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Sächsische Volkszeitung : 06.08.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192408067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240806
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240806
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-08
- Tag 1924-08-06
-
Monat
1924-08
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 06.08.1924
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Nr. 181. E-Ite 8 ^NMwoch^en^Augr^1S24^^ Tagesneuigkeilerr SRI NM WllWNNMe Auf eine Lokomotive ausgefahren Jena. 8. August. In der Nacht zum Montag ereignet« istch in der Nähe von Schweinsurt aus der Strecke Würzburg— Berlin ein schweres Eisenbahnunglück. Ein von etwa 10VÜ Per sonen besetzter Sonderzug aus Thüringen nach Würzburg stieß am Blinkzeichen der Station Mellrichstadt auf eine dort haltende Lokomotive, anscheinend weil das Blinkzei- ckpm überfahren wurde. Als das Unglück geschah, stand das Sig- nal in der Tat auf Halt. Der Zug fuhr mit Schnellzugsgefchwin- digkeit auf die Lokomotive aus. Dieser wurde die ganze Tender anlage eingedrückt. Die auffahrende Lokomotive wurde schwer beschädigt, der Packwagen wurde quer über das Gleis geworfen und der erste Personenwagen vollständig zertrümmert. Der folgende Personenwagen wurde ebenfalls von dem Gleis geworfen und umgelegt. Glücklicherweise sind Tote nicht zu beklagen, 17 Personen wurden verletzt. Augenzeugen er klären, es sei ein wahres Wunder, daß das Unglück bei diesen Menschenmassen nicht schlimmer ausgefallen ist. Die Eisenbahndirektion Erfurt verbreitet folgende amtliche Darstellung: Gestern nachmittag 9.28 Uhr ist der Sonderzug 4583 in Mellrichstadt infolge Ueberfahrens des aus Halt stehen den Aussahrtssignals bei Weiche 85 auf die für Zug 4583 be stimmte Vorspannlokomotive aufgefahren. 17 Personen, darunter der Zugführer, der Lokomotivführer, der Heizer des Zuges und der Lokomotivführer der Borspannlokomotive sind verletzt. Die Verletzungen sind fast sämtlich leichter Natur. Beide Lokomo tiven entgleisten und sind beschädigt. Der Packwagen wurde zertrümmert. Ein Personenwagen ist schwer und einer leicht beschädigt. Die Gleisverschiebungen sind gering. Die Instand setzung wird voraussichtlich zwölf Stunden dauern. Der Verkehr Meiningen—Schweinsurth wird aufrechterhalten. Die Liste der Verletzten Meiningen. 5. August. Die Namen der NLletzten sind: Hans Biermann, Lokomotivführeranwärter, Heizer, Er furt, Kurt Kaiser, Bäcker, Weimar, Elisabeth Kaiser, Ehefrau, Weimar, Otto Kaiser, Verivaltungsobersekretär, Weimar, Frieda Michaelis, Direktrice. Weimar, Gertud M i - chaeIis, Direktrice, Weimar. Walter Mahler, Verwaltungs- ingeuieur, Weimar, Saly Wachtel, Kaufmann, Weimar, Paul He den streit, Bäckermeister, Sandhaufen, Anna Riedel, Ehefrau. Weimar, Alfred Riedel. Oberpostschassner, Weimar, Franz Schmidt, Lokomotivführer, Erfurt (der Führer des Zuges), Maria Müller, Ehefrau, Erfurt, Robert Sänger, Mühlenbesitzer. Gotha. Ein weileres Eisenbahnunglück in Oberitlalien 6 Tote. 40 Verletztet Varese, 5. August. Eine elektrische Bahn ist hier ent gleist. Sechs Personen wurden getötet und etwa 4ü zum Teil sehr schwer verletzt. lVaresa liegt in Oberitalien, Provinz Como, zwischen Langen- und Lugaer see) Verwegener Raubüberfall auf einen Ing! Lemberg, 5. August. Sonnabendmittag wurde aus den von Krakau nach Chyrow fahrenden Personenzug ein verwege ner Raubüberfall verübt. Unbekannte Täter drangen lvührend der Fahrt in den Gepäckwagen ein, töteten den Zug führer, verwundeten zwei Beamte und plünderten den Waggon aus. Den Banditen gelang es zu entkommen. Wirbelslurm am Rhein Uerdingen, 