Volltext Seite (XML)
SWscheNolkszeitlMg »,»o -^,1 «»«,»»» L »U » veUa»» »tirtellSM» »,i Drelde» «d »au» Deutschlau» Ke» Hau» s I» Oeiterrrtitz L.»» kc. >«aab» » aur mU Feterateud vierten LH ritch L,8V »». Dcrede» uu» gauz Deugchtau» frei Hau» »,»» u»: vesterret» » 07 L — Ltnjel-Nuiumer »S j I «achruia,» erscheint dl» gettuna regelmätzlg tu de» rrfle, I ^ ' Lomiabelldiumlurir erscheiat fpüt«.> I «achmiNaasstundeu: dl« > Unabhängige» Tageblatt für Wahrheit» Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte A«it und Aonntagsbeilag« Feierabend »» »«» «ef«Lft»ÄEnH >0 llhr. —« «i««» s»r »t« »etU-ÄÄ^Ue !k0 < l» »ekiameleU «0 itl «udemllch geschriebene. !owte durchF^n^Ech^E^*! M^ebeae ltnzelgea iouneu wir die »ermttworUlchketl f»r dieI ge^oeu WchtUiIell de« Lepe» nlchl übernehmen- > Nel><iNton».^eaitunde! »0 blt »1 Uhr vormlt^g. Nr. 261 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden»A.^6, Hoibeinstrahe 4S Dienstag den 11. November 1913 Der Krupp-Prozeß Selbst die sensationslüsternsten Zeitungsleser verspüren gewiß Befriedigung, daß die endlosen Verhandlungen des Moabiter Krnpp-Prozesses endlich zu Ende sind. Wie da mals vor dem Militärgericht, so sind auch in Moabit die Leute nicht auf ihre Kosten gekommen, die an einem Krupp. Panama herumschnüffelten. Keinem guten Deutschen kann die Krnpp-Affäre angenehm gewesen sein: sie war viel- mehr uns allen peinlich und unbequem. Aber gerade das rücksichtslose Vorgehen der Justiz, die in ausführlichster Breite alles Belastungsmaterial vor der Oeffentlichkeit durchhechelte und keinen Winkel im Niesenbetriebe der Firma Krupp undnrchstöbert ließ, läßt uns jetzt befreit aufatmen, denn wir haben trotz all der gewiß beklagenswerten und peinlichen Begleiterscheinungen keine Ursache, uns unserer Militärverwaltung und der Firma Krupp als solcher zu schämen. Was in dem ganzen Wust von Anklagen und Be- schnldigungen als begründet und wahr sich herausgcstellt hat, ist nur die Tatsache, daß einige untergeordnete Organe auf unredliche Weise ausgehorcht worden sind und sich be- schwatzen ließen. Einer gewissen Fahrlässigkeit und Nach- lässigkeit muß man auch einige höhere Beamte der Firma Krupp beschuldigen, die es lange Zeit nicht für nötig hielten, sich über den Ursprung gewisser Nachrichten zu verge wissern, deren Vertraulichkeit ihnen einleuchten mußte. Der Krupp-Prozeß hat gezeigt, daß das Verhältnis der Militär- Verwaltung mit der Firma in mancher Hinsicht verbesserungs bedürftig ist: daß überhaupt die Beziehungen der Militär verwaltung zu ihren Lieferanten besser und für die Firmen einfacher gestaltet werden müßten. Vor allein dürften Wohl die Ergebnisse der Submissionen von der Heeresverwaltung nicht gar so geheim gehalten werden, damit die Firmen der Bcrsuchnng nicht unterliegen, auf Hintertreppen sich in den Besitz der gewünschten Kenntnisse zu setzen. Die Lehren des Krupp-Prozesses wird vor allein die demnächst zusaninien- tretende Nüstungskommission des Reichstages zu beherzigen haben: wenn diese ihre Aufgaben znr Befriedigung löst, dann dürften in Zukunft solch peinliche Vorkommnisse, wie die beiden Krupp-Prozesse sie aufgedeckt haben, nicht mehr Vorkommen. Es ist für den Durchschnittsbürger, dessen Ver stand mit juristischer Wissenschaft nickt beladen ist, im Grunde einerlei, ob die Trinkgelderspende und Weihnachts gratifikation, die von Kruppschen Angestellten an Militär beamte verteilt wurden, Bestechungen in juristischem Sinne sind oder nicht: «Hw behagt das umwegige und Hinter treppenwesen nicht, das bei dem jetzigen Verhältnis zwischen Lieferanten und Militärverwaltung fast die unausbleib liche Folge ist. Der Krupp-Prozcß ist nickt umsonst geführt worden und hat unserem Ansehen auch nicht geschadet, wenn jetzt in aller Besonnenheit die Konsequenzen gezogen wer- den, die sich aus dem Gang und Ergebnis dieses Prozesses