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Sächsische Volkszeitung : 25.02.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192102255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-02
- Tag 1921-02-25
-
Monat
1921-02
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.02.1921
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Arettag den LS. Februar 192t »ichinq» Nr. <8, Seite 6 Das Betriebsbilanzqesetz Von P. Schlack. M. d. R. 7er Z 72 des BenüebSrätegesetzeS besagt. daß in Betrie be», du: in der Regel SV Angestellte oder 399 Arbeiter beschäf tigen. der Unternehmer verpflichtet ist. onf Verlange» dem Be triebsräte eine Betriebsbilanz und Betriebs-Gewinn- und Ver lustrechnung spätestens sebs Monate nach Ablauf de« GelchäftS- labrcs zur Tinsichliiabnic vorzusigen und zu erläutern. Diese Verpflichtung bestehr ab 1. 1. 1921. Das Berriebsrategesetz be tagt weiter, wenn tis zum 31. 12. 1920 das Gesetz über di« Bcteicbsbilanz nichr zustande gekommen ist. den Betriebsräten eine dem Handelsgesetzbuch entsprechende Bilanz vorgeleyt wer den musp Im Dezember 1V2Ü legte alsdann das Justizministe rium dem Reichstage den Entwurf eines Betriebsbilanzgesetzes dar, welche» jedoch rächt mehr vor Weihnachten zur Beratung kam. Auf Grund dessen setzte der Reichstag den Termin der Vorlegung des Gesetzes auf den 81. 1. 1921 fest. Der Entwurf der Regierung wurde zuerst im Reichswirt schaftsrat beraten. Dort bildete sich eine einheitliche Front der Arbeitgeber auf der einen und der Arbeitnehmer auf der anderen Seite. Der Arbeitnlbmernruppe ging der Entwurf der Negie rung nicht weit genug und andererseits waren die Arbeitgeber nicht geneigt, auf den Vorschlag der Arbeitnehmer einzugeben. Bei der Abstimmung im Reichswirtschaftsrat gab die Ver- branchergrupne in ihrer Mehrheit de» Ausschlag ftür den Reaie- rnngscntwurf. der dadurch mit einer kleinen Aenderung zur An nahme gelärmte. Auf Veranlassung des Reichsinstizministcriums fand dann eine Konferenz statt, an welcher alle Arbeitnehmer- und Arbeitgebergrnppen teilnahmen, mit dem Zweck, eine Eini gung über den Gesctzcntwnrf herbeizuführe». Diese Einigung gelang insofern, als die Vertreter des Deutschen Ge>»wrkschaftZ- bundcs eine Fassung fanden, der die Arbei'gcbcr zulftminten. Die Slertreter des Allgemeinen Dentschen GewerkschaftsbundeS enthielten sich eines Urteils. Tie Reichsrcgierung brrchte dann de» vom Reick,swictschastSrat anaenommenen Entwurk unverän dert bei dem Reichstage ei», der dem sozialen Aasschuh zur Vor beratung überwiesen würbe. Sämtliche bürgerlichen Parteien brachten durch ibre Vertreter in diesem Ansschuh den Emigungs- entwnrf als Abände'i'nosantrag ein. Dieier Abändcrungsantrag verpflichtet den Unternehmer, die Betriebsbilanz so zu gestalten, daß die Bestandteile des Vermögens und die Schulden des 11n- ternebinens nnabhänoig von andere» Urkunden eine Uebcrsicht über den Verwöoencüaud des linternehlnenS gewährt. Weiter besagt ein zugefügter Z la folaendes: „Zur Erläuterung der Belriebsbilanz ist über d:e Beden- tnna und die Zusawnienhänoe der einwluen Bilanzposten Aus kunft zu geben. Ans wesentliche Veränderungen, d.' tm