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Sächsische Volkszeitung : 25.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192407258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240725
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240725
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-25
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.07.1924
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Freitag, den 25. Juli 1024 tportksus KS kN 8 8 81 vrercten -Q., ZoksnnerLtrsNe 21 SM pirnslrekns PIst», nsdsn «1«r WmsM.ZvIilseMiiile MIMe" Paris, 24. Juli. (Drahtbericht.) Die Daily Mail bringt leinen Leitartikel Poincaräs mit der Ueberschrist: „Warum Deutschland zahlen mutz". In diesem Artikel heißt es. Wenn die Gerechtigkeit es nicht verlangte, würde das Interesse der Alliierten genügen, Zahlungen von Deutschland zu fordern. Wenn man Deutschland gestattete, über haupt nicht oder Beträge, die seiner Leistungssiihigkeit nicht ent sprächen. zu zahlen, so hieße das, Deutschland eine industrielle Borherrschast zu sichern. Die Sachverständigen hätten das mit aller Diskretion und mit allem Freimut ausgesprochen. So sage General Dankes: „Wenn Deutschland sich mit geringen Kosten aus der Affäre zöge, würde es wirtschaftlich iin Vorteil sein." Außerdem dürfe man nicht übersehen, daß die Lage in Deutschland durch den Tawesbericht außerordentlich gebessert sei. Man müsse die industrielle Produktion im Ruhrgebiet mit den geringen Ge stehungskosten dieser Produktion vergleichen, um die ganze Ge fahr für die Alliierten zu erkennen. Deutschland habe 1912: 102 Millionen To. Kohlen und 20 Millionen To. Koks. 1923: 112 Millionen To. Kohlen und 74 Millionen To. Koks produziert, die Braunkohlenproduktion sei gegenüber 1913 um 75 Prozent gestiegen. Man kann also sagen, daß Deutschland .31 Millionen To. Koks allein exportieren könne, und daß diese Ziffer jedes Jahr steigen werde. Die Gestehungskosten lägen dabei 5 Prozent unter dem Weltmarktpreis. Die deutsche Industrie sei also in der Lage, dem Welt markt ihren Willen auszuzwingen. Würde der Druck von Deutschland genommen, dann wäre die Ruhrindustrie fähig, die englisch« Kohle von den Märkten um den Atlantischen Ozean und das Mittelmeer herum zu vertreiben. Auch die anderen Industrien hätten ihre Produktions- basis der Vorkriegszeit gegenüber stark verbreitert. Die Produktion an elektrischer Krast sei um 70 Prozent in 10 Jah ren, die an Stahl um 120 Prozent gegenüber der Vorkriegszeit gewachsen. Alle Völker hätten unter dem Krieg gelitten, Deutschland allein l>abe sich bereichert >!!). Wenn die Alliierten einig blieben, dann würde die Ent wicklung der deutschen Industrie in den richtigen Bahnen ge halten. Wenn wir uns aber von Deutschland ausplündern las sen. so schließt der Artikel, dann wird uns nichts übrig bleiben, als aus unseren Ruinen zu weinen, angesichts eines settgewordenen Schuldners, der unser spottet. In Deutschland wird der Artikel Poincarez nur Entrüstung und Kopsschütteln Hervorrufen. Die Wirkung auf Eng land aber darf ma» nicht unterschätzen. Wenn den englischen Vergwerkc-besitzern in Aussicht gestellt wird, datz sie ihre Absatz möglichkeiten verlieren, wird man zweifellos beginnen, sich dafür zu interessieren, was cs denn mit dieser Steigerung der deut schen Produktion auf sich hat. Es wäre sehr gut, wenn den Zif fern Poincarcs, deren Herkunft nicht nachgeprüft werden kann, amtliche deutsche Ziffern entgegengestellt würde». Nichtig dürste sein, datz sich die Produktionsbasis verbreitert hat — be deutet aber eine solche Verbreiterung einen Vorteil? Rot und Ruin unseres Absatzes hat sie uns gebracht. Die Kredit:olitik der Rcichsbauk unter Dr. Schacht will ja nicht in letzter Linie erreichen, das; diese „Aufblähung" der Wirtschaft wieder eingcdämmt wird. — Mit Hilfe des „Wohlitandsindex", den die Sachverständigen vorgeschlagen haben, ließe sich lcichi für die letzten Jabre ein Elendsindex aufstellen, mit dessen Hilfe ziffernmäßig zu beweisen wäre, wie sonderbar „fett" der Schuld ner Deutschland während der letzte» Jahre geworden ist. Poincare betreib! den Sturz Kerriots Paris, 24. Juli. Der diplomatische Mitarbeiter der Chi cago Tribüne will erfahren haben, daß Poinearö während der Abwesenheit Herriots in Paris im Senat die Oberhand gewon nen habe, und den Versuch machen werde, Herriot bei seiner Rückkehr zu stürze». Herriot wird das Wochenende in London verbringen und zahlreiche Besprechungen abhalten. Nr UM -er MWMlM Berlin, 24. Juli. Die dcutschnationale NeichStagSfraktiou hat, wie gemeldet wird, verschiedene Bedingungen au die Reichs- regjerung gestellt, bezüglich der Haltung der deutschen Vertreter zur Londoner Konferenz. Diese Be dingungen habe» offensichtlich den Zweck, den Vertretern der Neichsregierung bindende Instruktionen mit aut den Weg zu geben. Was die deutschnationalen Punkte sachlich betrifft, so be rühren sie Dinge, die von niemandem 'chärfer als vom Zentrum selbst immer wieder vertreten worden stnd. Gerade der Reichs kanzler hat als Ehcf der Rcgievung auf d>e unverzichtbaren Voraussc tz u n g e n immer wieder hmgewieje», die allein die Annahme und Ausführung des Sachverständig'»-Gutachtens recht fertigen. Diese Voraussetzungen sind ja ».ich im Gutachten selbst verankert. Die Sachlage ist ja auch die, datz das jenige, waS noch als schädlich zurückblcibt, Wgischerwejic g-uch schädlich ist für diejenigen, die die Gelder >ür die Anleihe herzu- geben habe». Das hat sich ja bereits m de» Vorgängen tu Lon don gezeigt. Wir werden unsererseits durch cäie Belastung der Londoner Konferenz mit neuen, außerhalb des- Gutachtens- stehenden Bedingungen lediglich Vorschub ls-steu gewissen S.'rö- iiinngen, die ein ganz anderes Ziel nän'ich die Erringung der politische» Macht inmitten einer, durch eine Krisis geschaffene Verwirrung erstreben. Dazu die Hand zu bieten, hat daS Zentrum allerdings keine Veranlassung. Sachlich ist selbstverständlich gar kein Zweifel Saran, mß das Zenirnm die Forderungen, die die nationalen Belange des deutschen Volkes be treffen mit der allergrößte» Energie vertritt. Grohhandelszahl vom 23. Juli Berlin, 24. Juli. Tie anf de» Stichtag des 22 Juli berechnete Grosthandelsiudexziffer des Statistischen Reichsamls ergibt gegenüber d-m Stande vom 15. Juli (117,3s einen Rückgang anf llt,5 oder »m 2,t v. H,, der vor allem durch die Senkung der Getreide- und Kohlen- (Bran:ikolilen-)Prci!e herbeigeführt wiro, Von de» Hanptgrnppen sänke» die Lebens mittel von 101,7 ans lO2,0 oder um 2,0 v. H., davon die Gruppe Getreide und Kartoffeln von 91,2 auf 90,1 oder um 4,4 v. H., die Jndiistricstoffe von 140,3 auf 137,8 oder um 2,4 v. H. (davon me Gruppe Kohle und Eisen allein um 3,4 v. H.). Die Inlands waren gaben von 109,1 auf 106,0 oder um 2,8 v. H. und die Einsuhrivaren von 158,1 aus 157,1 ober um 0,6 v. H. nach. Alberl Dürkrlin -j- Mannheim, 84. Juli. (Trahlbcricht.) Vorgestern nacht verstarb hier der ehemalige Generalintendant des Karlsruher Hofthcaters, oer nationalliberale Politiker Exzellenz Dr. Albert Bllrkli». Nr. 171, Seite 2 Finanznok und Wahrung 8ilr i!e Wer Oes Mrs mi> der UWWlilim M A. M Bon unserem parlamentarischen Mitarbeiter: Ein ernstes Vorspiel zu den politischen Debatten: Die Finanzlage des Reiches steht zur Tagesordnung. Zwar nicht aus dem gedruckten Blatt, das eine ganze Reihe von An trägen für soziale Zwecke anfzählt, aber in der Tat dreht es sich um Finanzmährung und Wirtschaft. Daß das Interesse der Bolksboten für diese Debatten allzu groß wäre, tan» man eigentlich nicht sagen. Bedauerliche Lücken nimmt man wahr. Die Berichterstatter oozieren eigentlich vor fast leerem Hause, in einzelnen Parteien kaum so viel Vertreter als Finger an einer Hand. Am meisten fällt aus, daß oie Teutschvölkischen, die mit am lautesten in der KriegSbeschädigtcn- srage sich immer gebärdet haben, zeitweise kaum mit zwei bis drei Mann im Saale sind. So sieht es in der Praxis anS! Tie eigentliche Debatte eröffnet der Sozialdemokrat H o ch, der alsbald in Konflikt mit den Völkischen kommt, die nun, da es eine Art Haberfeldtreiben gibt, in den Saal kommen. Freude am Radau, an recht niedrigem Versammlnngskrakcel spricht aus ihrem Tun und Treiben, das förmlich darauf ab gestimmt zu sein scheint, den Kommunisten den Rang streitig zu machen. Diese Verteilung und Vertauschung der Rollen zwischen Kommunisten und Völkische» ist überhaupt sehr merkwürdig. Es scheint die gemeinsame Tendenz obzuwalten: Nur nicht zur Ruhe kommen lassen, immer von sich rcoen machen, lind die Völ kischen können mit den lungenlräftigen Jünglingen, die sie haben, schon allerlei Krach schlagen. Aus welches Niveau der Reichs tag dabei kommt, ist ihnen ganz gleichgültig. Aber die älteren Parlamentarier saßen sich an yie Köpfe »nd ergreifen vor solchem Gebaren die Flucht. Arbeitsminister Brauns gibt ein Bild der sozialen Not, das die Bierkellerstimmung, die zuvor geherrscht hat, als bald anslöscht. Und als dann auch noch der Finanzminister Luther die Finanznot des Reiches schildert, da geht auch ein Hauch tiefen Ernstes Durch den Saal. Der Finanzminister zeichnet unerbittlich die Lage, »nd er stellt den Reichstag vor oie Entscheidung, ob er eine neue Jnslation mit all ihren Schrecknissen haben will, ooer nicht. Nene Stenern sind gegenwärtig nicht zu haben, viele Eiunahmegucllen des Reiches sind nur ein malige gewesen, die setzt erschöpft sind, und allein die Hoffnung auf die Verwirklichung des Sachverständigengutachtens, das uns für die erste Zeit vo» unmittelbaren Leistungen für Rcparations- zwecke befreit, kann »och das Schlimmste verhüten. Wenn unter solchen Umständen die Regierung doch noch 15 Millionen Mark für soziale und Kriegsbeschädigtenzwecke freimacht, so tue sic das Aeustcrste, was ihr unter oen jetzigen Verhältnissen möglich ist. Es ist merkwürdig: Das Aufzeigen der Gefahr einer neuen Inflation wird in verschiedenen Abschnitten des Hauses mit iro nischem Lachen ausgenommen. Als der Minister niit diesem Warnruf noch einmal schließt, hat er ein ganz eigenartiges Echo. ES scheint, als werde von verschiedenen Seiten die Jnslatious- gesahr als ein großer Wauwau betrachtet, und daraus ergibt sich wieder, wie schnell wir vergessen und Schrecknissen gegenüber gleichgültig werde», die uns eine Zeitlang geradezu des Atems beranbrcn... Was oie Vertreter der unzufriedenen Parteien zu den Aus führungen der verantwortlichen Männer zu sagen hatten, war geradezu kindlich. Ter Abg. Maslowski (Komin.) wußte nichts Besseres zu tun, als den bürgerlichen Parteien vorzu- wcrfen, sie hätten in der Sozialpolitik Henchelci getrieben. Ter Nationalsozialist Stöhr las seinen völkischen Freunden, den Deutschnationalen, die Leviten. Ihr Verhalten in sozialpoli tischen Tingcn sei durchaus nicht einwandfrei. Ter Reichsverband der deutschen Industrie habe durch seine Zustimmung zum Sach verständigengutachten die Meinung widerlegt, daß die Industrie durch die sozialpolitischen Lasten erdrückt würde. Die im Etat für die Erfüllung ansgeworfenen Mittel müßten restlos für die Sozialpolitik verwandt werden. Um 8 Nhr abends wurde die Verhandlung ans Donnerstag vertagt. Die NuSsührunaSgesetze dürfte», wie die Dinge heute im Reichstage liegen, kaum vor dem 10. August an diesen ge langen. lieber den Inhalt der Gesetze, der übrigens noch nicht vollständig abgeschlossen ist, hat der Rcick^kauzler die Partei führer in vertraulicher Aussprache unterrichtet. Da diese Gesetze von außerordentlicher Bedeutung sind, und da eine einheitliche Stellungnahme auch mit den ausländische» Kommissiouen und der NcparalioiiSkommission nach nicht herbeigeführt ist, liegt eine Geheimhaltung des Inhalts im dringenden Interesse des Reiches. Es ist deshalb auch die Anweisung ergangen, daß der Inhalt dieser Gesetze strena vertraulich gehalten werden muß, andernfalls, wie das jetzt gegenüber der „Roten Fahne" in Berlin, wegen Ver öffentlichung des Eisenbahngesetzes geschehen ist, Verfahren wegen Preisgabe von Staatsgeheimnissen zu gewärtigen sind. Die gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnisse haben für viele Schichten der Bevölkerung eine geradezu verzweifelte Lage geschaffen. Die Opfer des Krieges, die Kriegsbeschädig- t e u also vornehmlich, köiftien mit den geringen Abfindungen, die sie gegenwärtig erhalten, kaum das nackte Leben fristen. Nicht viel besser aber geht es den Opfer» der Wirtschaft, also vor allen den Erwerbslosen, Ne in einer teilweise gcreadezu ent setzlichen, sicherlich erbarmungswürdigen Lage sich befinden. In gleicher Weise sind betroffen die Kurzarbeiter, diejenige», die nicht freiwillig, sondern durch die Entwicklung der wirtschaft lichen Verhältnisse zum Feiern gezwungen sind. Mit den kärg lichen Einkünften, von denen noch soziale Abgaben, Stenern und dergleichen Lasten abgehen, können sie selbst die dürftigste» Existenzbedingungen kaum noch erfüllen. Bei dieser Sachlage hat der Reichstag eingreifen zu müssen geglaubt; und das ist eine Notwendigkeit, wenn nicht gefährlichen sozialen Strömungen im Lande Vorschub geleistet werden soll. Der Wille zum Helfe» ist überall da, aber immer wieder erhebt sich die Frage: Woher die Gelder nehmen? Daß die Reichsfinanzverwaltung angesichts der, einem größeren Kreise gar- nicht zum Bewußtsein kommenden, geradezu ungeheuerlichen Mühen und Anstrengungen, um die jetzt errungene Währungs- stabilität zu halten, darauf drängt, daß keine neuen Ausgaben ge billigt werden, ohne daß zuvor auch für die nötige Deckung ge sorgt ist, kann man nur als selbstverständlich betrachten. Anderer seits ist die Lage aber eine so dringende, daß nötigenfalls von Mitteln auSandern Fonds zusätzliche Beträge geschafft» werden. Mit diesen Dingen beschäftigte sich nunmehr auch der Reichstag in sehr langwierige» Sitzungen, denen eine Fülle von Anträgen der verschiedensten Parteien zu den Fragen der In validen- und Unfallversicherung, der Kriegsbeschädigten-, Erwerbs losen- und Kurzarbeitcrfürsorge zu gründe lagen. Die Vcr. besscrungeu, die Platz greifen konnten, sind allerdings sehr beschei den, aber sie stellen auch das Aeußerste dar, w<rs bei der gegen wärtigen Lage der Neichsfinanzen, die sehr ernst beurteilt werden mutz, überhaupt noch vertreten werden kann. Aber der Wunsch des Reichstages an die Reichsregierung ging allgemein dahin, daß in der Fürsorge für die Opfer des Krieges und der Wirt schaft künftighin nach einem einheitlichen Plane und auf Grund einer großzügigen Deckung gesorgt wird. Freilich ist diese Dek. kungsfrage mit die heikelste, nicht allein ihres Umfanges, sondern auch ihres Prinzips wegen. An die Deckung mittels Erhöhung der Beiträge will keine Partei heran; jedenfalls stellen sich dieser Deckungsform mit die größten Hindernisse entgegen. Aber es müssen neue Wege gefunden werden, um aus diesen Schwierig keiten herauszukommen, denn die Lage, die sich nachgerade im ganzen Lande und vorab in den besetzten Gebieten herausgebildet hat, bedarf der allergrößten Aufmerksamkeit. Wen die Wenleml Mit der steigenden Kreditnot und Kapitalarmut ist auch die Notlage des größeren Teils der deutschen Studierenden an den Hochschulen gewachsen. Zahlreiche Studenten verfügen nicht über ein Viertel oder ein Fünftel des Existcnzminimums. Viele Zu wendungen, die sonst auS dem Wirtschaftsleben flössen, sind an. gesichts der Geldarmut und des Darniederlicgens der Wirtschaft teilweise oder ganz versiegt. Bereits im Juni hatte ein Antrag Dr. Schreiber (Zentrum), Dr. Moldcnhauer (Deutsche Volks parteil, Koch (Demokrat) die Aufmerksamkeit der Reichsregierung auf die außerordentliche Notlage gelenkt. Das Zentrum be antragte die lleberweisung dieses Anträge? an den Haushalts- nussckmß. Abgeordneter Dr. Schreiber erklärte am 23. Juni im .Haushaltsausschutz, die steigende Not »nd die Tuberkulosezisfern sprächen für diesen Antrag. Im weiteren Verlauf der Angelegen heit lege er bicrmit den konkreten Antrag vor, die für die Zwecke der studentischen Wirtschaftshilfe eingesetzte Summe von 600 000 Mark anf 1 200 000 Mark zu erhöhen. Reichsfinanzminister Luther erklärte, datz er angesichts der Finanzlage anf äußerste Sparsamkeit dringen müsse, aber die Notlage der Hochsihnlstn- dierenden sei so gllseitig gnerknnnt, datz er keinen Widerspruch erbeben wolle. Der Antrag Dr. Schreiber fand einstimmige An. nähme. Möge er die Veranlassung dazu werden, daß auch die prägte Fürsorge gleichzeitig gesteigert' wird. Mit Genugtuung' läßt sich festst-llen, das; in diesem Sommer durch die Dänische KaritaS für Akademiker 200 Studenten je vier Wochen in Bauernfamilien zur besseren Ernährung untcrgcbracht werden. Die Schlacht bei Sao Paulo Paris, 24. Juli. Nach einer Hcwasmeldung aus Neuyork haben die brasilianischen Bundestruppen nach einer achtund- vierzigstündigen Beschießung den Angriff auf die Verschanzungen der Aufständischen bei Sao Paulo unternommen. Die Bundes truppen haben Flugzeuge eingestellt. Es haben etwa 20 000 Mann an der Schlacht tcilgenommen. Washington. 24. Juli. Hier cingegangenen Berichten zu folge wurden bei den Kämpfen in Sao Paulo 3000 Zivilpersonen getötet oder verwundet. Die Streilkräfte der Aufständischen scheinen gut ausgerüstet zu sein. Ihre Zahl wird auf minde stens 10 000 geschätzt. Die Lebensmittelversorgung von Sao Paulo soll gcniiaend sein, doch haben viele Tausende von Ein- wahnern die Stadt verlassen. Die brasilianische Regierung schickt wcilere Verstärkungen nach Saa Paulo. Santos. 21. Juli. Einer zuverlässigen Nachricht aus Sao Paula zufolge l>abeu die Aufständischen mit der Regierung über einen Waffenstillstand zu verhandeln gesucht. Der Versuch sei jedoch sehlgeschlagen. Die Börse Berlin, 84. Juli. Tie freundliche Tendenz der Berliner Börse dürfte heute noch deutlicher bcrvortreten. Die Frage der Zulassung Deutschlands zur Londoner Konferenz kann nach den neuesten Meldungen im positiven Sinne als erledigt gelten. In der Frage der Sanktionen scheint der belgische Kompromiß- voiscklag, oer von amerikanischer Seite kräftig unterstützt wird, eine Lösung zu versprechen. Angesichts dieser Sachlage hält es nunmehr die Bernfsspekulation der Berliner Börse für geraten, sich, soweit die finanziellen Kräfte reichen, wieder stärker am Aktienmärkte zu interessieren. Auch das Ausland rechnet offenbar mit einem besrieoigenden Ausgang der Konferenz und legt schon jetzt beachtenswerte Kauforores nach Berlin. Im Geldverkehr ist, ebenso wie am Devisenmarkt, keine Acndcrung cingetrelen. Note« m stentzot ° mimg n»r Ammer mlt «alt- unü Ivarmwssser ro vzaer NlAAlst «onlerenrkSl» Berliner Börse MilgeteM von »nlerem Berliner Börsenvertreler (Drahtbericht) Aktienkurse In Billionen Berliner Rnfangskurse Dt. Staatsanleihe »Proz.RelchsanIelbe öProz.Reichsantelbe 4g, Proz. ReichSant. liProz. Reichsanleihe Verkehrswerte Elektr. Hochbahn. . Schanlnng . . . - Di. Ansstralten . . -l akeiiahri . . . - Hamburg-Süd . . Hanta Nordbenttcher Llohd Nohland-Linte . . Bankaktien Berl.Handelsakten. .Kommerz. n.Privatb. Darmll.n.Nalionalb. Deutsche Banl . . Diskonto .... Dresdner Bant . . Mittels. Kredit . - Verawerksaktten Bochnmer .... ü'udcrns Et. L»x Essener Steinkohlen . Kelscnktrchon . . . Hagener Hoetch Hohenlohe .... Ilse Laura Mannesman». . . Mansieider. . . . Odcrschi. Eiienbed. Oberschi. Eiicninb. Phönix ..... Rhein. Bräunt. . . Rhetnstahl .... Rombacher. . . . 74.7. 73.7. 797 '77 -9- 4M 485 440 WM 880 38 38.75 o.s 0.75 71 5 71 7 18.875 31.5 .6 8 8 >75 4 575 4.5 »175 8.75 415 74.5 4.'5 4,175 5 7- — 8 8.75 5 4575 2 I.S 4,.575 44 8-5 75 78 4« 45,75 45 44,75 48.75 ->7 7 5,.75 63 78 75 78 75 >7,175 >8.5 I?.? >2 b.? 4.875 74 875 74 874 r.k» 7.2 8.1 77 »,81b 75.87° 24,9 28 5 745 71.75 7 0,5 >2 >1575 Kallaktte» 74. 7. Deutscher Katt . . 76 Kali Aichersteben . 7,33 (ehern. LIkticn Ach.knrAnillnkabrik. 18 Analo chnano . . . 8.2 > Vab. Anilin ... >3.5 Dvnamit . . . . öS Eiberlelder garbw. . U cholhlchmidt Tb.. . 9 Höchster garben . . IV.25 Kbln.'M'Iiweii. . - vberichi. Kotswerte. 38 Riedel 4 Rütgersw 11 «Slrktrizttäts.Akt. Atknmniaioren . . 25 !>l E. w 8 Beramonn .... II Lichi ». Krall. . . 7,2 gellen u. chnittennine 18 chet. i. Sietir. Uni. . 14.6 Schnckeri .... 70.3 Siemens ». Halste 4?,6 Linke-Hofsmann . - Maschinen-Vkttcn Bert. Rnb. Maschinen 4L7ö Verl. Knrlsr.Indnsir. 74,525 Daimler 2.3 Dcnische Maschinen 4.6 Denische A-erke . . 4,26 Hania Llohd . . . Hartmann Mn-chin. 2.875 Locwe 68 Orenitetn ». Koppe! 17.25 Schubert n. Salzer . 8.2 Ztmmermann . . . V.55 Jndiiftrtc-Aktle» Pingwerlc .... >5 Dcntiche Kabelwerke 0 Hirsch Kupier. . . >7.6 Rhein. Melail . . 4,2 SIkNin Bnita» . . II.5 Hämmerten . . . 8.25 Kammgarn Stöhr . 42 CharloU. Wasser-Wt. IS Schnilh.-Pahenh. . 13 Otavi 23,4 Deutsches Petroleum >l.S2b 73. 7. 7.37° >0 7 78 >3 5» 10.8 8,9 II) 5P 34.75 375 10.« 70.37- S >0 7 I«.« 13.75 30 30 ,0 4.375 77 21'-» 4 475 0525 2575 17.75 7.75 U.S I.» 0,775 >7 4 »5 >5,75 >4.5 23,5 IV7S Wetterbericht -er Dresdner Wetterwarte WitterungSauSsichtr» für den 24. Juli abenoS bis 25. Juli abends: Wechselnd bewölkt m.it anfangs noch vereinzelten Nieder- sch^gsschauern, Temperatur Flachland gemäßigt, hohe Lagen lüh. westliche bis nordwestliche böige Winde. "
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