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S!r. »«4 Donnerstag den 6. Sept. 1S17 «e»o,»prrt», «uSaade X mit Mustr. «eil»-- »iertezihrtl» >c. In »restzen und amu L«tt»- inn» stet Kou» 2.82 ^, ui Oesterreich S.»8 X. «nSgabe « dierteltthritch 2. 1« ^ In Preeden und ganz Deutschimid ftei Hau; 2.82 in Oesterreich 4.»« X. Pie Ed» rinzei-Nummcr 1v Bolkszeiwng erscheint «i »len ocheiitagen ,i«chm«»g;. Sächsische UMsMllg Geschäftsstelle und Nedaktionr Dresden-2l. 16, Holbeinstraße 46 Fernsprecher 21666 Postscheckkonto Leipzig Nr. 14 7S7 Anzeigen: Annalime lwii Meschnilvanzeiae» bi-Z IN Ui», von Znnüicnnnzcigc» bis 11 Uhr Vvrin. Preis iur diePetit-Spniizeilc 25 Z.imRelia- meleü KN Z. Zmmlicn Anzeigen 20 Z Zur nnin-ntlnli geschriebene. sowie durch Zern wieg,er mngegrbene Anzeige» tlinnen wn die licroniworUniNen inr die üiichiiglcu des Teiles nicht übernehmen. Lbrechsinnde der Redaktion: t l—12 Mir borm. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilagc. Die Kriegsschuld Tie Frage der Schuld am Kriege ist für jeden Deut schen zwar vollständig klar, aber es schadet durck-aus nichts, wenn ans dem Lager unserer Feinde ab und zu gewollt oder ungewollt unsere Anschauung bestätigt wird. Mit der ver blüffendsten Deutlichkeit ist nun bekanntlich in dem Prozeß gegen den früheren russischen Kriegsminister Suchomlinow klargestellt worden, wer den riesigen Weltbrand verhindern wollte »nd wer ihn durch Lüge und Ränke entfesselt hat. Das kann nicht häufig genug festgestellt werden. In dein Prozeß sind vor allen Dingen drei wichtige Tatsachen ans Licht gefördert worden: 1. Der russische Generalstabsches Januschkewitsch hatte den deutschen Militärattache in der bekannten ehvenwörtlichen Erklärung bewußt ge täuscht. Er hatte den Gesamtmobilmachungsbefehl des Zaren am 29. Juli schon in der Tasche, erwähnte aber kein Wort davon und betonte das Gegenteil emphatisch! 2. Januschkewitsch bestätigt, daß die russische Gesamtmobil- inachnng, nicht bloß diejenige gegen Oest-rreich-Ungarn, schon a in 29. In l i angeordnet war und durchgefnhrt wurde; 3. Januschkewitsch zusammen mit Ssasonow und Suchomlinow entfesselten gegen den Willen des Z a r e n den Weltkrieg dadurch), daß sie seinen Befehl ans Einstellung der Mobilmachung nicht Folge leisteten und den Zaren belöge n. Die am Weltkrieg nn mittelbar Schuldigen sind damit entlarvt. Man könnte sich über die Offenheit wun dern, mit der die Zeugen die furchtbare Schuld, die sie auf sich geladen haben, eingestehen. Die Erklärung liegt darin, daß sie durch die von ihnen gegebene Darstellung sich selbst zu nützen und vor einer Verurteilung wegen Pflichtvernach- lässignng zu schützen hoffen. Man muß ihnen aufrichtig dankbar sein, daß sie sich von solckstn selbstsüchtigen Beweg gründen und nicht von höhnen politischen Rücksichten haben leiten lassen. Dabei ist -es wichtig, noch folgendes festzustellen: Die G e s a m t mo b i l m a ch n n g Rußlands wurde nicht bloß dem Zaren verschwiegen, sondern vor allein bis zum 2. August dem französischen Volke und dem französisck-en Parlament. .Heute noch hat das französische Volk keine Kenntnis von diesen Vorgängen, sondern wird noch weiter amtlich in der Ueberzengung gehalten, Deutsch land habe einfach eines Tages den Krieg