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Dresdner Journal : 01.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-01
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 01.04.1887
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W75 Freilag, de« 1. April, abend-. 1887. » »««»««»« 1 KLrUvd: .... 1t, K»rk I ^jR^rliel»: 4 K»r>l dv?k I L»—l»< tt»»u»«r»: 10 kt. - »«»—rd»Idä«i ä«utx:t>«v keieL« tritt kort- uoö 8t»Mp«I,a»«i»1»b lü»ru L»küvaixu»U»x»dvdrell, ssr ä« «»um »i»«r ^««pultsusu 2«il« U«i»»r 8»imkt >0 kf Hüter . Liu^veuuät" äi» 2«i1v L0 ?k S« u. Lia»ru»»t» «»t»pr. ^uk«rll»U. Tsssüsk mit ^ummluu« ä« So»»- »»6 k«1«rt»s« »dvuäi. DresdnerIomml. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Gtto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. ^»»»Lm» ro» L»«tU»L1rn»U»» »arHrärt»» LsixitU: F>. Lranctrtet<»r, Lommimiontr ä» vrs»ü»«r iour»»I»! >«»durU - L«rll» Vi« - L«tp«tU >»«»I->r«i1»»-»»»t1vrr ». N.: //aarrnrtnn ^o-ter, I«rU»-Vt«-L»mdurU- kr»U-l.«tp^A-kr»Lktart ». U NLoctiv: Luit. Lto«e, k»r1i L»oL«»->»rU» -rr»»Ltart » N. -»t»t»U»rt: Da»d« <e c?oN»rU»: /nvat»«ien<ia»1c, Srsm,»: L Lc-^ott«,' >r,»I»,: L Lta^-en » L^eeau <Lmit LaLa«^-, S»rUM: v. ätM«-', ^ae/l/ot-ee, Lumovr: <7. Lo^1»»t«e, L»U« ». ^arot <4 Oo Ler»»»xed»r: ltdüst. Lip«<!itiou lt«, Dr««6v«r /ourv»!», Ors»<1«», 2Mi»^«r»tr»m» l^o. >0. Amtlicher Teil. Dresden, 1. April. Se. Königliche Hoheit der Prinz Christian zu Schleswig-Holstein ist gestern Nachmittag 2 Uhr 27 Min. nach Berlin zurück« gereist. Dresden, l. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Direktor der vereinigten Artillerie-Werkstätten und Depots, Generalmajor Hammer, d«S Komthurkreuz I. Klasse des AlbrechtS- Lrdens zu verleihen, sowie den technischen Borstand der Artillerie-Werkstatt, Zeughauptmann Judenfeind« Hülße, zum Major der Artillerie, unter gleichzeitiger Stellung desselben L I» suite des Fuß-Artillerie« Regiments Nr. 12 zu ernennen. Dresden, 29. März. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der -ammerherr, Maior z. D., Johann Rudolf von Mincki« witz das von Sr. Majestät dem Könige von Ru mänien ihm verliehene Groß-Offizierkreuz deS Kronen- erdens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, vom l. April dieses Jahres ab die nachgesuchte tmdindung de» Geheimen Finanzraths Hoffmann von der Function eines ständigen Mitgliedes deS LandeS-BersicherungSamtS zu genehmigen und an dessen Statt vom gedachten Zeitpunkte an den Geheimen Rach Traugott Bernhard Heymann, hier zum stän digen Mitgliede des Landes-VersicherungSamts zu ernennen. Se. Majestät der König haben den Geheimen Finanzrath im Finanzministerium Ewald Alexander Hoffmann zum Generaldirector der StaatSeisenbahnen und den Oberfinanzrath bei der Generaldirection der StaatSeisenbahnen Otto Edlen von der Planitz zum Geheimen Finanzrathe und Stellvertreter des General direktors der StaatSeisenbahnen Allergnädigst zu er nennen geruht. Dresden, 1. April. Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist der Finanzrath bei der Generaldirection der StaatSeisenbahnen, HanS Fried rich Karl von Kirchbach als Hilfsarbeiter in das Finanzministerium versetzt worden. Dresden, 31. März Se. Majestät der König haben dem Amtsrichter Heinrich Ludwig Wagner in Frohburg dre nachqesuchte Versetzung in den Ruhe- nand mit der gesetzlichen Pension zu bewilligen und demselben den Charakter als Oberamtsrichter zu ver leihen Allergnädigst geruht. Dresden, 3l. März. Se. Majestät der König haben dem in den zeitweiligen Ruhestand versetzt ge wesenen Amtsrichter vr. Oswald Theodor Wauer in Herrnhut die nachgesuchte Versetzung in den dauernden Ruhestand mit der gesetzlichen Pension unter Be- lassung seines Titels und Ranges zu bewilligen Allergnädigst geruht. Dresden, 31. März. Se. Majestät der König haben den Oberamtsrichter Hofrath Karl Hermann Heintze in Dresden zum Rath bei dem Oberlandes- Aencht, den LandgerichtSrath Friedrich Oskar Seifert m Dresden zum Landgerichtsdirektor bei dem Land gericht Dresden, den Landrichter Georg Karl Theodor Marezoll in Greiz zum Amtsrichter bei dem Amts gericht Zwickau, den Assessor Karl Adolf Wiedner m Chemnitz zum Amtsrichter bei dem Amtsgericht Frohburg, den Assessor Gustav Hermann Rößler in Leipzig zum Rath bei dem Landgericht Leipzig nnd den Assessor Julius Armin Baltzer in Zittau zum Rath bei dem Landgericht Chemnitz zu ernennen Allergnädigst geruht. Feuilleton. Die Großmutter.*) Lebensbild von E. »reiner. Die Frau Baumeister Huber war noch immer eine hübsche, stattliche Frau, trotz ihrer sechzig Jahre Wie ganz vereinzelt erst die weißen Silberfäden in dem »och immer vollen Scheitel schimmerten, wie aufrecht sie fich noch hielt, trotz langer, schwerer Sorgenlast I War ihr doch weder eine glückliche Kindheit noch frohe Fugend zu teil geworden, wohl aber eine prüfungs- reiche Ehe und ein kummervoller Wittwenstand. Da von aber standen ihr die Spuren nicht auf der Stirn geschrieben, und wa» ihr Inneres an Gram und Sör zen barg, da» sahen dle Menschen nicht. Ob sie glücklicher geworden wäre, wenn sie aus Nachbars Wilhelm gewartet hätte, anstatt sich auf Drängen der Ihrigen von dem allezeit durstigen Bau- «ister heimführen zu lassen? Es gehörte nicht viel dazu, die» zu behaupten. Doch die junge Stiefmutter and auch der Vater hatten seinerzeit es gern ge- sehen, daß die erwachsene Tochter sobald als mög lich aus dem Hause kam, und unter diesen Umständen war eS doch nicht ratsam gewesen, auf den Wil helm zu warten, der als vermögensloser Kommis »»bald noch nicht daran denken konnte, einen eignen Hausstand zu gründen. Wo er wohl hingekommen sei, mochte, der brave, strebsame Mensch? Frau *) sk«chdr»U *AekaniltmuchllNü, die Commissare für StaatSeisenbahnbau betreffend, vom 1. April 1k87. Das Finanzministerium hat beschlossen, den Oberfinanzrath Theodor Albrecht Schreiner in Dresden von den ihm übertragenen Geschäften eines Commis- sars für den Bau der Staatseisenbahnlinien 1. St. Egidien—Stollberg, 2. Wilkau - Kirchberg—SauperLdorf, 3. Schwarzenberg—Johanngeorgenstadt, 4. Hainsberg—Kipsdorf, 5. Radebeul—Radeburg, 6. Klotzsche-Königsbrück, 7. Zittau—Reichenau—Markersdorf, 8. Stollberg—Zwönitz und 9. Mügeln—Nerchau-Trebsen vom 1. April diese- Jahres an zu entbinden und vom gleichen Zeitpunkte an diese Geschäfte in Betreff der unter Nr. 1 t»S mit 7 genannten Linien dem Mit gliede der Generaldirection der StaatSeisenbahnen Finanzrath Or. jur. Walther Friedrich Ernst Schelcher in Dresden, — und zwar außer den Diesem bereits