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Musik-Aufführung im GEWANDHAUS MITTWOCH, DEN 9. JANUAR 1918, ABENDS PUNKT 7*/ a UHR VORTRAGSFOLGE: 1. Böcklin-Suite („Vier Tondichtungen für großes Orchester nach Arnold Böcklin“) von Max Reger Eines der letzten Ordiesterwerke des berühmten Lehrers der Tonsetzkunst am Leipziger Konservatorium, geschrieben 1913, zu einer Zeit, da er gleichzeitig die Meininger Hof kapelle leitete und mit ihr alle denkbaren Feinheiten der Instrumentation ausprobierte. Er wandte diese mit Vorliebe auf die Tonmalerei der Programm-Musik an, gab aber den Inhalt der Tonsätze meist nur in einem bezeichnenden Wort. Die vier Stücke sind nach Bildern des großen schweizerischen Malers gesetzt, die auch durch Postkarten-Nachbildungen weit bekannt sind: 1. Der geigende Eremit. 2. Im Spiel der Wellen. 3. Die Toteninsel. 4. Bacchanal. 2. Klavier-Konzert (A-Dur) von Franz Liszt Zuerst gespielt vor gerade sechzig Jahren, am 7. Januar 1857 im Hoftheater-Konzert zu Weimar, von Liszts Schüler Bronsart, steht dieses Konzert heute noch, was modernen Geist anlangt, an der Spitze der Tonwerke seiner Art. Die üblichen drei Sätze hat Liszt mit voller Freiheit in einen einzigen zusammengezogen, der in unerhörter Farbenpracht und Reichtum inneren Lebens gleichsam eine leidenschaftliche Erzählung des vortragenden Pianisten von seinen Schicksalen, seinen Träumen, Hoffnungen und deren teilweiser Er füllung darstellt, die das Orchester mit klanglicher Pracht und mitfühlendem, mit-darstellen- dem Ausdruck untermalt. 3. Sinfonie Nr. 3, (F-Dur) von Johannes Brahms Diese Sinfonie, zuerst gespielt im Konzert des Philharmonischen Orchesters in Wien, am 2. Dezember 1883, weicht in der Anlage der beiden Mittelsätze etwas von dem gewohnten Schema ab. Der zweite Satz ist ein Andante mit liedartiger Melodie, weniger ernsthaft als andere langsame Sätze des Meisters, wogegen der dritte zwar bewegteres Zeitmaß hat, aber nachdenklich gehalten ist, wozu die Molltonart wesentlich beiträgt. Die „Eck sätze“, Allegro und Finale, gehören zu Brahms gedankenreichsten, klangschönsten und wechselvollsten. Das Finale erinnert besonders deutlich an seinen Ausspruch, daß er beim Komponieren solcher Sätze innerlich Szenen aus dramatischen Kunstwerken erlebe; man hört Klänge die von Kämpfen und von inniger Versöhnung zu erzählen scheinen, ohne daß der Komponist sich über das Nähere irgendwie ausgesprochen hätte. Er schwieg in solchen Fällen mit Recht; besondere Angaben hätten die Fantasie des Hörers nur ein schränken können. Die Erläuterungen zu den Musikstücken verdanken wir der Güte des Herrn Dr. Max Steinitzer Es wird gebeten, 10 Minuten vor Beginn der Aufführung die Plätze einzunehmen Anfang pünktlich 7’4 Uhr Unmittelbar vor Beginn der Aufführung werden die Türen geschlossen