erklärt, unter dein Vorwand, Rußland mobilisiere. Daß tatsächlich Ruß land, bezw. Ssasonow und Suchomlinow, die Vertrauens männer der Pariser Regierung, mit der verhängnisvollen Mobilmachringsordre das Verhängnis in Gang brachten, das ist jetzt mit einer Scksärfe heransgearbeitet, gegen die einfach nicht anfzukommen ist. Für alle Zeiten ist es jetzt auch aus Ferndesmund festgelegt, daß der d eu ts ch e K a i - se r e§ war, der uvch bis zuletzt, da die Würfel schon im Rol len rvaren, den Friedenretten wollte! Die Welt geschichte wird es einmal aussprechen, daß, wenn je, so dies mal Deutschland einen Verteidigungskrieg führt. Welchn Raum läßt die verhängnisvolle Wirkung der russischen Mobilmachung, die jetzt auch mit russischen Zeug nissen bewiesen rverden kann, noch für die Mär von dem zum Neberfall auf seine Feinde entschlossenen Deutschland! Diese Frage sei an die feindlichen Völker mit der Bitte um Antwort gerichtet. Tie Maske ist gefallen,. Suchomlinow ich geständi g. Lloyd George braucht keine Schuldigen mehr zu suchen. E r hat sie und darf dabei nickst vergessen, sich an die eigene Brust zu schlagen, denn er hat auch schon damals in der englischen Regierung gesessen! Der Prozeß schaffte eine Klarheit, die man zwar in Deutschland nicht mehr brauchte, die aber unseren Feinden und den unschlüssigen Neutralen Stoff genug zum Nachdenken gibt, und die den breitesten Massen des Volkes nickst häufig genug mitgeteilt wer- den kann. Die in dem Prozeß gegebenen Aufklärungen finden eine neue Bestätigung in Aeußernngen des Reichs kanzlers, die er gegenüber dem Vertreter des Wölfischen Telegraphenbureaus gemacht hat. Der Kanzler stellt an der.Hand der Tatsachen dabei nochmals fest, daß Deutsch land den Krieg nickst gewollt, sondern, daß er auf englischen Einfluß und unter französischem Druck in Rußland leicht sinnig begonnen wurde. Unser Verteidigungskampf ist da her gerecht- / X Keine friedliche Rede Der Landtagsabgeordnete Lic. Traub ans Dortmund hat inr groben Saale des Curiohauses zu Hamburg vor 2000 Männern und Frauen eine Rede gehalten, worin er eine Reihe von Ausführungen machte, die für das Empfinden der Katholiken tief verlebend sind. Ueber diese in der Versammlung des Unabhängigen Ausschusses für einen deutschen Frieden gehaltene Rede des Abgeordneten Tranb ««»» M i Das Neueste vom Tage l —m-M,»»»»»»» M MW MA WMW (Amtlich. W. T.-B.) Großes Hauptquartier. den 6. September 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Nupprecht: In Flandern blieb die Kampftätigkeit der Artillerien stark, vor allem zwischen dem Heuthonlster Wald und dem Kanal Wern — Comines. Nach Einbruch der Dunkelheit griffen die Engländer zwischen den von Apern auf Poelkapelle und Zonnebeks führenden Straßen zweimal mit starken Kräften unsere Linien an. Beide Angriffe brachen im Feuer und Nahkampf verlustreich und ergebnislos zusammen. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Beiderseits der Straße Laon — Soissons und im öst lichen Teile des Chemin des Dames war die Feuertätigkeit zeitweilig gesteigert. Abends stieß nach Trommelfeuer fran zösische Infanterie südwestlich von Pargnh-Filain vor, kam aber in unserer Abwehrwirkung nicht bis an unsere Hinder nisse. Bei Vauxaillon und am Winterberg verliefen eigene Er kundungen erfolgreich: Gefangene wurden eingebracht. Starkem Feuer nördlich von Reims folgten gegen Bois Soulains ein Teilangriff der Franzpsen: sic wurden zurück- geschlagen. In der Champagne war die Gefechtstätigkeit in einigen Abschnitten lebhaft. Vor Verdun dauert der starke Artilleriekampf, besonders auf dem Ostufer der Maas, an: bisher keine Jnfanteric- tätigkeit. In der Nacht vom 4. zum 5. 9. griffen unsere Flieger London, Southend und Margate an. Brandwirkung der ab- geworfenen Bomben wurde erkannt. Eines unserer Flug zeuge ist nicht zurllckgekehrt. Über dem Festland sind gestern 14 feindliche Flieger und ein Fesselballon abgescl-ossen worden. Leutnant Voß errang den 40. und 41. Luftsieg. Oestlicher Kriegsschauplatz -eeraSsrsnt -es Gen«r«lfel-marschall» Prinzen Leopold von Bayern: Vor der Front der 8. Armee haben die Russen ihren ihren Rückzug nach Norden und Nordosten in Eile fortgesetzt. An der Düna hat der Feind seine starken Stellungen bis Friedrichsladt geräumt. Die bei unserem schnellen Vormarsch bisher nur unvoll ständig festzustellende. Gefangenenzahl und Beute beträgt 120 Offiziere, über 7500 Mann, 180 Geschütze, 200 Ma- schinengewehre, mehrere Kraftwagen und sehr zahlreiches Kriegsgerät aller Art. FrontdeS Senerialobersteu Erzherzog Jossph: In der nordwestlichen Moldau zeitweilig lebhafte Ar tillerietätigkeit und Vorfeldgefechte. HeeraSgruppe d«S Generalfeldmarschalll v. Natensen In den Bergen nordwestlich von Focscrnr scheiterte ein rumänischer Vorstoß bei Muncelul, von einem eigenem konnten Gefangene zu rückgeführt werden. Mazedonische Front: Westlich des Prespa-Sees rvaren deutsche, östliche des Doiran-Sees bulgarische Erkundungsunternehmen von Er- Der erste Generalquartiermeister: Ludendorff. folg. 30 000 Tonnen versenkt (W. T. B.) Berli „ , 5. September. Amtlich. Neue Unterseebootscrfolge anf dem nördlichen Kriegsschauplatz: 30 000 Bruttoregistertonnen. Unter den versenkten Schis- fen befanden sich der englische bewaffnete Dampfer „Cla- verley" mit 6000 Tonnen Kohlen nach Genna, sowie drei aus Geleitzügen herausgeschossene Dampfer, von denen zwei bewaffnet waren, und ein Tankdampfer von winde- stens 4000 Tonnen. Der Chef des Admiralstabs der Marine. berichten ausführlich die „.Hamb Nachr." (Nr. 411 vom 31. August 1917). Abgeordneter Traub fand im zweiten Teile seiner Rede manch gutes und trästiges Wort gegen die Flau,nach.- '.ei und betonte die Notwendigkeit, den sesten Siegeswillen gegenüber schwächenden Einflüssen in unserer inneren Po litik zn erhalten. Was er aber im ersten Teile seiner Rede über die Beweggründe des Papstes bei der Ab fassung seiner Friedensnote sagte, das wird und muß jeder deutsche Katholik mit brennender Scham und mit tiefer Entrüstung vernehmen. Traub will sich „über das Zn- standekommen der päpstlichen Vermittelung nicht äußern, die katholische Kirckx' Hai von jeher ihre eigene Gabe gehabt, ihre Ziele zu verfolgen", »ud im gleichen Atemzuge läßt er diirchblicken, daß die Friedensuote „nur Fühler des Feind es sind, der noch für sich retten will, was er tann". Ten Hinweis auf Elsaß-Lothringen benutzt der Redner zu der unwürdigen Unterstellung, zur A btretuug Elsaß- Lothringens an Frankreich „würde der Papst jeden- falls seinen Segen nicht