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und Oesterreich ein enges Bündniß zu Stande gebracht,, welches die heilige Allianz mit all' ih ren Gefahren für die Freiheit der Völker und Staaten wiederherstellen solle. Der Erfolg eines solchen Werkes, w-nn es auch zu Stande gekom men "äre, müßte schon an der Gesammtlage der europäischen Verhältnisse scheitern. Die Schwie- ! rigkeitcn der innern Politik waren durch die sieg reiche Action nach Außen zwar in den Hinter grund gedrängt, aber in keiner Weise ausgegli chen worden. Vielmehr war für den Minister präsidenten die Last der Verantwortlichkeit dem Landtage und dem Volke gegenüber nur gewach sen. — Wie lange und ob er Preußen den Frie den erhalten wird, sei der Zukunft überlassen; doch so viel steht sicher, sollte jetzt, wo Oester reich selbst Preußens Forderungen bezüglich der Herzogthümer zu stark findet und sicher nie ge nehmigen wird, wo die Mittelstaaten sich durch Herrn v. Beust's Thätigkeit mehr und mehr fe ster einigen und mit Oesterreich Hand in Hand gehen, ein Bruderkrieg in Deutschland ausbre chen und Napoleon — immer geneigt im Trüben zu fischen und ohne Gewinn nie zu handeln — sich in den Streit mischen, daß auf Herrn von Bismarck's Schultern alsdann all' das Unheil, wel ches über Deutschland käme, ewig drückend ruhen wird. — Das Geisterschis f. Eine Sage vom fliegenden Holländer. Nicht weit von Gocdercde, cm Strande des Haringsvliet, steht eine kleine Schänke, deren Wirch, ein alter Matrose, im Kampfe mit einer französischen Brigg den rechten Arm sammt dem linken Fuße verloren und nach seiner Wiederher stellung sich hier angesiedelt halte. Der alte Siem sen, so hieß der Strandwirth, galt für einen sehr lustigen Kauz, zugleich aber auch als gewaltiger Trinker, für welchen letzteren Verdacht in der That seine pfundschwcre blaurothe Nase zu sprechen schien, obgleich Siemsen wie ein Heide schwur, Laß er weniger Gencvre zu sich nähme, als ein neugeborenes Kind. Die Strandschänke erfreute sich eines ziemlich zahlreichen Besuchs, denn nur selten legte ein Fahrzeug in der Nähe an, ohne daß dessen Mann schaft nicht des Veterans gepriesenen Wachhoider- branntwein kostete, oder sich aus seinen! Kram laden mit einem Endchen Tabak versorgte. Das meiste Leben aber herrschte während der Zeit Les Fischfangs, wo alle Häringsbüsen der Nordküstc von Flakke in der Bucht einlaufen, um gemein schaftlich in See zu stechen. Das Schänkzimmer des Wirlhshauses zum „sanften Seehunde", wie Siemsen sein Etablissement zu Ehren einer längst verstorbenen Geliebten, deren Vater Seehunds fänger war, getauft hatte, füllte sich dann mit Gästen bis zum Uebcrflusse, und diese versorgten ihre Fahrzeuge auch noch mit verschiedenen leib lichen und geschäftlichen Bedürfnissen, deren Ver kauf Siemsen bgld in den Stand setzte, auf ei gene Kosten eine Schaluppe auszurüsten und in S" zu schicken. Der Führer dieses Fahrzeuges war Nis Classen, ein armer Teufel, aber tüchtiger Matrose; der schon dreimal mit einem Kauffahrer Ostindien besucht und Dienste als Steuermanns maat verrichtet hatte. Jetzt commandirtc Nis des Alten Häringsbüse; aber so dienstcrgebcn er die sen auch immer war, galt ihm doch dessen Base, Grietge tom Snabcl noch weit mehr, und Grietge wußte das auch, denn Nis hatte ihrs selbst unter vier Augen mitgetheilt^, worüber die Jungfrau aber gar nicht zu zürnen schien, denn ihr Auge leuchtete immer noch ein Mal so leb haft, wenn des Ohms schmucker Schaluppenführer in den sanften Seehund trat. Der alle Siemsen, welchen seine genauesten Bekannten bisweilen auch wegen des hölzernen Fußes den Stoppelfrosch zu nennen pflegten, humpelte an einem schönen Hellen Johannistage, als schon die Sonne zu sin ken begann, an der Küste des HäringSvliet hin, das kurze Tonpfcifchen im Munde, und die linke Hand auf einen Krückstock gestützt. Die blaue Nase des Stoppclfrosches glühte heute in allen Hauptfarben, ein Beweis, daß ihr Eigenthümcr wenigstens an diesem Tage mehr Genevre, als ein Säugling zu sich genommen hatte; aber trotzdem war des Alten Gang so fest, wie die Trennung seiner angeborenen Gehwerkzeuge solches nur ge stattete, und mit frohem Schmunzeln betrachtete er eine schöne wohlbemannte Fischerbarke, die, von frischem Winde getrieben, in die Bucht cinlief, of fenbar, nm vor dem „sanften Seehunde" Anker zu werfen. Bald erkannte Siemsen Leute aus Korndick. Das Fahrzeug wurde festgelegt und die Mannschaft eilte in die Schankstube, wo Grietge Meißner Calender G