Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188509289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850928
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850928
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-09
- Tag 1885-09-28
-
Monat
1885-09
-
Jahr
1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1885
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh «'/. Uhr. HHicti-n und ErPe-ttion IohauneSgaffe 8. L»rechüon-rn -er L»-«cti«n: vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—8 Uhr. «»«r»t »« für »»« Nn«»er deftt»«»»» 8» lern«» «» »ochent«,«, »t- L llhr Nnchmtkl«^, an L««n-»«» Festtag, früh dl» Lir. 3» -r« Filialen str I«s.-L»u»h»e: VN» Ulk»«, Untverfittt-ßpatz« 1. L«»ts Lisch». Kaidannenstr. »8, p. onr di« >/.S Uhr. -R 271. Anzeiger. Organ fnr Politik, Localgcschichte, Handels - »nd Geschäftsverkehr. Montag den 28. September 1885. Mesi.Auf1aqe I!>,2K0. ^donnnnrntspreis Viertels. 4' . Mn. inet. Bringenobii e> Mk. ' ' Post bezogen 6 Mk. Jeder.,,.-; Belegexemplar 10 'Li. Gebühren in: Erlrabe.laqeu lin Tageolatt-Format ae'nlzt' ahne ..»sib 'örder:::-g anl Postdesrrderung 48 M! Inserate ögeipalrer.e Petitze;l; Pft Größere Schrisren laut uni. PreiSverzr chaiß. Ladellanscher u. Ziff-rniatz nach höderin Tarii. Kkllamen uutrr dem Redactionsstrlch dft4qelpalt. Zelle 50 Ps., vor den Familien nachrichicu die bgespallene Zeile *0 P!. Ialerale sind slei« an die Expedition zu jeuden. — Rabatt wird »ich: gegeben. Zahlung prnennmorancko oder durm Prst- Nachnahme. 79. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vekannlmachun-. Da« von Frau Amalie Friederike ver«. Falke grd. Lanbmann gestiftete Stipendium für rtnrn den» Königreich Lachsen angehürenden St«, btrende« der Rechte aaf hiestger Untverfittt soll von Ostern ds. I». an a»f drei J.ihre vergeben werden und zwar zunächst an einen Rachkommcn de« Kaufmanns Lhrtstian Gottfried Landgraf in Hohenstein und erst in Ermangelung eine- solchen an eine» anberen auf hiesiger Universität die Rechte Studirenden. Bewerber um diese« Stipendium fordern wir aus. bez. bei Verlust ihre« Anspruch« dts z«m IS. Octoder dd. IS. unter Beisüb»ng der erforderlichen Zeugniste und Nachweise schriftlich de« un« sich anzumelden. Leipzig, den 17. September 1885. Der Skath der Stadt Leipzig. vr. Äeorgi. Stöß. Vekännlmachun-?' Die Au-sührung der Erv- und Macadamisirung-arbeiten in der Verlängerten Uorkstraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Berwallung. Rathhau«, ll. Etage. Zimmer Nr. 14. au« und können daselbst eingesehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Erd- und MacadamisirungSarbeiten in der Verlängerten Norkstraste" versehen ebendaselbst und zwar bis zum k. Oktober 1885, Nachmittag« 5 Uhr, ein- zureichen. Leipzig, am 25. September 1885. DeS Rath» der Stadt Leipzig Straßenbau«Deputation. Erledigt bat sich unsere Bekanntmachung vom 31. diese« Monat«, die Auf findung eine« unbekannten Leichnam« betreffend, durch Recoguition desselben. Leipzig, am 2b. September 188S. Das P«It»eiamt der Gtsdt Leipzig. Bretschaetker. vr. Wagler. Nichtamtlicher Thetl. Zur deutsch-spanischen Streitfrage. Der Streit zwischen Spanien und Deutschland ist auf dem Wege, ausgeglichen zu werden, die Angelegenheit wegen der Beschimpfung de« deutschen Wappens am GcsandtschastS- gcbäude in Madrid ist erledigt, die spanische Regierung hat sich in einer Form entschuldigt, welche in Berlin als zufrieden stellend anerkannt worben ist, und auch die bisher von Spa nien al« etwa« ganz Unmögliche« erklärte Schiedsrichtersrage ist auf dem