ergeben. Auch sonst dürften wir aus dem Krupp-Prozeß manches lernen. Zunächst und vor allem, daß das Hinein- zerrcn politischer Bestrebungen in einen ganz unpolitischen Prozeß nur recht unerfreuliche und für die politischen Ur heber auch recht unangenehme Erscheinungen zeitigen kann. Die Sozialdemokratie hat sich mit ihrem Panama-Geschrei gründlich blamiert und ihr Bestreben, in ihrer Presse die Bedeutung des Krnpp-Prozesses aufzubauschen, ist gar zu durchsichtig. Darüber sollte sich in Deutschland sowohl wie iin Anslande jederinann klar sein, daß im Krupp-Prozeß gar nicht über die Güte des Kruppschen Materials, sondern nur über einige unlautere Geschäftsmanöver geurteilt worden ist, und daß damit keineswegs die Firma Krupp, sondern aus dem Niesennnternehmen nur einige wenige Angestellte als minder gewissenhaft hingestellt worden sind. Im Interesse des gewaltigen Kruppschen Arbeiterheeres wäre es schon auf das tiefste zu bedauern, ivenn der Firma Krupp aus dem jetzigen Prozeß ernstliche wirtschaftliche Schäden erwüchsen. Das sollten die Sozialdemokraten wenigstens bedenken, wenn sie kein Verständnis dafür haben, daß hier auch nach universellere Interessen auf dem Spiele stehen. Der Krupp-Prozeß bat fernerhin auch wieder Ge legenheit gegeben zur Feststellung der beklagenswerten Tatsache, daß der Gang der Gerichtsverhandlungen durch unbefugtes Eingreifen der Vresse äußerst erschwert und überhaupt viel Unheil angestiftet werden kann. Nicht nur von sozialdemokratischer, sondern auch von bürgerliclier Seite sind über die Verhandlungen des Krupp-Prozesses fast täg lich Stimmungsbilder und Artikel veröffentlicht worden, die allzu deutlich deu Zweck verfolgten, die öffentliche Mei nung in der einen oder anderen Weise zu beeinflussen oder Zeugen und Richter einzuschücbtern und zu dirigieren. Diesem Unfug durch die Presse kann nickt entschieden ge nug entgegengetreteu werden: anderseits ist es aber auch kaum zu billigen, daß die Staatsanwaltschaft ihre Aufgabe darin erblickt, solche Preßerzeugnisse in den Verhandlungen zurückzuweisen oder zu kommentieren. Dafür sind unsere Gerichte nicht da. Im übrigen müssen wir der Staats anwaltschaft die Anerkennung zollen, daß sie sick einzig von der Rücksichtnahme auf Neckt und Rechtsprechung hat leiten lassen und ihre Aufgabe nicht in dem Schutz der Interessen der deutschen Industrie vor dem Ausland erblickte. Vor Gericht sind alle gleich, da darf kein Unterschied gemacht werden zwischen Arm und Reick, und ebensowenig wie ein Gerichtshof darauf Rücksicht nimmt, ob durch die gericht lichen Verhandlungen und den Nechtssvruck wirtschaftliche Interessen des kleinen Angeklagten geschädigt werden, so darf diese Rücksicht auch nicht obwalten, wenn auf der An klagebank die größte Finna des Deutschen Reiches sitzt. Wir zollen der Staatsanwaltschaft diese Anerkennung auch auf die Gefahr hin, daß der Oberstaatsanwalt in noch niederträchtigerer Weise an die Noclscköße des Zentrums gehängt werden sollte. Es wäre ja auch eigenartig gewesen, hätten sich unsere liebenswürdigen Gegner den Krupp- Prozeß entgehen lassen, ohne den Versuch zu machen, dem Zentrum dabei eins auszuwischen. Deutsches Reich Dresden den l 1 November 1918 f Dir natioiinllibernle Fraktion der Zweiten Kammer hielt gestern nachmittag im Ständehause eine konstituierende Das Neueste! .Gehorcht der Zeit und dem Gesetz der Stände!' (Schiller.) Das Neueste verbürgt dir die Tageszeitung im Tclc- grammbericht, in ihren Artikeln. Das Neueste bemüht sich auch noch das Wochenblatt zu bringen, wenigstens in seinen Lokalnachrichten. Das Neueste aus dem Gebiete der Technik und der Erfindungen verspricht dir dein Fachblatt, das Neueste aus Kunst und Wissenschaft die Vierteljahrszeit schrift, das Neueste aus Literatur die JahreSrundschau, der Bücherkatalog. Weißt du schon das Neueste?, diese Frage