgefundcn worden sei. ES war der Leichnam Th.'s; der Unglückliche hatte seinen Entschluß nur zu bald zur Ausführung gebracht. — In Glauchau hatte sich der Weber G. von dort am 7. d. M heimlich aus seiner Wohnung ent fernt und fehlte jede Spur von ihm. Am 13. d. M. wurde er, am Rechen der Schnabel'schen Bleicherei in Niederlungwitz angeschwommen, bemerkt und herausgezogen. Der sofort hinzugerufene Arzt kon- statirte, daß G. bereits vor mehreren Tagen sich ertränkt und so lange im Wasser gelegen habe. Langwierige Krankheit und dadurch hervorgerufene Schwermuth des bald 69 Jahre alten Mannes dürften die Ursache dieses traurigen Schrittes sein. — In Löbtau bei Dresden erschoß sich der Hausbesitzer Thiemer in Folge körper licher Leiden. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. m» Sremrke «nserel «lalle» «erde» ersucht, uns wichtige Begebenheiten gütig» «itt-Helle». Chemnitz, den 15. Februar 1893. —r—. Allgemeiner Hansbefitzrrverel». In der gestern Abend unter ungewöhnlich zahlreicher Betheiligung im Speisefaale der „Linde" abgchaltenen Monatsversammlung dieses Vereins wurde zunächst eine stattliche Reihe von geschäftlichen Eingängen und Mit theilungen zum Vortrage gebracht. Soweit dieselben überhaupt eine Beschlußfassung nöthig machten, wurden sie zur Erledigung dem Vorstande überwiesen. Ueber die Einzelheiten des am 4. Juni d. I. stattfindenden 25jährigen Stiftungsfestes des Vereins, bez. über das vom Vorstande hierfür entworfene Programm soll eine spätere Versammlung bindende Entschlüsse fassen. Von allgemeinerem Interesse war die Mittheilung des Herrn Vorsitzenden über das Er- gcbniß der nochmaligen Rücksprache, welche derselbe betreffs einer früher angeregten Frage an Rathsstelle mit den maßgebenden Per sönlichkeiten gehalten hat. Danach wird das unberechtigte Mitnehmen von Haus- und Stubenschlüsseln durch ausziehende Micther seitens der hiesigen Polizeibehörde unter gewissen Voraussetzungen und im Allgemeinen als Diebstahl angesehen und verfolgt. Diese Mittheilnng wurde von anderer Seite auf Grund eigener Er fahrungen dahin ergänzt und vervollständigt, daß auf diesbe züglichen Antrag derartige Miether auch seitens des Gerichtes zur Herausgabe der Schlüssel veranlaßt und unter Umständen sogar zur Zahlung der aiitheilige» Miethe für die von ihnen unbefugt unter Verschluß gehaltenen Räumlichkeiten verurtheilt würden. Hin sichtlich der Wohnungskarten, welche Eigenthum des Miethers sind, konnte nur der bereits früher ertheilte Bescheid wiederholt werden, daß auf Grund der gegenwärtigen Vorschriften für das Meldcwesen der Miether zur Abgabe seiner alten Wohnungskarle nicht gezwungen werden kann, sondern auch ohne diese eine neue Karte erhalten muß. Ferner machte der Herr Vorsitzende Mittheilung über eine ihm kurz vor der Versammlung telephonisch zugegangene Nachricht betreffs der Aufnahme der Arbeiten für die elektrische Straßenbahn, über welche wir an anderer Stelle berichten. Eine längere Aussprache entspann sich über die Besteuerung des städtischen Grundbesitzes. Allgemein war man der Ansicht, daß die gegenwärtige Vertheilung der nun einmal aufzubringenden Abgaben den Grundbesitz in einseitiger Weise belaste und eine Revision der diesbezüglichen Bestimmungen in der Richtung auf gleichmäßigere Belastung aller Steuerzahler nöthig sei, nur über die hierfür cinzu- schlagende» Wege war man nicht ganz einig. Schließlich übertrug man die weitere Verfolgung der Angelegenheit dem Vorstande und einer diesem beigcgebenen Kommission, in welche die Herren Kunath, Müller, Nestler, Riedel, Schuffenhauer und Vogel gewählt wurden, für deren Berathungcn ein Mitglied die Beibringung von statistischem Material in Aussicht stellte. Zum Schluß fanden noch die Vorgefundenen Fragezettel entsprechende Erledigung. — Für die Durchführung der Trennung des Real gymnasiums von der Realschule hat der Sonderausschuß, welcher mit der Berathung der für die weitere Entwickelung der Realschule maßgebenden Fragen betraut war, in einem ausführlichen Berichte an den Rath bereits Ostern dieses Jahres als den ge eigneten Zeitpunkt bezeichnet. Unter Vorbehalt des Beitritts des Stadtvcrordiieteu-Kollcginms hat sich der Rath in einer seiner letzten Sitzungen hiermit einverstanden erklärt und den für die Organisation der künftigen Realschule ausgestellten grundlegenden Bestimmungen seine Genehmigung erthcilt. Es darf dies Wohl als ein weiterer Fortschritt in unserem schon jetzt hoch entwickelten Schulwesen be trachtet werden. — Unsere elektrische Straßenbahn. Die schon Jahre lang unsere Einwohnerschaft beschäftigende Angelegenheit der Ein führung des elektrischen Betriebes für unser Straßcnbahnnetz in Ver bindung mit der längst gewünschten Erweiterung desselben geht nun mehr ihrer Verwirklichung entgegen. Wie wir aus sicherster Quelle erfahren, sind am heutigen Tage dieerstenAusführungsarbeiten in dieser Angelegenheit in Angriff genommen worden, indem man zunächst in der Reitbahnstraße mit dem Anbringen der eisernen Rosetten für die Befestigung der Leitungsdrähte den Anfang gemacht hat. In richtiger Würdigung der Wichtigkeit dieser Neuerung für die Besserung unserer Verkehrsverhältnisse hat die Straßenbahn- Gesellschaft bei der überwiegenden Mehrzahl der hiesigen Hausbesitzer mit ihrem Ansuchen auf Ausstellung eines Reverses über die An bringung jener Rosetten das bereitwilligste Entgegenkommen gefunden, so daß sich die Aufstellnng der unschönen, unter Umständen auch den Verkehr störenden Träger vor den Häusern wenn nicht ganz ver meiden lassen, so doch nur in verschwindend wenigen Fällen nöthig machen wird. — Mit dem hoffentlich nicht mehr fernen Eintritt der besseren Jahreszeit dürften dann auch sofort die übrigen Ausführungen, baulichen Veränderungen u. s. w. in Angriff genommen werden, wodurch vielen fleißigen Händen Gelegenheit zu lohnendem Verdienst geboten wird. —r. Braiivbericht. Gestern Nachmittag gegen '^4 Uhr war in dem Dachboden des Hotels zur „Deutschen Eiche" am Brühl, ver- muthlich infolge unvorsichtigen Umgangs mit Feuer, ein Schadenfeuer zum Ausbruch gekommen. Die sofort benachrichtigte und schnell auf der Brandstelle erschienene Berufsfeuerwehr mußte, da dem Brand herde über die nach dem Dachboden führende eiserne Wendeltreppe wegen der überaus starken Rauchentwicklung nicht beizukommen war, von außen das Dach einschlagcn, hatte dann aber schnell mit zwei Schlauchleitungen das Feuer bewältigt. Die BeräumungSardeiten. zu denen eme Anzahl Pioniere hinzugezogen wurden, zogen sich noch bis
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