Puncke angelanzt, wo e« sich entscheiden muß. ob die spanische Regierung sich direct mit der deutschen Uber die Karolinenangelegenhci'l verständigt, oder es aus einen Schiedsspruch ankommen läßt. DaS ist ein Laus der Dinge, welcher noch vor drei Wochen nicht für möglich gehalten wurde. Spanien war vollständig verrannt in den Gedanken, daß Deutschland an ihm eine schnöde Rechtsverletzung begangen habe und schien bereit, die Regierung, welche ihr nicht den Willen that, und Deutschland den Krieg erklärte, zu stürzen. Nicht nur in Frankreich, sondern auch bei un« sah man die Sachlage in Spanien als für da« Königthum daselbst sehr bedenklich an und eine Revolution, welche Alsonso den Thron gekostet hätte, würbe bei uns kaum überrascht haben. Aber Alsonso hatte das rechte Mittel gewählt, um die Schwierigkeiten der Lage zu überwinden, er fand zwar, daß vaS Recht aus Seiten Spanien- sei, aber er bestand trotzdem darauf, daß erst der Versuch gemacht werden müsse, mit Deutsch land auf diplomatischem Wege zum Ziele zu ge langen. Dadurch war Zeit gewonnen, und daS war das Wichtigste. Gefährlich war dieser Entschluß des Königs immerhin, denn er wagte es, die Ungeduld der leidenschaftlich erregten Spanier zu zügeln, und das war eine Zumuibiiiig an ihre Vernunft, welche leicht ihren Widerstand Hervorrufen konnte. Aber Alsonso drang durch, weil die Armee fest blieb, und daß sie fest blieb, ist den langjährigen Bemühungen des jungen König- z» verdanken, den undiSciplmirlen rohen Hausen, welchen er im Jahre 1874 in Spanien vorfand, in eine Armee von modernen Begriffen zu verwandeln. Zwar ist der Geist des Aufruhrs in der spanischen Armee noch immer nicht be schworen, der Fall deS Generals Salamanca ist in dieser Beziehung bezeichnend genug, aber Generale wie Pavia, Quesaka und die Marlchälle Iovcllar und CampoS haben die Oberband und dadurch wurde eü möglich, die unzuver lässigen Elemente in der Armee »iederruhallen. Heute steht die Sache so. daß das Ministerium zum Sturze reis ist. aber der König hat VaS Hest in Händen, und die Männer, welche er an die Regierung berufen wird, haben die Aufgabe, die friedlichen Absichten des Königs zur Aus führung zu bringen. Für die deutsche Regierung war eS niemals zweifelhaft, daß die Karolinensrage nicht zun: Kriege mit Spanien führen werde, dagegen war die Wabl schwer, wem das Schiedsrichteramt übertragen werben sollte. England war zu sehr Partei in der Frage, denn diese Macht batte ja schon im Iabre 1875 Schulter an Schulter mit Deutschland die spanischen Anmaßungen zurückgewiesen. Daß Frankreich nicht geeignet sein konnte, das Schiedsrichteraml zu üben, liegt aui der Hand und bei Italien wallet« auch daS Bedenken der Stammverwandlschasl mit den Spaniern vor, welche ja schon in der Presse bei Beurlheilung der Frage stark genug zum Ausdruck gekommen war. E« blieben von den Großmächten Ruß- lanvunv Oesterreich übrig, aber beide Mächte stehen mit Deutsch land in nahem Bnndnißverbältniß und erschienen aus diesem Grunde ungeeignet. Wellte Deutschland also nicht an die Macht zweiten RangeS appclliren, so blieb nur das übrig, was in der That geschehen ist. Deutschland hat den Papst als Schiedsrichter vorgcschlagen und der Papst hat dem Ver nehmen nach da« ihm angclragene Amt angenommen. Aus den ersten flüchtigen Blick könnte e« scheinen, al« wenn da mit dir Frage auch zu Nngunsten Deutschlands entschieden wäre, denn welcher Grad von Unbefangenheit gehört ür da» Oberhaupt der katholischen Christenheit dazu, um ein von einer katholischen Macht al« unzweifel haft erklärte« Recht