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Tie französischen Republikaner, welche in Folge ihrer Welloscn Zersplitterung bei den Kammerwahlen am j Oktober eine entschiedene Niederlage erlitten und fast hundert Sitze an die Monarchisten und Bonapartisten ver leim haben, sehen mit banger Erwartung dem 18. Oktober wiegen, dem Tage, an welchem in ganz Frankreich die Llichwahlcn vollzogen werden. Die Letzteren sind um so kdeutungsvoller, als durch sie der Sieg der Monarchisten Mr wettgemacht werden könnte, was für das jetzige System eine Lebensfrage wäre. Bis jetzt sind nur 127 re- yMamsche und 177 konservative Abgeordnete definitiv zetvählt; es liegt deshalb auf der Hand, daß erst bei den noch erforderlichen 270 Stichwahlen die endgiltige Entscheidung sollen wird. In den letzten Tagen machte sich ein Um schwung zu Gunsten der Republik erkennbar, indem der vor- mtige Sregesjubcl der Konservativen in Frankreich und die Aufforderung ihrer Organe zu einem förmlichen Staats streich sowohl den Radikalen wie Opportunisten deutlich den Abgrund zeigte, an dem sie jetzt nahe genug stehen. Die monarchisch klerikale Reaktion ist nach dem im ersten Anlauf errungenen Sturm der ersten republikanischen Befestigung unvorsichtig genug gewesen zu verrathen, was aus Frank reich werden würde, wenn sie am 18. Oktober vollständig Meister der Situation werden sollte. Das war mindestens ungeschickt, denn in Folge dieser übermüthigen Heraus forderung stehen die erst zersplitterten Republikaner im Be griff, sich bei der Nachwahl zum Schutz und Trutz gegen den gemeinsamen Feind zu verbinden. Die stürmischen Tzenen vor dem Redaktionslokal des „Gaulois" in Paris haben gezeigt, wie sich die Pariser durch den Siegesjubel der Monarchisten und Bonapartisten gedcmüthigt fühlten. Ter Unmuth eines großen Theiles der Pariser Bevölkerung war so groß, daß die Regierung alle Energie ausbietcn mußte, um ihre politischen Gegner vor Insulten zu schützen. Wenn der erste Unfall bei den Kammerwahlen die französischen Republikaner veranlaßte, den Bruderzwist auszugebcn und ihre vereinte Kraft gegen die Koalition von bonapartistischen Raufbolden, politischen Reaktionären und Jesuiten zu richten, dann würde die Niederlage des 4 Oktober die glücklichsten Folgen für das republikanische sfranbcich haben. Wie versichert wird, hat der Führer der Radikalen, Clemenceau, bereits die patriotische Losung aus- gegeben, daß seine Freunde am 18. Oktober dort, wo sie m der Minderheit sind, für den opportunistischen Kandi daten stimmen sollen. Er hat den Radikalen dabei klar gemacht, daß ihre eventuelle Stimmenthaltung in solchem Falle dem gemeinsamen Gegner zum Siege verhelfen Vörde. Für'dic 34 Pariser Stichwahlen ist wahrscheinlich venig zu fürchten; anders sieht cs aber in den Provinzen aus, wo die energisch betriebenen Versuche, die Republikaner Mr einander zu einigen, auf große Schwierigkeiten stoßen. Dabei zeigt es sich klar, welchen schlechten Dienst Gam betta und Ferry der Republik erwiesen, als sie alle Kraft emsttztcn, um die ihnen so günstigen Arrondissemcntswahlcn P beseitigen. Das von ihnen so eifrig befürwortete Listcn- mutimum läßt die freisinnigen Wähler der Städte von de" sie umringenden ländlichen Wählern ersticken, welche Wre den klerikalen Einflüsterungen stets ein williges Ohr likhen. Entgeht die jetzige französische Regierung der jetzt aoch über ihrem Haupte schwebenden drohenden Gefahr, dann wird sie aus Gründen der Selbsterhaltung gar nicht "mhin können, eine Wahlart wieder zu