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frommen sei. Er wollte, um noch manches, was er be gonnen l)atte, zu erledigen, mindestens bis zum Herbst, oder, wie auch glaubhaft erzählt worden ist, bis zum näch sten Frühjahr im Amte bleiben. Als diese Absicht in auf fälligen Preßnotizen mitgeteilt wurde, in denen gleich zeitig mitgeteilt wurde, das; dieser Rücktritt des Kultus ministers nie und nimmer einen Systemwechsel bedeuten werde, da erfolgte die Reise des Fürsten Bülow nach Kiel zum Kaiser und nach zwei Tagen erschien .Herr v. Lucanus beim Kultusminister und am Abend desselben Tages schon teilte die „Nordd. Allg. Ztg." den bevorstehenden Rücktritt und zugleich den Nachfolger mit. Das ist der Hergang, den man in unterrichteten Kreisen kennt, und dieser Hergang beweist, das; die Entlassung des -Herrn v. Studt und die gleichzeitig eingetretenen anderen Veränderungen ein ein- heitlick-er politischer Akt waren, und daß es sich nicht bei Herrn v. Studt uni den freiwilligen Rückzug eines alten und müde gewordenen Staatsmannes gehandelt hat." Tiefe Mitteilungen sind zutreffend'. -Herr v. Studt hatte noch kein Abschiedsgesuch geschrieben, als es schon hies;, das; es genehmigt sei; ganz so hat es sich auch bei Graf v. Posa- dowsky vollzogen. An diesem Lorsall sieht man wieder, wie es die Blockpresse versteht, die Leser in die Irre zu führen. Jetzt braucht sie ein Trinmphmittel und daher wird gar nicht geleugnet, das; Studt gestürzt worden ist. Scl>on aber kündigt das „Berl. Tagebl." an, das; nun auch Direktor Schexirzkopss gehen wird und es fügt bei: „lieber die Wiederbesehnng des ersten Ministerialdirektorpostens ist man sich in den mafigebenden Kreisen noch nicht sck>lüssig geworden. Herr Minister Dr. Holle legt ganz besonderes Gelaicht darauf, das; diesmal die Entscheidung über die ge nannte »nichtige Personalveränderung nur im Schoße des StaatSininsterinms erledigt werde. Ob dies Vorgehen der Initiative des neuen Ministers entspringt, ob der Minister präsident Fürst Bülow daraus Einfluß gehabt hat, bleibe dahingestellt. -Hauptsache ist, das; diesmal das ganze Staatsministerinm mit der Frage der Wiederbesehung des Althofsschen Tirektorialamtes besänftigen wird." Minister Holle würde uns dauern, »venu er so auf seine Selbständigkeit verzichten wollte, dann wird gar bald das Staatsministerinm zu beschließen haben, »r>er znm Kanzlei diener ernannt werden soll. Wir denken, daß die übrige»» Minister an dieser Sache gar nicht mittun »vollen, weil sie für sich Selbständigkeit fordern müssen. Bei den Rrichstagswahlrn solle»» »»ach dem Jahres bericht, NX'lcher dem 20. Tentschen Hansbesihertag erstattet wurde, 24 RrichStagSabgeordnete verpflichtet worden sein, für die Interessen des Hausbesitzes gegen die Liaiigenosseu- sck»aste>» einziitreten. „Es soll verhindert werden, das; immer neue Summen zugunsten der Bangenossensckxiften Verschlvendet l!) werden, während die M'amten selbst von den Wohnungen der 2^aiigenosse»scl>aften gar nicht be friedigt sind l'ch und sogar schon eine Mietserhöhung dieser Wohnungen i» Aussicht genommen worden ist." Hierzu bemerkt die „Norddentscl>e Allgemeine Zeitung": Sollten diese Angabe»» ans Tatsack>en beruhen, so müßten »vir au» den Artikel 20 der Reichsversassnng verweisen, der also lautet: „Tie Mitglieder des Reichstages sind Vertreter des gesamten Volkes und an Aufträge und Instruktionen nicht gebunden." — Tic freisinnige Wahlrcchtsbcivrgnng findet nur in Berliner freisinnigen Blättern Unterstützung, die Provinz presse ist ganz still. Ter Reichstagsabgeordnete Tr. Mng- dan tsreis. Volkspl.) stellt sich i» der Wahlrechtssrage ans den Standpunkt, den Naumann, Payer und andere ver treten haben. Tr. Mngdan schreibt: „Meine Anschauungen über die Reform des Wahlrechtes znm Prenßi'chen Abge ordnetenhaus»' decken sieh genau mit der Tendenz des von» Abgeordnete» Dr. Naumann im „Berl. Tagebl." verösfent- lichtei» Artikels, (yanz ähnlich »nie die „Deutsche Tages zeitung", sucht die „K'ren.zzeilniig" durch allerlei spöttische Redensarten die Wirkung des Nanmannschen Artikels ab- znschwächen. Sie nennt das Auftreten Nanmaiins ein etNxiS „komisches Intermezzo" und findet seine Argnmentatwn „theoretisch widersinnig" »nd „praktisch unmöglich"', sie spricht auch davon, daß die preußische Regierung derzeit sehr schwach sei. Zn diesen Auslassungen der konservativ n Presse bemerkt in einen» Sitnalionstelegramm der Berliner Korrespondent der „Franks. Ztg.": „Tie Versnclw, den Reichskanzler von einer Inangriffnahme der Reform des preußischen LandtagsUnhIrechtes von vornherein abzu- schrecken, sind psychologisch interessant für die in einem Teil der agrarisch konservativen Partei herrschende Stimmung. Ihne» scheint der Versuch strafwürdig zu sein. Ob die Ne gierung sich einschüchter» lassen wird, gehört auch zu de»» Dingen, die inan ab»»>arten »ins',. Tie Linke, die ii» diesem Falle dnrclxnis nicht etwa nnr ans den Freisinnigen be steht, würde dann ganz genau wissen, »»>is sie zu tun hat." Wir »vollen bossen, daß die Linke das wirklich wissen wird. Und wir wollen Hossei», das; es nicht gelingen wird, sie »ach dem Rezepte der „staatsmännisclx'n" Naturen mit einigen kleinen Konzessionen und lxilben Maßregeln abznspeisen." — Da* nkur preußische WeuderarbeitSstntteirrcsetz ist riuumebr Publizi rt morde,'. Wände»arbellsstätteiihaben nach 8 2 die Aickgiben, uü'-tellasen arbeitsfähigen Männern, die außerhalb ihres Wohnortes Arbeit suchen. Arbeit zu vermitteln und vonibergehend gegen Arbeitsleistung Beköstigung und Obdach zu gewähre»'. In Provinzen, die daS WandeinrbeitSweü',, zu ordnen nnte,nehmen, könne» nach H 1 Land- und Stadtkreise durch B-schlnß de^ Provinzial- landtags vuvfl'chtet werden. Wandern»fuitSslätten einzn- richten, zu unterhalten und zu verwalten. Aach können nach § 4 Kreise, tu denen keine WanderarbeitSsläUe einge richtet »vird. denen aber die von anderen Kreisen de selben Provinz e »gerichteten WcmderarbeitSsiätten zugute kommen, durch Beschluß des ProvmzallandtagS vervflichtet werden, zu den Kosten dieser WandernrbeitSstätten beiz,»tragen. Wir wollen nur wünschen, daß dieses neue Gesetz recht segensreiche Erfolge zeitigt. — DaS Hofgiingertum in Hessen sptcltc eine große Rolle bet den» am 4 August in Friedberg abgehalten Hessischen Landesparteitag. Die Ofsenbacker und F,ied- berqcr Genossen mißbilligten die Haltung der Fraktion in dieser Frage, wenn sie daran* auch keinen Anlaß zu besondere»» Beschlüssen herleitelen. Eine derartige Gefühls- Politik solle man vermeiden und alle Handlungen im Parlament unter den Gesichtswinkel sozurldimokratischec Weltanschauung vollfnhren, nicht aber solchen einen „privaten" Charkter geben. Genosse Dr. David vertrat seinen schon in der Presse kundget.men Standpunkt in dieser Frage, wobei er mit Entschiedenheit der etwaigen Aufnahme ent gegentrat. als ob die Fraktion in dieser Frage eine Ver beugung vor der Monarchie gemacht. Es lag ein außer- gewöhnlicher Fall vor, in den» schnell gehandelt werden mußte und wobei auch eine Kalkulation der Gegner ver eitelt wurde, die schon darauf gelauert hälten. dem Groß- Herzog, der ihnen znm T.otz die Bestätigung des Offeii- bacher Beigeordneten Eisnert duichgcsetzt, die Sozialdemo kraten als Rüpel vorsühren zu könne». Zudem sei doch auch ein Unterschied zu machen in der Beurteilung der Handlungen der velschiedeueu deutschen Fürsten. Redner stellte dam» zu der Hessischen Adreßaffäre den Gang der Oeslerreichischen Genossen in die Wiener Hofburg