öffnet dir un willkürlich Auge und Ohr und nimmt gar leicht Herz und Gesinnung gefangen. Mag nunmehr das Neueste neu oder auch alt sein, die Presseparole, das „Neueste' ist und bleibt zugkräftig — sollte der Mensch eben nicht Mensch sein — und hat sich ein Heer von ungezählten Scharen gesammelt, sich eine Macht gesichert, die Königen und Kaisern gebeut. Die Presse ist in der Tat eine Weltmacht — dafür spricht ihre Verbreitung und Bedeutung. Die Presse ist eine Kriegsmacht, denn wie oft hat nicht sie den Krieg gemacht und durch ihre richtigen oder un richtigen, begeisterten oder Wegwerfenden Berichte die Kricgslust gesteigert oder vermindert. Wozu sonst, zumal in Kriegszeiten, die verschärfte Pressczcnsur? Die Presse ist eine Geldmacht. Die Spekulanten könn ten von den Börsenberichten der Presse manche angenehme, aber auch manche unangenehme Geschichten erzählen. Nicht umsonst nehmen die spanischen Schatzgräber und die portu giesischen Geldmännchen ihre Zuflucht zur Presse. Die Presse ist eine Stimmunasmackt. Gewiß werden die Wahlkandidaten zu dieser Behauptung ihr Ja und Amen sagen, wenn sie sich an die Haltung der Parteiorgane bei politischen Wahlen erinnern.. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel wirkt die neueste Nachricht: dieser oder jener Mi nister ist amtsmüde und will demissionieren, diese oder jene hohe Persönlichkeit trägt sich mit Abdankungsplänen, wenn sie auch selbst nicht im mindesten daran denkt. Manche be- grüßen eine solche Nachricht, andere sind erstaunt und zu guterletzt sind alle höchlich verwundert, daß diese Nachricht nur eine fette Zeitungsente war. Die Presse ist eine Geistesmacht. Autodidakten und Pädagogen werden diese Behauptung bestätigen. Ich meine hier nickt das Weisheitssprüchlein: Ter Studio trägt die Weisheit stets bei sich, wen» nickt im Kopf, so in der Mappe, sondern in erster Linie an die Lehrbücher, die dein Selbst- erzieher als Geisteswaffen unentbehrlich sind: an die Schul- bücher, die dem Erzieher wie dem Zögling als Leitsterne gelten. Und wenn die Zeitung in Krieg und Frieden Nach- richten aus aller Herren Länder bringt, so erweitert sich un- willkürlich dein Gesichtskreis und dein Geist wird angeregt. Die Presse ist ein zweischneidiges Schwert, eine sittliche oder auch unsittliche Macht. Tritt die Presse ein unter dem Motto: „Für Wahrheit, Recht und Freiheit" für Gott im Himmel und sein Werk hier auf Erden, für alles Gute und Schöne, dann ist sie unleugbar eine sittliche Macht von un- schätzbarem Werte: tritt sie auf wider Gott und seine Kirche, für Lüge, Unrecht und Intoleranz, dann ist sie unleugbar eine unsittliche Macht von unberechenbarem Schaden. In diesen Zeilen wollen wir die Bedeutung der Presse, speziell der Zeitungspresse, unter folgenden Gesichtspunkten kurz erörtern: 1. gute Zeitungen, 2. schlechte Zeitungen, 3. unsere modernen Pflichten geaen die Zeitungen. Fernsprecher 21366 Fraktionssitznng ab. Der Fraktionsvorstand wi.rde wieder gewählt: er besteht aus den Herren Landgerichtsdiretto, Hettner, Fabrikbesitzer Dr. Niethammer, Ka f> mann Nitzschkc (Vorsitzender). Rechtsanwalt Dr. Kai- ser, Seminardirektor Dr. Sehfert. Baumeister G o p - fe,t (Schriftführer), Kaufmann Kuntzc (Schatzmeister) Nechnungsrat Anders und Gemeindevorstand Klein, hempel (Geschäftsführer). — Zur Präsidentenwahl in der Zweiten badischen Kam- »«er. Zu den Erörterungen über die Frage der Prüfst encn- wahl in der Zweiten Kammer erklärt die sozialdemokratische „Mannheimer Volksstimme", die Sozialdemokratie werde die Vertretung im Präsidium fordern, d's- «hr als der dntt- stärksten Partei zukomme: Vorschriften über die Erfüllung höfischer oder ähnlicher Verpflichtungen werde sie sich nicht machen lassen. Nur hat die Zweite Kammer für eine solche Forderung keine Mehrheit mehr. Dr. Frank ist nicht mehr Konzertmeister im Karlsruher