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Sächsische Volkszeitung : 22.09.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192109220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-09
- Tag 1921-09-22
-
Monat
1921-09
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.09.1921
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Nr. L1V. Seite 2 « Donnerstag den 22. September 1621 Bundesgenossen, und wären diese auch Beelzebub oder Luzifer. Keine politische Abstinenz dürfe obwalten, sondern leben, arbeiten, siegen müsse die Paro'e sein. Ein Antrag auf Schluß der De batte wird hieraus mit Mehrheit angenommen. Tie Nachmiltagssipung begann mit der Abstimmung über den Koalitionsantrag des Parteivorstandes, den wir in un serer .gestrigen Ausgabe bereits im Wortlaut veröffentlicht haben. In der Re o'utto» ist das Wort „Hrundfordernnge n", die gegenüber den betreuenden Parteien ausgestellt werden sollen', nunmehr durch das Wort ..Mindestforderungen" ersetzt und der letzte Absatz dahin geändert, Satz die Fraktionen im Einverständnis mit dem Parteivorstand über den Eintritt von Parteigenosse» in die Regierung entscheiden sollen. lieber die Resolution in vieler Form wurde namentlich abgestimmt. Die Resolution wurde mit 2 AP gegen 67 Stimmen angenom- men. Damit waren alle anderen zu Vieser Sache gestellten An- träge erledigt. hieraus erstattet Abgeordneter Hoch den Bericht der Reichs« tagssraktion. Er behandelte die traurige wirtschaftliche Lage. Ter Redner führte auS, daß wir vielleicht bereits in einigen Monate» so weit sind, dass alles zuiammenbricht und damit auch die Koatttionsre fteciing. Am meisten leidet die Masse des ar beitenden Polles, während die Großkapitalisten schamlose Aus beutung trieben. Man »niste auspaisen, daß die Großindustrie nicht ebenso alles lahmlege, wir bei der Sozialisierung des Berg baues. TaS Angebot der Großkapitalisten scheine einen bedenk lichen Hintergrund zu haben. Georg Schmitt (Landarbeiier- verband) behandelt die Ernährungssrage. Er bedauert di: Aus hebung der Zwangswirtschaft. Er faßt 'eine Ausführungen in eine Resolution, die die Aushebung der öffentlichen Wirtschaft tadelt und die Regierung ainfordert, den Wucher in Landwirtschast und Handel zu unterbinden. Ilm 6 Uhr wird die Verhandlung aus Mittwoch vertagt. Eingegangen ist folgende Resolution Hermann Müllers zur Außenpolitik: ,.Tie wirtschaftlichen und finanziellen Bestimmungen des Versailler Vertrages haben die Wiederkehr normaler weltwirt schaftlicher Begehungen verhindert. Tie Gesundung der euro päischen Wirtschaft hat die Mitarbeit der ansbanbereiten Kreise aller Länder zur Voraussetzung. Die deutsche Sozialdemokratie war zu dieser Mitarbeit stets bereit und hat insbesondere alles getan, um einen schleunigen Wiederaufbau der zerstörte» Ge biete Nordfrankreichs und Belgiens nach besten Kräften zu fördern. Die dem deutschen Volke durch den Versailler Vertrag a»f- rrlegten Gesamtlasten sind aber auf die Dauer unerträglich, denn dir Schäden des Weltkrieges sind so ungeheuer, daß sic von einem Volke allein nicht repariert werden können. Durch das Sinken der deutschen Währung, das durch daS vatec« landslose Treiben gewisser Börsenspekulanten in .Handel und Industrie stark gefördert wird, gestalten sich die wirtschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu den Ländern starker Valuta immer schwicri:er. In den Ländern hochwertiger Währung steigt die Ar- beitslosigleit fortgesetzt, weil nach den Ländern minderwertiger Valuta eine Ausfuhr fast unmöglich wird. Die Lage der Ar beiterklassen in den Siegerstaaten, in den neutralen Ländern und den Ländern der Besiegten fordert deshalb gleichermaßen ge bieterisch die Revision des Versailler Vertrages. Vor allem