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mit trefflicher Mimik und lebendig, raffinierten Bewegungen reizte er die Lachmuskeln der an feinen Humor gewöhnten Zuhörer. Den Rezitaiionen verschiedenster Dichter schlossen sich heitere Gesangs- vorträge zur Laute an, die mit angenehmer Baritonstimme vor getragen und von einem glänzenden Mienen» und Gebärdenspiel be gleitet wurden. Wärmster Dank wurde dem Künstler zuteil. 18. Februar: Herr Stötzner führte seine Zuhörer nach dem fernen Osten: „3000 km auf dem Iangtsekiang". Shanghai «ar der Ausgangspunkt der Expedition. Interessant waren die Er- lebnisse auf der Flußdsckunke, die mühsame, lebensgefährliche Arbeit der chinesischen Kulis, die das Schiss stromaufwärts ziehen, die ge fahrdrohenden Stromlchnellen. Iagdausfliige, wissenschaftliche Uwe» fuchungen, prächtige Bilder der überaus üppigen Beaetatton waren einaestreut und erregten das Erstaunen aller. Mit einem Blick auf Tschunktng schloß er den spannenden und dankbar aufgenommcnen Vortrag. 4. März: Getreu seinem Grundsatz, alte, kostbare Schätze zu heben und zu pflegen, hatte der Verein für den nächsten Äbend Herrn Professor Dr. Paul-Dresden gewonnen. .Kasperle" rief frohe Erinnerungen aus den KIndertaaen ins Gedächtnis zurück. Mit vollendeter Meisterschaft regiert „Meister Paul" seinen Lieb ling. Für die Erwachsenen wars eine schöne Erinnerung, für die Kinder, denen eine Nachmittagsvorstellung gegeben wurde, ein Mit- erleben. Professor Paul bot sein Pestcs und zeigte auch äußerlich im Ausbau des Ganzen den Künstler. Die Lieder zur Laute, die in sächsischer Mundart Dresdens Schönheit und sächsische Eigenart priesen, waren für Freunde urwüchsigen Humors eine Quelle herz licher Freude. Im ganzen ein wohlgelungener Abend. 18. März: Der nächste Vortragende, Herr Richard Laube» Leipzig, würdigte das kulturhistorisch wichtigste Ereignis der Gegen wart, die Auffindung des ägyptischen Königsgrabcs Tutenha muns. Er gab zuvor seinen Zuhörern einen geschieht- ltchen Rückblick, beleuchtete die Religion und die geographischen Verhältnisse Ägyptens, die Bestrebungen Amenopis, der unter dem Namen Tulenhamuns gestorben ist. Der 2. Teil des Vortrages zeigte in prachtvoll kolorierten Lichtbildern das heutige Ägypten und die Auffindung des Königsgrabes, die aufgestapelten reichen Schätze der Nebenkammern und schließlich die Öffnung des kostbaren Sarko- phages. Lebhafter Beifall dankte dem Redner für die Darbietungen aus der geheimnisvollen Wunderwelt. 2. April: Die Heimat aus der Begelschau zu betrachten, ist nicht jedem Sachsen vergönnt. Herr Tschoeltsch- Dresden machte es den Zuhörern durch seinen Vortrag: „RundslugüberSachscn" möglich. Rückschauend gab er zunächst einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Flugtechnik. Vom Flugplatz Großen hain aus werden nord- und westsächsische Städte besucht, die Zweck mäßigkeit alter und neuer Bauweise erläutert, wohnungswirtschaft liche und verkehrstechnische Fragen gelöst. Die Fahrt wird beendet durch einen Flug über die Lausitz und das Elbtal. 