al« ein nur in ihrer Einbildung vorhandene» öffentlich anzuerkennen! Aber ganz so ist die Sachlage doch nicht aufzufaffen. Der Papst nimmt al» Oberhaupt der katholischen Kirche eine so hohe sitt liche Autorität in Anspruch, daß er in rein menschlicher Beziehung al« über den Parteien stehend erachtet werden muß. Und wenn dem auch in Folge der Unvollkommenheit, welche allen menschlichen Einrichtungen anhastet, nicht so sein ollte, so ist koch der Fall so außerordentlich, wenn eine protestantische Macht den Papst zum Schiedsrichter ausruft, baß dieser sich die höchste Unparteilichkeit zur Pflicht machen muß bei Au-Übung de« SchiedSrichteramteS. Zwischen Papst und Kaiser besteben freundschaftliche Be ziehungen; der beste Beweis für diese Thatsache ist der Besuch, welchen der deutsche Kronprinz im Dccember 1883 Leo XIH. abgestattet hat. Daß wegen Besetzung de« ErzbiSlhumS Posen-Gnesen und wegen der Maigesctze noch MeinungSver« chiedenhciten bestehen, kann daran nicht« ändern. Le« Xlll. hat den sogenannten Culturkamps nicht hrrvorgerusen, sondern denselben von seinem Vorgänger Piu« IX. überkommen, und wenn er noch nicht beendet ist, so liegt da« weniger an dem Willen deS gegenwärtigen Papstes, als an der Macht der jesuitischen Propaganda, von welcher er sich nicht vollständig ioSmachen kann. Aber in die katholische Welt ist dieser neueste BiS- marck'sche Gedanke wie ein Blitz eingeschlagen, die Centrum»- partei ist dadurch in ihrem Gleichgewicht gestört, sie weiß nicht mehr, wo auS und wo ein. Und wenn der Streit zwischen Spanien und Deutschland auch ohne Mittelsperson von Regierung zu Regierung aus geglichen werden sollte, so bleibt doch die Thatsache der An rufung des Papste- als Schiedsrichter in einer daS protestan tische deutsche Kaiscrthum betreffenden Streitfrage bestehen und diese Thatsache ist an sich so bedeutungsvoll, daß ihre Tragweite nirgends verkannt werden kann. Der Kern dieser weltbewegenden That liegt dann, daß dadurch der Streit um die Maigefetze in die zweite Linie gedrängt wird, daß er aus einer Machtfrage ersten Range« und au« einer Existenzfrage der katholischen Kirche zu einem Streit der Meinungen gewöhnlicher Art herabgedrückt wird. Der Papst bat za von jeher die erste Stelle unter den Machthabern der Erde beansprucht, die geistliche Macht hat von jeher für vornehmer gegolten al lste weltliche. Durch die Ucbertragung de» Schlcd-richter- amtS an den Papst in einer rein politischen Angelegenheit wird dieser Anspruch bi« zu einem gewissen Grade al« be rechtigt anerkannt und da« muß die öffentliche Meinung in der katkolischen Christenheit für die Sache erwärmen. Fürst Bismarck hat damit auch den Weg gesunden für die Abgrenzung der kirchlichen von der weltlichen Macht. PiuS IX. entschied die Frage in anderer Weise, er erklärte, daß durch die Taufe ihm die gesammte protestantische Christen- heil angeböre und daß cS nur Selbsttäuschung dieser sei, wenn sie glaubte, in ihrem religiösen Leben ohne den Papst bestehen zu können. Fürst Bismarck kehrt den Spieß uni, er gesteht dem Papste eine ideale Macht auf politischem Gebiete zu, aber er beschränkt dieselbe auf diesem Gebiete aus das kirch liche Leben. DaS Ccntrum vermischt beide Gebiete mit einander und schöpft auS der kirchlichen Macht des Papst thums seinen politischen Einfluß. DaS ist ein unlös barer Widerspruch, welcher der katholischen Christenbeit zum Bewußtsein kommen muß. Ein freiwillig «„geräumter Einfluß idealer Natur aus die Gestaltung des Gesammtver- siällnisscs zwischen der Culturmensckhclt kann dem Papste zugcitai'.dcn