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4» Nr. LV4 LS. Jahrg. Montag, den 24 Dez. 1V17 X mU Ululk. «»Uaar dlrrtega-aich ».«1» In Dredden unk -an» Deuilch- land frei 0-u« ».«» m Oefterrel» «.»« X. «»«,»», n vterte»tt»l«q ». lv ^». In Dresden und ganz Deutlchlend stet -«ml H.0N -d; in Veslerreich 4.00 X. Gte^t-Rummer lv » Di« »SLMche «„»zettuna erichetnt «allen «ochrnto-en nachmtuaqS a- -- -- «»»rt«e», «u„d«ed«i «^chrstsMVt-x,«, „IM. »o» U<l«Ut«nans»,g«n »» »1 Uhr den». Preis für dlePeNt^rpalnelle«» ».tm «eNa- meteU 8. ». päinllten-Nnzet-en >v » > Kür »ndeuiitch geschriebene, sowie durch Fern, iprecher autaeaetenc «luetarn kiUmen wir di« »««ntwoÄlchIrti für die «tchiigfett de» L««e« nicht übernehmen. Mrechstunde »er «edakttem LI—L« Uhr dorm. " -4 Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartet. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wocheubeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Von der Menschwerdung des Sohnes Gottes Gottes Sohn legt die Krone seiner Herrlichkeit ab und nimmt die Dornenkrone der Erde. Das neue und ewige Testament beginnt mit überreick)er Erlösung und unauü- spvechlick-er Gnade. Die im Paradiese waren arm uns gegen über, in deren Mitte der .Heiland sein Bethlehem aufgeschla gen bis ans Ende. O kclix culpa I O gesegnete Schuld! Christen haben diesen Jubelruf vermischt mit den Silberstim men der Engel, haben das Sternenlicht der Weihnackst ver woben mit dem Kerzensct/ein unsrer Altäre, mit dem Weih rauch des Sakramentes und dem Duft der Tannen haben sie den Geburtstag des Herrn gefeiert und waren mit dem Her zen dabei. Wo das .Herz Jesu, klein und doch groß, leise und doch laut, ihnen entgegen schlägt, müssen sie den Odem seiner Liebe fühlen und fühlend antworten. Aber das Gefühl ist nicht die Hauptsache und das Gemüt hat nicht den wichtigsten Teil an der Feier der Mensckstverdung. Mehr haben oder sollten haben: Glaube, Verstand, Wille und Tat. Auch Ungläubige begehen Weihnacht, singen ihre Lieder, horck-en aus Gewohnheit, Anstand, Setimentalität, ihren — Märchen, wie sie meinen. „Es war einmal ein armes Kind. . . ." Nach dem gewaltigen Zeitmesser Christus die Uhr ihres Lebens zu stellen, haben sie keine Veranlassung. Weihnacht feiern die Irrgläubigen. Ihnen ist Jesus ein Mensch, wie ihn die Welt alle zweitausend Jahre einmal her vorbringt. Der größten, schönsten und delsten einer. Weit voraus seiner Zeit. Aber er ist überholt von den Modernen, die ihm mit Maschinen, Flugzeugen und ihrem hock-entweckel- ten kritischen Apparat nachgesaust sind. Der Mensch Christus der Gottessohn, wem die Bezeichnung gefällt — sie trifft, sagen sie. auf uns alle zu —, h a t gelebt. In Wahrl-eit Weih nacht zu feiern ist nur denen gegeben, die glauben das Dogma: „Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch. Dogma! Schon das Wort erscheint uns hehr, als neigte sich ein Priester über das Evangelium, es mit reinen Lippen zu küssen, als kniete ein Celebrans in der missa solemnis mit andächtigen Leviten nieder: „kt incnrudtu« e»t . . . Anders — anderen! Freigeister haben den Ausdruck gebun den, vor ihr Gericht gestellt, gegeißelt, gekreuzigt. Selbst viele Protestanten nahmen am Dogma Anstoß; einer hat jüngst erklärt, daß es der Sündcnfall der Kirche sei. Wer Dogma sagt und sich neigt, ist rückständig, massiv