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bruchsdiebstähle verübt haben. Von der jugendlichen Diebesbande, die wie geübte Einbrecher mit Sperrhaken usw. gearbeitet hat. sind insbesondere SportSplätze und Geschäfte heimgesucht worden. Auch die Automaten in den Schankwirtschaften wurden heimgesucht. Einer der Jungen hat sich durch die Flucht nach Böhmen seiner Festnahme entzogen. —* Der bei dem sonntägigen Radrennen gestürzte Rennfahrer Mettlin- befindet sich noch immer in unver ändert bedenklichem Zustande im Johannsttdter Kranken haus. Seine Verletzungen, Schlüsselbein- und Schädelbruch, sind so schwere, daß zurzeit sei« Leben noch gefährdet ist. Freiberg, 10. Juni. In dem sächsischen Schuhmacher- städtchcn Siebenlehn sind in dem Zeiträume von 1896 bis 1900 nicht weniger als 43 Brandfälle vorgekommen, bei denen 65 Grundstücke eingeäschert wurden. Die Ent stehungsursachen aller der zahlreichen höchst verdächtigen Brände blieben vorderhand unaufgeklärt, bis durch eine Schwurgerichtsverhandlung in Freiberg, in welcher sich der Prodnktenhändler Paeßler aus Siebenlehn wegen Brand stiftung zu Veranüvorten hatte, durch den Zeugen Schuh- nracher Greif Licht in die dunkle Angelegenheit kam. Durch das abgelegte umfangreiche Geständnis des Verhafteten wurden die haarsträuberrdsten Sachen bekannt. Die Feuer wehr war die Brandstifterin. Kein Tag verging hieraus, an dem nicht der sofort nach Siebenlehn entsandte Unter suchungsrichter mehrere Verhaftungen vornahm, darunter der Feuerwehrhauptmann, Kaufmann Zctzschke, und das Stadtoberhaupt, der Bürgermeister, Barthel. In der letzten und gegenwärtigen Sitzungsperiode des Freiberger Schwurgerichtes sind bereits einzelne Brandstiftungen ab geurteilt worden. Weitere 13, meistens Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, hatten sich erst heute vor den Ge schworenen wegen gemeinschaftlicher Brandstiftung, Bel- bilfe zur Brandstiftung und Versicherungsbetruges zu vor- an Worten und zwar: Kaufmann Zctzschke, Baumeister Straube, Schlossergehilfe Fischer, Hutmachermeister Braun, Schneidemüller Stein, die Schuhmacher Rost und Starke, Schlossermeister Kaden, Schuhmacher Sohr, Schuhmacher meister Franke, Fleischermeister und Restaurateur Nau mann, sämtlich aus Siebenlehn', ferner Wirtschastsbesiher Nendel und Schuhmacher Greif, beide aus Breitenbach bei Siebenlehn. Wie in den bereits zu Ende geführten Straf sachen verschiedene Zeugen und die Angeklagten behaupteten, herrschte in Siebenlehn die feststehende Ansicht: „Wer ln Not ist, der brennt", dann ist ihm geholfen. Unter den Eingeweihten hatte sich, wie bei einer richtigen Verbrecher- zunft, ein eigener Sprachgebrauch eingebürgert. Von den Streichhölzern sagte man, daß sie Beine hätten. Das An brennen bezeichnete man mit dem Ausdruck „Hanfzupsen", hergeleitet von dem Ziehen des Stranges der Feuerglocke. Geradezu ein Geniestückchen leistete sich, bei einem gefähr lichen Brande die Feuerwehr. Die benachbarte Ortswehr von Breitenbach war zuerst auf dem Platze und hatte ihre Spritze an den Hydranten angeschlossen. „Fort", hieß es da. „das ist unser Feuer, das geht euch gar nichts an!" Die hilfsbereite Wehr mußte abschrauben und konnte froh sein, daß sie sich in anderer Weise nützlich machen konnte. Alles Tatsachen, die vor Gericht festgestellt sind. Freiberg. In Zug brannte am 9. Mai das Petzoldsche Anwesen vollständig nieder. Der Besitzer konnte damals nur notdürftig bekleidet, bloß das nackte Leben retten. Jetzt wurde der Brandstifter in der Person des Bruders des Besitzers verhaftet. Leipzig. In der Nacht zum Dienstag sauste ein Automobil den Georgi-Ring entlang und direkt auf „Hotel