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rLRdmtli» «ich«in«i Nummern. Prönumeraüon«; Preis Sgr. (j Thlr.) »irrleliädrltch. L Tbü sür das ganze Jahr, ad ne Lr< bddung. in allen Theilen der Preuiülchcn Monarchie. Magazin für die Man »ränumerert aui diese« Beiblatt Ler.Wg. Pr. Llaa,e- Zeitung in Berlin in der Expedition (Mehren. Stroke Mr. 34); in der Provinz so »lie im Auilande bei den Wohllöbl. Post-flemtern. Literatur des Auslandes. 149. Berlin, Mittwoch den IZ. Dezember 1837. zSMWWMWWWMMMMMMMMM'eMWU Frankreich. Charles Fourier und sein Social-System. (Ndch der Hevuv üe« 6en» movtle« ) Las Lebe» Charles Fouricr'« irägl den Charakter der Isoiiluug und im Reiche de« Wandels und der Vergänglichkeit da« Bild «liier umvLttdklbareu Zurückgezogenheit aus dem Getriebe irdischer Wünsche und Meinungen, indem es nicht elastisch genug war, in zwei Welten, der Welt der Ideale und der Welt der Wirklichkeit, sich heimisch zu machen. Zwei an und für sich unbedrulende Thatsachen brachte» aus seine cige»lhümlich organistrte Natur einen bleibenden Eindruck hervor; die eine bestand in einem unerwarteten Tadel, den ec sich im Laden seines Balers, eine« Tuchbäudlcrs zu Besancon, zuzvg, als er eine ge- wöbnlichc Kausmannslüge durch die kindliche Erzählung des wahren Heogangc« widerlegt halte — damals war er sünf Jahr alt —; die andere, welche ihm in seinem ncunzebnten Jahre zusticß, war dir Ver senkung einiger Gelraide-Lorrälhe, welcher er als Kommis eines Mar seiller Handiungshause« beiwohnen mußte. Diese beiden Vorfälle, die er ost die Wendepunkte seiner inneren Weltanschauung nannte, riefen seine Ansicht über die Natur der geselligen Verhältnisse hervor; die Unwahrheit sah er als die ausgednmgenc Gespielin der Kindheit und al« Herrscherin im Handel und Wandel, und die Ausschließlichkeit de« Monopol« selbst die freien Gaben der Natur unter ihr eisernes Sccptcr beugen. Dieser zwiefache Vcrrath ließ ihn mit Bestimmtheit auf eine früher oder später eintreiende neue Ordnung der Dinge schließen, welche aus die größere Treue im Verkehr nnd eine barmonifchere Berechtigung Aller sich gründen würde. Von dieser reformatorischen Gesinnung aus gehend, legte er sich vor Allem aus die Beobachtung bei möglichster Zurückgezogenheit. Eine angeborene Abneigung, ein systematisches Miß trauen erleichterte cs ihm und gestaltete ihm nicht, sich an die Gewohn heiten de« geselligen Leben« sklavisch anzuschließen, daß sie ihm wie den Anderen zur zweiten Natur würde», sondern bewahrte ihm die Ruhe, sie zu bcurlbeilen, und die Kraft, sic zu bekämpfen. Zu diesem Zweck stellte Fourier sich eine Regel auf, welche die seiner Leden«, da« Gesetz seine« Denken«, der Schlüssel zu seinen Thesen war, nämlich absolute Skepsis und Zndifferenlismu« gegen die Außenwelt, um sie unparteiisch zu würdige». Vermittelst dieses Jndissereniismu« konnte er die Dinge in ihrer wahren Gestalt betrachten, nicht aber in dem trügerischen Lichte, welche« den, der sich der kursirenden Münze gang- und geber Meinungen widerstand-lo« hingiebl, ohne sie in dem Foku« einer kräftige» Persön lichkeit zu sammeln, größtcnihcil« blendet und anlockl, und der Zustand geistiger und sittlicher Armntb der Mciischheil zeigte sich ibm in seiner ganze» Blöße. Neben den heilige» Bauden dcr Ehe warf die frevle Verletzung derselben ihre Schlingen, die Käuflcichkeit wohnte im Gefolgt der Politik, die Beschränktheit stand im Wechsetverkehr mit der Inlrigue; der Mensch vergeudete seine Kräfte in nutzlosen Kämpfen, die Geschicke der Einzelnen durchkreuzten sich di« zur Zerrüttung, und eine allgemeine Erschlaffung war die Folge. Kurz, unser Kreuz und Jammer, unsere Dornen rosen, unser hohlwangige« Lachen standen in ihrer ganzen Größe vor seiner bekümmerten Seele. Von der Ueberrcise der Mensch heit« Erkrankung überzeugt, ergriff er zwei Fackeln nnd beleuchtete mit der einen de» Irrweg de« phvsischen und moralischen Schmerze«, mit der anderen den geebneten Pfad der Befriedigung und de« Ge nüsse«, und bei ihrem Helle» Schein suchte und fand er nach seiner An sicht da« Bessere. Alle Mißverhältnisse in dcr Gesellschaft haben nach Fourier nur eine gemeinschaftliche, aber tiefliegende und darum nicht genug ergründete Quelle, nämlich die falsche Ansicht, baß Gott nicht allen Dinge» die Bestimmung, wahrhaft gut und nützlich zu seyn, gegeben hätte. Wenn die Menschheit nicht mit derselbe» Harmonie ihren Kreislauf wie die Sphären beschreibt, so liegt der Grund in dem den göttlichtn Absichten cnlgeqenstebenden Umschwung, dcu sic eigenmächtig sich gegeben bat. Zwischen Schöpfer und Geschöpf herrscht ein sünftausenkjähriges Miß- verständniß, indem alle Philosophie- und Moral-Systeme bi«her zwei Arten der Triebe am Menschen unterschieden, die guten und die bösen, und die Erziehung die Unterdrückung dieser nnd die Heranbil dung jener erzielte. Welche andere Folgerung läßt sich aber au« diesem seit so vielen Jahrhunderten fruchtlos versuchten Unlerdrückung«-Svstcm ziehen, als daß die bösen Triebe unzerstörbarer Nalur und cbensall« höhere» Ursprungs scyen? Die« vorausgesetzt, bleibt wohl etwa« Andere« übrig, als zu verstichm, ob diese Triebe und Neigungen, die man in die Kategorie dcr bösen setzte, nicht «inen Beruf, eine nolbwendige Stelle i» der allgemeinen Harmonie der Wefen haben, ob Pc, mit einem Worte, nicht eine Wohlthat werden könnten, anstatt ei» Uebel zu feynf Lie Leidenschaften dienstbar zu machen, ihnen eine freie und ungehinderte Entwickelung zu gestalten, so daß sie alle Nutze» stifteten, keine Schaden, die widerstrebende» Neigungen und Kräfte in einen harmonischen Verband zu bringen; dies sollte» die Hebel de« Fonrier- schen Socialismu«, dies Lie Stützen dc« neue» Shstcm« werden. Von diesem dunkeln, reifer Prüfung entbehrenden Gedankenblitze ausgehend, erschien im Jahre 1808 seine lange Zeit unbekannt gcblic, bene Schrift: la Pitöncie ,1«» ezualr« luauvemmm "), die bereit« da« System des Verfasser« enthält, de» ganzen eigemhümlichen Zdecnkrei« desselben, zu dem die folgenden Schriften nur Lie weitere Ausführung und den Kommentar liefern konnten. Schon ist es seine Absicht, die Einzel-Haushaltungen zum Besten dcr größeren Familien- und Staais- Haushaliungen aufzulöseu, die Masse nach Phalangen"") zu organisirc» mit Hülfe einer Ari von prästabilirier Harmonie oder Anziehung der Geister, .atteaelinn z>a88im>ee, wie er sich ausdrückt, um das freie Spiel der Neigungen in seinem neuen Reiche zu bezeichnen. Alle«, was später die Stärke und den Glanz seines Systems bilden sollte, findet sich dort im Umriß, al« ringender Gedanke, al« Divination: die bäuerliche» Vereine, dcr Grundsatz dcr wechselseitigen Arbeit, die koSmo, gonifchen Phasen de« Erdballs "°"), die Verlheilung nach Serien und Gruppen, die Begünstigung von Kunst und Wissenschaft, selbst die be rühmt gewordene Formel, Vermögen, Kunst und Talent in ge höriger Mischung aufzunebmcn. Trotz dieser Verdienste ist da« Buch einseitig und unpraktisch; das Bild der beabsichtigten Sitlenumwälzung geht unter in der breiten und zerflossenen Kritik ihrer bisherigen Ge staltung, kurz, der Verfasser ist über seine Reformen selbst noch nicht im Klaren. — Aber auch schon in diesem Buche, wie in allen Schrif ten Fourier«, überrascht dc» Leser die Mannigfaltigkeit dcr Studie» und die große Belesenheit des Mannc«, die sie voraussctzen. Fourier'« reicher Geist berührt alle Felder des Wissens mit Kennerschaft und ein« dringendem Blick, die Literatur liefert ihm nngesucht eine große Zahl glücklich gewählter Stellen, die Geschichte seltene und treffende Data, das gewerbliche Leben sinnvolle Beobachtungen, die Mathematik die strengen Beweisführungen, die seine Werke charakterisiren, die Philo sophie die vielseitige und lichtvolle Entwickelung, al« Zengniß seiner großen Gewandtheit in den verschicdenstcn Formen der Spekulation, lind dieser Man», welcher de» Kreis menschlicher Erkenntniß wie zu seinem-Vergnüge» durchlaufen bat, um sich dann von ihr loszusagcn und sie für eitel zu erklären, diescr Denker, dieser Forscher, wer ist er? Ein Mensch von untergeordneter Stellung, der keine Universität«- Studicn gemacht, e« ist der Kommt« eine« HandlungShause«, dcr seinen Namen nicht zu veröffentliche» wagt und sich nur Charles nennt, unter dessen Firma allein ec alle Einwürfe, die man gegen ibn erbeben würde, zu widerlegen sich bereit erklärt. Zu seinem Bedauern erhoben sich deren aber wenige; denn die kleine Zahl von Lesern, die er fand, hielt ihn ohne Zweifel für einen Schwärmer. Zwar nährte Fourier keine eitle Hoffnungen über da« Schicksal scincs Buche«, indem cr, wie sein ganze« Lebet, darlegt, die Menschen kannte und besser al« ein Anderer wußte, daß seine Theorie von den gewöhnlichen Köpfen unbegriffen bleiben würde, aber doch die, daß e« früher oder später die Aufmerksamkeit eine« vermögenden oder einfluß reichen Mannes, eines Banguier« odcc vornehmen Herrn, wer weiß, ob eines König« auf sich ziehen würde. Und allerdings bedurfte Fouricr ) D>c,c vier Bewegungen, zu denen er später eine fünfte hinzufügte, waren; monvem-nt mulvriel, Anstellung der Weitkörper; IN. »rgaulgvv, Affinität Ler Stoffe; Ekiuctu-l, wechselseitige Anziehung der Neigungen und Triebe; »romal, der Imponderabilien, und »oolal, Wahlverwandtschaft des Menschen mit seinen künftigen Geschicken. ") Ium näheren Verständniß diene Folgendes; ein Phalanx ist ein Verein von ungefähr isw Seelen, der sich in Serien vou 2« bis Zr Gruppen, Li« Gruppe zu 7 bi« s Personen gerechnet, theilt. DaS gemeinschaftliche Wohngebäude eines solchen Phalanr heißt Phalanst-re, ein großartiger Palast, der sein eigenes Theater, seine Börse, seinen Telegraphen hat; ferner große Gehöfte, au» Küchen, sm Speicher, Werkstätten u. s. w, die nur Abthestun- gen eines einzigen Liesen besonderen Zwecken gewidmeten Raumes lind Dabei kostet die Ausführung eine« Phalansc-re nicht mehr als der Bau von Sil» schlechten Wohnhäusern in einer Französischen Proviiijialstadt. Von diesen fast mehr als apokalyptischen Träumereien des ,onst s» nüchternen Fouricr können wir dem Leser zum besseren Verständnm Le« Fol genden einige Proben nicht vorenthalten; die Welt hat nach ihm eine Dauer von M,»u» Fahren, «»,»»» des Wachsthums und eben so viel der Abnahme. Dl« Welt ist also noch im KinLesalter In spateren Perioden stehen ihr no» große Veränderungen bevor Das Eis des Nordpols wird schmelze» und Las Polarmccr schiffbar werden, das Meerwasser seinen Salzgehalt ver lieren und in «in angenehmes Trinkwasser sich verwandeln. In Sibirien werden Srangen blühen und die Flora der Aeguatorialgegenden am Ec« Parallelkreis anzutreffen seyn, und als Zeichen der «nLllcheo Verklärung sich «in EaturnuSring um Len Nordpol lagern