gläubig altchristlich. Reckst: altchristlich! Wir sind und bleiben es, schützen und retten das Dogma und eines der fundamental sten: von der Menschwenrdung des SohneS Gottes. Hat der Gläubige sein weih nacht! ick>es Credo gesprochen, stutzt oft der Verstand vor dem Stall, der Krippe, — dem Kreuz, das seine Sck-atten vorauswirft. „Entfernt mir diese verächtlick-en Windeln und die eines Gottes unwürdige Krippe!" Doch bald erkennt er Sinn und Weisheit des Kreuzes. Die zlveite Person in der Gottheit hat den sternen gestickten Vorhang der Ewigkeit zurllckgeschlagcn, ist tief, ganz tief zu uns herabgestiegen, Mensch, Knecht geworden, will hinter dem Letzten gehen, um keinen — gerade ihn nicht — zu verlieren auf dem großen Rückzüge ins Paradies. Der König aller Könige hätte geboren werden können in einem Palast, umringt von Höflingen, bedient von Lakaien, und die Armen und Enterbten hätten draußen gestanden und der in der kühlen Hofluft gefroren, die Reichen und Stolzen aber hatten sich lveiter angeklammcrt an die Vergänglichkeit der Erde. Fort mit dem Tand! Herunter mit dem goldenen Kalb! Alles ist Eitelkeit, außer Gott lieben und ihn: allein dienen. Aus Glauben, Sehen und Verstehen wird geboren Wille und Tat. Wer den Schlüssel gefunden für die Fremdsprache von Bethlehem, dem wird, was er hier erblickt, und >vas das fleischlich)« Auge ärgert, zur Heimatsprack>e und zum Kirchen gesang der Nachfolge Christi. Tann fällt ein Schein der Verklärung auf die Mauern des Stalles, Engel umspielen die Krippe, und es duftet nach geheimnisvollen Blumen einer andern Welt. Wie auf Bildern alter Meister haben die heiligen Personen, die wir ehrfürchtig betrachten, auf ihren Lippen Sprück>e: Sprüche stehen an den Wänden, über Tür und Fenster dieses merkwürdigen Geburtshauses, als wäre es — was cs wirklich ist — eine Hochschule wunder barer Weisheit: Nimm dein Kreuz und folge mir nach. . . Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Gedanken sind keimende Taten. Bethlehems Gedanken sind mehr. Wo sie stcrnengleich aufleuchtcn in dunkler Nacht, sind sie wie die hinnnlischen Heerscharen bei den Hirten. Ist einer der Glücklichen, der die Botschaft vernommen, zurückgeblieben, da sie eilen gen Bethlehem? Keiner! Er wäre gestorben vor Sehnsucht nach dem menschgewordenen Gotte. Gott wird Mensch, Mensch wird — versteht es rechtl — Gott. Versöhnung, Erlösung, Vergottung ist Weihnacht. Kinder Gottes sollen wir werden und Erben seines Reiches. Keine Erben, die ihren Anteil am Gnadenschatz des Vaters «MX»»-, «»—»ff,»»«» I Das Neueste vom Tage ^ M mW »Me LUMM (Amtlich W. L.-B.) Große» Hauptquartier, den Lst. Dezember 1Sl7. Westlicher Kriegsschauplatz In Verbindung mit Erkundungsgesechten lebte die Ar- tillerietätigkeit in einzelnen Abschnitten auf. Gesteigertes Feuer hielt tagsüber aus dem östlichen MaaSufer an. Oestlicher Kriegsschauplatz Nichts Neues. Mn»etz««ische Front: Ein feindlicher Vorstoß gegen die bulgarischen Stellun gen nördlich vom Doiran-See scheiterte. In der Struma-Ebene rege Vorfeldtätigkeit. Italienische Front: Zwischen Asiago und der Brenta haben die Truppen deS Feldmarschalls Eonrad den Col dcl Nosso und die westlich und östlich anschließenden Höhen erstürmt. Gor «st« Goneralquartiermeist«: Lntzonöorff. Nene Versenkungen Berlin, LS. Dez. (Amtlich.) In den Hoofden, tm