aber ist eine schleimige, auf das Ergebnis der für Deutschland günstigen Abstimmung begründeten Entscheidung über das für Denischlnnd lebenswichtige oberschlesische Indu striegebiet erforderlich. Ferner muß die sofortige Aushebung der völlerrechtswidrigen und außerdem dem Versailler Vertrag der völtei rechtswidrigen und außerdem dem Versailler Vertrag widersprechenden militärischen und w i r t I ch a s t l i ch e u Sanktionen im Westen gefordert werden. Tie Anwendung der wirtschaftlichen Sanktionen zerreißt die Zivammcnhänge der deut schen Voliswirtschaft und stört damit den deutschen Wiederauf bau. Tie Anwendung der wirtschastlichen und militärischen Sank tionen lie'ert den Nationalisten Wasser auf die Mühlen und er schwert damit der deutschen Sozialdemokratie ihren Kamps für die Politik der Völkerverständigung. Tie deutsche Sozialdemo kratie ist gewillt, mit allen Mitteln die Reaktion inederzuhalteu und die Republik gegen jeden Ansturm zu sichern. Sie wird dafür sorgen, daß den Reaktionären durch eine fortschreitende Demokratisierung des ge'amtr» staatlichen und öffentlichen Lebens das Haiidwerk gelegt wird, denn das Treiben der deutschen Na tionalisten schädigt das Ansehen des neuen Deutschlands in der ganzen Welt und lähmt im Auslände die Arbeit der Freunde der Revision des Friedcnsvertragcs. Nur als eine friedliebende, zur Znsaiiimenarl eit mit allen Völkern bereite Republik kann Deutsch land nach dem Ergebnis dieses durch die Schuld des deutschen Militarismus verlorenen Krieges fortbestehen. Diese Auf fassung in den weitesten Kreisen des deutschen Volkes zur Aner kennung zu bringen, ist eine der wichtigsten Ausgaben der deut schen Sozialdemokratie." Eingegangrn ist ferner eine Rcsolittion Keil zur Steucrsrage in der es u. a. heißt: Dem Finanzelend kann nur erfolgreich gesteuert werden durch Verminderung des Notenumlau'es, Festi gung des Markkurscs und Herstellung des Gleichgewichts im Sächsische Voitszcitung — Nr. Ltg — 22. September 1821 Aschenbrödel Originalroman von Er ch Eben st ein Copyright 1918 by Grein-r u. Comp.. Berlin W. 80. (Nachdruck verboten.) (47. Fortsetzung.) Ronsperg fuhr auf. „Daö tat sie? Sie . . . opferte ihr Vermögen für ihn?" «Ja. Tenn sie liebte ihnl Sie wurde dadurch selbst arm, sie zerfiel mit ihrer Familie und war sich dabei klar bemüht, einen Manu zu heiraten, der als Künstler nur ein sehr mähiges Talent, als Mensch zwar ein goldenes Herz, aber einen bieg samen, atlzu impulsiven Charakter besah. Aber sie liebte ihn eben wie er war. „Eiernde weil er das Leben mit dein Schwär merblick dßs Künstlers sieht und von diesem nur das verklärende Auge und die grohe Seele besitzt, brauchte er mich fortan als Stutze," saglc sie einmal zu mir. „Ich sehe nüchtern und klar uud mein Wille ist eisern fest. Ich wollte ihn zuerst aus dieser Küiistlerbeheine hcrauslotsen, in die sein vornehmer Sinn gar nicht pahte, und ihn dann veranlassen, ei» neues Leben zu be. ginne». Vielleicht als Zeichner in einem industriellen Unter nehme». Das wird seinen künstlerischen Neigungen, dachte ich, sowie seinem Talent euisprechen und ihm doch festen Boden nn- ker den Fähen geben." Als sic dann unmittelbar vor der Trau ung ans seinen! Munde erfuhr, wer er eigentlich war und zu gleich begriff, wie tief er »nicr dem Zerwürfnis mit Ihnen litt, war ihr Hanptbestrehe», eine Aussöhnung mit Ihnen herbeizn- führen. Sie versuchte dies ohne Willen ihres Mannes, vorerst brieflich und nittiidlich, n», ihm Enttäuschungen zu ersparen. Das und — warum alle diesbezüglichen Versuche mißlangen, wissen Sie, Graf Ronsperg, selbst am besten! Da verhärtete sich Helenes Her - ne a"ch später, trotz des letzten Wun sches ihres Mannes, nicht zu bewegen war, noch einmal eine» Schritt in