Ge- schäft-'-'abre vorgenonnnen sind, ist hin cnweisen. Sind Tlkftva oder Passiva im Laufe des Ge'cbäftsjahres auS dem BetriebS- berniöacn dem Nick'tbetriebsveriuöoen zugeftihrt worden, so kind sie bet Vorlegiinc, der Betriebsbilanz in einer besonderen Auf stellung auszuweisen.'' Gegenüber diesem Antrag beantragten die Mehrheftssozial- demokraten ci"e ins einzelne gebende Fnss"»a. nach welcher be sonders zur Erläniernua dienen soll, Rohbilanzen, Inventur, .Ko»to^urrent-lll"ü,üae, BewcrKing?"nterla-'en der VermögenS- gene"stände, Abschreilniwen usw. Gegen diele Fassung wandten d>e Vertreter der bürgerlichen Parteien mit Recht ein, daß seder Betrieb gewisse Betriebsgeheimnisse babe. die er nicht preisocben könne. Für die Arkeitncbiner sei eS die .Hauptsache, daß sie genau wissen. Inas dem Betrieb entlegen würde in Form von Dividenden. Gewinnanteilen. Gratifikationen. Aktienausaaben usw. Was dem Bekr'cb erhalten bliebe durch mäßige Bewertung der Waren, Abschreibuna, Reserven »sw., käme der Gesamtwirt- sckiaft miaute und läae ebenso im Interesse der Arbeitnehmer wie der Arbeitgeber. Durch Bekanntaabe bvn Betriebsgeheimnissen konnte das Unternehmen geschädigt cventl. auch daS Vertrauen erschüttert werden und da für die Mehrzabl der Betrirbe in der heurigen Zeit der genährte Kredit Vorbedingung für sein Fort bestehen sei, habe gerade die Arbeitnehmerschaft an der Wahrung dieser Betriebsgeheimnisse das größte Interesse. Don den Ver tretern der MebrheitSsozialdcmokraten wurde diese Gefahr an erkannt und erklärt, daß auch ibre Partei das nicht wolle. Un abhängige und Kommunisten ikwllte» hingegen das Gesetz so ge staltet wissen, wie es »hren iwlitischcn Zielen am zw-ckniäßtasten schien. Eine Einigung zwischen den Vertretern der bürgerlichen Partei und der Mebrheitösozialistcn wurde angestrebt, kam je doch nicht zustande, olgleich man sich dem Sinne nach ewig war. Infolgedessen wurde mit den Stimmen der bürgerlichen Parteien der EiniaungSentwurf des Deutschen Gewerkschastsbundes in der Kommission angenommen. Bei der zweiten Lesung io, Plenum wurde, da der Unterschied in der Auffassung zwischen dem an genommenen Entwurf und den Wünschen der MehrheitSsozia- listen sehr gering war, nochmals eine Einigung angestrebt. Um diese herbeiziifübren, brachten die bürgerlichen Parteien noch folgenden Antrag ein, dem Z 1 a nach dein Satz 1 folgende Sätze «inznfügen: .Die AuSkunst muß sich «uf di« Unterlagen der Bilanz» wie Inventur. Rohbiianz. Kontokorrent-Konto. Betriebs- und Handlungsunkosten gründen. Ein« Verpflichtung zur Vorlegung in Bilanzunterlagen besteht nicht." Di« MehrheitSsoztaldemokraten brachte« ihre Kommission», anträge wieder «in. Nachdem diese abgelehnt waren, stimmte« st« den, obigen Anträge der bürgerlichen Parteien zu. Bei der dritten Lesung brachten di« Unabhängigen de« Antrag ein, de« letzten Absatz des neu angenommenen Antrages der bürgerlichen Partei zu 1a: .Eine Verpflichtung zur Vorlegung von Bilanz unterlagen besteht nicht" zu streichen. Nachdem der Redner der bürgerlichen Parteien darauf hingewiesen hatte, daß. wenn der Antrag angenommen würde, die Wahrung von Betrieb-geheim» nissen eine Unmöglichkeit sei und weiter erklärt, daß die münd lichen Auskünfte -eS Unternehmer» sich wahrheitsgemäß aus di« Unterlagen gründen müßten, und diese» Gesetz dazu dienen soll, den Aufbau der nationalen Wirtschaft zu fördern, wurde da» Gesetz von allen Parteien mit Ausschluß der Kommunisten an genommen. Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben nun di« Aufgabe, !n vertrauensvoller Zusciminenarbcit der Gcsamtwirtschaft zu dienen. Die Arbeitgeber haben die Pflicht, den Betriebsrat als Vertreter der Arbeitnehmer in den Stand und den Gang seine» Unternehmens vertrauensvoll einzuweihen, um an demselben eia Organ ausrichligcr Mitarbeit zum Wähle des Betriebes zu haben. Die Arbeitnehmer ater haben die Pflicht. Betriebsgeheimnisse zu respektieren und soweit sie mitgeteilt werden, zu wahren. Wenn dieses geschieht, dann wird aus de mBetriebsrä'-gesetz und diesem Ergänznngsgesetz sene Kraft fließen, die die deutsche Wirtschaft aus der rücksichtslosen Vrofitwirtschaft in eine soziale Geineinwirtschaft überleitet, in der alle Wirlichaftssaltoren in der Loge sind, ungehemmt ihre ganzen Kräfte für daS Wohl de, Gesamtheit einzusetzen. Dumping Aus dem Anstande kommen wieder ähnlich wie. vor dem Kriege Klagen über Schleuder Wettbewerb der deutschen Ans fuhr. Von einem solchen iin Sinne des Dumping, das heißt eines bewußten Verkaufens zu Auslandspreisen, die gegenüber den Inlandspreisen billiger sind, kann aber kaum dir Rede sein. Vornehmlich nichl, seitdem die Außenhandelsstellcn in Betrieb sind und die Ausfuhrgenehmigung von der Erzrelung bestimmter hoher Preise abhängig machen. Daß insbesondere auch England leine Ursache hat, sich über eine übermäßige Ueberschwemniung seines Mrrktes mit deulsche» Waren zu beklagen, legt in der Zeitschrift des deutschen Außenbandelsverbandes, des früheren Handelsvertragsvereins ..Deutscher Außenhandel" (192t. 25. Januar) Ncichsschatzminister a. D Gothein ans Grund der englischen Ein- und Äusfuhr- staßslik dar. Die deutsche A u S f n h r nach England ist im Ver hält.äs zur Vorkriegszeit der Menge nach sogar als „gering" zu bezeichnen. Dem Werte nach machte sic für den zuletzt fest stellbaren Zeitraum des dritten Quartals 1929 nur 43,75 Prozent des Wertes der Vorkriegszeit aus, während die Ausfuhr englischer Waren nach Deutschland über 45 Prozent des Wertes der früheren Ausfuhr erreichte, im vorhergegangenen Quartal sogar nahe an 99 Prozent heranlam. Dagegen ist außerordentlich bemerkenswert, wie sehr Eng- lai d im Handelsverkehr mil Denischland ständig an Boden ver- l'-ri gegenüber den aufstrebenden Niederlanden. Diese führten 'in ersten Halbjahr 1929 ans Deutschland allein für 41ö16 Millionen Gulden ein. Da unsere Ausfuhr dorthin iin zweiten Halbjahr noch beträchtlich gestiegen ist, kann man an- nehmcn, daß sie für das ganze Jahr mindestens 999 Millionen Gulden betragen haben wird, das würden etwa 1.5 Milliarden Go'dmark sein gegen 993,5 Millionen Marc im Jahre 1913. Die niederländische Ausfuhr nach Deutschland beirng im ersten Halb jahr 1929 etwas über 299 Millionen Gulden oder rund eine Drittel Milliarde Goldinark. 