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Mittwoch, den 22. Juli. -Nin Preis viertelsthrltch t» »«L Inserate «ew« die gch>-lteue Z-tle *«echn«. Takj68oeschichte. Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlungen den 31. Juli. Vormittags 10 Uhr: Verhandlungstermin in Privatanklagsachcn Carl Heinrich Herholds und Consorten in Kleinneuschönbergfwider Carl Gottlob Frdr. Butter daselbst. Vor mittags 11 Uhr: Verhandlungstermin in Untersuchungssachen gegen August Wilhelm Böhme aus Freiberg, wegen Diebstahls. Verhandlungstermin in Untersuchungssachen gegen Amalie Auguste Thieme in Freiberg wegen Diebstahls. Nachmittags 3 Uhr: Verhandlungstermin in Privatanklagsachen Carl Gott lieb Bernhardt's in Zug wider Moritz Beier daselbst. Nach mittags 4 Uhr: Verhandlungstermin in Untersuchungssachen wider Friedrich Baumann und Carl Friedrich Müller in Wege- farth wegen Forstdiebstahls. Nachmittags 5 Uhr: Verhandlungs termin in der Untersuchung wider Christian Friedrich Zarschler in Seifen, wegen leichtsinnigen Falscheids. In Plcischwitz bei BreSlau stürzte am 15. Juli die be rühmte alte Eiche zusammen, nachdem sie bereits seit zwei Tagen einen bedenklichen Riß gezeigt hatte. Für diejenigen, welche sie nicht gesehen, noch die Notiz, daß sie bei dem Austritte der Wurzel aus der Erde 66 Fuß und unterhalb der Stelle, wo die drei mächtigen Hauptäste sich theilten, 33 Fuß Umfang hatte, und daß in ihrem hohlen Innern auf einer dort angebrachten Bank neun Personen bequem neben einander sitzen konnten. Ihr Alter war auf etwa anderthalb Jahrtausend geschätzt. Wittenberg, 13. Juli. Die Sammlungen zum Melauch- thondenkmal in Wittenberg nehmen einen sehr erfreulichen Fort gang und haben bereits (im Laufe eines Vierteljahres) die Höhe von 2149 Thlr. erreicht. Der Allg. Ztg. schreibt man aus dem Riesengebirge vom 11. Juli: „Seit einigen Tagen bildet die Flucht des be- riichtigtigten vr. Schütte und seiner Haftgenosscn aus der böhmischen Festung Joscphstadt den Gegenstand der allgemeinen Unterhaltung, vr. Schütte, einer der Stimmführer des Jahres 1848, der in Wien durch seine Suada und namentlich durch die von ihm eingeleitete bekannte Sturmpetition eine traurige Be rühmtheit erlangte, wurde später zu 20jähriger Fesiungsstrafe verurtheilt, die er in der genannten Festung abzubüßen hatte. Als Ausländer war er von der großherzigen kaiserlichen Amne stie, die sich bekanntlich nur auf Unlerthanen Ler Kaiserkrone, die Lem Civilstand «»gehören, erstreckt, ebenso ausgeschlossen, wie cs seine beiden Stubengenossen, ehemalige kaiserliche Offi ziere, waren, von denen der eine, Graf Syrmay, auch in wei tern Kreisen bekannt sein dürfte. Wir wollen die Details der gelungenen Flucht, wie sie uns aus zuverlässiger Quelle zukom- mcn, hier mittheilen. Der Plan scheint schon seit mehreren Wochen vorbereitet gewesen zu sein, denn seit geraumer Zeit blieben die drei Gefangenen des Morgens länger in ihren Bet ten, und ließen das Frühstück, welches der Gefangenwärter zur frühen Stunde ihnen brachte, Lurch einige Stunden unberührt stehen, bis sie jenen endlich ersuchten, es lieber später zu hrin, gen, damit es durch Las lange Stehen nicht verderbe. Der Ge fangenwärter ging auf Liese ihm unbcLcnklich scheinende Bitte ein und kam infolge Lessen gewöhnlich nicht früher als gegen 1V Uhr Vormittags zu den Gefangenen, die er selbst um diese Zeit noch in ihren Betten und schlafend fand. So ereignete es sich auch am 29. Juni, wo er jedoch an Schütte einen Auftrag auszurichten hatte und daher an dessen Bett trat, um ihn zu Wecken. Wie groß war nun sein Erstaunen, als er unter der Hülle des Bettes nur eine Puppe, mit den Nachtkleidern des Sträflings bekleidet', vorfand. Er eilt zu den andern Betten und findet zu seinem Schreck dieselbe Manipulation wiederholt,, deren Priorität Ler Erfindung übrigens Hrn. Alexander Dumas in seinem „Monte Christo" gebührt. Bei der soaleich vorge- nommenen Untersuchung stellte es sich Heratzs, daß Pie Gefan genen durch den Schornstein entkommen waren, her -war an seinem obern Ausgange stark vergittert und unverletzt wgr, doch hatten die Flüchtlinge eine Settenmauer desselben in der Höhe —-mrp 'M.''' KW de« Dachbodens