dieser Richtung zu unternehmen. An» wissen Sic alles, auch wie die Fra» limr, die Sie mit so nngercchie», Hah belegten, obwob! Sie cbcr Ursache gehabt hätte», ihr ans den Knien zu danken I" Tiefes Schweigen solche. Ter Gras sah in sich zusammen- gesunke» da und starrte verstört z» Boden. Ja, nun wußte er alles! Vor atlem, wie die Frau ge wesen war, die er durch Diener von seiner Schwelle weisen lieh, weil sic ihm seines alten Namens nicht würdig erschien. Nicht der arinse'iaste von ?cft>sibelrng blieb ihm mehr, um seine nackte Lieblosigkeit damit zn behängen. Kein sächsisch« «olk»»ett»», Retchshaushatt. Dt« bestehende Steuergesetzgebung konnte diesem Ziel nicht näher kommen. Mit steuerlichen Maßnahmen allein, auch mih neuen Steurrvorschlägen der Retchsregierung ist die Gesundung der Reichssinanzen nicht herbcizuführen. Neben der Wetterbildung der Besttzsteuergeseßgebnng und ihrer scharfen Durch führung müssen die Sachvermögen i» Anspruch genommen werden. Zur Befreiung von der zügellosen Devisenspekulation, zur Hebung de» deutschen AiislandSkredit», zur Stabilisierung der deutschen Währung und zur Balancierung des Reichshaus- haltes ist dein Reiche daS gesetzliche Verfügungsrecht über einen ausreichenden Teil des privaten Sachvermögens und seine» Er trages unter Schonung des kleingewerblichen und kleinbäuerlichen Besitzes einzuräumen. Bor Erfüllung der Reparationsverpflichtungen muß die Einfuhr aller nicht un bedingt notwendigen Gebrauch»- und Genußarlikel möglichst ge hindert, die Ausfuhr durch Steigerung der Produktion unter Ausschließung des Anslandsmarktec- gefördert, die Balutagewinne an den Auhslihrwaren vom Reiche erfaßt werden. Tie Vorschrif ten der Reichsabgabenordnung, die der Wahrheit gemäßen Fest stellungen der Vermögen und Einkommen dienen, müssew weiter ausgebant, alle Versuche, eine zuverlässige Veranlagung z» er schwere», zurüclgewicsen werde». Tie Arbeiterschaft wird sich bereit halten, jeden Widerstand gegen die zur Gesundinig der deutschen Finanzen erforderlichen Maßnahmen mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu überwinden." Der litauisch-polnische Konflikt Genf, 28. September. Der polnisch-litauische Gegensatz kam gestern in seiner ganzen Schärfe in einer öffentlichen Sitzung des Völkerbundsrates zum Ausdruck. Ter polnische Delegierte Askenasy erk ürte, daß er den Vermittlungsvorschlag von Hhmans (Belgien) nur als Verhandlungsbasiö betrachten könne. Der litauische Vertreter Galwo » ankas hob hervor, dah die Einigung infolge der Besetzung des Wilnaer Gebietes durch den General Zeligowski erschwert worden sei, und forderte die Entfernung der polnischen Truppen. Hhmans (Belgien) war sichtlich bemüht, den Dele gierten nahezulegeii, einander Konzessionen zu machen, da sonst eine Einigung unmöglich sei '-nd der Rat gezwungen wäre, selbst eine Entscheidung z» tresse». Aslenast, vertrat jedoch noch einmal »nt äuherstcm Nachdruck den polnischen Standpunkt und wies darauf hin, daß Wilna in '-.ncr Mehrheit polnisch sei. Genf, 80. September. Der VölkerbundSrat schloß hence in öffentlicher Sitzung die gestrige Anssprache über de» polnisch- litauischen Streitfall vorläufig ab Da eine Uebcreinstimmung zwischen den polnischen und litauischen Vertretern nicht erzielt werden konnte, nahm der Rat d'e Entschließung Hvmans an. wonach der Entwurf eines Abkommens von HhmanS dem Rate zur Annahme empfohlen werden soll. Außerdem soll HymanS der Völkerbunds-Versammlung d-n gegenwärtigen Stand 5er ganze» Angelegenheit darlegen, so dah auch sie zur Beilegung des Streitfalles- beitragen kann. Das neue polnische Kabinett Paris, 20. September. Nach einer Meldung des ..Echo de Paris" ans Warschau werden i» dem neuen Kabinett de - Minister des Aeußeren Skirmnnd und dee KriegSminister aus ihren Posten verleibe». Ettaliscke No e an Moskau London. 