15. Oktober: Herr Hofrat Professor Seifferth-Dresden, der Vorsitzende des Landesvereins Sächs. Heimatschutz und Gründer des Landesmuseums für Volkskunde in Dresden sprach über sein Lieb lingsthema: „Die Kunst im Alltag". Er führte aus, daß die schaffende und gestaltende Kraft des Kinos oft fälschlich eingedämmt werde, daß einfachen Leuten aus dem Volke ost stärkste Empfindung, musterhafte Behandlung des Materials und ausgezeichneter Geschmack eigen seien. Er zeigte ferner, wie sich aus gelegentlicher Mitarbeit nach und nach die bezahlte Heimarbeit in der Spiclwaren- und Textilindustrie entwickelt habe. Die vorgeführte Bilderreihe zeigte Menschen bei ihrer Arbeit, Landschaften rind die ursprüngliche Bau weise der Häuser, geschmackvolle Arbeiten, schöne und häßliche Zimmereinrichtungen usw. Eine Fülle von Anregungen bot dieser Abend, daß wohl jeder Zuhörer von diesem Vortrage eine Menge guter Porsätzr mit nach Hause nehmen konnte. 29. Oktober: Ein .heiterer Liederabend", ausgeführt vom Kammersänger Herrn Hans Rüdiger-Dresden nebst Gattin und Sohn, hob die Gemüter über Alltag und rauhe Wirklichkeit hinaus und brachte Kunst, lebensvolle, herzerquickende Kunst zur Darbietung. Alte, von Rüdiger selbst ausgegrabene Schätze deutscher Liedrrkunst wurden mit angenehmer Stimme, glänzender Mimik und feinem Vortrag dargeboten. Lieder aus des Sängers Heimat in schlesischer Mundart (Die Astronomen und S'war emmer e su) ent- fesselten Stürme der Heiterkeit. Reicher Beifall lohnte die Künstler familie. 12. November: Die Iahrtausendfeier gab Anlaß, dendeutschen Rhein in Wort, Lied und Bild zu feiern. Herr Jansen, Leiter der Vortrags- und Kunstabende der deutschen Volksbücherei, Berlin, brachte wohl in ausgeseilten, schönen und hohen Worten die Be deutung der Rheinland« und Ihre landschaftliche Schönheit -um Ausdruck, aber Worte allein tuns nicht, es fehlte dem Vortragenden die warme, tiefe, seelische Begeisterung, die in jedem echten Deutschen mitsch ' ingt, sinat und jubelt, wenn unser „Rhein" gepriesen wird. Die schönsten Teile des Rheins wurden im Bilde vorgesührt. Die technische Ausführung der Bilder ließ sehr zu wünschen übrig Frl. Classen, Lieder- und Oratorlenlänqerin, Berlin, bot eine Anzahl Lieder vom rheinischen Land, Wein und rheinischer Liebe. Herr Zentner, ein Konzertpionist, spielte am Flügel die Begleitung. Es war ein Abend, der leider in keiner Weise den in ihn gesetzten Erwartungen entsprach 26 November: Der nächste Vortrag, von Frl Bertka Zillessen- Bautzen daraeboten, brachte allen wieder «inen seltenen Kunstgenuß: „Das Riesenqebirge ImSommer- undWinterkleide". Mit begeisterten Worten pries die Vortragende das Wandern in freier Bergesluft, auf sonnigen, reinen Höhen, hoch über Alltag und Kleinkrieg des Lebens. Die Lichtbilder, die prächtige Ausblicke, Dorfidylle, Bauden, Teiche u. a. m. zeigen, sind vorirefflich, klar und farbenprächtig koloriert Durch die Winterbilder erhielten die Zuhörer einen Einblick in die wunderbare Märchenwelt des Schnees und Eises und konnten am Schluß des beifällig ausaenommenen Vortrages der geschätzten Rednerin wohl beistimmen, als sie als da» Schönste auf der Welt den Bergwinter pries. 