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Brrgvölker zu seinen Unterthane» zähl«» darf. Al- kulturgeschichtliche Merkwürdigkeit dürfen wir erwäh nen, daß in Irkutsk in Sibirien eine Zeitung erscheint, die in sehr wissenschaftlichem Geiste redigirt sein soll: ein Lob, daS nicht jede deutsche Zeitung für sich in Anspruch nehmen darf. — Mehr als je wird über die Unsicherheit der Straßen im Kir, chenstaate geklagt. Bis in die unmittelbare Nähe Rom» wagten sich die Straßenräuber. — Die gesammle Handelswelt ward in Aufregung versetzt durch die Nachricht von einer längst von unbefangenen Beobachtern vorhergesagten Geld- und HandelskristS in den Bereinigten Staaten von Nordame rika. Die leit ein paar Jahren entdeckten großen Goldreichthümer Kaliforniens hitten die Spekulati- ooSwuth und die Verschwendungssucht auf solche Höhe gesteigert, daß der Rückschlag nicht ausbleiben konnte. Nun trat er plötzlich und in solchem Um sange ein, daß eine Zeitlang nicht eine einzige der zahlreichen Banken Nordamerikas wirklich zahlungs fähig war. Bei dem lebhaften Handelsverkehr zwischen Amerika und Europa war die Rückwirkung auf Letzteres mit Gewißheit vorauszusehen. Aktober. Diese Rückwirkung zeigte sich auch bald nicht blos in England und Frankreich, son- der» üble ihren lähmenden Einfluß auf die Leipziger Michaelismesse, die kaum alS eine mittelgute zu be zeichnen war. — Nach einer Reihe mittelmäßiger und schlechter Weinlesen erfreuten sich die Winzer deS sächsischen Elblhale« wieder einmal einer an Menge Und Güte des Weines ausgezeichneten Lese. Auch in allen übrigen Weinländern siel die Lese gleich gut aus. — Ein von katholischer Seite gemachter Ver, such, die barmherzigen Schwestern in Sach sen einzuführcn, scheiterte an den Bestimmungen der VerfaffungSurkunde. — Der König von Preußen verfiel in eine schwere Gehirnkrankkeit. Gelang eS auch den Bemühungen der Aerzte, die augenblickliche Lebensgefahr zu bese ligen, so blich der König doch außer Stande, sich den Regierungsgeschäften zu unter ziehen. Der Prinz von Preußen, Bruder des Kö nigs und Thronerbe, übernahm als „Stellvertreter" die Regierung zunächst auf 3 Monate, vor deren Ablauf jedeSmal wieder auf 3 Monate die Stellver tretung erneuert wurde, in welchem ungewissen und durchaus nicht vortheilhaften Zustande sie jetzt (zu Ende des August) sich noch befindet. — Eure Anzahl Hanauer Turner hatten sich im Jahre 1849 an dem Aufstande in Baden bctheiligt. So weil sie nicht in Baden selber ergriffen und abgeur- theilt waren, schien die Sache vergessen und durfte «S um so mehr sein, als die badensche Regierung längst in ihrem Lande eine allgemeine Amnestie erlassen halte. Es mußte daher große- Aussehen erregen, daß die kurhessisch« Regierung jetzt erst Anklage gegen d!« Turner erbeben ließ, die indeß, wie vorauszusehen, von den Geschworenen frcigcsprochen wurden. — Die Bedrückungen der deutschen Herzogthümer Schles wig, Holstein und Laurnburg von Seite» Dänemarks veranlaßten zunächst die lauenburgischea Stände zu einer Beschwerde beim deutschen Bundes tage; bald folgte auch eine ähnliche Beschwerde von den holsteinischen Stände«. Der hohe Bundestag erklärte sich in dieser, jetzt Holstein - lauenburgische, früher schleswig-holsteinische genannten Frage nicht für inkompelenr, sondern behandelt die schwierige An gelegenheit noch heute mit einer Gründlichkeit, Um sicht und Schonung errtgegcnsichender Interessen, di« ebenso die Bewunderung des deutschen Volkes al lste Anerkennung dcs Auslandes auf sich ziehen. Die Holstrin-Lauenburger selbst freilich, um die es sich zunächst handelt, befinden sich noch unverändert in der Lage, die sie zur Beschwerdeführung veranlaßt hat. Vielleicht werden wir in einem der späteren Jahrgänge unser- Kalenders den Fortgang dieser Angelegenheit berichten können. — Am 29. starb auf seinem Landgute in Frankreich an einem Herzschlage der General Cavaignac, der im Sommer 1848 an der Spitze der französischen Republik stand und in den Junikämpfen deS genannten Jahres dir Ruhe und Ordnung so gründlich herstellte, daß sein glücklicher Nachfolger das neue französische Kai serreich gründen konnte. >— In England wie in Frankreich brachen eine Menge Bankerotte auS und der ganzen Handelswelt bemächtigte sich ein pa nischer Schrecken. — Die Nachricht von dec nach langer Belagerung und schweren Verlusten endlich doch gelungenen Erstürmung von D«lhi, dem da maligen Hauptwaffenplahe der aufständischen Indier, erfüllte die Engländer mit übertriebenen Hoffnungen auf die baldige Niederwerfung des Aufruhrs. Doch zeigten sich solche Hoffnungen bald als trügerisch. Di- Feinde waren mit ihrer Hauptmacht aus Delhi entwichen und setzten sich auf anderen Punkten fest. Wie derholt geschlagen, waren sie doch durchaus nicht ver nichtet und ergänzten ihre Verluste leicht. Die Eng länder verloren in diesen fortwährenden Gefechten und Hin- und Helzügen unter einer glühenden Sonne und in ungesunden Gegenden furchtbar viel Mann schaften und besonders auffällig viel Generale. Alle die traurigen Erfahrungen, die sie wenige Jahre zu vor in der Krim gemacht, wiederholten sick n Ost indien, ohne auch sitzt zu einer gründlichen Abhilfe zu führen. Wie in derKiim die Soldaten ihre Winterkleider erst nach Beginn des Frühlings erhielten, so Halle» sie k» Ostindien während der heißen Jahreszeit kein: Som merkleider und fielen in ihren engen Tuchröcken und unter den schwarzen Ezakos bei fortwährenden Stra-