werden, dagegen muß ibm der Einfluß aus die Gestaltung der staatlichen Berbälliiisse der einzelnen Mächte, gleichviel ob sie protestantische oder katholische Bevölkerung habe», versagt bleiben, und darum müssen auch die Rechte der katholischen Kirche auf die Bekenner der katholischen Confessio», aus da« rein kirchliche Gebiet beschränkt bleiben. Das ist eö, was Fürst BiSmarck mit seinem neuesten genialen Gedanke» der Wett zum Bewußtsein bringen wollte. * « * » Die königlich spanische Regierung hat aus Anlaß der am 4. d. M. vor dem Gebäude der kaiserlichen Gesandt schaft in Madrid vorgcsallcnen Excesse an ihren Ber liner Vertreter die m Ucbersetzung folgende (oben erwähnte) Note gerichtet: Ew. Excellenz haben von den bedauerlichen Borsällea Kenntniß erhalten, welche sich in der Hauptstadt in der Nach! vom 4. d. M. ereignet haben. Eine zügellose Bolksmasse zog in Benutzung der Aufregung, welche die seiten« de« General-Gouverneurs der Philip, pinen am nämlichen Tage eingegangenen Nachrichten hervorgeruscn halten, in Srhaaren nach dem von der dcuischcn Geiandtschaft be wohnten Hause und riß nach einem heftigen Kampse mit de» zum Schutze dort ausgestellten Polizei-Agcnten das Wappen herab, um dann damit einen Theil der Stadt zu durchziehen. Aus den Ew. Excellenz zuqcgangenen Schriftstücken werden Sie entnommen habe», daß die Regierung Sr. Majestät in der Vor aussicht, die Angelegenheit der Karolmcninseln könnte vielleicht de» Borwand zu Unruhen liefern, sich beeilt hat, die energischsten Maß- regeln zu ergreift», um in der Hauptstadt sowohl wie in de» Provinzen die Gesandtichast Sr. Majestät des Deutschen Kaisers und die Kaiserlichen Konsulate gegen jeden Angriff oder jede Beleidigung seitens Derjenigen z» schützen, die au« besonderen Motiven kein Mittel unversucht lassen würden, um einen inter- nationalen Conflict von den unheilvollsten Folgen heraus zu beschwören. Zum Unglück hat der Mangel an Energie de« mit dem Schutze der deutschen Gesandtschaft in Madrid betrauten Polizei-Ehess und der das deuische Conftitat in Valencia bewachenden Polizei-Agenlen die angeordiieten Vorsichtsmaßregeln vereitelt. Die Regierung Sr Majestät hat, sobald sie von den Borkomm, nisscn Kenntniß erhielt, den Polizei-Ches, welcher die deutsche Ge- sandlschast in Madrid bewacht ha», »nd die Polizel-Jnipecloren, die mit dem Schutz des deuische» Consulais in Valencia betraut waren, ihre« Amtes enthoben, da ihrer Schwäche die Schuld an den be- gangenen Excei'scn beizumessen ist. Gleichzeitig hat sie die Ein- leitung eines gerichtliche» Verfahren« anyeordnet, demgemäß die gedachten Polizei-Agenten und ein gewisser Anastasio Albarrä» Garcia. in dem der Anstifter d s in der Straße „Amor de D,os" begangenen Excesft» vermuihet wird, sowie 15 zugleich mit Jenem verhaftete Individuen, wegen Theilnahme an den Ruhestörungen vor Gericht zu stellen sind. Die Regierung Sr. Majestät hat die Ausschreitungen gegen die Vertreter einer Macht, mit we!rl>-r Spanien enge Beziehungen unter- hält, lebhaft bedauert; sie vcruriheilt dieselben in ausdrücklicher und formeller Weise und beauftragt Ew. Excellenz, dies zur Kenntniß des Herrn Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten zu dringe», Indem sie hofft, daß diese offenen und freundschaftlichen Erklärungen von der Regierung Sr. Majestät deS Kaisers in demselben Geiste der Aufrichtigkeit und des Entgegenkommens werden ausgenommen werden, von dem die Regierung Sr. Majestät bet Uebermittelung derselben beseelt ist. «ns Allerhöchsten Beseht theike ich Vorstehende» Ew. Excellenz zu dem