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Mittwoch den 4. Februar 1914 sich: Msgr. Gennari, wurde vom Papste durch die Belehnung mit einein Kanonikat von St. Peter ausgezeichnet, auf den verantwortungsvollen Posten eines Beirates des Sant' Uffi- cio berufen und am 6. Februar 1897 zum Titugarerzbischof von Lepanto präkonisiert. Im Konsistorium vom 15. April 1991 kreierte ihn Leo XIII. zum Kardinal und überlieb ihm als seine Titelkirche San Marcellus am Korso. Pius X. er nannte ihn znni Präfekten der Kongregation des Konzils und zum Konsnltor für die Kodifikation des kanonischen Rechts. Er war Protektor vieler Ordensgenossenschaften und In stitute, so znin Beispiel der Grauen Schwestern von der keil. Elisabeth »nd des Servitenordens. Vermischtes V lieber die heldenmütige Tat zweier Eisenbahn beamten wird aus Lüdenscheid berichtet: In einer Loko motive platzte das Siederohr. Der Dampf und das heiße Wasser verbrühten den Lokomotivführer und den Heizer, die aber trotz der schrecklichen Verwundungen auf ihren Posten ausharrten und die Maschine zum Stehen brachten, Die Verunglückten wurden ins Krankenhaus gebracht, wo der Lokomotivführer bald seinen schweren Verletzungen erlag. Das Befinden des Heizers, der ebenfalls gefährliche Brand wunden davongetragen hat, ist sehr ernst. v Ein Preis für Pögoud. Die Akademie de Sport i in Par s hat, wie man von dort meldet, dem Flieger ^ Pögo» ,. der die Sturzfliege zuerst ausführte, den groben !' Preis von 10 000 Frauken zuerkannt. v Der Masse nbetrngsv er such gegen Ar beitslose, der anfangs November vorigen Jahres Auf sehen machte, ist jetzt aufgeklärt worden. Tie Berliner Kri- minalpotizei hatte allen Polizeibehörden durch den Tages bericht des Schwindlers Personenbeschreibnng und Hand- schrift zugänglich gemacht. Diese Anhaltspunkte haben cs ermöglicht, den Unternehmer des Massenschwindels in dein Mechaniker Friedrich Deiner in München mit hoher Wahr- scheinlichkeit sestzustellen und zu verhaften. v Ein guter Platz. „War hast du gestern abend gemacht?" — „Ich war im Theater." — „Was hast du gesehen?" — „Eine blonde Frisur mit Schilpattkämmen, einen Seidenknotsn und einen Büschel ParadieSreiber!" Handel und Verkehr st Sächsische» Staatsschuldbuch. Eingetragen waren Ende Januar 1914: 2693 Konten im Gesamtbetrags von 183 345900 M. Ir Riesaer Bank. Für das abgelaufene Geschäftsjahr werden wieder 8 Proz. Dividende vorgeschlagen. Ir Kammgarnspinnerei Schedewitz. Der Aufsichtsrat sch ägt der Generalversammlung die Verteilung von 10 Proz. (i. V. 15 Proz.) vor. Ir Baumwollspinnerei Zwickau in Zwickau. Der Auf sichtsrat beschlob. der am 14. März statlfindenden General versammlung vorzuschlagen, nach reichlichen Abschreibungen für das Geschäftsjahr 1913 eine Dividende von 12 Proz. li. V. 15) zu verteilen, sowie 62 710 M. auf neue Rech nung vorzutragen. Ir Zwickauer Kammgarnspinnerei in Zwickau. In der am 2. Februar d. I. abgehaltenen Aussichtsratssitzung Sächsische Volkszeitung Nr. 28 — Seite 6 wurde der Abschluß für da» Geschäftsjahr 1V18 dorgelegt. E» wurde beschlossen, der aus den 14. Mär, ein,«berufen- Generalversammlung vorzuschlagen, nach reichlichen Abschrei bungen für das Geschäftsjahr 1S18 eine Dividende von 14 Proz. (t. B. 16 Proz.) zu verteilen und 101663 M. auf neue Rechnung vorzutragen. t» DreSde», S. Februar, vrodnkteupreise in Dresden Preise in Mark. Wetter: Schön. Stimmung: Ruhig. Weizen, pro 1000 kx netto: feuchter und beschädigter 1V1 bi« 168, brauner neuer (74—76 kg) 177—183, do. neuer (77 bis 78 kg) 186-188. russischer rot 21S-2S5, KansaS 224-228, Argentinier 224—226, Duluth springt I 226 - 227, Manitoba 3 und 4 21S—224. Roggen, pro 1600 kg netto: feuchter und be schädigter 137-148, inländ. (71—72 kg) 151-153, do. (73-74 kg) 166-157, russischer alter 173-177, Sand (71-74 kg) 156-161. Berste, pro 1600 kg netto: sächsische 163-177. schlesische 168-180. posener 168—180, böhmische 180—195, Futtergerste 137—153 Laser, pro 1000 kg netto: sächsischer, alter 150—164, do Neuhafer , feuchter u. beschädigter 134—146, schlesischer alter IVO—164, russisch« , amerikanischer 187-160 Mais, pro 1000 Kg: Ltuquantine. all, 188—1V8, neuer RundmaiS 149-181, amerik. 