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Wohl selten gelingt es dem Wanderer, der die Heide durchstreift, diese stillen Waldbewohner zu belauschen. Er muß schon Glück haben, wenn er den roten Freibeuter, den Fuchs zu Gesicht bekommt. Ebenso selten begegnet er dem einsamen, verdrießlichen Höhlenbewohner, dem Dachs, der hier und da in unserer Heide noch ein Asyl gefunden hat. Der Wanderer muß sich mit dem Anblick des Hasen be gnügen, der plötzlich aufgescheucht aus seinem Bett sich er hebt, um ebenso schnell wieder im schützenden Heidekraut zil verschwinden. Mißtrauisch verwindend durch den Tau kommt noch der Igel anspaziert, der dem Wanderer hin reichend Zeit zur eingehenden Musterung läßt, um sich daun, mit sich selbst zufrieden, im nächsten Buschwerk zu verkriechen. Zum Schluß unserer Heidewanderung zeigt uns die Göttin Diana noch das schönste, was sie im Heidewald ver borgen hält: Das Lieblichste soll Diana uns noch zeigen, Was treulich sie beschützt in dichtbelaubtem Haine. Was regt sich im Gebüsch? Was rauscht im Laub der Eichen? Wer naht mit leisem Schritt bei Phöbus letztem Schein? Wer tritt so leise jetzt auf jeue lichte Stelle? Es ist bas schlanke Reh, Europas Hirsch-Gazelle. Außer dem Rehwild hat sich in unseren zusammen hängenden Kiefernwaldungen der Hirsch erhalten, dem Heger und Pfleger dieses edlen Wildes noch eine dauernde Heimstätte geschaffen haben. So sind wir mit sehendem Auge durch unsere Heimat gewandert, um Neues zu schauen und Altes mit diesem zu vergleichen. Im Sinne und im Geiste von Hermann Löns, dem besten Kenner und liebevollen Darsteller unserer Heide, haben wir versucht, unsere Liebe zur Heimat zu begründen. Der Sänger von Heide und Moor ist zu früh von uns ge gangen. Wir aber wollen trachten, daß sein Werk und der Geist seines Schaffens unter uns lebendig bleibt zum Segen für uns und unsere deutsche Heimat. Die SMttasssrarr (Vock einer alten Wendensage) Ls glükt dis Sonne so keitz überm §sld, In Mittagsruhe träumt rings dis Welt. Lin Mägdlein jätet einsam, allein Den schimmernden Blocks am blumigen Uain. Ls summt ein Lisdcben leis vor sieb bin In sorglos keckerem Jugendsinn Wie kosend umwskt es ein Lüftchen lau, Da plötzlich stekt vor ihm die Mittagsfrau! Vas Mägdlein rastet und bang es erschrickt — Vock freundlich die §rau auf das Mägdlein blickt: „Nun gib mir, o Maid, in der Mittagsstund Vie ganze Sesckickis des §Iacbsss kund! Und gibst Lu mir nickt genügend IZescbeid, So wirst du niemals vom Liebsten gefreit!" — Vas Mägdlein erzählt, was alles es weitz, Line Stunde lang, — wie lockt der Preis! Wie man säst den §lacks und was alles mutz sein, Lk die Leinwand gewonnen, weitz und kein. — va sndlick vom Dorfs herüber dis Ukr Scklägt eins - laut hallt es über die §Iur; Und kinterm Korn, auf blühender lstu' Entschwindet langsam dis Mittagskrau. lstugusts Lapstick, löoyerswerda. OverMussGer d andSSeute bestellt » lest Vie Verlag r nmarx, «utyvrulkerei unv Leitung» «erlag <s.v. K-, o^eityrnau. Sa. Peters Sieg am Würstelbaum Eine heitere Begebenheit bei einem ländlichen Kinderfest Von Max Zeibig, Bautzen Kein Mensch glaubte, daß einer der Dorfjunge» die sieben Meter hohe Stange hinaufkommen würde, die . . . aber nein, ich muß anders anfangen. Also: als mich das