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Sächsische Volkszeitung : 06.08.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192108061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210806
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-08
- Tag 1921-08-06
-
Monat
1921-08
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 06.08.1921
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SLchstsch» Sc »nabend den 6. August 1021 Nr. 170. Seite 9 Das Wet rüsten Irland wobl noch nickt die Lehre erhalten, daß nationale »nd wtrt- ichaltliche Bestrebungen nicht durch Bajonetic entsch^ede» werden können. Wir wollen alaubcn, daß die Vertreter von Frankreich, Italien und Amerika dem englischen Projekt nicht beistimmen. Wir eiklärcn. daß wir eine Verg waltienna unserer Forderuaaen hurch den Obersten Rat für einen Kamps anseben Gewalt wird gegen eine einhe tliche Front stoßen. Bajonette fürchten wrr nicht. Koset, 4. Anouü. Gestern griffe» 60 di» 70 Insurgenten an» Taiischau die Stadt Ujest an. Landleule und Polizei vertrieben die Angreifer- Reuthen, 4. August. In die Stadt bat erneut ein starker Flüchtling» st ro m besonder» au» den Landgemeinden Frieden»» bütte, HubnluShnlte nud Hobenltnde eingesetzt- Auch von Bleiwitz wnd starke» Anwachsen de» FlüchtlingSznstromeS gemeldet. Au» dem Kreiie Tarnowitz mehren sich die Klagen der deutjchen Bevölkerung Über Ulbergriffe der polnischen Ort»rvehr. Vor dem Polenaufstand Breslau, b. August. Au» den Dörfern der Kreise Ratibor und Roienberg kommen alarmierende Nachrichten. An der polnischen Grenze zeigen sich starke Truvpenmasicn, besonder» viel Artillerie. Tie Polen lenden Drohbriefe au», in denen die Deutschen aufgeiordert werden, bi» zum 8. August da» Abstimmungsgebiet zu verlassen, weil an diesem Taoe der Ausstand beginne. Infolgedessen hat eine große Deutsch en fl ucht eingesetzr, die trotz aller Be schwichtigungen der Frarzoscn dauernd an Umsang zunimmt. Ferner wird gemeldet, daß die Insurgenten bereit» wieder in den Kreis Tarnowitz vorgestoßen- Königsberg, 8. August. Die Polen haben zirka 10 Kilometer von der deutsche» Grenre entfeint schwere Geschütze und Maschinen gewehre mit der Fronr nach Deutschland eingebaut. Diese sollen »um Angriff auf Ostpreußen verwenaet werden, fall»^ r» zu Zwiüigkerierr zwischen Dent'chland und Polen bei Lösung der ober- schlesischen Frage kommen soll. Daß die Polen mit einem Einsalle rechnen, beweist, daß eine weitverzweigre Spionage eingesetzt hat. Zahlreiche Spione sind von den deulschen Grcnzwächtern bereit» fest» genommen worden. Knndgcbung de« Reicheverbamde« de» deutschen Industrie Berlin, 4. August. Der Reichsverband der deutschen In dustrie erläßt eine Kundgebung, in der es heißt: „Die Forderung der Erhaltung Oberschlesiens als wirtschaftlicher und politischer Einheit beruht nicht nur ans rechtlichen, sondern auch auf na türlichen und wirtschaftlichen Gründen. Oberschlesien ist mit allen Lebensfäden mit dem deutschen Mutterlands verbunden. Bezüg lich seiner Ernährung ist es von jeher ans den Bezug von Lebens mitteln aus den benachbarten deutschen Provinzen angewiesen gewesen, und seine industrielle Abhängigkeit von Deutschland ist noch stärker als die landwirtschaftliche. Die Lebensfähigkeit Ober- schlcsiens ist daher durch sein ungeteiltes Verbleiben bei Deutschland bedingt und seine LoSlösung würde eine jede Arbeit sür die wirtschaftliche Wicderaufrichtung Mitteleuro pas aufs äußerste erschweren, wenn nicht völlig unmöglich ma chen. Es ist ein integrierender Bestandteil des deutschen Wirt schaftskörpers. Ter Neichsverband der deutschen Industrie verlangt mit allem Nachdruck, daß Oberschlesien auch mit Rücksicht auf den unlösbaren technischen Zusammenhang