beseitigen, die sich mir in festgcleiteten Monarchieen oder in solchen Republiken ""wenden läßt, in denen eine allgemein respektirte Persön- Weit wie ehemals Gambetta in strammer Weise die Zügel führt. , Eine solche Persönlichkeit findet sich unter den jetzigen Musischen Machthabern nicht. Jules Grövy hat als Präsident bsr Republik nicht einmal so viel Kraft besessen, um die Tonkin- Politik zu verhindern, gegen welche er sich iviederholt miß billigend aussprach. Dem sonst so einflußreichen Jules Ferry vacht man es allgemein zum Vorwurf, daß er Frankreich v kriegerische Händel aller Art verwickelte, statt bei einer niedlichen und sparsamen Regierung die Steuerlast zu er- »xhtern und richtiger zu vertheilen. Ebenso mißliebig sind ^ meisten Mitglieder des jetzigen Kabinets Brisson, die der «Hilfe der Radikalen ihre Portefeuilles verdankten, aber die ^wärtigc Politik Ferry's unverändert sortsetzten. Der .Wck an thatkräftigen und allgemeines Vertrauen ge- "lchendcn Staatsmännern ist im republikanischen Lager so daß Grövy und Brisson trotz aller Unzufriedenheit der Möllerung ruhig an ihren Plätzen bleiben dürften, wenn nicht ein den Monarchisten günstiger Ausfall der Stich wahlen sie zu einem freiwilligen Verzicht veranlassen sollte. Für den Weltfrieden wäre das Fortamtiren Grc-vy's und Brisson's ein entschiedener Vortheil, doch würde der Frieden kaum ernstlich bedroht werden, wenn selbst die Radikalen und Intransigenten an das Ruder gelangen sollten. Der Fanatismus dieser Parteien ist auf das Innere gerichtet, sie dürsten nach großen sozialen Reformen, über deren Grund bedingungen und Ausführbarkeit sie nicht eben sehr klar sind, aber die Radikalen denken nicht daran, einen Revanche-Krieg gegen Deutschland anzuzetteln, der einem halbwegs glücklichen Fcldherrn die Möglichkeit böte, die Diktatur in Frankreich zu erringen. Die Kriegspartei Frankreichs stcckt vielmehr unter den Monarchisten, die sofort, nachdem sie au das Staatsruder gelangt sein würden, den Revanche-Krieg hcrbei- führen dürften, um ihre Existenzberechtigung zu beweisen und um sich mit Hilfe der Bajonette auf dem neuenungenen Posten zu behaupten. Jedenfalls ist die Laße in Frankreich sehr ernst und eine solche, von der sich nicht sagen läßt, ob sie nicht binnen Kurzem anderen Mächten mehr Sorgen bereiten werde, als selbst die Balkan-Krise. Sehr viel wird davon ab- hänaen, ob in der französischen Armee der streng republi kanische Sinn des Generals Campenon die Disziplin auf recht erhält, welche durch die Verlockungen der Monarchisten, Bonapartisten und Klerikalen ernstlich bedroht ist. Selbst wenn die Stichwahlen das jetzige Mißverhältniß der Kammer wahlen ausgleichen sollten, wird die Fortsetzung der Präsi dentschaft Grövys unerläßlich sein, um gefährliche Abenteuer zu verhüten. Die Präsidentenwahl ist darum das nächste große Ereigniß, welches die Einigkeit der Republikaner auf eine ernste Probe stellen wird. Zu dieser Wahl müssen die Kammer und der Senat vereinigt als Kongreß zusammen- trctcn, dessen Physiognomie durch die Wahlen ganz we sentlich verändert worden ist. Nun ist es sehr wahrschein lich, daß die Monarchisten im Stillen ihre Vorbereitungen treffen, um, wenn nicht bei der jetzigen Präsidentenwahl, so doch wenn Grovy das Zeitliche segnen sollte, mit einem Prinzen Kandidaten bei der Hand zu sein. Fordert doch bereits der vorlaute „Figaro", der den Rücktritt Grvvys als unmittelbar bevorstehend bezeichnet, die Orleansprinzen in verschämter Weise zu einem Staatsstreich auf. Von der stillen