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Beilage zu Nr. IW der „Sächsischen Volkszeüung". Die retrospektive Abteilung der Großen Kunstausstellung. II. Deutsch-österreichische Schule. Zu Deutschland vollzog sich die große Revolution um die Wende des 18. Jahrhunderts auf den Kathedern. Mit Recht nennt Heinrich Heine Kant einen Nobespierre auf gei stigem Gebiete. Daraus erklärt sich daß die Erneuerung der bildenden Künste nicht, wie im streng zentralistischen Frankreich, nur von einem, sondern — entsprechend dein j zentrifugalen Charakter der Germanen — von mehre ren Punkten ihren Ausgang nahm. Die Antike, Dürer, das gothische Mittelalter waren die Ausgangspunkte, der Schauplatz — Nom. Der Erste, welcher den Geist der Antike begriff, war Carotens. Ihm war die Contnr das Höchste. Nächst den ^ Bildhauern (Thorwaldsen) gaben sich seinem Einflüsse be sonders I. Koch (4 Landschaften, Saal l) und K. Nott- j mann-München hin; diese begründeten die heroische Land schaft, deren Wesen in der Znrückdrängnng des Nebensäch- ! lichen zu Gunsten idealisierter großer und charakteristisckier j Züge besteht, wie das Oelgemälde „Isthmus von Corvnth" j (S. 1) zeigt. Die Linie ist Trägerin der Wirkung- Nott- > mann benützte auch ein lebhafteres Colorit, sowie alle mög lichen, meteorologischen Belenchtnngseffekte. Es ist klar, ! daß diese Richtung einen großen Einfluß ans die Zukunft ansüben mußte. Ohne Koch und Nottmann kein Arnold ! Böcklin! — Eine andere Gruppe sammelte sich, vom Religiösen anS- I gehend, um P. Cornelius, von dem sich leider nur ein Bild in der Ausstellung befindet. Es waren dieses die so genannten Nazarener. Ihr Vorbild war hauptsächlich Raf fael, was besonders bei den Bildern Overbecks (Die Findung Mosis, Selbstbildnis, Familienbild, Magdalena salbt den Heiland, S. 1) hervortritt. Auch I. v. F ü h r i ch (Gang Marias über das Gebirge, S. 6) und S ch » o r r v. Carolsfeld (Die Verkündigung S. 1) gehören zu dieser Gruppe. Overbeck und mehrere andere traten sogar zum Katholizismus über, woraus sich ihr tiefes Verständnis für die innere Religiosität in Raffaels Bildern erklärt. Cor nelius schloß sich aber auch an Meister Dürer au. Tragisch war sein und seiner Schüler Ringen um die Freskotechnik Raffaels und Michelangelos, deren Rezept sie doch nicht ent decken konnten, und deren Erneuerung erst in unseren Ta gen Prell gelang. Trotzdem ist Cornelius einer der idccn- und einfluß reichsten Maler aller Zeiten gewesen. In ihm war der Dich ter beinahe stärker, als der Maler. Wie Carstens, war auch er ein Farbcnfeind; die Farbe war ihm eine sauere Traube. Wegen seiner koloristischen Mißerfolge sprach König Lud wig l. von Bagern über ihn das harte Wort: „Ein Maler muß malen können!" Auch hat Cornelius nicht hindern können, daß gerade in München, wo sonst sein Einfluß ans die Kunst gewaltig wirkte, die Landschafts- und die Genre malerei, denen er jede Berechtigung absprach, einen großen Aufschwung nahmen. Ursprünglich zur Schule der Nazarener gehörte der Dres dener Lud w. Richter (Genoveva, Sommerlandschaft S. 0), welcher später als Zeichner des bürgerlichen Fami lienlebens der Liebling des deutschen Volkes geworden ist. Von Cornelius zahlreichen Schülern, welche er in Mün chen, Berlin und als Akademiedirektor in Düsseldorf ans- bildcte, verschmähte W. v. Kanlbach nicht den Formen- nnd Farbenreiz (Der kleine Farmer S. 1) und wurde des halb von seinem Lehrer als abtrünnig gebrandmarkt: doch brachte er durch seine berühmten Freskengemälde (Turmbau zu Babel, Zeitalter der Reformation nsw.) die monumen tale .Kunst dein Volke näher. Trotz