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«»«, Lau/*2.82 LI >«a«d» s «u r «ellagen vterteljSüiitch DreSde» «nd «an, DeiUIchlanS fr»« H t» Oesterreich 4,4» L I ItuSgad« » nur mit Feierabend vierteliLbrltch 1,80 In Dresden und «au, Deutschland frei Haus 2,22 2»: w Oesterrelch 4.U7 L. — »inzel-Nummer 1« 2 > Wochentags erscheint dle Zeitung I Nachmittagsstunden: di« Eomi una regetmiitztg l» de« ersten! naoendnuniiaer erscheint später. I Unabhängige» Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Nnte<ch«rltr»i»s»beilage Di« illustriert« Zeit «nd SonntaK»beilage Feierabend Anzeige», «--nähme »«, «eschdsUanzelae» dt» 10 llhr. d«, F-tmUten- anzeigeo dt» I I Uhr. Breis für dt« Pettt^kpaltzeile 2V im «ellameie«! «v tzltr midrutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher »u gegebene «n,eigen linnen wir die «erauiwortltchlett sür di Richtmleil des LezteS nicht übernehmen. «edalttonS-Lprechstunde: 1« di< II Uhr vormittags. Für Rückgabe etngelaiidtcr Schriftstücke macht sich die Aedaltioa > nicht vrrblndlich: Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bei. gefügt lst. Brieflichen Anfragen ist ilntwortSporto betzusügen. Nr. 277 Geschäftsstelle und Redaktion Dresdcn-A. 16, Holbeinstrahe 46 Montag den 1. Dezember 1913 Fernsprecher 21366 12. Jahrg t k»ili- ! «stsn vkrsn ItSU- l-ingv DF ii. l.orsnr, TrnmÄr.Igg Ltmbsnä- Ukrsn vis pi'alr- ^ ltisviisIVIolis- Frankreichs Finanzen Als man in Frankreich in diesem Jahre zwei große Heeresverwaltungen dnrchbrachte, von denen die erste Rüstungsverstärknngen in Höhe von 420 Millionen und die zweite die durch die Zurückbehaltung des dritten Jahr ganges notwendigen Ausgaben im Betrage von 440 Mil lionen forderte, da haben sich die französischen Volksver treter nicht den Grundsatz zu eigen gemacht, das; keine Aus gabe ohne gleichzeitige Deckung erfolgen dürfe, wie ihre deutschen Kollegen es bei der Bewilligung der groben Mili tärvorlage wohlweislich getan haben. Wir in Deutschland befinden uns darum auch in der jedenfalls beruhigenden Lage, daß wir wissen, woher wir das Geld für unsere neuen Soldaten nehmen werden, in Frankreich aber beginnt man jetzt erst sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie nun die gewaltigen Ausgaben, die durch die Heeresverwaltung ent standen sind, gedeckt werden können. Der patriotische Rausch, der damals die Franzosen besonders im Hinblick auf Deutsch land ergriffen hatte, ist gründlich verflogen, und jetzt, wo es ans Zahlen gehen soll, kommt so etwas wie ein grober Katzenjammer auf. Die Ausführung der dreijährigen Dienstzeit erfordert noch für das laufende Jahr 000 Mil- lionen an einmaligen Ausgaben, und als damals bei der Bewilligung der Heeresvermehrung die französischen Sozia listen die nüchterne Frage aufwarfen, wie die Kosten auf gebracht werden würden, erklärte der Ministerpräsident Barthou, dab sic den Neichen durch die Besteuerung des Kapitals abgefordert werden sollten. Das war sicherlich mit einem Seitenblick auf das resolute Vorgehen Deutsch lands gesagt, aber die besitzenden Franzosen sind heute gar nicht gewillt, ein patriotisches Opfer in klingender Münze zu bringen. Auster diesen 000 Millionen finden sich in dem Etatsvoranschlag für das Jahr 1014 noch weitere 800 Mil lionen Mehrausgaben, die durch die Einnahmen nicht ge deckt werden. Davon entfallen rund 400 Millionen auf die Ausgaben, die für Marokko gemacht worden sind, während der Nest dauernde Ausgaben darstellt. So sieht sich die Ne gierung vor die recht unangenehme Aufgabe gestellt, für mindestens 1700 Millionen eine Deckung zu schaffen, eine Aufgabe, die wirklich nicht leicht zu lösen