28. September. Reuter verbreitet folgende Mitteilung: Seit Abschluß des englisch-rmssickftn Abkommens ent hielt sich die britische Regierung loyal jeder feindseligen Hand lung gegen die rii'sische Regierung: dagegen hak die Sawjet- regierung ihren Feldzug der tluwahrhastiglrit »nd Feind- seligkeit gegen die britische Regierung in ganz Mittelasien und Afghanistan verschärft. Die britische Regftning ist cut- schlosse», ein solches Vorgehen nicht zu dulden. Sie hat demge mäss nach Moskau eine in scharfe» W or ten nbgesnhte Note gerichtet, in der sie die Aufmerisnmleit n»i den schwe ren Bruch des Vertrags lenkt und Aufklärung ver langt. Aufruhr der russischen Ostseeflot e Paris, 20. September. Nach einer Hnvasnieldnng auS War schau wird aus Heljingsocs gemeldet, daß in der russischen Ost- sceslotte ei» neuer Aufruhr ansgebrvchen sei. 100 Ossiziere seien verhaftet und »ach Moskau gebracht worden. Die Laqe in Wcftun^arn (E'gener Drahtbericht der «Sachs. V o I ks zr i t g.") Wien, 21. September. Gestern kain ans Wrstungarn die Nachricht, der gewesene ungarische Ministerpräsident beabsichtige, die westnugarische Republik zu proklamieren. Bis zum Abend war diese Nachricht nicht bestätigt. Tatsache ist jedoch, daß die Ban- deiibewegiiiig in Westnilgarii immer stärker wird. Ter militärische Führer der Karliste», Oberst Lehar, ist wieder ausgctancht, ebenso der Bandenchef, Oberleutnant Hejas. Mittlerweile werden die Schimmer von EitschiiiLigiing. der seine Reue mildern konnte. Kein Winkelcbcii, in die seine Scham sich hätte flüchten können vor dem klare», unbestechlichen Blick dieser Frau, die Gott ihm als Nichten» geschickt batie und die nun so erbarmungslos den Schleier von der Vergangenheit gezogen. Denn Fra» Perez kühlte in der Tal kein Mitleid mit dem alten Man». Das be wies die Genugtuung, die aus ihrem Blick leuchtete. Mochte er nur leiden jetzt und sich winde» unter den Tatzen der Nene und Selbstvorwürse. Jene beiden drüben, die so jammervoll sterben muhten ii» fremden Land, hatten auch ge litten. Il»d ohne Schuld . . .! dachte sie. Endlich aber erniaiinle sie sich und brach daS Schweige». „Wenn Sie zciien Brief also »och besitzen, Graf Ronsperg, darf ich Sie da»» bitte», ihn wenigstens jetzt, im Interesse Ihrer Enkelin, endlich zu öffnen und zu lesen?" Ter Graf fuhr ans, erhob sich mühselig und humpelte ohne ein Wort zu erwidern zu seinem Schreibtisch, wo er sich an einem der Fächer zu sckmffcn machte. Seine steifen Beine versagten fast den Dienst, ärger den» je stachen die Gichiscbmerzen, aber er fühlte cd kaum. Er hielt das dicke, vergibt«: Schreibe» i» Händen, das so viele Jahre hier geruht, »nd öffnete es mit zitternde» Fingern, Mehrere Blät ter sielen heraus. Er griff, ohne die anderen zn beachten, »ach dem, das- die Handschrist seines Sohnes ansivies und begann schweigend zn lesen. Es war im wesentlichen eine Wiederholung dessen, was Fra» Perez ihm soeben erzählt hatte. Daneben aber auch ein erschütterndes Bekenntnis der Liebe und Sehnsucht seines Soluies. der lrotz alldem nie anfgebört hatte, in ihm den Vater zn sehen. „Wir sind verschiedene Wege gegangen, aber nun, im Anblick des Todes, fühle ich cs nur zu deutlich, bloß, weil wir einaiider um Aenherlichkeiten willen mißverstanden", schrieb Ed gar zum Schluß. „Jetzt, wo Du alles weiht, wirst auch Tn. Vater, snh'e», dah wir innerlich doch zneinander gehörte» nno wirst den Meinen sein, was Du mir nicht mehr sein tannst — Vater, Freund nv.d Berater! In dieser lleberzeiigung ^lege ich alles, ibre Zukunft Betreffende, in Deine Hände . . Der Graf Karrte lannc ans das Blatt in seiner Hand nie der. Dann griff er nach de» anderen Blättern