1913 betrug sie für das ganze Jahr 333 Millionen Goldinark; sie bat sich also gerade verdoppelt. Holland ist damit für den deutschen Außenhan del das weitaus wicbiiaße Land geworden. AnS diesen Ziffern geh: aber auch hervor, wie sehr speziell die Neutralen ein Interesse daran haben, daß AuSfuhrab- gaben verhütet werden, die — wie jene von 12,5 Prozent nach dem Willen der Pariser Beschlüsse — insbesondere den neutra len Gesamtbandel, der zn einem guten^-Tetle Durchfuhrhandel ist, besonders empfindlich treffen würden. Soweit aber ein Dumping eine Folge von Valutaver schieb u n c> e n in, sann mau der deutschen Wirtschaft am wertesten deswegen einen Vorwurf machen. Das beste Mittel gegen ein Valutadumping ist eine Stabilisierung unseres Mart- karsc i. Und wenn das Ausland an der .Herstellung eines solchen mi'bilft, dann bekämpft es- jenes Dumping wirksamer, als mil Absperrnngsniaßnahmen, die nvr dem natnraeinäßc» Güter austausch der Völker im Wege stehen und eine Wiedergesnndung der Welt erschweren Aus der katholischen Wett Der Lien wieder dentschi Während de» Kriege» waren die deutschen Benedik tiner au» Jerusalem auSgewiesen und nach Heluan in Aegypten in die Verbannung gesandt worden. Damit nun da» SionSkloster nicht verwaist bleibe, hatte der Heilige Stuhl un geordnet, daß «» von belgischen Benediktinern au» der Abr.'t Maredsou» vorübergehend übernommen werde. Ende vorigen Jahre» derlirßen oann diese Hüter de» Heiligtum» auf dem Sion auf Weisung de» Heiligen Stuhle» Jerusalem, um wwrer deut schen Benediktinern die Verwaltung der Sionskirche u.'i de» Kloster» als den vom Heiligen Stuhle bestellten Vertc tern de» Deutschen Verein» vcm hl. Lande zu übergeben. Unterdes war zwischen der Leitung diese» Vereins in Köln und der Vertretung der Beuroner Kongregation de» Benediktiner mdens M-ft.e De zember ein ordnungsmäßiger neuer Vertrag ssir 39 Jahre ab geschlossen worden. In demselben ist ausdrücklich festgeicgt. daß Kirche und Kloster der Torniitio in Jerusalem Eigentum des Deutschen Vereins vom hl. Lande sind und bleiben, el>c>:- so dessen dort befindliche» Inventar. Die Benedikt',:er über nehmen den Gottesdienst und die Pastoraticm auf dem Berge Sion nach der im Benediktinerorder, üblichen Weise. Dafür über läßt ihnen der Verein die Gebäulichkeiten mit dem Vercins« Inventar zur Benutzung unter besonders deren.barten Einzelbe- dir gungen. Damit ist den deutschen Katholiken, so ,chrctbt d'r „Köln. Volkszeitung", das von ihnen erbaute und > Il>> cingewechte Heiligtum auf dem Sion endgültig zurückgegeben. Pr'.c Mau rus Kaufmann Q. S. B. auS Beuron bat als Prior die Lciinng des Konvents übernommen. Er war vor dem Kriege Prorektor de- griechischen Kollegs ,n Nom. Außer ihm sind zurzeit noch zwei weitere Patres und zwei Laienbrüder auf d-m S an tätig. Den deutschen Pilgern, die demnächst wieder ;um hl. Lende reisen werden, ist somit eine herzliche landsm.inn'ctinrtlichs Auf nahme und Unterbringung sowohl durch die dennchcu Lazaristen im St. Pauliishospiz wie durch die deutschen Bened'ki'ner auf dein Sion gesichert. I» der aus^rordentlichen Hauptversammlung des L eutßüen Vereins vom Hk. Lande am 17. Februar in Köln unter dem Vorsitz des