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Sächsische Volkszeitung : 12.04.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190404127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040412
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-04
- Tag 1904-04-12
-
Monat
1904-04
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.04.1904
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erstreben. Sie erstreben ja auch nur. daß ihnen die von ihren eigenen Glaubensgenossen für Kirche und Schule gezahlten Abgaben auch für ihre Kirche und Schule zu kommen und daß ihnen von den von nichtkonfesstonellen juristischen Personen zu zahlenden Abgaben ein Verhältnis- mäßiger Teil gewährt werde. Ist es denn nun gar so schwer, diesen doch so billigen und gerechten Wünschen zu entsprechen? Der Herr Minister zitierte noch die ans der Staats- kasse beiden Konfessionen gewährten Unterstützungen. Hierbei sagte er. das; auf den Kopf der Katholiken für Kirchen zwecke 70, l Pf. fallen und auf ein katholisches Schulkind lOI Pf., während auf den Kopf der Protestanten für Kirchenzwecke nur 05,8 Pf. beziehentlich auf ein protestan tisches Schulkind nur 08,8«. Pf. entfallen. Ohne diese Hahlen einer Nachprüfung unterziehen zu wollen, weisen wir darauf hin, daß durch eine Regelung im Sinne der Petition die Notwendigkeit eines so großen staatlichen Zuschusses von selbst entfallen würde. Denn durch die erhöhten Einnahmen würde sich selbstredend die Staatsunterstützung wesentlich vermindern. Wir haben kurz die Eimvände der Negierung erörtert und sie auf das gerechte Maß zurückgeführt. Daraus wird die Negierung und die Stäudekannner ersehen haben, daß die Katholiken durch ihre Petition mit vollem Rechte nicht nur an das Billigkeilsgesühl, sondern auch au das Gerechtig keitsgefühl appellieren können. Denn der Grundsatz, den der Herr Minister zitierte, die Evangelischei'. hätten die ausdrückliche Zusicherung, daß sie bei allen ihren bis 1807 genossenen Rechten belassen werden sollen, findet großenteils hier keine Anwendung; sie können z. V. das dingliche Bestenernngsrecht durch des katholischen Grundbesitzes nicht damit begründen, weil sie es ja vor 1807 gar nichibesaßen. Aris diesen Erörterungen ist ersichtlich, daß wohl die Beschwerden der Petition nach den Worten des Herrn Ministers hinreichend erörtert wurden, daß aber bisher eine objektive Erwägung des rechtlichen Hintergrundes wenig platzgegriffen hat. Tie Katholiken sind dem Herrn Kultus minister dankbar für das zngesicherte Wohlwollen, empfehlen aber auch zugleich dem Herrn Instizminisler, dem die Prü fung über die behördliche Auffassung eines Gesetzes zusleht. welche Staatsbürger als eine unrichtige ausehen, um eine geneigte Untersuchung ans die Stichhaltigkeit der juristischen Gegengründe. Politische Nnudschaii. Deutschland. — Die Fahrt des Kaisers von Palermo nach Malta verlief bei schönstem Wetter. Am !>. d. M. boten Taor mina, der Etna und Shraens besonders schöne Bilder. Gegen 0 Uhr empfingen auf hoher See l!> englische Tor- pedoboote die „Hohenzollern" mit Salut, den der „Friedrich Karl" erwiderte. Die 'Boote geleiteten dann in zweifacher Kiellinie die deutschen Schiffe nach Lavaletta, wo sie um 4'/, Uhr eintrafen und an den Bojen im Hafen feslmachten. Ter Kaiser empfing alsbald ans der „Hohenzollern" den Gouverneur General Eharles Elarke, den El,es des Ge schwaders Admiral Eoinplon-Tvinville und den deutschen Konsul Freiherr,, von Tücher und erwiderte den Besuch des Admirals auf dem Flaggschiff Bnlwark. — Als der Kaiser um 8 Uhr abends an Land kam, erwartete ihn eine nach Tausende zählende Beenge. Ter kaiserliche Wagen wurde von Kavallerie eskortiert. Bor dem Palast des Gouverneurs erwies eine Ehrentompagnie mit Dahlie und Musik die Honneurs. Las Publikum begrüßte den Kaiser mit Händeklatschen und Hochrufen. — Ter am !>. d. M. in der Schloßkirche zu Karls ruhe veranstalteten Tranerfeier für die Fürstin Sophie zur Klippe wohnten der Großtierzog und die Großherzogin, die übrigen. Mitglieder des großherzoglichen Hauses, sowie die hier anwesenden Fürstlrchteiten, die Minister und die Spitzen der Militär und Zivilbehörden bei. Tie Leiche der Fürstin wurde nach Detmold übergesührt, nur dort an der Seite des Gemahls beigesetzt zu werden. — (s-ilic Aiiti-Zclttrumsligci. Ter antiultramontaue Wahlverein des Grafen Hoensbroech genügt nicht mehr; eine neue Anti Zentrnmsliga soll ins Level! gerufen werden. In Neustadt in der Pfalz soll demnächst eine Bersamm- lang slatlsinden. welche sich die Gri'nwnng derselben als Ausgabe gestellt hat. Es sollen eingehende Beratungen über die „gegen den UllramontaniSiuns zu ergreifenden keit. Tie Basler Mission iit ja in der ganzen Welt be kannt. Auch heute noch in sie in hervorragendem Maße tätig; doch scheint diese Tätigkeit sich in neuerer Zeit weniger ans die Heiden zu erstrecken, als vielmehr auf die Evangelischen in Oesterreich. Dabei muß man die Opfer- frendigkeit der Basler bewundern: am 28. Februar lOO-l ergab die Kirchenkalückte für die Evangelischen in Oesterreich in Basel reichlich 51 <«7, Tranken. Trotz alledem möchte ich heutzutage nicht mehr von einem frommen, sondern von einem fortschrittlichen 'Basel reden. Zn dieser Ansicht muß man kommen, wenn man das Referat über einen Bartrag liest, der lürzlich hier im religiös liberalen Verein St. Theodor gehalten wurde. Das Llimia lautete: „Zur Naturgeschichte des Geistes". Gehalten wurde er von einem Plärrer ans Zürich. Wenn man die etwas gewundenen und etwas bombastischen Plirasen des Referates in ein faches kla.res Deutsch übersetzt, so heißen sie soviel a's: Der ('leist in nichts vom Körper wesentlich Verschiedene--- sondern geht aus ibm <der Materie» hervor, bängt von ihm ab und ums; naturgemäß mit ihm wieder sterben und zu (gründe gehen. Tie Serie des Menschen ist also nichts mehr und nichts weniger als die Tieiseele. Daß nach dieser mate- i lalistischen Auffassung des Menschen die Theologie nichts Weiteres sein kan» als „Anthropologie mit Gemüt", wie es im Referat heißt, ist selbstverständlich. Weniger ver ständlich dagegen ist, daß solche teilte noch Pfarrer sein wolle» und sich Seelenhirten schellen lassen. Drei hiesige Pfarrer und ein Professor der Theologie summten i» der Diskussion mit dem Bortragenden überein. So weit ist man also in der freien Schweiz mit dem „reinen Evangelium" gekommen! Habe ich uuu nicht recht. 'Baselauch in geistiger Beziehung eine Stadt des Fortschritts zu nennen? Abwehrmaßregeln gepflogen* und zu diesem Zwecke und zur Aufklärung weiter Kreise von hervorragenden Gegnern der Zentrumspolitik und der Bestrebungen des Ultramon tanismus entsprechende Vorträge gehalten werden. Die liberale Presse ist auch so freundlich mitzuteilen, welches die erste Tat der Anti-Zentrumsliga sein soll; nämlich eine Petition um Aufhebung des Art. 100 des Strafgesetzbuches! Die Herren fordern also völlige Schimpffreiheit gegen Religion und Christentum; mit urteutonischer Kraft soll gegen die katholische Kirche vorgcgangen werden. Viele „nicht ultramoutaue Abgeordnete" seien eiugeladeu; wir werden uns daun die Liste der Erschienenen und Entschul digten genau anseheu. Die ganze Sache ist nur ein weiterer Versuch des Liberalismus, wieder auf die Beine zu kommen. Gläubige Protestanten tun hierbei nicht mit; so veröffentlicht eben Franz von Bodelschwiugh in der „Kreuzzeitimg" eine längere Erklärung, in der er betont, daß auch die Iesuitenfrage nichts Trennendes bringen dürfe „zwischen uns und unseren katholischen Mitbürgern in Bezug auf unsere wirtschaftlichen und sozialen Auf gaben, deren glückliche Lösung von der höchsten nationalen Bedeutung ist. Wenn wir das uns auf diesem Gebiete Einigende gering achteten, so würde das nur zum billigen Gewinn der uudeutscheu Art und der uudeutscheu Elemente gereichen, die in dem Tanz um das goldene Kalb des Da seins höchsten Zweck erblicken und darüber vergessen, daß es deutsche Erde ist. die ihnen als Tanzboden dient. Das Zentrum hat von der Gründerzeit an sich stets als Gegnerin dieser .Kreise erwiesen in Wort und Tal. Der alte Herr v. Diest-Daber Pflegte, wenn er von der Gründerzeit sprach, oft zu sagen: „Das Zentrum hat sich rein gehalten!" Professor Thnmmel schilderte die Gefahr der toten Hand. Aber die Gefahr der lebendigen und lehr geschäftigen Hand des Großkapitalismns sollte man darüber doch nicht vergessen, insbesondere da seine Verbindung mit der Sozialdemokratie festsieht, während eine solche zwischen dieser und den Jesuiten doch wohl erst erwiesen werden muß. Mag gewiß die katholische Kirche ihr irdisches Gut zu mehren suchen, so muß doch, so sehr es auch uns Evangelischen zur Beschämung gereicht, ge- sagt werden, daß der Katholik als Person nicht in dem Maße wie so viele sich evangelisch 'Nennende dein modern- materialistischen Geiste zum Opfer gefallen ist, der den Gelbhesjtz als ('Gradmesser des Menschen ansieht."—Diesen Warten eines gläubigen Protestanten haben wir nicht viel anzilsügen; mag die Aiiti-Zeiitlnnisliqa kommen oder nicht, den deutschen Katholiken wird sie nicht viel schaden. Kommt die Gründung zustande, so wird sie nur ein weiterer Ruf für die Einigkeit der deutschen Katholiken sein. Tic zehnte Richtigstellung zum Beuthcncr Prozeß wird soeben in der „Schles. Volksztg." von dem Pfarrer Wodarz in Ieschona erlassen; ranmsbalber konnten wir nicht von all den höchst interessanten Richtigstellungen Notiz nehmen; diese aber ist van solch vernichtendem Werte gegen über einzelner Zengenanssagen, daß sie in ihrem ganzen Verlauf mitgeteilt werden muß; sie lautet: „Fm „Gvriw-:-taznt"-Prv.;eß beschuldigte mich Arbeiter Franz Meinusch ans Zhrotva, „am Sonntag vor der Stichwahl hätte ich in der Kirche gevelet, die Wähler zu erleuchten, daß sie für den ZenInniiKandidalen stimmen: ich hätte auch für die Gegner gebetet, die für Korfantl, stimmen tvolbn, damit diese vom hl. Geist er leuchtet werden". Fch erkläre, daß I. in unserem Kreise Groß- Strehlitz eine Stichwahl nicht stallsand: 2. Kersanth hier nicht als Kandidat ausgestellt war; 0. ich keine zwei Gebete verrichtet habe, weder für die eine noch für die andere Partei; 4. auch nicht, wie anderwärts berichtet wurde. „für diejenigen, welebe ihre Stimme für Glolvatzki abgegeven hatten": ö. wahr ist, daß ich ein Gebet verrichtet habe für jene verblendeten Parochianen, welche im Un gehorsam gegen den hochwürdigen Herrn Fürstbischof verharren. Gebet gehört doch zu den priesterlichen Hauptaufgaben! Hierbei mochte ich zur Anssage irgend einc-S Mengen, die Beschäftigung im Rosenkranzverein bestehe im „Beten und Zahlen", bemerken, daß mit der Rosenkranz Bruderschaft mitunter eine Bercins-Steröckasse verbunden ist. weicher nur solche beitrcten, welche wünschen, daß beim Todesfall ein bestimmter Betrag an die Hinterbliebenen anS- gezahlt wird. Die Charakterisierung des Vereins mit „Beten und Zahlen" ist somit irreführend und blasphemisch." Wir hoben schon wiederholt unserer Ansicht dahin Ausdruck gegeben, dos; nichts voreiliger wor, ols onf Grund der einseitigeil Zengenonssogen eilt Urteil fällen zu wollen. Fetzt ober müssen »vir die Frage erheben; Wos bleibt donn überhonpt noch übrig von den Anschuldigungen der ober- schlesischen Geistlichkeit? 'Nicht ein einziger der Angriffs punkte läßt sich mehr holten! Wenn wir von Anfong on den Zengenonssogen gegenüber uns sehr vorsichtig geholten hoben, so geschoh cs in Erinnerung on den bekoniiten Aufruf des Abg. Korsontv in seinem Blotte. Fm Dezember vorigeil Fohres t riieß er im „Gornostozok" mehrere Frogen, die sich einleitend mit Stoff für seine verkrochte Fmigsernrede befaßten; donn ober forderte er die Leser onf. ihm die Nomen von Geistlichen mitznteilen, die in der Predigt oder im Beichtstuhl zu gunsten des Zentrnmskaudidaten und gegen den Polnischen gewirkt hätten. Alis diese Art und Weise Hot Korfonth sein Zengenmoleriot erholten! Fetzt ist tm-^ mich klor, dos; die Frogen über seine Flmgsernrede nur die Kernfragen verdecken sollten; er wollte für seinen Prozeß, in dem er selbst keine Beweioinittel hotte, Ent- lostlingszengen erholten. Wer ober diese onf solche Weise z» sommeln Hot, gibt eigentlich seine Suche schon ans und dtückl den Wert dieser Zengenonssogen herunter. Wenn mon hier und dort ein gewisses Bedonern über die Znrück- nobme des Strafantrages gehört Hot. weil hierdurch der ongegrisfem'n Geistlichkeit die Antwort obgeschnitten wurde, so ist jetzt letztere nicht nur erfolgt, sondern mon liest eben onch in den Zeitungen, doß der Prozeß eitle Nennnfloge erleben werde, indem der StootSonmolt gegen die Zeugen die Ankloge wegen Meineides erhoben Hobe. Donn wird volles Licht in dos großpolnische Lügengewebe der Korfonth- Leute kommen! — Den Austritt uns der protestantischen Kirche ver- longt die „Krenzzeitmig" von den ungläubigen liberolen Protesloilteo, die ihr stets vorwerfen, sie führe den Kampf gegen Rom nicht entschieden genug. Das konservotive Btott bemelkt hierbei, doß es den Komps gegen die katho lische Kirche stets mit allem Nachdruck geführt habe, aber dies sei eben doch nur möglich ans dem Boden des Be- kenntilisjes, weil sonst die katholische Kirche stets Sieger btetben werde. „Mit der bloßen Negation und mit staat lichen Einschränkungen ihrer Wirksamkeit ist der katholischen Kirche nicht beizukommen, vielmehr leidet darunter die evangelische Kirche aus die Dauer inehr als sie. Darum wäre uns das Ausscheiden der vom evangelischen Bekenntnisse abgefallenen Theologen aus unserer Kirche allerdings wert- voll, insofern dann unsere Kirche zum Kampf gegen Rom geschickter und stärker wäre. Wir geben ihnen aber mehr in ihrem eigenen Interesse den Rat, auszutreten aus einer Kirche, der sie innerlich als Gegner gegenüberstehen. ES ist nicht anständig im Dienste einer Gemeinschaft zu stehen, deren Grundlagen man negiert." Das protestantische Blatt denkt wenigstens konsequent, wenn auch dieser sein Stand- Punkt sehr stark katholisch ist. Im Protestantismus herrscht das Prinzip der „freien Forschung, wo sich jeder seinen Glauben selbst zurechtlegen kann; ein „evangelisches Be kenntnis" kann es somit von diesen! Standpunkte aus gar nicht geben. — In Tsinanfn ist eine deutsche Postanstalt eingerichtet worden. Italien. — Nasi verteidigt sich vorläufig gegen die wider ihn erhobenen Anklagen, indem er seine Vorgänger anklagt, sie hätten nicht anders gewinschastel als er. Fn dein parla mentarischen Berichte zum Unterrichtsetot wird erzählt, Nosi hätte während seiner dreijährigen Amtsführung ungefähr IV2 Millionen Lire ungerechtfertigt verwirtschaftet und mehrere hundert Quittungen gefälscht. Für dreihnndert- tousend Lire und darüber lägen leine andern Belege vor. als kurzerhand erlassene Befehle an den Verwalter; voll zmeitausendsechshliilderl Menschen, die ans dem Unter-* slütznngssoitds für notleidende Volksschnllehrer schöpften, hätten nur zweihnildertnndsechzig ein Lehramt inne. Die übrigen wären ein Hanfe von politischen Schmarotzern, Schwindlern, Logedieben. Akrobaten, Vermittlerinnen und Vermittelten! — Den größten Schoden hoben davon die ärmsten unter den Staatsbeamten, die Volksschnllehrer, zu verzeichnen gehabt. Ihnen sind voll diesen Schmarotzern gut siebenhnnderttonsend Lire geraubt worden. Seine Vor gänger begnügten sich mit einem Generolstobe von drei Fachmännern, er nahm deren süilstnidzwanzig mit sich her ein, und on ihre Spitze stellte er einen Verwandten, den gegenwärtig steckbrieflich verfolgten Professor Lomborüo. Dieser Generolstob setzte sich über Gesetz und Recht rück sichtslos hinweg und schottete noch seinem Belieben. Die Generaldirektoren, weiche unbequem zu werden dropten, wurden entlassen oder strafweise in die Provinz versetzt, die anderen Beamten beugten sich schweigend. Generotstob und Minister verschlangen im letzten Fohre ihrer Amts- tätigkeit an Reisegeldern 70 000 und dazu für eine acht tägige Fahrt noch Venedig 10 000, für Briefmarken 8000, für Trinkgelder 1t) 02!» Lire! Für Limonaden wurden, immer nur im Bureau des Ministers, 1088 Lire, für Wond- und Bodeiiteppiche l l 700 Lire ansgegeben. Auch weiße Halsbinden und Handschuhe ließen sich die Edlen vom Staate bezahlen. Spanien. — Tic Königin Isabrlla von Spanien ist in Poris am Sonnabend im Alter von 70 Jahren gestorben. Sie wor eiire Tochter des Königs Ferdinand Vss. und dessen vierter Gemahlin, Mario Christine, und folgte am 2!>. Sep tember 1800 ihrem Vater unter Vormundschaft ihrer Mutter ans den Thron. Gegen die Empörer der Anhänger des von der Thronfolge ausgeschlossenen Doll Kariös, der Karlisten, sicherte die Königin Mutter Christine durch ihre Verbindung mit den liberalen Parteieil ihrer Tochter den Thron; mußte sie auch selbst 18-10 Spanien verlassen, so blieb unter der 'Regentschaft Esparteros doch Isabella Köiligin von Spanien; sie wurde mit 10 Fahren durch Beschluß der Cortes für majorenn erklärt. Fsabella ver mählte sich 181«, mit ihrem Vetter Franz d'Assisi Maria Ferdinand, dem Sohne des Fnfanten Franz de Paula. Ter Ehe entsprossen fünf Kinder. Wiederholte Aufstände hatte das Land unter ihrer Regierung dnrchznmachen; sie änderten wohl die Ministerien, brachten aber keine Besserung der Regierung. Endlich machte in: September 1808 eine Erhebung, zu der sich die verschiedensteil Parteiführer ver- büirdet hatten, ihrer Herrschaft ein Ende; sie floh nach Frankreich. Der Krone -entsagte sie am 25. Fimi 1870 zu gunsten ihres Sohnes Alfons, der 1875 den Thron bestieg. Hierauf kehrte Fsabella nach Spanien zurück und lebte teils dort, teils ili Paris. Beim Tode der Königin Fsabella vcnr Spanien waren ihre drei Töchter, die Jnfantinnen Fsabella. Maria de la Paz und Eulalia, sowie ihr Schwiegersohn Prinz Ludwig Ferdinand von Bahern zu gegen. Balkan. — In Mazedonien zündelt England wo und wie es kann. Es will ans dem ostasiatijchen Kriege Rußlands gegenüber diesem und Oesterreich Vorteil ziehen, indem eö große Liebe für die mazedonischen Christen heuchelt. Der englische Botschafter O'Eonor läßt zwar erklären, die Be hauptung, England »volle eine Sonderstellung entnehmen und eigene Wege gehen, entspräche nicht den Tatsachen, vielmehr habe das englische Kabinett wiederholt seine Billigung des Reformplanes den Ententemächten knnd- gegeben und deren Aktion beharrlich unterstützt. Aber »tan wird doch gilt tim, ans die Stimmung in England zu achten und sich gegenwärtig zu halten, wie sehr jetzt die englische Diplomatie darauf bedacht ist, die durch den ost- asiatischen .Krieg entstandene Sachlage zu seinem Vorteil ansznnützen. Es ist deshalb dringend nötig, daß sowohl Oesterreich wie Rußland ans der vollen Höhe ihrer Macht bleiben. Der Neformgeiidarmerie Mazedoniens harrt eine gewaltige Aufgabe, bei der sie zeigen kann, ob sie den listigen Winkelzügen der Türkei wie der bewaffneten Gegenwehr der tmznfriedcnen Balkanvvlker gewachsen ist. Dcntsch-Sndwestafrika. — Oberleutnant Techotv telegraphiert vom 0. d. M.: Die Abteilung Glasenapp im Vormarsch von Owikokorero hatte am 2. April ein schweres, aber siegreiches Gefecht bei Okaharui. Der Gegner zog in nordöstlicher Richtung ab. Glasenapp ist am 0. April auf Otjihnara marschiert. Er beabsichtigte, den Gegner anzugreifen. Bei letzterem wurden 02 Toto gezählt. Diesseits Rescrvelentnant Noerr und 31 Mann tot, Leutnant Hildebrandt und 15 Marin ver- wnndet.
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