fehlen lassen. T-as Interesse des Papsttums zeigt sich auch an Elsaß-Lothringen, wenn es im Verein mit Belgien wieder den Heiligen Stuhl zu Füßen liegt. Das wäre des Papstes Wohlgefallen." Als Beweggrund Benedikts XV. bei seiner Friedensanregung, die, wie wir gehört haben, die ausdrückliche Zustimmung des gegenwärtigen Reichskanzlers gesunden hat, gibt Traub an: „Der Papst will seinen Prosit dabei machen. Das steht fest. Er will als die Friedensmachk für die Znkilnst dastehen. Warum kommt er gerade jetzt? Ich weiß keine andere Antwort: Weil es England schlecht ge h t." Solckie und ähnlich Verdächtigungen des Papstes ziehen sich in offenen und refft eckten Wendungen durch den ganzen ersten Teil der Rede Tranks und fanden in der Versammlung, nach den Zeitungsberichten, großen und stürmiscl)en Beifall! Besonders wirkte in diesem Zu- sammenhang auch der Hinweis auf das Jubiläums- jahr d e r R e fo r m a t i o n, das die Protestanken iveni- ger als je geneigt >»acl)e, „eine Friedensvermittelnng aus päpstlicher Hand entgegenzunehmen". Tranbs Rede ist nickt erbaulich zn lesen. Sie beweist, wie sehr die päpstlicl-en Friedensbestrebnngen noch von man- cl-en Seiten verkannt werden und ivelcher Geist trotz des Weltkrieges und twtz der jetzt so noffvendigen Einigkeit in einigen Lagen: herrscht und führende Männer dort 1veder den Burgfrieden achten noch die Einigkeit fördern. Man kann über -die einzelnen Teile des päpstlicl-en Vorschlages denken, wie man null, aber man doch dabei dem Papst nickst Gründe unterschieben, für die man tveder einen Beweis hat, noch einen Beweis lmben kann. Die restlosen und von den edelsten Absichten getragenen päpstlichen Friedensbemühun gen haben in den maßgebendsten Kreisen große Anerken nung »nd Würdigung gefunden. Das sollte doch Leuten wie Traub zu denken geben. Und dam: grundsätzlich noch eins: .Herr Prediger Traub und andere vor ihm haben mit Hinblick ans das Lutherjubiläum ge-um das Papsttum un feine Friedensanregungen protestiert. Wir werden die Protestanten in ihren Reforniationsfeien: in keiner Weise stören: mögen sie Luther und sein Werk feiern, mögen sie als Gegenstück zun: katl>olisck>ei: Peterspfennig, »sie sie selbst sagen, Luthertaler sammeln, mögen sie das Interesse für ihre Kirche bei den Jubiläumsfeiern wieder neu belebenl Darum kümmern die deutsckcen Katholiken sich nicht. Nur um eines bitten sie: die protestantischen Prediger und Red ner mögen bei solchen Feiern aufrichtig sein, und wenn sie die katholische Kirckie und ihre Einrichtungen angreifen, nicht gleichzeitig von „Bruderliebe" spreche::. Und sie mögen ferner darauf achten, daß das 400jährige Jubiläum der Re formation nickt ein „Jubiläum" der 400jähngen Uneinig keit des deutschen Volkes werde! X - Der Weltkrieg Der deutsche Abendbericht (W. T. B.) Berlin. 5. September, abends. Amtlich. Artilleriekampf in Flandern und vor Verdun. Nächtlicher Fliegerangriff auf London er folgreich. Nordfliigel und Mitte der r » wischen 1 2. A r m ee ist im schnellen Rückz n g e. Oesterreichisch-uagarischer Kriegsbericht Wien. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart den 5. September. Oestlicher Kriegsschauplatz. In: Bereiche der österreichisch-ungarischen Stccitkräfte keine besonderen Ereignisse.