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EINUNDZWANZIGSTES GEWANDHAUS-KONZERT DONNERSTAG, DEN 27. MÄRZ 1919. Dirigent: Arthur Nikisch. ERSTER TEIL. Ouvertüre zu Kleists »Kätchen von Heilbronn« (Op. 17) von Hans Pfitzner. Aus dem allgemeinen zeitlichen Hintergrund einer Welt voll rüdlustiger Ritterlich keit, voll fröhlicher Kämpfe mit Schwert und Pferd führt die Musik alsbald an den »zerfallnen Mauernring, wo in süßduftenden Hollunderbüschen ein Zeißig zwitschernd sich das Nest gebaut«, das Lieblingsplätzchen des kleinen Kätchen, welche Strahl, unter eignen Schmerzen, gegen sein innerstes Gefühl von sich fortstoßen zu müssen glaubt, da er die tiefere Beziehung, in die diese zwei Menschen vom Schicksal gestellt sind, noch nicht erkannt hat. Sie wird ihm offenbar durch einen Cherub, dessen »Verkündigung, daß sie die Tochter seines Kaisers sei« in die wirre Fiebernacht klingt, in der der Ritter auf seinem Schloß zu Strahl »totkrank am Nervenfieber« liegt. Dem Leben in voller Frische zurückgegeben, wird Strahl von den Ereignissen bald dahin gebracht, vor aller Welt darzutun, daß »Kätchen die erst’ itzt vor den Menschen ist, wie sie’s vor Gott längst war« und kann nun, ohne daß Kaiser und Welt es hindern oder mißbilligen, das Kätchen an sein Herz ziehen. Konzert (Episodes concertantes, Dmoll Op. 45) für Klavier, Violine und Violoncell und Klavier mit Orchester von Paul Juon, vorgetragen von den Herren Franz Wagner, Fritz Schneider und Hans Botter- mund [Dresdener Trio]. (Zum ersten Male.) (Juon geb. 1872 in Moskau, lebt in Berlin.) Allegro moderato. Lento. Allegro non troppo. Olafs Hochzeitsreigen. Symphonischer Walzer für großes Orchester (Op. 22) von Alexander Ritter. »Skaldenlieder erzählen von einem nordländischen Ritter Olaf, der mit der Tochter seines Königs geheimen Liebesbund geschlossen. Verräterische Freunde brachten das unheilvolle Ge heimnis an den Tag. — Maßlos entflammte des Königs Zorn; maßlos aber auch Olafs Leiden schaft. — So kam es zu einem grauenvollen Vertrage, nach welchem die Königstochter aem Ritter feierlich angetraut, — das Hochzeitsfest mit allen dem königlichen Eidam zukommenden Ehren, allem Prunk und festlichen Lustbarkeiten begangen werden, — um Mitternacht aber Olaf sieti dem Henker überliefern sollte. — Die Trauung war vollzogen. Das Toben des Festes durch brauste den Königssaal, an dessen offenem Eingang der Henker wartete. Da trat Olaf mit seiner jungen Frau den Hocbzeltsreigen an. Liebestrunken, weltvergessen schwebten sie durch das Gewoge der Tanzenden dabin. Als aber die Mitter: achtsglocke erdröhnte, glitten sic entseelt auf den Flies. Sehnsuchtswonne und Todesgrauen hatten sie dahingerafft....*