Herrn Erzbischofs Dr Karl Joleob Schulte wurde auf Anregung des Herrn Weibbischofs Dr. Lansbcrg lieichlcgscn, gelegentlich des ans Wunsch des Pavstes im Mai 1922 ui Vom stattfindenden Eucharistischen Kongresses eine große deutsch« Pilgerfahrt nach dem hl. Lande durch den Verein zu veranstalten. Deren Teilnehmern soll dann Golegenbeit gebe!:» werden, auf der Rückreise an dein Kongreß teilznnehmcn. Der Verein hatte beabsichtigt, seinem durchaus geglückten Pilgerzug nach Rom vom Dezember 1929 ans vielleitig'n Wn»lch damals znrückaewiesener Teilnehmer einen zweiten Zug im Avril d. I. folgen zu lassen. In Rücksicht ans de» inzwischen bekannt gewordenen Beßbluß des Verbandes der Vereine katho lischer Akademiker zur Pflege der katkoinchen Weltanschauung, für die Tage vom 9. bis 21. Mai eine Pilgerfabrt nach Rom zu veranstalten kKB 194 vom 7. Februar 1921). h<,r die genannt-, Versammlung ihrerseits von einem Frühiahrspilaelzilge des Vereins abgesehen und wird dafür einen Herbstpilgerzng im Sevtemver oder Oktober d. I. nach Rom vera'.stc,lie,i. Auf diese Art ist für die beiden Vereinigungen der wünschenswerte nötig« Spielraum gelassen. Näheres wird rechtzeitig durch die Tages preise bekannt gegeben werden. Der neue Meihlnschof von Münster Der Papst genebmigte die Ernennung des Domkapitular» Johannes ScheiseS zum Weihbtschof von Münster. Er ist 1863 zu Aldekerk oekrren, wurde 1887 zum Priester geweiht und war früher Pfarrer in Emmerich. Die christliche Schule in Elsafi-Lot-ringen. Durch den Fastenhirtenbrief deS Erzbischofs von Slraßvnrg angereat, bilden sich in Elsaß-Lothringen allentbalbcn Verein,«nngen christlicher Väter und Mütter zur Verteidigung der christlichen Schul erziehung. Ei» Generrloikariat in der Bukowina. Mit Anfang dieses Jahres wurde für die Bukowina ein katholisches erzb'schöslicheS Generalvikariat errichtet und vom Lemberger Erzvnchof, dem infolge des Umsturzes jeder Verkehr geradezu uinwch'ch gemacht worden war, Msgr. Josef Schmid zum wirtliche» Generalvikar ernannt. Dcmse.ben wurde eine Art Konüslornun von sieben geistlichen Räten zur Seite gestellt. Prälat Schuüdt ist ein Buko« winacr Landcskind und hat als Pfarrer und Dechant ü> Ezerno« Witz durch seine vccliäbrige Wirksamkeit sehr viel dazu betgclra- gen. daß man mir Recht sagen kann: er habe das Ansehen der katholischen Kirche in der Bukowina wesentlich gehoben. Die Bukowinaer Katholiken haben diese Wahl aus das- fc.'iidigsre be grüßt und sowohl die Deutschen als mich die Polen Halen dies in der Presse und in den zahlreichen Ansvrachen z»m Ausdruck ge bracht. Sächsische Volkszeitung — Nr. 46 — 25. Februar 1921 Du sollst nicht richten Roman von Erich Friesen. (Nachdruck ewrbgjcn.) (26. Fortsetzung.) „Auch mir geht es so, liebe Irmgard. Seit Sie meinem Kinte dort —" sie deutete auf Gert, der mit Ilse arug am Kindcrtischchcn saß und nur ab und zu einen b-wundecnden Blick auf die schöne „Cousine" warf — „die Gesundheit wiedergegeben babcn, empfinde ich für Sie wie für eine Schwester." „Ich fühlte Sympathie für Sie vom ersten Augenblick an." bemerkte Irmgard lekhaft. Salomea antwortete nicht sogleich. Tief und forschend ruhten