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Großenhainer Nnterhaltungs- und An^eigeblatt. Gedruckt, verlegt und rcdkgirt von Herrmann Starke in Großenhain. 24. Sonnabend, den 26. März 1853. Tagesnachrichten. Sachsen. Die vom Buchhändler Schäfer in Dresden ausgelegte Glückwunsch-Adresse an den Kaiser von Oesterreich hat nur 646 Unterschriften erhalten. — In Leipzig ward ein Restaurateur zu 4 Wochen Gefängniß verurtheilt, weil er in seinem Locale das bekannte Bild mit der Unterschrift: „Die Männer des Volks" hängen hatte. — Am 15. März wurden in der Chemnitzer Freimaurer- Loge wieder eine Anzahl armer, würdiger Confir- manden neu bekleidet. Von Len Feinden dieses Ordens wird so etwas nicht bekannt, da es Geld und nicht blos Worte und Redereien kostet. — Der Communalgarde zu Annaberg ist eine gleich mäßige Bekleidung und Bewaffnung (blauer Waf fenrock, Tzschako, blau mit Lederdeckel, Bajonett- Flinte und Patronentasche nebst Bajonettscheide) vorgeschrieben, die vom 1. Mai an unbedingt vor handen sein muß. — Die erste Bürgerschule in Leipzig zahlte 2391 Schüler in 29 Classen mit 29 Lehrern, 8 Hülfslchrern und 5 Lehrerinnen; die zweite Bürgerschule zahlte in 20 Classen mit eben soviel Lehrern, 3 Hülfslehrern und Lehrerinnen nur 942. Jeder Schule starben im Laufe des Schuljahres 10 Schüler. — In der Bräunsdorfer Anstalt hat eine 24stündige Feuersbrunst den ganzen nördlichen Theil des erst vor 10 Jahren aufgeführten Haupt- Gebäudes bis zum Parterre zerstört. Der Brand ist wahrscheinlich durch eine russische Esse entstan den. — In Altenberg brannte das Schießhaus ab. — In Wilthen (Oberlausitz) starb eine Almosen-Em pfängerin, bei der man 90 Thaler in Silber und 200 Thaler in vergilbten, längst außer Cours ge setzten Cassenbillets fand. — In Mittweida schlug ein Handwerksbursche bei seiner Arretur einen Po lizeimann so in die Magengrube, daß derselbe nach wenigen Minuten starb. — Von der Kreuzschule zu Dresden mit 310 Schülern, gingen 28 zur Uni versität ab; hiervon studiren 19 Jura, 5 Medicin und nur einer Theologie. Oesterreich. Der heilige Vater hat dem Kaiser von Oesterreich ein äußerst werthvolles Geschenk ge macht, — einen Backzahn des heiligen Petrus.— Wie es nun immer deutlicher wird, hat Oesterreich durch den Grafen v. Leiningen in Constantinopel ziemlich nichts durchgesetzt. — Wegen Demonstration für Kossuth erhielt der Techniker Slawiczek zu Prag 60, zwei andere je 30 Ruthenstreiche, ein Schneider- Lehrjunge wegen Majestätsbeleidigung 50 Stück. — Die Lage der Engländer in Oesterreich wird äußerst peinlich. Die Aristokratie und ihr ganzer Anhang und alle „guten Untertbanen" ziehen sich gänzlich von ihnen zurück und dafür wendet die Polizei ihnen ihre ganze Liebe und Sorgfalt zu. Würtembcrg. Die Prügelstrafe ist auch auf Betteln, Baumfrevel rc. beschlossen worden. Nassau. Mehrere ganze Gemeinden werden dieses Frühjahr nach Amerika auswandern. Frankfurt. Für die Vermehrung der Bundes armee um 150,000 Mann haben außer Preußen und Oesterreich nur Kurhcssen, Nassau, Braun schweig und Lie 16. und 17. Curie gestimmt; alle übrigen stimmten nur für 50,000 Mann mit Aus nahme Dänemarks, welches gar keine Vermehrung wünschte. —- Das nach neueren Nachrichten falsche Gerücht des Auslaufens der englischen Mittel meerflotte, sowie einer französischen nach den tür kischen Gewässern und die Rüstungen Rußlands hatten in der Börsenwelt Angst und nicht unbedeu tendes Fallen der Actien und anderer Papiere zur Folge gehabt, wir glauben, ohne Grund, denn ein Krieg um die Türkei gehört unter jetzigen Umstän den zu den Unwahrscheinlichkeiten. — Die Haus suchungen zum Theil bei Leuten anerkannt konser vativer Gesinnung verbreiten sich durch das ganze deutsche Reich; Bremen, München, Nürnberg wur den neulich heimgesucht. Frankreich. Die Fürsorge Napoleons und seiner Regierung für die Arbeiter zeigt sich in jeder Weise, und so lange der Kaiser diese und das Heer für sich hat, braucht er keine andere Macht zu fürchten. Während viele andere Regierungen in jedem Arbeiter einen geborenen Wühler und Demokraten sehen und ihn in besondere polizeiliche Obhut stellen, sucht Napoleon ihre Lage auf jede Art zu verbessern. Jetzt ist wieder von der Gründung einer Arbeiter- Bank die Rede, worin die Arbeiter auf ihr bloßes Ehrenwort kleine Darlehen erhalten sollen. In einem Jedem zugänglichen Buche sollen nur die Namen der richtig Zurückzahlenden, in einem Schand buche Lie der Wortbrüchigen eingetragen werden. — Der Kriegsminister Arnaud ist hoffnungslos er krankt. — Mehrere officielle Zeitungen sprechen sich gleich den englischen gegen die zu große Strenge Oesterreichs in Italien, vorzüglich gegen das Se-