durchbrochen. Auf diesem fand mau »ych «i» Gefäß mit Wasser, in welchem die Rußspuren abgewasch« wurden; auch blieben die Kleider der Sträflinge daseM zurück) was der Vermuthung Raum giebt, daß sie dort auch Al^ed zum Wechseln gefunden. Der Dachboden der Kasematte -- MM beträchtlicher Länge — wurde an seinem äußersten Ende durch» brochcn gefunden, und eine daselbst Vorgefundene, auS Lotneü» streifen zusammengebundene Strickleiter lieferte den Beweis daß die Flüchtlinge von La aus den Festungswall und sofort daS Freie erreicht haben müssen. Morgens um 2 Uhr hetz M. Jm»t waren Lieselben — natürlich unerkannt — bereits itt Aeustädt an der Metau (zwei deutsche Meilen von Josephstadt entfertzü, wo sie mit aller Gemüthsruhe und in großer Heiterkeit im Gast hof ein Nachtmahl einnahmen, und von dort ihren Weg nach der nahen preußischen Grenze fortsetzten. Die späte Morgen stunde, in welcher der Gcfangenwärter erschien, hatte, wie die Flüchtlinge berechnet haben mochten, diesen einen bedeutende« Vorsprung verschafft, und die sogleich erfolgte steckbriefliche Ver folgung blieb daher ohne Erfolg. Man erzählt, Schütte habe an den Commandanten der Festung einen Brief zuruckgelaffem in welchem er für die genossene milde Behandlung dankt uH ihm verspricht, über die erfolgte Rettung und seinen ferner« Aufenthaltsort durch die Zeitungen Bericht zu erstatten. EM Adjutant des Kaisers ist bereits in Josephstadt eingetroffen, UM den Thatbestand und die nähern Umstände dieser Flucht, dse ohne Mitwisser und Helfershelfer unmöglich war - streng Ä untersuchen." Paris, 19. Juli. Der „Constitutivnnel" meldet: Graf Nesselrode ist in Paris angekommen; der Kaiser wird am 25. d. Bl. hier erwartet. „Pays" versichert, die englische Regierung habe Mazzini wissen lassen, sie könne Verschwörungen in London nicht mehr dulden. — Der „Moniteur vinicole" schreibt: Wir dürfen nicht mit Stillschweigen übergehen, daß gewisse Weinberge bei Bordeaux, namentlich die Provinz Medoc, ein großer Theil von Languedoc, einige Ortschaften des Roussillon vom Oidium hekmgesucht ward«« sind. Dagegen können wir glücklicherweise melden, daß alle Nachrichten aus Burgund, der Champagne, auS Poitu, Orleans, Tours, Nantes, Saintogne die Ernte unter den günstigsten Aussichten schildern. Paris, 18. Juli. Der „Moniteur" enthält folgende Be schreibung des Leichenbegängnisses Bvranger's: Gestern Mittag (also den Tag nach seinem Tode) fand Böranger's Leichenfeier in der Kirche seiner Parochie (St. Elisabeth) mit all dem Pomp/ welcher nach dem letzten Willen des Verstorbenen überhaupt zulässig war, statt. Das Portal und das Innere der Kirche waren über und iiber von schwarzen, mit den goldenen Anfangs buchstaben von Böranger's Namen gezierten Draperien bedeckt. Vor und nach dem von Palmen und Jmmortellenkronen über ragten Leichenwagen gingen mehrere Trauerwagen. Der Kai ser war durch seinen Adjutanten, General de Cotte, vertreten. Das Leichengefolge bildetest außer den Verwandten und speciel- len Freunden Borangc^s Me große Zahl seiner Verehrer. Man bemerkte darunter seinen Testamentsvollstrecker, Hrn. Per- rotin, die Herren Antier und Vernet, beide Verwandte des ge feierten Todten, den Hofstaatssecrejär der Kaiserin, die General sekretäre des kaiserlichen HauseS, der Seine- und der Polizei» präfectur, den Maire und die Adjuucten des 7. ArondissementS, Mitglieder des Senats, des StaatSraths und LeS gesetzgebenden Körpers, die höchsten Beamten aller Verwaltungszweigr, außer dem eine große Zahl Schriftsteller und Künstler. An dtp Aspltze des Zugs befand sich der Platzcommandant General Soumam mit seinem Stabe und einer Schwadron Pariser Garde, eine Schwadron vom 4. Husarenregimente schloß den Zug, Der Todtenmesse, welche in St. Elisabeth gehalten wurde, wohnte die ganze Pfarrgeistlichkeit bei. Beim Austritt aus der Kirche lenkte der Zug nach dem Friedhöfe Pere-Lachaise. DaS Volk drängte sich überall heran, um dem Sänger deS nationalen NuhmS die letzte Ehre zu erweisen. Jeder entblößte »hrerbiettz daS Haupt, als der Leichenzug vorüberging, und beim Anblick ----Freiberger Anzeiger de» bis Nachmittags . , Uhr für die nächst- scheinende Nummer UI Ick ' - Tagevlatt.