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Nummer 182 - 23. Jahrgang «mal wöchtl. Bezugspreis: f. August 2 N.-M. ausschl. Bestellgeld. Berechnung der Anzeigen nach Rent.-Mark. Preise: Die elngespaltene Petitzeile 30 L», f. Familie,i- u. Vereinsanz., Gesuche 2« H. Die Petit-Reklamezeile 69 mm breit, 1 Osfertengebühr für Selbstabholer 2V bei Uebersendung d. d. Post außerdem Porto« Zuschlag. Preis s. d. Einzelnummer 10 Renteu-Psennig. 'hästlicher Teil: Josef Fohmann. Dresden, söcklMe Donnerstag, 7. August 1924 Im Falle höherer Gewalt erlischt tede Verpftichtung auf Lieferung sowie Erfiillung v. Anz.-Aufträgen u Leistung v. Schadenersatz. Für undeutlich u o. Fernipr. übermittelte Anzeigen übernehmen w>r keine Per« antwortung. Unverlangt eingesandte u. mit Nückvortq, nicht versehene Manuslrivte werden nicht aufbeivahrt, Sprechstunde der Redaktion 5 bis 6 Uhr nachmittags, Hauptschristletter: Dr. JosefAlbert. Dresden« Gesitiästsstclle der Sächsischen VolkSzettung und Track und Vertan - Saxonia-Bachdruitcrei GmbH.. ^ DreSdcii-A. 18. Hoibeinsträhe 46. gcrnrns L272L, Post- ichecklonloDresde» >4787 WWiiIliiiili m» Me»' Ae Well Ser Wii«Jos iieiie Leben« Vtrdaktion der Sächsischen Voltszeiiuna Dresden - A. 16 Hoibcmslrancio gciur>n 627LS und 66L3S / Die Schutzzvllfrage Eine Schutzzollfrage war Deutschland in den letzten zehn Jahren erspart geblieben. Größere Sorgen heben die klei neren auf! Man hatte für Deutschland ein anderes Rezept gefunden, mit dem man es wirtschaftlich auszuschalten hoüte, einen „Zollschutz" ganz besonderer Art, Plötzlich ist aber die alte Zollschutzfrage in ihrem ganzen Umfrage wieder akut geworden uno erhitzt die Gemüter. Man weiß nicht recht, soll man sich darüber freuen als eines Tatsachenbeweises, daß unsere Lebens- forgen endlich aus dem Status des Wahnsinnigen in den er träglicheren des Eigensinnigen übergegangen sind, daß wir endlich zu den normalen Sorgen jeder Volkswirtschaft zurückzukehren beginnen. Ooer soll mau es bedauern, das; mit dem Kampf um die Schutzzölle ein neuer Konsliktsstosf in die an sich schon so vergiftete politische Atmosphäre unseres Volkes getragen wor den ist? Man wird wohl gezwungen sein, beides zu tun. Zweifellos ist das Wiederaufleben der Schutzzvllfrage, die vor dem Kriege ganzen politischen Perioden ihren Stempel anfgedrückt hat, ein Kriterium der Rückkehr Deutschlands in die Weltwirtschaft. Die staatlich gebundene Wirtschaft wird zur Weltwirtschaft immer in einem gewissen Spannungsverhältnis stehen. England, das typische Land der Weltwirtschaft, des Welthandels ist auch seit Jahrhunder ten das typische Land der Schutzzollkämpfe gewesen. Die Ver treter der Schutzzollpolitik streiten dort mit den Freihändlern um die Herrschaft. Als Deutschland nach Errichtung dcS Kaiserreiches ungestüm in die Weltwirtschaft hineinwuchs, begannen auch hier die politischen Kämpfe um die Schntzzollfrage, die ganzen Neichs- tagsepisoden ihren Stempel aufdrückten. Das Wesen des Schutzzolles ist einfach: Schutz der natio nalen Wirtschaft gegen zersetzende Einwirkungen der Welt wirtschaft. Die Wirtjchaftsbcdingungen der einzelnen Länder sind zum Teil grundverschieden. (Mistigere Wirtschaftsbedingnngen des einen Landes müssen der schlechter gestellten Wirtschaft des anderen Landes verhängnisvoll werden. In solchen Fällen bleibt dem letzteren nur die Möglichkeit, die Gefahr entweder durch Schließung der Grenzen abzuwenden, oder aber — was weniger radikale Folgen hat — die bezüglichen Waren des Auslandes, deren Konkurrenz die eigene Wirtschaft nicht ertragen kann, durch einen Einfuhrzollaufschlag soweit zu verteuern, das; sich die In landspreise für die gleichen Produkte auf einer Höhe halten können, die die Rentabilität'des Gewerbes sichert. In diesem Falle eben spricht man von „Schutzzöllen". Junge Industriestaaten könnten sich gegenüber einer starken Weltwirtschaft überhaupt nicht durchsetzen, wenn nicht der Staat sich schützend ihrer annehmen wollte, wie man eine junge Pflanze hegend und pflegend groß ziehen muß. Heute kämpft die deutsche Wirtschaft um ihr Leben. In dustrie, Handel und Landwirtschaft sind in gleich harter Weise be troffen. Wenn nun schon das gesunde deutsche Wirtschaftsleben der Vorkriegszeit einer weisen Schutzzollpolitik nicht entraten konnte, um wieviel weniger wird es das Deutschland von 1924 und der folgenden Jahre vermögen? Eine kluge Auseinan dersetzung mit der Schutzzollsrage wird darum eine Lebensfrage für Deutschlands Zukunft sein, über die man mit Phrasen und Parteischlagwörtern nicht hinweg kommen wird. Wir weroen froh sein müssen — diesem Ernst unserer Lage heißt es offen ins Auge schauen —, wenn wir mit den »Krücken des Schutzzolls" einigermaßen wieder auf die Beine kommen! Freilich kann es dabei nicht ganz ausblciben, daß solche Krücken von bestimmten Stellen oes sozialen Körpers un angenehm empfunden werden. Aber Zollschntz auf irgendeinem Ge biete bedeutet Schutzder nationalen Arbeit. Wenn heute die Schleier der Inflation von unfern Augen gerissen sind, und wenn sich zeigt, daß gewisse Zweige unserer nationalen Wirtschaft der Konkurrenz des Auslandes nicht mehr gewachsen sind aus ganz klaren und einleuchtenden Gründen, soll dann der Staat Ge wehr bei Fuß stehen, getreu jenem überwundenen Nachtwächter ideal, und zusehen, wie ein Wirtschaftszweig nach dem anderen der ausländischen Wirtschaftsinvasion zum Opfer fällt? Ist oa- niit dem Interesse des deutschen Arbeiters und der Allgemeinheit geoient? Sind cs nicht nachgerade die lautesten Schreier der Internationale, die auch am lautesten nach dem Staate rufen, wenn sie Rechte geltend zu machen gaben, und wären es auch nur Menschenrechte? Sind sie es nicht, die vom Staate wirtschaftlichen Unterhalt — wogegen an sich nichts einzuwenden ist — fordern, wenn die Wirtschaft unter internationalem Druckes!) Versagt? Diese Zusammenhänge darf mau bei dieser Gelegenheit in Erinnerung rufen! Man wird entgegnen, gegen industrielle Schutzzölle hätte die Arbeiterschaft nichts! Ihr Kampf richte sich nur gegen die brotverteuernden Agrarschutzzölle! Nun gut! Dann ist aber viese ganze „Politik" nichts anderes als konsequente Fortsetzung der Kl a s > en k am p f i d e e I Nicht Gemeinschafis- interessen sind maßgebend, sondern cs existiert nur ein Interesse, das Ich, die eigene Futterkrippe, zu deren Füllung jedes Mittel recht ist, mag es auch vom Gcmeininteresse die schwersten Schä den im Gefolge haben. Freilich ist es leicht, industrielle Schutzzölle gutzuheißen, weil sie gegebenenfalls für Massen von Arbeitern Brot und Lebe» bedeuten, auf der anderen Seite aber im Prinzip die Anwendung der gleichen Ideen auf ein anderes Wirtschaftsgebiet strickt ab lehnen, ohne sich auf eine Diskussion oer Sachlage überhaupt einzulasscn. Das ist ganz die Politik nach dem Format der deut schen Sozialdemokratie. Mit dieser Kennzeichnung ist naturgemäß über bä's^Fii^oder Wider der Agrarzölle unter den heutigen WirtschaftSvcr- hältuissen noch nichts entschieden. Diese keineswegs leichte Frage ist notwendig Sache einer überaus gründlichen Prüfung nach er schöpfenden Unterlagen. Schutzzölle sind zweifellos Eingrhse in den freien Wirtschaftsverkehr mit ganz bestimmten Zwecksetzun- gsn, wenn man will also eine Art zwangsweise Regelung, o. h. Zwangswirtschaft! Es entbehrt also wiederum nicht einer gewissen Komik — so man will auch Tragik —, daß die Kreise, die noch vor kurzer Zeit, man hat daS noch nicht ganz vergessen, am lautesten Nach Aufhebung der Zwangswirtschaft verlangten und auf diese Weise der Regierung das Leben schwer machen, heute imr lautesten bitten und fordern, daß man den verpönten Zwang, Das deutsche WW l»l- WzWe VMllllWll London, 6. August. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph (der nach dem allgemeinen Urteil der bestinforiiiierleste Pressevertreter auf der Londoner Konferenz ist. — D. Red.) teilt mit, das deutsche Memorandum, an dessen Emvurf bis in die Morgenstunden hinein gearbeitet wurde, ist heute Vormittag um 10 Uhr dem Generalsekretär der Konferenz, Maurice Hankey, überreicht worden, der es dann bei der beabsichtigten Zusammenkunft der Großen Vierzehn um llfti Uhr vorlcgte. Es werde angenommen, daß die Bemerkungen der Deut schen sich zusammcnsetzen würden 1. aus der Forderung be schleunigter wirtschaftlicher Räumung des Ruhr- gebietcs, 2. aus Einwänden gegen die Fortdauer von Sach lie fe rungen über die Vertragszeitpunkte hinaus, desgleichen gegen das vorgesehene Verfahren, das eine neue Gesetzgebung notwendig mache, 3. aus Einwendungen gegen die An wesenheit alliierter Eisenbahner auf den rhei nischen Bahnen, 4. aus dem Verlangen einer allgemei nen Amnestie für alle Gefangenen und Verbannten aus dem besetzten Gebiet mit Bürgschaften gegen spätere Verfolgungen. Die Deutschen würden ihre hauptsächlichen Bemühungen aus die Erzielung der baldigen militärischen Räu mung des Ruhrgebietes richten sowie auf die Ausgabe des französisch-belgischen Gedankens, der Durchsetzung des Eisen- bahnpersonals auf dem linken Rheinuser mit einer Anzahl alli ierter Eisenbahner. Deutschland werde die militärische Räu mung des Ruhrgebietes als eine wesentliche Bedingung und Folge des Da wcsp laues ansehen. Daß man immerhin hinsichtlich des Inhalts der deutschen Antwort nur auf Vermutungen angewiesen ist, zeigt die folgende Meldung: Paris, 6. August. Wie der Sonderberichterstatter des „P e - tit Parisien" mitteilt, erwartet man in London, daß die deutschen Delegierten Vorbehalte zu dem ihnen unterbreiteten Protokollentwurf machen würden, deren Inhalt hinzielen dürste auf die Forderungen: 1. einer rascheren wirtschaftlichen Räumung des Ruhrgebietes zusammen mit der militärischen Räumung, 2. der Aufrechterhaltung des Trans ferier ungs Komitees, wie es der Dawcsplan ursprüng lich vorgesehen habe, 3. der Ablehnung einer Erweiterung der Rechte, die Frankreich aus dem Fricdensvcrtrage in bezug auf die Sachlieferungen herleite, 4. der Entlassung sämtli cher französischer und belgischer Eisenbahner bei der Auflösung der Micum und Wiedereinsetzung sämtlicher ansgewiesenen Deutschen in ihr Amt, 5. einer allgemeinen Er klärung. welch« die Handlungsfreiheit, wie sie Frankreich aus Paragraph 18 Anhang 2 des Versailler Vertrages herzulcitcn versuch«, verurteilt. Stk ZW! M MMM Paris, 6. August. sDrahtbcricht.) Das „Oeuvre" will wissen, daß der Reichskanzler Marx den lebhaften Wunsch habe, sich mit Herriot zu unterhalten. Marx würde dann sagen, daß er die Protokolle nicht annehmen könne, ohne die Sicherheit zu haben, daß das Ruhrgebiet geräumt würde. Ohne diese Sicherheit würde er bei seiner Rückkehr nach Deutschland gestürzt werden. „Petit Journal" schreibt: In dieser Stunde, wo Frankreich einen so großen Beweis seiner Mäßigung gibt, ist es schmerzlich, mit keiner solideren deutschen Regie rung verhandeln zu können. Wir hätten gewünscht, daß die demokratischen Parteien gestärkt aus den Wahlen hervorgegan- gen wären und hätten gehasst, oaß man einen besseren Nt an n nach London hätte schicken können als Stre se in ann, der zugleich Anarchist und Führer einer monarchischen Partei ist. aus der anderen Seite der Schaubühne wieder hereinlasjc. Das Leben hat seine Tücken! Die freie Wirtschaft an sich ist ein Gut von sehr zweifelhaftem Werte! Wohltuend ist es demgegenüber, in diesem Zusammenhänge einen Rückblick ans die Konsequenz und Nichtigkeit der Z en t r um S p o l i t i k zu werfen. Wie das Zentrum sich beim allmählichen Abbau der KriegszwangSwirtschaft stets von seinem ersten nno obersten Grundsätze leiten ließ, das Gemeinwohl m jeder Frage entscheiden zu lassen, und stets die Rückwirkungen keiner Politik auf die gesamte StaatSgemeinschast zu prüfen, so wird auch die zukünftige Haltung in den Fragen der Schutz zollpolitik von dem gleichen Grundsatz getragen sein. Leider können sich die Parteien der Rechten der gleichen „graben Linie" in ihrer Politik nicht rühmen uno ihr jetziges gesteigertes In teresse für die Agrarschutzzölle hat einen stark parteipolitischen Beigeschmack. Die deutsche Landwirtschaft ist über Nacht in eine überaus schwere Krise hineiiigeraten. Sie weist hinsichtlich ihrer zweifelos chwierigen Lage, die sie freilich mit der gesamten deutschen Wirt- chaft teilt, hin auf die weit unter Fricdensstand gesunkenen JnlandSgetreidepreiie. Die geforderte» Schutzzölle ans daS cin- gcführte Brotgetreide sollen hier Abhilfe schassen. Zieht man aber vergleichbare Zahlen heran, so ergibt sich, daß die Aus landspreise für Brotgetreide beträchtlich über den innerdeutschen Marktpreisen liegen. Am 27. Juni beispielsweise zahlte man für Anslandsweizen frei Hamburg 9,54 bis l0,52 Goldmark, während am Berliner Markt ein Preis von 6,80 bis 7,05 notiert wurde. Bei Roggen ist daS Verhältnis ähnlich. Selbst die Tatsache in Rechnung gestellt, daß Qualitätsunterschiede mitsprechen, die einen gewissen Preisunterschied bedingen, gebe» Memorandum I Paris, 6. August (Drahibericht.) Die „Ivurnce in dustrielle" schreibt: Stresemann kann der Ansicht sein, daß er nun seine Revanche bekommt. Sekt mehr als einem Jahre hat er die Räumung zu seinem Leitmotiv ge macht. Alle seine Reden haben diese Forderung wiederholt. Sticht nur seine ganze Politik hängt an dieser Forderung, son dern auch sein ganzes Prestige. Da er wisse, daß ihm die öffentliche Meinung Englands entgegenkoininl und daß Herriots Haltung zum Kuhhandel neigt, fühlt er sich versucht, mit einem Schlage sich Genugtuung zu verschaffen. Andererseits wisse die französische Regierung genau, daß sie durch das Zugeständnis der sofortigen militärischen Räumung ihre Instruktionen verletze. (Diese Darstellung ist ein wertvalles, ivenn auch unfreiwilliges Kompliment für Sircse- mann, denn es gibt allerdings für Deutschland keine michiigere Forderung, als die der militärischen Räumung. — D. Red.) 8m Wie -er MNi«im- -es «is London, 6. August. Gestern mittag 12 Uhr begann die erste Vollsitzung der Londoner Konferenz unter Teilnahme der deutschen Delegation. Tie Sitzung wuroe nach oem Austausch der Begrüßungsansprachen ans heute vertagt. Ministerpräsiocnt Nt acdvnald erössnete die Sitzung, indem cr in seiner Eigenschaft als Präsiocnt der Konferenz die deutsche Delegation begrüßte nno darauf hinwies, daß alle Kon ferenzteilnehmer die ans ihnen liegende Vcrantwvrtlichteit ans sich nehmen mußten, mit Rücksicht ans ocn allgemeinen Wunsch, daß nunmehr endlich ein ernsthnst e r Ver s n ch unternommen werde, die Verpflichtungen zu ersnUen, zu denen man sich durch Unterschrift bekennen werde. Diese Unterschrift dürfe aber erst dann vollzogen werden, wenn jeoe Partei loyal angehört worden sei. Macdonald gab der Hossnnng Ausdruck, das; der 6! eistdcr V e r st ä n d > g u n g z»m Borte l der srenndschaitlichen Beziehungen zwischen allen europäischen Mächten eme recht schnelle Einigung ermöglichen weroe. — Darauf ergriff Renks- lanzler M arx oas Wort. Er dankte ii» Namen der dcut'chen Delegation für sreundschafnicys Begrüßung und fuhr fort: Tie Aufgabe», denen die deutsche Delegation sich gegenüber!«,,«, seien von entscheidender historischer Bedeutung. Die deutsche Tc- legation sei davon überzeugt, daß das Schicksal Teatich'.ands n»0 Europas vo» der Lösung dieser Ausgabe» abhänge und das. diese Lösung nur da»» möglich sei, wenn sic im Geiste friedlicher Verständigung und unbeirrbarem Rechts sin ne behandelt würde. In diesem Geiste beabsichtige die deutsche Delegation zu verhandeln. Die Wiederherstellung des gegenseitige» Vertrau ens sei eine lebenswichtige Voraussetzung für das erfolgreiche Zusammenwirken der Nationen. Die deutsche Delegation er blicke in dein Experten plan eine Methode, die das deutsche Bott; zum Frieden und zur Freiheit sichren müsse. Das deutsche Bolk werde alles daran setzen, die vo» ihm verlangten schweren Verpflichtungen zu erfüllen. Marx bestätigte daraufhin noch ein mal die Erklärungen der deutschen Regierung, daß sie den Plan der Sachverständigen als annehmbare Grundlage für die Lösung der Rcparationsfrage anerkenne und fügte hinzu, daß seine Regierung in Erwartung einer Einigung auf dieser Konferenz, ihre Zustimmung zu den von den Organi- sationskomitecs auf Grund der Sachoerständigenbcrichic beschlos senen Kontrollentwiirfen geben werde. Nach der Antwort des Reichskanzlers übergab Mac do li a l d als Präsident der Konferenz den deutschen Delegierten die von der Konferenz vorbereiteten Schriftstücke zur Kenntnis nahme. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß es bald möglich sein werde, eine neue Vollsitzung einzubcrusen. Reichskanzler Marx erklärte, dahin wirken zu wollen, die Arbeit nach Mög lichkeit zu fördern. Tie Sitzung dauerte wenig über eine halbe Stunde. Alle Reden wurden ins Deutsche. Englische und Französische übersetzt. Der Reichskanzler gab seine Erklärung in deutscher Sprache ab. diese Zahlen doch zu denket,. Denn eine wesentliche Voraussetzung für Agrarschutzzölle, wie für Schutzzölle überhaupt, ist cs, daß die Preise der ausländische» Konkurrenz niedriger sind als die Inlandspreise und dadurch preis-drückend ans letztere wirken. Diese Voraussetzung ist aber heute hinsichtlich der Getreidepreise nicht gegeben Die Weltmarktgctreidepreise liegen nicht unwesent lich über de» innerdeutschen Preise», so daß erster« nicht die Ursache des Tiefstandes der letzteren sind. Darum ist es aber auch unmöglich, allein durch Schutzzölle, also durch eine» weiteren Preisaufschlag auf die sowieso schon höheren Auslandspreise doS Niveau der deutschen Getreidepreise zu hebe». Vielmehr ist der Tiefstand der deutsche» Getreidepreise aus die allgemeine deutsche Wirtschaft zurückzuführcn. ES ist vor allen Dinge» die Kredit- not, die auch auf die landwirtschaftlichen Produkte preisdrückend wirkt, weil der Landwirt gezwungen ist, sie zu niedrigsten Preisen auf den Markt zu werfen. Jedenfalls kan» von einer Bedrohung der deutschen Land wirtschaft durch die ausländische Konkurrenz nur die Rede sein, wen» die Auslandspreise niedriger sind als die deutschen Inlands preise. Heute würde die deutsche Landwirtschajt schon dadurch mehr erzielen, wenn sie die Weltmarktpreise hätte. ES ist wahrscheinlich, das; die verfügte Aussiebung der AuSsnhr- sperre sür JnlaiidSgetreide, die erst i» letzter Zeit ersolgt ist »ach dieser Richtung siin sich answirkt, und das deutsche Preisniveiu dem ausländischen i» etwa angleicht. Denn für die kvmmende Ernte kommen Agrarschutzzölle schon deshalb noch gar nicht in Betracht, weil uns bis zum 10. Januar 1925 durch den Bei- saillcr Vertrag in der Zollfrage »och die Hände gebunden sind. Anderseits darf man sich nicht verhehlen, das; der Einführung von Agrarzöllcn heute die allgemein verschlechterte Lebenslage der große» Masse der Lohnempfänger entgcgcnstcht. der ohnq