bezeichneien Zwecke mit. Goit erhalte rc. Madrid, den 10. September 1885. Jos« Elduayen. An den Herrn Bevollmächtigten Minister Sr. Majestät tu Berlin. Zur Lage in Madrid wird der „National-Zeitung" von dort vom 23. d. M. geschrieben: Die Fehler der spanischen Diplomatie sind in der That so zahlreich »nd so unglaublich groß, daß es dem wärmsten Freunde der spanische» Regierung schwer wird, an eine für Spanien günstige Beilegung der schwebenden Slreiisrage zu glauben. Im hiesige» auswärtigen Amte hat die in de»lschen Blättern zuerst wieder- gegebene Rote des englischen Gesandten in Madrid vom 14. No- vember 1876, in welcher Layard mittheilt, der damalige Minister- Präsident LanovaS habe in einer vertraulichen Unterredung ver- sichert, daß Spanien niemals die Gouverainetät über die Karolineninseln in Anspruch genommen habe, außergewöhnliche Erregung hervorgebracht. Bei der spanischen Lotteriewirlhichaft hat eben Niemand sich die Mühe genommen. daS englische Blaubnch von 1882 zu lesen, so daß die dem spanischen Minister in den Mund gelegten Beußerungen selbstverständlich nicht nach Veröffentlichung desselben ossiciell demenlirt worden sind. Da 1882 Sagasta am Ruder war, richten sich die Anklagen der Eonservaliven gegen die Liberalen, welche eS versäumt hätten, die Reklamation seiner Zeit zu machen. Die ministerielle „Epoca" widmet der Angelegenheit einen ausführlichen Artikel, in welchem sie auseinandersetzt, daß Layard den Ministerpräsidenten trrthümltch verstanden habe. CanovaS habe nur versichert, „daß die spanischen Behörden in den Gewässern und aas den goto- und Karolinen-Jnseln keine jurisdictionalen Acte vorgenommen »och autorisirt haben, weil die spanische Regierung dieselbe» für nuveretabar mit den thatsächlichen Zuständen der Karolineninsela gehalten hätte". Was Lanovas dem englischen Vertreter gegenüber behauptet habe, sei nicht die Nicht existenz der spanischen Souveratuetät cks juro aus die Karolinen, sondern einzig und allein die Nichtausübong dieser Souverainetäi. Diese letztere Behaupiung gilt ohne Zweifel nicht wenig, da die Spanier ja jetzt gerade in ihren Noien von angeblicher effek tiver Besitznahme so großes Wesen machten. Augenscheinlich be- findet sich der spanische Ministerpräsident in einer Sackgasse: 1876 behauptete er, daß Spanien über die Karolinen <l« knet» keine Souve- raftietät ausgeübt Hai, und 1885 bringt dasselbe Ministerium Docu- mente herbei, »m dic Ausübung der spanischen Souveränekät wäh rend des Besitze» der Karolinen zu beweisen! Dic Erben der Eon- ExrveGven frohlocken und ihre Organ«, die sagastinische „Iberia" mild cl>s Blatt der Linken „Resumen", fordern das Labinet ans, leine Demission zu geben, was natürlich nur eine Frage weniger Wochen sein kan», da dasselbe nach Innen und nach Außen seine Autorität verloren hat. Im eigene« Schoße geberdeu sich die An- bänger des klerikalen Pidal so unbotmäßig, daß daS officlöse Organ deS UnterrichisministerS, die „Union", schon zweimal hat cvnfisciri werden müssen, und zwar beide Mal« bei Gelegenheft der Karolinensrage. Wahrscheinlich ist. daß daS conservative Labinet demnächst rin Rothbuch über die Beziehungen Deutschlands und Englands ver öffentlicht, in welchem die aus die Jolo- und Karolinensrage sowie die aus den morlus viremli mit England bezugnehmenden diplo matischen Doeumcnte zur Veröffentlichung kommen werden, und welches z» gleicher Zeit daS politische Testament der Conservativen bedeuten soll. Im übrigen wird osficiös versichert, daß die gestern zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grasen