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Sächsische Volkszeitung : 10.11.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190711108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19071110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19071110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Zeitung
Sächsische Volkszeitung
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Jahr
1907
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Monat
1907-11
- Tag 1907-11-10
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Monat
1907-11
-
Jahr
1907
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Christliche Wachsamkeit. Als »st- Leute schliefen, kam der Feind säele Unkraul mitten unter den Wetzen und ging davon. Sv Nalib. 1». ks ist eine bekannte Wahrheit, daß Christus, der Herr, .nehrfach angedeutct hat. das Reich Gottes auf Erden, das lst die Kirche, werde nicht aus lauter Guten, Frommen und Heiligen, sondern auch zum großen Teil aus schlechten Elementen bestehen und daß die endgültige Scheidung beider Gegensätze erst in der Ewigkeit eintreten wird. Auf diese Tatsache »vollte der göttliche Heiland auch mit dem zum heutigen Sonntag in unseren katholischen Kirchen vor- getragenen Gleichnis Hinweisen, um gleichzeitig zu betonen, daß alles Unheilige und Böse in der Kirche nicht von ihm und seinen Grundsätzen, sondern von den Feinden Gottes imd ihren sich dazu hergebenden Werkzeugen herrühre; denn er selbst würdigte sich, wie der heilige Evangelist weiterhin berichtet, dieses Gleichnis nachher seinen Jüngern näher zu erklären, wobei er am Schlüsse sagte, daß einst am Ende dieser Welt die Engel ausgesandt würden, um alle, die sich irgndwie Aergernis und Unrecht zu schulden kommen ließen, zur Verwerfung zu sammeln, daß die Ge rechten aber dann leuchten würden wie die Sonne im Reiche ihres Paters. Wir können also nicht verhindern, daß der unberechtigte Vorwurf, die katholisckv Religion sei auch nicht bester wie andere, weil zu ihren Bekennern schlechte ebenso, wie gute gehören, immer wieder erhoben wird. obsckxm wir wissen, daß die Kirche heilig bleibt in ihrem Stifter, Christus, ihren Lehren. Sakramenten und Zielen; uns wir aber an unserem Teil Verbindern können, ist, daß das schlechte Element das gute, das Unkraut den Weizen etlva überwuchert. Daß es Länder und Zeiten gegeben und noch gibt, wo der göttlickre Same und damit die Kirche fast erstickt wurde, lehrt die Geschichte mit ergreifender Stimme; wir brauchen nur an Nordasrika, Kleinasien, das oströmische Reich, Palästina und andere Länder im Mittelalter erinnern; was später in Deutschland, ja in halb Europa geschehen, ist bekannt und in neuester Zeit bietet Frankreich das ivarnendste Beispiel, wx»s geschieht, wenn es an der nötigen christlichen Wachsamkeit fehlt, wenn es zu viele Elemente gibt, die es an der eigenen Selbstbeherrschung, oder an der kräftigen Einwirkung auf die inneren staatlichen Verhält nisse mangeln lassen, tvenn die guten und gläubigen Glieder der Kirckre meinen, mit einer gewissen, oft nur angelernten mechani'chen Frömmigkeit sich der Lethargie, dem gei stigen Schlummer hingeben zu dürfen. Welches aber ist die erste Vorbedingung, daß das Ackerfeld der Kirche im Lande ein verhältnismäßig gur- bestelltes, Vorzugstveise mit Weizen bedecktes sei und bleibe, in dem das Unkraut nur in der Minderheit mit empor wachst? Es ist vor allem die Wachsamkeit eines jeden über sich selbst, denn da zunächst gilt das Wort: Während die Leute schliefen, kam der Feind und säete Unkraut. Jeder, wer da meint und wünscht, daß er mit zum Reiche Gottes gehöre, darf nicht glauben, daß die äußerliche Zugehörig keit es ausmache, das der erste Anfang zu jenem Geistes- schlafe, welcher so unsagbares Unheil über