des Industriegebietes unge teilt beim Deutschen Reiche verbleibt und sieht hierin die alleinige Voraussetzung für die Erhaltung Oberschlesiens als blühendes und zukunftsreiches Wirtschaftsgebiet. Was Deutschland ohne Oberschlesien wäre Unter dem Titel „Die wichtigsten wirtschaftliche» Folgen einer Abtrennung Oberschlesiens von Deutschland" hat die Reichs- regiernng eine Schrift heransgebracht, die klar erkennen läßt, was Oberschlesien für das deutsche Wirtschaftsleben bedeutet. Deutschland verlöre einen großen Teil seiner Kohlenbasis, einen erheblichen Teil seiner Eisenbasis, den überwiegenden Teil seiner Zinkproduktion,' cs würde damit für seine wichtigsten industriellen Rohstoffe aus einem Ansfnhrlnnd zu einem Einfuhrland. Ohne eine ihren Bedarf deckende eigene Kohlen- und Eisenbasis kann Deutschland als Industrieland nicht weiterbestehcn. Tie Industrie aber gibt Deutschland allein die Möglichkeit, seine Bevölke rung von über 60 Millionen, von denen 40 Millionen von den Erzeugnissen des Heimatlandes leben können, zu ernähren. Deutsch land muß heute, nur uni nicht zu verhungern, noch viel mehr industriell tätig sein, und viel mehr exportieren. Wie aber soll die deutsche Industrie die vermehrten Leistungen vollbringen, wenn ihr die unentbehrlichen Rohstoffe entzogen werden? Ver liert Tcutschand die oberschlesische Montanindustrie, so kann es wcder die Reparationsleistungen, noch die Ernährung seiner jetzi gen Bevölkerung vollbringen. Ter Stand der Wirtschaft würde um Jahrzehnte znrncksinken. Auch die Rückwirkung auf die Weltwirtschaft wäre katastrophal. Als Käufer aus dem Welt märkte würde Tentschlcind überhaupt ausscheiden. Büßt Deutsch land aber seine Kaufkraft ein, was unausbleiblich eintreten muß, wen» seine industrielle Weitcrentwickelung und seine Ausfuhr fähigkeit eingeschränkt sind, so würden sich hiermit notwendig einschneidende Wirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft ergeben. Kvtederh erstell«», de» britische« Besatzung»,on. Während England im Jahre 1919 nicht allein Köln, sondern auch die weitere Umgebung Köln» besetzt hielt, war ein großer Deik der Besatzung nach und nach durch Franzosen erseht worden. Bekanntlich ist seit einiger Zeit sogar ein Teil der Stadt Köln durch Franzosen besetzt. Wie nun die „Rheinische Zeitung" an» zuverlässiger Quelle erfährt, soll binnen kurzer Zeit die britische Besatzungszone wieder ausgedehnt werden. Köln und Bonn wer den wieder ausschließlich britische Besatzung erhalten. Ei» franzSfischer Neinfall Metz, 4. August. Die Metzer Bolktzeitung berichtet über «inen Borsall, der beweist, in welcher Weise mau in Frankreich egen die deutschen Ware» Sturm läuft. Nach der Darstellung es genannten Blattes benötigte die elsaß-lothringische Eisenbahn- Verwaltung sechs große Bohrmaschinen, wie sie vor dem Kriege von der Firma Lanz in Mannheim geliefert worden waren. Ter Form halber forderte man diese Firma zu einein Preisangebot auf, das auch bereitwillig abgegeben wurde. Und zwar ver langte die Firma für jede Maschine 60 000 Frs. Ter Ingenieur Principal wollte aber von diesen deutschen Maschinen nichts wis sen und wünschte, die Maschinen aus Frankreich oder einem alliierten Lande zu beziehen. Ein entsprechendes Angebot kam jedoch nur aus England. Allerdings kostete die Maschine nicht 60 000, sondern 200 000 Frs. Trotzdem erhielt die englische Firma den Auftrag. Die Maschinen trafen ein. In Bischheim ging man sofort daran, eine dieser Maschinen aufzustellen, da sie drin gend gebraucht wurde. Als sie fix und fertig aufmoirtiert stand, entdeckte man zur großen Ueberraschung der französischen Boy- kottisten, daß die englische Maschine von der Firma Lanz in Mannheim stammte. Sie hatte nur auf dem Unrivege über