übertragenen Commifsariatsgeschäften für den Bau der StaatSeisen- bahnlinien Mosel- OrtmannSdorf, Wilischthal—Ehrenfriedersdorf mit Zweigbahn Herold—Thum, Potschappel—Wilsdruff, Annaberg—Schwarzenberg, Schönfeld— Geyer und Grünstädtel—RitterSgrün —, dagegen in Betreff der unter Nr. 8 und 9 genannten Linien Stollberg—Zwönitz und Mügeln — Nerchau — Trebsen dem Hilfsarbeiter bei der Generaldirection der StaatS eisenbahnen Finanzasfissor 0r. jur. Carl Arthur Kürsten in Dresden zu übertragen. Den für die zuvor bezeichneten Linien bestellten beiden Commissaren und dem Oberfinanzrath Schreiner, welchem die Geschäfte eines CommissarS für den Bau der Staatseisenbahnlinien Mehltheuer —Weida, Döbeln —Oschatz und Geithain — Leipzig bis auf Weiteres noch überlassen bleiben, ist die Be- fugniß ertheilt worden, sich in BehinderungSsällen gegenseitig zu vertreten. Dresden, am 1. April 1887. Finanzministerium. Frhr. von Köunrrih. Müller Nichtamtlicher Teil. Telegraphische WacHricHLen. Döbeln, 1.April. (Privattel. d. Dresdn. Journ.) Dir Straßen und daS Rathaus der Stadt find zum Einzuge des 139. Regiment- festlich geschmückt. Die gesamte Einwohnerschaft befindet sich in freu digster Erregung. Rosalie, seit sie mit ihrer Verheiratung die Heimat verlassen, hatte nie wieder etwas von ihm gehört. Und e» war wohl auch gut, daß sie nicht erfuhr, wie der junge Mann, der sie so warm und treu ge liebt, in der Welt vorwärts kam, indes es mit der Moral und dem Vermögen ihres Gatten von Jahr zu Jahr abwärts ging, bis sie ihr diesen eines Tayes tot in daS Hau» gebracht batten; blieb ihr auf diese Weise doch jene fruchtlose Reue erspart, welche zu nichts dient, als ein unabänderliches Geschick noch mehr zu erschweren. Nun, Frau Rosalie hatte daS ihre bisher bewun derungswürdig getragen und ohne zu murren immer wieder eine neue Bürde zu den alten auf sich ge nommen; jetzt aber regte sich der Wunsch nach Ruhe doch lebhaft in ihr und wahrhaftig! dieser war kem ungerechtfertigter. Wann aber würde für die brave Frau wohl einmal jener ersehnte Zeitpunkt kommen? Ja, wenn sie, nachdem der jüngste ihrer vier Söhne auf einer Baugewerkschule untergebracht war, wenigstens in ihrem kleinen, still gewordenem Heim geblieben wäre! Statt dessen aber hatte sie sich bereden lassen, zu ihrer in Berlin verheirateten einzigen Tochter zu ziehen, und daß in einem Hause, wo sieben Kinder besorgt sein wollen, an Ruhe nicht zu denken ist, liegt auf der Hand. Freilich, gar zu beweglich hatte man gebeten, die liebe Großmama möchte eS doch über sich gewinnen, da» Glück ihrer Kinder zu teilen, indem sie zu ihnen kam und anstatt in ihrer Einsamkeit vor der Zeit alt zu werden, sich inmitten ihrer Enkel noch einmal , verjüngte I* Wa» aber eine rechte Mutter und Großmutter ist, Berlin, 1. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Das „Wolffsche Bureau" meldet: Auf eine An frage wurde iu St. Petersburg folgende authen- tische Antwort gegeben: Die Nachricht von einem Attentatverfuch iu Gatschina ist falsch uud grund los; weder ein Attentat, noch rin ähnliches frevel haftes Unternehmen hat stattgefuvden. Straßbnrg i. E., 31. März, abend». (W. T. B_) Die Nachrichten von einer bereits be schlossenen Auflösung der Statthalterschaft, de» Ministeriums, des Laudesausschuffe» werd»« von der „LandeSzeitnng für Elsaß-Lothringen" für uicht begründet erklärt. Metz, 1. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Reichstagsabg. Antoine wurde durch einen Erlaß des Statthalters ans Elsaß-Lothringen aus- gewiesen. Antoine verließ in der Nacht Metz uud begab fich nach Paris. Rom, 31. März, abends. (W T. B.) Der „Moniteur de Rome" erklärt die Meldung des „Lemps", daß dem Papste von Berlin und Wien Mitteilungen betreffs der römischen Krage zu- gegangen seien, für unbegründet. — Der „Tri- vuna" zufolge hatten Cairoli, Zanardelli und Crispi heute eiue lauge Konferenz und beschlossen, dir Verhandlungen fortzusetzen, im Einvernehmen mit ihr-« anderen hier anwesenden Kolleaen vor- zugeheu und jedenfalls eine einträchtige, kompakte Linke aufrecht zu erhalten. London, 31. März, abends (W T. B.) Oberhaus. Die Bill betreffend die Registrirung uud Übertragung des Grundbesitzes, durch welche iu England ein Grundbefitzregister eingeführt wird, wurde in erster Lesung angenommen. Auf Befragen erklärte Lord Salisbury, er habe keine Nachricht dqrüber, daß zwischen Italien, Deutsch land und Österreich - Ungarn ein Allianzvertrag unterzeichnet worden sei. Laut offiziellen Berichts betragen die StaatS- «unahmen in dem mit dem brütigen Tage ru Ende gegangenen Finanzjahre 90772788 Pfd. Sterl., der Betrag derselben im vorigen Finanz jahre »ar 89581301 Pfd. Sterl. London, 1. April, früh. (W. T B.- Unter- Hans. Der erste Lord de» Schatze», Smith, teilte mit, er werde in der heutigen Sitzung die Abstim- «ung über die erste Lesung der irischen Straf- recht»vovelle beantragen. Harcourt protestierte gegen diese Androhung de» Debattenschluffes. Mor- ley legte Verwahrung dagegen ein, daß die zweite Lesung auf Montag angesetzt werden solle und er klärte, die Opposition werde fich dem energisch widersetzen. (Nach Schluß der Redaktion eingegangene Telegramme s. S. 419.) Dre»den, 1. April Der russische Minister de» Auswärtigen v. Gier» und Katkoff. Ein große» Aufsehen erregt die Reise de» panslawisti schen Publizisten Katkoff nach St. Petersburg. Die „Pol. Korresp." schreibt darüber unter dem 28. März au» der Zaren stadt daS Folgende: „DaS Katkoffsche Organ „MoSkowSkia Wjedomosti" fährt fort, die auswärtige Politik Rußlands, so wie sie von Hrn. v. GierS ge leitet wird, in der heftigsten Weise zu bekämpfen, ob gleich die politische und wirtschaftliche Lage Rußlands durch diesen Federkrieg sicherlich nur gefährdet werden kann. Es ist der panslawistischen Partei ein Dorn im Auge, daß die Beziehungen zwischen Rußlaud und Deutschland sich während der letzten Wochen anschei- hat kein taubes Ohr für solche Bitten. Und nun vollends die Frau Baumeister, die ihr Herz von jeher um so mehr an die Kinder gehängt hatte, als sie inne geworden war, daß ihr Gatte dessen zu seinem Wohlbefinden nicht bedürfe! Wohl hatten ihr die Bekannten von einer Über siedelung nach der großen preußischen Hauptstadt wohl meinend abgeraten, eingedenk des SprüchwortS: einen alten Baum solle man nicht verpflanzen; doch Frau Huber hatte nicht darauf gehört. Klangen doch die Versicherungen, daß man sie bei ihren Kindern auf den Händen tragen würde, gar zu verlockend, und wer, der eS in seinem Leben so wenig