Auto an der von grünen Feldern förmlich cingehüllten Bahnstation abholte, war ich eigent lich noch ganz voll der Freischütz-Romantik, die der Dresd ner Staatskapellmeister Fritz Busch mit seinem „himm lischen Orchester" und begnadeten Künstlern am Vorabend ausgedeutet hatte. Die Fahrt durch das grüne Vor sommergelände, nur hier und da mit bunten Dörfern be tupft und vom ersten Mohn und blauen Kornblumen durchleuchtet, ließ die deutschen Melodien rein und schön nachklingen und die Aufregung der Wolfsschlucht beruhigt hineiuspielen in die Harmonie der heimatlichen Landschaft. Dann aber kam die Erinerung wieder stärker herauf, als wir einfuhren in den grünen Grund und hinaufstiegen zu jenem Platz, wo die Kinder von Drehsa und Pommritz ihr Fest feiern wollten. Und da war eine richtige Volksszene, lebendig, bewegt, farbig und fetugezetchnet, wie von Ludwig Richter! Ein schöner, geräumiger Plan, im Kreise von zwölf mäch tigen Linden umstanden. Die Linden bereit zum Aufbruch ihrer Blüten, ganz feinen, gehauchten Duft verschenkend. Die Dorfmenge rund um den Plan, junge, alte, braune, frische, verwetterte und unberührte, aber lauter gute und gutgewillte Gesichter. Im Kreis, immer geordnet, geschart, entfesselt, befohlen und gerufen, die Kinder und die jungen Mädchen, die noch durch den Mai ihres Lebens lachen: als Feen in roten, blauen, grünen, gelben Kleidchen aus Flitter und Krepp, als Zwerge mit furchtmachenden Flachsbärtcn und karfunkelrvten Waldmeister-Weinuasen, als Männer, Frauen, Hexen, Prinzen, wachsende Pilze, und was weiß ich! Immer spielend: Märchen, immer tanzend, singend: lustige Tänze, vertraute Lieder! Unter Bögen von Korn blumen, Mohn und Margritten wiegende Reigen schreitend. Bänder um den Baum schlingend. Hundert mal farbig. Ein fröhliches Kaleidoskop glücklicher Jugend. Immer leuch tend, immer strahlend: Unser Tag! Unser Fest! O köstlicher Schmaus von Kuchen und Kaffee, sorglich bereitet von liebevollen Händen! O fröhliche Spiele: Das Laufen, Rennen, Springen, — das Sackhüpfen, das auch die lustige« Beamten und der berühmte Herr Professor mit machen, und das Hallo, als die Beamten im Grase liegen! Triff das Loch! heißt so ein Spiel, bet dem der Ball aber meist nicht trifft, man mag noch so zielen, noch so heftig schießen! Nur schwungvoller saust der Ball vorbei. Und immer wieder lockt der Leiter: Wer hat Mut? . . . . Wer hat Wut! Und Wut kann man schon bekommen, wenn man nie trifft! Ein anderes Spiel heißt: Dem Esel den Schwanz anstecken. Das ist so: Mau hat einen Esel auf die Tafel gezeichnet. Mit verbundenen Augen wird man davor ge führt und muß nun den beweglichen, gelösten, metallenen Schwanz anstecken. Wer ihn in einen bestimmten Kreis steckt, bekommt den Preis. Aber wo steckt der Schwanz? Auf dem Kopfe, an der Nase, am rechten Bein, auf dem Rücken! Und das gibt Spaß. Das ist's ja eben, dieses ungestüme, herrliche Freuen, das dann immer wieder losbricht. Diese lustige, doch nie böse Schadenfreude. Und diese Freude baut Brücken, Brücken, Brücken! So: das ist der Siegesschauplatz. Denn davon wollte ich doch erzählen. Es war ein kleines Volksfest. Und ein Volksfest ohne „Würstel" ist kein rechtes Volksfest. Rote oder grüne Limonade gehört eigentlich auch dazu. Meist noch Gummikuchen.