und sah sie auf merksam durch. Frau Perez, die ihn nngednldig beobachtete, näherte sich ibm. „Nun — ist meine Vernuttnng richtig? Schrieb er über daS Vermächtnis?" Ronsperg wandte sich langsam nm »nd sagte fe'erlich: „Mehr als das. Er sandte mir die Originaldokuinente, die Sie deraeblich in seinem Nachlaß suchten. Hier sind sie. Brigittes Anspruch kann damit klar bewiesen werden!" Einberufungen zur regulären Armee in Ungarn fortgesetzt. Zwei Jahrgänge, die jetzt entlassen werden sollten, wurden zurückbehal- ten und der Jahrgang 1900 wurde durch öffentliche Mauerau» schlüge einberusen. Tumulte in Wien (Eigener Drabtbertcht der „Stichs. V o l k S z e i t g.") Wien, 21. Cevtember. Mehrere tausend Personen veranlaß- ten gestern Tumulte vor dem Wiener Vörsengebäüde und ve» suchten, die Schließung der Börse zu erzwingen. Deutschfeindliche Demonstrationen in Vriinri Brünn. 28. September. Nach Abreise des Präsidntt,, Masaryk aus Brünn lau, es gestern abend zu großen deutsch, feindlichen Kundgebungen. Gegen 5888 Dcinoiesti»»- ,en zogen vor die Apotheke eines Deutsche», von dem gesagt wurde, dah er zu Demonstrationen gegen den Emp,a»g des Prä- sidenten aufgefordert hatte. Die Menge drang in seine Wohnung rin und plünderte sie. Der einschreitenüen Polizei gelang cS. die Menge zu zerstreuen, wobei sechs Polizisten erheblich verletzt wurdrn. Daraus zogen die Demonstranten zum Dentsihc» Theater, wo die Vorstellung unmöglich gemacht wurde. Wie verlautet, wolle» die Tschechen iu den nächsten Tagc.k aus Rache dafür, dah die Deutsche» den Präsidenten nicht cmpiangiie habe», die deutsche Technische Hochschule stürme». Deutscher Taq in Mexiko Mexiko, 20. September. Die Jahrhundertfeier der mexikanischen Unabhängigkeit erstreckte sich über den ganzen Monat September. Am Sonnabend fand em deutscher Tag statt, bei dem die gesamte deutsche Kolonie dem mexikanische» Volke als Geschenk die Errichtung eine» Beethove ndenkmalS in Aissicht stellte. Beim Festakte im Theater Arven brachte Sanittttcat Pagenstrecher die lieft» Sympathien des deutschen Volkes sür das edelmütige nentra'e Mexiko zum Ausdruck. Nachm itagS fand unter Beteiligung von Tausenden ein Volksfest im Linapavc statt, zu dem auch Präsident Obregon erschien. Vei der Festtafel hielt Acker- bauininifter Villa Real eine Rede, in der er di« Deutschen als wünschenswerteste Kolonisten bezcickmetc, von denen Mexi'o seinen Nutzen zöge. Nach Villa Real sprach der frühere inexi- konische Gesandte in Berlin Fanela. Er erklärte, di« Mexikaner nähmen die Deutschen mit offenen Herzen auf. Die Genugtuunff für Argentinien Berlin, 20. September. Am Toimerstag wird tm Kicker Hafen an Bord des Linienschisses „Tentschland" der Republik Argentinien in feierlicher Zeremonie Genugtuung dafür gegeben, daß während des Krieges durch deutsche Unterseeboote zwei ar gentinische Dampfer versenkt worden sind. Die Einzelheiten der Feier sind zwischen der Neichsregierung und dem argentinischen Gesandten Dr. Molina genau sestgelegt. Die Reichsregieruug wird durch den Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt v. Eimson vertreten werden. Die Genugtuung besteht in der feierlichen Hissmig der argentinischen Flagge auf dein Linienschiff „Deutsch land". Eine von der Marine gestellte Ehrenwache wird präsen tieren uno der argentinische Gesandte alsdann die Front dieser Ehrenwache abschreiten. Ter Feier werden noch beiwohnen der Admiral der Ostsee mit seinem Stabe, der argentinische Konsul, Vertreter der argentinischen Kolonie und der argentinischen Ge sandtschaft. Zum Mord Crzbereier Frankfurt, 20. September. In der Mordsache Erzberger wurde hier der Leutnant Wilhelm Stein scstgenominen und der Staatsanwaltschaft Ofsenbnrg zugeführt. Beratungen über