gut gehabt wie Frau Rosalie, bekam eS auf seine alten Tage nicht gern ein wenig besser? Doch o weh! von einem Es-Besser-Bekommen war für die arme Dulderin nirgends weniger die Rede, wie in der engen Oberlehrerwohnung, Doro- theenstraße vier Treppen. Welch ein WirtschaftS- trubel, welch ein Kindergeschrei, welch ein HauS- frauengekeife und Dienstbotenärger vom frühen Morgen bis in die sinkende Nacht! Es Kälte not ge- than, die arme Großmutter verdopple sich, um gleich- zeitig an mehreren Orten zu sein, woselbst man nach ihr verlangte. Wa» aber eine so erfahrene, in allen Stücken zuverlässige Frau in einem solchen Haushalt auch wert war! Fritz, der älteste, war nur dann zu bewegen, seine täglichen Klavierübungen vorzunehmen, wenn Großmama neuen ihm saß und aus jeden falschen Ton achtete. Annchen wollte nur von Großmama bei ihren Schularbeiten geholfen haben, und Gretchen legte die Sorge für ihren Zeisig und die allerliebsten Kätzchen gar zu vertrauensvoll in die Hände der nend erheblich gebessert haben. Die friedlichen Ver sicherungen der russischen Regierung und ihre fried fertige Haltung Deutschland gegenüber sind ganz und gar gegen den Strich der Panslawisten; ganz beson ders aber der letzte amtliche Aufsatz vom 2l. d. MiS. reizte die Wut der mächtigen panslawistischen Partei zum Äußersten. Katkoff erachtete eS für zeit gemäß, am 23. d. MtS. in Erwiderung dieses Auf satzes ei >en Artikel zu veröffentlichen, der sowohl der Form, als dem Inhalte nach alle Grenzen über schreitet, indem er ganz offen erflärt, man dürfe sol chen Kundgebungen keine Bedeutng beimessen, da sie sich nur widerrechtlich den Anschein gäbe, die Ab sichten der Regierung und die Wünsche deS Volkes darzustellen. Man war hier geradezu verblüfft über ein solches Auftreten seitens eine- Organs der russischen Presse, die sonst nur sagen darf, was die Regierung duldet, und zu schweigen hat, wo die Regierung die- vorzieht. Man fragte sich ganz allgemein, wie sich die Regierung Katkoff gegenüber nach einer so un erhörten Herausforderung verhalten werde, und die Meinungen waren sehr geteilt. Einige waren der An sicht, die oberste Preßverwaltung werde Befehl er halten, strengstens gegen ihn zu verfahren; die meisten drückten jedoch die Überzeugung aus, die Regierung werde sich nicht stark genug fühlen, gegen Katkoff ein- zuschreiten, und eS hat in der That den Anschein, als sollten die letzteren Recht haben. Bis zur Stunde liegt eben gar nichts vor, was darauf deuten würde, die Regierung sei gesonnen, Katkoff kategorisch seinen Platz anzuweisen und dadurch den bedenklichen Hetzereien gegen Deutschland und Österreich, welche den offiziellen Kundgebungen der Regierung ganz zu- widerlaufen, ein Ziel zu stecken. Man behauptet zwar, Hr. v. Giers, der durch die ungebührlichen Angriffe der mächtigen Moskauer Publicisten peinlichst berührt wurde, hätte beim Kaiser den Befehl erwirkt, daß Hrn. Katkoff öffentlich eine scharfe „ernste Verwarnung" er teilt werde, daß es aber einflußreichen Freunden de» letzteren dennoch wieder gelungen sei, diesen Befehl rück gängig zu machen. In ihrem letzten Stadium stehe die Sache so, daß man sich diese» Mal noch begnügen wolle, Hrn. Katkoff privatim zur Einstellung seiner Angriffe aus den Minister