Benomar be gonnenen Unterredungen den freundlichsten Lharakier trüge» und eine besriedigende Lösung der Frag» erhoffe» lassea. Ossiciö« wird zur Lage au« Berlin geschrieben: „Allem Anscheine nach bak der Pap ft seine Bereitwilligkeit zur Uebernahme der >bm angetragenen Vermittelung zwischen dem Deutsche» Reich uno Spanien in der Karoline»- Angelegeiiheit erklärt. Diese Vermittelung würde indessen erst da»» Platz greisen, wenn sich eine direkte Verständigung beider Tbcile nicht erzielen lassen sollte. Ziinäcbst wecken also die Verhandtungen von Cabinet zu Cabiixft fortgesetzt und ist, wie wir hören, die Hoffnung noch keineswegs aus- gegeben, baß bei der Loyalität und Aufrichtigkeit der diplo matischen Beziehungen, die zwischen dem Deutschen Reich und Spanien obwalten, dic Herbeiführung einer unmittelbare» Verständigung über den streitigen Gegenstand gelingen werde." Leipzig, 28. Lcptember 1885. * Der Bnildesrath hielt ain Freitag unter dem Borsitz deS SlaatSministerS, StaatSsecretairS deS Jnuern von Boetticber eine Plenarsitzung ab. .Der Herr Vorsitzende machte Mittbcilnnq über die crsolgte Ernennung eines Bevoll mächtigten zum BlliideSratb »nd schlug vor, die Vorlage, betreffend die Ergänzung der Vorschriften über die Prusung der Sccschifscr. den Ausschüssen für Hantel und Vcrkebr und für daS Seewesen zu überweise». Diesem Vorschläge wurde zugestimml. Der Antrag Preußens und Hamburgs, wegen erneuter Anordnungen aus Grund deS tz. 28 deS Gesetzes gegen die gemcingesährlichcn Bestrebungen der Social vemokratie und der Antrag der Ausschüsse für Zoll- und Stcuerwese», für Handel und Verkehr und sür Iustizwese», betreffend die Anwendung deS durch daS Gesetz vom 29. Mai d. I. abgeändertcn Gesetzes über die Erhebung von Reichs-Stempelabgaben, wurden genehmigt. Mehrere erledigte Stellen bei DiSciplinarkammern gelangten zur Wiederbesetzung. Endlich wurde über die Anträge Badens, betreffend die ZoUbchandluiiq der gefüllt mit Mineralöl ein gehenden Fässer, über die Zollabfertigung von Wollengarn, sowie über die geschäftliche Behandlung mehrerer Eingaben verschiedenen Inhalts Beschluß gefaßt. * Tie jüngste Rede Bcnnigsen'S findet in der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" folgende Würdigung: Die aus dem Ha nnoverschen Parteitage der National liberale» gehaltene Rede von Benniqsen's wird ihrer Bedeut samkeit nach schon durch die Thalsache gewürdigt, daß dic Organe aller Parteien sich fori und fort mit ihr beschäftige» und Stellung zu ihr zu gewinnen streben. Die>enige der CentromSorgane ergiebt sich von selbst aus der offenen Gegnerschaft, zu welcher sich Herr von Bennigsen bekannt und !ei»e Paricigcnossen ausgesordert hat. Wenn ibm ober zum Vorwurf gemacht wird, daß er nicht ebenso ununiwnndc» sich gegen die Fortschrittspartei resp. dic „Dculichsreisinnigcn" ausgesprochen hat, wie gegen den Uilramoiilanisnius, so giebt die Behandlung, welche er aus dieser Seite erfährt, genugsam z» erkennen, daß man die Tendenz seiner Rede wohl verstanden habe. Um so schlimmer iür diese Partei, daß sie, um sich im Ansehen z» behaupleiiM nichts Besseres zu thpn weiß, als die Argumente zu verstärke», nnl welchen tue v. B:iin!gftn'sche Rede einen so mächligcn Eindruck aus die Zu hörer und Leser gemacht hat. „Die Partei über Allesl" — Das ist im Grunde genommen di Antwort, welche der Aussordernng zn gemeinsnmer Arbeit ze geben wird. Sie schallt aus der Anklage heraus, daß Herr v. Benniaien, indem er Liberalismus und Louscrvalismos als sich er . ade Härteren der politischen Enlwickeluag aaerkanal — aus