Volltext Seite (XML)
über diesen hinauswachsend — der sinfonischen Dichtung. Strauss' sinfonischen Dichtungen liegen stets „konkrete Programme“ zugrunde: „Aus Italien", „Don Juan", „Macbeth", „Tod und Verklärung", „Till Eulenspiegel“, „Also sprach Zarathustra", „Don Quichote", „Ein Heldenleben", „Sinfonia domestica", „Eine Alpensinfonie". Einen künstlerischen Höhe punkt innerhalb dieser an sich höchst ungleich wertigen Werkreihe erreichte der Komponist mit der genialen sinfonischen Dichtung Till Eulenspiegels lustige Streiche (nach alter Schelmenweise in Rondoform) op. 28, die 1895 in Köln ur aufgeführt wurde, wohl Strauss' liebenswür digstes, heiterstes und amüsantestes Stück. Mit Recht sind der geistreiche Humor, der prik- kelnde Witz, die Ironie, aber auch die Ge fühlskraft dieser Musik so berühmt. Einmalig ist die Art, wie der Komponist alle Nuancen der großen Orchesterpalette in diesem musi kalischen „Schelmenstück" ausnützt. Die beiden wichtigsten Motive des Werkes sind Tills gemächliche „Schelmenweis", vom Horn angestimmt, die in allerlei Verwandlun gen - je nach den Erlebnissen des „Helden" — refrainartig wiederkehrt, und ein prägnantes, nie überhörbares Klarinettenmotiv, die „Poin te" zu jedem Abenteuer Tills. Und wer Phanta sie hat, hört unschwer heraus, was Meister Strauss seinen Till erleben läßt: wie er das Geschirr der Marktweiber von den Hufen sei nes Pferdes zerschlagen läßt, wie er in Prie sterverkleidung vor dem Volke spricht, wie er sich verliebt, schmachtet und einen Korb erhält, wie er sich in „gelahrte" Disputationen einläßt und brave Wissenschaftler mit einem Gassenhauer zum Narren hält. Aber damit ha ben Tills Streiche ein Ende gefunden. Vor Ge richt gebracht, wird er nach viermaliger Befra gung zum Tode verurteilt (Posaunen und Hörner). Und schon wird Till am Galgen aufge knüpft (das zerflatternde Klarinettenmotiv deu tet die letzten kläglichen Seufzer Tills an). Das Nachspiel, das den volksliedhaften Ton des Beginns wieder aufnimmt, vermittelt die trost reiche Gewißheit, daß der närrische Geist Till Eulenspiegels unsterblich ist und in den Er zählungen des Volkes weiterleben wird. werken. 1979 komponierte Rainer Lischka das Kochberger Konzert für Klarinette und Orche ster; im Frühjahr dieses Jahres hat die Staats kapelle Dresden seine „Akzente" mit großem Erfolg uraufgeführt; das vierte Werk, ein Po- saunen-Konzert, ist im Entstehen begriffen. „Begegnungen", ein Auftrag der Dresdner Philharmonie, bedeutet für Lischka die erste kompositorische Zusammenarbeit mit unserem Orchester. Uber sein bei großer Besetzung sehr durchsichtig instrumentiertes Opus schreibt der Komponist: „Begegnungen gehören zu unseren wichtigen Erfahrungen. Ob sie nun alltäglich oder au ßergewöhnlich, lang ersehnt oder unerwartet, l^dückend oder ernüchternd sind: Begegun- J^Psind ein wesentlicher und hochinteressan ter Teil unseres Lebens. Durch sie können wir Fremdes, aber auch scheinbar Bekanntes, so gar uns selbst erfahren und verstehen lernen. Dabei erlebt jeder Mensch seine Umwelt und Mitmenschen auf eine ganz persönliche Weise. Er wird bestimmte Begegnungen suchen, an dere womöglich vermeiden. Vieles bleibt flüch tig und kaum bemerkt, anderes hinterläßt tie fe und prägende Eindrücke. Trotz aller indi vidueller Unwiederholbarkeiten gibt es für mich immer wieder typische, einander ähnelnde Reaktionen, die vom Temperament und Cha rakter sich Begegnender sowie deren Anzie- hungs- und Abstoßungskräften bestimmt wer den. Einige solcher Möglichkeiten haben mich zu dem heute erklingenden Orchesterstück an geregt, Stark gegensätzliche Charaktere und unterschiedliche formale Gestaltung prägen die ersten vier kürzeren Sätze, deren Hauptge danken dann im fünften Satz noch einmal er scheinen, sich begegnen. Es wäre mir eine Freu de, wenn das Stück die Zuhörer hie und da an eigene Erfahrungen und Begegnungen erinnerte, vielleicht mit einem kleinen Schmun- ..." Richard Strauss mied in seiner frühen Schaffensperiode zunächst die Opernkompo sition, mit der er sich später Weltgeltung ver schaffte, und widmete sich mit großer Hinga be - in der Nachfolge Franz Liszts, doch bald VORANKÜNDIGUNGEN: Sonnabend, den 14. Januar 1989, 19.30 Uhr (Anrecht B) Sonntag, den 15. Januar 1989, 19.30 Uhr (Anrecht C 2) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 4. ZYKLUS-KONZERT Dirigent: Tadeusz Strugala, VR Polen Solist: Torsten Janicke, Leipzig, Violine Werke von Strauss und Beethoven Sonnabend, den 4. Februar 1989, 19.30 Uhr (Anrecht B) Sonntag, den 5. Februar 1989, 19.30 Uhr (Anrecht C 1) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 5. ZYKLUS-KONZERT Dirigent: Johannes Winkler, Leipzig Solisten : Chöre: Ralf-Carsten Brömsel, Dresden, Violine Philharmonischer Chor Dresden Einstudierung Matthias Geissler Matthias Bräutigam, Dresden, Violonc« Philharmonischer Kinderchor Dresden Einstudierung Wolfgang Berger Orgel: Hansjürgen Scholze, Dresden Werke von Brahms, Mauersberger und Strauss Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dipl. phil. Sabine Grosse Die Einführung zu „Till Eulenspiegel" verfaßte Prof. Dr. Dieter Härtwig Chefdirigent: GMD Jörg-Peter Weigle - Spielzeit 1988/89 Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 4,2 JtG 009-66-88 EVP —,25 M 3. ZYKLUS-KONZERT 1. JUGEND-KONZERT 1988/89