des Auswärtigen zu be wegen und daß zu diesem Behufe Katkoff »ä »uäion- äam vvrbum hierher berufen worden sei und morgen eintreffen werde. So viel jedoch aus panslawistischen Quellen verlautet, ist Katkoff durchaus nicht gewillt, seinen Feldzug einzustellen. ES würde also in diesem Falle eine Art Entscheidungskampf zwischen Katkoff und GierS bevorstehen, dessen Ergebnis man mit höch ster Spannung erwartet Eine laue Haltung der Kaiserl. Regierung würde aber in Rußland allgemein — und sicher nicht mit Unrecht — als Schwäche an gesehen werden und das Ansehen der Regierung völlig zerstören. Gelingt es also nicht, Katkoff durch höchste Einflüsse zu einem Waffenstillstände zu bewegen, dann wird die Regierung, oder richtiger Hr. v. Giers auf energische Stellungnahme der „MoSkowSkia Wjedo- mosti" gegenüber drängen müssen, und das bedeutet für Rußland und Europa eine Stunde inhaltsschwerer Entscheidung." Die „Köln. Ztg." schreibt u. a.: „Durch seinen offenen Angriff auf eine offene Kundgebung der russi schen Regierung hat Katkoff jetzt die Dinge einer kritischen Entscheidung entgegengedrängt. Die Gegner, welche bisher unter dem durchsichtigen Schleier der Anonymität ihre Kräfte im journalistischen Ringkampf gemessen haben, lassen jetzt das Visier herab und reiten mit unverhüllten Farben zu einem ernster», heißern Kampfe in die Arena ein, um welche sich die Gewal tigen der Erde als erwartungsvolle Zuschauer ge sammelt haben. Der russische Minister des Auswär tigen, Hr. v. GierS, hat begriffen, wie unsäglich da» Großmama, als daß diese dem in sie gesetzten Ver trauen nicht hätte entsprechen mögen. , Großmama ist ein großer Segen für unseren Haus halt," prieS die Frau Doktor täglich die Anwesenheit ihrer Mutter gegen den Gatten; „sie erspart uns ein zweites Mädchen, und um wie vieles beruhigter kann man jetzt einmal aus dem Hause gehen, da man Kin der und Wirtschaft bei ihr in so sicherer Hut weiß!" „Nein, welch ein Jeschick die Frau Baumeister doch haben, unseren kleinen Schreier zur Ruhe zu bringen", bewunderte Karoline, „daS Mädchen für alles", jenes Talent der guten Frau, welche ihr selbst häufig genug zu statten kam, und erwog dabei im stillen, wie viel Schelte sie wohl schon wegen Unacht samkeit oder zu langem Ausbleiben erhalten haben würde, hätte jene nicht stets durch rechtzeitige» Ein greifen die nachteiligen Folgen heilsam abgewendet. Ja, ja, solch eine Großmutter konnte fich mit Recht auf ihre Verdienste etwas einbilden, die von einem jeden auf da» bereitwilligste anerkannt wurden. Warum sie nur, wenn sie sich unbeobachtet glaubte, so viel seufzte, die wunderliche alte Frau, und wes- halb sie wohl so sehnsüchtig nach dem Stückchen blauen Himmel schaute, der hin und wieder zwischen den Dächern der hohen Häuser hereinlugte? Konnte sie e» denn irgendwo besser haben, wie hier, wo kein Hauswirt sie um die rückständige Miete mahnte, und >er Tisch täglich für sie mitgedeckt wurde? Wer mit echzig Jahren noch so körperlich rüstig, so geistig risch war wie „Großmama", der konnte doch unmög- ich schon müßiger Ruhe pflegen, sondern hatte Gott »u danken, daß er sich andern noch so nützlich machen konnte. Lag aber in diesem Bewußtsein nicht zn-
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