14S—187, La Plata gelb. 152—184 Erbsen pro 1000 kg netto; Saat und Futter 178—195. Wicken sächsische 178—IS5. Buchweizen, inländ. 200—210, fremder 220 bi» 228 Oelsaaten, wiuterrap«, scharf, trocken, , do. trocken , do. feucht . Leinsaat, pro 1000 kg netto: feine 265 bis 261, mittlere 235-247, La Plata 242, Bombay 268. Rtlböl pro 100 kg mit Faß, raff. 71,00. Rapskuchen (DreS. Marken) lange 13,80, Leinkuchen, pro 100 kg (Dresdner Marken), I. 16,80, ll. 16,00. Malz, pro 100 Kg netto ohne Gack 29,80—31,00 Weizenmehl, I. Marken, pro 100 kg netto ohne Sack (DreSd Marken): Kaiserauszug 34,50—88,09, Grietzlerauszug 33,50 bis 34.00, Semmelmehl 82,50—93,00, Bäckermundmehl 31,00—91,50, «rietzlermundmehl 23,50—24.50. Pohlmehl 18,50-20,00. vtoaaeu- mehl pro 100 Kg ohne Sack Dresdner Marken): Nr. 0 25.00-25,60 Rr. 0/1 24.09—24,50. Nr. 1 23.60—29.60. Nr. 2 20,09—21,60 Nr. 9 18,00-19,09. Futtermehl 12,60—13.40. Wei-enkleie grobe 10.89—11.20, feine 9.80-10.29. Roggentleie 11.00 bis 11,40. Die für Artikel pro 100 Kg notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 8000 kg. Alle andern Notierungen gelten für Geschäfte von mindestens 10000 kg. 10 28, ^ANRISS» KÜ8 1v- (von l d/tk. SN, ausgenommen Oame nnck surüekgesetrte Artikel). ckecker Knncke kann sieb ckss vvckülen, was er vvünsciit, unck brauebt keine unkursnten Waren ru nebmen, denn »nkursnte Waren, ckie um zecken Preis sbgestoken weccksn müssen, gibt es bei mir nickt. (Aeine billigen Preise beweisen, wie mäüig ick kalkuliere, bei nur guten unck solicken Husli- lüten, ckeskuld ist uuek un obigen langen eine wirkück besonckere 6elegenbeii rum günstigen kinksui geboten. Uksrsn 2V 3V !° dilligsr (einzelne Stücke ocker angestaubt (netto) Arumpfksm» Mntksr vorm. Sirknsr vl'eLöön-k., 8v68ti'Al)6 - öi-eiw Lli^lZs 2 u. Wilsärusföi' 81^68 46 — 18 — Die Schleier der Nacht breiteten sich über die stolze, reiche Villa aus, in welche die Sorge, die Not, die Armut eingekehrt waren. 4. „Nein, Mama — es ist unmöglich! Ich kann Edelgard jetzt nicht ver lassen I" rief Harald aus, indem er aufsprang und erregt im Zimmer auf und ab schritt. „Und doch wirst du es müssen, mein armer Junge," versetzte die Baromn im Tone innigen Mitleids. „Die Verhältnisse sind eben stärker als wir." „Man kann aber die Verhältnisse besiegen!" „Das hat schon mancher geglaubt, sich mutig m den Kampf gestürzt und ist darin untergegangen. Sieh, Harald, auch ich beklage diese Wendung der Tinge von ganzem Herzen. Ich wünschte mir keine andere Schwiegertochter, als Edelgard Lynden, ganz abgesehen von ihrem Reichtum — und wenn Landen ans dem Zusainmenbriich nur ein kleines Vermögen gerettet Hütte, dann würde ich sicherlich nicht das Ansinnen an dich stellen, von der Verlobung zuriickziitreten. Aber Lynden teilt dir ja selbst mit, daß er ein armer Mann und wieder auf seiner Hände Arbeit angewiesen sei. Er selber betrachtet die Verlobung als aufgehoben, da er Wohl einsieht, daß du kein gänzlich mittel loses Mädchen heiraten kannst. Auch Edelgard scheint sich in die veränderte Sachlage gefunden zu haben. Sie schreibt dir nicht ein einziges Wort . . ." „Sie erwartet jedenfalls, das; ich zn ihr eile und mich an ihre Seite stelle — um gemeinsam mit ihr zn kämpfen und zn arbeiten —" „Mein lieber Sohn," unterbrach die Baronin Harald mit einem etwas ironischen Lächeln, „wir wollen uns nicht in großen Worten und romantischen Gefühlen verlieren, sondern die Verhältnisse, so wie sie sind, richtig ins Auge fassen. Vielleicht wäre es möglich, daß ihr unter harten Kämpfen und fort währenden Entbehrungen hier ans Fredersdorfs euer Leben fristetet und euch mit den Jahren ans dem Elend hcransnrbeiten könntet! Vielleicht, sage ich — denn ich glaube nicht, daß du zu einem solchen entbchrungsvollcn, arbeit erfüllten Leben geschaffen bist. Aber dieses auch vorausgesetzt, wovon sollen wir, deine Mutter und deine beiden Schwestern, leben? Wir sind ebenfalls angewiesen auf den Ertrag des Gutes. Willst du uns mit in diese Hunger kur hineinziehen, in die Armut — in das Elend — in das Leben eines Bauern? Ich glaube, Harald, daß dies deine Absicht nicht sein kann!" „Was soll ich aber tun? Was soll ich Edelgard sagen?" „Edelgard wird deine Gründe verstehen. Sie ist die Tochter eines prak tischen Geschäftsmannes und wird sich in das Unabänderliche fügen. Und was du tun sollst? Nun, es gibt doch noch mehr liebenswürdige reiche Mäd chen in der Welt . . „Mutter!" „Ja, mein Sohn, was bleibt dir anders übrig? Willst du den Wahl- sprnch unseres Wappens vergessen? „Halte fest, was dir anvertraut ist —" beißt der Spruch. Unsere Familienbesitznng ist deinen Händen anvertrant; du hast also die Pflicht, sie festzuhalten, sie der Familie zu erhalten. Das ist meine Ansicht von der Sache, deren Richtigkeit dir jeder billig Denkende be stätigen wird. Ich habe durchaus nicht die Absicht, mein Sohn, mich und deine Schwestern durch eine unvernünftige Handlungsweise deinerseits in daS — 19 — Elend hinausschicken zu lassen. Im Gegenteil — ich werdee mich mit aller Entschiedenheit einer Heirat widersetzen, die unter den jetzigen Verhältnissen ein Wahnsinn genannt werden muß. Ich fordere von dir den Verzicht auf diese Verbindung in Rücksicht auf deine Schwestern, auf deine Mutter, auf dich selbst." Die alte Dame stand hoch und stolz aufgerichtet vor ihrem Sohne und die Energie ihres Wesens übte auch jetzt wieder, wie so oft, ihren Einfluß auf Harald aus. Daß diese Energie seiner Mutter auf falsche Bahnen geleitet war, machte er sich freilich nicht klar. Er wußte nur, daß cs einzig und allein dieser Energie zu verdanken war, wenn die gesellschaftliche Stellung der Fredersdorfs überhaupt noch unangetastet dastand. lieber all die schwierigen Verhältnisse der letzten Jahre hatte die Energie der Baronin hinweggeholfen, und nur ihr war es zu danken, daß bei dem Tode des alten Barons das Fredersdorffschc Gut nicht schon unter den Hammer gekommen war. Das mußte auch Harald ihr Dank wissen und Rücksicht auf sie nehmen. Nur berührte ihn diese kalte, rücksichtslose Energie sehr peinlich und schmerz lich. Seine Mutter war cs gewesen, die vor einigen Monaten seine Auf merksamkeit auf Edelgard Lynden gelenkt und seine Bewerbung um Edelgard auf das Tatkräftigste unterstützt hatte. Jetzt, wo sich die äußeren Verhältnisse geändert hatten, ließ sie das junge Mädchen ebenso rücksichtslos fallen, wie sie früher die Verbindung zwischen Harald und Edelgard angestrebt hatte. Sein vornehmes Gefühl empörte sich dagegen, dennoch wußte er im voraus, daß seine Mutter m diesem Kampfe der Pflicht und der Interessen den Sieg davontragen würde. Er fühlte, daß er bereits schwankend geworden war und seiner Mutter keine Gegengründe mehr entgegenznsetzen wußte. Aber er wollte seine Niederlage auch nicht eingestehen und sagte ausweichend: „Ich werde an Edelgard schreiben, Mama. Vor ihr soll cs ab- hängen . . ." „Gut," entgegnete die Baronm. „Ich bin überzeugt, Edelgard wird init mir völlig übereinstimmen. Du mußt ihr nur die Verhältnisse klar und deutlich — so wie sic nun einmal liegen — anseinandersetzen. Vermeide vor allem große Worte und romantische Geftthlsergüsse, die nur geeignet sind, die wirkliche Lage zu verwirren und zu verschleiern." Damit verließ sie festen Schrittes das Zimmer — sie war sich ihres Sieges wohl bewußt. Harald warf sich verzweifelt in einen Sessel und starrte finster vor sich hin. Zu einem festen Entschluß vermochte er sich auch jetzt noch nicht auf zuraffen — weder nach der einen noch nach der anderen Seite hin. Sein Herz, seine Liebe zu Edelgard, die Stimme der Pflicht und des Gewissens wur den unterdrückt durch die gewichtigen Gründe seiner Mutter; sie wurden ein geschläfert durch die Hoffnung ans ein Wohlleben, welches er sich durch Ein gehen auf die Pläne seiner Mutter verschaffen konnte. Er war noch nicht gereist in der Schule der Arbeit und der strengen Pflichterfüllung: er schätzte die Aeußcrlichkeiten dieses Lebens höher ein, als das von treuer Arbeit und gewissenhafter Pflichterfüllung erfüllte Leben selbst.