Stadt Rom" (Georgi-Ring 3) zu. Der Chauffeur hatte offenbar die Führung über den Wagen verloren und fuhr mit voller Wucht dermaßen an die verschlossene Tür des im Hotel befindlichen Friseurgeschäftes an. daß dieselbe in Trümmer ging und das Mauerwerk arg beschädigt wurde. Da saß das Automobil mit der vollständig untauglich ge wordenen Vorderachse im Barbierladen fest. Die Insassen, zwei Angestellte eines Hotels in der Petersstratze. kamen mit dem Schreck davon und verschwanden im Dunkel der Nacht. Der unvorsichtige Chauffeur hatte auch das Weite gesucht. Ec hatte cs sich zum Vergnügen gemacht, wäh rend der Eigentümer des Wagens sich im Hotel befand, die beiden Hotelangestellten spazieren zu fahren. Der Be sitzer des Wagens wird natürlich für den Schaden, den sein Chauffeur im Varbieiladen angerichtet hat, aufkommen müssen. Leipzig. Der 49jährige, in der Nordstraße wohnende Arbeiter Frenzel kam in der Nacht zum Sonntag betrunken nach Hause. Als ihm seine Frau wegen seines Zustandes Vorwürfe machte, stürzte er sich mit einem Messer auf sie und brachte ihr vier Stiche in den Kopf und einen in den Arm bei. Auf Hilferufe von Hausbewohnern eilte ein Schutzmann herbei und nahm den Rasenden fest. Die Frau ist lebensgefährlich verletzt. Glauchau, 11. Juni. Der 1876 in Zwenkau bei Leipzig geborene und zuletzt in Zwickau als Reisender tätige Clemens Fischer hat sich am Sonntag an einem Baum an der Landstraße aus Schwermut und aus Ver zweiflung darüber erhängt, daß er sein ganzes Vermögen cingebüßt hat. Schneeberg. Der bejahrte Schriftsetzer Chr. van hier hat auS Gram über einen ungeratenen Sohn, der ver schiedene Schwindelein verübt hat, im Ketlbergwalde Selbst- mord verübt. Plauen i. B. Auf der Hofer Straße in der Nähe der König-Albert-Brücke scheuten die der Likör« und Mineral- Wasserfabrik von F. H. Günther Nachf. hier gehörigen vor einen Kastenwagen gespannten Pferde, wobei der vorn auf dem Wagen sitzende Geschirrleiter, der 41 Jahre alte Kutscher Reichardt, Gellertstraße 14 wohnhaft, mit solcher Wucht auf das Strabenpflaster geschleudert wurde, daß er anscheinend an einem Schädelbruch, Gehirnerschütterung, sowie einem rechten Ober- und Unterschenkelbruch besinnungs los liegen blieb. Der Bedauernswerte ist verheiratet und Vater von sieben, zum großen Teil noch schulpflichtigen Kindern. Bautzeu. Lausitzer Musikfest am 16. und 16. Juni. Die erste Festaufführung soll «it der großen Symphonie in 6-äur von Franz Schubert eingeleitet werden. Das große Werk ist des früh verstorbenen TonseherS bedeutendste symphonische Werk. Das Vtoltnenkonzert von Johannes Brahms ist für Joachim geschrieben. Es ist der Festleitung gelungen, in dem berühmten Wiener Violinvirtuosen Karl Prtll einen Künstler zu gewinnen, der das hervorragend schöne, aber sehr schwierige Werk in vollendeter Weise zur Vorführung zu bringen vermag. Den Abschluß des ersten Festkonzertes bildet die große Leonoren Ouvertüre Nr. 3 von Beethoven. Das Werk stellt an das Orchester große Anforderungen. Zwischen die Schubertsche Symphonie und das vramsche Konzert sind zwei Lieder mit Orchester von Boehm eingelegt, welche Frau Boehm van Endert zum Vortrag bringen wird. Obercuuuer-dorf bei Löbau, 10. Juni. Auf dem hiesigen Brussigschen Dampfsägewerk kam gestern der 19jährige Arbeiter Krohn mit dem Kopfe zwischen zwei je drei Zentner schwere Walzen. Er erlitt einen Bruch der Gchädeldecke, auch wurde ihm der Unterkiefer gebrochen. In hoffnungslosem Zustande wurde der Bedauernswerte in die elterliche Behausung gebracht. Zittau, 10. Juni. Im benachbarten Großschönau kam eS am Sonnabend zwischen drei angetrunkenen böhmischen Arbeitern und dem auf einer Wiese mähenden Sohne des Fleichermeisters Lieske zu einer Schlägerei. Hierbei hielt der junge Lieske in der Notwehr seine Sense vor sich, in die der 20jährige Arbeiter Scheffler hineinlief. Die Sense drang ihm in die Sülle, so daß die Eingeweide heraus- quollen. Der Mcwn starb noch in der Nacht zum Sonntag. ., , .. , > , Vereirrsnachrichten. § Dresden. Kath. Arbeiter-Veretn St. Joseph zu Dresden. Donnerstag abends Uhr Zusammenkunft der Vertrauensmänner im Katholischen Geselleuhause zwecks Abrechnung über das Soinmersest. § Dresden-Löbtau. Der Geselligkeitsverein „Leo" in Gemeinschaft mit dem Arbeiterverein veranstalten nächsten Sonntag im Gasthof zu Roßthal ihr Sommerfest. Dasselbe besteht in Konzert, Pretsschießen, Pfefferkuchenverlosuug. Kinderbelustigungen. Lampionzug. ff. Ball u. a. Der Rein ertrag findet für Wohltätigksitszwecke Verwendung und ist deshalb der Besuch bestens zu empfehlen. 8 Leipzig-West. (Volks-Verein.) Der morgen Donnerstag abend in „Drei Linden", Lindenau, statt findende 2. VolksbildungSabeud verdient allseitiges Interesse, Dem Redner des Abends, Herrn Kaplan Dr. Merschmann aus Halle, geht ein guter Ruf voraus. Den musikalischen Teil des Programms haben Mitglieder des Lindenauer Lehrerkollegiums, sowie Mitglieder des Kirchenchores von St. Trinitas übernommen. Herr Lea spricht die Be grüßungsrede, Herr Assessor Hausmann das Schlußwort. Der Eintritt ist wie immer frei. OeriHtsfaal. X Der oft friesische Silberdieb Hedemann hatte sich am Dienstag vor der IH. Strafkammer des Dresdner Landgerichts wegen zahlreicher schwerer Einbrüche zu verantworten. Im September 1908 verübte H. in Emden im Hause des dortigea Bürgermeisters zwei verwegene Einbruchsdiebstähle, stahl für etwa 600 Mk. Silberzeug und Ubren, verkaufte einen Teil der Beute unter falschem Namen in Bremerhaven und warf den Rest aus Furcht vor Entdeckung in die Weser. Im November 1906 kam er nach Dresden, hier stattete er den Villen seinen Besuch ab. Ins gesamt mochte er für etwa 3000 Mk. Silberzeug gestohlen haben. In einer Billa auf der Slüb.Iallce erbeutete er allein für 1400 Mk. Einige Wochen lang verwahrte Hedemann die Beute in seiner Wohnung, dann setzte er sich mit dem hiesigen Goldschmied Seifert in Verbindung, der dann mit dem Verbrecher ein Kompromiß schloß und das Silberzeug für einen Spottpreis erwarb. Seifert stand deshalb wegen gewerbsmäßiger Hehlerei ebenfalls unter Anklage. Er wurde zu 2 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrenrechtsverlust und Stellung unter Polizeiaussichr verurteilt, während der Silber dieb in drssen Wohnung man bei seiner am 9. April erfolgten Verhaftung vvch für I 00 Mk. Silberwaren fand, 6 Jahre Zucht haus und ebenfalls 10 Jahre EerenrechtSverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht erhielt. Die Herkomerfahrt. Siebenter und leister Tag. (Von Augsburg bis Frank furt a. M.) In Augsburg starteten am 11. d. D7. um 6 Uhr im ganzen 132 Wagen. Die Abfahrt währte bis 8 Uhr 10 Min. Als Erster und zugleich Oberleitungswagen fuhr wiederum Nr. 9 (Ladenburg) ab. Ihm folgten die Wagen Nr. 7, 8, 12, 14, 15, 16, 17, 18, 19 usw. Der Frankfurter Automobil klub batte in richtiger Erkenntnis des gewaltigen An dranges, für eine sichere Absperrung der Landstraße am Ziele durch starke Holzbarneren gesorgt. Am Ziele amtier ten neben den Herren vom Frankfurter Klub die Vertreter des kaiserlichen und des /bayerischen Automobilklubs, n. a. Freiherr y. Brandcnstein, Baron v. Schrenck-Notzing, Graf Arco, Dr. Lewin-Stölping, Dr. Jsb-ert usw. Als die Zeit der Ankunft der Wagen nahte — vor 3 Uhr durfte kein Wagen einlanfen — erschien der Großherzog von Hessen im schlichten Hellen Anzuge und der Sportmütze. Auch der kommandierende General v. Eichhorn fand sich ein. Um 3 Uhr steuerte Prinz Heinrich von Preußen sein Automobil zum gelben Zielbande. Im Wagen saßen seine Schwester, die Frau Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen. Prinz Heinrich und der Grobherzog begrüßten vielfach die Ein treffenden Persönlich mit Händedruck. Als Erster ging durchs Ziel Edgar Laderlburg (Nr. 9). Ihm folgte der Frankfurter Engler (Nr. 21). Hierauf lief der Herzog von Bojano (Nr. 17) eiir. Dann reihten sich an Nr. 2, 24, 26, 36, 49, 79 (Henry Bender), 38, 60 (Heinrich Opel), 47, 54, 58, 59 usw. Kurz nach 5 Uhr waren bereits 100 Wagen eingetroffcn. Unter den Eingetroffenen befindet sich Miß Levitt (Nr. 44), Erle (19), Prinz von Menburg (30), Herzog Ludwig in Bayern (165), Karl von Axelsohn- Leipzig (161), Direktor Horch-Zwickan (119), der zweite Wagen von Dr. Stöß (189) usw. Die Wagen, welche die nächste Anwartschaft auf die Preise haben, sind in einer be sonderen Garage nntcrgebracht. Es sind die Wagen Nr. 36 (Wcingand-Düsseldorf, Mercedes), 121 (Spitzner-Frauk- furt, Benz), 92 Neumvier-Hamburg, Here), 98 (Wilhelm Opel-RUsselsheim, Opel), 7 (Boehlcke-Gcrnrode, Argus), 119 (August Horch-Zwickau, Horch), 169 (Grüning-Frank- furt, Adler), 142 (Graf Künigl-Ehrenburg, Nacke), 59 (Lehmann-Zeuthen, Jtala), 100 (Lindpaintner-Münchcn. Benz), 104 (Weiß-München, Benz), 18 (Rvth-London, Benz), 61 (Heinrich Opel-Rüsselsheim, Opel), 41 fEdge- London, Napier), 22 (Dahmen-Köln, Opel), 19 (Laden- burg-München, Benz, Fahrer Erle), 9 (Edgar-Ladenburg- München, Mercedes), 14 (Stöwer - Stettin, Stöwer), 63 (Delfosse-Köln-Riehl, Scheibler), 165 (Herzog Ludwiz in Bayern, Metallurgique), ferner 36, 44, 62, 109, 169 und 187. Dr. Stütz, welcher auf einen Schotterhaufen fuhr vnd einen erheblichen Defekt erlitt, reparierte seinen Wagen und fuhr, obgleich er außer Konkurrenz gesetzt ist, mit seinem Favorit-Wagen den Herkomer-Fahrern nach. Er fuhr am 9. d. M. V?9 Uhr von Eisenach ab, die Nacht durch und traf in Lindau nach 21^stündiger Fahrt wohlbehalten mit den übrigen Fahrern ein; 694,6 Kilometer hatte er in dieser Zeit zurückgelegt. Die Rennstrecke im Forftenrieder Park legte er von den 130 passierten Wagen mit 69 Plus-Punkten zurück. Bei der Schnelligkeitsprüfung auf der Bergfahrt am Kcsselberg l>at der Sieger in der vorjährigen Hcrkomer- Konkurrenz Dr. Stöß-Zwickau mit dem Wagen 188 am besten abgeschnitten: er hatte ein Gut von 104 Sekunden. Doch macht er die Fahrt feit einigen Tagen außer Kon kurrenz rrrit. Nach den Ergebnissen der Schnelligkeits- Prüfung im Forstenrieder Park und auf dem Kcsselberg zusammengerechnet stehen an der Spitze als Konkurrenten uni den Hauptpreis Aschoff-Aachen und Ladenburg (Erle)- München. Neues vom Tage. Gröba b. Riesa, 11. Juni. Drei Stock herab gestürzt ist das dreijährige Töchterchen des Schlossers Focke. Das Kind war in Abwesenheit der Eltern auf das Fensterbrett geklettert und hatte sich zu weit hinausgebogen. Trotz des großen Sturzes find die Verletzungen nicht lebensgefähr- licher Art, da durch einen Telephondraht, auf den das Kind fiel, der Sturz gemildert wurde. Berlin, 12. Juni. Heute vorm. */„8 Uhr brach ein Teil des Gewölbes vom Stadtbahnbogen Nr. 9 des Aus- stelluugsgebäudes neben dem Geleise Lehrter Bahnhof- Bellevue ein. Die Ursache ist auf ungleiches Setzen des Pfeilers zurückzuführen. Der Zugverkehr zwischen Lehrter Bahnhof und Bellevue wird eingeleisig aufrecht erhalten. Zum Teil werden die Stadtbahnzüge über die Ferngeleise geleitet. Der regelmäßige Zugverkehr wird voraussichtlich im Laufe des nachmittags wieder ausgenommen werden. Uelzen, 11. Juni. In die Artilleriekolonne, die vom Truppenübungsplatz zurückkehrte, fuhr während eines Ge witters ein Blitzstrahl. Ein Artillerist und ein Pferd wurden getötet, sechs Soldaten wurden ziemlich schtver, vier leicht verletzt. Witten a. d. Ruhr, 11. Juni. Der 17jährige Sohn des Kaufmanns Hümmerich wurde von einem in rasendem Tempo fahrenden Automobil erfaßt und sofort getötet. Neapel, 11. Juni. Als heute auf dem Corsa Gari baldi durch eiuen Straßenbahnwagen eine Frau mit ihrem Kinde überfahren und getötet wurde, geriet das Publikum in größte Erregung und beging Akte des Vandalismus gegen Straßenbahnwagen au dieser und anderen Stellen der Stadt. Zwei Wagen wurden in Brand gesteckt. Polijeimannschaften und Soldaten übernahmen den Schutz der Straßenbahn und vertrieben die Menge. Telegramme. Hannover, 11. Juni. Der Kaiser traf heute früh 6^ Uhr hier ein und begab sich, vom Publikum lebhaft be grüßt, im offenen Automobil nach dem Schloß. Wien, 11. Juni. Die „Neue Freie Presse" meldet: „In den Ausgleichsverhandlungen mit Ungarn scheint trotz mancher Annäherung in den Details ein Ausgleich aus- geschlossen zu sein. Dle Delegationen werden eist wieder in den letzten Wochen des Jahres zusammentreten. Budapest, 11. Juni. Der Kaiser ist heute abend 9 Uhr nach Wien abgereist. London, 11. Juni. In einer im Unterhause ab- gehaltenen Versammlung, der irischen Nationalpartei wurde über die Politik beraten, die die Partei im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse zu beobachten habe. Nach vierstündiger Beratung wurde eine Kundgebung erlassen, in der erklärt wird, eine Homcrnle könne nur durch harten Kampf erreicht werden, durch eine kräftige Agitation in Irland, durch eins tätige disziplinierte Partei im Unterhause und durch Wahr nehmung jeder Gelegenheit und jedes Mittels, das sich in Irland und in England darbietet, um die öffentliche Auf merksamkeit auf die irischen Beschwerden und die zerstörende Wirkung der britischen Gesetzgebung zu lenken. Welche Ne- giernng auch immer am Ruder sei, sie werde sich, wenn das irische Volk sich ernstlich in dieser Richtung betätige, ge- zwnngen sehen, eine Vorlage zur Herbeiführung einer besse ren Verwaltung Irlands einznbringen, eine Vorlage, die sehr verschieden fei von der, die kürzlich vom Nationalkon vent abgelchnt worden sei. Paris, 11. Juni. Reux, der Präsident der Com pagnie Generale Transatlantique, führte in einer Versamm lung der Räte für den auswärtigen Handel den Rückgang der französischen Handelsmarine auf die Getreidezölle und die ungünstigen Bedingungen für die Erneuerung der Handelsverträge zurück. Deutschland habe Frankreich seit 1892 überflügelt. 350 Millionen der französischen Fracht würden jährlich vom Anslande weggenommen. Die schreck liche Lage der französischen Häfen erkläre den Verfall der Marine. Marseille habe sich durch Antwerpen. Rotterdam und Hamburg überflügeln lassen. Paris, 12. Juni. Nach Blättermeldungen hat der Kommandeur des 6. Armeekorps in Montpellier den Kriegsminister vertraulich davon verständigt, daß er deS Gehorsames seiner Truppen im Falle eines Zusammen- stoßes mit den Winzern keineswegs sicher sei. Die Sol daten des 2. Genierogiments in Montpellier sollen sich am Sonntag gcwcigcrt haben, die seldmäßige Ausrüstung anzulegen. Es sollen zwei Unteroffiziere mißhandelt und einer bedroht worden sein. Carossonne, 11. Juni. Alle Mitglieder deS MunizipalraleS haben ihr Amt niedergelegt. ASkahaba (Kaukasus). 11. Juni. Der Chef der Bahnlinie von Zentralasien, General Ulyanin, wurde heute von einem Unbekannten in Militäruniform ermordet. New-Aork, 11. Juni. „Eveningpost" erfährt aus