wie einen ähnlichen Gang zur Eidesleistung in Stnttgart und die letzte Zustimmung der würtlembergischen Genossen zum Etat in Perallale und perwahrt die Fraklion gegen die Aimahme, als ob sie ein Jota des Prinzips preisgegeben. Sowohl die Tavidschen Ausführungen wie diejenigen der Kritiker der Fraktion fanden Beifall. Zu eirier Entscheidung kam eS also nicht. Oesterreich-Ungarn. — DaS pom steiermärkischen Landtage beschlossene Alpenschutzgesetz h »t die kaiserUche Sanktion nicht erhalten, und zwar angeblich deshalb, »veil dem Parlament ein ReichSgesetz für den Lhpeirschutz vorgelegt werden »vird. des diese Frage einheitlich regelt. — Ter Persische Gesandte in Wien, der gegenlvärtig in Karlsbad zur Kur weilt, äußerte sich über den neuen englisch-riissisck>eil Vertrag dahin, daß, »venu dort von Per sien überhaupt die Rede ist, ein Passus darin enthalten sein müsse, wonach beide Länder für die Integrität und Un abhängigkeit Persiens einstehen. Es könne also auch nickst pon einer Teilung der Einflußsphäre die Rede sein, son dern nnr davon, daß der Norden dem russischen und der Süden dem englisck>en Handel offen stehen solle. Der Ordcnsrat der Ehrenlegion hat die vom Kul tusminister Briand für den» Direktor der Knltnsabteilung Mojean beantrcigte Verleihung des Ritterkreuzes der Ehrenlegion verweigert. In Negierungskreisen hat dies nm so lebhaftere Verstimmnng hervorgerusen, als Mojean einer der Mitarbeiter Briands bei der Durchführung des Trennnngsgesetzes war. Ter Dampfer „Anatolia", aus Casablanca kom mend, das er vorgestern abend verlassen hatte, berichtet, es sei ihn» unmöglich gewesen, den französischen Konsul »vegen der »»>achsendeii Feindseligkeit der Stämme zu landen. Ter Konsul habe angeordnet, daß die Kreuzer „Galilee" und „Du Ehayla" die Zugänge zum Konsulat freihalten sollten. Tie Beschießung der Stadt begann sodann und hatte volle Wirkung. Die Mannschaften, welche die beiden Kreuzer landete»», besetzten die Stadt. Niederlande — Zur Friedenskonferenz. Deutschland akzeptierte den „Wnnsck>antrag" Englands über das Studium der Frage der Rüstnngseinschi'änfnngen, nachdem seine neue Redaktion entsprechende Abänderungen erfahren hat. Ein Telegramm des „Berl. Tagebl." berichtet über einen interessanten Boi'scblag, den England in der Frage der Abschaffung der Kl'iegskonterbande zu machen gedenkt. Danach »neidet der stets wohlinsormierte Haager Berichterstatter der „Tri büne", nachdem er den Erfolg des dentschen Vorschlages in Sacken des permanenten (hericlstshofes konstatiert hat, für den elf Richter von den sechs Großmächten und sechs von den »ihrigen Mächten ernannt »ix'rden sollen, noch das fol gende: Tie britische Regierung ist entschlossen, den 20 Mächten, die für die Absck>affiliig der Konterbande stimm ten, vorzilschlagen, eine Konvention zu unterzeichnen, in der sie »lntereinander ans das Reckst der Nachsnchuiig nach Konterbande und deren Beschlagnahme verzichten, beides hingegen den Nichtunterzeichneri» des Vorschlages gegen über aber weiter cuisi'ibe» »vollen. Tie Amerikaner be dauern, daß ihre Negierung nickst dasselbe hinsichtlich der 21 Mächte getan hat, die für die Absch.issnng der Kaperei poi» Privateigentum ans See stimmten. Vielleicht »vird dies noch nachgeholt. Portnqal. - - Eine Meldung ans Lissabon, die von der portu giesische,» Grenze nach London telegraphiert worden »st, be sagt: Wählend der Reise des Königs nach dem Kurort Pesdros Solyodos veranstalteten die Landbewohner über all Kundgrbungkn grgrn den König. An vielen Orten >»>cireil die Bahnhöfe, die der König passiere»» mußte, schnxirz ausgeschlagei» und trugen Inschriften »vie: Nieder mit dem Diktator! Es lebe die RevolutionI Tod den» Tyrannen! Als der König in Pesdros Solyodos ankam, batte