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Sonnabend, den 12. September. 1857. ') Von einem Komgl. Sachs. Offizier. Kladderadatsch sagt: „jene Denkmünze ist eine Münze, bei der sich mancherlei denken lasse. Um nur einen Gedanken auS- zusprechen, so läßt sich dabei denken: Napoleon III. wolle leise sondiren, ob noch Empfänglichkeit für eine etwaige 2. vermehrte und verbesserte Auflage des Rheinbundes unter seinem Pro» tectorat vorhanden sei? Oder ein zweiter: Ob das Unkraut V«S ParticularismuS noch so lebenskräftig in Deutschland wuchere, daß man das alte Spiel erneuern, und wieder Deutsche mit Deutschen bekämpfen lassen könne? rc. Nun, wir hoffen, daß man sich in den deutschen Bundes staaten, welche Preußen näher liegen, den edlen Nationalstolz dieser thatkräftigen Nation zum Muster nehmen werde, während man in denjenigen Staaten, wo östr. Sympathien vorherrschen, auch hierin dem ehrenhaften Beispiele des kais. königl. östr. Offizier-Corps nachahmen werde, welches mit so erfreulicher Offenheit „seine deutsche Gesinnung — und gewiß mit stiller Ge nehmtgung seines katserl. Kriegsherrn — ausgesprochen hat. Erscheint s Pw Wochentag früh , »Uhr. Inserate wer- bi» Nachmittag« z Wr für die nächst« Meinende Nummer angenommen. Kosten unsrer deutschen Nachbarn —. Man denkt aber nicht daran, wie Napoleon und seine Mar- schalle, sobald sie deutsche Vasallentruppen unter ihrem Befehle hatten, diese „die Kastanien aus dem Feuer holen" und von ihren Franzosen verspeisen ließen, während jene für die ver- i brannten Pfoten nur die verkohlten Schalen bekamen. Lxempla «aut oäio8». Jedes Rheinbund-Contingent hat franz. Undank genug in seiner Geschichte aufzuweisen, besonders, wenn die Franzosen durch ihr eigen Verschulden ein Unglück traf. Aber ganz abgesehen davon — kann nach länger als 42 Jahren, während welchen Zeitraums Leidenschaften jener Kampfes- tage sich zu beruhigen vollkommen Zeit gehabt haben, kann nach so langer Zeit irgend ein Soldat jener Rheinbundsstaaten, sei er Offizier oder nicht — noch mit verblendetem Auge in jene Zeit zurückschauen? Muß nicht jedem seitdem die Schmach jener Zeit vor seinem Bewußtsein aufgegangen sein, wo deutsche Für sten zu Vasallen eines corsischcn Edelmanns erniedrig!, oder von demselben ohne Weiteres von dem Throne ihrer Väter verjagt worden waren? wo deutsche Länder von den gewissenlosesten franz. Beamten systematisch ausgesaugt wurden! Müssen aber nicht auch jene deutschen Militärs, welche «inst für die ehrgeizigen Zwecke des großen Corsen fochten, diese Denkmünze mit einem sehr zweideutigen Gefühle tragen, da sie später ja Alle gegen ihn gefochten, ja viele in offener Feldschlacht die Reihen der Franzosen verlassend in die ihrer Landsleute über getreten sind?! — Tagesgeschichte. Freiberg. Ocffentliche Gerichtsverhandlung den 12. Sept. Vormittags 9 Uhr. Hauptverhandlung in UntersuchungSsachew wider den Viehhändler Johann Gottlob Herzog und dessen Ehefrau allhier, wegen Betrugs. — Gegenüber den in der Elb» und Rheingegend gemachten Beobachtungen des nochmaligen Blühens von Weinstöcken und Obstbäumen sei bemerkt, daß auch in einem hiesigen Obst garten ein junger Apfelbaum in wenigen Blüthen seinen zwei ten Tribut darbringt. .Halsbach, den 6. Sept. Heute Morgen '/«6 Uhr schlug der Blitz in die hiesige Schulwohnung. Die Hausfirste wahr scheinlich zuerst treffend, mag sich derselbe von da ab in zwei Hauptrichtungen, die beiden Dachsetten herabgehend, und