mancher genialer Schöp fungen hat sich Kanlbach keinen dauernden Ruhm errungen, da seine Kunst, weil mangelhaft in der Charakteristik, hohl war. Immerhin hat er Piloty vorbereitet. Der Wiener M. v. S ch w ind (0 Gemälde S. 5) ent- ! deckte für die Malerei den Reiz des deutschen Märchens. Wer i kennt nicht seine hochpoetischen Illustrationen zum Märchen ! von den 7 Naben? Mit seinem sinnigen Ernst, seinem s sprudelnden Humor und seiner schwärmerischen Romantik ist er so recht das Idealbild des deutschen Künstlers. Er blieb dabei doch ein ächter Wiener, wenngleich er in Mün chen manchen derben, knorrigen Zug annahm. Sollten ihm bei seinem „Gnomen in Bewunderung vor dem großen Zeh der Bavaria" vielleicht die rezeptsnchenden Nazarener und der göttliche Raffael vorgeschwcbt haben? — Zwischen ihm und Ludwig Richter steht K. Spitzweg (S. (!), welcher das kleinbürgerliche Leben im Lichte der Romantik mit be haglichem Humor, jedoch ohne Satyre schilderte. Eine glänzende Erscheinung war C. v. Pilotv, der große Geschichtsmaler. Er ist der erste deutsche Maler, bei welchem die Farbenfreudigkeit unaufhaltsam zum Durch bruch kam. Seine Farbenknnst verdankte er den Belgiern; seine virtuose Stoffmalcrei wurde vorbildlich. Es sind von ihm „Anna Bolchn" und Wallenstcins Zug (S. 0) vorhan den. An seinem Mangel an Innerlichkeit erklärt sich die große Verschiedenartigkeit seiner Schüler, von welchen Ma kart, Lenbach, Defregger, Leibl, Gabriel Mar, Knrzbaner und W. Diez mit die berühmtesten sind. Ebensowenig fort- pflanzungsfälug wie Pilotys Kunst war diejenige seines erfolgreichsten Nachfolgers und Erben Hans Makart. (Franenbildnis S. 6.) Seine nicht dagewesene Farben pracht, seine glühende Sinnlichkeit entfachten einen Sturm von Begeisterung und Abscheu. Trotz seiner oft unrichtigen Zeichnung und Modellierung, trotz seiner Unfähigkeit zu tiefer Charakteristik wurde der auf Leichtlebigkeit zng ichnit- tcne Künstler der Liebling der Wiener. Sein Gegenfüßler ist der Spiritnalist Gabriel Max. Nicht nur die früheren Porträtistcn Anton Graff (7 Bilder, S. 4) und W. Tischbein (2 Bildnisse, S. 4), sondern auch der privilegierte Fürstenmaler F. Wintcr- halter (S. 1) wurden vom größten deutschen Bildnis maler F r a n z v. L c n b a ch (S. 2) tief in den Schatten ge steht. Dieser geniale Künstler, welcher sich ans einem mittel mäßigen Landschafter an Tizian, Rembrandt und Velasqnez zu einem der ersten Porträtistcn aller Zeiten heranbildete, ! hatte nicht nur das Glück, den größten Geistern seiner Zeit ^ persönlich näher zu treten, sondern er blickte auch tief in ihre Seelen und gab das Geschaute mit kongenialer Kraft ^ und in großem malerischen Stile wieder. Das Bedeutendste ^ hat er in seinen Moltke- und Bismarck-Bildern geleistet. Eine neue Welt enthüllte der in der Ausstellung leider nicht vertretene Defregger in seinen Bauernbildern, worin er nur von W. Leibl (8 Bilder, S. 2) erreicht, viel- > leicht sogar übertrosfcn wurde. Von Velasgnez und den französischen Naturalisten angeregt, malte dieser mit an ! Holbein heranreichender Feinheit der Zeichnung und Mo- i delliernng (seine „Torfpolitiker!"); doch beherrschte er auch die Technik der Impressionisten. Pilotys Farbenknnst wurde nicht nur von Makart ! überboten, sondern auch vom großen Darsteller der Solda- > teska W. v. Diez (Kriegsepisoden, Entwischt, Ueberfall, S. (!). Er bildete sich an den Niederländern koloristisch ! bis zur höchsten Vollendung ans. Kennzeichen seiner gro- ^ ßen Schule wurde der silbergrnne Ton seiner Bilder, von ! denen der „Ueberfall" uns mehr durch die sprühende Cha- j rarteristik, als