ten ^ . aller eines „Liberalen" verzictnet bade; sie schallt aus dm > n> heraus, daß er die Nation ans de» Standpunkt des „ba kic. Uulerthaneoverstandes zurückbringen wolle, weil er ein Zuiaiu neu wirken mit der Regierung zur Pflicht macht und das »arlaittenia.n x Ansehen noch dem Maß positiver Leistungen abschatzi. lZarteirn über Alles! ist die freisinnige Losung, und parlamentarische Mühle fortklapper« könne — die Ovvosi' m >> mSmo. Nur schnchkern und sehr vercinzelr wagr >iw der > hervor: ob es denn nicht politisch klug wäre, wenn auch d :Ii':o sllion mit Bezeichnung ihrer positiven Ziele l.ervorlreien Ein solches Gewissensbedenken wird sosorl nieder,cicbrie> r Gegenmabnuiig, sich durch Theilnahme an der Arbeit der > >.- war! Nicht die Zukunft zu verscherzen, welche nelüelich le ken Charakteren Vorbehalten bleibt, welche zn Allein: Nein! en: denn „Alles, was besteht, — ist werih, daß es zu Grunde Wenn man sich aber nicht am wenigsten darüber en>:'.'n zeigt, daß Herr von Venniasen «tue Parteiumbildung in. : iayi. welche mit Nothwendigkett immer und überall da eintre:-a muß, wann »nd wo die vorhandene Parteibildunq dinier der gei :. ".I c!i Entwickelung zurückgeblieben ist: so ist es freilich unbegreiiiich, daß die „Freisinnige»" Herrn von Äeunigsen einen Berralh an der liberalen Sache andichien können, während sie sich bereit« mit dem Gedanken vertraut machen, bet den bevorstehenden Wahlen aber mals einen Theil ihrer Mandate zu verlieren. WaS spricht stärker ür die Voraussicht des Staatsmannes al» diese Beiürchiunz der lartei? Es hilft eben nicht«, mit den alten Schlagwortcn gegen den mächtigen Zug der Zeit z» kämpfen, welcher die großen geschlctnlicheu Thatsache» der Wiederausrichtuug deS Deutschen Reichs nach allen Seiten hin sür die reale« Interesse» nutzbar machen will und dabee dem positiven Schaffen allein seine Symvalbien zuwendcl. Wie vorher da» Heidelberger, so hat letzt doS Hannoversche Programm aus «in Arbeitsseld vorwiesen, welches nicht durch die Paragraphen der Parteiprogramme abgegrenzt, sondern durch dir Rücksicht aus die allgemeinen Interessen bezeichnet wird und eben darum dir Nation mehr und mehr in dem Entschluß bestärken wird, ihr Vertraue» nicht durch Partei-Namen besummcn zn lassen, io oder» nach dem Antheil, welchen die Landtdate« an der positiven Arbeit zu nehme» entschlossen find. * Die Presse de« Een kr um« hat anqrkündigt, daß den- jrnigen Eanbidaten anderer Parteien, welche auf klerikale WLHlerstimmen rechnen, ganz bestimmte Fragen vorgeleßt »erden sollen, von deren Beantwortung ihre Unterstützung abhängig g,macht «erden wird. E« ist die« eine Neuerung in der ultramontanen Wahltaktik, die von den wachsenden Prätentionen der Partei und der Zu versicht zeugt, ihren Schützlingen in anderen Parteilagern immer mehr zumutben zu können. Früher Pflegte sich da« Eentrum in solchen Fällen mit allgemeinen ErNärungen und etlichen wohlwollenden Phrasen zu begnügen. Jetzt sollen also gani bestimmte Versprechungen gefordert werden Welcher Art dieselben sind, wird noch nicht verrathen. Es werden aber jedenfalls die bekannten Windlhorft'sche» Anträge darunter sein, StraflosigkeitdeSMeffelefen»,Wiederherstellung derftrchen- politischcn VersaffungSartikel, Aiisheduna de« ExpatriirungS- gesetze«, vielleicht auch Beseitigung der Hindernisse, welche der Rückkehr der Jesuiten im Wege stehen, nachdem sich die Mvnstrrer Katbolikenversammlung mit solchem Eifer für diese Forderung erklärt hat; auch auf da« Gebiet der Schule werden sich mög licherweise die indiScreten ultramontanen Fragen