5. August. Ein Wirbelsturm suchte den südliche» Stadtteil von Uerdingen heim. Dächer wurden abgerissen und teilweise bis an das andere Nheinufcr geschleudert; auch ivnroen zahlreiche Fensterscheiben unv mehrere Schaufenster zertrümmert. Ferner siel eine große Anzahl Bäume, Straßenbahnmasten uuo Telephougestäuge der Windhose zum Opfer. Selbst Schiffe auf dem Rhein wurden in Mitleidenschaft gezogen nnd vom Orkan ans Ufer gesetzt. Ans der Uerdingen gegenüberliegenden Seite wurden das Strandbad und das Fährhaus stark mitgenommen mw teilweise zertrümmert. Wie bis jetzt festgestellt, find Men schenleben nicht zu beklagen. 7 Mit dem Auto in de» Pregel. Sonntag nacht fuhr in Königsberg das einen: Gutsbesitzer aus Gerdauen gehörende Automobil den verlängerten Korinthendamm entlang in den Pregel. Dem Vernehmen nach war der Führer des Kraft- Schlos; Lismoyle Erlebnisse in Irland von B. M. C r o k e r. Autorisierte Uebersetzung aus dem Englischen von Alwine Bischer. lNachdruck verboten.) (52. Fortsetzung.) Nach dem Essen führte Madame die Damen in dei: gcräu. migen Salon mit der schönen Stuckdecke, wo zart abg-blenoete Lampen, ein tüchtiges Holzfeuer, und zwei Bridgetische ihrer warteten. Als dann die Herren erschienen, setzte sie sich ans Kla vier und begann — deö Zaubers, den sie dabei ausüüte, vollauf bewusst — in ihrer gewohnten reizenden Art zu singen, während Petro Brander sich in unverhohlener Verzückung über das Jn- sirnmcnt beugte. Nach einen: kreolischest Liebeslied, daS sie auf stürmisches Verlangen wiederholen musste, machte die Gesellschaft sich an die ernste Arbeit des Abends, während Rhoda und Bryda sich davonschlichen, um beim Herrichten der Schlafzimmer zu hel fen und eifrige Vorbereitungen für das Frühstück an: nächsten Morgen zu treffen. Es war ein Uhr vorüber, als lames Geläch ter in der Halle und auf der Treppe verriet, daß die Gäste sich für die Nacht zurückzuziehen begannen. „Ich will nur hoffen, daß wir Sie nicht aus Ihrer ge wohnten Ordnung gebracht haben?" sagte Brander zu seinem Gastgeber, „aber Madame bestand darauf, das; wir Sie überfallen und vorlicb nehmen sollten. Ich weiß ja nicht, was Sie unter twrliebnchmen versteht — jedenfalls aber hat sie unS ein bril lantes Essen vorgesetzt." Niel ließ sich zu einer unerhörten Lüge herab und der- sicherte: „Beruhigen Sie sich, ich freue mich nur zu sehr, Sie bei uns zu sehen." »WaS für ein schöne-, altes Haus", fuhr Brander fort, indem er sich mit seinem Leuchter in der Hand umschante; „echte Mahagonitüren, was? Als ich das erstemal auf einem Rancho, wohnte, war meine einzige Tür eine Pferdehaut! Na, nun will ich mich, glaube ich, in die Klappe legen." und schwerfällig stieg er die Treppe hinauf und in sein Schlafzimmer. Sein Gastgeber aber verbrachte die Nacht auf dem Sofa im Salon, und die beiden Mädchen in einem schon lange nicht mehr benützten Gastzimmer, wo die Natten in der Wand offen bar einen heftigen Krieg führten. Am nächsten Morgen zogen die Gäste ziemlich frühzeitig ab — von Niel und seiner Schwester verabschiedet — die reizende Wirtin und ihre Tochter lagen noch in den Federn. Dieser nner. wartete Ueberfall brachte den ganzen Sau-Halt zwei Tage lang ans de,,: Geleise; und Rhoda die im höchsten Grad« entrüstet war, nahm es auf sich, ihre Tante ernstlich zur Rede zu stellen — ibrc Tante, die noch zu Bett lag und die Nichte gelassen und überlegen anschaute. „Aber liebes Herzchen, ich verstehe dich gar nicht. Ich habe doch bloß ein paar Menschen zum Abendessen eingeladen — zur Abwechslung; darunter zwei Offiziere, und Ich tat es wirklich Jur Vorgeschichte -es Weltkrieges Zum zehnjährigen Gedächlnls Don Lan-geriehksrak Es ist