Aermelkanal und in der irischen Gee wurde» durch unsere U-Boote 4 Dampfer und das englische Fischer' fahrzeug „Forward" vernichtet. Einer der vernichteten Dampfer wurde «ns einem durch kleine Kreuzer, Zer störer-und bewaffnete Fischdampfer stark gesicherten und daher »ermntlich besonder- wertvollen Geleitzug heransgeschoffc«. Unter den übrigen versenkten Dampfern befanden sich die englischen beladene« Dampfer „Enphorbia" und „Rhdal Hall". Ler Chef des Admiralstabs der Marine. Berlin, 23. Dezember. (Nichtamtlich) Unter den Abwehrmitteln, die unsere Feinde gegen die Unterseeboote erfunden haben, nehmen die Wasserbomben eine» großen Raum ein. Wie schwierig jedoch auch die erfolgreiche Ai.' wendung diese» Mittel» ist, von dem sich besonder» dt^ Engländer so viel versprochen haben, wie hartnSckig aber andererseits «uch die Verfolgung durch unsere Gegner ist. da» erhellt au» dem Bericht eine» vor wenigen Tagen zurückgekehrten U-Boote». Danach wurde e» im englischen Kanal »on Mittag b>» Abend von 2 Wasserflugzeugen ver folgt und dabei mit 23 Bomben belegt, decken das Boot ohne Schaden zu nehmen entkam, obgleich es ihm erst in der Dunkelheit gelang, die Gegner abzuschütteln. Wenige Tage später arbeitete da» Untersee-Voot in der irischen See und schoß au» einem Geleitjiige einen tiesbeladenen Dampfer von 5000 To. herau». Sofort setzte eine starke seindliche Gegenwirkung ein. Einige Zerstörer lösten sich von der Begleitung Io» und stellten nun dem U-Boote nach, wobei sie tm Verlauf der nächsten Minute nicht weniger al« 39 Wasserbomben auf die vermutliche Tanchstelle ab. warfen. Doch auch diese verfehlten durchweg ihr Ziel und explodierten meist in weiter Entfernung de» U-Boote», da* nicht den geringsten Schaden davontrug. vertun »nd vertändeln. Träumer und rührselige Deuter? Nein! Christen des Glauben, Menschen von Geist, Männer des Willens und der Tat. Nicht nur fühlen, auch folgen^ leben und streben mit Weihnacht. Ich glaube, darum rede und wirke ich. Dann sind wir im ivahren, allein seligmachen- den Christentum, sind zufrieden und fröhlich in der Armut und Stille von Bethlehem mit seinem verborgenen Gott. Was fragen wir nach den matten Lichtern der Erde, wenn uns umleirchtet die Sonnenherrlichkeit des Himmels! An dem Gloria der Engel wollen wir unsre Lieder stimmen und himmelwärts wandern. Christus heißt unser Lebensweg, ein glänzendes, sicheres Gleis, das sich verliert in unendleche Fernen. Jener Stern aber, der die Könige geführt, sei unser Cieleit. Sagt nicht: Dieser Stern ist erloschen, cs ist finster, und wir tappen im Dunkeln. Heilige .Kirche nennen wir »nsern Stern. Ein zweitausendjähriger WundersternI Nach göttlichen Gesetzen geht er in der Welt und Loch erhaben über sie seine Bahn, uns dorthin führend, von >va er selbst seinen Aufgang genommen, zum menschgewordenen Gott und zur Weihnacht unsagbarer Freude und Wonne. 