sich eine große Menschenmenge außerhalb des Bahn- hofeS airgesammelt, »velck>e durch Lärm und feindselige Rufe den Bürgermeister lange A'it an der Verlesung der Willkommensadresse verhinderte. Während dies vor sich ging, drängte sich ein Bauer ans der Menge vor, schlug den König aus die Schulter und rief: „Fort mit dem Diktator!" Er verscküvand »nieder so rasch, daß die Polizei seiner nicht habhaft werden konnte. Ter König mackste der Empfangs- zeremonie ein rasches Ende und verließ den Bahnhof unter erneuten Schmährufen des Vaucrnvolkes. Vt»r»e, — Der Ministcrrat hat den Bau eines Kreuzer? für llOOOOO Pfund Sterling beschlossen. Der Vau soll durch Ansaldo bewerkstelligt, die Kanonei» sollen in England bestellt »verden. — Die Pforte hat als »vei teuer» Teil einer Justiz- »eform in Mazedonien die Einrichtung von Friedens- gericksten in den Dorfbezirken beschlossen. MarvN». — Nach einer von der „Agence HavaS" über die Ereiinifse i« Casablanca veröffentlichten Darstellung wurde die nach iDerabredung mit dem Pascha der Stadt zum Schutze de« französischen Konsulats vorgestern früh gelandete Kompagnie sofort von den Arabern, unter denen sich zahl reiche Soldaten de« Maghjen befanden, mit Gewehrfeuer empfangen. Ein Fähnrich und sechs Matrosen wurden leicht verwundet. Die Kompagnie säuberte daS Hafentor und besetzte das Konsulat, während der Kreuzer „GallilveS" die Stadt beschoß, wobei die Häuser der Europäer geschont wurden. Nachdem der Kreuzer „Dir Ehayla" gleichfalls eine LandungSkomPagnie mit dem Komniandanten Mangin gelandet hatte, besetzten die Truppen, unterstützt durch da* Feuer der Kreuzer, die Stadt, mehrere Angriffe der Stämme auf dieselbe zurückschlagend. Die Araber erlitten namentlich durch die Melinitgranaten augenscheinlich große Verluste, während von den europäischen Bewohnern der Stadt niemand verwundet wurde. — Das diplomatische Korps in Tanger hat die Ab- berufung des greisen Mohammed El Torres, Vertreters des Sultans für auswärtige Angelegenheiten in Tanger verlangt, da er infolge von Altersschwäche beim besten Willen außerstande sei, die zur Sicherheit der Europäer notwendigen Maßnahmen schnell genug treffen zu können. Als sein Nachfolger gilt El Mokri, der z»veite marokka nische Delegierte aus der Algeciraskonferenz. Aus Ttadt und Land. »Mtltelluiiaen aus unserem Leserkreise mit NamenSfertigimg für diese Rubrik find der Redaklion allezett willkommen. Der Rame de» Linsender» bleibt «eheimnl« der Redaktion, «nonhme Zuschriften müssen »»berücksichtigt blcibeiuj Dresden, den 7. August 1907 Tageskalender für den 6. August. 1902. -f Louis DeSchampS, französischer Maler. — 1902. Burengenerat LukaS Mey-r zu Brüssel. — 1832. * Weiland Se. Majestät König Äeorg von Sachsen. — 1791. s Franz Alexander v. «legt aus Ringel- Walde in der Neumack, lyrischer und dramatischer Dichter. — 175-9. ck Karl Grau» zu Berlin, hervorragender Komponist — 1270. st Albrecht II. Markgraf von Meißen aus dem Hause Wettin zu F ankfurl. — 930 Otto I. in Aachen zum deutschen Kaiser gekrönt. —* Wetterprognose oer König». SSL». Landes wetterwarte zu Dresden für den 8 Auglrst. Nach Zu nahme d.r Bewölkung zunächst noch Regen, später zei.weise aus» klärend, windig, etwa« kühler. — * Im Allerhöchsten Aufträge Sr. Majestät des Königs wohnte der Flügeladjutant Oberst von Wilucki heute nachm, der Beerdigung des am 4. d. M. verstorbenen Generalmajors Schumann auf dem inneren Neustädter Friedhofe bet. —* Zur gestrigen Mittagstafel bei Ihrer Majestät der Königin-Witwe in Rehefeld waren die Herren Ober forstmeister Geheimer Forstrat v. Lindenau, Forstmeister Breitfeld und Leibarzt Tr. Hoffmarm mit Eiuladuugen aus gezeichnet worden. —* Im neuen Königlichen Kunstgewelbe- museum wird die gegenwärtige