die Kirck>e, ganze Ländergebietc und einzelne Seelen schon gebracht hat, denn dieser Glaube bildet die Furchen, in welche der Feind Gottes den verderblichen Samen des Unkrautes: Genußsucht. Eitelkeit. Sittenlosigkeit, geistigen Hochmut, Selbstsucht. Auflehnung gegen die rechtmäßige Autorität und dergleichen mehr, ausstreut. Sondern jeder wirklich grundsätzlich Gut gesinnte muß eine gewisse moralische Strenge gegen sich selbst, wie die Seinen, ausüben, im praktischen Leben durch Bescheidenheit und gewissenhafte Pflichterfüllung ein gutes Beispiel zu geben suchen, in religiöser und kirchlicher Be ziehung entschieden und unter manchen Opfern der Bequem lichkeit seine katholisch Ueberzeugung betätigen, um w nach Möglichkeit beizutragen, daß der Weizen in der Kirche kräf tig in die Halme schießt, das Unkraut aber nur dazu dient, die Fruchtbarkeit und den Segen des Weizens um so deut licher erkennen zu lassen. Wenn der größere Teil der Christenheit mit ihren Führern immer nach diesen Grundsätzen gehandelt hätte, gäbe cs wohl nicht die unl)eilvolle Kirck-enspaltung, die teil- lveisc oder vollständig durchgeführte Trennung des modernen Staates von der katholisch»» Kirche in manchen Ländern und anderes derartige Unglück. Doch der Herr der Welt läßt alles, das Gute, wie das Böse, was die Men schen erstreben, wachsen bis zum großen Erntetag, an dem die Entscheidung für die Ewigkeit fällt. Sorgen wir, daß wir dann nicht zum Unkraut geworfen tverden, das zum Verbrennen bestimmt ist, sondern zu jenem Teil der christ- lichn Bekenner, deren Angesicht immerdar nach den Worten unseres Erlösers, leuchten soll wie die Sonne. K. Täckusischer Landtag. II Dresden dm v November ISc.7. Zweite Kammer. Die Etatvorberatung leitete heute der Justizmiuister Tr. v. Otto ein, indem er hinsichtlich des vom Abg. Zimmermann über die Schritte des Verbandes der Juden in Deutschland, die Zulassung der Juden zum Schössen- I und Geschworenenamte betreffend. Gesagten erwidert. > er habe die größte Achtung vor der Unabhängig keit und Selbständigkeit der Richterausschüsse und werde ! sich hüten, diese zu beeinflussen. Tie in Rede stehende Be schwerde sei nicht nnr von dem genannten Verein, sondern auch vonseitcn der mittleren und unteren Beamten erhoben worden Diese Beschu>erde sei einfach den Ausschüssen sämt licher Landes- und Amtsgerichte übermittelt worden, ohne diese in irgend einer Weise zu beeinflussen, und die Be kanntmachung der Beschverde habe ausdrücklich damit ge schlossen, daß die Entscheidung darüber dem freien Ermessen der einzelnen Ausschüsse überlasten bleibe. Auf die Be rufung von kleineren Gewerbetreibenden und dergleichen zu jenen Aemtern betreffend sei bereits früher ein ähnlicher Erlaß ergangen. s Finanzminister Tr. v. Rüger antwortet dein Abg. Zimmermann ans seine Frage um Auskunft über vas Reichssi»anz»r>esen; diese sei vollständig berechtigt, weil sie in der Landesvertretung nicht unberührt bleiben dürfe. Abg. Zimmermann habe unterrichtet sein wollen, u>as in ! den letzten Konferenzen der Finanzminisler der Einzel staaten hinsichtlich der Neichssinanzen beschlossen worden > s sei. Dem gegenüber müsse er erwidern, daß diese Kon- i ferenzen nur in vertraulichen und informatori'chen Be- ! sprechungen über die Reichsfinanzwesen und den Haushalts- " etat für 1008 bestanden haben, Beschlüsse aber nicht gefaß: wurden. Eines könne er jedoch verraten, und zwar daß die Regierungen darüber einig seien, daß das Gebiet der direkten Steuern den Einzelstaaten, das der indirekten aver dem Reich verbleibe; denn würde man den Einzelstaaten , das Gebiet der direkten Steuern entzieh»», so wäre es gleich- s bedeuteich damit, wenn ihnen auch die politische und wirt schaftliche Selbständigkeit genommen umrde. (Abg. Bär: > Nein! Allgemeine Heiterkeit.) Die Einzelstaaten feken nicht nur geduldete und berechtigte, sondern auch not- ! wendige Glieder des Staates und er, der Minister, wolle nickst dazu raten, diesen Bau, das Merk eines großen Mannes, zu gefährden. Minister des Innern Graf v. Hohenthal reagiert auf die Bemerkung des Abg. Zimmermann hinsichtlich der landwirtsckxistlichn Hilfsarbeiter und sagt, es bleibe dahin gestellt, ob in dieser Kalamität bei uns die innere Koloni sation wie in Preußen angezeigt sei. Bezüglich des Be'uckx's der Leipziger Handelshochschule durch Ausländer legt er ziffernmäßig dar, daß die Gebühren derselben weit höhere sind als jene der deutsch»» Reichsangebörigcn und bei An legung von Hörsälen die Inländer zuerst zugelassen »verden. Auch »verde bei der Ausnahme von Ausländern von diesen gleichwertige Vorbildung gefordert. Abg. Lang Hammer weist die Behauptung des Vizepräsidenten Opitz zurück, daß die Nationalliberalen im letzten Wahlkampfe die Unterstützung der Regierung gc- lmbt hätten, nstihrend doch das Gegenteil der Fall gewesen sei. Hinsichtlich der konservativen Presse nimmt er an, Trink,reih'it. „Sire, geben Sic Gedankenfreiheit!" sagt der redstllige Posa bei Schiller. Ich möchte mit ähnlichem 'Schwung sagen: Mitbürger, gebt Trinkfreiheit! Ja, haben wir denn keine Trinkfreihcit? Kann man nicht trinken, so viel man will — wenn nur das Kleingeld ausreicht? Freilich, der Staatsbürger hat das Recht, viel HU trinken, und sogar die Freiheit, zu viel zu trinken. Aber wenn ernichts trinken will oder nur so wenig, dann hört unter Umständen seine Freiheit auf. Tie Unmäßig keit hat bei uns zu Lande mehr Freiheit, als die Mäßig keit oder gar die Enthaltsamkeit. Der Trinkzwang ist leider kein leerer Wahn. Zum Beispiel: Da ist ein junger Mann ausgewachsen am elterlichen Tische, auf dem zum Mittagessen eine Flasche Wasser prangt. Nun muß er aus dem Vaterhause fort in die Fremde, und die Verhältnisse nötigen ihn, fortan in einem Wirtshause sein Mittagsmahl einzunckunen. Ter Wirt sagt: An dem Essen verdiene ich nichts, das Bier muß es bringen! Daß jeder Gast wenigstens ein Glas Bier trinkt, wird als selbstverständlich vorausgesetzt oder ausdrücklich gefordert. Das sogenannte Selterrvasser schmeckt nichr jedem; wer es doch vorzieht, wird schief angesehen oder gar verspottet. Unter den Kameraden gibt es immer „bier ehrliche" Naturen, die für die Wirksamkeit des Trinkzwangcs zu sorgen wissen. Deshalb darf auch das bestellte GlaS Bier nickst ungetrunken stehen bleiben. Tie überflüssige Geldausgabe ist noch nicht das schlimmste; der Jüngling gewöhnt sich daran, das Mittagessen mit Alkohol zu be gießen, und wird vielleicht sein ganzes Leben lang diest Un sitte nicht wieder los. Und es ist wirklich eine Unsitt', in der Mitte eines Arbeitstages Bier zu trinken, weil es die Regsamkeit des Körpers und des Geistes herabsetzt. Jeder SportSmann weiß das und handelt demgemäß. Ein anderer Fall: Ich muß im Lause des Tages in > ein Gasthaus eintreten, uni einen anderen zu treffen, eine Zeitung zu lesen, ein Adreßbuch nachzuschlagen usw. Natür- ^ lich muß ich ctivas verzehren, damit der Wirt seine Ent- § schädigung bat. Will ich alkoholfreie (Getränke haben, die > mir zm'agen, so ist das in den meisten Fällen umständlich und oft auch kostspieliger. Das einfachste ist, ein Glas Bier i für 10 oder 15 Pf. zu bestellen. Mas der Mensch bezahlt, ^ glaubt er in der Regel auch trinken zu müssen. Ein dritter Fall: Tu kehrst abends in ein Wirtshaus ein, um dir nach des TagcS Last und Arbeit ein Gläsckxm oder auch ztvei zu gönnen. Du triffst Bekannte an, was ja an sich reckst nett ist. Aber es gibt Prost-Leute darunter; bald von hier, bald von dort wird dir zugetrunken, und du mußt Bescheid tun, wenn