Eng land eine fast dreieinhalbfache Preissteigerung erfahren. Notruf einer rheinischen Frau Die „Frankfurter Zeitung" veröffentlicht ei» Schreiben einer deutschen Frau aus dem besetzten Gebiet, aus dem hervorgcht, wie familieiizerstörend die Beschlagnahme der Wohnungen und Haushalte wirkt und wie rrervcnzerrritterrd es für die Frauen ist, im eigenen Hause nur geduldet zu sein. „Wielange müssen mir noch heimatlos sein im eigenen Heim? Nun sind es nahezu drei Jahre, daß wir deutschen Frauen unter den quälenden Zuständen der Besetzung leiden. Wir sind Fremde im eigenen Heim, in das man uns Familien hineinsetzt, die darin nach eigenem Gutdünken schalten und walten, und denen wir prompt alle Wäsche, die Bett-, Tisch- und Knchenwäsche — kurz, was »ran außer der Leibwäsche zum Haushalte benötigt, zu stellen, zu waschen und in Ordnung zu halten haben. Ich frage hier einmal: Was haben wir Frauen denn verschuldet, daß wir nun die Hnns- hälterinnen dieser Familien sein müssen? Ist das der Friede, um den wir Frauen in stillen Nächte» zu Gott beteten? Sind gerade wir Frauen dazu auserlesen, weiter zu leiden, wenn die Welt wieder arrhebt, freier zu atmen? WaS ist denn überhaupt die Welt, das Leben, wenn wir nicht ei» Plätzchen haben, das uns gehört, uns Frauen ganz allein, wohin niemand kommen darf, den wir nicht wünschen. Wo wir unsere Freude hinansjnbeln, unsern Schnrerz beweinen können." Dieser Notschrei spricht Bände. Hoffentlich werden ihn auch jene hören und verstehen, die vor allem in der Lage sind, dieses Leid zu milder». Allerdings — das bisherige Verhalten der französischen BesahungSbehörden läßt nur geringe Hoffnung, daß künftig diese Stellen mehr Rücksicht üben werden. Das deutsche Privatvermögen in Amerika Gens, 8. August. Ter „Herold" meldet ans Washington: Der Präsident hat den Antrag an den Senat unterzeichnet, wo nach die deutschen Privatvermögen znm 1. Oktober srei- gcgcben werde», wobei eine vierwöchige Sperrfrist sür Scha- dencrsatzanmcldnngen wegen der Freigabe Vorbehalten bleibt. Das Vorrecht der amerikanischen Küstenschiffahrt Paris, b. August. Nach einer Hcwasmcldnng ans Washing ton verlautet dort, daß Präsident Harding die Führer der repu blikanischen Gruppen im Senat davon verständigt habe, daß er gegen eine baldige Besprechung des Vorschlages des Senators Sorah sei, der darauf Hinziele, das frühere Vorrecht der arneri- kanischcn Küstenschiffahrt wiederherznstellen und den Pancrina- kanat zu benützen, ohne dlbgaben zu bezahlen. Es heißt, Harding wünsche, die Möglichkeit eines Konfliktes mit Großbritannien und anderen Nationen in der Angelegenheit dieses amerikanischen Vorrechtes zu vermeiden. Er ziehe es vor, daß die Frage erst nach der Abrüstungskonferenz besprochen werde. Eine frühere Debatte könnte ein Hindernis für den Erfolg dieser Konferenz sei». Man glaubt außerdem, daß Harding vorziehcn werde, diese Frage aus diplomatischem Wege gelöst zu sehen. Nichtsdestoweniger scheint Senator Sorah geneigt zu sein, ans der Besprechung dieses Ge setzentwurfes zu bestehen. London, 4. August. Der Finarrzsekretär der Admiralität Amery erklärte im Unterhause bei der Anforderung von 11 875 600 Pfund Sterling znm Ban von vier Schiffen der Hoodklasse: Die britisthe .Hochseeflotte sei so gut wie veraltet. Augenblicklich we ^ ' Flotte von Schlachtschiffe» ge baut von einem Thp, der st ec Schlacht von Jütland anderen Typs unvergleicklnn überlegen gezeigt habe. Japan habe acht solcher Schisse im Lau und plane den Bau von acht weiteren. Im Jahre 1925 werde Amerika zwölf dieser Schisse besitzen. Amery sagte gleichfalls, in der Flotterrstärke jeder Macht sei der Mindeststand Großbritanniens maßgebend. In der Debatte sagte Lady Astor, England werde zur Washingtoner Abrüstungskonferenz nicht als eine Macht drnie,, NangeS gehen. Bellaire meinte. daS japanische Pro- gramm sei die Ursache des heutigen Wettrüstens. Churchill warnte vor einer Schwächung der britischen Flotte. England würde sonst zu eine? Macht dritten Ranges herabsinken. Tas Unterhaus genehmigte sodann die für die Flotte geforderten Be träge. London. 