ihre Augen auf dem zarten Antlitz vor ,hr. „DaS war bei mir nicht der Fall." entgrznete sie mit der tbr eigenen Offenheit. „Mein Herz war »och bis lwr kurzem mit Abneigung gegen Sie erfüllt — nicht geg-m Jh?e Permn aber gegen Sie als Kind des Mannes, der meiner Mutter so furchtbar wehe getan hatte; des Mannes, der mich — seine. Schwester, ruhig hätte iin Elend verkommen lassen. . . Fahren Eie nicht auf, liebe Irmgard! Ich sage nichts iveiter gegen Ihren Vater! All diese unedlen Empfindlingen bei mir sind borbci. Ich liebe »n Ihnen das gute, reine, unschuldige Ge- schöpf, daS nichts von Unrecht weiß." Trotz der Güte und Liebe, die auS Salomeas Ton sprach, trafen ihre Worte Irmgard wie ein Peitschenhieb. Sollte er etwa immer noch öa sein, jener furchtbare Verdacht, den sie schon entschwunden wähnte? Mit Aufbietung all ihrer Selbstbeherrschung zwang sie sich Hur Ruhe. Aber sie konnte nicht hindern, daß kxnßr Erregung m ihrer Stimme nachzitterte, als sie hastig entgegnetc „Schon damals, als Sie mir Ihre tranrtge LebenSgeschichl« erzählten, sprachen Sie einen Verdacht aus. der mich a->fs tiefste verletzen mußte: denn er berührte die Ehrenhaftigkeit meines Vaters. Ich wies Jknen nicht die Tür. wie ch cö wohl hätte tun sollen; ich hörte Ihnen geduldig bis zu Ende zu; ich schico soaar von Ihnen als Freundin. Weshalb? Ick weiß eS nicht. Mir war, als stünde ich »mer einer geheimnisvollen Elewalt, dm mich in Ihren Bann gezogen, dem ich nicht mehr entfliehen konnte. Ich hätte Sie hassen. Sie verabscheuen sollen. Aber — Ich gla"bte Ihren Worten, ick bedauerte Sie, ich — liebt« Sie. Bevor ich Sie kenn;« lenite, hakt« nie ei»« trülw Stunde mein soimenheilercs Leben verdüstern Sie haben mich zweifeln ge lehrt. Es gab'Tage, an denen es mich drängte, meinem Vater alles zu sagen, damit er sich verteidige, sich rcinige von dem furchtbaren Verdacht, den Sie im Herzen gegen ihn hegten. Aber ein Blick auf seine edlen, leidenden Züge, auf seine zitternden Hände, auf seinen ganzen gebrechlichen Körper — und ich unter ließ cS. Denn, Salomea — mein Vater ist krank, sehr krank, und jede Aufregung kann ibm schaden. In meinem Kefsten In nern aber — da regt sich immer noch — kein Zweifel, nein, der wäre ein Verbrechen an'meinem edlen Vater — aber eine leise Verstimmung, ein — ich weiß selbst nicht was. daS mich nicht so recht von Hcrzen fcob werden läßt, so froh, wie ich «S früher war." Mit keiner Silbe halte Salomea das tief erregte Mädchen unterbrochen. Nur ihr beredtes Mienensviel drückte ihre ganze tiefe Anteilnahme ans. „Salomea!" schließt Irmgard hefiig, beinahe leidenschaft lich, „morgen ist ne:n Hochzeitstag und ich habe die Empfindung, daß ich in diesen wichtigsten Abschnitt meines Lebens nicht ein- trcten kann, ohne eine für meine Gemütsruhe wichtige Frage an Sie gestellt zu haben. Deshalb bin ich heute zu Ihnen ge kommen. Sie sind Gattin, Mutier — Sie werden m-ane Emp findungen gewiß verstcben. Sagen Sie mir offen und ehrlich: hegen Sie noch innncr diesen schrecklickicn —" Hefiiges Ziehen an ver Glocke ließ sie innehalie». Beide Frauen lc'nsch'en . . . „ES kommt jemand," finsterte Irmgard. „W'r werden nicht