durch die Wahl des Sujets fesselt. — Von den Münchener Landschaftern knüpfte E. Schleich (Acker- > Pferde, Gewitterstimmnng, S. (!) an die Stimmnngsma- lerei der alten Niederländer an, während A. Li er (Am ^ Mühlbach, Feldweg, S. 0) sich mehr an das „Paysage in- ! time" hielt. Ebenfalls in München lebte 10 Jahre lang der Schwei zer A rnold B öckli n <S. 2), einer der größten deutschen Maler. Als Schüler I. W. Schirmer (1 Bild, S. 0) in Düsseldorf machte er Studien in der heroischen Land schaft. Später ging er nach Paris und Rom. Wenngleich ^ stets ans der Wirklichkeit fußend, sah er die Natur als ein s ganzes mit dem verklärenden Auge des Dichters. Daher i waren für ihn moderne Menschen keine geeignete Staffage wohl aber Faune, Nymptzvn mW ander' Fabelwesen, welckr er mit nie dagewesener Originalität malte. Seine große Farbenfrendigkeit zeigt sich beinahe auf ledem Bilde in tic- fem Ultramarinbla», leuchtendem Carmoisinrot und safti- gein Grün. Bezeichnend für ihn sind in der hier gebotenen Separatansstellniig Böcklinscber Bilder besonders „Malerei und Dichtung", „Muse", „Cimberiischlacht" und die wahr haft erhabene „Vestalin". Was er als Portaitist leistete, zeigt sein „Bildnis Lenbachs". Ein anderer, großer Einsamer war der erü nach seinem Tode anerkannte A n s e l in Fe n erba cb cS. 1). Tie Nachwirkung seiner bei Couture gemachien Studien ver blaßte vor Raffaels Formenadel und dem Kolorit der Ve nezianer, die er i» Florenz und Rom kennen lernte. Das „Selbstbildnis" weist noch die warmeii Töne ans Fener- bachs erster Schanensperiode ans, während seine durch Er folglosigkeit verbitterte Stimmung sich einem immer graue ren Colorit niederschlng. Wiedergabe statuarischer Ruhe war sein Schwerpunkt. Von klassischer Schönheit ist seine berühmte „Iphigenie in Tauris", welche neben edler Ein fachheit eine wunderbar harmonische Ruhe der Komposition anfweist. — Lange verkannt wurde auch der beschauliche, in sich gekehrte Hans Thoma („Meerweiber" S. 4), ans welchen Böcklin, Dürer und Holbei» stark einwirkten. Letzterem nähert er sich in der Naivität seiner biblischen Bilder und Landschaften. Dieses Znrückschranben seines Könnens auf eine stark besangene und harte Forinensprache wird vielfach angegriffen. In Berlin erfreute sich nicht nur Kanlbach größerer Wertschätzung wie Cornelius, sondern es wurden auch die Tropenlandschaften H i l d e b r a » d t s, die Militär- und Pserdebilder Krügers und die Ludwig Richter ver wandten Genrebilder E. M eher h e i in s hoch geprießen. Vom Letzten fesseln uns „Ter Kirchgang" (S. 4) und „Strickimterricht" (S. (!) durch Charakteristik und subtile Ausführung. Noch mehr verschob sich das Verhältnis zu Ungnnsten des Cornelius, als die jüngere Generation nach Paris ging und die dort entwickelten koloristischen Fähig leiten in Berlin zur Entfaltung brachte. Eine glänzende Erscheinung folgte jetzt auf die andere: Henneberg, A. von Heyden, W. Gentz, P. Meyerheim und der gefeiertge Ber liner Porträtist, G n st a v R ichter (0 Bilder, S. 11, ein Schüler Cogniets, verdrängten bald Cornelius in der Gunst des Berliner Publikums. Ganz auf eigenen Füßen steht der geniale A. von s M e nzel (Separatansstellniig), der sich mit eisernem Fleiß zur denkbar höchsten Wahrheit, Kraft oer E!'a!a.'lerislil und vollsten Lebendigkeit dw Schild'inng dnrchgeningen hat. Menzel hat in seinen Bildern mit nnerreichoarer Deutlich keit, als hätte er sic miterlebt, die längst entschwundene Z.it Friedrichs des Großen noch einmal wiederkehren lassen. Ja, > beim Anblick dieser Meisterwerke glaubt das Auge kein ' Bild, nein, Wirklichkeit zu schauen. Von ihm ist alles genial, seien es nun die großen Gemälde, wie „Fried rich der Große und Joseph ll. in Neiße", „Friedrich der ! Große auf Reisen", oder kleinere Bilder, welche von der j unglaublichen Vielseitigkeit Menzels zeugen, wie „Wald predigt in Käsen", „S tndie vom O p e r nbal l", „Mau rer bei der Arbeit", „Im weißen Saal", „Die Bitt- > schrist", „Chinese mit Gold- und Silberfasan", „Ulm im Dickicht" n. a. Auch dem Maler Chodowiecki, welchem er so > viel unschätzbares Material ans Friedrichs des Großen Zeit verdankt, bat er ein schönes Denkmal gesetzt. Wie in fast allen deutschen Knnstzentrcn, brach auch i» i W i e n in den 80 er und 40 er Jahren die Volkskunst durch, > deren vornehmster und populärster Vertreter G. F. W a l d - m ü ller (8 Bilder, S. 6) ist. Zur Wiener Schule gehören - auch H. Cano n („'Triptychon" S. 5), K. R n h l („Her- ! kules" S. 6), der Landschafter I. E. Schindler („Letzte ! Oelung" S. 5) und der an Meissonier gemahnende, geist- ! volle Gcnremaler K. A. von Petten kosen (8 Bilder, S. 5). In Düsseldorf hat K. Lcssing (S. (!) durch seine vortrefflichen Landschaften nachhaltiger gewirkt, als durch seine Verherrlichungen protestantischer Glanbensstreiter. Als Humoristen machten sich E. Bende m a n n (S. 1) und besonders der unerreichte I. P. Hasen clever '(„Wein probe", „Jobst als Schulmeister", „Jobst im Examen", Selbstbildnis, S. 4) einen Namen. Zu den größten Genre malern der Düsseldorfer gehören L. K nans und I. Becker (S. (>), A. Rethel („Genoveva, S. 1), welcher die letzten sieben Jahre seines Lebens in Geistesumnachtnng zubrachte, war der neueren H i st o r i e n m a l e r e i der Schule ein kraftvoller Führer. Die religiöse Malerei wurde durch den hervorragenden E. von Gebhardt („Tic Jünger von Emans", S. 1) erneuert, welcher ähnliche Ziele verfolgt wie Uhde — einer der Begründer der Münchener Sezession. Gebhardts NWdelle sind Bauern ans seiner esth- ländischen Heimat. Die Landschaftsmalerei wurde in Düsseldorf durch das geniale Brüderpaar Andreas und Oswald A ch enba ch („Nachtszenen am Strande" S. 2) zu neuer Blüte gebracht. Der Erste malte in großem Stile die nordische Natur in Land und Meer, während der Letztere sich Italien und der Schweiz znwandte; in seiner Farben pracht und Fähigkeit, die Stimmung der Landschaft mit der Staffage in Einklang zu bringen, steht Oswald Achenbach unerreicht da. Die Mnrinemalerei fand im Norweger Gnde („Norwegischer Rcttnngshafen", S. (!) eine» her- v orragenden V ertret e r. Noch manches andere Sehenswerte enthält die retro spektive Abteilung. Doch sind die deutschen und französi schen Meister so reichlich vertreten, daß für die Vertreter anderer Völker nur wenig Raum übrig blieb. Das Gebotene erfüllt indessen seinen Zweck in mnstergiltiger Weise. In dem wir unseren Nnndgang beenden, nehmeil wir Anlaß, unsere höchste Anerkennung des zweckentsprechenden Arran gements anszndrücken. Es sind weder Kosten, noch Mnhe gescheut, um eine Sammlung von größter Rcichhaltigkeit und Bedeutung ansznstellen, deren genaues Studium s-ch jed>w Besucher der großen Kunstausstellung i» seinem eige nen Interesse ganz zuerst angelegen sein lassen Witte. u. Aus Stadt und 2and. * „Schiffsjungen gesucht auf e r st- tla s s ige S e g e Ischiff e!" Unter dieser Ueberschrift ^ erscheinen oft Inserate in akatholischen und katholischen j Tagesblättern und Zeitschriften. Viele katholische Eltern ; gehen darauf ein und führen dem inserierenden Agenten ihre etwas wilden und »nbändigen Söhnchen zu. Da wer den dann von den Eltern 87,(1, 400, ja 7,00 Mk. bezahlt. Und selbst wenn auf vorherige Erkundigung vor dem Han del entschieden gewarnt wurde, gibt man dennoch meist nach, „weil der Junge sich »nn einmal daheim nicht fügen und bändigen lasse» will und die stramme Disziplin ans dem ' Schiffe ihn hoffentlich bessern wird", zudem sieht das Bürschelche» ein Stück voll der Welt! — Nette Geständnisse und Anschauungen das! Bevor solch ein „Schiffsjunge" nntergebracht ist, kommt er meistens in lockere Gesellschaft von Kameraden von gleicher Unbändigkeit, die bereits das Bedürfnis haben, sich einmal „ansznleben", nachdem das Leben erst begonnen hat. Religion und Gesittung geheil nun mit dem Gelde der Eltern verloren, weil es dem Jun gen an jeglichem äußeren Halt in religiös sittlicher Hinsicht fehlt. Und wie steht es mit den „erstklassigen" Schiffen? Ter eine kommt auf ein italienisches Schiff, wo er kein Wort versteht, der andere auf ein dänisches oder norwegi sches, wo auch kein Deutsch verstanden wird. Andere wie derum schickt man nach englischen oder irländischen Häsen, wo die Jungen ebenso verwaist dastehen unter nichtdentscher Mannschaft. Und solche Stellen, wo die Junge» gehörig ansgenützt und meist schlecht verpflegt werden, bezahleil die Eltern mit 850 bis 500 Mk. und darüber! Ist mm die erste Reise zu Ende — sie dauert oft keine drei Monate dann schlägt der Agent wieder ei» neues Engagement vor und das kostet selbstverständlich wieder neues Geld. Noch unlängst haben der „Apenrader Anz." und die „Hamb. Nachr." vor dem Unfug gewarnt. Nicht jeder Junge, der ^ Lust zum Seemannsdienst hat, ist auch schon fähig dazu. Er muß einen gesunden, fehlerfreien, kräftigen Körperball haben, volle Seil und Gehörschärfe, sowie ein vollkommenes > Farbeiinnterscheidnngsvermögeil besitzeil und frei von sprachlichen Fehlern sein. Wenn ein solcher znm See- mannsdienst befähigter Junge nun durchaus Seemann werden will, dann solle» sich die Eltern, die Immerhin einige hundert Mark opfern müssen, nicht nn Vermittler und Agenten wende», sondern an einwandfreie Adressen, als da sind: der Norddeutsche Lloyd in Bremen, der Lchnlschisf- verein in Oldenburg, die Seemannsschnle in Waltershof bei Hambnrg, der Hambnrgische Verein „Seefahrt" im Seemannshanse zu Hamburg, der Raphaelsverein znm Schutze katholischer Auswanderer in Hambnrg und Bre men, Pastor O.nerl (katholischer Pfarrer) in Bremerhasen. Man frage brieflich an, bevor man in der wichtigen Sache etwas unternimmt, dann kann vielem Unheil vorgebengt und mancher junge Mann an Leib und Seele gerettet wer den. Auffällig und bemerkenswert ist es, daß gerade ans katholischen Kreisen so manche Jungen dem gerügten Un wesen ins Garn laufen! (Rapbaelver.) —* Deutscher Radfahrer- B n n d. Bei Be ginn der Reise-Saison seien alle Radfahrer, die eine grö ßere Radtour im In- und Auslände unternehmen wollen, auf die Grenzkarten zur zollfreien Ueberschreitnng der Reichsgrenzen aufmerksam gemacht, die der Deutsche Rad fahrer-Bund seinen Mitgliedern kostenlos ansstellt. Der Bund libernimmt den ausländischen Zollbehörden gegen über jede Verantwortung für seine Mitglieder und bewahrt diese von den üblichen Zollschwierigkeiten und Hinterlegung einer bedeutenden Kautionssumme. Es versäume daher kein Radfahrer, dem Deutschen Radsnhrer Bund beizntre- ten, der seinen Mitgliedern die allergrößten Vorteile ge währt. Anmeldungen nimmt entgegen die Geschäftsstelle: Th. Wachsmnth, Dresden, Schloßstraße. —* Zu unserem Sonntags-Leitartikel „Anti-Rom" nehmen wir zu der Zustimmung Stellung, welche das „Leipz. Tagebl." in Betreff des vom Generalsnperindenten I). Kaftan (Kiel) gemachten Vorschlages eines „evangelischen