hierauf in mehreren unbestimmten Richtungen seinen Weg in die inner» Räume nehmend, getheilt haben. Nicht unbeträchtlich ist der Schaden sowohl für die Commun, als für die Lehrerfamtlie, und hätte für den ohnehin armen Ort noch empfindlicher wer den können, wenn nicht durch rechtzeitige Hilfe dem schon im Entstehen begriffenen Feuer Einhalt gethan worden wäre. Auch hat der Blitz den Lehrer am Körper mehrfach gestreift und ist derselbe durch die Erschütterung längere Zeit in betäubten Zu stand versetzt worden. Möchte dieser Vorfall dazu dienen, die Gemeinden dahin zu bestimmen, auf ihren Schulwohnungen gute Blitzableiter anbringen zu lassen und die kleine Ausgabe dafür nicht zu scheuen, um möglich größer entstehenden auszu weichen. Dresden, 9.-Sept. (D. A. Z.) Wenn man einen recht lebhaften Extract aus unserer Fr emden welt haben und sehen will, so darf man nur unser Museum besuchen. Man trifft hier von den 10—12,000 Fremden welche unsere Stadt in jedem Monat durchschnittlich besuchen, sicher den größten und auser lesensten Theil. Die Zahl- (Montag und Mittwoch) wie Frei- Tage (Sonntag, Dienstag, Donnerstag und Freitag) sehen stets volle Räume, und neben den vielen wcrthvollen Bildern an den Wänden gewährt das Parquet ein in vieler Beziehung noch interessanteres Bild. Das lebendige Wogen Hunderter von Menschen aus fast allen Himmelsgegenden dürfte zwar manche Blicke von der Wand abzichen, giebt aber dem Ganzen einen um so angenehmer»! Reiz, als die Räumlichkeiten wahrhaft groß artig und mit Geschmack und einer wohlthuenden einfachen Eleganz angelegt und ausgestattet sind. Es ist nicht unser viel leicht befangenes, sondern das Urtheil vieler Fremden, daß zur Zeit das hlesige Museum eins der schönsten mindestens in Deutsch land, wo nicht in Europa sei. Die St. Helena Medaille und ihre Bedeutung. Aus einem ehemaligen Nheinbundsstaate.*) In dem Dienstagsblatte der Deutsch. Allgem. Zeitung vom 8. Mai steht ein Aufsatz aus Oesterreich mit der Chiffre 25 be zeichnet, welchen wir mit großer Befriedigung gelesen haben. Diesem zufolge erklärt sich das Offizier-Corps der kais. königl. östr. Armee dagegen, daß ein Offizier oder Soldat, actlv ober bereits im Pcnsionsstande, n.m die franz, napoleonische St. Helena-Medaille — falls er für Napoleon I. einmal gefoch ten — einkommc, noch sie annehme und trage, falls sie ihm angeboten werde. Wir können nicht umhin, unsere innigste Freude darüber auszudrückcn, daß sich im kais. köntgl. östr. Offizier - Corps so viel deutsche Gesinnung so offen ausspricht. Von der gleich chrenwerthen preuß. Armee sind wir über zeugt, daß die franz. Denkmünze dort eine Unmöglichkeit ist. Das herrliche eiserne Kreuz müßte ja vor Schaam darüber roth glühend werden, und die Brust jenes undeutschen Mannes brand marken, der neben dein deutschen eisirnen Kreuze die franz. Denk münze tragen könnte. Nun handelt es sich aber noch um die mittlen und kleinen deutschen Staaten, oder mit andern Worten: um die Staalen des ehemaligen Rheinbundes. Hier giebt es Viele, wo man noch mit stiller Wehmuth an § die „glorreichen Zeiten des große»! Kaisers" zurückdenkt; wo man mit innerer Genugthuung der Zeiten gedenkt, in welchen man den verhaßten — deutschen Bruder bekämpfte; wo man j mit bitterem Schmerze klagt: „ja hätte der große Napoleon ge- ( siegt, so wären wir auch groß und mächtig" — natürlich auf Freiberger Anzeigern und gespaltene Zelle oder -- deren Reum mit S Tageblatt.