Rondell. — Das Verhalten der Aerzte nach dem 1. Januar gegenüber den Krankcnkasien faßt der volksparteiliche Ab- geordnete Dr. Strnve. selbst Arzt, im „Tag" dahin zusam- men: „Was kommt nun nach dem 1. Januar? Die vertrag lose Zeit. Kein Streik. Die ärztliche Versorgung der Kran ken wird (n jeder Weise sichergestellt. Es gibt nur noch Privatpatienten, und jeder wird so gut behandelt, wie es der einzelne Arzt nur vermag. Nur die Kasse kann sich nickt mehr zwischen Patient und Arzt drängen. Der alte Zustand ist aufgehoben, wo der Arzt zugleich Buchhalter und Auf- Passer neben seiner medizinischen Tätigkeit sein mußte. Die Reichsversicheruugsordnnng hat diese Eventualität voraus- gesehen. Der 8 370 gibt dem OberversichernngSainte das Recht, Krankenkassen, die keine ausreichende Zahl von Acrz- tcn erhalten können, statt der Gewährung freier ärztlicher Behandlung und Medizin einen Varbetrag bis zu zwei Dritteln des gesetzlichen Krankengeldes ihren erkrankten Mitgliedern auszukehren. Der Kranke wählt und bezahlt dann seinen Arzt wie jeder Nicktversickerte auch. Bei einem wöchentlichen Krankengeld von 12 Mark hat der Erkrankte dann für einen Monat 32 Mark für Arzthonorar und Apo theke zur Verfügung! Einen Zustand, den ein deutscher Kassenarzt heute nickt einmal zu träumen wagt. Die Folgen für unsere Sozialversicherung selbst sind allerdings nnabseh- bar. Das aber haben die .Krankenkassenverbände geschaffen und allein zu vertreten." So dürfte es in der Tat kommen. — Knittel RrichstagSknudidat? Dem „Oberscklesstchen Anzeiger" zufolge ist der durch den Prozeß Kammler-Knitstl bekannte Amtsrichter Knittel-Rybnik von der Zentrums- partei als Reichstagskandidat im Wahlkreise Leobsckütz an Stelle des verstorbenen ReichStagsabgeordneter Klose aus- ersehen. — Auch ein Nntivnnllibcralkr für den Fall drS Jcsu- itcngcsetiks. In der nationalliberalen Wochenschrift „Der Panther" veröffentlicht der seinerzeit vielgenannte Gegner des Abgeordneten Heydebrand. Herr Sckmidthals in Groß- Tschnnkawe einen offenen Brief, in dem er anseinanderst'tzt, daß die Gefahr-nickt so groß sei. wenn da? ganze Jesniten- 1. Gute Zeitungen. Kardinal Sarto, nunmehr Pins X., war und ist Wort und Tat ein vorbildlicher Preßapostel. Als die chri liche Zeitung „Difesa" i» Venedig um ihr Dasein ran scheute Sarto kein Opfer, ihr Lebensretter zu werden. A Papst benützt Pius X. jede Gelegenheit, »m die ckristlic Presse zu schützen. „Presse" bedeutet heutzutage vorneln lich die Tageszeitungen. Die Macht dieser Presse ist nur Heuer. Papst und Kaiser, Diplomaten und Parlamentär» Priester und Laien sind darin einig. Die Presse belehrt dich über deine bürgerlichen Pflichte Die konstitutionelle Staatsverfassung verlangt, daß sich d Staatsbürger an den öffentlichen Angelegenheiten beteili und über sie aufgeklärt ist. Unkenntnis schützt nicht vor Nm teil und v^tiase. Es darf daher dem Bürger nichts freu sein, was in, Staate vorgeht, welche brennenden Fragen s Wohl im engeren Paterlande, wie auch auf der großen We bühne die Geister beschäftigen. Weil stimmfähig und an d Gesetzgebung indirekt teilnehmend, muß er die Gesetze ke nen lernen, die abgeschasst oder ei „geführt werden solle muß wisse», welche Stellung er als Katholik gegen dieselb zumal bei Reichstags-, Landtags- und KommunalwM enizunehmen hat, ohne Gefahr zu laufen, sich seinen eigen Metzger zu wähle». Die Zeitverhältnisse erfordern es me als je, daß wir unterrichtet sind über den Aufschwung d Handels und dcr Industrie, die Leichtigkeit des Verkeh mit den verschiedenen Ländern und Weltteilen, den Fm schritt in der materiellen Kultur, über die neueste» Ersth Ni.uge" auf dem Gebiete der Schule und Wissenschaft, üb Bücher Broschüren und Zeitschriften. Es ist aber durcha nicht gleichgültig, aus welche» Onellen, aus welchen Blätte der Katholik seine Aufklärung und Belehrung Mvft T