4. August. Chambeclain erklärte im Unterhanse, daß bisher der Zeitpunkt sür die Tagung der A b r ü st u » g s- konserenz »och nicht festgesetzt worden sei. Ebenso seien die britischen Vertreter sür diese Konferenz noch nicht bestimmt. Sir Robert Hörne teilte mit, daß daS Kabinett beschlossen habe, rrnier dem Vorsitz von Eric Geddcs einen Ausschuß von Geschäftsleuten zu ernennen, der sich mit der Frage der Herabsetzung der Ausgaben befasse» solle. Da« russische Hnngerelend (Eigener Drahtbericht der „Sachs. V o lks z e i t Berlin, 5. August. Die Sowjctregierurrg hat an all« Staaten erneut Telegramme gerichtet, in denen um Hilfe in de» großen Hungersnot gebeten wird. Pari«» 4. August. DaS lommunistlsche Abendblatt l'Jnter« national veröffentlicht ein Rundschreiben de» Sowjetkommissar« für auswärtige Angelegenheiten Tschiticherin, in dem dieser di« europäischen und amerikanischen Blätter wegen Ucbertreibung der Nachrichten über die Hungersnot arrgrcist. Diese Note erstrecke sich ans zehn Provinzen mit 18 Millionen Einwohnern, für d.rcz dringende Bedürfnisse Ttchitjcherin »8 Millionen Vud Getreide als notwendig bezeichnet. Bi» 16. September würden 18 Millionen P»d Getreide gebraucht, die aber möglicherweise zum Teil ans dm nicht von der Trockenheit geschädigten Teilen Rußland» z« beschaffen lein würden. Paris, 4. August. Ministerpräsident Briand hat der Press« mitgetcilt, er werde den Alliierten Vorschlägen, auf die Tagung des Obersten Rates nach der Prüfung des oberschlcsische» Pro blems die Frage zu setze», ob für die verbündeten Staaten di« Möglichkeit besiehe, in allen hnmnnitäreir Fragen mit den Ver einigten Staaten zilsnmmenzucrrbeite», »nd sosvrt Maßirahinen zu trcsfen, unr der Hungersnot im Wolgagcbicte entgegenzn-i trete». / Ausbreitung der Cholera nach Polen Berlin, 6. August. Nach polnischen Blättermeldunge» bat sich die Choleraepidemie bereits auf polnisches Gebiet ausge dehnt. In der Gemerrrde Luniec und in Wolkovicz wurden eimze Cholerafälle konstatierl. Die Sicherheitsvorkehrungcn gegen die Cholera werden durch die mangelhaften Sernitätk-Verhälmiss« sehr erschwert. Der Anjstand in Marokko Madrid, 8. August. Nach einem amtlichen Berichte an» Me'illa dauern die Feuersbrünste in der Ortscha't Nador irrt. Der Rauch macht es unmöglich, sich mit Selnan und Arruit zu wc. ständigcn. Der Babnhof von Selnan und verschiedene andere Gc- bärioc stehen in Flammen. Ern Tilcgramm dc» Generals Navarca, das in der letzten Nacht cingclanfen ist, teilt mit, daß der Fe,nd dis Beschießung wieder begonnen habe. Paris, 6. August. Aus Marokko wird gcmcldek, daß die Er hebung der Rinnaroklancr an Au? dehn urig gewinnt und bc-cits ans die französische Zone übergrcift. Tie ein estchlosscncn spani ckeri Truppen auf dem Berge Arruit nnd irr Sclnna, im Siidcn vo» Melilla, werde» durch Flugzeuge von Mclilla aus verprcwiansic t. Madrid, 5. August. Haisnli soll der spanischen Realer n- angeboten haben, er wolle die gesamte spanische Zone in Maioklo pazifizieren, wenn man ihn zum Kalifen de» Suitan» sür die spanisch« Einflubzone ernenne. Der Zwischenfall in der Kolabucht Kristiania, 4. August. „Tromsös Stifts Tidcnde" verölst»!