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wurde nach den Nachrichten, die sich im Turme fanden, von Nkaurcrmeistcr Hans Fohre aus Dresden begonnen und von dem Zimmermann Hans Friedrich Nköller aus Zittau voll endet. Neben der Verlängerung des Schiffes wird gleichzeitig von der Errichtung einer neuen Empore, der Erncucrnng des Chores und vom Bau eines Turmes an Stelle des Glocken hauses berichtet. Durch das Wachsen der Bevölkcrungszahl war bereits am Anfang des 4 8. Jahrhunderts die Kirche wiederum zu klein geworden. In einer Rechtfertigungsschrift gegenüber der Zittauer Stadtverwaltung begründeten die Ebersbacher mit folgenden Wbrten de n e u e K i r ch c n e r w e i t e r u n g: „Es ist solcher Kirchenban unumgänglich nötig ge wesen, maßen die Kirche bei so vielem Volk allzu klein, ihrer viele des Sonntags auf dem Kirchhofe und auf der Treppe müssen siehen bleiben, auch in der Kirche wegen des Raumes Gezänk entstanden." Sie melden weiter, daß überdies das ganze Dach baufällig gewesen sei. Nachdem die Kollaturbehördc die Genehmigung erteilt hatte, wurde am 30. September 4 7 2 6 von Bürger meister Dr. K. PH. Stoll und Stadtrichter M. Grohmann, Zittau, der Grundstein für den Erweiterungsbau gelegt. Ilm eine übergroße Länge zu vermeiden, wurde an das ältere recht eckige Langhaus ein R n n d t c l angebant, das einen Durch messer von 34 Ellen hat. Mit dieser Vergrößerung ging Hano Kircke kberrbark out ckie Orgel) (Ans Werner Ändert, Ebersbach, „Ein Heimat- und Wanderbuch", Ebersbach 1929) in. Hand eine fast vollständige Erneuerung deS Gotteshauses. Nach der Lahmer'schen Chronik von Georgswalde soll der Baumeister ein Italiener ge wesen sein. Er leitete vorher den Kirchenban in Georgswaldc. Nach den Ebersbacher Rechnungsbelegen ergibt sich, daß die ser Italiener zur Prager Bauschule gehört hat und Johannes Novi hieß. Er hat den Rundbau geleitet. Im August 4 728 wurde der Bau durch die Meister R ö - thig, Schindler und Gebrüder Hempel ans Ebers bach gehoben. Am 48. November 4720 konnte von der neu angelegten Kanzel gepredigt werden. Dann wurde der Altar in das Rundteil gesetzt und die Emporkirche errichtet. 4730 erhöhte man das Chor. Die Decke des Schiffes und des Rundteiles baute man aus Brettern. Tischlermeister waren Gottfried W eise und Johannes Stephan aus Ebers bach. Die Kirchendecke und die obere Empore malte der Sohn Weises. Die untere Empore malten ein Zittauer und Johann C k> r i st o p H Tempel aus Eibau. Die 54 Gemälde in den Feldern dieser Empore versinnbildlichen die ganze biblische Ge schichte von der Entstehung der ODelt bis zur Anbetung der Heiligen. Im Anschlnßbild ergibt sich aus der Inschrift die Jahreszahl 4733. Das Chronogramm lautet: „So trifft ihn ganz gewiß des wahren Lebens Ruh, O Jesu hilf und sprich ein theures Ja dazu." Die Reime zu den Bildern dichtete der damalige OrtS- pfarrer Magister Johann Großer. Er war der Sohn eines Ernlanten, Schüler des Zittauer Dichters Christian Weise und ist auch sonst noch mehrfach mit eigenen Dichtungen her- vorgctreten. Unter den Ntänucrn die damals am Mierke ge wesen sind und die hier nicht alle angeführt werden können, trifft man Vertreter aus fast allen alten Ebersbacher Fami lien. Die Kirchenrechmmgen ergeben, daß die Baukosten von Trinitatis 4726 bis Judika 4733 etwa 5400 Taler betru gen. Dieser Betrag wurde zum größten Teil in Ebersbach selbst aufgebracht, ein Zeichen der Opferwilligkeit unserer Vorfahren. Der Ban wurde 4733, vor 200 Jahren, beendet. Am Müchaeliskage fand die Einweihung des Gotteshauses statt. Pfarrer Großer dichtete zu dieser Feier ein aus 4 4 Versen bestehendes Festgedicht. Abgesehen von klei nen Erneuerungen (4004 die letzte durch Woldcmar Kandler) und von Bereicherungen (4787 neuer Altar, 4738 neue Or gel, 4788 neue Kanzel), ist das Kircheninnerc noch heute in seiner ursprünglichen Form erhalten. Mi it ihrer Inne n- auSstattung ist die Kirche eine der schönsten Kirchen der O b c r l a n s i tz. Selbst der kritisch wä gende Nkünchner Hochschulprofessor Georg Dehir bezeichnet das Ebersbacher Gotteshaus als „ein besonders stattliches Pe- redigma der Lausitzer Predigtkirchen". Den Prospekt der Or gel hält er für einen „der prachtvollsten Sachsens". Hoch ragt die Kirche mit ihrem Turme als architekto nisches Kleinod der Stadt Ebersbach, als Zeuge schlichter Gläubigkeit und volkhaftcm Farbenempfindcns vergangener Jahrhunderte. Als deutsche Grenzlandskirche, als Außen posten evangelischen Glaubens, ist sedoch noch wichtiger als das Bauwerk, noch wichtiger als seine stolze Geschichte, der Geist, der von ihr ansgeht. Möge er stets ein guter sein: Dem deut schen Vaterlands zum Wlohle und Gott zur Ehre! Schriften zur Ebersbacher Kirchengeschichte: Gottlob Paul, „Fragmente einer Chronik von Ebersbach" 1826: August Weise, Chronik von Ebersbach, 1888 und 1804: Alte und Neue Kirchen galerie : Cornelius Gurlitt, „Bau- uud KunstdenkmälcrSachscus", 1910, Band 34 : Werner Ändert, Ebersbach, „Ein Heimat- und Wanderbnch", 1929, „Die Ebersbacher Orgel ein sächsisches Kuustdenknial",193O, „Geschichte des Ebersbacher Kirchenwescns", 1933, „Zur Geschichte des Ebersbacher Kirchenwesens", 1933.