Entschlossenheit der Monarchisten ist für die Zukunft in Frankreich sicher noch manches Unerwartete zu befürchten. Um so bedauernswerther ist, daß gerade jetzt durch die Be rufung des Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst zum Statt halter von Elsaß-Lothringcn der wichtige Pariser Bot- schaster-Posten erledigt wird, zumal der angeblich zum Nachfolger Hohenlohe's in Paris designiere bisherige deutsche Botschafter in London, Graf Münster, kaum Garan tien für eine gleiche Feinsinnigkeit bietet, wie der geistvolle bisherige Vertreter des Deutschen Reiches bei der französi schen Republik. Vor Kurzem soll Fürst Hohenlohe sich gegen den Pariser „Times"-Korrespondentcn Oppcrt von Blowitz über die Wahlen in Frankreich ausgesprochen haben, lieber diese angeblichen Aeußerungen des bisherigen deutschen Bot schafters in Paris schreibt nun das Cityblatt: „Die Warnung des Fürsten Hohenlohe an alle Parteien, sich der Mäßigung zu befleißigen, war natürlich nicht uneigennützig: aber sie war deshalb nicht weniger bedeutungsvoll. Die Worte waren diejenigen von Adolphe Thiers: „Ua vietoiro sora au plus sage", aber die Stimme war die des Fürsten Bismarck. Es ist natürlich, daß die deutschen Ansichten sich mit der Frage der künftigen Beziehungen zwischen Deutsch land und Frankreich beschäftigen sollten, und selbst das in's Gedächtniß zurückgerufcn werden sollte, was Fürst Bismarck oftmals über die internationale Bedeutung einer Wieder herstellung der Monarchie gesagt hat. Vor zehn Jahren wünschte der deutsche Kanzler eine solche Herstellung durch aus nicht, und ziemlich sicher wünscht er sie auch jetzt nicht. Aber wir sind sehr weit von dem Tage entfernt, an welchem über eine solche Sache als von einer Möglichkeit gesprochen werden könnte. Eine Kammer, welche 130 oder 140 Roya listen enthält, denen 350 oder mehr Republikaner und 60 Bonapartisten gegenüberstchen, die im Grunde ebenso sehr dem Grafen von Paris opponiren, als M. Clemenceau selber, ist nicht die Art von Kammer, welche für die Unter drückung der Republik stimme» dürfte. Es besteht aller dings c'ine Gefahr, daß die Reaktion, wcnn sie einmal im Lande Fuß gefaßt hat, bei späteren Wahlen an Stärke ge winnen dürfte; aber dies ist eine Frage der Zukunft." Die „Times" urtheilt damit anscheinend doch etwas zu opti mistisch, während die vorsichtige deutsche Staatslcitung diese „Frage der Zukunft" sicher fest im Auge behalten wird Die Entwickelung der Dinge in Frankreich, die am 4. d. M eine so überraschende Wendung nahm, hat ^wei wichtige Stadien vor sich, die Stichwahl und die Präsidentenwahl. Bevor diese beiden Stadien nicht zurückgelcgt sind, ist die Zukunft Frankreichs in tiefes Dunkel gehüllt. Tagesschau. Freiberg, den 13. Oktober. Ter deutsche Kaiser begeht am nächsten zweiten Januar sein sünfundzwanzigjähriges Ncgierungsjubiläum als König von Preußen. In weiteren Kreisen beschäftigt man sich, wie die „Köln. Jtg." in Erfahrung gebracht hat, schon jetzt mit Vor besprechungen zu einer recht würdigen Feier dieses hohen Erinnerungstages. — Vorgestern Nachmittag wohnte der Kaiser trotz der recht ungünstigen Witterung mit dem Groß- Herzog und der Großherzogin von Baden dem Armeerennm in Iffezheim bei. Nach der Rückkehr sand das Diner im Meßmer'schen Hause und darauf Thee bei der deutschen Kaiserin statt. — Der neuernannte Statthalter der Reichslande, Fürst Hohenlohe-Schillingsfürst, verließ vorgestern Abend Paris, um sich zuvörderst nach Baden-Baden zu dem deutschen Kaiser zu begeben. Der deutsche