- licht eine Mitteilung des Chefs der deutschen Miiicnjnchswtuile als Antwort ans eine Anfrage darüber, wieweit die von rujsstcher Seite ausgestellten Behauptungen über den Zwischenfall in der Kolabucht den Tatsachen entsprechen. ES heißt in der Erklärung: Sämtliche Behauptungen sind unwahr. Die Flottille war in di« Sächsische Volkszeitung — Nr. 179 — 6. August 1921 Aschenbrödel Origiiicuronian von Erich Ebenstein Copyright 1919 by Grciner u. Comp., Berlin W. 80. (Nachdruck verbalen) (10. Fortsetzung.) „Sie dankt sür die Blume». Vom Kommen schreibt sie nichts," antwortete sie dann, als die Mamsell sich entfernt hatte. „Durnine Trine," murmelte der Baron zwischen den Zäh. neu und stand auf. „Na, dann rnag sie eS eben bleiben lassen I OUcirtal wird deswegen nicht zugrunde gehen!" Drüben auf Osterloh war alles unverändert. Graf Rons- Perg merkte nicht einmal, daß eine fremde Dame Frau Bau- nranns Platz an seinem Bert einnahni. Er war sehr blaß nnd sprach beständig leise vor sich hin, ohne daß man mehr als hier und da ein Wort verstehen konnle. Der Barvn machte inzwischen draußen die Haushälterin mit seine» Beschlüssen bekannt. Er hatte vorhin nach der Stadt telephoniert, aber^ den Bescheid bekommen, daß eine Pflegerin für Osterloh gegenwärtig gan,, ausgeschlossen sei. Man brauche jetzt alle Hände in den Lazaretten. „Also müsse» wir uns eben selbst behelfen, so gut es geht, Meine Frau wird tagsüber den Kranken betreuen, unsere Mam sell den Nachtdienst übernehmen. Sic ist sehr tüchtig und kann sich daher bei Tag ausschlafen. Auf die Wirtschaft werde ich selbst ein kluge haben, bis der Herr Graf wieder gesund ist. Nim noch eins, Frau Barrmarm: Sind Verwandte da, die man vielleicht von der Erkrankung des Herrn Grafen verständi gen muß?" „Nein, niemand. Es leben nur entfernte Verwandte von ihm nnd der Herr Graf hat seit vielen Jahren jede Verbindung mit ihnen abgebrochen." «So, so. Also wirklich ganz menschenscheu! Armer Man»! Sc was rächt sich daun ja freilich immer — aber natürlich, mich geht» nichts an." Draußen fuhr der Wagen mit dem Arzte vor »nd Frau Baiimarrn eilte hinaus, ihn zu empfangen. 7. Kapitel. Isolde saß in ihrem Boudoir und schrie» an Eckert. „Mein lieber Elert! Du hast ganz recht, niir Vorwürfe zu machen, daß ich o selten schreibe. Nur — ich hasse Briefschrciben! Es ist och nur ein ganz armseliger Ersatz sür das Wort von Mund zu Mund. Du meinst freilich, es sei sehr wichtig bei Ver lobten. Man lerne sich dadurch erst eigentlich kennen, indem man seine innersten Gedanken gegenseitig auSspreche. Aber ich bitte Dich — wieso? Wenn ich zn»r Beispiel an Dich denke, dann husche» mir tausend Gedanken zugleich durch den Kopf, süß, unklar, verliebt . . . ;,„d ein paar davon höchstens könnte ich doch nur iriederschreiben. Nnd wahrscheinlich würden sie Dich dann noch fremd anmuten. Denn alles, rvaS ich jetzt hier tue und denke, muß Dir doch fremd nnd fern erscheinen wie Dein Lstbcn und Deine Tätigkeit mir! Du schreibst von Kampf und Sieg, bist mehr begeistert denn je! Ich — Gott, ich lebe hier nur den Alltag weiter, ärgere mich, larigweile mich, und finde, daß eine Strohbraut ein sehr bedaueruS- wertes Geschöpf ist! Aber da Du behauptest, Dich interessiere jede Kleinigkeit aus »reinem Leben, will ich Dir gehorsam berichten, was eS Neues gibt bei uns. Viel ist es ja nicht. Also zuerst: Unser leider so zusammengeschmolzerrer Freundeskreis ist durch eine neue Persönlichkeit bereichert worden. Einen Mexikaner namens Perez, der sich Europa arischen will und hier sein Herz entdeckt zu haben scheint — für Brigitte nämlich! Er sitzt fast jeden Abend hier und schmachtet sie mit Tr. Halbau um die Wette arr. Der Tritte im Bunde ist Frätzchen Hcitzmann. Ja Du — denke nur — der ist immer noch hier! Kokettiert nrit seiner Sehnenzerrung und macht Brigitte den Hof, ui» mich zu ärgern, das heißt ich ärgere mich naiürlich nicht. Ich finde es nur albern, daß er mich in