erstrecken. Man darf gesvannt sein, wer bei diesem Examen besser be- stehen wird, die Conservativen oder di« Deutschsreisinnigen, von denen eine ganze Reihe, namentlich in Schlesien „nd im Regierung«dezi rk Wiesbaden, nur durch ultra- montane Unterstützung ihr Mandat besitzen Im Allgemeinen überwiegt unverkennbar jetzt da« Bestreben beim Eentrum, der äußersten Linken vor der Rechten de» Vorzug zu geben Die „Kreuzzeitung" und ihre reactionaire Gruppe haben trotz aller Liebedienerei und Gunstbuhlerei bei den Uuraniontaneu doch nicht mehr erreicht, als von der klerikalen Presse „n u« gesetzt i» der hochsahrendften und schulnieislerndstcii Weise behandelt zu werden. Beim Centrum kommt ja übei Haupt jetzt unverkennbar wieder die „schärfere Tonart" zum Durch bruch; eS wird sich darin bei der Wiederaus,,ahme der parla mentarischen Arbeiten ein bcmcrkenSwerthcr Unterschied gegen früher zeigen. * Man schreibt un- an« Baden, 2.V September: Die Wahlen zum Badischen Landtag stehen nal e bevor; am 9. Oktober beginnen die Wahlmäunerwahleii. T m seiner stehenden Beobachter mag es scheinen, da» die Wahl!' w n - nicht recht in Fluß gekommen sei, weil große lärmende Bott rwmm- lungen bis letzt nicht oder nur vereinzelt stattgesmiden > und weil bis jetzt noch fast nirgend die Aii'stellun , der E.niin»! er folgte. Eü hat die) eine ans, re Veranlassung. Die >> .>i , M ketten, die Vermählung des Erbgroßherzogs und der En großberzoqlichrn Paares in die Haupistadt. die langen '8 n z» diesen Festen habe» die Aahlbewegung zurück ;,deaa >l jelben auch wohl viel von ihrer sonstigen Ls >r: >: diese Feste, bet denen bas innige Velhältnn u -d Volt znni lauten Ausdruck gekommen, ia: u. nicht die Parteien, so doch wenigneiis die groß der Wähler einander näher gebracht und Gege»i.,tze au i. was immerhin bei den Wahlen von Einsluß ie>» nnro, nur bezüglich der Kimvfts- »nd AuSüruck.-weiie. «irv gleichenden Eeugnisje ist jedoch von den Leitern der Wal , versäumt, um ihren Parteien znm Steg zu verhelft» und . , Parteien zu hrkaiiipftn. Ai» luhrigst-n sind die Ultra, o :^, ». welche schon seit langer Zeck durch ihre Presse re., sonne du, ' d Geistlichen die Wähler beaihecken. Der Lieg d,r Uli mn würde wobt das badische Schulgesetz, d. h die gemiichi, le, zur Abschaffung bringe», und in diesem Strebe» finden die A. großen Beiiall bei den Kutholiken, denen die gemiichic Lei» bi paßt. Unterstützung finden die Ultrainonlgiie» bei den L - traten, welche in blindem Haft gegen de» N„tiona! i'>e-' - - »ins an vielen Orten gen»',,,!»» mit den II,>o^ g diesen Vorgehen. Tic Tri»vkral>n nua Ultiauiomau n offen Bündnisse. Die Erster,» d-denken dalei aber mck „e dadurch ihre eigenen Werke zerstören; denn dic Ultra m a fordern laut dic Brftitigung d> e von kn: Demokr.ckc.' ' - ' : miigeschassenen geinuchie» Schule re. Unter ri l igen haben dic Nnlioiialiiberalen einen hg>!,„ rlr ? der grüßten Ansirrngung bedürft», den vereinigt,!, ' der Dcnivkraten und Ullraiiioiilaueii zu widerst u. Ter nixf wird hiernach trotz der bisherigen Ruhe oder grr , w n ei» ieln harter werde», und wenn die Eiuzugsiei, i i > .rn Abschluß gesunden haben, welche das ganze badisch, Vock » I llen, Jubel vereinigt, dann wird eme kurze, aber Modi um 'o ' g .ere Wahlkampagne beginne», welche die schroffe» G,-g,.„ 'r >d, die in Baden durch die Herrschiucht und Nud.ckd» ick montanen entstanden sind. Hoffentlich gelingt es d u . n. >ele- mcnten, wenn auch nicht zu gliomnen, io doch de» bisher .u'Rsttz- stand zu behaupten.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite