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Großenhainer Unter!) altungs- und ^meigeblatt. Mit Hoher Concession gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. 87. Sonnabend, den 30. October 1847. Bekanntmachung, das bei dem Milzbrände des Rindviehes und anderer Hausthiere zu beobachtende Verfahren betr. Da an einigen Orten des Leipziger Kreis-Directions-Bezirks der Milzbrand sich gezeigt hat, so wird auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern die «nb T nachstehende, bereits im Jahre 1814 durch das General-Gouvernemens- blatt veröffentlichte Belehrung, das bei dem Milzbrände des Rindviehes und anderer Hausthiere zu beobachtende Berfabren betreffend, anderweit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, wobei zugleich sämmtliche Obrigkeiten andurch angewiesen werden, im Verein mit den Bezirks - und BezirksthierLrzten dahin zu wirken, daß die darin empfohlenen Vorsichtsmaßregeln nöthigen Falls gehörig beachtet und angewendet werden. Dresden, am 11. Oktober 1847. König!. Sachs. Kreis-Direction. I)r. Dierbach. Hartmann. T Belehrung für das Publicum, in Absicht auf das bei dem Milzbrände des Rindviehes und anderer Hausthiere zu beobachtende Verfahren. Der Milzbrand, welcher in der gemeinen Sprache auch das gelbe Wasser, der gelbe Schelm und die Knotenkrankheit genannt wird, befällt nicht allein das Rindvieh, sondern auch die Pferde, Schaafe, Schweine, Hunde, Gänse und das übrige Federvieh, ja sogar das Wild. Diese bösarlige Krankheit fängt gemeiniglich in den Sommermonaten, bei und nach großer Hitze und Dürre, damit an, daß mehrere ganz gesund scheinende Stücke, die kurz zuvor noch gut fraßen, plötzlich Umfallen. Bei jeder Thiergattung er greift die Krankheit gemeiniglich zuerst die stärksten, schönsten und jüngsten Stücke und tödtet diese vorzüglich sehr geschwind; befällt alsdann auch schwächere und ältere Thiere und nimmt darauf einen langsamen Gang, so daß Besserung oder Tod später erfolgen. Als Ursachen dieses Uebels kann man, außer der großen Hitze und Trockenheit, noch annehmen: die schlechte Wartung und Pflege, die unreinen, mistigen, dumpfigen, der frischen Luft beraubten warmen Ställe, das Durstlciden, oder das Tränken mit schleimigem, faulen Wasser, das Hüten auf Flecken, die lange unter faulem Wasser gestanden haben. Die Kennzeichen dieser Krankheit sind beim Anfänge derselben folgende: , 1) Ein Zittern und Schaudern des Körpers, besonders am Hintertheile, kurz nachdem das Vieh mit kaltem Wasser ge- tränket worden. 2) Ein schneller Puls und Mattigkeit, so daß der Hintertheil beim Gehen hin und her schwankt und die Thiere zusammen zu stürzen drohen. 3) Die kränken Ldiere legen sich fast gar nicht nieder, sondern bringen die meiste Zeit stehend zu. 4) Die Freßlust ist schlecht, aber nicht ganz unterbrochen; der Mist geht klein geballt, nur in geringer Menge und selten ab Sj Luch der Harn geht selten ab und ist gemeiniglich bicrbraun. 6) Das Maul und die Haut sind heiß und trocken. Die Kennzeichen der Zunahme und eines hohen Grades des Milzbrandes sind: 1s Beulen, welcke nicht selten auf der Haut, am Kopfe, Halse, Vordertheilc der Brust, Bauche, den Schenkeln und zwischen denselben, zuweilen auch am ganzen Leibe auflaufen und ein gelbliches, salziges Wesen in sich enthalten. 2) Ein fast unfühlbarer vermehrter Puls. 3) Ein geschwindes, kurzes, beschwerliches, mit aufgespannten Nasenlöchern und Flankenschlagen verbundenes Athemholen, wobei nicht selten schäumendes Blut aus Maul und Nase fließt. 4) Eine gänzliche Verstopfung des Leibes nebst einem gänzlichen Aufhören der Freßlust und Trinkbegierde. Wenn vorstehende Zeichen eintreten, so überlebt das Thier kaum noch einen Tag. Werden aber die Haut, die Obren und Schenkel kalt, kann der Puls nicht mehr gefühlt werden, erfolgt, wenn man einen Finger ins Ohr steckt, kein Kopfschüt teln mehr, wird das vorgetzaltene Getränke nicht mehr angenommen und fängt dos Thier an zusammen zu stürzen, so ist alle Rettung verloren. Der Milzbrand ist nicht ansteckend, indem er sich nicht, wie die Löserdürre oder die wahre Viehpcst, und wie die Schaaf- pocken, auf andere Thiere derselben Art in Dunstgestalt verbreitet; weshalb auch bei demselben die Sperre nicht erforderlich ist. Wenn demnach auch eine ganze Heerde Rindvieh oder mehrere Stücke zu gleicher Zeit von: Milzbrände ergriffen werden, so ist das Uebel doch nicht in der Ansteckung, sondern in einer gleichen vorder cinwirkenden Witterungs- und Fütterungs ursache begründet. Nur dann ist der Milzbrand ansteckend, wenn die Krankheitsmaterie gerade zu, durch Besudelung mit Unreinigkeiten, Blut, dem gelben ausgetretenen Wasser, oder auch durch den Genuß des Fleisches und Blutes solcher kranken Thiere in den Körper des Rindviehes, anderer Thiere und Menschen gebracht wird. Die Vorbeugungsmittel, welche anzuwendcn sind, damit die Krankheit bei großer Hitze und Trockenheit nicht entstehe, oder wenn sie entstanden ist, nicht weiter einreißen möge, sind: