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Nummer 172 - 23. Jahrgang 6mal wöchentl. Bezugspreis: für Juli 2R.-M. ausschl, Bestellgeld. Berechnung der Anzeigen nach Rent-Marl. Preise: Die emgespaltene Petitzeile 30 L>, f. Familien-« u. Vereinsanz., Gesuche 20 H. Die Pet't-Reklamezeil« 6g mm breit, 1 Ossertengebiihr für Selbstabholer 20 H» bei Uebersendung d. d. Post außerdem Porto« zuschlag. Preis f. d. Einzelunmuier 10 Renten-Pfennig. Geschüstlicher Teil: Josef Fohmann. Dresden. Sonnabend,den 26. Juli 1924 Im Falle höherer Gewalt erlischt lebe Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anz.-AuftrSgen u Leistung v. Schadenersatz Für undeutlich u. d. Fernlpr. übermittelte Anzeigen übernehmen nur keine Ver antwortung. Unverlangi eingesandte u. mit Rückporto nicht versehene Manuskripte werden nicht anfbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 5 bis 6 Uhr nachmittags. Hauptschrisileiter: Dr. JosefAlbert. Dresden. Tageszeitung für chri st li che Politik und Kultur <«et<1i>ittssleU» der Sächsische» «Volks,citnug und ,, . » ^ — — - . lMklWiiW W WW ' M Bell »kl FM ' Ins«Leben Medaktlon der Sächsische» «Volks,«itung ^ Dresden - A. >6 Holbeccisiragc lll gemrnc W12 "»!> NM Man hossk weiter Mes lnll einen Ansives Wen Alles hofft auf Hughes — Bleibt Herrlot in London? — Die Konferenz aus der Straße London, 25. Juli. jDrahtberlcht.) Die Hoffnung auf eine Lösung der strittigen Punkte bezüglich der Beschrän kung der Reparationskommissoin, die von seilen der Geldgeber im Falle einer deutschen Verfehlung gefordert wird, ist wieder gewachsen. Man erwartet, daß bei dem heutigen Frühstück Herclot sich mit Hughes einigen wird. In belgischen und französischen Konferenzkreisen ist man der Ansicht, daß die Möglichkeit einer Einigung in der Hand des amerikanischen Staatssekretärs liegt, von dem man hofft, daß er nach nochmaliger Darlegung des französischen und belgischen Standpunktes ein ebenso großes Entgegen- k o m m e n beweisen würde, wie es Äoung in der Sitzung vom 21. Juli gezeigt hat, in der es zu der Entscheidung Hr die Feststellung der deutschen Nichterfüllung gekommen ist. D e Ber- handlungen sind im Lause des gestrige» Tages um keinen 2 ch r i t t w c i t e r g e k o »> m e n. Es wurde angeregt, daß die Mächte, die außerhalb des bekannten Rahmens gegen Deutsch land Sanktionen ergreifen würden, nicht nur die fünf Ac- »wrtisationszahlungen, sondern den gesamten Betrag der 800-Millionen-Goldanlcihe garantieren sollten. Amerika aber hält unter allen Umständen an der Aus schaltung der R e p a r a t i o » s k o m m i s s i o n im Falle der Feststellung einer deutsche» Nichtersüllung fest und ebenso an der Beschneidung der Möglichkeit zu indirekten Sanktionen. Unter diesen Umständen ist der Optimismus, mit dem man In französischen und belgischen Kreisen der Unterredung zwischen- Hughes und Herriot entgegensieht, eigentlich unbegreif lich, denn die Aussichten zu einer schnellen Einigung sind nicht eben gerade günstig. Unter diesen Umständen sind von Paris aus lebhafte Versuche geinacht worden. Herriot zu ver anlassen, nach nochmaliger Präzisierung des französischen Stand punktes London zu verlassen. Die Beratungen könnten dann in den Kommissionen weitergchen und nach etwa 8 bis 14 Tagen könnte Herriot nach London zurückkehren und die Kon ferenz ihre Vollsitzungen wieder aufnchmen. Bis dahin sei zu erwarten, daß die Kommissionen eine Einlgungssormel gesunden hätten. Gestern nachmittag veranstaltete der König im Bucking hampalast ein Gartenfest, zu dem die fremden Minister und die hervorragenden Mitglieder der Delegationen eingeladen wurden. Eine ganz eigenartige Szene spielte sich ab, als man vergeblich versucht hatte, die Franzose» und Belgier zu einer Einigung zu bringen und als Macdenald, Herriot und Theunis de» Konfercnzraum verliehen. Herriot sah sehr niedergedrückt aus. Im ersten Gespräche gingen die drei Ministerpräsidenten, bis sie sich aus dem lebhaften Punkt im Zentrum der Stadt be fanden. An der Wilsonsäule »lachten sie Halt, schritten aus und ab und debattierten lebhaft. Diese Konferenz der drei Ministerpräsidenten in einer der lebhaftesten Straßen Londons dauerte fast eine Stunde — Am Sams- tag wird Herriot der Flottenscksau im Splithead beiwohnen. M Plan -er MWiAn PW« Englische Vorbehalte London, 25. Juli. sDrahtbericht.) Der zweite Aus schuß, der den P la n fü r d i e wi r t s cha s t l ich e R ä u »i u » g der Ruhr auszuarbeiten hatte, hat seine Arbeit abgeschlos sen. Es Ist Inzwischen gelungen, in allen Punkte» zu einer ein heitlichen Regelung zu gelangen. In der Frage der franzö sischen und belgischen Eise nbahnange st eilten, die nach Ansicht der belgischen und französiichcn Sachverständigen im Ruhrgcbiet verbleibe» müssen, habe» die englischen Sachver ständigen dem Plane einen Vorbehalt beiqesügt. Ter Zivil ausschuß. der den Wortlaut des Entwurfes sür die wirtschaft liche Ruhrräumung vorzubereiten hat. hat noch einen zweiten Vorbehalt hinzugcfügt. In diesem Vorbehalt betonen die engli schen Mitglieder, daß ihre Teilnahme an den Beratungen keine Anerkennung der französischen Ruhr Politik bedeute. M -«eil MleiMiiiW Poincarös Hetze wirkt London. 25. Juli. sDrahtbericht.) Der national-bri tische I n d u st r i e v e r b a n d hat bezüglich der 40-Milüonen- Pfundanleihe eine sehr feste Haltung eingenommen. Im Unter haus ivie im Oberhaus wurde eine Petition eingebracht, die die Einleitung einer Untersuchung verlangt, ehe die Anleihe aufgelegt wird. In Kreisen >es Verbundes fürchtet man, daß man nach Gewährung der Anleihe eines Tages tatsäch lich mit der wirtschaftlichen Rivalität Deutsch lands zu rechnen haben werde. Man weist auch darauf hin, daß Baldwin im Unterhause eine derartige Ansicht bereits geäußert hat. London, 25. Juli. sDrahtbericht.) Es heißt, daß sich im 3. Ausschuß, der sich mit der Frage der Transferierung be faßt, Schwierigkeiten in der Frage der deutschen Kohlen- licferungen ergeben haben. Die Einladung an Deutschland erfolgt? Paris, 25. Juli. sDrahtbericht.) Wie der Londoner Korrespondent des „Petit Parlsien" erfährt, kann man der ge stern abend verbreiteten Nachricht Glauben beimessen, nach der Macdonald ln Ueberelnstimmung mit den anderen Premier ministern und »ach Anhörung der juristischen Sachverständigen Fromageut und Harwt die Berliner Regierung ausge- fordcrt hat, sich b e r c i t z u h a l t e n, Vertreter »ach London zu entsenden. Ms -le Ssl-Ilmz will Paris, 25. Juli. Ter „Quotidicn", der allgemein als .HerriotS Offiziös»-; bezeichnet wird, schreibt, man habe gestern festgestellt, daß es einigermaßen unvorsichtig wäre, wenn man es versuchte, gewisse Fragen rasch zum Abschluß zu bringen. Tie Finanz,ninister, Finanzsachverständigen und Nechtssachverständ:- gen hätten vorgeschlagen, daß die Reparativ,iskommissi.'n, ehe sie eine flagrante Verfehlung Deutschlands seststelle, ein Komitee von fünf Sachverständigen, aus ehemaligen Mitgliedern des Ko. mitees Tawes und MacKenna zu Rate ziehe. Man hätte hoffen dürfen, daß diese neue moralische Garantie für die An- leihczcichiicr, die englischen und die amerikanischen Bankiers zufriedenstellen würde. Aber man sei rasch ans den Illusionen heransgerissen worden, als Montague Norman und La- m o n t die Frage der Reparativ,iskommission in ihrem vollen Umfange nochmals aufgeworfen Hütten. Tie Bankier; ieien sogar soweit gegangen, zu erklären, daß, wenn Frankreich unter seiner eigenen Verwaltung dafür garantiere, daß der Zinsen- und T i l g n n g S d i e n st der Anleihe auf alle Fälle d u r cl> geführt werde, ihnen selbst das nicht genügen werde. Der Berichterstatter sicht darin den oskeü- kiiudige» Beweis dafür, dag es sich bei der Auslassung der Ban kiers nicht allein um die 800-Miliio»en-Anlcihk handle »ud die 80 oder 100 Millionen Goldmark, die der A»!ei!icdie„it in Anspruch nehmen könnte. Mit Recht oder Unrecht seien die Vertreter der ainrrikanischcn »nd cngliichen Geldgeber davon überzeugt, dag der W i c d c r a » t b a » Europas ein ill»,'.'rücket Uiltcrneiline» bleiben werde, solange eine Regierung mit H.l'c her Rlparalioiiskoininissioii l» das Uhr werk Sand körner hineinmersen könnte. Die Endziffer der deutschen Gesomlschuld London, 25. Juli. In den Kreisen der Bankiers wird behauptet, daß Amerika nach Ablauf des Gentlcmen lieber- einkommcns über Vertagung der Regelung der interalliierten Schuldenfragc, wenn die Schuldensrage endgültig geklärt sei, auch den Wunsch habe, daß gleichzeitig die Endziffer der Reparationssumme Deutschlands festgcstellt werde, damit der Rest der deutschen Schuldenverbindlichkciten durch eine internationale Anleihe abgelöst werden könnte. Von Frühstück zu Frühstück - London, 25. Juli. sDrahtbericht.) Der amerikanische Bot schafter gibt heute ein Frühstück, aus dem der amerikanische Staatssekretär H ughe s und der französische und belgi sche Botschafter tu London anwesend sein werden. Die Vernunft Seit über einer Woche tagt nun in London die interalliierte Konserenz. An dem Tage, an dem die drei großen Ausschüsse gebildet wurden, konnte man schön boraussehc», daß die Ding« sich nicht so schnell abwickelu würden, wie manche glaubten. Und schon bald zeigte es sich, daß die Unterschiede in den Auffassungen der einzelnen Nationen doch größer waren, als vorher in öffent lichen Kommunignes und dergleichen gesagt worden war. Zwei große Heerlager waren bald zu unterscheiden: Auf der einen Seite in der Hauptsache England und Amerika, auf der anderen Frank reich und sein getreuer Vasall Belgien. Und man erkannte immer deutlicher, daß in London plötzlich eine andere Macht auftrat, die man bisher in der europäischen Politik nicht mehr gekannt hatte, die Vernunft. Sie verkörpert sich in den englischen und amerika nischen Bankiers, also in jenen Leute», die Deutschland die 800 Millionen Anleihe geben sollen. Das ist ein sehr wichtiges Moment. Wir haben in der Vergangenheit schon oft darauf hin- gewiesen. das; man nicht soviel „sogenannte" Politik treiben sollte, sondern daß die Politik Var allem wirtschaftlich eingestellt sein müsse. Aber die europäischen Machthaber gründeten ihre Ziele ans etwas anderes; auf die Gewalt. Und Sie Wirtschaft snicht nur die deutsche) ging dabei zugrunde. Es ist bezeichnend, daß ansgerechnct Amerika erst kommen mußte, um die Idee der Vernunft wieder zur ttleltuiig zu bringen. Die Ausarbeitung des Sachverständigen-GutachtenS 'war der An fang, SaS jetzige überaus energische Auftrcteu der Bankiers ist die notwendige Folge. Europa merkt es scheinbar noch gar nicht, wie es von einer außereuropäischen Macht beschämt wird. Man hat cs auch scheinbar damals nicht gemerkt, als man den Welt krieg nur gewinnen konnte mit eben dieser selbe» Macht, mit Amerika. Man war ja nach Kriegsende eher zu allem anderen fähig, als dazu, einmal über die letzten Gründe des Sieges nach- zndenken. Und so mußte eS kommen, daß gerade diese europäischen Alliierten, die ihre Kriegssiege er kaufeil mußten, weil sie selbst der alten deuische,, Kriegstüchtigkeit nicht geivachscn kvttren, ans dem Wege des Wahnwitzes und der Unehrlichkeit weiterschritten. ES war so leicht, einein erlegten Löwen noch Fußtritte zu geben und dann mit süßen Versprechungen wieder etwas zu beleben, und ihn darauf vor den Wagen der Reparationen zu spannen. So ging cs bis heute. Man hatte immer dieselbe Methode: Den Gegner möglichst in Fesseln zu halten und doch die größte Krnstc- anspanming von ihm zu verlangen. Menschlichkeit spielte dabei keine Nolle. Und Deutschland wäre von den Alliierten in Grund und Boden getreten worden, wenn dieses Deutschland nicht gerade genug zur Aufbringung der ungeheuren, durch den Krieg ver ursachten Schäden gewesen wäre. So gingen die europäischen Staaten ans dem Wege der Unehrlichkeit weiter. Alle europäi schen Staaten ohne Ausnahme. Mir brauchen auch gar nicht vor England Halt z» mache», das so oft eine feierliche Geste fand, cum der Welt mitzuteilcn, das; eS gern möchte, wenn cs nur könnte. Diese englische Neutralität, die so oft proklamiert wurde, war letzten Endes um nichts weniger schandvoll als das waffen klirrende und unnachsichtliche Vorgehen Poincares. Selbst Macdo nald hat lange genug auf sich warten lassen, bis er Proben seiner Ehrlichkeit gab, und er gibt sie auch heute nur deshalb i» ver stärktem Maße, weil er weiß, das; er eine gute Rückendeckung sowohl in der Müsse des englischen Volkes, wie vor allem in den Anleihegebern hat. Meint eS grundsätzlich Herriot noch ehrlicher als Döacdonald? Herriot kann gar nicht so radikal Vorgehen, wie ihm seine Ncberzengnng sagen könnte. Er ist durch das Parla ment gebunden. Wollte er sich aber stürzen lassen, so märe zweifellos mehr damit verdorben, als er heute bei seinem Wider stand gegen die übrigen Konferenzteilnehmer verderben kann. Mit großem Enthusiasmus sind die Premierminister nach London gefahren. Aber cs hatte den Anschein, das; auch diesmal wieder die wichtigsten Fragen vom sogenannte» grünen Tisch aus erledigt werden sollten. Bis dann die Amerikaner dazwischen fuhren. Und nun geraten die Gegensätze hart aufeinander. Es handelt sich immer und immer wieder um die Sanktionen, um die Frage, wie wird Deutschland gezwungen, die Reparationen zu zahlen, wie erhalten aber gleichzeitig die Anleihegeber die Ver sicherung, das; ihre Gelder auch mibediiigt sicher angelegt sind und kein willkürliches Dazwischeutrelen einer Nation daS deutsche Wirtschaftsleben gefährden kann. Man ist in Amerika sehr stolz darauf, das; die Vertreter der Vereinigten Staaten in London so energische Worte führen, das; sie der europäischen Sentimentalität einmal gründlich die Wahr heit sagen. Europa aber scheint immer »och nickt zu merken, wie tief sein moralisches Ansehen im Auslands steht, daß es sich auf diese Art und Weise belehren lassen muß. Da nun die Dinge so äußerst kritisch in London stehen und die Vernunft mit allen Mitteln um das Vorrecht kämpft, muß eS -uns auf das äußerste befremden, wenn man in Deutsch land gerade jetzt die schwebenden Fragen >m Reichstag in brei tester Oefscntlichkeit bcbandeln will. Die Opposition kommt bei uns scheinbar nie zur Besinnung. Aber eS ist gut, daß wir doch noch eine starke Regierung haben, die sich derartige Kindereien heute verbittet. Wir müssen die Behandlung der Dinge im Augen blick für durchaus verhängnisvoll ansehen. Es könnte nur eine Schädigung nnsercr Interessen in London daraus erwachsen. Für uns ist es etwas ganz Selbstverständliches, daß wir beispielsweise, die Räumung »nd die damit zusammenhängenden Dinge vertan en müssen. Aber heute über diese Fragen große politische De alten im Reichstag zu entfalten, ist unsinnig. Wir müssen auch bedenken, daß man in London in erster Linie, über die Aus führung des Dawes-Gutachtcn als solches berät, und daß aber nach der Einigung über diese Dinge die Räumung der besetzten Gebiete eine notwendige Folge ist. Wir können versichert sein, daß "gerade im deutschen Reichstag von der Opposition bei der Behand lung der RäumnngSfrage Dinge in die Oefscntlichkeit geworfen würden, die auf London direkt verstimmend und entrüstend wir ken müßten. Der Londoner Konferenz gegenüber können wir uns in diesem Sinne nur abwartend verhalten, und wir tun weit besser daran, wenn wir unterdessen für die in Aussicht stehende Besprechung in London uns selbst rüsten und klare Richtlinien anfweisen. Gerade bezüglich der Stellung HerriotS wäre eS über aus verhängnisvoll, wen» wir jetzt in Tentsthland nicht schweige» könnte». HerriotS Standpunkt ist »»geheuer schwer. Er ist an sei» Frankreich mit allen Fasern gebunden und die Opposition wartet nur auf seine Rückkehr, »m über ihn herzufalle». Unter diesen Auspizien kan er nur in London Schritt für Schritt voran gehe,i und alle übrigen Delegierten wissen das und arbeiten daher langsam gegen den französischen Widerstand a». Die fran zösische Meinung kann nicht von heute auf morgen abgcändect werde». ES müssen gewichtige Stimme» in die Wagschale ge worfen werde», und da? geschieht gegenwärtig in London durch die Bankiers. Würden wir in Deutschland jetzt plötzlich ein laute-; Geschrei erheben und Forderungen aufstellcn, die von den Ban kiers als eine selbstverständliche Folge des Gutachtens angesehen werde», so würde das ohne weitere-; die Opposition in Frankreich stärken und alle mühselige Arbeit könnte in London vergeblich gewesen sei». Selbstverständlich muß die Reichsregiernng an gewissen Grundsätzen festhaltcn, und zwar so, das; die deutsche Wirtschaft auch i» Wirklichkeit in den Stand gesetzt wird, frei und unabhängig zu arbeiten. Es wird sür die RcichSregieniag einer außerordentlichen Festigkeit bedürfen, um keine Klausel gegen die politische und wirtschaftliche Einheit und Sonveiänität Deutschlands in die Endresultate mit aufzunehmen. Diese For derungen durchzusetzen ist aber nur möglich, wenn andererseits in Deutschland keine Großmäuler auftanchen, die aiistatt mit Reali täten zu rechnen, mit de,» Appell an den Instinkt der Masse nur Parleipolitik betreiben. Die Forderungen der Dentschnationale», die voe einigen Tagen ausgestellt wurden, bedeuten für »ns etwas Selbstverständliches, über die wir gar keine großen Worte zu machen brauchen. Die Hauptsache ist heute für nnS, daß wir daS Odium deS Scliciterns der Londoner Konferenz aus keinen Fall auf uns laden. Wir wären damit erledigt. Gegenwärlig sind wir darauf ange. wiesen, unsere Verbündeten in London, die amerikanische» und englischen Bankiers-, für »nS arbeiten zu lassen. Oder ist e>; tat sächlich eine Eigentümlichkrit des Deutschen, daß er immer dann, wenn sich ibm eine Gelegenheit bielet, vernücütige Poiilit zu trei. ben, er diese Gelegenheit in Wahnwitz und Unverstand versäumt? Wir würde» damit beweise», daß wir auch heute noch „sogenannte" Politik macken wollen, aber von der Idee der gesunden Wirt schaftspolitik weit entfernt sind. Ja, wir können sogar die bis. berige Nichteinladung Deutschlands als ei» günstiges Moment auf- fasscn, denn deutsche Vertreter batten diese Forderungen, wie sie die Bankiers stellen, niemals steilen dürfen. Die Konferenz wäre längst anSeinandergegangen. Wir müssen auf alle Fälle den Tingen, wie sie sich in Deutschland bei de» bevorstehenden Debatten im Deutschen Reichs tag entwickeln könne», mit größter Besorgnis entgegensehe». E> wäre allerdings an der Zeit, daß wir der Vernunft, die nun in London sich Bahn brechen will, ouck bei uns j« eigenen LacOH endlich einen Weg bereiten. I. A.