du nicht für unhöflich gelten willst. Dadurch wird dein Deputat schon in die Höhe ge trieben. Aber du willst doch zur bestimmten Zeit nach Hause gehen. „So jung kommen wir nicht mehr zusammen," ruft da ein Kleber Nun gebt das Nötigen los. Man setzt dir zu mit freundlichu Werbungen und mit schlechten Witzen über Hausschlüssel, Pantoffel usw. „Na, nun wollen wir alle zusammen noch den letzten kommen lassen!" -- „Nein, immer den vorletzten." Wenn dein Unglück voll tverden soll, so findet sich in der Gesellschaft ein „Rundewchmeißer", der sich furchtbar groß vorkommt, wenn er für den ganzen Tisch noch eine Lage anfahren läßt. Es widerstrebt dir, auf fremde' Kosten deinen Magen mit Bier zu beschi'eren: aber du fürchtest, bei dem Spender als hochmütiger Spaßt>erderber, bei dein . Wirt als geiziger Geschäftsverderber schief angesehen zu ' Pferden. Also „rin ins Vergnügen!", der Aerger wird schon Nachkommen. In der Tat, es gibt einen Trinkztvang. der noch viel häßlicher und schädlicher ist, als der vielbesprochene Trink- geldzwang. Das Geschenk, das ich nach Gewohnheitsrecht dem Kellner machen muß. kann nur meinen Geldbeutel schädigen; die Getränke aber, die ich anderen Leuten zuliebe daß selbst die konservative Partei mit dieser Presse nicht mehr einverstanden sei, und hofft, daß der Antrag, den die slkationalliberalen auf Aufhebung dieser Presse stellen roer- den, die Unterstützung der Konservativen finden »verde. Redner weist ferner den Vorwurf zurück, daß seine Partei gegen die Betriebsmittelgenossenschst gewesen sei, und behauptet, daß die vielen Lobreden von konservativer und reformerischr Seite auf den Finanzminister bedenklich seien, tveil doch Landtag und Regierung zwei gleich bedeutende Faktoren seien. In weiterem verteidigt er die Blockpolitik und behauptet, daß Sachsen bisher ausschließlich agrarisch und konservativ regiert wurde. Tie Wahlen von 1003 hatten die Ouittung gebracht auf die falsche Richtung in der Negierung der Mehrheit und wünscht, daß die Herren von der anderen mit den Liberalen an einem Strange zielen mögen bei Sckxiffung eines neuen und liberalen Wahlrechtes. Wir werden auch den Sozialdemokraten di« Möglichkeit geben, mit uns um die Palme des Sieges zu ringen, und das wird dazu beitragen, daß viele Kreise aus ihrer Teilnahmslosigkeit gegenüber dem politisch»» Leben anfgerüttelt werden. Redner streift das Gebiet der Schulen und 'agt, daß man bei Hebung derselben (besonders der Fachschulen) ein schnelleres Tempo werde einschlagen müssen. Jnbetreff des rollenden Materials bei den Eisenbahnen veruxüsl er auf die 5tlagen, die aus den Kreisen des Ge- tverbestandes und der Industrie kommen und immer stärker werden, so daß es ein dringendes Erfordernis sei, auf eine ausreickx'nde Vermehrung des rollenden Materials zuzu- kommen. Die n ationalliberale Partei sei Gegnerin der Fahrkartenstener, ebenso fordere sie ein freiheitlicheres und liberales Vereins- und Versammlungsreckst, die Versickerung der Privatbeamten, das Schkgesetz, sie bekämpfe die Aus schreitungen der Börse, doch wünsche sic, daß diese zu einem wirklich nationalen Institut gestaltet iverde. Die Partei sei auch heute noch eine Gegnerin der Umsatzsteuer, stehe aber dafür ein, daß der Mittelstand geschützt und der unlautere Wettbewerb beseitigt werde, die Baufordcrungeu gesichert, das gewerblich Fachschulwesen gefördert werde. Redner will Religions- und Nassenunterschiede ans dem politischen Programm ausgeschlossen sehen und fordert auf, an der nationalen und politisch»» Wohlfahrt des Landes mit zuarbeiten. Abg. Dr. Spieß bemerkt, daß. wenn gewisse Zwistig keiten. wie sie von Langhammers Seite immer wieder her- vorgerusen wurden, wegblieben, man in der Erledigung der Landtagsarbeiten schneller voruxirts kommen