dieser Weise für meine Verlobung mit Dir strafen will! Denn das ist sicher der Grund. Du weißt ja — Papa, der in Fritzchcn immer den Sohn liebte, den ihn selbst das Schicksal versagte, war früher ganz in die Idee verrannt, daß wir e!» Paar würden und Fritz war almchfall-S überzeugt davon. Nun pocht er nach wie vor auf seine Stellring hier rin Hanse, wo er immer wie ein Familien,sied behandelt wurde und erlaubt sich, wich in dieser Weise herauSzufordcr». Demi eine dreiste Herausforderung ist eS doch, daß er mir diese Komödie mit Brigitte vorspiclt, nicht wahr? Mir sozusagen beständig z» ze'gen: Ich mache mir gar nichts dar aus! Die erste Beste ist mir heute genau so viel, wie Du gestern! Meine Antwort ist jetzt: ich schneide ihn völlig. Trotz dem kommt er täglich, wen» wir daheim sind und findet sich regelmäßig überall ein, wo wir u»ö amüsieren wollen: i» Konzerten, Theatern, auf t er Rennbahn »sw. Immer taucht er plötzlich vor uns auf. grüßt mich kühl wie eine Fremde und nimmt seinen Platz neben Brigitte dann ein wie etwas Selbst verständliches. Eigentlich hofft« ich, der Mexikaner würde ihn nun verdrängen, aber es scheint nicht so. Ich werde wohl nächstens dein dummen Spiel ein gewaltsames Ende mache» müssen und ihn emsach vor die Tür setzen." Isolde warf die Feder hin und starrte ärgerlich auf Elens Bild, das vor ihr auf dem Schreibtisch stand. Wozu schrieb sie Eckert dies alles eigentlich? Er würde sich vielleicht noch ärgern. Begr'ff doch niemand, nicht einmal Papa, wie der Aergcr über diese Sache sic heimlich beinahe erstictie. Sie vertiefte sich in Elerrö Brld. Ach ja — er war süß mit drin sonnigen offenen Blick nnd dem verliebten Lächeln in» den feirrgesöhnittenen Mund. lind er hatte eine so besondere Art, alten LiebeSwccwn neuen Glanz zu verleihen, als hätte »ie zuvor auf Erden se noch ein anderer Mann gebraucht — keiner konnte das wie er. Trotzdem — ElertS Brld verschwamm vor ihren Augen und ein anderes reckte sich dahinter auf. Ein Kopf mit barte», eckigen Linien, schwarzem Kraushaar und Hellen Auge», die sie kalt, klug und spöttisch «»blickten: Fritz Heitzmanns Kopf. Isolde preßte die Hände an vie Schläfen. Immer er! Wie sie ihn haßte! — Wen» sic nur envas fände, unr ihm die Demütigung heimzuzahlen» die er ihr Un tat! Aber da war nichts — nichts — Unten fuhr ein Auto vor. Sie zuckte zusammen und sprang auf, um durch das Fenster hinabzuspähen, obwohl sic daS er, entümliche fanfareuartige Tuten sofort erkannte. Ja — er war eS! Und diesmal kam der Mexikaner nicht mit. Fritz Heitzmann allein entstieg den, Wagen. Eine fieberhafte Unruhe packte Isolde. Es war »och früh. Halbau kam immer erst viel später. Bis dahin säße» die bei den also unten allein im Salon, wen» sie nicht Aber da war ja noch der rinvolleirdeie Brief. Was wir rasch noch schreiben? „Vorgestern waren Deine Csttern hier, lieber Elert," kritzelte sie hastig hin, „leider war ich nicht zu Häusel Es war nämlich Trabrenntag, und da fuhr ich mit der Osterberg schon morgens hinan» auf die Bahn. Brigitte empfing sie und telephonierte mir nachher. Ich wollte natürlich gleich nach Hause fahren, aber die Oftcrberg war nicht fortzubrin- e», da das Rennen gerade so aufregend war! Sie wollt« urchaiis »och die PreiSverteilnng abwarten. Und dann wax cs spät, wir totmüde . . . kurz, ich konnte einfach nicht mehr! Am anderen Morgen fuhr ich selbstverständlich gleich in» Hotel Imperial, wo sie abgestiegen waren. Aber da waren sie be, reits wieder abgercist. Gelt, Du machst ihnen klar, daß eß wirklich nicht meine Schuld war, wenn wir nn» nicht sahens Es tut mir ja riesig leid! Und nun, mein Schatz: Gruß Kuß — Schkußl - Deine Isolde.'/ lFortsehung folgt.
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