10. Dezember: Das Bortragsjahr 1925 schloß mit einem ge- schichtswissenschaftlichen Vorträge des Herrn Dr Schulz-Görlitz über „Altgermanische Kunst". Einleitend führte der Redner seine Hörer weit In oraue Vorzeit zurück bis in die Steinzeit; bis zum hohen Norden Europas, wo sich germanische Kultur und Kunst erhielten, mußten sie ihm folgen. Germanische Kunst bedeutet nicht eine möglichst naturgetreue Wiedergabe von Körper-, Tier- und Landschaftsformen, sondern es war ein Schmücken und Verzieren leerer Flächen durch alle möglichen Sckmuckarten: Tierornamentik, Bandverzle: ungen, bunten Glasfluß. Die Sliiteperiode lag in der Wikingerzelt In 65 Lichtbildern zeigte dann der Vortragende die germanische Kunstentwicklung: Felsritzunaen. Verzierungen an Gegenständen des täglichen Lebens und an Waffen. Bewunderns wert waren auch die kunstvollen Korkschnitzereien an Schiffen, Schlitten, Wagen und in der Köniqshalle. Zusammenfassend zeigte Herr Dr. Schulz noch den engen Zusammenhang zwischen der Reli gion und der gesellschaftlichen Gliederung und schloß damit, daß wir stolz seinsikönnen auf die KunstZunserer Ahnen; denn'„aus der Erinnerung an die Vorzeit wächst die Tat der Zukunft bei einem wachen Geschlecht!"»)Trotzdem dieser Vortrag rein wissenschaftlicher Natur war, wies er doch eine Besucherzahl von 275 auf. Es ist dies ein erfreuliches Zeichen dafür, welches Interesse und Verständnis die Mitglieder auch den wissenschaftlichen Vorträgen entgegenbringe» Humboldtoereir» Eibau. Am 27. Januar sprach im Hum- boldtveretn ein Herr, der sich bis in ein reifes Alter einen bewunderns werten Idealismus bewahrt hat. Er hielt einen Vortrag ganz eigener Art, der nicht das Produkt einer Sommerretse war, sondein das Kristall eines Lebens, die Offenbarung einer Weltanschauung. Der betreffende Herr war Gewerbe-Studienra« Schorisch-Zittau, der seinem Vortrag die Überschrift: „Wandernd und zeichnend durch deutsche Lande" gegeben hatte. Die hohe Aufgabe, die er sich stellt, die Menschen zum Sehen zu erziehen, denn die modernen Dinge haben den Sinn silr das Sehen zerstört, bringt es mit sich, daß er von der Vorführung einer Menge Lichtbilder abgekommen ist, die letzten Endes doch eine nur oberflächliche Anschauung vermitteln. Mit bunten Kreiden zauberte seine redende Hand Bild um Bild an ausgestellte Wandtafeln. Es entstand ein Baum in Kraft und Majestät — die Bäume sind es wert, daß du ihnen einen Gruß bietest. Es entstand der blühende Baum. — Wieviel Menschen blühen? die Jugend?? Es entstand der Berg und der Raum gedanke. Und so reihten sich an Licht uud Farbe, an Quelle und Bach, an Meer und Leuchtturm Gedanken voll Seelentiese. Ihr Eibauer mußtet wohl erst den Vortrag hören, den gezeichneten Leuchter sehen, um zu wissen, was für ein prächtiger Prismenleuchter in der Kirche ist, oder was für ein fein geteilter Bau der Eibauer Kirch turm ist oder was für Unschönhciten unsere Zeit heroorbringt. Kann unsre Zeit Kirchen bauen? Nein. Dazu fehlt jede innere Glut, die mit sich fortreitzt, und bedauerlich ist es, daß die Kirchen den liefen Strom, den sie in sich haben, nicht hineinfließen lassen in das Volk. Herr Schorisch hat uns in seinem Vortrag viel gegeben; er wird uns aber auch noch viel zu geben haben. Ebert. Hoyerswerda, 16. Januar. (Gesellschaft für Heimat- Kunde.) Mit einer interessanten Bortragsveranstaltung eröffnete die „Gesellschaft für Heimatkunde in Hoyerswerda e. D." ihr zweites Geschäftsjahr. Der Vorsitzende, Herr Pastor Unger, bot allen Erschienenen ein herzliches „Willkommen" und begrüßte im besonderen Herrn Museumsdirektor Dr. Herr aus Görlitz, der darauf das