Geschäftsträger Botschastsrath Freiherr von Rotenhan und das gesammte Personal der Botschaft ge leiteten den Fürsten in Paris bis zum Straßburger Bahnhöfe. Gestern hatte der Statthalter in Baden-Baden eine Audienz bei dem Kaiser und erhielt von demselben eine Einladung zum Diner, dem auch der von Straßburg eingetroffcne Staats sekretär von Hoffmann beiwohnte. — Der „Reichs-Anzeiger" publizirt eine allerhöchste Verordnung vom 28. September, betreffend die Ucbertragung landesherrlicher Befugnisse auf den Statthalter Elsaß-Lothringens. Wie die ministerielle „Nordd. Allg. Ztg." mittheilt, finden jetzt in Berlin anläßlich des sensationellen Graes'schen Mein- cidsprozesses über einzelne in der mündlichen Verhandlung vor- gckommcne Unzuträglichkeitcn, wie über die Mittel, solchen auf dem Boden der bestehenden Gesetzgebung vorzubeugen, Konfe renzen im preußischen Justizministerium statt, woran auch die Präsidenten der Berliner Gerichte und Beamte der Staatsan waltschaft theilnchmen. Gegenüber der in vielen Blättern aus gestellten Behauptung, daß neuerdings in Preußen mit Vorliebe aus der Staatsanwaltschaft Persönlichkeiten zur Besetzung höherer Richtcrstellcn entnommen würden, führt die „Nordd. Allg. Zrg." Folgendes aus: Seit dem Eintritt der Gerichts organisation sind vier Beamte der Staatsanwaltschaft in richter liche Aemter unter Rangerhöhung befördert worden, umgekehrt wurden genau ebensoviel richterliche Beamte unter Beförderung in die Staatsanwaltschaft versetzt; alle übrigen Versetzungen dieser Art waren keine Beförderungen, sie stellten nur einen Tausch der Aemter und des gleichen Ranges dar. Im klebrigen seien 30 Beamte der Staatsanwaltschaft ohne Beförderung in Richtcrstellen eingetreten und 14 richterliche Beamte unter gleichen Verhältnissen in die Staatsanwaltschaft eingereiht worden. Zu bedauern sei es nur, daß der Wechsel zwischen richterlichen und staatsanwaltlichen Beamten nicht häufiger ein trete, da die Rechtspflege dadurch nur gewinnen könne. Gestern genehmigte die jetzt in Berlin tagende evangelische Gencralsynode das Kirchcngesctz über das Dienstalter der Geistlichen mit einigen unerheblichen Zusätzen, sowie die Vor lage, betreffend die Einführung der landcskirchlichen Kollekte für die deutsche evangelische Diaspora des Auslandes. Der Hofprediger Stöcker beantragte die Zustimmung der General synode dazu, daß der Berliner Stadtmission aller 2 Jahre und für die nächsten 6 Jahre eine allgemeine Kirchenkollekte be willigt werde. Der Befehlshaber des deutschen Geschwaders vor Zanzibar, Admiral Knorr, hat den Sultan Said Bargasch nicht bewegen können, seine am Bord des Admiralschiffes befindliche Schwester, welche die Wittwe eines Deutschen ist, zu empfangen und sich mit derselben auszusöhnen. Um so energischer vertritt nun der Admiral Knorr die Ansprüche dieser Wittwe auf ihr Ver mögen, welches sich auf 20 000 Psd. beläuft. Trotz aller offiziösen Dementis gilt die Stellung des österreich-ungarischen Ministers des Auswärtigen, Grafen Kalnoky, als unhaltbar und hält man die Wiedcrübernahme dieses Portefeuilles durch den Grafen Andrassy für sehr wahr scheinlich. — Das österreichische Kronprinzcnpaar geleitete vorgestern den Prinzen und die Prinzessin Wilhelm von Preußen nach Pest. Die Herrschaften stiegen dort in der Königsbnrg ab, besichtigten noch vorgestern Abend trotz starken Regens die Ausstellung und besuchten später die Oper, welche am Vorplatze festlich beleuchtet war. — In Böhmen pflanzen sich die Exzesse zwischen den beiden Nationalitäten