stille Zeit der Sommer- serien dazu benutzt, um die Ausstellung der vielen kostbaren Schätze des Kunstgewerbes, die in den alten Räumen an» Antonsplatze überhaupt nicht zur Geltung kamen, so schnell als möglich zu fördern, um das Museum am l. November dieses Jahres der Oeffentlichkeit übergeben zu können. Die umfangreichen Arbeiten finden unter der Persönlichen Leitung deS Herrn Prof. Dr. Berling statt und da viele der aufzusteüenden Gegenstände bei dieser Gelegenheit gleichzeitig einer Reinigung und Wiederherstellung unter- zogen werden, so kann nian sich einen Begriff von dein Umfange der mühevollen und zeitraubenden Arbeiten machen. Den Haupteingang zum Museum nimmt man von der EliaSstraße durch das große prächtige Nokokotor, das gleichzeitig auch den Eingang zur König!. Kunstgewerbe- schule bildet. In den» Vestibüle führt links eine Tür nach der Museumsgarderobe und von da gelangt man direkt in die Museuinsräume, die der» linken Eckflügel des Neubaues sowie die gesamte Front nach der Gerokstraße einnehmen. Zunächst passiert inan die verschiedenen von Herrn Prof. Dr. Berling mit Geschmack znsammengestellten Stilzimmer, von denen jedes eine kunstgewerbliche Epoche seiner Zeit darstellt. Gleich der erste Raum zeigt eine kostbare Neuaissanceholzdecke aus Schloß Kriebstein, sowie herrliche Renaissancemöbel, während das nächste Zimmer den Stil des Rokoko aufiveist. Zur Ausstattung desselben haben sowohl Se. Majestät der König als auch Se. Königliche Hoheit Prinz Johann Georg herrliche Möbel zur Verfügung gestellt, unter dein bcsoi»de»s ein ganz entzückender Schrank »nit weißen Alabaste»säulen aus dein Pririzenpalais in der Zinzendorsstraße auffällt. Ein großer Raun» enthält prächtige alte Gobelins, ebenso ist für das orientalische Kunst- gewerbe ein größerer Saal bestimmt worden, dessen eigen artige Stoffbespannung besonders auffällt und über dessen Eingang ein charakteristischer chinesischer Drache aus schwarzem sich wirkungsvoll von einem leuchtend gelben Hintergründe abhebt. Wetter schließen sich an die Räume für die Textil- ansstellung und die kunstgewerblichen Lederarbeiter»; hier sind sehr günstig gelegene Fensterplätze geschaffen worden, um den Studierenden gleich das Zeichnen an Ort und Stelle zu ermöglichen. In der Nähe liegt auch ein großer Raum für die kirchliche« Altertümer, der gleich als Kirche wirke,» soll und mit einer ans Holz gemalten, echten alten Decke aus der Kirche zu Rechenberg geschmückt ist. Auch das Zimmer für die Kunstschlosserarbeiten und für die Bronzesachen enthält eine Fülle des Interessanten und Sehenswerten. AIS besondere Seltenheiten wird daS Mu seum noch ein Originalzimmer in gotischem Stile. daS man durch ein kleines Spihbogentor betritt, sowie eine Prächtige Bauernstube mit echtem Kamin enthalten. Im ersten Stockwerk des neuen Museums sollen die kunst gewerblichen Möbel und die reiche Po»zella»abteilung unter- gebracht werden; in der letzteren wird selbstverständlich unsere berühmte Meißner Porzellanmanufaktur einen Ehren platz erhalten und u. a. mit einem von allen Seiten zu- gänglichen Prunkschrank vertreten sein, der Prachtstücke aus der Kändlerschen Periode enthalten wird. Auch der nach der Gerokstraße gelegene Jnnenhof ist den Museumszwecken dienstbar gemacht worden. An der westlichen Wand sind fünf prächtige Marmorbttsten aus dem Königlichen Großen Garten aufgestellt, die leider recht beschädigt sind, ebenso baden hier einige schöne au« Sandstein gemeißelte Wappen Platz gefunden. Lines der schönsten Ausstellungsobjekte bildet natürlich der wiederhergestellte Festfaal aus dem Brühlschen Palais mit dem Silvesterschen Deckengemälde, das schon seit längerer Zeit fertiggestellt und der Oeffent» lichkett bereit- übergeben worden ist.