mehr allein kein. Birte, nur ein Wort: begen Sie noch immer jenen Verdarbt? Ja oder nein'kl" Draußen polternde Schrine und eine mngeregte Stimme: „Wo ist meine Nicbte? Muß sie sofort sprechen!" Salomea 'prang aast Sie kannte des- Südafrikaners Stimme. Mein Gott, wenn die beiden sich hier trasenl Der Onkel war so formlos, so wenig rücksichtsvoll l „Ja oder — nein?" drängte Irmgard. „Nein, nein!" erwiderte Salomea hastig. Ihre Augen waren starr auf die Tür geheftet. „Goll sei Dank!" Ein Seufzer dcr Erleichterung hob Irmgard» Brust. Auf ihr Antlitz breitete sich wieder daS gewohnte Sovnen>äck)clln. Es war. als ob ein frischer Luftzug alle Wolken Plötzlich v. n dannen gefegt hätte. »Leben Sie Wohl, liebe Salomea! Sle Halen mir meine Nuh« wiedcutgegebsnk" Noch «in herzlicher Händedruck — — „Hol's der Kuckuck, Salomea! Wo slccksl du?" Die Tür murre aufgcriß'en. Paul Melliin stürmte Herma. Sein Gesicht war dunkclrot. Wütend fuchtelte er mit den Armen in der 'Lusl herum. Sein Atem ging rasch und keuchend vom hastigen Laufen. „Da schlag doch gleich das Donncrweuer d^eiu! Sagt mir da eben dein Mann, d» willst diese vermaledüte Erbschac'sge- schichte ans sich beruhen lassen I Er verbietet mir förmlich jedes Handeln in der Sache! Seid ihr denn beide verrückt gemorsci'"' Salomea versuchte, Irmgard zur Tür hinciuszufck'cben. Doch der breite Rücken deS Südafrikaners sta id tbr'im W>ge. Einen Auaenvnck standen die beiden einander gegenüber: das liebliche, glückstrahlende Mädchen und der zirnrote. pclllecude Mann. Paul Mellini schien nichts zu sehen und nichts zn hören, so groß war seine Aufregung. Ohne von Irmgard auch nur im geringsten Notiz zu nehmen, schrie er weiter: „Sollen denn diese Schufte, diese Hallunsen, diese Erz gauner. ungestraft hcrumlansen? JnS Zuchthaus- gelsiren iiel So ei» moralischer Lnrnp wie dieser Baron Hasselrode —" Ein leisir Aufschrei. Geiiterbleich, aber mit eichenden Augen trat Irmgard aus den wütenden Mann zn. „Sagen Sie die letzten Worte noch eininull" kam ' S scut heiser Var Erregung über ihre iäb erblichenen Liopen. „J.b bin die Tochter des BaronS bon Hasselrode. den Sie loeven beschimpf ten. Wiederholen Sie Ibre Anklage mir in) Gencin l Aug ln Auge!" „Äh! Sie kommen mir gerade resu!" bolmte Paul, wäh rend sein Geücht sich noch um eine Nuance dunkler färbte. „Sagen Sie Ihrem Va>er, mit seiner — Ehrenhaftigkeit, feiner Vornehmbeit, seinein fleckenlosen Namen und wie dir iwönen Worte alle heißen, wird es bald voebei sein! g h, Paul Me'ln.i bin da. um seine 'cbmutzigen Machinationen auszndeckm uu'> dsi Welt wißen zu lassen, mit wessen Geld das — bock-achtbare Vau!- bans „Gebrüder Has'clrode" so groß und weltberühmt goioord.i' ist! Ich — Paul Mellini!" Irmgard war wie betäubt. Mit weitaukaeriisinru An.nu starrte sie den schrecklichen Mern-Hc» an, der mit bcu -Sr Rück sichtslosigkeit und flanmendcr Empörung seine fu'.'.hibirea Be schuldigungen hervorschmettcrie. Vergebens hafte -Salomea verflicht, den Redestrom zu unterbrechen. Der Hkine beachtete weder ihre blit.'ndcn Geste«, noch ihre halblauten Worte. (fforksebunz stk»! )
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