da» Kreditangebot der Industrie Paris, 20. September. Der vom Reparativ ns aus- schuß des Reichswirtschaftsrates zur Beratung des Antrages Wissel! betreffend Heranziehung der Sachwerte sür die Repa rationen eingesetzte neungliedrige Arbeitsausschuß beschäftigte sich iu mehrere» Sitzungen mit dein Angebot der Indu strie, dem Reiche durch Juauspruchnahine eines langfristige» Kolleltivkredits Mittel zur Erfüllung seiner auswärtigen Ver pflichtungen sür die nächsten Jahre zur Verfügung zu stellen. In erster Lesung wurde ein vom Referenten Dr. Machenburg ansgearbeitetcr Plan zur Kreditorganisation gutgeheißcn, der eine Zusanimensassung der Gewerbe, der Land- und Forstwirtschaft und Aiigltedernng an die BernfSgenossenschastc» Vorsicht. Als Kredttgrnndlage ist eine Haftung der einzelnen Mitglieder gegen- über den Gcsamtorgantsationeil gedacht und eine Haftung auf bestimmte Summen sür jedes einzelne Mitglied für einen Ausfall innerhalb dieser Gruppe. Die Mitglieder sind berechtigt, diejenigen Beträge, welche sie sür Nmortifation mit Zinsen und Koste» aus- wenden, von einem bestimmten Zeitpunkte ab dem Reiche z» verrechnen. 2 6. Kapitel. Brigitte stand zum ersten Male seit jener nächtliche» Aus einandersetzung am Weiher vor ihrem Großvater. Sie »nc mit Sciinor Perez im Gespräch auf dem Kicsplatz hinter dem Haus auf- und abgegangen, als Albert erschien mit der M.,- du»g, Frau Perez lasse die Komtesse dringend ersuchen, sofort in das Zimmer ihres Großvaters zu kommen. Dort saß der Gras unbeweglich in seinem Stuhl, merkwür dig gebeugt und verfalle» aussehend, während sein Blick scheu Brigitte suchte. Fra» Pcrez aber eilte ihr freudestrahlend ent gegen und schloß sie in die Arme. „Mein teures Kind, laß mich die Erste sein, die dir nun von Herze» gratuliert z» oeu ge sicherten Millionen!" „Waren sie denn bedroht?" fragte Brigitte kühl. „Ich dachte, nach dem, was du mir erzähltest, Tante Anna . . ." „Ist dein Recht sonnenklar, natürlich! Aber wir hoben nns seit vorgestern nicht gesehen, mein Herz! Nnd gestern war ich dieser Angelegenheit halber bei deinem Onkel. Stelle dir vor, der Mann leugnete alles abl Die Golduttncn, die er durch eine Aktiengesellschaft ausbeuten lieh, hätte ein Bekannter von ihm entdeckt, der auch der allein rcchtuiäschge Besitzer des frag lichen Terrains war, dein Vater hätte nie etwas damit zu schaffe» gehabt, deine Mutter ihm auch nie diesbezügliche Doku mente übergebe» nsw., na, ich erzähle dir dies später einmal ausführlich.' Genua, die Sache sah sehr böse ans, da mir olle Beweise fehlten. Aber nun fanden sich diese gottlob im Besitz deines Großvaters, dein sie dein Vater seinerzeit schsilie ' „lind was soll nun geschehe»?" fragte Brigitte, der alle Auseinandersetzungen in bezug ans dies Geld reinlich waren, weil ihre Gedanken nm ganz andere Dinge kreisle». „Wad geschehen soll? Danach fragst du? Nattirlich stimmt du nun einen Pnveß an gegen deinen schnrtiscbe» Vm'innvdi' „Ich?" Brigitte wich förmlich entsetzt zurück. „Mich der- unistreilcn wegen Geld? Niemals! Wenn sein Gewusen id» nickst zwingt, M'r wenigstens einen Teil davon nnznb!tt-m, -.nag er lieber alles behalten!" „Aber Kind! Was fällt dir ein! Der Mann ist e!» Fäl scher und Betrüger! Er muß dir nicht nur alles bei Heiler und Pfennig znrückerstctttcn . . . ." „Dann wären er und seine Tochter Bettler!" „Gewiß! Aber damit geschieht ihnen nur ihr Recht! Sie haben beide lieblos nnd schändlich genug an dir gehagelt. "sie mir immer klarer wird! Mag nun Herr Oppach die Folgen tragen! Er wird nicht nur ein Bettler, sondern haifenttich auch eingesverrt wcrdenl Das wird deine Rache sein für die trau rige Jugend, die er dir bereitete!" (Fortsetzung folgt.1
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