8. Zur Wahl im m. sächsischen Reichtags wahlkreise Nachdem Freisinn und Sozialdemokratie die Friedens- entschlicßung des Reichstages vom 19. Juli in dem bereits heftig entbrannten Wahlkampf zur Wahlparole erhoben ha- ben, nimmt die politische Scheidung der Geister auf dieser Grundlage immer festere Formen an. Insofern ist für jene Parteien der Wahlkampf ein willkommener Prüfstein für die Ztiinmung und Gesinnung der Wähler. Für oder wider )ie Neichstagsmehrheit in der Friedensentschlietzung ist das Feldgeschrei der Linken, obwohl so manck)er Reichstagsbote eine damalige Ansicht darüber in Rücksicht auf die jetzt bc> aeutend günstigere Kriegslage einer Verbesserung unter- ,ogen hat. Aber auch die Frage, wc r den Bruch des Burg- jriedens verschuldet hat, nimmt in ihren Wahlversammlun gen einen breiten Raum ein, wofür die Konservativen verantwortlich gemacht werden. Bekanntlich beanspruchen die TeutsckMölkisckien den Wahlkreis mit der Begründung, Vaß der verstorbene Mandatöinhaber Reformer gewesen und als solck>cr auch amtlich und offiziell 1912 aufgestellt worden sei. Dies entspricht nickst den Tatsachen. Damals wurde er als g e m e i n s a m e r K a n d i d a t der r e ch t s st e h e n- den Parteien aufgestellt und als solcher auch gewählt, stls sich aber die Reformer mit den Dcutschsozialen zur deutsch-völkischen Partei verschmolzen, machte bekanntlich Gräse die Verschmelzung nicht mit und trat den Deutschkon- jervativen als Hospitant bei. Um nun das alte Verhältnis wieder herbeizuführen und den Burchsrieden zu wahren, wäre eS Sache der Wahlorganisationen der rechtsstehenden Parteien im Kreise gewesen — nach einer in Bischofswerda erfolgten Abmachung sollten sie auch nach der Wahl Gräfes 1912 wciterbestehen und im gegebenen Augenblicke wieder in Tätigkeit treten. —, einen Kandidaten aufzustellen. Anstatt dessen wurde über deren Köpfe hinweg seitens einiger Kreis- eingesessener Herren mit auswärtiger Unterstützung mit dem Großadmiral von Tirpitz über Annahme einer Kandidatur verhandelt und wie bekannt — ergebnislos. Das war ein solgcnschlvcrer Schritt. Schon am 6. November machten die „Bautzener Nachrichten" darauf aufmerksam, daß darin von irgendeiner Seite eine Störung des Burgfriedens erblickt n>crden könnte und, wie cs die Folgezeit lehrte, auch erblickt worden ist. Denn die Sozialdemokratie, der die Verhand lungen nicht geheim geblieben waren, erachtete in dem Ersatz- Kandidaten Tirpitz eine Herausforderung, da er ein entschiedener Gegner der bekannten Friedensresolution des Reichstages ist, die unter wesentlick)er Mitarbeit der sozral- dcmokratisckien Fraktion überhaupt zustande kam. Ohne ge nügende Fühlungnahme mit den Wählern machte sich bald nach Bekanntgabe dieser Kandidatur auch in rechtsstehenden Kreisen, besonders in ländlickien Schichten, ein starker Wider spruch gegen sic geltend, der dem Kandidaten sickierlich nicht unbekannt geblieben ist und so ihre Nichtannahme beeinflußt haben mag Unerklärlich ist es cS noch heute vielen Wählern, warum man die bereits Jahre vor dem Kriege bestehende und von vielen Seiten als aussichtsreichst anerkannte Kan didatur Herrinan n, der selbst kein ausgesprochener Par- teimann ist, eine Zeitlang fallen ließ oder stillschiveigend in Reserve behielt und den Wahlkreis mit einer großzügigen Kandidatur übcrrasck-en wollte, für deren Urheber schließlich noch die „Uebcrraschung" kommen wird, vielleicht recht un angenehm für den ganzen Wahlkreis. Dieses Vorgehen mag von den besten Absicht begleitet gelvesen sein, es hat aber Un- klarheit, UnsicherlM und Unzufriedenheit besonders in die ländlickx-n Wählermassen gebracht, die doch einen Volks vertreter ihrer Interessen haben wollten. Zu einem einheitlichen Zusammenwirken der reckstsstehenden Parteien