klar, daß Frankreich mit der russischen Militär konvention in dem englischen Kolonialabkommen in der Tasche Deutschland gegenüber eine veränderte Haltung einnehmen konnte. Das zeigt sich zuerst in der Marokkofrage. England hatte Frankreich sreigegeben, „der Regierung des Sultans den etwa erforderlichen Beistand zur Umgestaltung der Staatsver waltung, der Finanzen und der Armee zu leisten." Nun war aber Marokko ein Gebiet, in welchem nach dem Abkommen von Madrid vom Jahre 1880 die Freiheit des Handelsverkehrs und die Gleichberechtigung aller Mächte herrschte. Es fragte sich, ob irgendeine Macht an der Ausantivortung Marokkos an Frankreich Anstoß nehmen würde oder nicht. Als solche blieb, da Italien in Tripolis und Spanien in Marokko selbst abge funden waren, nur Deutschland. Deutschland war, schon um keinen Präzedenzfall zu schassen, nicht gewillt, seine Rechte ohne Entschädigung auszugeben. Am 31. März 1905 setzte der auf seiner Mittelmeerfahrt begriffene Kaiser in Tanger an Land und sprach von dem freien Marokko und dem freien Wettbewerb aller Nationen. Damit war der gegensätzliche Standpunkt for muliert und der Krieg bevorstehend. Da lenkte Frankreich ein und ließ Dolcasse. den Leiter seiner auswärtigen Politik, fal len, wohl mit Rücksicht auf die völlige militärische Ohnmacht seines soeben in Japan geschlagenen russischen Bundesgenossen. Der deutsch-französische Konflikt wurde der am 16. Januar 1906 eröffneten Konferenz von Algeciras zur Schlichtung überwiesen. Wenn unsere Diplomaten so feine Ohren gehabt Hütten, wie man sie bei ihnen vermutet, so konnten sie schon damals die Rosse der apokalyptischen Reiter hinter den Atlasbergen wiehern hören, die dann 1914 über Deutschland dahinbrausten. Denn die Konferenz von Algeciras bot genau das politische Bild von 1914, Deutschland vereinsamt, nur von Oesterreich gestützt, aus der einen und alle anderen Mächte geschlossen auf der anderen Seite: Das Bild des Bankerotts der deutschen Politik. Der englische Minister des Auswärtigen, Grey, er klärte wiederholt und offen, das; England selbst im Falle eines Krieges und auf alle Gesahr hin zu Frankreich stehen werde. Danach war klar, daß Deutschland aus dieser Konferenz ohne Ergebnis nach Hause kommen würde und daß es ihm nur dar auf ankommen konnte, sich mit Anstand aus einer heiklen Lage zu ziehen, selbst auf die Gefahr hin, den kaiserlichen Redner von Tanger im Stiche zu lassen. Frankreich aber verabredete, wie seinerzeit mit Rußland, so setzt mit England, daß die bei derseitigen Militär- und Marinestübe alljährlich zu Konferenzen zusammentreten sollten und diese Abrede wurde im November 1912 brieflich besiegelt. Damit war aus dem Kolonialabkommen eine Militürkonvention geworden. Wie im August 1914 der Kaiser und sein Kanzler an der Beteiligung Englands am Kriege zweifeln konnten, erscheint danach unbegreiflich. An gesichts der in Algeciras und ebenso in der zweiten und dritten Marokkokrise beunruhigend zutage getretenen politischen Iso lierung Deutschlands — selbst Italien nahm eine Stellung ein, als ob es dem Zweibund und nicht dem Dreibund angehörte — und angesichts der Stärkung des französisch-russischen Ein vernehmens durch die Reisetätigkeit König Eduards VII. im Jahre 1907 hätte Oesterreich allen Grund gehabt, eine behutsame Balkanpolitik zu treiben, wie sie in den 70er Jahren Graf Kalnoki mit Erfolg verfolgt hatte. Aber Baron Aehrenthal, der Leiter der österreichischen Politik, war kein.Kalnoki. Ohne D. Dauer in Erfurt (Schluß.) das Einverständnis der Signatarmüchte des Berliner Kongresses einzuholen, ohne auch nur Berlin zu verständigen, erklärte Oesterreich am 5. Oktober 1908 die Einverleibung von Bosnien und Herzegowina. Bei der außerordentlich gespannten poli tischen Lage wäre es schon damals zum Ausbruche des Welt krieges gekommen, wenn nicht der russische Kriegsminister Rüdiger, befragt, ob die russische Armee kriegsbereit sei. geant wortet hätte, sie sei — noch vom japanischen Feldzuge und der nachfolgenden Revolution her — völlig gesechtsunsähig. Unter diesen Umständen und mit Rücksicht aus den von Berlin «us- geübten Druck — statt die sofortige Entlassung von Aehrenthal zu fordern, faselte die deutsche Regierung von Nibelungentreue — gab Rußland klein bei und wurde deshalb von England hart angelasson. Rüdiger wurde in Ungnade entlassen und an seine Stelle Suchomlinow berufen, der in 5jähriger umfassender Ar beit, von 1909—1914, die Neuschöpfung der russischen Armee in einer Weise vornahm, daß sie eintretendenfalls einer gsivalt- samen Auseinandersetzung mit den Weltmächten nicht mehr aus dem Wege zu gehen brauchte. Das blieb nicht verbargen. Ein allgemeines Wettrüsten begann. Der allzu lebhaft betriebene Ausbau der deutschen Flotte vertiefte den deutsch-englischen Gegensatz mehr und mehr. Im Jahre 1912 debütierte der von Rußland begründete Balkanbund mit einer Kriegserklärung an die Türkei. Bulgarisch-serbisch-rumänischc Konflikte schlossen sich an. Bald hier, bald da loderten die Flammen empor. An ein Löschen war nicht mehr zu denken. Gerade, daß es ge lang, die allgemeine Konflagration bis zum Jahre 1914 ein zudämmen. Dann brach sie vernichtend herein. Keule vor zehn Jahren Berlin, den K. August 1914. (Bericht der „S. B."): Der Kaiser hat folgenden Aufruf an das deutsche Volk erlassen: Seit der Reichsgrlindung ist es durch 43 Jahre mein und meiner Vorfahren heißes Bemühen gewesen, der Welt den Frieden zu erhalten und im Frieden unsere kraftvolle Entwick lung zu fördern. Aber die Gegner neiden uns den Erfolg un serer Arbeit. Alle offenkundige und heimliche Feindschaft von Ost und West, von jenseits der See, haben wir bisher ertragen im Bewußtsein unserer Verantwortung und Kraft. Nun aber will man uns demütigen. Man verlangt, daß wir mit verschränk ten Armen zuschen. wie sich unsere Feinde zu tückischem Ucbcr- fall rüsten. Man will nicht dulden, daß wir in geschlossener Treue zu unserem Bundesgenossen stehen, der um sein Ansehen als Großmacht kämpft und mit dessen Erniedrigung auch unsere Macht und Ehre verloren ist. So muß denn das Schwert ent scheiden. Mitten im Frieden überfällt uns der Feind, darum auf zu den Wassens Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande. Um Sein oder Nichtsein unseres Reiches handelt es sich, das unsere Väter sich neu gründeten, um Sein oder Nicht sein deutscher Macht und deutschen Wesens. Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Roß. Und wir werden diesen Kamps bestehen auch gegen eine Welt von Fein den. Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn cs einig war. Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war! Wilhelm. Wagens mit oen Oertlichkeiten nicht genau vertraut. Er hatte m der Dunkelheit und bei starkem Regen den Weg verfehlt. Während sich die in den: Kraftwagen befindlichen älteren Per sonen zu retten vermochten, konnten zwei Kinder, ein Knabe n»o ein Mädchen, nur als Leichen geborgen werden. 7 BootSnnglück auf drin Müggrlsre br: Berlin. An: Sonn tagabend gegen 9 Uhr versuchten ans den: Müggelsee l>e> Rahnsdorf die Insassen eines mit zwei Herren: und einer Tarne besetzten Paddelbootes a» einen in voller Fahrt befindlichen Dampfer heranzirkoinnle», um sich mitschleppsn zu lassen. Es gelang ihnen auch, sich an einen: Ansguckfensier des Achterdecks festzuhalte». Plötzlich sahen die entsetzten Passagiere, daß das Boot nmkippte und die drei Insassen Hilfe- schreiend in den Fluten versanken. Da der Dampf:r eine große Fahrgeschwindigkeit hatte, konnte er erst nach mehreren Hundert Metern zum Stehen gebracht werden, ;o daß bei oec herrschende!: Dunkelheit an eine Rettung nicht zu denten war. Das Schicksal der Verunglückten ist bisher noch ungewiß. 7 Großes Schadenfeuer. Nach einer Meldung aus Meran ist m der Sommerstation St. Valentin a. Heide das Hotel „Zur Post", wo auch das Post- und Tclegraphcnamt war, nicdergc- brannt. Ansieroem fielen dem Feuer zwei Häuser und drei Wirt- Ichaftsgebäude zun: Opfer. Die Gäste konnten sich rechtzeitig retten. Das Gasthaus ist vor 300 Jahren als Hospiz gegründet woroen. si Kein Einbruch in der Delegatur. Die Nachricht, dcrzu- folge in der Fiirstbischöflichen Delegatur in Berlin ein Einbruch stattgefunden hatte, ist in dieser Form falsch. Es handelt sich nur um einen Einbruch in der Rendantur der Psarrei St. Hed wig. Die Gelder, die dabei entwendet wurden, gehören der Kirchenknsse von St. Hedwig, also weder den: Gesamtvcrband der katholischen Kirchengemeinden Berlins, noch der Fürstbischöf lichen Delegatur. Die in Frage kommende Summe kann ver hältnismäßig nicht groß gewesen sein. — Die Polizei ist mit der Ermittlung der Täter beschäftigt. hauptsächlich, um Niel eine Fronde zu machen. Du weißt doch, wie er noch immer an seinen: alten Berufe hängt." „Aber Tante Kitth, bedenke doch! Um halb sieben Uhr, und gar nichts vorbereitet für sechs Gäste! Bridget hat fast den Verstand verloren." „Na, aber das Essen war jedenfalls recht gut. Brander sagte, er habe nie eine bessere Suppe gegessen, und vom Soufflee war er ganz begeistert. Er sagte, ich müsse ja eine brillante Köchm ha ben. Und auch die Damen machten mir Komplimente." „Ja, und das dir," rief Rhoda, bei der der lang unterdrückte Unwille überschäumte. «Dir, die gar nichts dazu beigetraqen hat!" „Na, jedenfalls war ich es, die sie eingeladen hat," sagte Madame ruhig und selbstzufrieden. „Und ich hoffe, daß du so etwas nie wieder tun wirst," ent- gegnete ihre Nichte außer sich. „Brydn hat sich halb zu Tode gehetzt — die Vorräte und das Silber mußten hcrauSgegeben werden, und dann hat sie in der Küche geholfen. Ich habe den Tisch gedeckt und die Velten gemacht. Niel mußte in den Keller gehen.." „Das war aber wahrhaftig ein leichtes Aemtchenl" spottete seine Stiefmutter. „Und auf dem Salonsofa hat er geschlafen." „Der ist ganz bequem, viel besser als sein eigenes Bett, daS hart ist wie ein Brett. Solch ein Aufrütteln ist ganz gut, das reißt die Leute aus ihrem langweiligen Einerlei heraus. Deine liebe Mutter und ich hatten solch kleine Umtriebe immer zu gern. Wir haben in unsrer Jugend manche Nacht auf dem Fußboden geschlafen. Dein Schelten hat gar keinen Wert, mein Herzchen, denn ich habe so etwas schon oft getan und werde es wieder tun." Dabei riß sie Rhodos Hand an sich und küßte sie. Rhoda ließ sich jedoch durch Zärtlichkeit weder bestricken noch zum Schweigen bringen sondern sie versicherte ihrer Tante feierlich, daß die nächste derartige Ueberraschung bös ausfallen werde, da sie dann alle Vorbereitungen selbst treffen müsse. „WaS sagst du da. Herzchen? Aber ich kann doch nicht kochen und auch keinen Tisch decken. Ich sitze im Salon und unter halte die Gäste sonst bin ich zu nichts zu gebrauchen." „Nun ja, damit müssen sie sich dann eben begnügen, denn Essen und Nachtquartier gibt e- dann nicht." „Bryda hat dir wohl borgejammert, was?" „Nein, da- hat sie nicht. Aber ich habe selbst Augen in: Kopf, Tante Kathleen, und ich sehe, daß sie und Niel sich fürchterlich abplagen müssen, während du und Doatie nicht- tun als euch amüsieren." „Na, höre mal Rhoda, mein Kind, wie kannst du so mit deiner Tante reden, die dich liebt und dich in ihr HauS aus genommen hat!" „Darin gerade tauschst du dich, Tante Kathleen." entgegnet- da- junge Mädchen mit unerwarteter Heftigkeit: „Wenn ich die Wahrheit gewußt Hätte, wäre ich niemals nach LiSmoyle gekommen. Es ist ja gar nicht dein Haus — es gehört ja Niel Conroy." „Und bin ich vielleicht nicht Madame Conroy von Lismoyle?" fragte Madame in kläglichen: Tone. »Ja, da- bist du, bis Niel heiratet." „Ah, ich merke schon, Niel hier, Niel dort, und dieser Niel überläßt dir zweimal wöchentlich seine kleine braune Stute zur Parforcejagd. Na, du könntest etwas Schlimmeres tun, alz in meine Fußtapfen zu treten!" „Tante Kathleen, das verbitte ich mir!" rief die reiche Erbin mit dunkelrotem Gesicht. „Nie, nie will ich so etwas wieder hören," und ohne ein weiteres Wort wandte sie sich um und ver ließ das Zimmer. „Aha!" murmelte Madame, während sie lächelnd ihr Buch wieder anfnahm. »Jetzt weiß ich doch was ich zu tun habe, wenn sie mit Moralpredigten kommt — damit kann man Rhoda also los werden!" Einundzwanzigstes Kapitel. Rhodas Moralpredigt hatte nicht den geringsten Eindruck auf ihre Tante geinacht. Madame gedachte ihrer lediglich als eines äußerst spaßigen Erlebnisses. Zwei Tage später traf ihre Nickte sie im Salon, wo sie einen Schreibtisch dicht an das prasselnde Kaminfeuer geschoben hatte und damit beschäftigt war, Karten auSzufüllcn und eine Menge Adressen zu schreiben. «WaS machst du denn da, liebe Tante?" fragte sie, während sie nach einem Briefumschlag griff, auf dem geschrieben stand: „An die Gräfin voi: Dundalk, Carison." „Ich bin in: Begriff, ein paar Einladungen zu einem kleinen Ball abzuschicken." antwortete Madame, indem sie ein Kärtchen auf einem Löschblatt abdrückte. „Aber liebe? Herzchen," fügte sie zu ihrer Nichte aufschaumrd hinzu, „warum siehst du mich mit so großen, unheilverkündenden Augen an — ganz so wie Bryda? Der Ball wird an: vierundzwanzigsten stattfinden um neun Uhr. Ich werde drei Geiger nnd einen Klavierspieler von Cork kommen lassen, ebenso die Bonbons und so weiter. Im alten Ballsaal wird getanzt — im Spcisesaal soupiert — Bridge hier, und das Büfett mit kleinen Erfrischungen laß ich in Niels Bude aufstellen. Wenn man solch ein große- Haus hat ist es geradezu eine Sünde, keine Gesellschaften zu geben." Ihre Nichte war sprachlos, wie gelähmt, während die beiden einander über den mit Kärtchen und Umschlägen bedeckten Schreib tisch hinweg in? Gesicht starrten. Rhoda fragte sich, wie einer solch starrköpfigen, unzerstörbaren Selbstsucht beizukommen sei. „Weißt du, meine Liebe," fuhr Madame in ihren sanftesten, einschmeichelndsten Tönen fort, „wir dürfen uns doch nicht lumpen lassen. Mag an mir sein, was will, aber meinen Stolz habe ich wenigstens. Wir gehen überall hin und erwidern nichts. Denn die paar ärmlichen TennisteeS kannst du nicht rechnen — und eine Erwiderung wird unbedingt erwartet. Wurst wieder Wurst! Als der kleine Rittmeister, Eapel-Froggie nennen sie ihn im Re giment, den Vallsaal sah, tanzte er sofort einen Niggcrtanz nnd fragte, Warna: wir denn nie einen „Hobscr" geben. Jedermann muß eS sa ausfallen, daß er sterblich in Doatie verliebt ist. Beide sind fürchterlich aufs Tanzen versessen, und sic gehört zu den wenigen jungen Mädchen hier, die Boston tanzen können. Manch mal sage ich mir, wenn alle Stränge reißen, dann kann das Mäd, chen mit ihren zehn Zehen sich ihr Brot verdienen. liebrigev? is^ Froggie steinreich, und dann bekommt sie alles, was ihr Her- begehrt." (Fortsetzung folgt.)
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