ist und von einer finanziellen Krisis zeugt, die leicht zu einer politischen werden kann. Das französische Kabinett ist nun auf die Lösung verfallen, die einmaligen Ausgaben für die drei jährige Dienstzeit durch eine Staatsanleihe in Form einer untilgbaren 3prozentigen Rente und die 400 Millionen, die durch die militärischen Operationen in Marokko ansgegeben worden sind, ebenfalls durch eine Anleihe zu decken, so das; eine Gcsamtanleihe von 1300 Millionen erforderlich wäre. Die Zinsen sollen durch eine Erbschaftssteuer, die jährlich 70 Millionen einbringen soll, aufgebracht werden. Die Budgetkommission ist aber mit dieser Anleihewirtschaft der Regierung nicht einverstanden, sondern hat den Betrag der Anleihe auf 000 Millionen herabgesetzt und ihre Tilgung gefordert, gleichzeitig aber auch auster der in Vorschlag gebrachten Erbschaftssteuer eine Vermögenssteuer gefordert, die allein die groben Schwierigkeiten des Budgets für 1014 überwinden könne. Nicht zu Unrecht behauptet die Bnd- getkommission, dah mit dem bisherigen Steuermechanismns nicht mehr weiter gewirtschaftet werden könnte. DaS Kabi nett Barthou hat jetzt einen schweren Stand: cs kann sich nicht auf die radikalen und noch weniger auf die noch mehr nach links stehenden Parteien stützen. Der Zwist zwischen den Radikalen und dein Kabinett Barthou, das seine Hoff- nung auf den Nepnblikanismns setzt, erhält dadurch ver mehrte Bedeutung, dast im Mai nächsten Jahres die Neu wahlen zur Kammer stattfinden und daß die Radikalen das Finanzproblein als Losung herauszugeben gesonnen scheinen. Die Radikalen fordern die Vermögens- und Ein kommensteuer mit Selbsteinschätznng und Staatskontrolle; diesen Forderungen gegenüber erhebt Barthou für den Nepublikanismus entgegengesetzte, mehr konservative Wiin- scl-e. Man darf gespannt sein, welchen Ausgang die Finanz- schlecht nehmen wird, die augenblicklich in der französischen Kain,»er im Gange ist; sie bildet ein Vorspiel für tie kom- tnenden Neuwahlen. Reichstagsverhandlungen (178. Sitzung vom 20. November 1013. Eröffnung 12s/4 Uhr.) Nkchittiiigssachrii. Bie der ersten Beratung der Bemerkungen des Rech nungshofes zu der Nllge in e i n e n R e ch n n n g über den R e i ch s h a u s h a l t 1000 wünscht Abg. Noske (Soz.) eine Beschleunigung der Arbeiten in der Nechnuugsprüfilngskoiuiuission. Abg. Erzbergcr (Ztr.): Ich möchte zunächst mein Bedauern darüber aussprechen, daß weder in der Kouimission »och im Plenum ein Vertreter des Rechnungshofes zugc- zogen wird. Den Herrn Neichsschatzsekretär möchte ich nm Auskunft bitten, wann wir endlich das uns schon seit 40 Jahren zugesagte Etatsbewirtschaftungsgesetz erhalten. Be- züglich einer ganzen Reihe von Rechnungen sind die darin für die Ausgaben von der Regierung abgegebenen Er klärungen in keiner Weise überzeugend nachgewiesen. Der Reichstag hat die Pferdegelder gestrichen für die Adjutanten, trotzdem sind sic wieder aufgeführt. Das bedeutet denn doch eine direkte Umkehrung des Budgetrechtes. Staatssekretär K ü h n erklärt, daß das Gesetz durch die Schwierigkeiten bei der Aufstellung sich verzögert habe. Der Entwurf werde jetzt gefördert und könne vielleicht schon in der nächsten Tagung dem Hause vorgelegt werden. Die Vorlage wird an die Rechnungskommission ver wiesen. Die dritte Lesung des Gesetzentwurfes betr. Beschäf tigung von Hilfsrichtern beim Reichsgerichte wird debatte los erledigt. Es folgt die Fortsetzung der Beratung des Gesetzent wurfes auf Einschränkung des Hausierhandels. Abg. Stolle (Soz.) ist der Ansicht, daß durch den Gesetzentwurf der kleine Mittelstand sehr geschädigt werde. Abg. P a u l y - Cochem (Ztr.) wünscht noch eine Reihe Aenderungen durch die Kommission, damit der Entwurf überhaupt brauchbar werde. Die Wanderlager müßten vor allem verboten werden und gegen die Auswüchse des Hausierhandels, der nur minderwertige Ramschware ver äußere, vorgegangen werden. Sollten die Wauderlager nicht aufgehoben werden, so sei er für eine Reservation derselben. Abg. Arnstadt (Kons.) bittet im Hinblick auf die großen Bezirke, die ans den Absatz ihrer hausgewerblichen Produkte ausschließlich angewiesen seien und auf die ländliche Bevölkerung, die vielfach den Haussierhandel nicht entbehren könne, den ehrlichen und reellen Hausierhandel nicht zu schädigen. Abg. Astor (Ztr.) möchte die dringende Bitte aus sprechen, das; bei dieser Gelegenheit dem Unwesen der Wanderlager, durch die das seßhafte Gewerbe empfindlich geschädigt wird, der Garaus gemacht wird. Der Einwand, daß namentlich in dünn bevölkerten Gegenden die Wandcr- lagcr ein wirtschaftliches Bedürfnis seien, trifft nicht zu, da es tatsächlich in nur wenig bevölkerten Regierungsbezirken überhaupt keine Wanderlager gibt. Der Mittelstand kann nichts anderes als ein generelles Verbot der Wauderlager fordern. (Beifall im Zentrum.) Abg. Dr. Böttger (Natlib.) beantragt, statt der Kommission von 14 Mitgliedern eine solche von 28 ein- znsctzen. Abg. Dr. Pfeiffer (Ztr.): Bei keiner Partei herrscht besondere Freude an dem Gesetzentwurf. Jedenfalls müssen wir die Schäden und Auswüchse des Hausiergewerbes durch das neue Gesetz endgültig beschneiden. Vor allen Dingen muß der Lohnhausiererei, die zu ihrem Gewerbe körper liche Gebrechen ausnntzt, entgegcngearbeitet werden. Da gegen müssen wir das Hansieraewerbe in gewissen Gegenden, z. B. im Westerwald, in der Pfalz, im Eichsfeld, wo dieses Gewerbe eine direkte wirtschaftliche Notwendigkeit ist und wo die durch den Hausierhandel verkauften Waren selbst fabriziert werden, sogar ebenso schützen wie den Mittel stand. Die Wanderlagcr können nicht genug bekämpft werden. (Beifall iin Zentrum.) Die Vorlage wird an eine Kommission von 28 Mit gliedern überwiesen. Montag 2 Uhr: Interpellation über den Fall Zabern. Schluß 3^ Uhr. Deutsches Reich Dresden den 1. Dezember 1913 f Das „Sächsische Kirchen- und Schulblatt", ein kon servatives, vom Pfarrer Richter in Langenberusdorf bei Werdau ausgezeichnet geleitetes Organ, bringt in seiner Nr. 48 eine Empfehlung katholischer Schrift steller: Im Morgenland. Ncisebildcr von Dr. Paul Mil- beim v. Kepplcr, Bischof von Nottenburg. ..Meisterhaft iud die Schilderungen des feinsinnigen und gemütsiiefcn Verfassers." — Die Bekenntnisse des hl. Augustinus, lieber- setzt von G. v. Hertling. „. . . wird dem Original in hohem Grade gerecht." — Alban Stolz, Kalender für Zeit und Ewigkeit. „Sie sind ein Zeit- und Menschenspicgel, der auch nach Jahrzehnten noch seinen Wert behält. Diese Kalender sind eine Fundgrube für die Kenntnis des Volkes, seiner Sprache und seiner Seele." — Edelsteine aus reicher Schatzkammer. Eine Sammlung schöner Stellen aus den Schriften von Alban Stolz. Ausgewählt von Prof. Hcinr. Wagner. „Die Bedeutung und Wertschätzung, welche Alban Stolz in der römisch-katholischen Kirche erlangt hat, wird auch bei Protestanten den Wunsch rechtfertigen, diesen Mann kennen zu lernen. Dazu ist dieses Büchlein mit seinen 114 Essays über Gott, den Menschen und seine ewige Be stimmung, und die Natur wohlgeeignet. Dazu wird man reiche, fördersame Anregung von diesem hochbegabten Schriftsteller empfangen." Diese liebevolle und gerechte Empfehlung katholischer Schriftsteller und ihrer Werke in der evangelischen Presse ist ein weißer Rabe. Es stünde besser