würde. Der Vorredner habe auch die Angelegeich'iten der „Neben regierung" trotz der deutlichen Erklärung des Ministers wieder in die Debatte gezogen, »vährend doch dieses Cckstagwort gerade als Wahlparole für die nationalliberalc Partei gebraucht worden sei. Wenn man aber Vorwürfe erhebe, so müsse man auch Beweise dafür erbringen. Der artige Zwistigkeiten möge man außerlxilb des Hauses lassen. Er geht hieraus aus die Besprechung des Etats ein und tritt dafür ein, daß der 25prozentige Zuschlag fallen gelassen werde, ist aber für Besserstellung der Beamten, für ein langsameres Tempo der Schuldentilgung und spricht die Hoffnung aus. daß, wenn nicht der volle 25prozentige Zu- schlag aufgehoben würde, wenigstens ein Teil desselben nach gelassen tverden könne. Sollte aber auch das der Finanz- deputation nickst gelingen, so weide doch überall die Er? kenntnis vorhanden sein, daß jeder dazu beitragen müsse, die Finanzen des Staates ins Gleichewickst zu bringen. Er hebt die Pflichttreue der Beamtenschaft hervor und die Notuvndigkeit der Erhöhung der Lehrergehältcr. Tie Regulierung der Gehälter möge aber schon jetzt in Angriff genommen werden. Wer schnell gibt, gibt doppelt. Auch selbst tvenn der Landtag eine längere Tauer haben oder ein außerordentlicher Landtag einberufen tverden müßte, solle man an die Lösung dieser Frage gehen. Ferner regt er an, daß man dem „Dresdner Journal" die amtlichen Anzeigen der Stadt Dresden und der Umgebung zutveisen möge. Die Einführung einer Wehrsteuer nennt er einen Akt der Ge rechtigkeit und hält auch eine angemessene Erbschaftssteuer für berechtigt. Wenn der Abg. Langhaminer behaupte, vaß durch die Kehle jagen muß, können meinen Magen, meine Nerven, meine Gesundheit, meine Arbeitskraft und sogar mein hä»slick>es Glück sckxidigen. „Es ist ein Unsinn, aber man macht cs doch mal mit." Wer wirklich klug und tapfer ist, sollte sich gegen den Zwang auflehnen, auch wenn er im Gewände der Freundlichkeit austritt. Zu den unver äußerlichen Menschenrechten sollte auch das gehören, nur zu trinken, was man selbst zu trinken für gut hält. Eine gewisse Milderung ist insofern eingetreten, als sich jetzt die kleineren Gemäße mehr eingebürgert liaben. Wie ich vor nahezu -10 Jahren niit dem Studium des Wirts- lxnises ansing, mußte jeder anstäudige (hast wenigstens ein großes Glas einheimischen Bieres für 15 Pf. kaufen; wer den seinen Mann beim „Echten" spielen wollte, mußte wenigstens eine halbe Maß für 3 Silbergroschen sich leisten. Wer damals mit einem „Schnitt" hätte anfangen wollen, der wäre für arm oder für krank gehalten »norden. Jetzt finden sich fast überall sehr anständige Wirtschaften, wo das 10-Psennig Glas für „bierehrlich" gilt. In B.rlin z. B. kann man sogar für 10 Pf. ein Gläschen „EckueS" haben, allerdings nur zwei Zehntel Liter. Ein „kleines" Pilsener oder Münck>ener für 15 Pf. ist gang und gäbe. Die klugen Leute ziehen die „Kleinen" vor, selbst »venu die Bruchteile in der Rechnung etN'as nach oben abgerundet sind; denn erstens hat man immer einen frischen Stoff, der seine Kohlensäure noch nickst verloren hat, und znxstlens kann man bei den kleinen Gläsern besser das bekömmliche Maß innehalten. Wer mehr auf die Güte, als auf die Masse des Getränkes achtet, braucht keinen großen Humpen und mackst keinen „Kuhschluck". Ein Fortschritt ist es auch, daß an die Stelle des reinen Bierausschanks immer mehr das sogenannte Cafä tritt, wo »»'an auch eine Tasse Kaffee oder Milch, ein Stück Kuchen und ein Glas Wasser, eine Limonade oder dergleichn haben kann. Es bleibt nnr zu wünschen, daß man ein Glas gute Limonade, mit echtem, reinem Zitronen- oder Himbeersaft, für denselben Preis erhalten kann, wie ein gewöhn-
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