um den konfessionellen Frieden, wenn mit dem törichten Grundsatz gebrochen würde: „Katholisches wird nicht gelesen." Prof. Krüger-Gießen zitiert in seiner Schrift „Das Papsttum" den englischen Historiker Macaulay: „Nie hat es auf Erden ein Werk menschlicher Staatsklugheit ge geben, das so sehr studiert zu werden verdient wie die römisch-katholische Kirche." Unsere protestantischen Mit- christcn studieren Wohl die katholische Kirche: aber aus welchen Quellen sie ihre Weisheit trinken, hat Heinr. Keiter in seinem Buche „Konfessionelle Brnnnenvergiftung" (2. Aufl. von B. Stein, Essen-Ruhr 1008) dargetan. Dem gegenüber wirkt die vornehme Art des „Sächsischen Kirchen- und Schulblattes" wie eine herzerguickende Erfrischung. — Der Denunziant. Die „Deutsch-Evangelische Korre spondenz" des Evangelischen Bundes bezeichnet es als „öffentlichen Skandal", daß zwei Beamte des Preußischen Kultusministeriums und einer aus dem Neichsamte des Innern durch Namensnnterschrift zu einer Versammlung ! eingeladen haben, in der der Jesuitenpater Cohauß hier § sprechen sollte und gesprochen hat. Der Pater bat sich in ! seiner VersammIimgSrede insbesondere gegen den Anarchis mus und gegen den Nihilismus gewandt. Die „Deutsch- Evangelische Korrespondenz" ist der Meinung, daß dieser Vortrag zu der „verbotenen Ordenstätigkeit" im Sinne des Jesuitengesetzes gehörte habe. Inwieweit diese Auffassung richtig sei, vermag die „Deutsche Tageszeitung" nicht nach- znprüfen, „da wir den Vortrag nicht gebärt haben. Wenn aber die Beamten dazu eiugeladen haben, so muß doch daraus geschlossen werden, daß sie von der Vereinbarkeit des Vortrages mit dem Jesuitengesetze überzeugt waren. Uebrigens hätte ja auch andernfalls der Vortrag verboten werden müssen." Sehr zutreffend: aber cs muß eben denunziert werden. — Das Dresdner Natsblatt, der „Dresdner Anzeiger" kau» es sich nicht versagen, die Denun ziation der Deutsch-Evangelischen Korrespondenz abzn- drncken. Das Blatt gibt sich also zur Verbreitung der Denunziation her, was hiermit festgestellt sei. — Unterstaatssekretär Ziiiiiiicrmnnn. Die „Militär politische Korrespondenz wiederholt, nachdem sie bereits im vergangenen Sommer die Oeffentlichkeit mit der unzu- trefsenden Meldung behelligt hat, die Behauptung, der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amte, Ziminermann, werde seinen Posten verlassen und durch den deutschen Ge sandten in Argentinien, Freiherrn von dem Busche- Haddenhausen, ersetzt werden. Der „Tag" kann demgegen über auf das Bestimmteste feststellen, daß ein Wechsel in der Person des jetzigen Nnterstaatssekrtärs in absehbarer Zeit nicht bevorsteht. — Zwei neue kurze Anfragen sind im Reichstage ein. gegangen. Der Abg. Dr. Onarck (Soz.) fragt: „Ist es richtig, daß der Herr Reichskanzler und die ihm Nachgeord neten Aemter bereits seit längerer Zeit mit den Organi sationen der Unternehmer der verschiedensten Gewerbe- gruppen über die Erneuerung der Handelsverträge verhan deln, und weshalb werden, falls dies richtig ist, zu diesen Verhandlungen von der Neichsregieruug nicht gleichzeitig auch die Berufsorganisationen der Arbeiter zngezogen?" — Eine andere Anfrage behandelt die Maul- und Klauenseuche in Schlesien. — Reichstagsjnbilare. Im Jabre 1014 werden zwei Neichstagsabgeordncte, der Zentrninsabgeordnete Stiftsrat Horn und der polnische Abgeordnete Fürst Nadziwill da? Jubiläum einer 40jährigen ununterbrochenen Zugehörigkeit zum Reichstage begeben können. Seit 30 Jahren werden im laufenden Jahre dem Reichstage die Zentrnmsabgcord- neten Dr. Spahn und Dr. Hitze und der freikonservative Abgeordnete Freiherr v. Gamv angehört haben.